Montag, 30. September 2019

Plaça de Sant Joan in Son Servera (Mallorca / Spanien)

Montags gegen Nazis.
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Gestern holte sich das blaubraune Pack erneut eine Schlappe bei dem Versuch, in Hamburg zu demonstrieren: 68 Rechte trauten sich auf die Straße und sahen sich gut 800 Demokraten gegenüber. Immerhin halten die Blaubraunen ihr Versprechen, viele Menschen auf die Straße zu bringen. 

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesenAlle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Mehr Mallorca-Impressionen gibt es hier.


Blick auf das heutige Café S'Oratge. Im Keller des Gebäudes ist 1936 das Hauptquartier der Franquisten.
Son Servera ist eine Gemeinde im Osten Mallorcas. Die gleichnamige Kleinstadt mit knapp 5.000 Einwohner ist neben Son Carrió einer der wichtigsten Schauplätze der Schlacht um Mallorca im Spanischen Bürgerkrieg, eine Frontstadt. Während Son Carrió von Republikanern eingenommen wird, ist Son Servera einer der wichtigsten franquistischen Stützpunkte.

Wir kommen an einem Sonntag nach Son Servera. Der Gottesdienst ist gerade zu Ende, auf dem Kirchplatz, der Plaça de Sant Joan, herrscht noch reges Treiben in den zahlreichen Restaurants, aber ansonsten sind die Straßen wie ausgestorben. Freitags, am Markttag, ist es anders. Da kommen Touristen aus den umliegend Badeorten in Scharen. Heute sind außer den Einheimischen nur ein paar Wanderer und Radfahrer unterwegs.


Die Kirche San Joan in Son Servera.
Die Republikaner versuchen 1936 vergeblich, den Ort einzunehmen und geraten mit 50 Mann in einen franquistischen Hinterhalt. Drei der vier Überlebenden werden in Son Servera hingerichtet. Einzig der aus Barcelona stammende achtzehnjährige Domingo López überlebt die Erschießung. Er kann schwer verletzt fliehen und sich wieder seinem Kommando anschließen.

Die meisten der etwa 900 Einwohner Son Serveras fliehen. Ihre Häuser werden von Militäreinheiten besetzt. Die Republikaner nehmen die das Dorf umgebenen Hügel und Berge ein und bombardieren von dort aus 20 Tage lang beinahe täglich das Dorf, bis sie sich in der Nacht vom 3. auf den 4. September 1936 zurückziehen.


Eine der schmalen Straßen Son Serveras, durch die 1936 die faschistische Siegesparade führte.
Das Hauptquartier der Franquisten befindet sich auf der Plaça de Sant Joan, dem Kirchplatz, im Keller des heutigen Café S'Oratge. Hier findet auch die Siegesparade statt. Zum Anführer der Faschisten macht sich der Italiener Arconovaldo Bonaccorsi, der sich den Kampfnamen "Conde Rossi" gibt.

Bonaccorsi, ein Rechtsanwalt, der sich früh Mussolini  anschließt und 1922 als Anführer der Faschisten aus Bologna am "Marsch auf Rom" teilnimmt, hat einen Hang zur Hochstapelei: Quasi im Alleingang habe er die Republikaner zurückgeschlagen und so die Kriegshandlung für die Franquisten entschieden. 

Bonaccorsi ernennt sich zum General, gibt sich den Titel "Löwe von Son Servera", führt ein Terrorregime, berauscht sich geradezu an Gewalt, wird durch zahlreiche Propaganda-Auftritte in mallorquinischen Dörfern zu einer faschistischen Identifikationsfigur. Aber er macht sich sich Feinde, und so setzen spanische Militärs bei Franco durch, dass Bonaccorsi nach einem halben Jahr Mallorca verlassen muss. Der Personenkult um ihn aber bleibt: Bonacorssi wird in vielen Orten zum Ehrenbürger ernannt, erhält noch 1957 einen Orden von Franco.

Blick auf das heute Café S'Oratge und den Kirchplatz.
Im Zuge der Aufarbeitung des Spanischen Bürgerkriegs setzt auch im Umgang mit Bonaccorsi langsam ein Umdenken ein: Alcúdia entzog ihm Anfang 2017 die Ehrenbürgerschaft.

Heute erinnert in Son Servera kaum etwas an den Spanischen Bürgerkrieg: Gelegentlich finden sich vor Geschäften rostige Granatenhülsen als Türstopper, allerdings nicht, wenn man, wie wir, den Ort an einem Sonntag besucht. In den Wäldern finden sich immer noch verrostete Granaten und Patronenhülsen.

Vor zwei Jahren beginnen Wissenschaftler mit der Aufarbeitung der Batalla da Mallorca, der Schlacht um Mallorca: Sie untersuchen Schützengräben, in denen sich Faschisten und Republikaner zwischen dem 16. August und dem 3. September 1936 gegenüberstanden. Das Projekt soll bis 2022 laufen und wird von einem Blog begleitet

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Freitag, 27. September 2019

Sabates Mallorquines - mallorquinische Schuhe von Ben Calçat

Als wir im letzten Jahr durch Sóller bummelten, wollte ich mir schon Schuhe bei Ben Calçat kaufen, war aber von der Auswahl vollkommen überfordert, haderte das ganze Jahr mit mir, weil ich ohne Schuhe heimflog, und nahm mir vor, wenn wir noch mal nach Mallorca kommen sollten, kommt ein Paar Schuhe mit heim.

