Donnerstag, 28. November 2019

Schal mit angestrickten Fransen aus Hedgehog Fibres Skinny Singles

Auf einer der Strick-Hafenrundfahrten vom Maschenwunder konnte ich zwei Strängen der Farbe "Guppy" von Hedgehog Fibres nicht widerstehen. Daraus wurde dieser Schal mit angestrickten Fransen. Er ist ein absoluter Farbtupfer im Wintergrau.

Fransenschal aus Guppy von Hedgehog Fibres.
Ich arbeitete mit Nadelstärke 5, so dass der Schal sehr luftig-fluffig ist. Gestrickt wird über die gesamte Schallänge, knapp 2 Meter. Das sind 300 M bzw. bei den Fransen 330 M - ein Hoch auf das Stricken mit Seilsystemen! Der Schal ist knapp 30 cm breit.

Der Schal im Überblick.
Mit zwei Strängen kam ich genau hin, aber ich bedauerte, nicht noch einen dritten für Stulpen gekauft zu haben. Andererseits denke ich, Sockengarn ist für Stulpen besser, da robuster, und passenden Sockengarn ist im Stash.

Der Schal geht rüber zu den Linkparties "Du für Dich am Donnerstag" und "Maschenfein". Vielen Dank für's Sammeln!

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Dienstag, 26. November 2019

Stola / breiter Schal im Muster- und Material-Mix (Yarncamp 2019)

Im Yarncamp-Goodie Bag waren wieder wundervolle Garne. Dieses Jahr hatte ich auch mit den Farben Glück: Was mir nicht gefällt, erfreut andere, wie diese Lila- und Rosa-Töne. Auch wenn ich mit Schrecken feststellte, dass zu den Nebenwirkungen der Wechseljahre anscheinend eine Vorliebe für Pink gehört, sind Rosa und Lila so gar nicht meins (und ich hoffe, das bleibt auch so - obwohl, wenn ich's genau bedenke, habe ich da so ein Kleid ...).

Die Stola im Überblick.
Wo wollte ich hin? Ach ja, die Yarncamp-Garne: Die beiden Lilatöne sind Suave Cotton* von Pascuali - flauschig weiche Baumwolle, die sich wie Mohair anfühlt, so sehr, das Mudderns ausrief "Das glaube ich nicht!", als sie erfuhr, das es Baumwolle ist. Veganes Mohair, sozusagen, und solange die faser nicht gebügelt wird, soll sie so flauschig bleiben. Mal schauen. Das Garn war eigentlich für eine Mütze gedacht, aber ich trage keine Mützen (also eigentlich, denn im Goodie Bag war noch graues Garn samt Anleitung, und da überlege ich jetzt schon ...).

Die Garne im Überblick.
Soffio von Gedifra* ist eine Schurwolle-Alpaka-Seide-Mischung. Ich überlege, mir aus Petrol* eine Jacke zu stricken (wenn die Strickliste abgearbeitet ist und es das Garn dann noch gibt ...). Aus der Westerwälder Wollschmiede kommt "For Nature Print", ein Baumwollgarn vom portugiesischen Hersteller Rosários4. Das vierte Garn ist "Woolly Hugs Charity*" von Veronika Hug. Es besteht aus mercerisierter Merino-Wolle, Polyamid und Milchfaser (Polylactid).

Für die unterschiedlichen Garne habe ich mir wie bei diesem Schal ein Mustermix nach dieser Anleitung überlegt und 80 M plus 2 RM mit Nadel 4 angeschlagen. Los ging's mit Pascuali im Diagonalmuster. Es folgte Gedifra in glatt rechts. Nun wechselte ich eine Vierer-Nadel gegen eine 4,5er-Nadel ein und strickte mit Rosários4 im Perlmuster. Jetzt wurde die zweite Vierer-Nadel gegen eine Fünfer getauscht und Woolly Hugs im Persianermuster verarbeitet. Mit zwei Fünfer-Nadeln strickte ich zum Schluss nochmal Pascuali im Rippenmuster.

Von links nach rechts: Perlmuster, glatt rechts und Diagonalmuster.
Die Nadelwechsel waren notwendig, weil sich einige Muster zusammenziehen, die Stola kurvig wird (wie man an diesem Schal gut sieht). Außerdem fällt das Gestrickte dann lockerer, denn Pascuali und Gedifra sind im Vergleich zu Rosários4 und Woolly Hugs doch sehr leicht.

