Montag, 27. August 2018

Ehemaliges Zwangsarbeitslager des Altonaer Krankenhauses an der Max-Brauer-Allee 164

Montags gegen Nazis
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm. 

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Das braune Pack kündigte an, ab September 2018 wieder demonstrieren zu wollen, diesmal mittwochs und monatlich. Mal gucken, wie lange es den Wind, der ihm von der demokratischen Mehrheit der Stadt entgegen weht, aushalten.


Auf dem Grundstück der heutigen Max-Brauer Allee 164 befand sich im November 1944 ein Zwangsarbeitslager.
Bevor 1971 das Altonaer Krankenhaus in Othmarschen eröffnet wurde, befand es sich an der Max-Brauer-Allee. Heute erinnern noch einige denkmalgeschützte Bauten (wie zum Beispiel das einstige Hauptgebäude) und die Hospitalstraße daran.

Unter der Anschrift Allee 164 (heute Max-Brauer-Allee 164) ist für November 1944 ein Lager mit 19 Menschen nachgewiesen, die für das Krankenhaus Zwangsarbeit leisten müssen. In vielen Hamburger Krankenhäusern werden Zwangsarbeiter als Hilfspfleger, aber auch zum Putzen eingesetzt. 

Dienstag, 21. August 2018

Plus Size-Kleid aus Schachenmayr Catania (S8076)

Eigentlich sind das so gar nicht meine Farben (okay, bis auf das Grau), aber als ich dieses Kleid sah, musste ich es einfach haben. Es ist perfekt für einen Strandurlaub, trägt sich bei den Temperaturen in den letzten Wochen auch prima in der Stadt.

Kleid, zusammengelegt.
Sehr gefreut habe ich mich, als ich sah, dass die Maße für Größe XL auch für meine Massen passen. Endlich mal nichts umrechnen!

Ein paar Tücken hielt die Anleitung für mich bereit: Grundverpeiltes Frettchen, das ich bin, las ich statt "beidseitig 1x in 10. R 1 M zunehmen" doch "beidseitig 10x in 10. R 1 M zunehmen" - bis mir das auffiel, hatte ich 12 M mehr auf der Nadel. Zum Glück soll das Kleid ja schön locker sitzen ...

Maßnehmen. Wäre das Kleid zu schmal gewesen, hätte ich die grauen Seitenteile breiter gestrickt.
Beim Vorderteil hatte ich Probleme mit der Abnahme für den V-Ausschnitt. Laut Anleitung hätte ich bis R 107 abnehmen sollen, aber selbst mit 12 M mehr hatte ich bei R 101 keine Maschen mehr.

Beim Rückenteil habe ich am Ausschnitt ebenfalls einen Rand im Bündchenmuster aus stein gestrickt - verstehe ich die Anleitung richtig, ist da kein Ausschnitt vorgesehen, aber einen Rollrand fand ich doof.

Auch, wenn's nicht so aussieht: Beide Seitenteile sind gleich breit.
Ich habe die Materialien für diese Modell wieder bei Fischer Wolle bestellt - das ist super praktisch, da gemäß Anleitung fertig konfektioniert. Aus irgendeinem Grunde habe ich allerdings 100 g Apricot und 50 g Erdbeere übrig ...

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Montag, 20. August 2018

Stolperstein für Walter Steinbeck an der S-Bahn Hammerbrook

Montags gegen Nazis
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm. 

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Das braune Pack kündigte an, ab September 2018 wieder demonstrieren zu wollen, diesmal monatlich. Mal gucken, wie lange sie den Wind, der ihnen von der demokratischen Mehrheit der Stadt entgegen weht, aushalten.

Stolperstein für Walter Steinbeck, der bis zu seiner letzten Verhaftung in der Hammerbrookstraße 52 wohnte.
Walter Steinbeck macht schon früh die Erfahrung, dass bestraft wird, wer den falschen Menschen liebt: Bereits im Alter von 19 Jahren wurde er aufgrund seiner Homosexualität verhaftet und zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Er verbüßte die Strafe an seinem damaligen Wohnsitz Lüneburg, wo er als Verkäufer arbeitet.

1933 zieht der aus Lübtheen/Mecklenburg stammende Steinbeck zu Schwester und ihrer Familie nach Hamburg, in die Hammerbrookstraße 52. Fortan arbeitet er im Fettwarengeschäft des Schwagers. Ob der junge Mann hoffte, dass seine Homosexualität in einer Großstadt weniger auffällt als in den Kleinstädten und Dörfern, in der er bislang lebte? Sollte es so gewesen sein, gelang es nicht.

Im September 1935 fühlt sich ein Nachbar von dem 27jährigen belästigt und zeigte ihn an. Steinbeck verbüßt eine dreimonatige Haftstrafe. Vier Jahre später erpresst ihn einer seiner Sexualpartner, der dann in die Fänge der Polizei gerät und Steinbecks Namen nennt. Im November 1939 wird Walter Steinbeck aufgrund seiner Homosexualität zu zwei Jahren Gefängnis we­gen Ver­gehens nach § 175 RStGB verurteilt.

