Donnerstag, 30. April 2020

Socken im Bremer Muster aus Drachenwolle

Die beiden Stränge Drachenwolle lagen schon länger in meiner Wollkiste. Jetzt komme ich endlich dazu, den Stash abzuarbeiten.

Socken im Bremer Muster aus Drachenwolle in der Farbe "Walpurgisnacht" 
Passend zum heutigen Tage heißt die Farbe "Walpurgisnacht".

Wolle und Muster im Detail.
Es war das erste Mal, dass ich handgefärbte Wolle kaufte, und mir war schon klar, dass die Farbverläufe unterschiedlich sind, aber verblüfft war ich, als ich merkte, dass der zweite Strang nur zweifarbig ist, das Grau komplett fehlt. Zum Glück hatte ich noch genug vom ersten Knäuel übrig, so dass zumindest der Schaft der zweiten Socke auch dreifarbig wurde.

Dass der Fuß der zweiten Socke zweifarbig ist, fällt nicht weiter auf.
Dieser Beitrag geht rüber zur Linkparty Du für Dich am Donnerstag. Vielen Dank für's Sammeln!

Mittwoch, 29. April 2020

#pmdd2020: Der 28. April 2020

In diesem Jahr ist an jedem 28. eines Monats Picture my Day-Day, kurz pmdd. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2020 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.


Noch ist das Büro eine Bastelstube.
Schnutendeckel an Mudderns schicken.
Um die Zeit zu Hause effektiv zu nutzen, haben wir eine unendliche Zu-erledigen-Liste.
Ich arbeite seit dem 17. März überwiegend zu Hause, so auch heute. Der Gatte ist auf Abruf, also ebenfalls zu Hause. 


Arbeiten.

Frühstückspause.

Der Blick aus dem Bürofenster gefällt mir zu Hause schon besser als der Blick auf die graue Wand im "echten" Büro.
Es ist ein ruhiger Arbeitstag. Momentan kann ich gut Überstunden abbauen.


Kulinarischer wird's heute nicht mehr.
Das Strick-Journal auf Stand bringen.

Geburtstagsgrüße schreiben.
Am frühen Abend müssen wir nach Altona. Ich kann endlich alle Bänder der Besonderen-Kinder-Reihe* wieder in der Bücherhalle abgeben, und da noch etwas Zeit ist, der Bastelladen gerade halbwegs leer ist, kann ich Kurzwaren kaufen - als ahnte ich, welche Überraschung mich zu Hause erwartet.


Der Hoptimist hält die Notfallmaske (nicht optimal, ich weiß).

Ein Stück Normalität.

Sieht normaler aus, als es ist. Die Züge sind gespenstisch leer. 

Zu Hause erwartet mich eine Überraschung: Mein Gewinn vom Bloggeburtstag von Elfis Kartenblog samt herzerwärmender Karte.

Wie gut, dass ich gerade im Bastelladen das passende Schrägband bekam - und endlich Stecknadeln! Meine haben sich versteckt.
Heute gibt's keine Rezepte zum Tag in der Kombüse - wir haben heute tatsächlich nicht gekocht.


Noch etwas lesen* und dann schlafen.
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Dienstag, 28. April 2020

Weste aus "Apollo" von Junghans Wolle

"Apollo" ist ein Modegarn, das Junghans Wolle mal anbot. Ich fand es auf dem Tauschtisch des letztjährigen Yarncamps.

Weste aus Junghans Apollo.
Ursprünglich wollte ich daraus einen Pullover für mich stricken, aber irgendwann war mir klar, dass mich das Geflusel stören würde (und dass das Garn aufträgt), aber Mudderns fand's lustig, und so wurde aus dem Garn eine Weste für sie.

Das Garn im Detail.
Ich strickte die Weste etwas länger als die Oberteile, die Mudderns sonst trägt, weil ich den Eindruck hatte, es wäre gut, wenn sie mal ein Oberteil hat, dass über den Po reicht - und das war auch genau richtig. Außerdem bekam die Weste Taschen.

Nochmal das Garn im Detail, diesmal mit Tasche.
Dieser Beitrag geht rüber zu den Linkparties Creadienstag und Handmade on Tuesday. Danke an alle für's Sammeln!

Samstag, 25. April 2020

Samstagsplausch KW 17/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten VI

Inzwischen sind wir die sechste Woche weitgehend zu Hause. Der Gatte und ich waren je einen Tag im "echten" Büro. Die anderen Tage arbeitete ich von zu Hause aus, während der Gatte auf Abruf ist.

Dadurch haben wir keinen gemeinsamen Tagesablauf mehr, was mir zu schaffen macht. Ich arbeitete bislang ungestört zu Hause, und das ist jetzt nicht mehr möglich. Mal schauen, wie sich das einpendelt.

Im Büro bin ich bis 30. Juni abgemeldet und komme nur zu notwendigen Terminen, während die Kollegen ab Mai langsam wieder ins Büro kommen, zumindest die, die zu keiner Risikogruppe gehören. Der Laden öffnet Montag wieder, mit einem Hygienekonzept, das sich an "Spiel ohne Grenzen" orientiert. Wenn man den Parkour erfolgreich absolviert, bekommt man sicher den heiß begehrten Passierschein A38.

Mich strengt die Heimarbeit immer mehr an. Ich jongliere mit einem Dienst-PC und zwei Privat-PCs sowie drei privaten Telefonen, um arbeitsfähig zu sein. Muss ich etwas ausdrucken, muss ich es mir vom Dienst-PC an den privaten PC senden, denn ins Dienstnetzwerk lässt sich kein privater Drucker einbinden.

Muss ich scannen, muss ich ins "echte" Büro - als die Info kam, dass wir auf Antrag bis 30. Juni von Zuhause aus arbeiten können, war ich zum Glück gerade da, konnte den Antrag ausdrucken, unterschreiben, einscannen und dem Chef zur Unterschrift mailen. Ist der wieder im "echten" Büro, leitet er ihn an die Personalabteilung weiter ... Ich könnte am PC des Gatten scannen - dann jonglierte ich mit vier PCs. An meinen PC lässt sich kein Scanner anschließen, und ich hätte auch keinen Platz, ihn zu stellen.

Habe ich eine Videokonferenz, bitte ich den Gatten um sein Laptop, denn der Dienst-PC hat zwar eine Kamera, aber einen so alten Browser, dass die Software für die Videokonferenz nicht geht, und einen neuen Browser können wir nicht installieren. Das kann nur die IT, und die sagt, wir sollen Skype nutzen, nur das bietet nicht die gleichen Funktionen wie die Software für die Videokonferenz und ist so eingestellt, dass es nur intern funktioniert, während die Videokonferenz mit Externen stattfindet. Und da wir zu doof sind, das Mikrofon am Laptop des Gatten einzuschalten, nutze ich parallel das Smartphone.