Das Schuhgeschäft von Ben Calçat in Sóller.
Dieses Jahr war's soweit.

Spontan fiel meine Wahl auf diese Schuhe, die perfekt zu meiner schwarzen Bürokleidung passen.
Die Schuhe werden komplett von Hand vor Ort gefertigt - Du kannst sogar in die Werkstatt luschern. Aber nicht nur wegen der Handarbeit sind die rahmengenähten Schuhe ein ganz besonderes Souvenir: Sie sind ein Stück balearische Geschichte.

Porqueres von vorne und hinten.
Die Porqueres, die wir kauften, wurden der Überlieferung nach zum ersten Mal von einem Mann, der von Ibiza nach Mallorca kam und kein Geld für neue Schuhe hatte, geschustert, und bestanden ursprünglich aus alten Autoreifen und Leinen. Da die Altreifen Metall enthalten, werden die Sohlen inzwischen aus Fördergurten gemacht. In den Sommerschuhen wird noch immer Leinen verarbeitet, während die Winterschuhe ganz aus Leder sind.

Der Gatte entschied sich für diese Porqueres, die gut zu Blue Jeans passen.
Die Porqueres haben keine ausgearbeitete Innensohle, was uns gelegen kommt, weil wir beide Einlagen tragen, die problemlos in die Schuhe passen. Beim Anprobieren helfen entzückende Verkäuferinnen, die genauestens auf den perfekten Sitz der Schuhe achten.

Die Gummisohlen aus Fördergurten imitieren das Muster von Autoreifen, aus denen die Sohlen früher hergestellt wurden.
Neben den Porqueres gibt es Sandalen (Fraileras und Albarques) sowie Stiefel (Patatera und Bota Mallorquina). Ich fürchte, nächstes Jahr muss ich mehr Platz im Koffer lassen.

Dieser Beitrag geht rüber zur Freutag-Linkparty.

Donnerstag, 26. September 2019

Der Verspätungsschal im Juli

Passend zum Hamburger ÖPNV hat der Verspätungsschal gerade enorme Verspätung ... Hier kommt der Juli-Beitrag, der an der Link-Party "Du für Dich am Donnerstag" teilnimmt. Wie ich zu dem Projekt kam, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge zu dem Projekt findest Du hier.

Der Juli war der bislang verspätungsintensivste Monat: 379 Minuten Verspätung auf 38 Fahrten, darunter eine Fahrt mit 58 Minuten Verspätung.
Im Juli zählte ich 38 HVV-Fahrten mit 379 Minuten Verspätung, was im Schnitt 9,97 Minuten Verspätung entspricht. 8 Fahrten waren pünktlich. Rechne ich die Fahrten mit ein, die unter 5 Minuten verspätet waren, komme ich auf 25 Fahrten. 8 Fahrten waren mehr als 20 Minuten verspätet - eine Fahrt ganze 58 Minuten.

Für zwei Fahrten gibt es eine Entschädigung von jeweils 1 €, für die anderen nicht, denn es ist Schienenersatzverkehr (SEV) und da gilt: Was nicht fährt, kann nicht verspätet sein. Bei zwei Fahrten kam es zu der putzigen Situation, dass ich 4 bzw. 5 Minuten früher am Ziel war als es laut Fahrplan möglich ist. Der Bus kam gut durch, und die S-Bahn war so verspätet, dass es sofort Anschluss gab.

Seit dem 27. Juni ist das S-Bahn-Dreieck Othmarschen - Holstenstraße - Altona für die Dauer der Sommerferien gesperrt. Die Ausweichstrecken sind komplett überlastet: Zu viele Menschen auf zu engem Raum, Staus durch Baustellen - Baustellenkoordination in Hamburg heißt, dass überall gleichzeitig Baustellen sind.

So gibt es auf allen Buslinien, die ich alternativ zur S-Bahn nehmen könnte, Straßenbauarbeiten - Anfang Juli sind's hamburgweit 84 Baustellen. Die Busse stehen also im Stau, sind bis zu 30 Minuten verspätet (okay, angesichts der bis zu 80 Minuten verspäteten S-Bahnen geht das schon wieder ...). Kommen dann noch Staus auf den Autobahnen dazu, geht zumindest in Hamburger Westen, wo ich wohne, auch bei den Buslinien nichts mehr. Und verglichen mit dem Süden und Osten der Stadt jammere ich noch auf hohem Niveau.

Parallel stemmt Hamburg einige Großveranstaltungen, so dass die Buslinien in der Innenstadt umgeleitet werden. Und wenn man schon mal dabei ist, kann man ja auch an der U-Bahn bauen und die Linien teilweise einstellen. Eins muss man der Hamburger Verkehrspolitik lassen: Wenn Chaos, dann richtig.