Wo heute der Nordausgang der S-Bahn Hammerbrook ist, stand einst das Wohnhaus, in dem Walter Steinbeck lebte.
Steinbeck verbüßt die Strafe in verschiedenen Gefängnissen und Lagern. Im September 1941 soll er eigentlich entlassen werden, kommt aber stattdessen in das Polizeigefängnis Hütten - vorbeugend, falls er es wagen sollte, seine Homosexualität wieder auszuleben. Von Hütten wird der 33jährige ins KZ Neuengamme überstellt.

Im Mai 1942 stimmt Steinbeck seiner Kastration zu, sicher in der Hoffnung, dann freigelassen zu werden. Der Eingriff erfolgt im Krankenhaus des Untersuchungsgefängnisses am Holstenglacis. Steinbeck bliebt weiterhin im KZ Neuengamme inhaftiert, wo er am 22. August 1942 ermordet wird.

Weitere Informationen zum Schicksal von Walter Steinbeck gibt es auf der Stolperstein-Seite.

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Samstag, 18. August 2018

#12von12 im August 2018

Der 12. August 2018 ist ein Sonntag. Caro, die unsere 12 Augenblicke des Tages sammelt, ist auch wieder mit dabei - wie schön!

Ich starte spät in einen faulen Sonntag - meine schon lange andauernden Schlafstörungen werden nämlich erst zwei Tage später behoben werden. Eigentlich wollten wir heute etwas unternehmen, aber dem Gatten setzen Stress und Wetter zu, und alleine mag ich nicht los. So wird's also ein fauler Sonntag daheim.

#1: Frühstück.
#2: Das muss noch gefilzt werden.
#3: Ab mit dem Täschchen zum Filzen in die Waschmaschine.
#4: Das wird gleich ein Kuchen.
#5: Der Kuchen ist fertig.
#6: Wäsche aufhängen.
#7: Kuchen essen.
#8: Das aktuelle Strickstück.
#9: Endlich mal die Taschen vom schon lange fertigen Strickkleid zunähen.
#10: Abendessen.
#11: Sichten der neuen Wollbeute.
#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen.
Die Rezepte gibt es wie immer in der Kombüse.

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Donnerstag, 16. August 2018

Vierzehn Tage

In der Nacht vom 20. auf den 21. August 2017 hatte ich vier Mal das Gefühl, mir drücke jemand ein Kissen auf den Kopf. Das war nicht schön. Das war keine nächtliche Panikattacke, das war mir schnell klar. Und bevor jemand fragt: Nein, der Gatte war's nicht.

Da mir schon seit Tagen schwindelig war, selbst, wenn ich nur ruhig auf dem Sofa saß, saß ich am nächsten Morgen beim Arzt. Der diagnostizierte Schlafapnoe, überwies mich zum Lungenarzt zwecks Absicherung, zog mich aus dem Verkehr, um zusätzlich den Verdacht auf Hörsturz, Dreh- oder Lagerungsschwindel abzuklären. Binnen 14 Tage solle das alles erledigt sein, befand er. Dann bekäme ich vom Lungenarzt ein CPAP-Gerät, und alles sei wieder gut.

Hörsturz, Dreh- und Lagerungsschwindel konnten wir binnen einer Woche ausschließen. Blieb der Verdacht auf Schlafapnoe.

Den Termin zur Abklärung der Schlafapnoe, vereinbart am 21. August, hatte ich am 23. Oktober 2017. Gut, 14 Tage sind relativ.

Der Lungenarzt befand, der Befund sei nicht eindeutig. Könnte ich mir vorstellen, innerhalb der nächsten 14 Tage ein paar Nächte im Schlaflabor in schleswig-holsteinischen Irgendwo zu verbringen? Klar.

Diesmal dauerten die 14 Tage bis zum 10. April 2018.

Nach zwei Nächten kam das Schlaflabor zu dem Ergebnis, dass ich eine nicht unbeachtliche Schlafapnoe habe und ein CPAP-Gerät brauche. Binnen 14 Tagen würde sich mein Lungenarzt bei mir melden wegen einer Verordnung.

Ich weiß jetzt auch nicht, warum, aber irgendwas sagte mir, dass das mit den 14 Tagen nichts wird, ich mich lieber selbst kümmern sollte.

Wieder zurück aus dem Schlaflabor, hatte ich Glück und konnte online einen zufällig freigewordenen Termin beim Lungenarzt ergattern - für den 17. April. An dem Tag lag meinem Lungenarzt sogar schon ein eindeutiger Befund vor. Er würde mir ein CPAP-Gerät verordnen und sähe mich im Juli zur Kontrolle wieder. Ach ja, und wenn sich binnen 14 Tage meine Krankenkasse nicht bei mir meldete, um mich mit einem Gerät zu versorgen, solle ich mich wieder bei ihm melden.

Da waren sie wieder, die 14 Tage und das unerklärliche Gefühl, dass das nichts wird.

Ich notierte mir gedanklich, dass ich mich in drei Wochen nach dem Dänemark-Urlaub um das CPAP-Gerät kümmern müsste, falls es nicht schon vorher käme, und war zuversichtlich, dass ich in der letzten Urlaubswoche das Gerät bekäme.