Das Bürotelefon ist auf ein Prepaid-Handy umgeleitet, die Kosten für Telefonate trage ich selbst. Ich bin gespannt auf unsere Telefonrechnung. Dass wir die Telefonkosten selbst tragen müssen, sorgt bei vielen für Unmut. Vielleicht tut sich da noch was - die Kosten für die nicht genutzte HVV-Karten bekommen wir jetzt ja auch erstattet.

Langsam entgleiten uns die Tage. Wir vermissen es, zum Sport, ins Kino, Theater oder Restaurant zu gehen, "mal eben" spontan etwas zu erledigen, und sei es auch nur die Sperrmüll-Bestellung für Schwiegermutters Haushaltsauflösung, den notwendige Einkauf bei Ikea, den jährlichen Frühjahrsbesuch von Pflanzen- und Kunsthandwerker-Märkten, die zweiwöchentlichen Fahrten zu Mudderns. Wir sind oft schlecht gelaunt, meistens müde und geraten aneinander.

Aber wir jammern trotz finanzieller Einbußen auf hohem Niveau, denn wir haben zu zweit eine große Wohnung samt Balkon und Garten und mein sicheres Einkommen. Da geht es vielen zurzeit schlechter. Dennoch: Die Unsicherheit bezüglich des Arbeitsplatzes des Gatten zermürbt.

Wir haben uns inzwischen angewöhnt, am Wochenende ausgedehnt zu frühstücken, was wir sonst nur im Urlaub machen. Unter der Woche zeigt sich, dass es mich zwar im "echten" Büro nicht stört, am Schreibtisch zu essen, aber jetzt, wo ich zu Hause arbeite, lege ich Wert darauf, am Esstisch oder auf dem Balkon zu essen, und das nicht nur, weil mein Schreibtisch um vieles kleiner ist als der im Büro.

Nachmittags genießen wir die Sonne auf der Terrasse. Das konnten wir lange nicht, hauptsächlich, weil unser kleiner Garten von den Nachbarskindern zum Bolzen genutzt wurde. Und zugegebenermaßen genießen wir auch die Ruhe, denn aktuell spielen kaum Kinder draußen. In unseren beiden Blöcken leben knapp 20 Kinder, die alle sehr aktiv und sehr laut sind und bevorzugt auf der Wiese vor unserer Wohnung spielen. Es gibt zwei Spielweisen. Die zweite ist vor den Balkonen / Terrassen, die die Eltern nutzen - ein Schelm, wer Böses denkt ....

Spielende Kinder sind okay, natürlich, aber es ist für meine alten Ohren halt auch sehr, sehr laut. Haben wir uns damals beim Spielen auch nur schreiend verständigt oder liefen stundenlang kreischend um einen Häuserblock?! Solange uns allerdings keine Bälle um die Ohren fliegen, stöpsle ich den Gehörschutz ein und gut.

Durch die fehlenden Kinder können wir jetzt auch wieder Zaunkönige, Rotkehlchen, Meisen, Grünfinken und Amseln im Garten beobachten - schon schön.

Allerdings frage ich mich immer öfter, was unsere Nachbarn seit nunmehr sechs Wochen mit ihren sehr aktiven, sehr lauten Kindern machen, weil die einfach total ruhig sind. Es ist nicht nur draußen so ruhig, dass man glauben könnte, hier lebten keine Kinder.

Schwiegermutter, die ja letzte Woche gestürzt war und sich die Schulter auskugelte, machte uns weiter Sorgen. In dem fürchterlichen Krankenhaus, in das man in unserem Bezirk routinemäßig eingeliefert wird, übersah man, dass sie eine Gehirnerschütterung hat. Wie soll man auch darauf kommen, wenn die Patientin nach einem schweren Sturz gegen einen massiven Schrank über starke Kopfschmerzen und Schwindel klagt, sich wiederholt erbricht?!

In der Nacht, als Schwiegermutter eingeliefert wurde, war kein Arzt für eine Untersuchung verfügbar, und am nächsten Tag hörte niemand auf ihre Beschwerden, wurde sich nur um die Schulter gekümmert. Wir reden übrigens von einem Krankenhaus, das für die Versorgung von knapp 300.000 Menschen einer Großstadt zuständig ist.

So dauerte es dann bis zum Sonnabend, bis wir selbst darauf kamen, dass sie eine Gehirnerschütterung haben könnte. Der Gatte sorgte dafür, dass sie weitestgehend Bettruhe halten kann und kaufte für sie ein. Montag konnte sie dann endlich zum Arzt, natürlich in Begleitung. Inzwischen scheint es ihr deutlich besser zu gehen, war sie so vernünftig, ihre Haushaltshilfe öfter als einmal die Woche kommen zu lassen.

Mudderns stellt sich langsam auf einen normalen Tagesablauf um - endlich! Seitdem sie letztes Jahr wieder einen psychotischen Schub bekam, steht sie morgens um 4 Uhr auf und geht spätestens um 18 Uhr ins Bett. Jetzt tastet sie sich jede Woche viertelstundenweise vorwärts. Mir fehlt es, mich mit ihr über Vorabendkrimiserien oder das Hamburg Journal zu unterhalten.

Heute feiern ihre Gesellschafterin und sie ihr einjähriges, und eigentlich wollten wir dazu in ein Café, ausgiebig frühstücken, aber das geht ja nun nicht. Dass wir Mudderns besuchen und bei ihr ausgiebig frühstücken, lehnt sie ab, weil sie Angst hat, wir könnten uns anstecken. Sie hat zwar keine Corona-Symptome, Gott sei dank, aber Angst davor, unbewusst dass Virus zu verbreiten. Zumindest kommt ihre Gesellschafterin nach zwei Wochen Pause wieder wöchentlich. Das tut Mudderns sehr gut.

Der Große Dicke Fette Müffelhase
trägt Schnutendeckel.
Ab Montag gilt in Hamburg Schnutendeckelpflicht. Ich finde das ja sinnvoll und habe schon lange darauf gewartet. Gut, als Asthmatikerin bekomme ich mit Schnutendeckel noch schlechter Luft als sonst schon, aber irgendwas ist ja immer.

Klar, ich könnte mich von der Schnutendeckelpflicht befreien lassen und "Ich muss keine Maske tragen, ich habe Asthma" auf die Stirn tätowieren lassen, aber da steht schon "Ich darf husten, ich habe Asthma" und "Ich darf niesen, ich habe Heuschnupfen."

Also machte ich mich dran, einen schon länger gehegten Gedanken umzusetzen, nämlich Schnutendeckel mit Tunnelzug aus alten T-Shirts zu nähen. Die Kollegin, die Masken nähen kann, nähte nämlich inzwischen so viele, dass sie nicht mehr mag und auf Änderungsschneidereien verwies, die aktuell die Einnahmen brauchen - zu recht. Nur: Die Änderungsschneidereien in der Nähe sind geschlossen, und quer durch die Stadt will ich nicht fahren.

