Donnerstag, 30. Januar 2020

Der Verspätungsschal im Oktober

Der Oktober begann einigermaßen entspannt. In den Herbstferien war der Citytunnel aufgrund von Bauarbeiten geschlossen, so dass alle S-Bahnen über die Verbindungsbahn fuhren. Das sparte Fahrzeit, musste ich doch nicht in Altona umsteigen.

Der Oktoberanschnitt des Verspätungsschals zeigt 257 Minuten Verspätung. 
In den letzten Oktobertagen kam's dann aber knüppeldick: Die A7 war mehrfach dicht, was zu Staus im gesamten Stadtgebiet führte. Die Busse, die mich zur S-Bahn bzw. von der S-Bahn nach Hause bringen, fuhren teilweise mit 50 Minuten Verspätung. Dazu kamen die üblichen S-Bahn-Ausfälle.

Ich hatte zum Glück keine Termine und blieb gelassen, stellte aber fest, dass mir nunmehr zwei Jahre ÖPNV-Nutzung Dauererkältungen und Krampfadern vom ständigen Stehen an zugigen Haltestellen oder übervollen Verkehrsmitteln einbrachte. Zwei Mal ließ ich Busse fahren, weil die so knüppelvoll fahren, dass niemand mehr reinpasste.

Ich zählte 34 Fahrten mit 257 Minuten, im Schnitt also 7,55 Minuten pro Fahrt. Fünf Fahrten waren über 20 Minuten verspätet. Spitzenreiter war eine Verspätung von 34 Minuten. Eine Fahrt war 20 Minuten verspätet, was beim HVV allerdings noch als pünktlich gilt. Dafür gibt's also keine Entschädigung, aber für die anderen fünf gab's jeweils einen Euro.

Das Verspätungssparschwein freute sich in diesem Jahr schon über 20 Euro. Dazu kämen noch weitere fünf Euro, aber die Verspätungen während des SEV in den Sommerferien werden ja nicht entschädigt, denn was nicht fährt, kann ja nicht verspätet sein.

Dieser Beitrag nimmt an der Linkparty "Du für Dich am Donnerstag" teil. Vielen Dank für's Sammeln! Wie ich zu dem Projekt kam, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge zu dem Projekt findest Du hier.

Mittwoch, 29. Januar 2020

#pmdd2020: Der 28. Januar

In diesem Jahr ist an jedem 28. eines Monats Picture my Day-Day, kurz pmdd. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2020 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Bushaltestellenwarteblick.
Nach 20 Minuten bekam ich endlich einen Sitzplatz im Bus und konnte lesen*.
Bei mir war der 28. Januar ein sehr ruhiger Bürotag. In meinem Mammutprojekt herrscht die Ruhe vor dem Sturm, wird's erst ab Freitag turbulenter. So eine kurze Atempause ist mal ganz schön, denn für's nächste halbe Jahr wird's die selten geben.

Im Büro gilt: But first coffee.
Die Keksdose muss dringend aufgefüllt werden, bevor die nächste Stressphase im Mammutprojekt beginnt.
Getarnter Tee- und Keksvorrat.
Die tägliche Verspätungsstatistik für den Verspätungsschal.
Mittagessen.
Demokratie durchspielen.
Ich habe meine Arbeitszeit reduziert und muss aktuell keine Überstunden machen, also ist es noch hell, als ich Feierabend mache.
Auch zu Hause ist es ruhig. Die Maladie untersagt seit zwei Wochen Sport oder Weggehen, also verbringe ich nach etwas Hausarbeit den Abend strickend auf dem Sofa. Kochen brauche ich heute nicht: Das Abendessen reicht für zwei Tage.

Die Waschmaschine füttern.
Mit Musik* geht die Hausarbeit beschwingter.
Bunte Lichter gegen die Dunkelheit.
Ob ich durch diese Strickanleitung später noch mal durchsteige?
Das Knusperhäuschen wird langsam abgerissen.
Abendessen.
Wenn du beim Abzählen der Maschen für den Ausschnitt des fast fertigen Vorderteils feststellst, dass du 10 Maschen mehr stricktest als beim schon fertigen Rückenteil, hilft nur noch Ribbeln. Und ich wunderte mich schon, warum das Vorderteil so weit scheint ...  
Der Dienstag gehört dem Doctor.
Ich fang' dann erstmal ein anderes Strickstück an. 
Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.
Die Rezepte zum Tag gibt's in der Kombüse.