Wieder zu Hause, verbrachte ich den 7. Mai damit, gute sechs Stunden lang herauszufinden, wo mein Gerät ist. Der erster Anruf war beim Lungenarzt. Der schickte die Verordnung am 19. April zu einem Versorger in Kaltenkirchen, weil: "Mit dem arbeiten wir immer zusammen." Beim Versorger fand sich die Verordnung auch nach einigem Suchen und diversen Telefonaten, aber man befand, man sei nicht zuständig, da meine Krankenkasse nicht mit diesem Versorger zusammenarbeite.

Also rief ich bei der Krankenkasse an und fragte, wie ich an so ein CPAP-Gerät käme. Wieso ich denn anriefe, pampte mich eine Call-Center-Mitarbeiterin an. Das stünde doch alles im Internet. Ähm, wenn das alles im Internet stünde, würde ich nicht telefonieren. Immerhin bekam ich die Telefonnummer des einzigen Versorgers, mit dem die Krankenkasse zusammenarbeitet. Der sitzt in Berlin. Ich wohne in Hamburg.

Langsam wird's absurd, dachte ich so bei mir. Ich arbeite nämlich in Laufnähe zur Niederlassung eines Versorgers und dachte ganz naiv, dass ich zu dem käme, weil da alle CPAP-Nutzer, die ich kenne, sind.

Ich rief in Berlin an und erfuhr, dass man nicht für mich zuständig sei, sondern eine Niederlassung in Hamburg. Dort rief ich an. Das sei doch alles kein Problem, ich solle einfach mit der Verordnung vorbei kommen, dann bekäme ich ein Gerät, den Papierkram regle man mit meiner Krankenkasse. Um's abzukürzen, könne der Lungenarzt die Verordnung direkt an den Versorger mailen. Doch, doch, das schaffe man locker noch diese Woche. Es sei ja erst Montag.

Also instruierte ich erst telefonisch, dann per Mail meinen Lungenarzt, an welchen Versorger er die Verordnung schicken solle, setzte den Versorger cc und gab allen meine Mobilnummer, um erreichbar zu sein zwecks Terminabsprache. Den Rest der Woche tat sich - nichts.

Am 14. Mai bekam ich Post von meiner Krankenkasse. Man schickte mir die Kopie der Verordnung für ein CPAP-Gerät, die Kontaktdaten des Versorgers in Berlin und den Hinweis, ich solle mich doch online informieren anstatt sie mit Papierkram zu behelligen.

An diesem Punkt fand ich die Situation schon nicht mehr absurd, sondern nur noch bescheuert.

Ich rief wieder beim Versorger in Berlin an, der mir wieder sagte, man sei nicht zuständig, und mich wieder an Hamburg verwies.

Ich rief also beim Versorger in Hamburg an und versuchte, einen Termin zu vereinbaren. Der Sitz des Hamburger Versorgers liegt so, dass ich anderthalb Stunden mit drei Bussen fahren und 20 Minuten zu Fuß gehen muss oder anderthalb Stunden mit dem Auto fahren, um ihn zu erreichen - immer vorausgesetzt, es ist gerade kein Stau. Macht also mindestens drei Stunden Fahrzeit für einen einstündigen Termin, was heißt, dass ich mir einen Urlaubstag nehmen muss.

Es war schlichtweg für die nächsten Wochen nicht möglich, die Tage, an denen ich Urlaub nehmen könnte, und die freien Termine des Versorgers unter einen Hut zu bringen. Außerdem fragte ich mich inzwischen, ob ich wirklich jedes Mal einen Urlaubstag nehmen möchte, wenn etwas mit dem Gerät ist, wo doch in Laufnähe vom Büro ein Versorger ist, von dem ich nur Gutes hörte, wo es andere Versorger gibt, die ins Haus kommen. Und überhaupt, was machen die Menschen, die nicht mobil sind?

Am 16. Mai erkundigte ich mich bei der Krankenkasse, bei der der Gatte versichert ist, nach den Wechselbedingungen. Ich hatte nicht vergessen, dass die Krankenkasse, mit der ich jetzt gerade so viel Spaß hatte, mich 2011 / 2012 massiv unter Druck setzte, als ich an Depression erkrankte: Ich solle doch bitte meinen Job kündigen, dann müsse die Krankenkasse nicht mehr für mich zahlen, sondern das Arbeitsamt. Seitdem habe ich Panik, länger als eine Woche krank zu werden, aus Angst, der Telefonterror der Krankenkasse geht dann wieder los, und arbeitete schon mal entgegen ärztlichen Rat.

Am 23. Mai beantragte ich die Mitgliedschaft bei der neuen Krankenkasse. Am 28. Mai war der Wechsel zum 1. August vollzogen.

Am 1. August stand ich bei meinem Hausarzt, schloss einen neuen Hausarztvertrag ab, erhielt eine Überweisung zum Lungenarzt, spazierte drei Straßen weiter zu ihm, bekam dort die Verordnung und mailte die an die Krankenkasse. Am nächsten Tag hatte ich eine Mail von der Krankenkasse: Man könne das Gerät erst bewilligen, wenn man den Bericht vom Schlaflabor habe.

Ich atmete tief durch und griff zum Telefon. Die Sachbearbeiterin wollte mich ihrerseits gerade anrufen, weil sie sich dachte, ich brauche das Gerät bestimmt dringend, und wenn ich den Bericht hätte, könne ich den doch nachreichen, und sie würde das Gerät jetzt bewilligen. Sie bewilligte am gleichen Tag, ich reichte am nächsten Tag nach.