Von links nach rechts: Rippenmuster, Persianermuster und Perlmuster.
Die Stola ist ca. 50 cm breit und etwa 160 cm lang. Für mich könnte sie etwas länger sein, aber Mudderns ist so schmal geworden, dass es bei ihr reicht.

Dieser Beitrag geht rüber zu den Linkparties Dings vom Dienstag, Maschenfein und Handmade on Tuesday. Danke an alle für's Sammeln!

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Sonntag, 24. November 2019

Ausgelesen: Bücher im Oktober 2019

Im Oktober las ich mich weiter durch die Kluftinger-Reihe. Es macht Spaß zu verfolgen, wie sich die Charaktere entwickeln. Wobei es gelegentlich auch Ungereimtheiten gibt: So ist Maier im ersten Band noch verheiratet, in den Folgebänden dann aber ein spleeniger Junggeselle, ohne dass das irgendwie erklärt wird.

Mit "Laienspiel*", dem vierten Band, tat ich mich erst schwer, aber irgendwann gewann die Handlung an Tempo, machte das Lesen Spaß. Allerdings nervte es gelegentlich schon, dass Klufti so im Dunklem tappte, während ich den Drahtzieher schon längst ahnte ...

Worum geht's? Ausgerechnet im schönen Allgäu hat sich ein Unbekannter auf der Flucht vor der österreichischen Polizei erschossen. Verdacht: Er plante einen terroristischen Anschlag. Bloß wo? Nun muss Kluftinger nicht nur mit Spezialisten des BKA, sondern auch noch mit den Kollegen aus Österreich zusammenarbeiten. Doch das ist nicht sein einziges Problem. Er soll mit seiner Frau Erika und dem Ehepaar Langhammer einen Tanzkurs absolvieren. Gleichzeitig steckt er mitten in den Endproben für die große Freilichtspiel-Inszenierung von "Wilhelm Tell".

"Rauhnacht*" knüpft an "Laienspiel" an: Die Ehepaare Kluftinger und Langhammer werden zum Dank für die Verhinderung des Anschlags von einer Hotelbesitzerin über Silvester zu einem Kurzurlaub mit Kriminalspiel eingeladen. In bester Agatha-Christie-Manier ist das Hotel in kurzer Zeit von der Außenwelt abgeschnitten, kommt es zu einem Todesfall. Da Kluftinger seinen Stab nicht heranrufen kann, steht ihm Langhammer zur Seite. Die Nummer, wie Kluftinger, Langhammer und Maier, dem es gelang, sich durch die Schneemassen zu seinem durchzuschlagen, mit einem Schlitten gen Tal fahren, ist großartig!

Kluftingers sechsten Fall, "Schutzpatron*", habe ich schon öfter im Fernsehen gesehen, aber das Lesen machte trotzdem Spaß - trotz Längen und zum Teil schwer erträglicher Überzeichnungen.

Diesmal geht's zurück in Kluftis Anfänge bei der Polizei. Er ist Teil einer Arbeitsgruppe für die Sicherung des Altusrieder Burgschatzes, der im Allgäu gefunden wurde und jetzt nach einer weltweiten Ausstellungstour endlich wieder in die Heimat kommt, und denkt sich "So ein Schmarrn!" Parallel muss er den mysteriösen Mord an einer alten Frau aufklären. Oder hat das eine gar mit dem anderen zu tun?

Der siebten Fall, "Herzblut*", las ich schon im August, also machte ich gleich mit dem achten Band, "Grimmbart*", weiter. Neben dem Kriminalfall steht Kluftingers Familienleben im Mittelpunkt, denn sein Sohn heiratet, und zur Feier haben sich die Schwiegereltern aus Japan angesagt. Zum Glück lässt Kluftingers Intimfeind Langhammer nicht lange auf sich warten, um dem Kommissar bei dieser kulturellen Herausforderung zu helfen.

Kluftingers neuer Fall führt ihn ins Schloss in Bad Grönenbach, wo ihn allerlei Merkwürdiges erwartet: Die Frau des Barons wurde nicht nur ermordet, sondern auch noch wie auf einem uralten Familienporträt hergerichtet. Auf dem Gemälde ist ein Mann mit seltsam gelben Augen zu sehen. Und der Baron verschwindet immer wieder im schlosseigenen Märchenwald. Auch privat geht es bei Kluftinger märchenhaft zu: Sein Sohn will heiraten, und zur Feier haben sich die Schwiegereltern aus Japan angesagt. Zum Glück lässt Kluftingers Intimfeind Langhammer nicht lange auf sich warten, um dem Kommissar bei dieser kulturellen Herausforderung zu helfen.

