Samstag, 30. Januar 2021

Samstagsplausch KW 4/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XLIV

Sonntag war Schwiegermutter bei uns zum Tee - ein richtig netter Nachmittag! Da ja nur Besuch von einer Person aus einem anderen Haushalt erlaubt ist, können der Gatte und ich sie nicht beide in der Seniorenwohnanlage besuchen, sondern nur der Gatte. Also ist sie öfter bei uns, solange diese Vorschrift gilt. Sie überraschte mich mit einem Tulpenstrauß und dem Magazin "So schmeckt Low Carb*", weil sie sah, dass da auch Keto-Rezepte enthalten sind. 

Da haben wir an einem Nachmittag doch glatt den halben Apfelkuchen gegessen! 

Schwiegermutter freute sich auf die Impfung, die für gestern vorgesehen war, plante, nach beiden Impfungen die Tante in Bayern zu besuchen, weil sie Tante und den Dackel vermisst. Die beiden haben sich im Mai zuletzt gesehen. Sonst sahen sie sich drei Mail im Jahr für je vier Wochen. Es ist absehbar, dass der Dackel nicht mehr lange lebt, und Schwiegermutter möchte die Kleine so gerne noch mal knuddeln, vermisst so sehr einen Hund! 

"Schatz, da hat jemand auf dem Balkon
die Sektflasche ermordet!" - Ich hatte
gerade keinen Verschluss zur Hand
und nahm das Kuchenmesser, damit
der Sekt feinperlig bleibt ...

Montag kam dann die Hiobsbotschaft: Schwiegermutter wird nicht geimpft! In Hamburg ist es so, dass in den Alten- und Pflegeheimen nur die Menschen mit Pflegestufe geimpft werden. Alle anderen können sehen, wo sie bleiben. Der Leiter von Schwiegermutters Seniorenwohnanlage hatte interveniert und erreicht, dass das mobile Impfteam alle Bewohner impft, aber dann legte die BASFI ihr Veto ein. Schwiegermutter war am Boden zerstört und rechnet nicht mehr damit, geimpft zu werden.

Ich überlege inzwischen, ob's nicht schneller geht, die Konversion abzuschließen, Aliyah zu machen, die israelische Staatsbürgerschaft anzunehmen und mich dort impfen zu lassen, anstatt abzuwarten, wann es in Deutschland Impfstoff und Termine gibt. Und dann werden Großkopferte und Teppichetage häufig genug am Impfplan vorbei geimpft! Das macht einfach nur noch wütend. Und dabei stehe ich hinter der städtischen Corona-Politik. 

Montag soll es wieder ein paar Impftermine geben. Schwiegermutter wird sich ans Telefon hängen, ich werde es am Rechner versuchen. Vielleicht haben wir Glück.  

Tante hat die Impfung bislang übrigens gut überstanden. Sie bemerkte zwar Müdigkeit, aber wer ist in diesen denkwürdigen Zeiten nicht ständig müde?

Hier gilt seit mittlerweile 46 Wochen: Der Gatte und ich sind seit Mitte März 2020 weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist seit April 2020 in Kurzarbeit und seit Mitte Dezember krank. Die Kurzarbeit konnten wir noch ohne großartige Einschränkungen wuppen, aber jetzt, wo er ins Krankengeld kommt, könnte es finanziell knapp werden. Mal schauen, was wird. In der kommenden Woche soll es eine erste Prognose geben, wann der Gatte wieder zur Arbeit gehen kann. Wirklich belastbar ist er noch nicht. Die Sorge um seinen Job, in dem es erst weitergeht, wenn Veranstaltungen, Theater und Konzerte wieder möglich sind, macht ihm zu schaffen, inzwischen auch die gesundheitliche Prognose. Er ist oft schlecht gelaunt, seit Monaten, so dass es hier öfter kracht. Bislang können wir damit umgehen.

Mein Job ist sicher. Ich muss mir keine Gedanken machen wie der Gatte, bekäme allenfalls einen anderen Aufgabenbereich oder suchte mir eine neue Stelle - der Betrieb ist groß und vielfältig. Momentan steht das aber nicht zur Debatte. Bei uns sind inzwischen alle im Heimbüro. Es gibt lediglich eine Mindestbesetzung mit festen Tagen, so dass ich einen Tag im echten Büro bin. Andere sind zwei oder drei Tage dort, aber es wird streng darauf geachtet, dass jeder ein Büro für sich hat. Selbst Besprechungen im Büro finden digital statt, was gelegentlich irritierend ist, weil alle Türen zu sind. Es ist sehr ruhig auf unserem Teil der Büro-Etage. 

Ansonsten haben wir nach den anstrengenden letzten Wochen endlich wieder so etwas wie Alltag, kommen langsam in ruhigeres Fahrwasser. Mal schauen, wie lange das anhält. Die Erfahrung lehrte mich, die Ruhe nicht zu sehr zu genießen. Ich habe wieder angefangen, Stepper und Theraband zu nutzen, damit ich nicht vollends erschlaffe. Zu Spaziergängen kann ich mich nicht aufraffen. Das war nie so meins, vor allem ohne Hund. 

Mudderns pflegt weiterhin ihre Januar-März-Depression, liegt im Bett und starrt an die Decke. Immerhin schaffte es ihre Gesellschafterin, dass sie wieder zu Mittag isst. Ihre Stimme ist wieder etwas kräftiger, und sie hat wieder angefangen, ein Buch zu lesen. Sie will mit ihrer Gesellschafterin zum Arzt, damit er ihr ein Stärkungsmittel verschreibt. Die Erfahrungen aus dem Vorjahren sagen, dass sie das dann doch nicht nimmt, weil sie irgendetwas im Beipackzettel findet, wogegen sie allergisch sein könnte. Und dass auch das beste Stärkungsmittel nichts hilft, wenn sie sich weigert, das Bett zu verlassen, versteht sie nicht. Irgendeine Form von Aktivität lehnt Mudderns nämlich weiterhin ab. Es gäbe auch reichlich Möglichkeiten. Gesellschaft zu bekommen, selbst jetzt, aber Mudderns will nicht. Sie klagt lieber über ihre Einsamkeit. 

Und natürlich beschwert sich Mudderns darüber, dass ihre Gesellschafterin ab kommende Woche nicht mehr zwei Mal die Woche kommt. Das war nur für den Januar abgesprochen, braucht bei der Gesellschafterin viel Organisation, denn sie hat ja auch andere Patienten, aber typisch Mudderns will sie das so beibehalten. Es gibt nur sie, und darauf haben sich alle einzurichten, basta. Sie raubt einem wirklich jegliche Kraft. Außerdem will sie eine höhere Pflegestufe, damit zwei Mal die Woche jemand vormittags kommt, um sich mit ihr zu beschäftigen. Ihrer Putzfrau hat sie quasi gekündigt, weil sie findet, das könne der Pflegedienst oder ihre Gesellschafterin machen ... Am liebsten hätte sie rund um die Uhr Gesellschaft. Sie verkennt die Realitäten. 

Ich habe versucht, Tacheles zu reden, habe ihr gesagt, dass alles nichts nützt, wenn sie nicht mitspielt, dass sie nicht mehr im Haus wohnen bleiben kann, wenn sie nicht in der Lage ist, sich selbst zu versorgen, aber das kommt bei ihr nicht an. Theoretisch könnte eine Vollzeitpflege bei ihr einziehen, aber sie will niemanden im Hause haben, denn sie will ja keine Gesellschaft haben. Sie braucht Schrödingers Pflegedienst. 