Die Bewilligung war für einen Versorger in Mecklenburg-Vorpommern. Nun gut, das sind auch nur anderthalb Stunden Fahrzeit .... Ich rief dort also wegen einer Terminvereinbarung an, erfuhr, dass sie zu mir kämen, um das Gerät anzupassen, dass sie aber gar nicht für mich zuständig seien, sondern die Hauptniederlassung in Bremen.

Irgendwie hatte ich ein Déjà-vu.

Also rief ich in Bremen an. Joa, man sei zuständig. Nö, man habe noch keine Bewilligung, aber man könne schon mal meine Daten aufnehmen und melde sich dann bei mir. Als sich am 9. August noch niemand bei mir meldete, hakte ich nach. Ach ja, man habe das gerade vorgestern an die Niederlassung in Norderstedt gegeben. Die werde sich dann melden. Nein, rufen Sie nicht uns an, wir rufen Sie an. Nein, die Niederlassung ist nicht telefonisch erreichbar. Nein, man kann keine Termine für die Niederlassungen ausmachen, das machen die selbst.

Als sich am 10. August noch niemand meldete, wurde ich ungeduldig. Schließlich wirbt die Krankenkasse damit, dass man binnen 24 Stunden von einem Versorger kontaktiert wird, und bei mir meldete sich seit zehn Tagen niemand. Außerdem wollen wir demnächst in den Urlaub fliegen, wofür das CPAP-Gerät bei der Fluggesellschaft angemeldet werden muss. Abgesehen davon ging's mir so dreckig, dass ich kaum noch Treppen schaffte - Apnoe, Asthma und Allergie hatte sich inzwischen verbündet. Ich schlug vor, das Gerät privat zu kaufen, wenn die Krankenkasse die laufenden Kosten übernimmt und mir den Kassenanteil erstattet. Das ginge nicht, aber man könne mir einen anderen Versorger anbieten.

Wie viele Versorger gibt es eigentlich? Aber okay, warum nicht?

Am 13. August dauerte es keine Stunde, bis die Bewilligung da war, diesmal für einen Versorger in München, der, der die Niederlassung in Laufnähe zum Büro hat, der, zu dem ich von Anfang an wollte. Ich arbeitete mich durch die Call-Center-Abteilungen, um jemanden zu finden, der einen Termin für die Hamburger Niederlassung abmacht (die können das nämlich).

Phasenweise hatte ich das Gefühl, mit einer Behörde zu telefonieren, vor allem bei Aussagen wie: "Sie haben das gemailt? Nee, das geht nicht, das muss gefaxt werden. Und dann muss das erst in die richtige Abteilung gebracht werden. Außerdem ist gerade Urlaubszeit, da sind wir unterbesetzt. Das dauert also alles." Ich verkniff mir die Frage, ob der junge Mann, mit dem ich gerade sprach, im ersten Leben Verwaltungsfachangestellter war.

Eine Mitarbeiterin meinte, nachdem sie meine Odyssee hörte und schon mal mein Kundenprofil anlegte: "Hoffentlich sind Sie nicht bei XY versichert." "Nee, aber da war ich bis vor zwei Wochen. Warum fragen Sie?" "Mit der XY arbeiten wir seit 2013 nicht mehr zusammen. Mit denen gab's nur Ärger."

Ach was.

Beim xten Telefonat am Mittag des 14. Augusts war ich nahe dran, meine Freundlichkeit zu verlieren und die Situation eskalieren zu lassen, weil ich mich im Zuständigkeitsdschungel verlor. Nur: Nützt ja nix. Also tief durchatmen.

"Sagen Sie mal, ist bei Ihnen in München auch so schreckliches Migränewetter wie bei uns in Hamburg?", fragte ich plötzlich meine Gesprächspartnerin, die gerade genauso zickte wie ich. Sie kam aus dem Konzept, hielt inne, lachte und entgegnete, jetzt in breitem Bayerisch: "Sie, da sagen Sie was. Ich kann den ganzen Tag schon nicht denken. Sagen Sie, können Sie heute um 16 Uhr in die Niederlassung in Hamburg kommen?"

Anderthalb Stunden später saß ich in der Hamburger Niederlassung bei einer entzückenden Beraterin, die sich viel Zeit nahm. Nochmal anderthalb Stunden später waren mein nagelneues CPAP-Gerät und ich auf dem Weg nach Hause. Hätte ich übrigens nicht so hartnäckig meinem Gerät hinterher telefoniert, hätte man sich erst Anfang September bei mir gemeldet.

Und alle, die sagten, das mit der Versorgung eines CPAP-Gerätes dauere nur 14 Tage, hatten tatsächlich recht. Man muss nur zusätzlich 346 Tage von Erst-Diagnose bis Krankenkassenwechsel einplanen und dann hartnäckig telefonieren.

Ach ja, bei der alten Krankenkasse überschüttete man mich nach der Kündigung mit Werbematerial und wollte unbedingt wissen, warum ich denn wechseln wolle. Wie war das noch? Behelligen Sie mich nicht mit Anrufen und Papierkram. Das steht doch alles im Internet.