Das Zusammentreffen zwischen Kluftinger und den Japanern ist schon sehr speziell - muss man mögen. Ansonsten fand ich das Buch spannend.

"Himmelhorn*" ist der neunte und bislang vorletzte Fall der Kluftinger-Reihe, der den Kommissar in die Allgäuer Alpen, genauer gesagt auf das Himmelhorn, führt, einen der gefährlichsten Berge des Allgäus. Natürlich liebt Klufti die Berge – wenn sie kässpatzenförmig auf seinem Teller aufragen.

Doch der neueste Streich von Langhammer befördert den Kommissar samt E-Bike tief in die Allgäuer Alpen, wo die beiden prompt auf drei Leichen stoßen: ein bekannter Dokumentarfilmer und zwei Bergführer, die einen Film über die Erstbesteigung des Himmelhorns drehen wollten. Wie es scheint, waren sie dem als äußerst gefährlich geltenden Gipfel nicht gewachsen.

Die Ermittlungen im Umfeld der Toten führt Klufti in sehr abgelegene Alpentäler und zu deren starrköpfigen Bewohnern, die noch wortkarger sind als er.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und fand es gerade durch die vielen Infos zum Bergsteigen gestern und heute sehr spannend. Den aktuellen Band las ich schon im September, bevor ich mit der Serie anfing, also verließ ich nun den Kluftinger-Kosmos, allerdings nicht, ohne Kässpatzen zu machen (das Rezept gibt's in der Kombüse). Es war wirklich schön, alle Bände nacheinander zu lesen und zu sehen, wie sich die Figuren entwickeln - nicht immer stringent: Maier ist im ersten Band noch verheiratet, in den Folgebänden aber eingefleischter Junggeselle, ohne, dass das irgendwie thematisiert wird ...

Durch Zufall entdeckte ich ein Buch von Barbara von Bellingen (siehe "Ausgelesen im Juli"), das ich Mudderns schenkte. Ihr gefiel es, also guckte ich, welche Bände ich noch antiquarisch bekommen kann, und nachdem sie "Jungfernfahrt*", "Verlorene Seelen*" und "Dreißig Silberlinge*" ausgelesen hatte, wanderten sie zu mir. Alle Bände spielen im Hamburg der Hansezeit, welches sehr bildhaft beschrieben ist, so dass die geneigte Leserin auf den Spuren von Engelke Geerts durch die Stadt wandern kann. Die Krimifälle, die sie dabei lösen muss, sind spannend. Einzig, dass der Däne so komischen Deutsch sprechen muss, finde ich doof (wäre er ein Chinese, könnte er sicherlich kein R sprechen ...). Gelegentlich werden zudem die Namen verwechselt.

"Die Villa an der Elbchaussee*" von Lena Johannson ist so eine richtig schöne Schnulze, die im Hamburg des Jahres 1919 beginnt. Im Mittelpunkt steht die Familie, die das Kontor Hannemann & Tietz betreibt. Es handelt nicht nur mit Kakao, sondern betreibt auch eine eigene Schokoladenmanufaktur.

Frieda, jüngster Spross der traditionsreichen Kaufmannsfamilie, würde am liebsten ihre Tage in der Speicherstadt oder in der Schokoladenküche verbringen. Als ihr Vater sie mit dem Sohn eines befreundeten Handelspartners verheiraten will, um das Überleben der Firma zu sichern, bricht für Frieda eine Welt zusammen. Nicht nur, weil ihr Herz für einen anderen schlägt. Wird es ihr gelingen, das Erbe der Familie zu retten, ohne ihre Liebe zu verraten?

Wie gesagt: schön schnulzig. Es gibt viele Längen, und teilweise verhalten sich die Protagonisten so schofelig, dass ich schreien könnte, aber zum Abschalten meines mal wieder total ausgebrannten Hirns ist das Buch prima.