Ich versuche, mich nicht zu sehr davon herunterziehen zu lassen.

Mudderns aß übrigens inzwischen die Kekse, die ich ihr als Neujahrsgruß schickte, aber natürlich kam kein Feedback, bis ich sie vorgestern bat, das Paket, das sie ungeöffnet in den Kühlschrank legte, endlich zu entsorgen. Da stellte sich heraus, dass sie die Kekse aß. Kein Wort zur gebastelten Karte, kein Wort zu selbstgemachten Verpackung - ihr Verhalten ist so verletzend! Was für ein Unterschied zu Schwiegermutter, mit der es zwar auch oft Konflikte gibt, für die Empathie meistens aber kein Fremdwort ist. 

Ansonsten kommt es hier zu Pandemie-Auswirkungen, die man vorher ja auch nicht ahnt: Da die Friseur-Salons geschlossen sind, der Gatte aber normalerweise alle 4 Wochen zum Barbier geht, kaufte er sich einen Haarschneider. Er trägt jetzt Vokuhila-Glatze zu rechtsseitigem Unterm-Kinn-Vollbart. Schwiegermutter wird das morgen wieder in Ordnung bringen. 

Damit meine Ohrlöcher nicht weiter zuwachsen, trage ich jetzt zu Hause Ohrringe. Außerdem habe ich Wimperntusche und Lidstrich entsorgt, weil sie zu lange offen waren. Zu Hause nutze ich sie ja nicht. Einen Friseur vermisse ich vorerst nicht. Theoretisch müsste ich zurzeit vor die Presse, praktisch gab's aber nur telefonische Anfragen, sitzt die Frisur noch. Ansonsten trage ich im Heimbüro Zopf. Falls die Friseure im Frühsommer, wenn die nächste Presserunde beginnt, noch geschlossen sind, mache ich mir Pippi-Langstrumpf-Zöpfe. Ich bin schließlich Berufsjugendliche. 

Am Holocaust-Gedenktag war ich nach einem Zahnarzttermin malad und hatte dadurch das Glück, einen Teil der Gedenkstunde im Bundestag zu sehen. Die Rede von Charlotte Knobloch verpasste ich leider, da geschlafen, aber zu der von Marina Weisband war ich wieder wach. Hier ist sie zum Nachlesen und Nachschauen.

Im übrigen ist es hier sehr ruhig. Da Schulen und Kitas geschlossen sind, trappeln morgens keine Kinder durch's Haus. Gelegentlich sehe ich mal ein Nachbarskind mit Ranzen - es gibt ja eine Notbetreuung. Die Nachbarskinder spielen meistens wieder familienweise miteinander. Ihre Lautstärke und Zerstörungswut ist allerdings ungedrosselt. Manche Kinder habe ich ewig nicht mehr gesehen. Flugzeuge sind weiterhin nur sehr selten zu hören, und mit den heute einsetzenden Einreisesperren werden es sicher weniger. Hubschrauber habe ich auch seit langem nicht mehr gehört. Sie fliegen hier häufig in die Kaserne oder ins Krankenhaus. Einzig der Lkw-Verkehr auf der Bundesstraße vorm Haus rollt unvermindert weiter. 

Das Parkhaus im Büro, in dem ich mich bis Mai einmietete, ist auch immer noch voller als im Frühjahr - da arbeiten vermutlich noch viele in den den echten Büros. Auf den Straßen in der Innenstadt ist es aber sehr leer, wenn ich da bin. Letztens sah ich gerade drei Menschen auf der Straße - an einem Werktag mittags um eins! 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Ihr und ihrem Mann weiterhin viel Kraft! Und vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen berichte ich in der Kombüse. Nachdem die Wochenübersicht aktuell ist, muss ich immer noch die Rezepte nachtragen ...

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Freitag, 29. Januar 2021

#pmdd2021: Der 28. Januar 2021

Auch in diesem Jahr ist an jedem 28. eines Monats Picture my Day-Day, kurz pmdd - wie schön, dass die Aktion weitergeführt wird. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch.

Noch vor dem Frühstück versuchen, einen Impftermin für Schwiegermutter zu bekommen. Sie wohnt zwar in einem Seniorenheim, und Hamburg rühmt sich, alle Heimbewohner zu impfen, impft aber de facto nur die Menschen mit Pflegestufe. Wer wie Schwiegermutter fit ist, muss sehen, wo er bleibt. Aktuell gibt es weder Impfstoff noch Impftermine.

Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2021 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Arbeiten und frühstücken.

Der Ausblick im Heimbüro ist viel schöner als im echten Büro, wo ich, ohne mir den Hals zu verrenken, nur auf Hauswände gucke.

Heute ist Tu BiSchwat, das Neujahr der Bäume und Pflanzen. Passend dazu blüht eine vom Herbst übriggebliebene Aster auf dem Balkon.

Ich arbeite heute von Zuhause aus. Mein Arbeitgeber geht beim Home-Office mit gutem Beispiel voran, so dass die Präsenztage für uns alle eingeschränkt sind. Die meisten von uns, so auch ich, sind nur einen Tag in der Woche im echten Büro.

Gymnastik für den Oberkörper mit dem Theraband.

Eine Runde auf dem Stepper.

Der Arbeitstag vergeht schnell. Ich habe wieder angefangen, nach der Arbeit Theraband und Stepper zu nutzen, denn mir fehlt wieder Bewegung, seitdem es dem Gatten wieder besser geht und ich weniger Wege für ihn übernehmen muss. Also gibt es nach der Schreibtischarbeit eine kleine Sporteinheit. 

Wir haben eine klare Arbeitsteilung: Der Gatte kauft das Internet leer, ich zerkleinere die Kartonage, er entsorgt sie alle zwei Wochen im Altpapier (öfter geht nicht, da Container voll). Ein paar Kartons werden für Pakete an Tante aufbewahrt.

Vorher-Bild der Spülmaschine.

Mittagessen. Passend zu Tu BiSchwat esse ich eine Frucht, die ich in diesem Jahr noch nicht aß: Eine Pampelmuse.
Hausarbeit steht auch an - reichlich. Der Gatte hilft, wo er kann, ist heute aber wackelig auf den Beinen - buchstäblich. Zwischendrin gibt's Mittagessen, später Tee und Torte.

Blick auf unseren Wochenplan im Flur.

Zeit für Torte und Tee.

Nachher-Bild der Spülmaschine.

Typisch für uns in diesen Zeiten: Die nächste Ladung Geschirr steht schon parat.
Irgendwann ist dann Zeit, das Abendessen zuzubereiten.

Wirsing vorher.

Wirsing nachher.

Wenn der Hase die Wurzel erreichte, muss ich wieder in die Küche.

Ein bisschen telefonieren.

Den Einkaufszettel für den kommenden Tag aktualisieren.

Das tägliche Versagen in puncto Kohlenhydrate dokumentieren.
Nach dem Abendessen ist Strick- und Sofazeit angesagt. Leider gibt es nichts Schönes im Fernsehen, aber das aktuelle Strickstück hat so ein kompliziertes Muster, dass ich ohnehin mehr zuhöre als zusehe. 

Das aktuelle Strickstück: Immer noch die Yarncamp-Stulpen, aber immerhin schon die zweite.

Auf dem Sofa mit dem Gatten floddern.

Ob ich heute Nacht auch so gut schlafe wie letzte?

Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Und das war er auch schon, der erste pmdd in diesem Jahr. Mal schauen, was die anderen so bringen. Das Rezept zum Tag gibt's wie üblich in der Kombüse.