Dienstag, 14. August 2018

Ärmelschal aus Scheepjes Whirl Red Velvet Sunrise (Plus-Size / Tutorial)

Von diesem Pullover hatte ich noch reichlich Garn übrig, so dass ich nicht nur diesen Schal strickte, sondern auch noch diesen Ärmelschal. Jetzt ist immer noch ein Rest da, aus dem wohl ein Sockenschaft wird.

Ärmelschal, Vorderseite.
Ärmelschal, Rückseite.
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Ärmelschal aus Scheepjes Whirl Red Velvet Sunrise (Plus-Size / Tutorial)

Anleitung für einen Schal mit ca. 106 cm Länge und 72 cm Breite:

Material:
225 g Scheepjes Whirl Red Velvet Sunrise (60% Baumwolle / 40% Acryl, Lauflänge 215 g = ca. 1000 m)
Stricknadel 3 mm / 80 cm


Anleitung:

170 M auf Nadel 3 anschlagen und 70 R = 20 cm im Bundmuster (2 re / 2 li) stricken.

1 M zunehmen = 171 M.

180 R = ca. 66 cm im Großen Perlmuster stricken.

2 M re zusammenstricken = 170 M.

70 R = 20 cm im Bundmuster (2 re / 2 li) stricken. Alle M abketten.

Die Nähte der Bündchen schließen. Die Ränder der Öffnung mit festen M umhäkeln.

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Montag, 13. August 2018

Ehemaliges Zwangsarbeitslager in Wensien's Gesellschaftshaus (Hamburger Straße / Max-Brauer-Allee)

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm. 

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Das braune Pack kündigte an, ab September 2018 wieder demonstrieren zu wollen, diesmal monatlich. Mal gucken, wie lange sie den Wind, der ihnen von der demokratischen Mehrheit der Stadt entgegen weht, aushalten.

Ob hier einst Wensien's Gesellschaftshaus stand?
"Von Stresemannstraße links" lautet 1931 die Wegbeschreibung zu Wensien's Gesellschaftshaus in der Hamburger Straße 6 - 10. Es muss in der Nähe der Sternbrücke gelegen haben. Ein Gesellschaftshaus ist ein Treffpunkt für Vereine, bietet Unterhaltung und Amüsemang - kein Ort also, in dem man ein Zwangsarbeiterlager vermuten würde. Und doch befindet sich 1943 in den Räumen der Gaststätte ein Lager für italienische Kriegsgefangene und sowjetische Zwangsarbeiterinnen. Wie viele Menschen hier untergebracht sind, ist unbekannt.

Sicher ist, dass die Norddeutsche Leichtmetall- und Kolbenwerke GmbH (Noleiko / Noleico) in den Jahren 1942/1943 etwa 1.000 Beschäftigte hat, von denen etwa 450 ausländische Arbeitskräfte sind. Sie sind in drei Lagern im Hamburger Stadtgebiet untergebracht, und eines war eben in Wensien's Gesellschaftshaus.

Die Noleiko mit Firmensitz in der Friedensallee 128 stellt Flugmotorenkolben her. Die Arbeit für die überwiegend ungelernten Frauen und Männer ist körperlich hart, Kleidung und Ernährung sind absolut unzureichend. Gearbeitet wird rund um die Uhr, verteilt auf drei Schichten, teilweise an mehreren Maschinen parallel.

Das Essen besteht aus einer kargen warmen Mahlzeit mit einem Kanten Brot. Oft ist das Essen verdorben. Das Brot ist mit Holzspänen, Laub, Zell- oder Strohmehl gestreckt. Dennoch: Glücklich sind die Tage, an denen es zwei Brotrationen gibt. Morgens gibt es eine Plörre, die die Bezeichnung "Kaffee" selten verdient.

Am 11. November 1943 setzen sich einige Zwangsarbeiterinnen zur Wehr: Sie kehren nach der Mittagspause nicht mehr zur Schicht zurück. Andere Frauen und Mädchen schließen sich an und verstecken sich nach Schichtende. Fünf Frauen zwischen 20 und 27 Jahren werden verhaftet und am 15. November 1943 in den Winsbergen, wo einst Kiesgruben waren, erschossen. Die anderen sowjetischen Zwangsarbeiterinnen müssen bei den Exekutionen zuschauen.

Und das Gesellschaftshaus? Glaubt man den Hamburger Telefon- und Adressbüchern. Ging dort das Amüsemang 1943 unverändert weiter? 1947 existiert das Gesellschaftshaus ebenfalls noch, wenn auch bombengeschädigt. Unter der Adresse scheint sich auch die Wohnung von Familie Wensien befunden zu haben. Ob sie wohl etwas von dem Zwangsarbeiterlager in ihrem Gesellschaftshaus mitbekommen haben? Oder haben sie wie so viele beschlossen, von nichts zu wissen?

Dienstag, 7. August 2018

Gefilzte Kameratasche aus Schulana Cambada (Tutorial)

Von den extradicken Kuschelsocken des Gatten hatte ich noch ein Knäuel Schulana Cambada übrig und dachte mir, das Garn kann man bestimmt auch filzen. Ja, kann man, sehr gut sogar.