Davon ab bräuchten wir für eine Woche mindestens 24 Masken, damit ich nicht ständig wegen ein paar Masken die Waschmaschine im 60°C-Programm anwerfen muss, was bedeutet, dass ich angesichts der Gesamtsumme, die die Masken kosten, Schnappatmung bekam. Jetzt hängen an der Wohnungstür frische Masken und im Bad ein Stoffbeutel, in dem die getragenen Stoffmasken gesammelt werden. Sobald Handtücher gewaschen werden, wandert der Maskenbeutel mit in die Maschine.

Meine T-Shirt-Masken sehen zwar bescheuert aus, aber sie haben zwei Vorteile: Ich muss nicht erst nähen lernen, und der Tunnelzug sitzt so, dass keine Brille, egal, wie groß oder klein, beschlägt. Heute trug ich eine Papiermaske mit Drahtbügel. Die Brille beschlug und rutschte, fiel mir von der Nase, wenn ich den Kopf senkte - das alles passiert mit meinen T-Shirt-Masken nicht.

Besser aussehen werden die Masken aus dem wunderbaren Stoff, den ich bei Elfis Bloggeburtstag gewann. Ich habe mich riesig gefreut! Der Stoff wird nächste Woche eintrudeln, und dann ist hoffentlich auch Tante da. Die kann nähen und freut sich, wenn sie etwas zu tun hat. Gemeinsam mit ihr traue ich mich sicher auch an Schnittmuster und Nähmaschine.

Wir mussten sehr lachen, als wir sahen, welche Erdbeersorte wir auf dem Wochenmarkt kauften.
Mittwoch auf dem Wochenmarkt kauften wir nicht nur Spargel und Schinken, sondern auch Erdbeerpflanzen. Zu Hause sahen wir, dass es die Sorte "Korona" ist. Wir mussten sehr lachen und lernten, dass sich diese alte Sorte durch hohen Ertrag und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten auszeichnet. Passt.

Über's Einkaufen und Kochen in der vergangenen Woche berichte ich in der Kombüse. Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

Samstag, 18. April 2020

Samstagsplausch KW 16/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten V

Diese Woche hatte es in sich, und Donnerstag war ich kurzzeitig mit meiner Kraft am Ende.

Ostern konnten wir etwas Kraft tanken, viel Zeit im Garten verbringen, auch bei der Schwiegermutter. Sie löst gerade ihren Haushalt auf, hat ihr Haus verkauft, zieht in eine Seniorenwohnanlage, und da sind Fristen einzuhalten, die keine Rücksicht auf die momentane Lage nehmen.

Nach den ruhigen Ostertagen kam beim Gatten die Hiobsbotschaft, dass die Kurzarbeit weiter eingeschränkt wird. Solange alle Veranstaltungen, Festivals, Festspiele, Konzerte und Theater- und Zirkusvorstellungen abgesagt, Freizeitparks geschlossen, Dreharbeiten weitgehend eingestellt sind, gibt es keine Arbeit für ihn. Momentan gilt die Absage von Großveranstaltungen bis Ende August, aber es ist absehbar, dass der Zeitraum um einige Monate verlängert wird.

Aktuell sorgt also nicht nur mein Asthma für schlaflose Nächte.

Diese Woche war der Gatte aber noch jeden Tag im Büro, während ich Mittwoch zu einem Diensttermin musste. Ein weiterer Termin am Donnerstag wurde abgesagt, weil im Kulturbereich ja gerade nichts geht (nur da ich nicht in der freien Wirtschaft arbeite, liegt zwar mein drittes Projekt auf Eis, wirkt es sich aber bei mir nicht finanziell aus).

Gestern konnte ich auch zu Hause bleiben, weil bei meinem Mammutprojekt von meinen Blaumännern endlich die Reißleine gezogen wurde und der Beschluss fiel, dass es nur digital umgesetzt wird, nicht auch analog. Gestern war der letztmögliche Termin für die Entscheidung, wenn wir nicht Ressourcen verschleudern wollten.

Ich bin perfektionistisch, und so behagte es mir gar nicht, ein Produkt herzustellen, das letztlich für die Tonne ist. Ich sah mich schon in drei Wochen in die Druckerei rennen und theatralisch "Haltet die Druckpressen an!" rufen, während Chef uns schon in fünf Wochen von der Druckerei direkt zum Altpapiercontainer fahren sah, und beides konnte es nicht sein.

Ich merkte erst nach der Entscheidung, dass sie mich erleichterte. Zum Glück wollten wir dieses Jahr ohnehin mit einer professionellen digitalen Umsetzung starten, was nach acht Monaten Vorlauf tatsächlich auch endlich anläuft.

Dienstag und Donnerstag hatte ich Videokonferenzen, etwas, was ich noch nie machte. Die Behördentechnik ist so desolat, dass wir letztlich auf unsere privaten Geräte zurückgreifen mussten, um arbeiten zu können. Ohne den Technikpark des Gatten wäre ich aufgeschmissen gewesen.

Donnerstag war dann einfach alles zu viel. Vor Tau und Tag rief das Krankenhaus an: Schwiegermutter stürzte nachts, kugelte sich die Schulter aus und bleibt mindestens eine Nacht dort. Sie ließ ausrichten, ich solle mir vom Gatten ihren Schlüssel geben lassen, ihren Koffer packen und ihr vormittags ins Krankenhaus bringen. Schließlich wäre ich zu Hause und hätte Zeit.

Ich bin zwar zu Hause, aber ich arbeite, und an dem Vormittag hatte ich die anderthalbstündige Videokonferenz, die sich nicht verschieben ließ (sonst bin ich ja meistens sehr frei in der Termingestaltung). Ich merkte schon währenddessen, dass nichts mehr geht und lieferte eine schlechte Performance ab. Parallel kam ein weiterer Anruf aus dem Krankenhaus, den ich mit schlechtem Gewissen wegdrückte. Als ich zurückrief, musste mir eine genaue Packliste aufnotieren.

Als der Gatte dann zu Hause war, fuhren wir in Schwiegermutters Haus, um die Liste abzuarbeiten. Angeblich gäbe es einen gepackten Notfallkoffer im Ankleidezimmer. Da war zwar ein gepackter Koffer, nur waren in dem 20 Paar Schuhe. Gleiches galt für eine angeblich gepackte Waschtasche. Die enthielt nur Sonnencremes in Variationen. Wir waren ziemlich entnervt, bis wir endlich einen Koffer gepackt und im Krankenhaus abgegeben hatten (Besuche sind ja aktuell nicht erlaubt).