Samstag, 23. Januar 2021

Samstagsplausch KW 3/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XLIII

Auch in dieser Woche blieben wir in ruhigem Fahrwasser. Das tat gut. Dank ihrer wunderbaren Gesellschafterin hat sich Mudderns sogar so weit berappelt, dass ich gestern zehn Minuten ein halbwegs zusammenhängendes Gespräch mit ihr führen konnte! Sie macht sich mittags wieder etwas zu essen und, absolute Sensation, sie isst sogar Obst! Generell ist Mudderns der Meinung, dass sie rohes Obst und Gemüse nicht verträgt, aber wenn ihre Gesellschafterin ihr Mandarinen mitbringt, werden die natürlich gegessen, vertragen und nachgekauft. Sie schickte sogar extra eine Nachbarin los, weil sie nach nur einem Tag wieder neue brauchte! 

Ansonsten liegt Mudderns weiterhin im Bett und starrt an die Decke. Nun gut, das ist perfekter Infektionsschutz. Ich schlug ihr vor, mit ihr in den Sonderpostenmarkt zu fahren, aber sie will keinen Besuch von mir. Sie will auch keinen Lesenachschub - auf den Anraunzer wegen des Neujahrspakets schicke ich ihr keine Überraschungspost mehr (die Kekse rotten vermutlich immer noch im Kühlschrank vor sich hin, falls die Gesellschafterin sie nicht entsorgte). Angeblich ist der MDK angefragt zwecks Erhöhung der Pflegestufe - mal schauen, was wird. Jemand, der täglich nach ihr schaut, tut ihr sicher gut, wenngleich absehbar ist, dass es ihr spätestens ab April lästig wird, denn das hatten wir schon mehrfach. Aber ich vertraue hier auf den guten Einfluss ihrer Gesellschafterin.

Der Gatte hatte eine Zwischenuntersuchung mit sehr gutem Ergebnis! Entscheidend ist die Untersuchung im Krankenhaus in zwei Wochen, aber das gestrige Ergebnis ist schon mal ermutigend. Dann entscheidet sich auch, ob er wieder arbeitsfähig ist. Der Gatte ist im zehnten Monat Kurzarbeit, geht jetzt ins Krankengeld, was dann finanziell schon eng wird. Bislang mussten wir uns kaum einschränken, aber jetzt wird's prekär, zumal ja auch Nachzahlungen für Steuer (wegen des Kurzarbeitergeldes), Heizung, Strom, Wasser etc. anstehen, weil wir so viel zu Hause sind und mehr verbrauchen. Aber das wird schon irgendwie gehen. Muss ja.

Hier gilt seit mittlerweile 45 Wochen: Der Gatte und ich sind seit Mitte März 2020 weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist seit Mitte Dezember krank. Mal schauen, wann er wieder zur Arbeit gehen kann. Die Sorge um seinen Job, in dem es erst weitergeht, wenn Veranstaltungen, Theater und Konzerte wieder möglich sind, macht ihm zu schaffen. Im Sommer war er mit Haushaltsauflösung und Umzug seiner Mutter abgelenkt, aber seit dem Herbst fehlt ihm ein strukturierter Tagesablauf, ist ihm oft langweilig. Und momentan ist er ja auch nicht belastbar. Ihm fehlen Sport, Stadtbummel, Kino, Restaurants ... Da kracht es dann gelegentlich, weil wir einfach immer aufeinander hocken. Unsere Wohnung ist groß, wir können uns aus dem Weg gehen, und seit dieser Woche kann er auch an seiner Modellbahn weiterbauen, weil die Materialien endlich eintrafen, aber trotzdem ist es manchmal einfach anstrengend. Außerdem muss er mit der Verschlechterung seiner Erkrankung, der verkürzten Lebenserwartung zurecht kommen. Das muss alles erst mal sacken.

Mein Job ist sicher. Ich muss mir keine Gedanken um meinen Job machen wie der Gatte, bekäme allenfalls einen anderen Aufgabenbereich oder suchte mir eine neue Stelle - der Betrieb ist groß und vielfältig. Momentan steht das aber nicht zur Debatte. Dafür machen mir meine drei Projekte viel zu viel Spaß, gerade, weil sie im Wandel sind.

Bislang war ich zwei Tage im echten Büro und drei Tage im Heimbüro, aber seit Montag gilt eine verschärfte Homeoffice-Regelung mit Minimalbesetzung. So bin ich nur noch einen Tag im echten Büro. Jetzt muss auch die letzte Kollegin ins Homeoffice, obwohl sie das eigentlich nicht will. Da sie zu Hause keinen PC hat, nun aber von Zuhause aus arbeiten soll, fiel auf, dass bei fast allen die Desktops durch Laptops ersetzt werden müssen, weil erstere zu alt sind. Bislang wurden für uns Laptops abgelehnt, weil Gesundheitsämter und Vollzugsdienst Vorrang haben, es seit über einem Jahr nicht genug Laptops gibt. Jetzt haben die Kollegen, die seit fast einem Jahr auf Privatgeräten arbeiten, mit denen sie keinen vollen Zugriff auf das Dienstnetz haben, eine Chance auf Laptops. Das wird eine Erleichterung!

Tante ist Montag zum ersten Mal geimpft worden. Wie's ihr geht, erfahre ich morgen. Morgen kommt auch Schwiegermutter zu uns, denn wir beide zusammen dürfen ja nicht zu ihr. Sie bat mich letzte Woche, einen Impftermin für sie zu buchen. Ihre Seniorenwohnanlage bemühte sich bislang vergeblich um Impftermine für alle Bewohner, aber die BASFI lehnte es ab, ein mobiles Impfteam dort hinzuschicken, weil es in der Anlage keine Corona-Fälle gab. Stattdessen impft das mobile Team nur die Bewohner der Pflegestation. Alle anderen müssen selbst Termine machen. Der Direktor ihrer Seniorenwohnanlage hat erfolgreich protestiert, es gab einiges an Presse-Echo, und jetzt wird die ganze Anlange durchgeimpft. Geht doch. Hamburg ist das einzige Bundesland, das es so bescheuert handhabt.

Ich hätte gerne den Impftermin für Schwiegermutter gemacht, sitze ja eh den ganzen Tag am Rechner, aber da es keinen Impfstoff mehr gibt, gibt es frühestens Mitte Februar neue Termine. Die bekommt man am Besten über eine Website, denn bei der Telefonnummer 116117 bricht oft die Leitung zusammen. Auf der Website muss man sich zur Terminabfrage registrieren - jedes Mal auf's Neue, mit Befragung, eMail und Telefonnummer. Dann bekommt man einen Code zugesandt, den man abschreiben und eintippen muss, da Kopieren nicht geht, und dann erfährt man, dass es keine Termine gibt. Die AWO regte nun an, die Seite so zu programmieren, dass man sich nur einmal als impfwillig registriert und dann einen Termin genannt bekommt, sobald wieder Impfstoff da ist. Das wäre sinnvoll. Dann könnte ich den Gatten und mich registrieren und abwarten.

Dass auf absehbare Zeit kein Impfstoff verfügbar ist, macht den Gatten und mich mürbe. Normalerweise wären wir im Herbst an der Reihe, aber inzwischen rechnen wir nicht mehr damit, in diesem Jahr geimpft zu werden. Also weiterhin hoffen, dass es gut geht, und dankbar sein, dass es bislang gut ging. 

Masken auf der Leine.