* Affiliate links

Dienstag, 28. Januar 2020

Socken für die Gülzer Geißen aus Gründl Hot Socks Vulcano und Fjord

Wenn ein Weggefährte aus einem früheren Leben sich mit einem Ziegenhof, den Gülzer Geißen, einen Lebenstraum erfüllt, ist es klar, dass ich das Projekt verfolge und zusätzlich über die gemeinsame Weggefährtin Frau K. informiert werde.

Socken aus Gründl Hot Socks Fjord. In die Farbkombi bin ich total verliebt. Spitze und Bund sind uni Petrol.
Gerne sagte ich, dass unser Ziegenkäse ausschließlich von den Gülzer Geißen kommt, aber leider sind weder der Wochenmarkt in Bergedorf noch der in Eimsbüttel für uns erreichbar - wir kaufen entweder im Hamburger Westen oder in der Nordheide ein. Mehr lässt die wochenendliche Mütterbetreuung selten zu.

Die Socken im Detail.
Ich weiß aber dank diverser Kostproben, dass der Ziegenkäse sehr fein ist und kann ihn uneingeschränkt empfehlen. Wenn im März die Ziegen aus dem Mutterschaftsurlaub zurück sind und der Verkauf wieder beginnt, Du in Eimsbüttel oder Bergedorf wohnst, schaue unbedingt mal vorbei (und wenn Du in Boizenburg und umzu wohnst, auch). Feines Ziegenfleisch haben die Gülzer Geißen auch im Angebot!

Socken aus Gründl Hot Socks Vulcano (und mit schwarzer Spitze).
Von Frau K. erfuhr ich auch, dass Socken immer willkommen sind - im Verkaufswagen auf dem Wochenmarkt braucht's schließlich warme Füße. Und so strickte ich im Herbst dann kurzerhand zwei Paar Socken, einmal glatt rechts, einmal mit einem Rechts-Links-Muster.

Die Socken im Detail.
Dieser Beitrag geht rüber zu den Linkparties Dings vom Dienstag, Creadienstag und Handmade on Tuesday. Danke an alle für's Sammeln!

Montag, 27. Januar 2020

Das ehemalige Zwangsarbeitslager in der Reeperbahn 168

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst.

Blick auf das Gebäude Reeperbahn 168. Im Dachgeschoss befand sich ein Zwangsarbeiterlager.
Unweit des ehemaligen Logierhauses Concordia in der Reeperbahn 152 / 154 befand sich in Hausnummer 168 im Dachgeschoss eines Wohnhauses ein weiteres Zwangsarbeitslager der Deutschen Werft.

Das Haus scheint eine wechselhafte Geschichte zu haben, denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts finden sich unter dieser Adresse beispielsweise Gäthgen's Hamburger Varieté- und Burlesken-Ensemble, aber auch eine Lotterieloshandlung von Max Isenthal.

Zu dem Lager gibt es nur einen Hinweis. Weder ist bekannt, wer dort untergebracht war noch, wie lange es bestand. Mehr zur Zwangsarbeit bei der Deutschen Werft schrieb ich schon im Beitrag zum ehemaligen Logierhaus Concordia.

Dienstag, 21. Januar 2020

Schultercape aus Katia Easy Jacquard (Tutorial)

Als ich Mudderns am ersten Advent besuchte, um mit ihr zum Seniorenweihnachtsmarkt ihres Pflegedienstes zu fahren, kam sie mir wie üblich schon auf der Straße entgegen. Ihr Kleidungsstil ist seltsam, aber diesmal irritierte mich ein Detail doch sehr. "Mutti, du hast da auf der Schulter ein Frotteehandtuch unter der Weste!" - "Ja, das ist, weil meine linke Schulter immer so kalt ist." Ähm, ja, nee, is klaa.

Schultercape. Bei Tageslicht wirkt die Wolle auf mich eher Grau als Blau. 
Ich erzählte Mudderns, dass ich am Vortag eine Anleitung für ein Schultercape sah, und sie beschloss sofort, so etwas müsse sie haben. Also fuhren wir erst zum Wollgeschäft und dann zum Weihnachtsmarkt.