Immerhin: Am Haupteingang des Krankenhauses gab's zum ersten Mal seit vielen Jahren wenigstens einen provisorischen Sterilliumspender. Schon in normalen Zeiten ist die Hygiene in diesem Krankenhaus allenfalls mangelhaft. Jedes Mal, wenn ich mit Gatten oder Schwiegermutter dort bin (und ich bin leider seit 2013 oft dort), habe ich hinterher Brechdurchfall oder einen grippalen Infekt. Mal gucken, was ich mir diesmal einfing.

Kaum zurück, rief Mudderns an und teilte mir mit, sie wolle ihre Gesellschafterin jetzt direkt bei sich anstellen, nicht mehr wie bisher über den Pflegedienst bezahlen, und ich solle das doch bitte sofort in die Wege leiten. Das war dann schlichtweg zu viel.

Ich hatte ad hoc keine Ahnung, wie so was geht, konnte keine von Mudderns Fragen beantworten oder ihren Aufträgen nachkommen, kämpfte mich parallel zu ihren Fragen durch's Netz und durch mehrseitige Broschüren zum Thema, deren Inhalt ich aber gar nicht erfassen konnte, weil Mudderns mich nebenbei mit Fragen bombardierte. Im anschließenden Telefonat mit ihrer Gesellschafterin stellte sich dann heraus, dass Mudderns einfach etwas missverstand, und gestern konnte ich sie dann wieder einfangen.

Schwiegermutter ist inzwischen wieder zu Hause, macht uns aber Sorgen, weil der Gatte seit einigen Wochen befürchtet, dass sie dement wird. Sie versinkt immer mehr in ihrer eigenen Welt, zusammenhängende Gespräche sind kaum möglich, sie ist aggressiv und garstig.

Ich hoffe sehr, dass sie sich wieder berappelt, wenn sie in der Seniorenwohnanlage ist, dass ihr momentaner Zustand nur Resultat der Überforderung durch Auflösung ihres Hauses und Planung des Umzuges ist. Das fordert schon in normalen Zeiten wesentlich jüngere Menschen und kann einen jetzt einfach nur irre machen.

Der Gatte würde ihr bei allem helfen, aber das lehnt sie ab. Stattdessen macht sie halbseidene Haustürgeschäfte, wird übers Ohr gehauen. Der Gatte versuchte bislang vergeblich, zu intervenieren oder bei den Vertragsverhandlungen dabei zu sein.

Zu allem Überfluss ist der Umzugstermin aufgrund der aktuellen Lage gerade wieder offen, und selbst, wenn der Termin steht, müsste sie erst Möbel kaufen, was wegen der Schließung der Möbelgeschäfte gerade nicht geht (und dann muss alles sofort lieferbar sein). Sollte sie tatsächlich in acht Wochen umziehen können, müsste sie zwei Wochen in Quarantäne, was ihr auch nicht zusagt.

Bei uns zeigen sich in der fünften Woche langsam Ausfallerscheinungen. Nicht nur, dass wir viel mehr schlafen als sonst, meistens müde sind und oft Kopfschmerzen haben, inzwischen gibt's auch andere Aussetzer. So wird Kaffee gekocht und dann in der Maschine vergessen, Kuchen gekauft und dann vergessen ....

Sehr lachen musste ich, als ich den Gatten bat, mir ein Packset von der Post mitzubringen, weil wir keinen Karton haben, ich Mudderns aber ein Paket schicken möchte. Der Gatte kam ohne wieder, denn Packsets sind vergriffen, nicht mehr lieferbar. Aber: "Du verschickst doch ohnehin mit Hermes, nicht mit der Post. Da brauchst du doch kein Packset!" Schon, nur kann ich den Paketschein ja schlecht direkt auf Pulli und Kekse kleben und alles ohne Kartonage verschicken. Mal gucken, ob's im Hermeslädchen oder im "echten" Büro noch Kartonagen gibt.

Gestern löste sich übrigens mein Maskenproblem. Ich möchte nicht immer mit dem Auto ins "echte" Büro fahren, weil das Parken 30 Euro pro Tag kostet, und selbst, wenn ich das nur einmal die Woche mache, ist es schade ums Geld - das wären schließlich zwei Bobbel oder drei Taschenbücher. Ohne Maske möchte ich aber nicht den ÖPNV nutzen, schon gar nicht, wenn die Schulen wieder geöffnet sind.

Da ich nicht nähen kann und es mich auch gerade überfordert, es "mal eben" zu lernen, ich keine Einmal-Masken irgendwo im Netz bestellen wollte, die frühestens in vier Wochen aus China kämen, oder Mondpreise für Designer-Stoffmasken zahlen wollte, fand ich keine Lösung. Gestern erzählte eine Kollegin, eine andere werde ihr eine Maske nähen. Sie fragt, ob sie gegen Bezahlung auch für den Gatten und mich welche näht.

Nachmittags musste ich in die Apotheke und fragte ohne viel Hoffnung, ob es inzwischen Masken gäbe. Überraschenderweise bejahte die Apothekerin. Ich konnte sogar wählen zwischen Papier und Stoff und entschied mich erstmal für zwei Papiermasken, denn für die aus Stoff sorgt ja hoffentlich die Kollegin. Dabei erfuhr ich, dass man die Papiermaske tatsächlich mehrfach verwenden kann, wenn man sie bei 70°C im Ofen sterilisiert - wunderbar! Die "Büro-Maske", die der Gatte schon seit gut zwei Wochen trägt, macht also heute noch einen Ausflug in den Ofen.

Über's Einkaufen und Kochen in der vergangenen Woche berichte ich in der Kombüse. Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

Dienstag, 14. April 2020

Garnmix-Häkelweste im Netzmuster

Mudderns trägt sommers wie winters eine Steppweste - und immer die gleiche. Als sie Wollreste fand, schlug ich ihr im letzten Sommer vor, ihr daraus eine Weste für den Sommer zu häkeln, damit die Steppweste mal in die Wäsche kann.

Häkelweste im Netzmuster, leider weder gespannt noch gebügelt.
Sie stimmte zu, trug die Häkelweste aber bislang nicht. Zum Glück sorgt ihre Gesellschafterin dafür, dass (nicht nur) die Steppweste gelegentlich mal gewaschen wird ... Bei Mudderns und mir war so was jahrelang ein zäher und vergeblicher Kampf, aber bei einer Fremden widersetzt sie sich nicht.

Das Muster im Detail.
Das Material sind verschiedene Baumwollqualitäten in Beige, Weiß, Lila und Dunkelblau. Die Hersteller kenne ich nur von den Garnen, die ich nachkaufte - das sind Garne von Scheepjes und GB. Mudderns bewahrte keine Etiketten auf.