Als absehbar war, dass FFP2-Masken Pflicht werden, schlug ich zu und kaufte en gros - wann die Coupons von unserer Krankenkasse kommen und ob sie noch so rechtzeitig kommen, dass sie fristgerecht eingelöst werden können, ist ja fast so ungewiss wie die Impfstofflieferung. Jetzt hängen am Schuhschrank im Flur 2 x 7 Masken mit Wochentag-Wäscheklammern. Morgens wird eine Maske abgenommen, abends wieder angehängt, um bis zur nächsten Woche zu trocknen. Bislang warf ich die FFP2-Masken regelmäßig in den Backofen, aber das gilt ja inzwischen als ungünstig. Stattdessen sollen sie hängend trocknen. Das können sie nun. Insgesamt brauchen wir wenig Masken, tragen sie nur kurz, weil wir ja meistens zu Hause sind, keinen ÖPNV nutzen. Insofern werden sie meistens gar nicht feucht.

Neben der immer und immer aufgeschobenen Impfung belasten uns weiterhin die hohen Infektions- und Sterbezahlen. Ich weiß noch, wie ich Mitte März 2020 bei jeder Aktualisierung der JHU-Seite erschrak, als von 43 langsam auf 100 Tote hochgezählt wurde - und jetzt sind über 50.000 Menschen gestorben! So viele Schicksale, so viel Trauer! 

Uns macht wütend, dass es keinen wirklichen Lockdown gibt, dass Maßnahmen sofort torpediert werden, dass faschistische Solidaritätsverweigerer und Coronaleugner schalten und walten dürfen, wie sie wollen. Wir sind Vernunft und Einschränkungen leid, aber dank solcher Düffeldoffel, die unser Leben gefährden, werden wir uns noch Monate einschränken müssen, können nur hoffen und beten, weiterhin verschont zu werden. Immerhin sind unsere Arbeitgeber vernünftig - beim Gatten geht zwar kein Homeoffice, aber die Mitarbeiter arbeiten getrennt voneinander, mit Maske und Abstand - und wir können auf den ÖPNV verzichten.

Jetzt, wo es etwas ruhiger ist, merke ich meine Maladien stärker. Die Endokrinologin bekam zwar die Hormonstörung in den Griff, so dass ich nach 30 Jahren endlich nicht mehr zunehme, aber meine Hypermenorrhoe dauert inzwischen 389 Tage an, ist kräftezehrend und weder durch OP noch Hormone in den Griff zu bekommen. Nun ja, nur noch bummelig 24.000 Tage, dann sollte ich mit den Wechseljahren durch sein ... Und alle Aktivitäten, die mir Spaß machen, sind aufgrund der Pandemie ja bis auf Weiteres ohnehin nicht möglich, im Heimbüro hab eich immer ausreichend Wechselkladage, insofern schränkt mich die Hypermenorrhoe kaum ein. Dennoch: Die aktuelle Situation ist so schon mehr als erschöpfend, da braucht's keine Hypermenorrhoe. Im März habe ich den nächsten Termin, vielleicht fällt der Hormon-Tante dann ja was ein. Außerdem mus sich aufpassen, dass ich wieder mehr für mich machen, Stepper, Gymnastik, mal nach dem Garten schauen ... 

Schön wäre Vorfreude auf Reisen! Normalerweise führen wir in vier Wochen eine Woche nach Dänemark - Wellness pur mit Whirlpool, Pool und Strandspaziergängen. Aber daran ist dieses Jahr nicht zu denken. Den Mallorca-Urlaub im Spätsommer haben wir schon länger abgehakt. Ob wir es noch mal zusammen nach Mallorca schaffen? 

Ansonsten steht hier ein Abschied von einer von Schwiegermutters Freundinnen, die schon länger im Hospiz lebt, an. Das ist schwer, denn Schwiegermutter darf schon lange nur schreiben oder telefonieren, kann nicht persönlich Abschied nehmen, da nur ein Besucher zugelassen ist.  

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Ihr und ihrem Mann weiterhin viel Kraft! Und vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen berichte ich in der Kombüse. Nachdem die Wochenübersicht aktuell ist, muss ich noch die Rezepte nachtragen ...

Sonntag, 17. Januar 2021

Samstagsplausch KW 2/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XLII

Seit Mitte der Woche sind wir langsam wieder in ruhigerem Fahrwasser, wenngleich irgendeine Normalität noch weit weg ist.

Ich bin inzwischen fieberfrei, fange morgen wieder an zu arbeiten und freue mich darauf, denn fast wir Wochen zu Hause (erst Urlaub = Gattenpflege, dann selbst krank) sind schon arg, zumindest, wenn man für alles Schöne zu erschöpft ist. Außerdem denke ich, dass uns ein strukturierter Tagesablauf gut tut.

Der Gatte ist von gesund noch weit entfernt, ist aber schon wieder ein paar Stunden am Stück wach, kann mich im Haushalt unterstützen, braucht keine Begleitung zu Arztterminen und schläft nachts oft durch. Das macht dann auch meine Nächte ruhiger. Im Februar muss er noch mal ins Krankenhaus, und ich nehme an, dass er zumindest bis zum Untersuchungsergebnis noch zu Hause bleibt. Er ist noch ziemlich wackelig, stürzt oft - langsam ist das ein teures Hobby, denn dabei geht viel zu Bruch und muss ersetzt werden ... Aber er denkt nicht mehr an einen Gehwagen, sondern nimmt einen Stock, und den auch nicht mehr immer.

Damit der Gatte buchstäblich wieder auf die Beine kommt, trifft er sich seit einer Woche täglich mit seiner Mutter zum Spaziergang und freut sich, dass er jeden Tag ein paar Meter mehr schafft. Ziel ist die Elbe, einmal Hirschpark und zurück. Natürlich könnte ich die beiden begleiten, aber ich bin ganz froh, mal eine Stunde alleine sein zu können.

Ansonsten ist dem Gatten zunehmend langweilig. Das ist schon zu normalen Corona-Zeiten so, weswegen er sich wieder eine Modellbahnanlage zulegte, aber an der kann er aktuell nicht bauen, weil die entsprechenden Läden geschlossen sind, Bestellungen nicht ankommen. Außerdem fehlt ihm eine Alternative zu Farmville, und seine Augen sind noch nicht wieder gut genug, um Bücher oder Magazine zu lesen. Also irgendwie alles doof.

Die in Bayern lebende Tante hat morgen ihren ersten Impftermin - große Freude! Organisiert hat das ihr Pflegedienst, aber dass sie so schnell an die Reihe kommt, gleich am ersten Tag, hat niemand gedacht. Angesichts des Inzidenzwerts in ihrer Stadt ist es eine Erleichterung, dass sie geimpft wird. Tante leidet natürlich unter den Einschränkungen. Ihr fehlen seit zehn Monaten Wassergymnastik und Bridge, die Treffen mit ihren Freundinnen. Eine verstarb jüngst, und dass Tante nicht zur Beerdigung zum Abschiednehmen konnte, traf sie hart. Gelegentlich wundern wir uns über die unterschiedlichen Regelungen. Bei Tante beispielsweise gilt schon seit Wochen eine abendliche Ausgangssperre. 

Schwiegermutter hält sich tapfer. Auch sie vermisst ihre Freundinnen, ihre Bridge- und Englischkonversationsrunden, ausgedehnte Einkaufsbummel, hat aber in der Seniorenwohnanlage immer Gesellschaft, wenn sie möchte. Die täglichen Spaziergänge mit dem Gatten tun ihr gut. Dass der Gatte keine Lust hat, jeden Sonntag zum Tee zu kommen, weil er davor einen (kostenpflichtigen) Corona-Test machen muss, versteht sie nicht. Wenn wir uns wieder berappelt haben, kommt sie zu uns zum Tee, dann sehe ich sie auch mal wieder. 