Johannson hat die Geschichte um das Konto Hannemann & Tietz" auf drei Teile angelegt. Anfang Dezember erscheint der zweite Band, "Jahre an der Elbchaussee*", und im kommenden Sommer "Töchter der Elbchaussee*". Mudderns mag solche Schmachtfetzen und wird die ersten beiden Bände zu Weihnachten, den dritten zum Geburtstag bekommen.

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Samstag, 9. November 2019

Samstagsplausch KW 45/19: Wollkenkratzer in Frankfurt (Yarncamp 2019)

Letztes Wochenende war ich in Frankfurt auf dem diesjährigen Yarncamp, einem Treffen von Strickbekloppten. Ein paar Impressionen gibt es auf meinem Instagram-Account - diesmal blogge ich nicht zu den beiden Tagen (hier die Impressionen vom ersten Tag und vom zweiten Tag aus dem letzten Jahr).

Entlang der Wollkenkratzer fährt auch ein Bus. 
Ein weiteres liebevolles Wollkenkratzer-Detail.
Katz und Maus.
Bis zur Abfahrt des Zuges war nicht klar, ob ich tatsächlich fahren kann oder ob mir Wechseljahre und Mütter einen Strich durch die Rechnung machen, und Sonnabend überlegte ich, früher zurückzufahren, aber dann konnte ich doch noch den zweiten Tag bleiben (und sogar mit einer lieben Bekannten bis fast ganz nach Hamburg zusammen zurückfahren).

Das Projekt im Überblick. Es ist 13 Meter lang.
Noch ein Gesamtblick. Auf dem flatternden weißen Plakat stehen sämtliche URL des Projekts. 
Der Zeppelin trägt die Aufschrift "Wollkenkratzer" und hat unten auf der Straße ein eigenes Verkehrsschild "Achtung, Zeppelin".
Absoluter Höhepunkt des diesjährigen Yarncamps war das Projekt Wollkenkratzer, ein Yarn Bombing, für das die Idee während einer Session mit Elke von Gassenmaschen im letzten Jahr geboren wurde. Ursprünglich wollte ich bei dem Projekt mitmachen, aber Mammutprojekt und Mütter fressen momentan alle Kapazitäten.

Straße und Wollkenkratzer.
"Wollkratzer" ist ein ca. 13 Meter langes Strick-Graffiti vor dem Café der Schirn Kunsthalle mitten auf dem Römer in der Neuen Altstadt. Das komplett gehäkelte und gestrickte Bild zeigt eine Straßenzene mit Wolkenkratzern, Autos, Hunden, Fahrrädern, Zeppelin, Straßenschildern, Eiswagen, Wollgeschäft, Bäumen ...

Groß und Klein gucken ganz genau hin. 
Busspur und Regenbogenzebrastreifen dürfen nicht fehlen.
Alles ist aus dem robusten und wetterfesten Acrylgarn Schachenmayr Bravo gehäkelt oder gestrickt. Als im letzten Jahr die Idee zu einem Yarncamp-Yarn Bombing geboren wurde, erklärte sich Schachenmayr sofort bereit, die Wolle zu sponsorn. Die einzelnen Teile sind mittels Kabelbinder auf wetterfest lackierten, mit Strick überzogenen Holzplatten  befestigt, und die Wolkenkratzer wurden um die Säulen herum genäht. Alles lässt sich rückstandsfrei entfernen. Einer der Initiatoren schaut täglich vorbei und hat ein Auge auf den Zustand des Projekts.

Blick von unten auf den Zeppelin.
Eine weitere Straßenszene.
Schlangestehen, um alles zu sehen.
In der Nacht zum 1. November wurde das Strick-Graffiti angebracht - beim strömendem Regen. Auch am nächsten Tag blieb der Himmel grau, aber jedem, der an der Installation vorbeikam, wurde ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Das war auch am Sonntag so, als ich ein Viertelstündchen dort saß und einfach nur den Menschen zusah, wie sie das Strick Graffiti betrachteten.

Es gibt ein neues Verkehrsschild: "Achtung, Wolle".
Der Henninger Turm.
Natürlich darf auch ein Wollgeschäft nicht fehlen - für das absolute Wollgefühl.
Da bildeten sich Schlagen, weil alle an dem Straßenzug vorbei wollten, da bildeten sich Staus, wenn jemand ein Detail ganz genau betrachten sollte, da wurden Selfies gemacht, und als jemand mitbekam, dass die Graffiti-Gestalter vor Ort waren, stand eine italienische Reisegruppe an, um jedem die Hand zu geben. Da waren Vater und Sohn, die einmal das ganze Projekt abgingen, um jedes Detail anzusehen, dann umkehrten und sich ein zweites Mal einreihten, um Fotos zu machen ... 