Die Anleitung stammt von diesem Schachenmayr-Pullover. Ich verzichtete lediglich auf die Ärmel, häkelte das Vorderteil in zwei Hälften und arbeitete einen Ausschnitt ein, damit die Weste über den Blusen, die Mudderns gerne trägt, gefälliger sitzt.

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Montag, 13. April 2020

#12von12 im April 2020

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine April-Bilder.

#1: Fast fertiggedeckter Osterfrühstückstisch.
Normalerweise fahren wir Ostersonntag zu Mudderns, um mit ihr in einem Restaurant zu brunchen, ruhen uns dann zu Hause kurz aus, bevor's zur Schwiegermutter. Ersteres fällt dieses Jahr aus. Zum einen hat das Lokal mindestens bis zum 18. April geschlossen, zum anderen möchte Mudderns momentan nicht, dass wir sie besuchen, um die Ansteckungsgefahr zu verringern.

#2: Mal gucken, was ich jetzt noch aussäen kann.

#3: Vier Wochen früher als sonst blüht die Magnolie.

#4: Wollte ich schon lange anfangen: Ein Gartenjournal.
So haben wir viel Zeit für uns und genießen die Ruhe rund um die Wohnung, vor allem auf der Terrasse. Auf der waren wir seit 2016 kaum noch, weil die Nachbarskinder sie als Teil eines Fußballspielfeld nutzten: Die Koniferen waren Abseits, die Fenster die Tore. Es gab Tage, da flogen die Bälle im Zwei-Minuten-Abstand auf die Terrasse und gegen die Fenster. Da machte es keinen Spaß, draußen zu sein. Dass bei uns nicht alle Fenster zerschossen wurden wie die Haustür im Wohnblock gegenüber, war viel Glück, ist den Insektenschutzgittern und hohen Koniferen zu verdanken, die manchen Ball abschwächten.

#5: Nach zu viel Kikeriki schwächelt der stärkste Hase.
Seit einem Jahr ist das Fußballspielen auf der Grünfläche vor unserer Terrasse verboten, und jetzt haben wir endlich Zeit, die Schäden zu beseitigen, und Lust, uns wieder auf der Terrasse aufzuhalten (es gibt übrigens reichlich Flächen zum Fußballspielen, im Park auf der anderen Straßenseite sogar eine Bolzfläche, aber den mögen weder die Bolzblagen noch ihre Väter).

#6: Rübelitorte zum Tee.
Wir gehen davon aus, dass wir nicht sie geplant im August/September in den Urlaub fahren können, und so gucke ich, welche Gemüse ich noch aussäen kann. Sollten wir doch wegfahren können, wird Schwiegermutter ernten.

#7: Mal gucken, was das wird.
Ich hoffe, dass wir im Mai das eine oder andere auch noch im Gartenmarkt oder auf dem Wochenmarkt kaufen können - vielleicht werden die Schlange vor den Bau- und Gartenmärkten ja irgendwann mal kürzer.

#8: Der Bushaltestellenwarteblick ist heute mal wieder ein Ich-warte-auf-den-Gatten-mit-dem-Auto-Blick.

#9: Vier Wochen früher als sonst und zum letzten Mal: Bei Schwiegermutter Magnolienblüten für Sirup ernten.
Für Schwiegermutter wird es das letzte Ostern im eigenen Haus sein - der Umzug in eine Seniorenwohnanlage ist terminiert. Dementsprechend schwer ist diese Zeit für sie. Wir sitzen lange auf der Terrasse, genießen ihren Garten, den sie vermissen wird, und die milden Temperaturen.

#10: Man kann auch ohne Spaß Alkohol trinken: Der Gatte mixt die nächste Runde Kikeriki.

#11: Schwiegermutter schneidet das Abendessen an.
Wieder zurück, gibt's noch ein bisschen Fernsehen. Ich stricke eine Weste für Mudderns zu Ende und gehe wie so oft in diesen Tagen früh ins Bett, um zu lesen*. Das war's dann auch schon mit dem 12. April in diesem Jahr.

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.
Die Rezepte zum Tag gibt's wie immer in der Kombüse.

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Samstag, 11. April 2020

Samstagsplausch KW 15/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten IV

Auch in der vierten Corona-Woche gilt: Der Gatte fährt täglich zur Arbeit und macht auf dem Heimweg kleine Besorgungen, während ich nach Möglichkeit zu Hause bleibe. Da er zum Arbeiten in ein anderes Bundesland muss, warten wir beide auf den Tag, an dem er Passierschein A38, den sein Arbeitgeber ausstellte, vorzeigen muss. Gemessen an den Risikofaktoren wäre es besser, der Gatte bliebe zu Hause, aber bei ihm ist keine Heimarbeit möglich.

Frohe Ostern und chag pessach sameach ve kasher.
Überhaupt die Risikofaktoren: Dienstag sagte ein Hamburger Mediziner, es sei gar nicht so schlimm mit der Sterblichkeit durch Corona-Infektionen, weil alle bisherigen Toten Krebs oder eine chronische Lungenerkrankung hatten, starke Raucher oder schwer fettleibig waren, Diabetes oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hatten. Sie starben also nicht in erster Linie an Corona, sondern dadurch, dass Corona ihre Vorerkrankungen verschlechterte.

Wie beruhigend. Keult uns Risikogruppen doch einfach. Wir sind nach dieser menschenverachtenden Logik ja eh nur 30 Millionen Ballastexistenzen, verursachen auch in normalen Zeiten Kosten für die Kranken- und Rentenkassen. Diese Mediziner sind der Grund, dass ich befürchte, aus der Triage wird in diesen Zeiten eine Selektion.

Solche Äußerungen machen mir Angst, sorgen für schlaflose Nächte, denn meine Familie, viele Menschen aus meinem Umfeld und auch ich gehören zu den Risikogruppen, denen jetzt vehement das Recht auf Leben abgesprochen wird.

Montag war ich einen ganzen Tag im "echten" Büro, weil vor Corona-Zeiten eine Besprechung angesetzt war. Unser Gesprächspartner vergaß den Termin aber (analog zur "Depressionsdemenz" vermute ich inzwischen, es gibt auch eine "Coronademenz"). Nun gut, hatten wir alle Besprechungskekse für uns. Wir waren an dem Tag zu viert im Büro, für unsere Verhältnisse voll besetzt, denn die meisten arbeiten zu Hause - im Gegensatz zur Nachbarabteilung, die, warum auch immer, jeden Tag komplett antritt.

Mittwoch war ich vor Tau und Tag auf dem Wochenmarkt, aber sonst verließ ich die Wohnung nicht. Warum auch?

Die Heimarbeit ist noch immer ungewohnt. Ich denke oft, ich müsse mich um den Haushalt kümmern, wo ich schon mal zu Hause bin, aber dann fällt mir ein, dass ich ja zu Hause bin, um zu arbeiten, dass es völlig okay ist, mich nicht um den Haushalt zu kümmern.