Das Cape im Detail. Mit Blitzlicht sehe auch ich, dass die Wolle eigentlich blau-gelb gefärbt ist. 
Zu Hause stand ich dann vor dem Problem, dass die Anleitung für das Schultercape, die ich sah, von Trachtenwolle und Nadelstärke 8 ausgeht, Mudderns aber nicht so dicke Wolle haben wollte - die Katia Easy Jacquard* ist auf Nadelstärke 4 bis 4,5 ausgelegt, und ich fand das Maschenbild in Nadelstärke 4 am schönsten.

Nach einigem Hin und Her (zum Glück verträgt die Wolle das Aufribbeln) hatte ich eine eigene Anleitung, die ich hier festhalte.

Schultercape aus Katia Easy Jacquard

Maße: Länge ca. 40 cm, Breite unten ca. 65 cm, Breite oben ca. 53 cm, passt für eine Schulterbreite von 63,5 cm (ca. Größe 46/48)

Material:

500 g Katia Easy Jacquard* (70% Acryl, 30 % Wolle), Farbe 305, Lauflänge 400 m
Rundstricknadel 4, Länge 120 cm*
Maschenmarkierer*
3 Knöpfe (meine kaufte ich bei Mylys)

Anleitung:

273 M plus 2 PM anschlagen und 6 R im Halbpatent stricken. In R 7 jede 65 M 2 x 2 M dem Muster entsprechend zusammenstricken = 248 M + 2 RM.

In R 115 für das erste Knopfloch 6 M vor Schluss 3 M abketten und in der folgenden R wieder aufnehmen. Weitere Knopflöcher in R 130 und R 145 arbeiten.

In R 117 bei jeder 21. M jeweils einen Maschenmarkierer setzen. In den R 117 / 120 / 123 / 126 / 129 / 132 / 135 / 138 / 141 / 144 / 147 / 150 / 153 / 157 / 159 jeweils 2 M vor und nach dem Maschenmarkierer zusammenstricken.

Für den Ausschnitt parallel in R 151 und 152 beidseitig je 6 M, in R 153 und 155 beidseitig je 4 M und in R 157, 159 und 161 beidseitig je 2 M abnehmen = 34 M + 2 RM.

Bis R 164 im Halbpatent weiterstricken. In R 165 mit dem Kragen beginnen. Dafür rechts und links jeweils 29 M aufnehmen und 1 re / 1 li im Wechsel stricken. In R 175 alle M abketten wie sie erscheinen.

Fäden vernähen, ggf. die Knopflöcher umsäumen und die Knöpfe annähen.

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Mittwoch, 15. Januar 2020

#12von12 im Januar 2020

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine Januar-Bilder.

#1: Mit der Spülmaschine spielen.
#2: Mit der Waschmaschine spielen.
#3: Bloggen.
#4: Salat schleudern.
#5: den Salat gibt's mit 'n büschen was dazu in der kommenden Arbeitswoche.
#6: Theaterfein machen.

#7: Mit dem Auto brauche ich 22 Minuten ins Theater, mit dem HVV 46 Minuten plus Verspätung. Da ich weiß, dass ich einen Parkplatz vor der Tür haben werde, nehme ich das Auto.
#8: Gleich beginnt ein schöner Abend auf dem Theaterschiff.
#9: 30 Minuten nach der Vorstellung gibt es Abendessen.
#10: Das aktuelle Strickstück.
#11: Betthupferl.
#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.
Wie immer gibt es die Rezepte zum Tag in der Kombüse.

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Dienstag, 14. Januar 2020

Kurze fingerlose Handschuhe aus Schachenmayr Merino Extrafine 285 Lace (Tutorial)

Von dieser Mütze hatte ich noch fast ein Knäuel Merionowolle übrig und dachte, Mudderns Gesellschafterin kann bestimmt ein Paar fingerlose Handschuhe gebrauchen. Sie hat Hunde, und die Hundehalter, die ich kenne, brauchen eigentlich ständig Handschuhe, haben sie in allen Jackentaschen.