Detail.
Anfassen erlaubt.
Detail.
Überhaupt, die Männer: Die waren von dem Strick Graffiti völlig fasziniert, mehr noch als die sie begleitenden Frauen - und die Männer waren sicher nicht alle Modellbauer (die erkennt 'ne Modellbauer-Gattin auf den ersten Blick). Die Detailtreue zog Männer geradezu magisch an.

Alle fotografieren. Übrigens sind die Hochhausfenster unterschiedlich gestaltet. Auch da gibt es viel zu entdecken.
Die Autos sehen so knuffig aus! Einige haben sogar Gesichter, scheint's.
Dieser Beitrag geht zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Ein schönes Wochenende und eine gute Woche!

Dienstag, 5. November 2019

#WMDEDGT 11/19: Ponyhof

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich habe heute einen Termin eine Stunde vor meinen regulären Dienstbeginn und dann auch im Norden Hamburgs, also muss ich anderthalb Stunden eher aufstehen, mich beeilen und auch anderthalb Stunden eher los, um Bus- und S-Bahn-Ausfälle aufzufangen.

Der Bus ist pünktlich, ausnahmsweise mal ein Gelenkbus, so dass ich trotz der Fülle einen Sitzplatz finde. Die S-Bahn ist mal wieder gestört. Ich beglückwünsche mich zu meinem halbstündigen Puffer. Am Dammtor zeigen mir meine Wechseljahre zum ersten Mal, wer hier heute das Sagen hat. Schnell ist klar: Irgendwie den Vier-Stunden-Termin durchstehen und dann ab nach Hause.

Bis ich am Ziel bin, schmilzt der halbstündige Puffer auf fünf Minuten zusammen, aber die reichen noch, um schnell ein Rosinenbrötchen zu kaufen und zu essen, während ich mit einem Kollegen auf den Chef warte, damit wir gemeinsam auftreten können. Als Chef da ist, melde ich mich gleich schon mal nach dem Termin ab. "Warum hast du nicht abgesagt?" - Öhm, ich bin die einzige, die weiß, wie sie das Projekt haben will. Wenn ich ausfalle, müssen wir einen neuen Termin mit sechs Leuten finden, und die Zeit läuft uns eh schon weg - wie kann ich da absagen, solange ich noch irgendwie in die Senkrechte komme?!

Beim Projekt bin ich in der Ponyhof-Phase: Ich sage, was ich will, und alle anderen gucken, wie sie es umsetzen. Das sorgt beim Gesprächspartner für Freude, denn der arbeitet mit einer Ponyhof-Wunschliste. Darauf notiere ich jetzt alles, was mir für das Projekt einfällt und lege den Zettel meinem Kollegen hin, der sich um die technische Umsetzung kümmern darf.

Ich bringe den Termin hinter mich, irgendwie - in drei Stunden statt der eingeplanten vier. Später höre ich, ich wäre mega professionell gewesen. Wie gesagt: Es ist mein Projekt, es steht und fällt mit mir. Schwächeln ist nicht. jedenfalls nicht vor der Pressekonferenz im Sommer nächsten Jahres. Für den Tag danach steht allerdings schon sicherheitshalber "Nervenzusammenbruch" in meinem Terminkalender.

Anderthalb Stunden später bin ich wieder zu Hause, mache mir ein Brot, freue mich, dass mir der Gatte noch Kaffee in der Thermoskanne ließ, werfe die Waschmaschine an und lege mich hin. Kurz bevor der Gatte nach Hause kommt, wache ich wieder auf. Ich tausche die Wäsche in der Maschine, hänge die erste Ladung auf und mache es mir mit Strickzeug vor dem Fernseher bequem.

Der Gatte ist zu Hause, erzählt von seinem Tag, wir machen in der Küche klar Schiff und freuen uns, dass das Abendessen schon fertig ist: Es gibt den Eintopf vom Vortag.

Der Dienstag gehört dem Doctor, also fernsehen, stricken und früh ins Bett, denn der nächste Tag wird lang, zumindest, wenn meine Wechseljahre Ruhe geben.