Da das Mammutprojekt noch immer in der Phase ist, in der ich unangenehme Entscheidungen kommunizieren muss, nehme ich viel Negatives mit in den Feierabend. Das ist leichter, wenn ich im "echten" Büro arbeite, denn da habe ich den langen Heimweg, um runterzukommen. Vielleicht sollte ich mir angewöhnen, nach Feierabend einen Spaziergang zu machen?

Die unangenehmen Diensttelefonate und Mails waren wirklich sehr unangenehm, und es fällt mir schwer, zu realisieren, dass die positiven Telefonate und Mails die überwiegende Mehrheit waren. Ich bin heilfroh, wenn das Projekt gestartet, die Pressetermine vorbei sind. Sobald ich weiß, wann die Pressekonferenz ist, trage ich mir für den kommenden Tag einen Nervenzusammenbruch im Terminkalender ein.

Und wenn der Prozess im nächsten Jahr wieder so grauenvoll ist wie in diesem Jahr, wo er leichter sein sollte, aber das Gegenteil eintrat, nehme ich mir den nächsten Nervenzusammenbruch von Januar bis Juni. Der Kollege, der für den Digitalisierungsprozess zuständig ist, verspricht mir in jedem Gespräch, dass es im nächsten Jahr viel einfacher wird, organisiert Hilfe für dieses Jahr und arbeitet an Problemlösungen für nächstes Jahr. Immerhin: Der Digitalisierungsprozess läuft - endlich. Wir sind ja auch erst seit letzten August dabei ...

Die Probleme verursachen allerdings nicht wir, sondern unsere Kooperationspartner, und die werden uns projektbedingt auch im nächsten Jahr (und länger) begleiten. Ich habe seit Januar das Gefühl, ich arbeite mit trotzphasigen Dreijährigen und rebellierenden Pubertierenden. Ich muss immer wieder Grenzen setzten, Machtworte sprechen, Bedrohungen aushalten und wünsche mir im Wechsel Gin, Uzi oder Whisky.

Mein entzückender Kollege würde die unangenehmen Gespräche zwar übernehmen, aber letztlich landen die Vorgänge dann doch wieder bei mir, muss ich einfach auch lernen, Konflikte auszuhalten.

Ansonsten habe ich wann immer möglich meine Arbeitszeiten so gelegt, dass sie mit der Kurzarbeit des Gatten korrespondieren und wir nachmittags gemeinsam frei haben. Das ist bei dem aktuellen Wetter ein bisschen so wie Urlaub und führt schon mal dazu, dass wir die aktuelle Lage vergessen. So meinte der Gatte, jetzt, wo die Spargelsaison langsam beginne, könnten wir doch mal wieder zum Spargel-und-Schnitzel-Essen in ein nahegelegenes Restaurant. Nur: Wer weiß, wann das wieder möglich ist?

Belastend ist, dass wir nicht wissen, wie lange die Situation noch so ist, wie sie ist. Wie lange ist der Gatte in Kurzarbeit? Wie lange hat er überhaupt noch Arbeit? Wir sind beruflich beide davon abhängig, dass die Film-, Kultur- und Freizeitindustrie arbeitet, nur arbeite ich nicht in der freien Wirtschaft, habe also keine Sorge um meinen Arbeitsplatz.

Wenn ich Rezepte für die Kombüse vorbereite, frage ich mich, wie lange ich noch das Schlagwort #MyCovidKitchen verwenden werde.

Schon in normalen Zeiten strengt mich Einkaufen an - ich war nie ein Mensch, der gerne durch Geschäfte oder über Märkte bummelt. Jetzt ist es doppelt anstrengend, weil ich in mehr Geschäfte als üblich muss, bis ich alles zusammen habe, nichts mal eben schnell in der Mittagspause in der Innenstadt erledigen kann, nicht mehr die Gewissheit habe, dass ich die Waren, die ich brauche, dann bekomme, wenn ich sie brauche.

Zum Glück kauft der Gatte gerne ein, macht es ihm weniger aus, durch die Läden zu tigern. Aber auch bei ihm ist eine große Erschöpfung zu spüren. Wir lebten ja beide in den letzten Jahren über unsere Kräfte, und dieses Herunterfahren zeigt, wie erschöpft wir sind. Wir schlafen beide mehr als sonst.

Mit Mudderns telefoniere ich jeden Tag. Sie hält sich gut und hatte diese Woche die große Freude, dass ihre Gesellschafterin wieder kam. Auch, wenn sich die beiden nur einmal die Woche für ein paar Stunden sehen, bringt das doch unglaublich viel.

Eigentlich wollten wir Ende des Monats das Einjährige der beiden in einem Café feiern - mal gucken, ob das möglich ist. Über die Osterüberraschung freute Mudderns sich sehr, vermutete gleich richtig, dass der zweite Kuchen für ihre Gesellschafterin ist und packte ihr einen Osterbeutel.

Tante rief auch sehr erfreut über die gelungene Osterüberraschung an. Sie geht mit der momentanen Situation wohl ganz gut um. Ihr Tag ist strukturiert durch den Pflegedienst und das Gassigehen mit dem Dackel, aber die Ungewissheit der Situation zehrt natürlich auch an ihr.

Meinen Ufos tut die momentane Situation gut: Ich bekam endlich den Pullover fertig, an dem ich seit etwa drei Jahren stricke. Es kam immer wieder etwas dazwischen, so dass ich ihn beiseite legte. Ende Januar hatte ich ihn schon mal fast fertig, stellte dann aber fest, dass ich beim Vorderteil zehn Maschen mehr angeschlagen hatte als beim Rückenteil. Und zu guter Letzt setzte ich beim Zusammenhäkeln die Ärmle falsch ein, aber jetzt ist der Pulli fertig - rechtzeitig zum Sommer.

Über's Einkaufen und Kochen in der vergangenen Woche berichte ich in der Kombüse. Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

Dienstag, 7. April 2020

Osterkarten aus Klebefilz

Dieses Draußen ist ja momentan nicht so empfehlenswert, und dadurch, dass ich meistens zu Hause arbeite, überlege ich mir zurzeit jeden Ausfall mehrfach. Mal eben los, um Osterkarten zu kaufen, ist also nicht drin. Aber die Bastelkisten sind gut gefüllt und boten genug zum Selbermachen.

Osterkarten aus Klebefilz.
Den Klebefilz* hatte ich letzten Sommer gekauft, um Sandalen damit auszukleiden, weil ich ungern barfuß auf Einlagen laufe. Der Gatte meinte allerdings, die Filzplatten würden verrutschen. Inzwischen kenne ich ihre Klebekraft und werde es doch mal versuchen - sobald alles wieder soweit funktioniert, dass ich in dieses Draußen kann, um neue Einlagen machen zu lassen, wenn's dann doch nicht klappt mit der Klebekraft.