Ihre Seniorenwohnanlage bemühte sich bislang vergeblich um Impftermine für alle Bewohner. Angeblich lehnt die BASFI es ab, ein mobiles Impfteam dort hinzuschicken, weil es in der Anlage keine Corona-Fälle gab. Wenn das stimmt, ist das total bekloppt. So kümmere ich darum, dass Schwiegermutter einen Impftermin bekommt, aber da kein Impfstoff, keine Impftermine ... Mal schauen, wann die Termine ab Mitte Februar freigegeben werden. Ich fühle mich gerade wie beim Kampf um Karten für die Elbphilharmonie.

Immerhin klappte es bei Schwiegermutter mit dem Anschreiben der Über-Achtzigjährigen durch die BASFI. Das ist ja nicht in allen Bundesländern so: Bei Mudderns ins Niedersachsen greift man auf die Postdaten zurück, weil man nicht auf die Meldedaten zugreifen darf, und macht am Vornamen fest, ob die Person über 80 ist oder nicht ... Da Mudderns einen ungewöhnlichen Vornamen hat, rechne ich eher damit, dass Vadderns angeschrieben wird. Er ist zwar schon seit 23 Jahren tot, aber das wurde der Post nie mitgeteilt. Mudderns will sich allerdings ohnehin nicht impfen lassen.

Mudderns nimmt weiterhin ihre Januar-bis-März-Psychose. Immerhin haben wir es Mittwoch geschafft, ihre seit Sonntag im Zwei-Stunden-Takt durchgeführten nächtlichen Anrufe zu unterbinden (davor ließ sie uns zumindest nachts mit Anrufen in Ruhe - und natürlich wollte sie uns weismachen, dass sie nicht anruft, wir uns die Anrufe nur einreden). Ihrer Gesellschafterin gelang es Dienstag und Donnerstag, sie aus dem Bett zu bekommen, und Donnerstag aß Mudderns sogar ordentlich, aber seitdem liegt sie wieder im Bett und will auch erst wieder Dienstag aufstehen. Da sie in diesen Phasen nichts isst - ihr Frühstück besteht aus einem Keks, ihr Mittagessen aus einer Scheibe Knäckebrot oder einer Milchschnitte, das Abendessen fällt aus - oder trinkt, kann sie sich kaum auf den Beinen halten, aber den Zusammenhang sieht sie nicht. 

Diese Psychose hat sie seit 21 Jahren, seitdem ich ihr mitteilte, dass ich den Gatten heiraten werde. Jedes Jahr ist sie unterschiedlich stark ausgeprägt, aber seit ihrem Schlaganfall vor vier Jahren landete Mudderns jedes Jahr im Krankenhaus. Einzig im letzten Jahr war nichts, was ich dem guten Einfluss ihrer Gesellschafterin zuschrieb (und prompt vergaß, mit ihr darüber zu sprechen, so dass sie dieses Jahr quasi ins offene Messer lief, was mir sehr leid tat). In diesem Jahr holt Mudderns nun alles nach. Dichtung und Wahrheit sind nicht mehr zu unterscheiden: Angeblich bekommt sie demnächst 24-Stunden-Pflege, wahlweise durch ihre Gesellschafterin oder das DRK, aber alle sollen das mit mir absprechen. Bislang hat sich niemand bei mir gemeldet, also warte ich ab (und bin im Austausch mit ihrer Gesellschafterin). Ich habe alle Vollmachten (und weiß sogar wieder, wo), will aber nichts gegen Mudderns Willen durchsetzen.

Durch Corona, durch den kranken Gatten und weil ich selbst krank bin, habe ich aktuell keine Kapazitäten für Mudderns Psychose frei, sondern warte einfach ab. Erfahrungsgemäß berappelt sie sich nach Vadderns Geburtstag Mitte März wieder. Und nachdem ich drei Mal im Januar Himmel und Hölle in Bewegung setzte, dass Mudderns Unterstützung durch einen Pflegedienst bekommt, es im April drei Mal wieder absagen musste, weil die Unterstützung Mudderns lästig wurde, weiß sie, dass ich nichts mehr unternehme. 

Erstaunlicherweise verlangt Mudderns aktuell nicht, dass ich sie besuche, für sie einkaufe etc. Dass ich dazu vor zwei Jahren Tacheles redete, kam offensichtlich an. Könnten meine Besuche dazu beitragen, sie aus dem Bett zu bekomme, führe ich zu ihr, aber Mudderns will halt im Bett liegen und leiden. Ansonsten bekäme sie alle Hilfe, die sie bräuchte. Sie entscheid sich aber schon vor Jahrzehnten, dass es einfacher ist, zu leiden, als eine Therapie zu machen. Das Leben kann so schön beschissen sein, wenn man sich Mühe gibt.   

Nachdem ich endlich fieberfrei war, nutzte ich die Zeit, "Das Vermächtnis der besonderen Kinder*" von Ransom Riggs zu lesen. Der fünfte Band der Fantasy-Reihe faszinierte mich genau so wie alle anderen Bände, endete wieder mal mit einem fiesen Cliffhanger, und jetzt muss ich fast ein Jahr warten, bis der sechste Band auf Deutsch erscheint (auf Englisch erscheint er schon Ende Februar, aber das ist mir zu mühsam). 

Hier gilt seit mittlerweile 44 Wochen: Der Gatte und ich sind seit Mitte März 2020 weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist im zehnten Monat Kurzarbeit und seit Mitte Dezember krank. Mal schauen, wann er wieder zur Arbeit gehen kann. Die Sorge um seinen Job, in dem es erst weitergeht, wenn Veranstaltungen, Theater und Konzerte wieder möglich sind, macht ihm zu schaffen. Im Sommer war er mit Haushaltsauflösung und Umzug seiner Mutter abgelenkt, aber seit dem Herbst fehlt ihm ein strukturierten Tagesablauf, ist ihm oft langweilig. Und momentan ist er körperlich ja auch nicht belastbar. Ihm fehlen Sport, Stadtbummel, Kino, Restaurants ... 

Mein Job ist sicher, wenngleich meine drei Projekte mehr oder weniger auf Eis liegen. Zwei wurden ad hoc digitalisiert, das dritte ruht weitgehend, solange Theater und andere Kulturbetriebe geschlossen sind. Ich muss mir aber in dem Zusammenhang keine Gedanken um meinen Job machen wie der Gatte, bekäme allenfalls ein anderes Projekt. Momentan bin ich mit zwei von drei Projekten aber auch gut ausgelastet.

Ich bin zwei Tage im echten Büro und drei Tage im Heimbüro. Eigentlich würde ich einen der Bürotage im Laden verbringen, aber der ist geschlossen und bleibt es auch weiterhin. Chef gehört dem betrieblichen Corona-Krisenstab an, ist also oft nicht ansprechbar, und Chefin versucht das aufzufangen, arbeitet aber nur Teilzeit. So liegt gerade vieles auf Eis, was die Moral der Kolleginnen und Kollegen senkt. Wenn wir mit dem Corona-Gedöns durch sind, müssen wir vermutlich ein komplett neues Teambuilding starten, denn wir begannen gerade erst im Sommer 2019, uns unter den neuen Chefs neu zu finden. Chefin hat ein wöchentliches virtuelles Teammeeting angesetzt, auch aus Sorge um unsere seelische Gesundheit - lieb. Ich war allerdings diese Woche krank und habe die kommenden beiden Wochen jeweils Arzttermine ... Aber ich komme mit der Isolation auch vergleichsweise gut klar, bin Alleinsein von kleinauf an gewohnt. 