Gefilzte Kameratasche.
Kameratasche, ungefilzt.
Kameratasche, gefilzt.
Gefilzte Kameratasche aus Schulana Cambada [Tutorial]

Material:

ca. 25 g Schulana Cambada, Farbe 193, 100 % Schurwolle Merino, Lauflänge 60 m / 50 g
Nadelspiel 8
1 Knopf

Anleitung:

4 x 7 M auf Nadel 8 anschlagen. 23 Rd. re stricken, dann 14 M abketten, dabei aus der letzten M 30 Luftmaschen für eine Handschlaufe heraushäkeln und die letzte Luftmasche wieder auf die Nadel nehmen.

Über die restlichen 14 M 10 R im kleinen Perlmuster stricken, dann alle M abketten, dabei aus der mittleren M 15 Luftmaschen für eine Knopflochschlaufe heraushäkeln.

Die Naht schließen und die Tasche in der Waschmaschine filzen. In Form ziehen, trocknen lassen, den Knopf annähen, fertig.

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Montag, 6. August 2018

Das ehemalige Logierhaus Concordia an der Reeperbahn 152/154

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm. 

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Das braune Pack kündigte an, ab September 2018 wieder demonstrieren zu wollen, diesmal monatlich. Mal gucken, wie lange sie den Wind, der ihnen von der demokratischen Mehrheit der Stadt entgegen weht, aushalten.

Wenn man sich die Zeit nimmt und die Reeperbahn mal bei Tag besucht, abseits von Glitzer, Glitter und Leuchtreklamen, wenn man sich dann auch noch die Fassaden anschaut, merkt man schnell, dass da einige Häuser mit Geschichte stehen. Eines davon ist der Gebäudekomplex Reeperbahn 152 / 154.


Das ehemalige Logierhaus Concordia an der Reeperbahn 152/154.
Anfang des 20. Jahrhunderts befindet sich unter dieser Adresse das Logierheim bzw. Logierhaus Concordia. Später wurde es in Fremdenheim St. Pauli umbenannt. Bauherr des 1891 fertiggestellten Gebäudes ist der Verein für Volkskaffeehallen, der auch zahlreiche Kaffeeklappen betreibt, um so den Alkoholkonsum unter den Arbeitern einzudämmen. Das Haus verfügte über 235 Einzelzimmer mit einfachster Ausstattung: Bett, Schrank, zum Waschen ein Tisch mit Schüssel und Wasserkanne, für die Notdurft Etagentoiletten. Dafür gibt es eine Wasch- und Badeanstalt sowie geräumige Lese- und Speisesäle.

Hier kommen die unter, die keine andere Möglichkeit haben: Seeleute, die auf die nächste Heuer warten; Männer vom Reichsarbeitsdienst auf dem Weg zum nächsten Einsatz, Reisende ohne Geld ... Übernachten durften ausschließlich Männer, die nicht in Hamburg gemeldet waren. 

Die Zimmer sind mehr als günstig und sprechen schnell auch die an, die nicht vor haben, eine ganze Nacht zu bleiben: Huren und ihre Freier oder schwule Paare, die sich nicht in Parks, auf öffentlichen Toiletten oder unter Brücken herumdrücken wollen. Die Männer werden vor allem in der NS-Zeit häufig von den Portiers denunziert und verhaftet.

Für August 1940 ist ein Zwangsarbeitslager der Deutschen Werft AG unter dieser Adresse nachgewiesen. Das Unternehmen beschäftigt ab 1940 insgesamt mehrere tausend Kriegsgefangene, Zwangs- bzw. Arbeiter aus den besetzten Gebieten und ab 1944 auch KZ-Häftlinge. Drei Lager befinden sich direkt auf dem Firmengelände, fünf im Stadtteil Finkenwerder, sechs im Hafengebiet und neun im Stadtgebiet, zum Beispiel an der Reeperbahn 152/154. Weitere Details zum Lager in der Reeperbahn 152/154 sind unbekannt.

Nach der Befreiung wird das Gebäude wieder zum Fremdenheim. Als der Hamburger Senat 1964 beschloss, die Straßenprostitution einzudämmen, machte Willi Bartels, ein Unternehmer, dem zahlreiche Grundstücke und Hotels rund um die Reeperbahn gehören, daraus ein Groß-Bordell. Das "Eros-Center" gilt lange Zeit als "das größte Freudenhaus der Welt" mit vergleichsweise guten Arbeitsbedingungen für die Frauen.   

Nachdem das "Eros-Center" ein paar Häuser weiter in einen Neubau zieht, wird aus dem Gebäude Reeperbahn 152/154 das Hotel "Inter-Rast". Das Hotel mit dem laut Eigenwerbung "Schlüssel zum Herzen der Stadt" hat nie den besten Ruf. 

Ende der 1980er Jahre, als sich viel Geld mit Zuwanderern, Spätaussiedlern und Flüchtlingen verdienen ließ, wird das Hotel zur öffentlichen Unterkunft. Die Zustände sind erbärmlich: Die Menschen sind auf engstem Raum eingepfercht, die Wände schimmeln, es gibt Kakerlaken. Die Miete, gezahlt von der Sozialbehörde, ist Wucher, die Vertragsbedingungen suspekt. Ende der 1990er Jahre schließlich wird die prekäre Unterkunft geschlossen und das Gebäude renoviert. Es zieht wieder ein Billig-Hotel ein.