Freihand wird das Gras aufgezeichnet. Ich habe dann mit einem Lineal einen Strich gezogen und hatte so gleich die doppelte Gras-Menge.
Neben dem Klebefilz in Grün und Braun braucht es Klappkarten im Format 10 x 15 cm mit Umschlägen, Keksausstecher in Hasenform*, Bleistift, Schere, Stanzer mit Blumen*- bzw. Glückskleemotiv*, Papierreste und einen Klebestift.

Die Hasenformen werden auf den Filz übertragen und ausgeschnitten.

Ausschneiden der Hasenform.
Die Formen für Gras und die Hasen habe ich auf die Papierrückseite des Filzes aufgezeichnet. Die Hasen müssen seitenverkehrt sein, damit sie später auf der Karte in die richtige Richtung gucken.

Nachdem der Hase aufgeklebt ist, wird das Gras platziert.
Die Osterkarte ist fast fertig.
Auf der Karte wird zuerst der Hase platziert, dann das Gras. Damit das ganze etwas bunter wird, habe ich ein paar ausgestanzte Blümchen und Glücksklee dazu geklebt.

Noch ein paar bunte Blümchen, dann ist die Osterkarte fertig.
Dieser Beitrag geht zu den Linkparties Handmade on TuesdayDings vom Dienstag und Creadienstag. Danke an alle für's Sammeln!

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Sonntag, 5. April 2020

#WMDEDGT 4/20: Eröffnung der Balkonsaison

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich schlafe endlich mal wieder durch und aus. Der Gatte ist knapp vor mir wach und serviert zügig den Milchkaffee. Wir vertrödeln den Vormittag mit Zeitunglesen, Radiohören, spielen und bloggen. Ich füllen die Tablettendose nach und denke schon mal über die Blumengrüße für Mudderns zum Muttertag und für Tante zum Geburtstag nach, denn ich denke nicht, dass die Reisebeschränkungen bis dahin schon aufgehoben sind, Tante aus Bayern zu uns kommen kann, ich zu Mudderns fahren kann.

Es zeigt sich, wie unterschiedlich die Regelungen sind: Während wir für die bayerische Tante problemlos einen Blumenstrauß per Fleurop ordern können, sind die Blumengeschäfte in Niedersachsen geschlossen. Zum Glück habe ich eine Bastelidee in petto, für die ich nur eine Kleinigkeit bestellen muss - normalerweise würde ich sie in der Mittagspause kaufen, aber momentan ist nichts normal. Wenigstens bin ich früh genug dran für die momentan langen Lieferzeiten.

Nach dem Frühstück schlägt der Gatte einen Spaziergang durch den Hirschpark zur Elbe vor, aber ich erinnere ihn daran, dass er den Balkon aufräumen und frühlingsfein machen wollte. Er verflucht die buchstäbliche Schnapsidee des Vorabends und macht sich ans Werk.

Ich räume ein wenig in der Wohnung auf, schreibe den Wochenplan an die Tafel im Flur, baue das Büro-Laptop samt Tastatur und Maus ab, weil ich morgen im "richtigen" Büro arbeite, in dieses Draußen muss, suche den Papierberg für's Büro zusammen und packe alles in eine Tasche, lege schließlich "Tantz!*" von Klezmofobia auf und bastle die dem Gatten versprochene Osterdeko für's Balkonfenster. Der ist inzwischen passend beim Fensterputzen angelangt.

Einmal am Basteltisch, falte ich ein Bandana zu einem Mund-Nasen-Schutz, aber es ist wie befürchtet: Ich trage das Teil kaum zwei Sekunden, als ich würgen muss. Ich kann einfach nicht damit umgehen, dass Mund und Nase bedeckt sind. Da helfen auch nicht die Peanuts, die auf das Tuch gedruckt sind.

Es folgen drei Telefonate mit Mudderns. Das erste ist erfreulich, denn sie hatte bis auf den fehlenden Gottesdienst endlich mal wieder einen fast normalen Sonntag mit Friedhofsbesuch, Frühstück beim Bäcker (das sie auf einer sonnigen Parkbank einnahm, weil das Bäckereicafé geschlossen ist) und vielen netten Begegnungen.

Die anderen beiden Telefonate waren weniger erfreulich: Ihre ältere Schwester teilte ihr mit, dass sie am kommenden Tag ins Krankenhaus muss für eine Brustkrebs-OP. Ich bin verwirrt, weil bislang nur von einer verschobenen Hautkrebs-OP die Rede war, aber was weiß ich schon. Da beide Schwestern keine gemeinsame Sprache haben (doch, doch, sie sprechen schon beide Deutsch ...), ist die Kommunikation schwierig.

Da anscheinend nur OP und keine Chemo vorgesehen ist, kommen wir zu dem Ergebnis, dass ein Tumor entfernt werden soll, der wohl noch nicht gestreut hat. Tante soll auch nur drei bis fünf Tage im Krankenhaus bleiben, und vielleicht ist es auch kein Tumor, wer weiß. Mudderns will ihre Schwester Karfreitag wieder anrufen. Hoffen und beten.

Zum ersten Mal Tee und Kuchen auf dem Balkon. 
Die Teezeit verbringen wir auf dem Balkon, wo es kalt ist, weil die Sonne weg ist. Auf der Terrasse wäre jetzt Sonne, aber die Terrasse müsste erst aufgeräumt werden, und wir wollen ja nun nicht gleich übertreiben. Also Strickjoppe an und durch. Zum Tee gibt's Rüeblikuchen. Aus der Nachbarwohnung riecht es grauenhaft nach Glutamat.

Danach bringe ich die erste von zwei Maschinen Wäsche auf den Weg und packe die Bügelwäsche zusammen, die der Gatte mit zur Schwiegermutter nehmen wird. Der Gatte bricht auf, ich hänge die erste Maschine Wäsche auf und falle auf's Sofa, um zu stricken und die letzten Folgen der aktuellen Staffel "Father Brown*" zu sehen, gefolgt vom "Tatort". Zwischendrin gibt es Abendessen, heute mal vorm Fernseher.

Ich bekomme endlich den zweiten Ärmel des Pullovers, an dem ich gerade stricke, fertig, kann am nächsten Tag mit dem Zusammennähen und dem Fädenverziehen beginnen. An dem Pulli stricke ich schon bummelig zwei Jahre - Corona ist gut für die Ufos.

Nach dem "heute journal" ignoriere ich, dass die Küche aufgeräumt werden müsste und nehme Brot und TK-Obst aus dem Tiefkühler. Dem Gatten eine Kerze auf dem Balkon anzünden, Zähne putzen, endlich daran denken, den Wecker eine halbe Stunde später einzustellen, weil die Straßen aktuell so leer sind, ab ins Bett und noch etwas lesen*, und dann kommt auch der Gatte nach Hause.