Farbe 581 heißt auch "Cabernet", und ich finde, das passt sehr gut.
Die andere Seite der Handschuhe.
Die Handschuhe haben nur eine Länge von ca. 16 cm, sind aber trotzdem sehr warm - die Merino Extrafine ist wunderbar kuschelig. Ich überlege aktuell, auch für mich ein Paar Handschuhe daraus zu stricken, bin aber eigentlich noch immer auf Wolldiät (und habe aktuell gar keine Zeit, etwas für mich zu stricken, komme ja noch nicht mal zum Verspätungsschal ...).

Die Handschuhe im Detail.
Kurze fingerlose Handschuhe aus Schachenmayr Merino Extrafine 285

Material:

50 g Schachenmayr Merino Extrafine 285 Lace, Farbe 581 (Cabernet), Lauflänge 285 m*, 100 % Merino, doppelt genommen
Nadelspiel 3,5 mm*

Anleitung:

48 M anschlagen und zur Runde schließen. 20 Rd im Bundmuster 2 re / 2 li stricken. Ab Rd 21 weiter glatt rechts stricken. Auf Nadel 4 vor und hinter die viertletzte M je einen Maschenmarkierer* setzen und in den Rd 21 / 23 / 25 / 28 / 31 / 24 / 37 / 40 und 43 jeweils vor und nach der markierten M eine verschränkte M herausstricken. Dann 18 M von Nadel 4 auf einen Maschenhalter* nehmen, 2 M neu aufnehmen = 48 M insgesamt.

Ab Rd 50 im Bundmuster 2 re / 2 li stricken. In Rd 60 alle M abketten wie sie erscheinen.

Für den Daumen die M vom Maschenraffer aufs Nadelspiel nehmen, eine M aufnehmen und über alle 19 M ca. 6 Rd glatt rechts stricken, dann alle M abketten.

Fäden vernähen, fertig.

Den zweiten Handschuh gegengleich stricken.

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Montag, 13. Januar 2020

Der Samuel-Sichel-Platz in Hammelburg

Montags gegen Nazis.
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst.

Gedenkstein für Samuel Sichel am Orte seines ehemaligen Getreidelagers in der Friedhofstraße in Hammelburg. Heute ist dort ein Parkdeck.
Samuel Sichel und seine Familie leben in Hammelburg, einer Kleinstadt an der unterfräkischen Saale. Der Ort wird 716 erstmals erwähnt und ist damit einer der ältesten Städte Deutschlands. Juden ziehen erstmals im 13. Jahrhundert in die Stadt. Sie sind mehrfach von Vertreibungen, Verfolgungen und Pogromen betroffen (mehr dazu bei der Alemannia Judaica). Die Blütezeit der Gemeinde beginnt etwa 1830 und dauert bis in die 1920er Jahre. Zu dieser Zeit sind etwa 4 % der knapp 3.000 Einwohner Hammelburgs Juden. 

Samuel Sichel kam 1876 im Alter von 25 Jahren aus Veitshöcheim nach Hammelburg, dem Geburtsort seiner Mutter. Noch im gleichen Jahr heiratet er Sophie Hummel. Das Paar bekommt vier Töchter: Rosa, Meta, Fanny und Blanka. Die Familie lebt in der Kissinger Straße. Sichel, ein gelernter Bäckermeister, arbeitet als Getreidewarenhändler. 

Sichel engagiert sich in der Jüdischen Gemeinde und wird 1882 ihr Vorsteher. Zwei Jahre zu vor erwirbt er ein Gartengelände in der Friedhofstraße und errichtet dort 1889 ein Lagerhaus, das in den Folgejahren mehrfach erweitert wird. Rasch entwickelt sich die Firma Sichel zu einem Großlieferant für Saatgut in der Region Hammelburg. 

Als 70jähriger überträgt der inzwischen verwitwete Samuel Sichel 1921 die Firma seinem Schwiegersohn Willi Samuel. Eine erste Übergabe an seinen Schwiegersohn Bertold Baumann erfolgte 1912. Da Baumann im Ersten Weltkrieg fällt, wird eine erneute Übertragung notwendig. Bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten ist die Firma weiterhin erfolgreich.

1933 sind 79 Hammelburger Bürger Juden (in den 1920er Jahren sind es noch knapp 120).

Ab 1934 wird durch die NS-Gauleitung in Würzburg auf Sichels Kunden zunehmend Druck ausgeübt, nicht mehr bei einer Firma mit jüdischen Inhabern zu kaufen. 1936 werden Geschäft und Lagerhaus zwangsenteignet, "arisiert". Im gleichen Jahr gelingt es Tochter Blanka, mit ihrem Mann Willi Samuel und den beiden Söhnen in die USA zu emigrieren. Sie werden als einzige die Shoah überleben.