Wir sind sehr coronamüde, trotz aller Dankbarkeit, dass wir alle es durch die letzten Monate relativ gut geschafft haben. Die nicht sinken wollenden Infektions- und Sterbezahlen belasten uns. Der Impfstoff gab kurzfristig Hoffnung, aber es ist absehbar, dass es so schnell nichts mit einer Impfung wird. Wir hatten uns anfangs auf diesen Herbst eingestellt, rechnen aber nicht mehr damit. Kein Impfstoff, keine Impfung. Dennoch: Natürlich ist es toll, dass es binnen so kurzer Zeit einen Impfstoff gibt.

Die sich verschärfenden Vorschriften betreffen uns nicht weiter, außer, dass wir seltener im Stamm-Supermarkt einkaufen, weil wir davor Schlange stehen müssen. Wir können uns ohnehin nicht weiter einschränken. Und die Vorschriften sind eh nur Lippenbekenntnisse, denn die jeweils geltenden Regelungen werden ja nicht durchgesetzt. Solidaritätsverweigerer und Coronaleugner können ungehindert demonstrieren. Wozu also Regelungen verschärfen, wenn deren Umsetzung eh niemanden interessiert?!

Letzte Woche hätte ich eigentlich den Endokrinologentermin zur Überprüfung meiner Hormontherapie gehabt, aber aufgrund des Fiebers verlegte ich den. Nun heißt es noch acht Wochen Ungewissheit. Ich denke, die Hormontherapie wirkt, denn seit Ende Oktober nahm ich fast 8 Kilo ab (plus 5 Kilo Wassereinlagerungen, die quasi über Nacht verschwanden), aber ich wüsste schon gerne, ob die no carb- / low carb-Quälerei auch Ergebnisse zeigt. Keine Ergebnisse hingegen zeigt die Hormon-Ersatztherapie gegen meine Wechseljahrsbeschwerden. Frau kann nun mal nicht alles haben ...

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea, deren Mann weiterhin mit einer Covid-19-Erkrankung kämpft. Weiterhin viel Kraft euch beiden und baldige Genesung! Und vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen berichte ich in der Kombüse. Nachdem die Wochenübersichten nachgetragen sind, mache ich mich demnächst an die Rezepte.

Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf. 

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Mittwoch, 13. Januar 2021

#12von12 im Januar 2021

Im letzten Monat war ich zu erschöpft, um bei der monatlichen Bildersammlung von Caro von "Draußen nur Kännchen" mitzumachen, aber diesen Monat bin ich wieder dabei. Sie sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine Januar-Bilder.

#1: Im Prinzip der Bushaltestellen-Warteblick, nur dass ich darauf warte, dass mich der Gatte mit dem Auto einsammelt.

#2: Die neue Cafissimo wurde aus der Packstation befreit. Die Espresso-Versorgung ist wieder sichergestellt.

Ich bin aktuell mit Fieber und Schnupfen krank zu Hause, die ganze Woche noch. Zum ersten Mal habe ich aber nur noch erhöhte Temperatur und stimme deswegen zu, den Gatten zur Packstation zu begleiten. Aufgrund seiner krampfenden Hände konnte er in den letzten Tagen nämlich das Touchpad nicht bedienen und braucht Hilfe.

#3: Erst mal ausruhen und lesen*.

Der kurze Ausflug strengt mich an, also schnell wieder nach Hause und ausruhen. Der Gatte macht sich zum täglichen Spaziergang mit seiner Mutter auf. Er muss seine Kondition trainieren ohne sich zu belasten, da sind Spaziergänge ideal.

#4: Spülmaschine ausräumen.

#5: Vorräte für den Tiefkühler anlegen (in der Dose mit den Semmelknödeln ist auch Gulasch).

#6: Spülmaschine wieder einräumen und einschalten.

Nach dem Ausruhen ist Hausarbeit angesagt, dann gemeinsames Sofa-Floddern mit dem Gatten. Heute haben wir mal die Plätze getauscht. 

#7: Die Yarncamp-2018-Stulpen weiterstricken.

#8: Heute mal fernsehkonformes Abendessen.

Heute ist übrigens Dienstag. Der Dienstag gehört den Doctor. Danach möchte ich ziemlich schnell ins Bett.

#9: Der Dienstag gehört dem Doctor.

#10: Das tägliche Versagen. Ich schaffe es einfach nicht, keine Kohlenhydrate zu essen.

#11: Mudderns ruft aufgrund ihrer Psychose nachts alle zwei Stunden an, also werden die Telefone zwischen Kissen verbannt ausgelagert. Eine Blockade ihrer Telefonnummer ist hier technisch schwierig (und der Hausnotruf erreicht mich notfalls mobil).

Noch etwas lesen*, das obligatorische Fiebermessen (immer noch erhöhte Temperatur, aber wenigstens kein Fieber), dann möglichst lang und gestört schlafen. 

#12: Vor dem Einschlafen wie jeden Abend seit zehn Monaten Fieber messen und noch etwas lesen*

Die Rezepte sind übrigens verlinkt.

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Sonntag, 10. Januar 2021

Samstagsplausch KW 1/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XLI

Bei uns ist immer noch Ausnahmezustand. Inzwischen hat's mich auch umgehauen: Donnerstag Abend bekam ich Fieber, und seit Freitag bin ich krankgeschrieben - für eine ganze Woche. Darunter mache er es momentan nicht, sagte mein Hausarzt bei unserem Telefonat. "Die Leute sollen gefälligst zu Hause bleiben, sich separieren und auskurieren!" 

Bis Sonnabend gönnte ich mir dann auch tatsächlich eine Auszeit, aber dann war klar, dass ich einfach funktionieren muss, egal wie. 

Mudderns Sturz an Neujahr zeigt alle Anzeichen eines weiteren Schlaganfalls oder Schädel-Hirn-Traumas. Als ihre Gesellschafterin am Donnerstag kam, war sie sehr schwach, aber dennoch halbwegs orientiert. Um sie wieder auf die Beine zu bekommen, beschloss ihre Gesellschafterin, vorerst zwei Mal die Woche zu kommen, und Donnerstag hatte ich auch noch Hoffnung, dass das was bringt. Seit Freitag allerdings verlässt Mudderns das Bett nicht mehr, ist desorientiert, spricht verwaschen, isst und trinkt kaum, weil sie dann ja aufstehen müsste, ergeht sich in Selbstmitleid, weil sich niemand um sie kümmert usw. 

Heute rief sie dann plötzlich um vier Uhr morgens an, um zu plaudern. Ihr war nicht zu vermitteln, dass es mitten in der Nacht ist, dass wir schlafen. Als wir mittags miteinander telefonierten, wusste sie nichts mehr von dem Telefonat, wusste auch nicht mehr, welcher Wochentag ist. Es ist zum Steinerweichen. 

Ich habe mehrfach überlegt, ob ich im Krankenhaus anrufe, damit die jemanden vorbei schicken, aber das wäre gegen Mudderns Willen. Die erforderlichen Vollmachten dazu habe ich, aber ich bin gerade völlig überfordert, eine Entscheidung zu treffen. Ich kann ja auch nicht mal eben die 80 Kilometer rausfahren und mir selbst ein Bild machen, da Fieber. Mal schauen, wie die Gesellschafterin die Situation am Dienstag sieht. Im Zweifelsfall hört Mudderns auf sie eher als auf mich. 