Den SEV wollte ich erst gar nicht ausprobieren, als ich sah, dass der dafür eingesetzte Bus abfährt, wenn mein Bus ankommt - bei der S-Bahn habe ich zumindest theoretisch zwei Minuten Zeit zum Umsteigen. Außerdem: Ein Bus ersetzt keine sechs oder mehr S-Bahn-Wagen, selbst, wenn es ein Gelenkbus ist. Nach drei Tagen meinte ein angesichts seines übervollen Busses entnervter Linienbus-Fahrer, die SEV-Busse führen leer, weil die Fahrgäste alle auf die Linie ausweichen - klar, das wird ihnen ja auch in der App empfohlen.

Ich probierte daraufhin den SEV aus. Da klappte es - einen Tag später dann wieder nicht, weil inzwischen mehr Leute auf den SEV auswichen, der SEV ausfiel, Umleitungen fuhr oder im Stau stand. Es gab tumultartige Szenen bei Ein- und Ausstiegen, wenn die Busse schon völlig überfüllt ankamen. Mein Verspätungsrekord waren 58 Minuten plus 34 Minuten reguläre Fahrzeit.

In den ersten Tagen ließ ich vor jeder Fahrt die HVV-App entscheiden, wie ich fahre. Zur Wahl standen Bus-Bus-S-Bahn, Bus-Bus, Bus-S-Bahn-Bus, Bus-U-Bahn-Bus-Bus oder Bus-Bus-U-Bahn. Da ich in Elbnähe wohne, erwog ich den Einbau einer Fährverbindung, um einmal alle Möglichkeiten durchgespielt zu haben ...

Da ich tatsächlich alle Verbindungen auch mehr oder weniger häufig während der Schulzeit nehme, habe ich einen direkten Vergleich und kann sagen, dass sie aktuell wesentlich stärker frequentiert sind. Normalerweise muss ich, wenn ich bei mir vor der Haustür in den Bus einsteige, maximal zwei Stationen stehen. Aktuell bin ich phasenweise froh, wenn ich überhaupt noch in den Bus komme.

Nach einer Woche ignorierte ich die App und den SEV, fuhr morgens eine Stunde eher los, machte entsprechend eher Feierabend und nutzte die Kombi Bus-Bus-S-Bahn bzw. Bus-Bus-Bus. Ich ließ auf dem Rückweg auch öfter mal einen Bus sausen, weil ich keine Lust mehr hatte, mich hineinzuquetschen (das zählte ich natürlich nicht als Verspätung). Die Linie, die vor meiner Haustür hält, war ohnehin so verspätet, dass die Busse im Abstand weniger Minuten kamen - wenn sie denn kamen.

Eine Entschädigung für die Verspätungen gibt es während der Bauphase nicht. Ich fände es angemessen, wenn SEV-Phasen finanziell entschädigt würden, es für Abokarten-Inhaber beispielsweise pauschal 20 % Preisnachlass, wenn die Schnellbusse und DB-Züge freigegeben würden, wenn Park+Ride-Plätze in dieser Zeit kostenlos nutzbar wären, wenn nicht parallel noch Bauarbeiten auf Ausweichstrecken stattfänden, Baustellen tatsächlich koordiniert würden.

Aber stattdessen wird die nächste Preiserhöhung angekündigt, kann ich froh sein, dass ich nicht draufzahlen muss, durfte ich doch mehr Zeit als sonst im ÖPNV verbringen, wird großspurig eine Qualitätsoffensive angekündigt, mit der man die nächste Preissteigerung rechtfertigen kann (die dann auch prompt angekündigt wurde), die aber keine Verbesserung bringen wird, solange an Personal und Material gespart wird, die Beteiligten des Verkehrsverbundes unabhängig voneinander agieren, nicht vernetzt sind.

Ich habe auch keinen Bock auf das xte Shuttle-Angebot, das das Chaos mindern soll. Ich will einfach nur einsteigen und ankommen - und das im Idealfall auch noch pünktlich.

Beim Juli-Abschnitt habe ich für die Strecke Zuhause - Büro die Zeit zugrunde gelegt, die ich normalerweise fahren würde, also 38 Minuten für den Hinweg und 34 bzw. 42 Minuten für den Rückweg. Würden die Anschlüsse funktionieren, bräuchte ich mit Bus-Bus-U-Bahn gerade mal 8 Minuten mehr als mit meiner üblichen Bus-S-Bahn-S-Bahn-Kombi. An guten Tagen brauchte ich auf dem Hinweg mit der Bus-Bus-S-Bahn-Kombi genau so lange - das sind die Streifen, die tatsächlich hellgelb oder gelb sind.

Montag, 23. September 2019

Die Kirche Sant Miquel in Son Carrió (Mallorca / Spanien)

Montags gegen Nazis.
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Aktuell will das blaubraune Pack am 29. September eine Demo auf dem Rödingsmarkt. Da gibt es zwar keine wirkliche Versammlungsfläche, aber für das Häuflein reicht eine der Bushaltebuchten - und die demokratische Mehrheit schafft sich schon Platz. Sie trifft sich um 11.30 Uhr an der Ecke Stadthausbrücke / Neuer Wall an historischem Ort: Dem ehemaligen Gestapo-Hauptquartier.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesenAlle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Mehr Mallorca-Impressionen gibt es hier.