Sonntag, 5. August 2018

#WMDEDGT 8/18: Kurz durchatmen

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT?

Der Tag beginnt für mich kurz nach Mitternacht, denn ich finde den Weg ins Bett nicht. Im NDR läuft die ganze Nacht durch ein Best of der "Schmidt Mitternachtsshow" anlässlich des dreißigjährigen Jubiläums des Theaters, und prompt muss ich ein bisschen nostalgisch zurückdenken an die Zeit, als das Schmidt so ein bisschen wie mein Wohnzimmer war.

Dass ich so lange fernsehe, liegt auch daran, dass ich das aktuelle Häkelstück fertigstellen möchte. Aber gegen halb eins steht fest, was ich schon vermutete: Von einer der beiden Farben habe ich nicht genug. Entweder, es liegt an der Anleitung oder an meinen nicht vorhandenen Häkelfähigkeiten ... 

Also gehe ich ins Arbeitszimmer an den PC und bestelle das fehlende Knäuel*. Dann verliere ich mich im Netz ... Was machen eigentlich Jutta Wübbe, Ernie Reinhardt, Georgette Dee und "Norbert & Die Feiglinge" heute?

Die A-cappella-Gruppe "Norbert & Die Feiglinge" aus Osdorf habe ich damals sehr gemocht. "Das Horst-Dussel-Lied" kannte ich aber noch nicht, entdecke es heute auf youtube. Eigentlich unverständlich, dass ich mir damals weder LP noch CD von der Gruppe kaufte.




Gegen viertel vor zwei finde ich den Weg ins Bett, lese noch etwas in einem Mallorca-Reiseführer*, schlafe dann aber schnell ein. Um zehn nach acht bin ich das erste Mal wach, weil das Kinderzimmer in der Wohnung über mir mal wieder zerlegt wird. 

Ich drehe mich noch mal um, stehe gegen halb zehn endgültig auf, schlappe in die Küche, setze Kaffee auf und bemühe mich, leise zu sein, denn der Gatte schläft noch. Hitze und Krankheit setzten ihm in den letzten Nächten zu, er hat also Schlaf nachzuholen. 

Draußen ist es kühler als in den letzten Tagen, also lüfte ich durch, höre dann im Arbeitszimmer DLF, trinke Kaffee und bereite ein paar Blog-Beiträge vor. Als der Gatte wach ist, gibt es ein spätes Frühstück.

Den Tag verbringen wir im Wesentlichen mit Hausarbeit: Wäsche waschen, aufhängen, wegsortieren ... Ich erledige ein paar Überweisungen, mache die Abrechnung für Juli und im Garten ein paar Fotos für den Blog, räume die Spülmaschine aus, lasse das Reinigungsprogramm durchlaufen, beseitige die Ursache für einen Fehlercode der Spülmaschine, lasse das Kurzprogramm durchlaufen, um sicherzugehen, dass der Fehler tatsächlich behoben ist, räume die Spülmaschine wieder ein ... 

Am frühen Abend entschwindet der Gatte. Wie jeden Sonntag genieße ich einen Abend für mich alleine. Das tägliche Mudderns-Telefonat steht an - bei ihr ist zum Glück alles in Ordnung. Ich setze Reis auf und erwärme die Schmorgurken mit Lachs, die noch von Freitag im Kühlschrank stehen. Eine Portion friere ich für Mudderns ein. 

Zum "Tatort" schlage ich Maschen für ein kleines Täschchen an. Während des Shetland-Krimis gucke ich, ob ich für den nächsten Tag Büro-Essen vorbereiten muss - nein, es ist noch Rote Grütze da, die gibt es mit Quark. 

Dann ist der Gatte wieder zu Hause. Zähneputzen, im Bett noch etwas lesen*, und das war's dann mit dem 5. August 2018.

Die Rezepte zum Tag gibt es in der Kombüse. / * Affiliate links 

Mittwoch, 1. August 2018

Ausgelesen: Bücher im Juli 2018

Der Gatte liest zurzeit selbst viel und gibt seine Bücher anschließend mir. So begann ich den Juli mit "Post von Karlheinz*" von Hasnain Kazim. Der im Alten Land aufgewachsene und aktuell in Wien lebende Spiegel-Korrespondent Kazim  bekommt täglich hasserfüllte Leserpost. Doch statt die Wutmails einfach wegzuklicken, hat er beschlossen zurückzuschreiben – schlagfertig, witzig und immer wieder überraschend.

Dieses ebenso unterhaltsame wie kluge Buch versammelt seine besten Schlagabtäusche mit den Karlheinzen dieser Welt und beweist, warum man den Hass, der im eigenen Postfach landet, nicht unkommentiert lassen sollte. Denn, wie Hasnain Kazim schreibt: "Wenn wir schweigen, beginnen wir, den Hass zu akzeptieren. Also, reden wir!"

Absolute Leseempfehlung!

Der Gatte las mit großem Vergnügen "Es ist nur eine Phase, Hase: Ein Trostbuch für Alterspubertierende*" von Maxim Leo und Jochen Gutsch, aber mir sagte das Buch kaum zu. Ich legte es nach der Hälfte beiseite.