Während ich bei Mudderns schon eine Betreuungs- und eine Generalvollmacht habe, steht das beim Gatten noch aus, ebenso wie eine Patientenverfügung, Bankvollmacht usw. Es gibt vieles zu besprechen. Die Perspektive, einst wie Philemon und Baucis auf einer Bank zu sitzen, gibt es nicht mehr. Für mehr Lebenszeit müsste der Gatte seinen Lebensstil von jetzt auf gleich radikal ändern, und dazu ist er nicht bereit. Es ist sehr schwer zu akzeptieren, dass es kein gemeinsames Rentnerdasein mehr geben wird. 

Der Gatte ist so weit wieder stabil, dass er alleine zum Einkaufen oder zum Arzt kann, braucht danach aber lange Erholungsphasen. Ihm ist schrecklich langweilig, ihm fällt die Decke auf den Kopf. Gleichzeitig muss ich ihn immer im Blick haben, denn er vergisst immer wieder Essen auf dem Herd oder das Abschalten elektrischer Geräte, weil er darüber einschläft. Gleichzeitig stürzt er oft, reißt dabei alles mögliche mit sich - nun gut, spart das Aussortieren der übervollen Schränke, das ich eigentlich vor hatte. Anstatt der ärztlich verordneten Bettruhe wusele ich also durch die Wohnung, immer dem Gatten hinterher. Gesundwerden geht anders. 

Hier gilt seit mittlerweile 43 Wochen: Der Gatte und ich sind seit März weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist im zehnten Monat Kurzarbeit und seit Mitte Dezember krank. Mal schauen, wann er wieder zur Arbeit gehen kann. Im Februar beginnt die ambulante Behandlung im Krankenhaus, evtl. muss er auch noch mal stationär aufgenommen werden. Eine Reha täte ihm ebenfalls gut.

Mein Job ist sicher, wenngleich meine drei Projekte mehr oder weniger auf Eis liegen. Zwei wurden ad hoc digitalisiert, das dritte ruht weitgehend, solange Theater und andere Kulturbetriebe geschlossen sind. Ich bin zwei Tage im echten Büro und drei Tage im Heimbüro. Eigentlich würde ich einen der Bürotage im Laden verbringen, aber der ist geschlossen und bleibt es auch weiterhin. Und aktuell bin ich ja eh krankgeschrieben, wobei die Kollegen wissen, wie sie mich im Notfall erreichen können, falls es bei einem Projekt dringenden Entscheidungsbedarf gibt.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea, deren Mann weiterhin mit einer Covid-19-Erkrankung kämpft. Weiterhin viel Kraft euch beiden und baldige Genesung! Und vielen Dank für's Sammeln! Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf. 

Mittwoch, 6. Januar 2021

#WMDEDGT 01/21: Maladien

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich entschließe mich nach dem Weckerklingeln, mich noch einen weiteren Tag krankzumelden und im Bett zu bleiben. Ich bin erkältet, habe aber außer Schnupfen und Schlappheit nichts und entscheide mich daher gegen die Infektsprechstunde meines Hausarztes. Immerhin geht's mir schon besser als am Vortag: Da erwachte ich mit Heißhunger auf Hühnersuppe. Das ist ein schlechtes Zeichen. 

Dem Gatten geht es schon wieder so gut, dass er ein paar Schritte gehen und kleine Strecken mit dem Auto fahren kann, also fährt er morgens  alleine zum Arzt, kann ich im Bett liegen bleiben und wechsle zwischen Schlafen und Lesen. Aktuell lese ich "Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod*" von Elisabeth Florin, das im Schnalstal in Südtirol spielt, genauer gesagt in Katharinaberg, Karthaus und am Vernagt-Stausee. Hier verbrachten der Gatte und vor 13 Jahren unseren letzten gemeinsamen Südtirol-Urlaub, und gerne führe ich wieder mal dort hin. 

Vormittags ruft eine glückliche Tante an, um sich für mein Päckchen mit Glücksklee-Keksen und der Neujahrskarte mit gehäkeltem Glücksklee zu bedanken. Das Telefonat ist voller Wärme und Verständnis für unsere derzeitige Situation, Durchhaltewünschen für mich angesichts des kranken Gatten und Vermissung, denn sonst sehen wir uns ja mindestens drei Mal im Jahr für mehrere Wochen. 

Kurz danach ruft Mudderns an, und das Gespräch mit ihr ist wie eine kalte Dusche. Auch sie bekam wie Tante ein Neujahrspäckchen, packte es aber gar nicht aus, sondern blubberte, wieso ich ihr etwas schicken lasse, sie habe doch nichts bestellt. Da ich keinen passenden Versandkarton hatte, nahm ich einen Eiskarton, so dass sie dachte, sie bekäme Eis, und das Paket in den Kühlschrank legte. Ich bat sie, das Paket doch auszupacken, aber da kam nur: "Will ich nicht! Ich hab' nichts bestellt!" 

Im weiteren lamentiert sie darüber, dass ihr die Beine versagen, dass sie wieder nicht vor der Tür war, aus Angst, wieder zu fallen, dass die Nachbarin sie nicht zum Einkaufen abholte, dass sie nicht zum Arzt will wegen ihrer Beine, weil der ja doch nichts machen könne, sie sei doch ein medizinischer Spezialfall, der alle Ärzte überfordere usw. usf. Immerhin verlässt sie noch das Bett. Ich hoffe, ihre Gesellschafterin bekommt sie aus dieser Phase wieder heraus, sonst wird das kommende Vierteljahr zwischen dem Jahrestag ihres Schlaganfalls, dem Todestag und dem Geburtstag ihres Mannes sehr lang. Ich habe nach über 50 Jahren einfach keine Kraft mehr für ihr Verhalten, werde dieses Mal nicht eingreifen.  

Das Telefonat zieht mich sehr runter.

Der Gatte war auf dem Rückweg vom Arzt beim Bäcker, bringt Frühstück und Kuchen für den Nachmittagstee mit. Ich darf das alles eigentlich nicht essen, da Kohlenhydrate, aber egal. Von so viel Aktivität erschöpft, schläft auch der Gatte erstmal eine Runde, und auch bei mir geht's mit Lesen und Schlafen weiter.

Zum Nachmittagstee treffen wir uns zum Floddern und Hagenbeck-Gucken auf dem Sofa. Das ist eine unserer Corona-Routinen. Irgendwann kommt der neue Nachbar und holt seine Teppich-Lieferung ab. Es ist immer spannend, wenn neue Soldatenfamilien hier einziehen, um sich an der Führungsakademie der Bundeswehr ausbilden zu lassen, aber normalerweise kommt das Mobiliar per Container oder Spedition, nicht einzeln per Post.

Ich bringe das Strickjournal auf Stand, dann kann ich nicht mehr ignorieren, dass die Spülmaschine ausgeräumt werden muss. Sie wird gleich wieder eingeräumt und angestellt, dann bereite ich so weit alles für's Abendessen vor, dass ich nach dem Ende des Vorabendkrimis nur noch den Ofen anstellen muss. Der Krimi fällt aufgrund der PK zu den neuen Corona-Verordnungen aus. 