Die Kirche von Son Carrió, von 1899 bis 1907 u.a. nach Plänen von Gaudí erbaut.
Son Carrió ist ein kleiner Ort mit etwas über 1.000 Einwohnern im Osten Mallorcas. Wenn man wie wir über die Mittagszeit kommt, wirkt er wie ausgestorben, ist die Kirche, die Hauptattraktion des Ortes, verschlossen. Touristen zieht es nur selten hierher.

Wir machten uns auf den Weg in das Dorf, weil es im Spanischen Bürgerkrieg während der Schlacht um Mallorca der einzige Ort der Insel war, der von den republikanischen Truppen vollständig eingenommen und über eine Woche lang gehalten werden konnte.

Das Rundkreuz zeigt noch sichtbare Beschädigungen, die von Schießübungen der Republikaner stammen sollen.
Löcher in der Fassade, die laut gatten von Einschüssen stammen.
Fällt das schon unter Street Art?
Der Spanische Bürgerkrieg erreicht die Insel am 16. August 1936, als die republikanischen Truppen um Alberto Bayo in Porto Cristo an Land gehen. Sie können nur einen kleinen Teil der Stadt unter ihre Kontrolle bringen, dringen aber weiter ins Hinterland vor.

Nach der Bombardierungen durch Flugzeuge und Schiffsgeschütze am 26. August 1936 räumen die Franquisten ihre Stellungen im Ortskern, in den angrenzenden Hügeln und den östlich gelegenen Windmühlen. Viele Dorfbewohner flüchten nach Son Servera, Sant Llorenç oder Manacor.

Sant Miquel in Son Carrió.
Son Carrió wird von drei Seiten aus eingenommen, aus östlicher Richtung durch einen Verband der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT über die Finca Sa Torre Nova, die später den Republikanern als Feldlazarett dient, von weiteren Militärs auf dem südlichen Landweg aus Porto Cristo und durch etwa 500 Milizionäre auf dem südöstlichen Pfad aus Richtung S’Illot.

Nach der Besetzung werden die Häuser nach Lebensmitteln und Wertgegenständen durchsucht und geplündert - die Versorgung der republikanischen Truppen ist prekär. In der Kirche reißen die anarchistischen Milizionäre die Heiligenfiguren vom Hauptaltar und aus den Seitenkapellen und zerstören sie - der Hass auf die katholische Kirche ist groß.

Sant Miquel in Son Carrió.
Die Republikaner ziehen sich in der Nacht zum 4. September 1936 auf ihre Kriegsschiffe zurück. Kurz darauf rückten die Franquisten wieder ein. Die wenigen Einwohner des Ortes, die nicht vor den Republikanern geflohen sind, werden der Kollaboration verdächtigt und drangsaliert. Die Kirche wird am 13. September neu geweiht. Pfarrer Martín Rosselló hatte auf seiner Flucht Monstranz, Hostienkelch, Pfarrsiegel, Pfarrbücher samt Archiv sowie die Kollekte mitgenommen.

Heute erinnert kaum noch etwas an den Spanischen Bürgerkrieg in Son Carrió, sieht man von Einschusslöchern an einigen Häusern ab und von dem Umstand das Bauern in den Jahrzehnten nach dem Bürgerkrieg Skelette auf ihren Feldern fanden, Kinder kistenweise verrostete Patronen und Granatenhülsen sammelten.

Sant Miquel in Son Carrió.
Am Rundkreuz auf dem Dach der Kirche sind Beschädigungen zu sehen, die von Schießübungen der Republikaner stammen sollen. Vom Loch, das eine Bombe ins Mauerwerk hinter dem Hauptaltar riss, ist nichts mehr zu erkennen, aber der Gatte identifizierte Einschusslöcher.

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Sonntag, 15. September 2019

#12von12 im September 2019

Letztes Jahr am 12. September waren wir noch auf Mallorca. In diesem Jahr kamen wir am Abend vorher spät aus Mallorca zurück und lebten uns langsam wieder ein.

#1: Koffer auspacken.

#2: Kühlschrank auffüllen, theoretisch.

#3: Den Wasch- und Bügelservice von Schwiegermutter und Tante nutzen.

#4: Kühlschrank auffüllen, praktisch.

#5: Tortenschlacht und Fotosgucken bei Schwiegermutter und Tante.
#6: In Schwiegermutters Garten herbstelt es.

#7: In unserem Garten herbstelt es auch. 
#8: Die Wäsche auf der Leine wechseln (ich gab nicht alles zu Schwiegermutter und Tante zum Waschen).

#9: Ein Stück Osdorfer Dorfidylle.

#10: Das Urlaubsgefühl wachhalten*.

#11: Das aktuelle Strickstück.

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*
Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür

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Samstag, 14. September 2019

Samstagsplausch KW 37/19: Zwei Wochen Mallorca

Wir haben es tatsächlich auch dieses Jahr hinbekommen, zwei Wochen nach Mallorca zu fliegen. Lange Zeit sah es nicht so aus, als könnte es klappen. Erst, als wir im Flieger saßen, glaubte ich langsam daran, dass es mit dem Urlaub tatsächlich klappt.