Im Bus-Bücherregal fand ich "Die Abenteuer des Augie March*" von Saul Bellow, stellte aber schnell fest, dass ich mich darauf gerade nicht konzentrieren kann. Also kommt es auf den Urlaubs-Bücherstapel.

Die anstehende Mallorca-Reise ist ziemlich aufregend für mich, ist es doch unser erster gemeinsamer Pauschalurlaub und die erste Flugreise seit sechs Jahren, seitdem wir krankheitsbedingt Urlaub in Deutschland oder allenfalls Dänemark, von wo man rasch wieder in der Nähe der heimischen Ärzte ist, machen.

Zudem wollte ich nie nach Mallorca, aber der Gatte hat die Insel jenseits des Party-Tourismus in guter Erinnerung. Der Gatte will tatsächlich reinen Strandurlaub machen - ich bin gespannt, wie lange er das aushält. Sicherheitshalber haben wir einen Mietwagen - und Reiseführer auf dem Kindle.

Als ehemalige Reise-Redakteurin habe ich noch immer einen Fundus an Reiseführern, und so fand sich denn auch ein Merian-Mallorca-Führer* im Bücherregal. Er hat schon fast historischen Wert, sind die Preise doch noch in Peseten angegeben. Das aktuelle Exemplar ist auf dem Kindle.

Schwiegermutter befand, ohne den ADAC-Reiseführer Mallorca* seien wir aufgeschmissen und lieh uns ihr Exemplar, das immerhin schon aus diesem Jahrtausend stammt. Ich glaube, wegen der zahlreichen Katen kommt es tatsächlich mit ins Reisegepäck.

Zwei Mallorca-Krimis las ich ebenfalls. "Die Aachen-Mallorca-Connection*" von Kurt Lehmkuhl fand ich nicht so ganz überzeugend, zumindest hatte ich nicht den Drang, die anderen (Mallorca-)Krimis des Autors zu lesen. Worum geht's? Tobias Grundler hat Stress. Ein Oberstudienrat aus Aachen soll seine Ehefrau auf Mallorca ermordet haben.

Begleitet von seiner Sekretärin Sabine fliegt der Anwalt auf die Insel und hat das zweite Problem am Hals: Eine Freundin von Sabine, renommierte Künstlerin auf Mallorca, ist entführt worden. Außerdem gerät er in einen Fall, mit dem sich der spanische Anwalt des Oberstudienrates beschäftigt: Ein Bauunternehmer soll einen Investor erschlagen haben. Die Spur führt nach Aachen.

Besser gefiel mir da schon "Das Haus der geheimen Wünsche*" von Ruth Rendell. In der kurzen Geschichte geht's um die Geschwister Piers und Petra, die die Sommerferien auf Mallorca verbringen. Es war eine glückliche Zeit für die beiden, bis Piers sich Rosario verliebt, und Petra sich schmerzhaft zurückgesetzt fühlt.

Kurz darauf kommen Piers und Rosario von einem Ausflug nicht zurück und bleiben spurlos verschwunden. Unfall oder Verbrechen? Erst vierzig Jahre später soll Petra, die fortan eine ruhelose, getriebene Frau ist, die Wahrheit erfahren.

Glaubt man Fans, ist es wohl eines der schwächeren Bücher von Rendell, aber mir gefiel es gut.

Nach Schottland führte mich schließlich "Hamish Macbeth und das Skelett im Moor*" von M.C. Beaton*, der Autorin der Agatha-Raisin-Krimis. Es ist der dritte Band der Reihe, was nicht stört, da die Handlung in sich abgeschlossen ist. Constable Hamish Macbeth muss gegen seinen Willen einen Kollegen vertreten, und zwar ausgerechnet im weit entfernten Cnothan, dem mürrischsten Dorf Schottlands.

Den Einzigen, den die Bewohner von Cnothan noch weniger ausstehen können als Hamish, ist ein besserwisserischer Engländer. Als dessen Skelett mitten im Moor gefunden wird, ahnt Hamish, dass ihm ein ziemlich außergewöhnlicher Fall bevorsteht - und dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis er in sein geliebtes Dorf Lochdubh zurückkehren kann.

Beatons Bücher sind charmant altmodisch, was mir auch diesmal gut gefiel. Aus der Zeit gefallen sind auch die Krimis der Dänin Kirsten Holst. Die Autorin ist in Deutschland leider auch nur wenigen bekannt. Ich las "In den Sand gesetzt*" durchaus mit Vergnügen.

Worum geht's? Als Kommissar Hoyer aus dem Mallorca-Urlaub nach Jütland zurückgekehrt ist, muss er in zwei Fällen ermitteln. Erst hat der Pyromane, der seit Wochen die jütländische Kleinstadt in Angst und Schrecken versetzt, wieder zugeschlagen, und kurz danach wird in den Dünen am Strand auch noch die Leiche eines Mannes, nur mit einer Badehose bekleidet, gefunden.

Es handelt sich um Ditlev Joensen, einen allseits unbeliebten und unsympathischen Zeitgenossen, der sich als "Rechtsberater" ausgab, seinen Lebensunterhalt jedoch vorwiegend durch Erpressungen bestritt. Jetzt scheint sich eines seiner Opfer gerächt zu haben.

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