Das Rezept zum Tag gibt's wie üblich in der Kombüse. Passt auf euch und eure Lieben auf, bleibt zu Hause und bleibt gesund.

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Samstag, 4. April 2020

Samstagsplausch KW 14/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten III

Bei uns gilt weiterhin: Der Gatte fährt täglich zur Arbeit und erledigt auf dem Rückweg kleinere Besorgungen, während ich nach Möglichkeit zur Hause bleibe. Sonnabend waren wir zusammen einkaufen. Mittwoch musste ich wie vor zwei Wochen wieder zu dem Arbeitstreffen, bei dem es mit dem Mindestabstand schwierig ist, aber wir versuchten, so viel Abstand wie möglich zu halten. Donnerstag begleitete ich den Gatten zur Post und zur Schwiegermutter.

Montag war plötzlich Winter.
Die Straßen sind so leer, dass der Gatte morgens zehn Minuten später losfahren kann, und auch ich plane für meine Autofahrten quer durch die Stadt keine Stunde ein, sondern eine halbe - Mittwoch reichte das sogar für die Parkplatzsuche in Eimsbüttel, wo Parkplätze Mangelware sind.

Die Arbeit am Mammutprojekt ist merkwürdig, denn wir wissen immer noch nicht, ob es wie geplant umgesetzt wird. Wir können nur auf Sicht fahren. Meine Devise ist zurzeit "Life is all about how you handle plan B to Z". Momentan bin ich bei Plan G. Mal schauen, wie oft ich das Alphabet durchspielte, bis das Projekt in acht Wochen live geht (bzw. gehen soll).

Die Digitalisierung des Projektes hat's endlich durch das Nadelöhr der Beschaffungsstelle geschafft. Sobald ich den Kollegen, der maßgeblich daran beteiligt ist, leibhaftig wiedersehe, gibt's was Alkoholisches. Und mit dem Team, das die Digitalisierung umsetzt, werden wir sicher auch kräftig feiern, wenn wir uns wieder analog treffen können.

Ich sprach mit der Mitarbeiterin des Auftragnehmers, der die analoge Umsetzung übernehmen soll, um eine faire Regelung zu finden, falls wir doch noch kurz vor knapp die Reißleine ziehen müssen, und war sehr betroffen, als ich merkte, wie fertig sie war, weil ich eine faire Regelung für den Auftragnehmer suchte, weder stornieren noch Preise drücken wollte. Die wenigen Auftraggeber, die nicht stornieren, versuchen momentan, die Preise zu drücken, verlangen Rabatte, berichtete sie. Und dass sie sich Sorgen um ihre Arbeit macht, Kurzarbeit erwogen wird. Es gibt dieser Tage nur wenige, denen es anders geht.

Ich bin dankbar, so privilegiert zu sein, dass ich mir keine Sorgen um meinen Arbeitsplatz mehr machen muss. Das war bis vor sieben Jahren anders.

In der Krise zeigt sich nicht nur Charakter, sondern auch Irrsinn. Anfang März stand eine Frau in kompletter Schutzausrüstung inklusive Helm im Laden und schwadronierte davon, Corona sei eine Verschwörung der Illuminaten. Vorgestern sah ich eine Frau in Schutzkleidung auf der Straße, in der ausgestreckten Hand eine Sprühflasche mit Desinfektionsmittel. In regelmäßigen Abständen bedachte sie ihre Umgebung mit Sprühstößen. Okay, das macht man also mit den Hektolitern an Desinfektionsmitteln, die so hirnlos gekauft wurden.

Der Gatte ist seit Mittwoch in Kurzarbeit, und wie geplant, reduziere auch ich meine Arbeitszeit, soweit möglich, damit wir den Nachmittag für uns haben. Überstunden habe ich ja genug.

Kommenden Donnerstag will Mudderns Gesellschafterin sie wieder besuchen - mit Mundschutz, Handschuhen und so viel Abstand wie möglich. Die beiden vermissen sich, und Mudderns wird es gut tun, sie wiederzusehen. Sie schafft es bislang zwar, ihren Tag zu strukturieren und ist insgesamt guter Dinge, aber ihr fehlt einfach die persönliche Ansprache, die über unser tägliches Telefonat hinaus geht.

Schwiegermutter hingegen versinkt immer mehr in ihrer eigenen Welt. Gespräche oder Absprachen sind schwierig, nicht nur, weil sie ihre Hörgeräte nicht trägt. Ich hoffe, der Umzug in die Seniorenwohnanlage bringt Besserung. Allerdings ist momentan fraglich, ob und wie er stattfinden kann, denn coronabedingt ist die Anlage geschlossen. Diese Unsicherheit verstärkt Schwiegermutters Verunsicherung und sorgt für schlaflose Nächte. Auch macht ihr zu schaffen, dass sie momentan ihre Bridge- oder Englisch-Damen, Tante und eine Freundin nicht sehen kann. Einziger Kontakt neben dem Gatten ist die Putzfrau.

Was mir immer wieder auffällt, ist das völlige Fehlen von Kindern. Die Kinder aus der Siedlung sind ja sehr laut und sehr aktiv. An freien Tagen ist hier von morgens bis abends eine unwahrscheinlich laute Lärmkulisse von um die Häuser rennenden und spielenden Kindern. Durch's Treppenhaus bewegt sich von halb acht morgens bis Mitternacht eine (meist kreischende) Stampede. Und jetzt ist plötzlich Ruhe. Nur Mittwoch traf ich auf die beiden Kinder der Prügel-Party-Proleten über uns, als sie auf Rollern um den Block fuhren.

Mittwoch sah ich im Dorf auch ein Kind mit Tornister, sicher auf dem Weg in die Notbetreuung. In Eimsbüttel, wo ich Mittwoch war, sind deutlich mehr Kinder auf der Straße als hier. Donnerstag kamen wir zufällig an einer Schule vorbei, bei der Kinderzeichnungen an den Zaun gehängt wurden - mit Alles-wird-gut-Regenbögen. Das rührt, genauso wie die Gotteswort-Banner vor den Kirchen.

Ansonsten beschäftigt es mich immer wieder, ob ich Maske tragen soll oder nicht. Ich bin froh über jeden, der Maske trägt, kann mich selbst aber noch nicht überwinden, weil ich Panik bekomme, wenn mir etwas Mund und Nase bedeckt. Mal schauen, wie ich mich entscheide.

Mit großem Interesse habe ich den Artikel "Die Welt nach Corona" von Matthias Horx gelesen. Hoffen wir, dass vieles, was er beschreibt, eintritt.

Über's Einkaufen und Kochen in der vergangenen Woche berichte ich in der Kombüse. Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.