Wir mussten ein anderes Hotel als im letzten Jahr wählen, dachten uns aber, so groß wird der Unterschied schon nicht sein.

Ähm, doch.

Wir wussten aus den einschlägigen Bewertungsportalen, dass das gewählte Hotel in die Jahre gekommen war, dass es Renovierungsstau gibt, dass die Einrichtung etwas abgerockt ist, aber so was stört uns normalerweise nicht. Nur: Hier war die Einrichtung nicht nur abgerockt, sondern brüchig und baufällig. Es fing damit an, dass wir viel Spaß im Bett hatten: Die Matratzen wurden anscheinend seit Jahrzehnten nicht erneuert. Wir lagen also direkt auf Sprungfedern und Lattenrosten - allerdings nicht lange, denn auch die Lattenroste wurden seit Jahrzehnten nicht erneuert: Die Latten sprangen aus der ausgeleierten Verankerung, so dass man binnen Minuten auf dem Fußboden lag.

Hotelblick vor dem Unwetter.
Reklamationen blieben folgenlos: Ein Techniker kam und montierte die Latten wieder, aber in der nächsten Nacht wiederholte sich das Spiel. Also schliefen wir mehr schlecht als recht auf den beiden durchgesessenen Sofas im Wohnzimmer - und den Möbelrückgeräuschen aus den Nachbarappartements zufolge waren wir nicht die einzigen. Statt uns nun abends ins gemachte Bett zu legen, worauf wir uns im Hotelurlaub immer sehr freuen, mussten wir nun jeden Abend erst Betten bauen. Nach zwei Nächten überlegten wir, zwei Strandliegen zu entführen, denn darauf lagen und schliefen wir am Besten ...

Der Balkon, die gesamte Fassade, hatte so viele Risse, dass wir uns fragten, was ein Statiker dazu sagt, den Gedanken aber schnell beiseite schoben, denn das Appartement war im sechsten Stock.

Mehrfach fielen Wasser und Strom aus - einmal war das Wasser für mehr als 10 Stunden weg, ohne vorherige Information. Die gab's erst am nächsten Morgen: Angeblich gab's überraschende, dringende Arbeiten an der Wasserversorgung, die zwischen 22 Uhr und 9 Uhr ausgeführt werden mussten. Ähm, ja, nee, is klaa.

Ich kenne Wasserausfälle aus vielen Regionen, allerdings nicht ohne Vorankündigung und nicht als Hotelgast. Nach dem mehrstündigen Wasserausfall füllte ich einen Fünf-Liter-Kanister mit Wasser und deponierte ihn neben der Toilette, damit wir wenigstens spülen können. Den Kanister brauchten wir öfter.

Die Frage, ob Wasser fließt, sorgte für viele spannende Momente. Einmal blieb das Wasser weg, als ich eingeseift unter der Dusche stand, und ich überlegte, ob ich, nackt wie ich situationsbedingt war, in den Aufzug steigen und zum Pool, der gerade mal nicht gesperrt war, fahren sollte ...

Die Stromausfälle traten zum Glück nur nachts auf. Ohne das Beatmungsgerät hätte ich sie vermutlich verschlafen. So merkte ich sie durch das Aussetzen meines CPAP-Gerätes, der einsetzenden Schnappatmung und das Anspringen des laut brummenden Notstromaggregats, das anscheinend auf dem Dach über unserem Appartement stand.

Strom wurde über die Schlüsselkarte geregelt, und als umweltbewusste Hotelgäste nahmen wir das natürlich auch wahr: Wenn wir nicht im Zimmer waren, lief keine Klimaanlage. Das führte dazu, dass uns bei der Rückkehr ein penetranter Güllegeruch aus dem Abfluss der Spüle begrüsste. Wenn's bei uns im sechsten Stock schon so schlimm war, möchte ich nicht wissen, wie's in den Stockwerken darunter war.

Bei Hotelurlauben freuen wir uns auch immer sehr auf's Frühstück. Hier  war das Büfett zwar reichhaltig und abwechslungsreich, aber das Essen war Convenience von nicht allzu bester Qualität und im besten Falle lauwarm. An einem Tag wurde gleich ganz vergessen, die gratinierten Tomaten unter den Salamander zu schieben, so dass kalte Tomatenhälften mit Streukäse auf dem Büfett lagen. Der Kaffee war von so schlechter Qualität, dass ich froh war, dass der Gatte darauf bestand, Pulverkaffee von Zuhause mitzunehmen.

Das Hotelpersonal war selten freundlich und serviceorientiert, was ich angesichts der 14-und-mehr-Stunden-Schichten, die sie zu leisten hatten, zwar verstehen kann, aber dennoch (und ihr Umgang mit dem Gast war teilweise unterirdisch). Immerhin: Die Rezeptionisten und die Zimmermädchen waren freundlich.

Vom Hotel abgesehen, hatten wir einen sehr schönen, erholsamen Urlaub, den wir beide auch dringend brauchten: Viel schwimmen, noch mehr schlafen, wenig essen, gelegentlich ein Ausflug ...

Für's nächste Jahr hoffen wir, dass der Gatte so Urlaub bekommt, dass noch ein Appartement im Hotel vom letzten Jahr frei ist.