Kreisverkehr und Evangelisches Pfarramt mit Kirche. Hier befand sich einst das "Schabbes-Gärtchen", eine Grünfläche, die gerne genutzt wurde, um sich am Schabbes im Freien aufzuhalten. 
Samuel Sichel zieht zu seinen beiden Töchtern Rosa Stern und Fanny Baumann und ihren Familien. Wie alle noch in Hammelburg lebenden Juden ist auch die Familie Sichel / Stern / Baumann Schikanen ausgesetzt. Im September 1938 werden Sichel und seine Töchter unter Druck gesetzt, ihre Häuser zu verkaufen und die Stadt zu verlassen. Samuel Sichel lebt inzwischen seit 62 Jahren in Hammelburg, ist 87 Jahre alt und blind. 

Am Abend des Novemberpogroms, am 9. November 1938, leben noch 15 Juden in der malerischen Kleinstadt an der Saale. Am Morgen des 10. Novembers gegen 7.30 Uhr beginnen SA-Männer aus Hammelburg und aus den Städten im Umkreis mit der Zerstörung jüdischen Eigentums: Unter Leitung des 26-jährigen Hammelburger SA-Sturmführers Karl Hartmann werden Geschäfte, Häuser und Wohnungen der Familien Stühler, Baumann/Sichel, Strauß, Stern/Mantel, Frank und Adler sowie die jüdische Religionsschule barbarisch demoliert. 

Um 9 Uhr versammeln sich die Schläger im Hof der Synagoge, die im Innenraum kontrolliert angezündet, geschwärzt und ausgerußt wird. Am Morgen des 11. November 1938 zerschlagen Männer des SA-Sturms Hammelburg und der HJ Untererthal die angebrannte Inneneinrichtung der Synagoge mit Äxten und Beilen.

Samuel Sichel wird am 10. November verhaftet und kommt in das Hammelburger Gefängnis, von dort am 13. Dezember schwerkrank an Leib und Seele in das Gefängniskrankenhaus in Würzburg. Dort stirbt Samuel Sicher am 18. Januar 1939. Er ist auf dem Jüdischen Friedhof in Würzburg beigesetzt. Im September 1939 wird Sichels Haus an einen nichtjüdischen Hammelburger verkauft. 

Samuel Sichels 64jährige Tochter Rosa Stern zieht mit ihrer Familie über Mellrichstadt nach Plauen. Sie wird im Mai 1942 nach Belzyce deportiert und dort ermordet - gemeinsam mit Sichels Urenkeln, dem 16jährigen Ernst und dem 12jährigen Norbert Neuberger. 

Seine 52jährige Tochter Fanny Baumann kann mit ihrer Familie im Juli 1939 in die Niederlande emigrieren. Dort wird sie im März 1943 inhaftiert. Über das Konzentrationslager Vught-Hertogenbosch und das Sammellager Westerbork kommt sie am  25. Mai 1943 in das Vernichtungslager Sobibor, wo sie drei Tage später ermordet wird. Ihre 30jährige Tochter Fanny trifft am 8. Juni 1943 in Sobibor ein und wird ebenfalls drei Tage später ermordet.

Das Gebäude der ehemaligen Synagoge in der Dalbergstraße ist erhalten. Während der Shoah wird es von der NSV als Schweinestall genutzt, nach der Befreiung privatisiert. Die Teile der Inneneinrichtung, die die Zerstörung im Novemberpogrom und der Folgejahre einigermaßen intakt überstanden, wie die Frauenempore, wurden in den 1960er Jahren vollständig umgebaut. Eine Inschrift erinnert an das Gebäude und seine Zerstörung. Eine Gedenktafel nennt die Namen der während der Shoah ermordeten Hammelburger.

Das Gebäude der ehemaligen Religionsschule existiert ebenso wie zahlreiche ehemalige Wohnhäuser jüdischer Hammelburger. Auf dem Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges am Rathaus findet sich auch der Name von Bertold Baumann, dem Ehemann von Sichels Tochter Fanny, dem Sichel die Getreidehandlung 1912 überschreibt. 