Abendessen, heute mal auf dem Sofa, dann Tagesschau und Brennpunkt. Wiedermal leise Verzweiflung beim Gatten, weil die Infektionszahlen einfach nicht runter gehen, er sich so sehr nach Normalität sehnt, sich Gedanken um seinen Arbeitsplatz und um die Geschäfte von Bekannten macht, die aktuell geschlossen sind. Wut beim Gatten über die vielen Menschen, die sich nicht an die Corona-Maßnahmen halten - ich bin über das Wut-Stadium schon lange hinaus. Solidaritätsverweigerer und Coronaleugner sind eine Gefahr für unsere Gesellschaft, gegen die nicht adäquat vorgegangen wird, egal, welche Maßnahmen verkündet werden. Verkünden nützt nichts, wenn der Will zum Durchsetzen nicht da ist.

Nachdem das Strickjournal halbwegs aktualisiert ist, schlage ich Maschen an, um endlich die Yarncamp-Stulpen vom Yarncamp 2018 zu stricken. Das Muster kann ich nicht mindless stricken. Ich bin gespannt, ob ich durchhalte. 

Früh ins Bett, in der Hoffnung, ein paar Stunden zu schlafen, aber ich horche immer wieder in die Wohnung, ob der Gatte vielleicht stürzt und Hilfe braucht, und mache mir Gedanken, wie es mit Mudderns weiter gehen soll. Ich muss unbedingt die diversen Vollmachten finden, falls sie wieder ins Krankenhaus muss. Im letzten Jahr ging's ohne Drama zwischen Januar und März, aber es war vermessen, zu hoffen, dass das so bleibt. 

Das Rezept zum Tag gibt's demnächst in der Kombüse.

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Sonntag, 3. Januar 2021

Samstagsplausch KW 53/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XL

Eine Schale voller Glück
in Keksform.
Alles Gute, Gesundheit, Glück, Freude und Zufriedenheit für das neue Jahr! 

Sicher war euer Jahreswechsel auch ein bisschen stiller und anders als sonst. "Das ist absolut irreal", meinte der Gatte, als wir Silvester mittags ein bisschen spazieren gingen und uns coronakonform mit seiner Mutter im Park trafen.

Normalerweise wird hier mit Verkaufsstart geböllert, aber diesmal ging's erst gegen 16:30 Uhr los, dann lange Pause, und auch um Mitternacht dauerte das Geböller keine Stunde. Nach den ausgefallenen Osterfeuern war's schon das zweite Mal, dass die Luft nicht rauchgeschwängert war.

Der Gatte ist weiterhin krank, also flodderten wir Silvester auf dem Sofa und guckten Doc Martin*. Ab morgen muss ich wieder arbeiten und zumindest stundenweise den Gatten alleine lassen - mal schauen, ob das klappt. Es gibt eh keine Alternative. Aber so lange er sich nicht zu sehr anstrengt und viel schläft, geht's. Ich muss halt daran denken, dass er alles in Reichweite hat, was er brauchen könnte, bevor ich gehe.  

Mudderns nimmt, wie schon befürchtet, ihre Januar-bis-März-Psychose. Im Januar sind der Jahrestag ihres Schlaganfalls und der Todestag ihres Mannes, im März sein Geburtstag, da dreht sie seit über 20 Jahren ab. Heute rief sei alle zwei Stunden an - wenn das jetzt schon so los geht, werden die kommenden Wochen heftig.

Das sind mehr Baustellen, als ich aktuell bewältigen kann. 

Mein Körper schreit nach Ruhe und scheint eine Erkältung bekommen zu wollen, was aber aktuell schlichtweg nicht geht, denn in den kommenden Wochen habe ich einige Arzttermine, die ich erkältet nicht wahrnehmen kann, verschieben müsste, was kompliziert wäre. Außerdem muss ja eine den Laden am Laufen halten, denn der Gatte wird noch lange ausfallen. Also Augen zu und durch, wie schon seit Monaten, hoffen, dass ich nur grundlos niese, wie ich das immer mal gerne mache, und keine weiteren Erkältungssymptome dazu kommen. Ansonsten bin ich natürlich vernünftig genug, in die Infektsprechstunde meines Hausarztes zu gehen und mich ggf. testen zu lassen, auch, wenn ich keine Ahnung habe, was werden soll, wenn ich ausfalle und wie sich das womöglich auf die anstehenden Behandlungen des Gatten auswirkt. 

Hier gilt seit mittlerweile 42 Wochen: Der Gatte und ich sind seit März weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist im zehnten Monat Kurzarbeit und seit Mitte Dezember krank. Mal schauen, wann er wieder zur Arbeit gehen kann. In den kommenden Tagen beginnt die ambulante Behandlung im Krankenhaus, evtl. muss er auch noch mal stationär aufgenommen werden. Auf jeden Fall täte ihm eine Reha gut (und mir, denn dann käme ich zur Ruhe, weiß ihn in guten Händen). Aber dafür ist er noch lange nicht fit genug. Und da er merkt, dass mir langsam die Kraft schwindet, versucht er, mich zu entlasten, macht mehr, als ihm gut tut, macht sich Sorgen, was dann wieder die Rekonvaleszenz verlangsamt ... 

Mein Job ist sicher, wenngleich meine drei Projekte mehr oder weniger auf Eis liegen. Zwei wurden ad hoc digitalisiert, das dritte ruht weitgehend, solange Theater und andere Kulturbetriebe geschlossen sind. Ich bin zwei Tage im echten Büro und drei Tage im Heimbüro. Eigentlich würde ich einen der Bürotage im Laden verbringen, aber der ist geschlossen und bleibt es hoffentlich auch weiterhin. 

Wir sind, gemessen an anderen, privilegiert, und sehr dankbar dafür. Und ich bin dankbar, dass Mütter, Tante und Gatte bislang so gut und coronafrei durch diese Zeit kamen - Mudderns Psychose ist ja ein jährliches Ritual, unabhängig von Corona. Ich wünsche mir, dass sie auch bis zur Impfung weiterhin gut durchkommen. 

Inzwischen sind wir sehr coronamüde und, angesichts der nicht rückläufigen Zahlen, leise verzweifelt. Der Gatte sehnt sich danach, mal wieder essen zu gehen - und nach Mallorca zu fliegen. Luxusprobleme, ich weiß. Aber auch mir fehlt die Aussicht auf's Verreisen. Normalerweise wären wir im Februar über unseren Hochzeitstag in Dänemark, aber das wird dieses Jahr nicht möglich sein. Und Mallorca haben wir ebenfalls für dieses Jahr gestrichen. Wenn's gut läuft, erhalten wir in den Wochen, in denen wir auf der Insel wären, unsere Corona-Impfungen. Dafür verzichten wir gerne auf die Reise. 

Eine Nachricht traf mich diese Woche sehr: Ein Kollege, gerade mal Mitte 40, topfit und durchtrainiert, junger Vater, verstarb Weihnachten ganz plötzlich! Ich kann nicht in Worte fassen, was ich fühle. Wie schrecklich ist das für seine junge Familie!

Ein kurioses Ereignis hatte diese Woche auch parat: Wir spielen seit Jahren Farmville, ein Online-Browser-Game, das viele Facebook-Nutzer nervt. Seit dem 31. Dezember allerdings ist es abgestellt, und wir finden keinen adäquaten Ersatz! Das ist absolut lächerlich, ich weiß, aber das Spiel war festes Ritual beim Morgenkaffee und kurz vorm Schlafengehen, und dem Gatten fehlt es jetzt, wo er eigentlich nichts anderes machen darf außer ruhig zu sitzen. Alle Spiele-Alternativen überzeugten uns nicht. Ich vermute, ich lange wieder bei Tetris.  

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea, deren Mann weiterhin mit einer Covid-19-Erkrankung kämpft. Weiterhin viel Kraft euch beiden und baldige Genesung! Und vielen Dank für's Sammeln! Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.