Hotelblick während des Unwetters.
Am letzten Urlaubstag bekamen wir noch den ersten Unwettertag mit - seit Dienstag gibt es auf den Balearen und dem spanischen Festland extreme Wetterlagen mit Wasserhosen, hohen Niederschlagsmengen, Sturm. In Decken eingekuschelt auf dem Sofa mit Tee und Kuchen bzw. später Tapas und Wein hatten wir aus dem sechsten Stock einen Panoramablick, denn wir folgten den Hinweisen, im Haus zu bleiben.

Wenn man im ältestens Kurzwarengeschäft Palmas, dem 1685 gegründeten "Ca Donya Àngela", das vergessene Nähzeug kauft, wird es liebevollst verpackt.
Wir hatten großes Glück, denn am nächsten Tag, als wir heim flogen, machte das Unwetter einen Tag Pause. Über Paris wurde es geradezu romantisch: Der Himmel war klar, und unter uns glitzerte die nächtliche Stadt samt Eiffelturm, der aus 10.000 Metern Höhe winzig aussieht.

Momentan versuchen wir, mit den im Vergleich zu Mallorca doch recht kühlen Temperaturen und dem einsetzenden Herbst klar zukommen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Ein paar kulinarische Mallorca-Impressionen gibt es in der Kombüse. Ein schönes Wochenende und eine gute Woche!

Donnerstag, 12. September 2019

Ärmelschal im Ajourmuster aus den Vielgefachten

Als ich im Wollpalast die Wolle für diese Schals kaufte, wollte ich mir auch einen Bobbel in Goldtönen für mich selbst wickeln lassen, weil eines meiner Theaterkleider im Winter nach einem Ärmelschal verlangt. Es hat nämlich eine Passe mit goldfarbenen Nieten und kurze Ärmel.

Das Schlafschaf strickt auf dem Yarncamp am Ärmelschal.
Das Ajourmuster entnahm ich der Anleitung dieses Ärmelschals, bei den Maßen orientierte ich mich an diesem Ärmelschal.

Der Ärmelschal in Goldtönen.
Ich schlug mit Nadel 3 168 M und 2 RM an, strickte 50 R 2 re 2 li für den Bund, dann zwei R glatt re, wobei ich in der rechten Reihe bei jeder 14 M 1 M zunahm (=180 M und 2 RM). 20 Mustersätze stricken, dann 2 R glatt re, dabei jede 14. M zusammestricken = 168 M und 2 RM. 50 R im Bündchenmuster stricken. Alle M abketten und die Bündchen schließen. Fäden verziehen. Fertig.

Dieser Beitrag geht rüber zur Linkparty "Du für Dich am Donnerstag" bei Frau Nähfrosch. Danke für's Sammeln!

Montag, 2. September 2019

80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen

Montags gegen Nazis.
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm. 

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesenAlle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Aktuell plant das blaubraune Pack anscheinend am 22. September eine Demo auf dem Rödingsmarkt. Da gibt es zwar keine wirkliche Versammlungsfläche, aber für das Häuflein reicht eine der Bushaltebuchten - und die demokratische Mehrheit schafft sich schon Platz.  


Graffiti am S-Bahnhof Rothenburgsort.
Gestern vor 80 Jahren, am 1. September 1939, marschiert die deutsche Wehrmacht in Polen ein. Zwei Tage später erklären Frankreich und Großbritannien Deutschland den Krieg. Direkt oder indirekt sind über 60 Staaten am Krieg beteiligt, mehr als 110 Millionen Menschen stehen unter Waffen. Der Krieg kostet über 60 Millionen Menschen das Leben.

Sonntag, 1. September 2019

Ausgelesen: Bücher im August 2019

Schon im letzten Jahr lud ich mir "Das begrabene Buch*" von D.M. Pulley* auf den Kindle, las es aber erst jetzt. Ich tat mich erst ein wenig schwer, weil die Handlung sehr behäbig beginnt, aber dann nahm sie mich gefangen.

Manche Nacht fiel kürzer als notwendig aus, weil ich einfach noch ein Kapitel lesen wollte - und noch eines - und noch eines ... Ich lese normalerweise immer die ersten 100 Seiten eines Buches, bevor ich es aus der Hand lege, wenn es mir so gar nicht zusagt, und hier war ich froh, durchgehalten zu haben.

Die Handlung setzt im August 1952 ein, als sich für den neunjährigen Jasper alles verändert: Seine Mutter verlässt voller Angst mit ihm Detroit und bringt ihn auf die Farm seines Onkels. Sie hat ihm ein paar wenige Sachen eingepackt und schärft ihm ein, keine Fragen zu stellen. Dann ist sie verschwunden.

Jasper bleibt allein zurück und versucht mit großen Schwierigkeiten, sich in die Familie seines Onkels zu integrieren. Aber so jung Jasper auch ist – er ist hartnäckig und fest entschlossen, das Rätsel um das Verschwinden seiner Mutter zu lösen. Ihr altes Tagebuch weist ihm schließlich den Weg nach Detroit – in die gefährlichsten Ecken der Stadt und eine Welt von Prostitution, Glücksspiel und heruntergekommenen Bars.