Donnerstag, 9. Januar 2020

Mallorca-Schal 2019 (2): Vielgefachte in Weiß, Grau und Rot im Muster "Mühlenberger Loch"

Im letzten Mallorca-Urlaub begann ich sogar noch einen zweiten Schal, den ich aber erst in Hamburg fertigstellte.

Schal aus Weiß-, Grau- und Rottönen.
Das Muster heißt "Mühlenberger Loch" und sorgt dafür, dass der Schal wunderbar weich und geschmeidig fällt. Es ist wie geschaffen für die Vielgefachten aus dem Wollpalast. Die Frabkombination ist die Monatswicklung Mai 2019.

Alle Farben auf einen Blick.
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Dienstag, 7. Januar 2020

Mütze aus Gründl Hot Socks Ledro 4fach und Schachenmayr Merino Extrafine 285 Lace

Mudderns wünschte sich zu Weihnachten eine Mütze für ihre Gesellschafterin. Ich ahnte, das muss schiefgehen, denn Mudderns war mit ihrer Mütze schon unzufrieden, denn sie sitzt nicht so eng wie eine zweite Haut. Die Idee, dass Mützen ein wenig Spiel haben dürfen, hat sich anscheinend noch nicht durchgesetzt.

Den Großen Dick Fetten Müffelhasen schmückt die Mütze ungemein.
Also suchte ich eine Anleitung für eine Mütze, die eng sitzt, einen Kopfumfang von 59 cm hat und nicht so dick ist. Die Wahl fiel auf diese Schachenmayr-Anleitung. Ich habe lediglich eine Änderung vorgenommen: Die 20. Runde des Umschlags habe ich glatt links gestrickt, damit sich der Umschlag leichter umklappen lässt.

Bei den Farben gab's relativ schnell Einigkeit: Rot-Beige-Töne passen. Im Stash waren 100 g Gründl Hot Socks Ledro 4fach. 100 g Wolle sollten laut Anleitung reichen.

Die Wolle reichte nicht. Etwa 16 Reihen vorm Ende der Mütze war die Wolle zu Ende. Gründl Wolle bekomme ich nicht so ohne Weiteres, und die Ledro 4fach in der gewünschten Farbe war auch bei keinem Online-Händler vorrätig, der sie mir sicher vor Heiligabend hätte liefern können.

Hase und Mütze aus der Nähe betrachtet.
Also nutzte ich die Mittagspause des letzten Arbeitstages, um auf Wollsuche in der Hamburger Innenstadt zu gehen. Am nächsten Tag hätte ich es noch bei den beiden Wollläden bei Mudderns versucht, und wenn ich dann auch nichts Passendes gefunden hätte, hätte ich die Mütze aufgeribbelt und den Umschlag mit einem weinroten Garn aus dem Stash gestrickt - ich hatte ja noch ein paar Stunden bis zur Übergabe am ersten Weihnachtstag ....

Es war gut, dass ich mit Schachenmayr Merino Extrafine 285 Lace ein passendes Garn für die letzten Reihen fand, denn wie gesagt: Dass Mützen auch Spiel haben dürfen, hat sich noch nicht durchgesetzt. Die Mütze wurde als zu lang befunden und zusätzlich zum Umschlag noch mal umgeschlagen. Hätte ich den Umschlag in Weinrot gestrickt, sähe das doof aus.

Nachdem ich nun schon das zweite Mal das Problem hatte, dass 100 g Sockenwolle nicht reichten, obwohl sie laut Anleitungen reichen sollten, machte ich mir den Spaß und wog die Sockenwolle aus dem Stash (allesamt von Schachenmayr und Gründl) mal nach. 100 g wog kein Knäuel. Die Bandbreite reichte von 93 g bis 102 g. Die in der Mütze verstrickte Wolle wog 96 g.

Vielleicht sollte ich das nächste Mal neben dem Wiegen auch noch die Lauflänge nachmessen, bevor ich ein Strickstück anfange ... Ich weiß, dass ich Ersatz bekomme, wenn ich das zu geringe Wollgewicht beim Hersteller bemängle. Das für die Mütze genutzte Knäuel war so ein Ersatz. Mich deucht, wenn ich das konsequent durchziehe, muss ich nie wieder Sockenwolle kaufen ...

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