Jasper muss feststellen, dass er nicht der Einzige ist, der nach seiner Mutter sucht und dass es Menschen gibt, die einiges dafür tun würden, um Jaspers Nachforschungen ein für alle Mal zu beenden.

Zugegeben, die Handlung ist phasenweise verworren, was Jasper durchmachen muss, ist für ein Kind kaum zu bewältigen, der Spannungsbogen hat Dellen, gelegentlich verliert man in den unterschiedlichen Handlungssträngen die Orientierung, aber wenn man sich auf das alles einlässt, bleibt eine spannende, atmosphärisch dichte Handlung mit einem überraschenden Ende.

Da mir "Das begrabene Buch" alles in allem doch ganz gut gefiel, lud ich mir gleich die beiden weiteren Bücher von Pulley auf den Kindle. Nach den Erfahrung mit "Das begrabene Buch" ahnte ich schon, dass ich bei ihrem Erstling, "Der tote Schlüssel*", einige Zeit brauchen werde, bis ich mich in der Handlung zurecht finde. Diesmal ist es noch ein wenig schwerer, die Handlungsstränge auseinander zu halten, denn das Buch spielt parallel 1978 und 1998.

Nach der spektakulären Pleite der First Cleveland Bank im Dezember 1978 müssen die Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz sofort verlassen. Das prächtige Gebäude wird verschlossen. Erst zwanzig Jahre später interessieren sich Investoren für das Objekt und beauftragen die junge Architektin Iris, die alten Gemäuer zu untersuchen.

Was für die wenig motivierte Iris zunächst wie ein langweiliger Routinejob aussieht, wird nach und nach zu einer spannenden Detektivarbeit: Iris beginnt Nachforschungen anzustellen über die verschwundenen Schlüssel zum Tresorraum, die Menschen, die in der Bank arbeiteten, ihre Geheimnisse und Schicksale. Zu spät stellt sie fest, dass es gefährlich sein kann, die Geister der Vergangenheit zu stören.

Zugegeben, mich zogen vor allem die Schilderungen des leerstehenden Bankgebäudes und die vielen Details, in denen sich Pulley gerne verliert, in seinen Bann. Außerdem schafft sie immer wieder Cliffhanger, so dass wieder mal manchen Nacht kürzer war als es gut für mich ist.

Da mich (leerstehende) Gebäude gerne in ihren Bann ziehen, faszinierte mich auch "Das vierzehnte Opfer*". Das Buch spielt im Cleveland der Jahre 1938 und 1999, die Handlung verläuft wieder parallel. Pulley nimmt sich wieder Zeit, Schauplätze  und Charaktere zu beschreiben.

1938 treibt der "Torso-Killer" in den heruntergekommenen Vierteln der Stadt sein Unwesen, so genannt, weil alle seine Opfer zerstückelt werden. Ethel Harding schlägt sich als Prostituierte. Als sie ganz am Boden ist, sucht sie Schutz bei einer christlichen Sekte – und sieht sich hinter der anständigen Fassade erneut tödlichen Gefahren ausgesetzt.

1999 findet die Polizei in einem Wald die zerteilte Leiche von Alfred Wiley. Schockiert muss seine Tochter Kris feststellen, dass sie ihren Vater offenbar kaum gekannt hat. In seinem Besitz findet sie Hinweise darauf, dass er von den Taten des Torso-Killers wie besessen war. Je mehr sie nachforscht, umso mehr mysteriöse Dinge passieren: Unterlagen verschwinden, Bücher werden gestohlen, ein seltsamer Privatdetektiv taucht auf. Kris wird immer mehr hineingezogen in Clevelands schreckliche Vergangenheit. Während sie versucht, mehr über den Tod ihres Vaters herauszufinden, gerät sie selbst in Lebensgefahr.

Pulley scheint fasziniert von Tunneln, Kanalisation und Kellern, die anscheinend Cleveland unterteufen, denn wie bei "Der tote Schlüssel" spielt auch hier ein Großteil der Handlung unterirdisch. Einmal mehr hätte ich mir Grundrisse gewünscht, um mache Flucht nachvollziehen zu können. Trotz der Schwächen, die Pulleys Bücher haben, freue ich mich auf das Erscheinen von "Das verlassene Haus*" im Dezember.

Im letzten Jahr nahm ich mir schon vor, mehr aus der Inselkommisarin-Reihe von Anna Johannsen zu lesen. Jetzt kam ich endlich dazu. "Die alte Dame am Meer*" spielt auf Sylt und in der Hamburger Künstlerszene der 1950er Jahre. Außerdem kommt ein zwielichtiger Erbenermittler vor - und anders als vor einem Jahr befürchtet, gibt es für Lena und Erck ein Happy End. Ansonsten ist das Buch phasenweise sehr langweilig, gibt es wieder mal Lektorenfehler, aber meinem urlaubsreifen Hirn langte es zur Entspannung.

Vor zwei Monaten erschien der vierte Band, "Der Mann auf der Hallig*". Auf einer Sandbank vor Hallig Hooge wird die Leiche von Klaas Rieckert gefunden, der offensichtlich vor dem Ertrinken an Armen und Beinen gefesselt wurde. Die Obduktion bringt ein überraschendes Ergebnis: Die DNA des Hallig-Bewohners wurde vor zehn Jahren im Rahmen eines aufsehenerregenden Falles im Polizeisystem registriert und weist ihn als mutmaßlichen Dreifachmörder aus.

Ich fand die Handlung reichlich konstruiert, vor allem das Verhalten des Chefs, und einige Wendungen waren ein wenig überraschend (im Sinne von "logisch nicht so ganz nachvollziehbar"), die Beziehung zu Erck und den Kollegen nimmt viel Raum ein, der Krimi ist sehr dialoglastig, aber ich las ihn dennoch gerne - wie gesagt, ich war mehr als urlaubsreif und brauchte leichte Lektüre.

Im November erscheint der fünfte Band der Inselkommissarin-Reihe, "Die Frau auf Nordstrand*". Wenn ich dann zum nächsten Jahresurlaub mal wieder Kindle Unlimited nutze, werde ich das Buch sicher herunterladen, aber das sich es extra kaufe, bezweifle ich momentan.

Die Kluftinger-Krimis sehe ich mit großem Vergnügen im Fernsehen, und so war "Herzblut*" tatsächlich das erste Buch des Autoren-Duos Klüpfel-Kobr, das ich las. Auch, wenn ich die Verfilmung schon mehrfach sah, machte das Lesen Spaß. Kluftinger ist sich sicher: Bei einem anonymen Handyanruf, der ihn ausgerechnet während einer der gefürchteten Pressekonferenzen seines Chefs erreicht, wird er Zeuge eines Mordes. „Albträume von zu viel Schweinsbraten“, tun seine Kollegen diesen Verdacht ab.

Kluftinger ermittelt auf eigene Faust und findet am vermeintlichen Tatort jede Menge Blut, aber keine Leiche. Da überschlagen sich die Ereignisse: Mehrere brutale Mordfälle, anscheinend ohne Zusammenhang, erschüttern das Allgäu. Als dann doch noch der Großteil des abgängigen Toten auftaucht und Kluftinger endlich herausfindet, was all die Verbrechen verbindet, ist es fast schon zu spät ...

Dabei steht er auch privat unter Druck: Seit Tagen leidet er unter heftigem Herzstechen und befürchtet sofort das Schlimmste. Eine demütigende Untersuchung bei Erzfeind Doktor Langhammer scheint das zu bestätigen. Doch der Kommissar ist entschlossen, das Ruder noch einmal herumzureißen. Aber ob fleisch- und kässpatzenarme Ernährung und ein Yogakurs da die richtigen Mittel sind?

Langsam wurde es Zeit, sich mal auf den anstehenden Mallorca-Urlaub vorzubereiten. Ich lese sehr gerne Reiseführer und lud "Der kleine Mallorca Urlaubshelfer: 80 Tipps für einen gelungenen Urlaub auf Mallorca*" von Christof Link herunter.

Praktisch sind sicher die vielen Links, aber ich merkte wieder mal, dass ich analoge Reifeführer lieber mag und kaufte neben dem Mallorca-Marco Polo* auch "111 Orte auf Mallorca, die man gesehen haben muss*" von Rüdiger Liedtke.

Ich war skeptisch, weil ich bei der Vorschau schon den Eindruck hatte, die Zusammenstellung sei ein wahlloses Sammelsurium, um auf 111 Orte zu kommen, andererseits mag ich die Reihe und habe mit anderen Bänden gute Erfahrungen gemacht. Nun ja, diesen Band hätte ich nicht unbedingt gebraucht.

Es ist wirklich ein wahlloses Sammelsurium, das viele Orte und Sehenswürdigkeiten vorstellt, die sich in nun wirklich jedem Reiseführer finden, wie den Tren de Sóller und die dazugehörige Eisenbahn, einen Touristen-Bummelzug auf Rädern durch die Weinberge, der Leuchtturm am Cap de Formentor, das Aquarium in Palma, der Megapark ... Hinzu kommen unverholene Werbung und der Umstand, die Zahl 111 nur zu erreichen, indem mehrere Fenster der Kathedrale in Palma einzeln beschrieben werden oder auf Kunst im Kreisverkehr verwiesen wird.

Manche Beiträge sind auch mehr als oberflächlich, zum Beispiel der über den jüdischen Friedhof in Palma. Demnach gibt es erst seit 1978 einen jüdischen Friedhof auf Mallorca. Da schon seit mindestens dem fünften Jahrhundert unserer Zeit Juden auf Mallorca leben, stellt sich die Frage, was mit den Toten bis 1978 geschah. Auch sie begruben ihre Toten auf der Insel, aber der Friedhof wurde zerstört, ist heute ein Park. Der Hinweis fehlt ebenso wie einer auf das einstige jüdische Viertel.

Ich hätte meinem Impuls folgen und nach dem Blick in die Vorschau nach den interessant klingenden Orten bzw. Sehenswürdigkeiten zu googlen anstatt das Buch zu kaufen.

In den September gehe ich mit "Mallorca unterm Hakenkreuz 1933-1945*" von Alexander Sepasgosarian.

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