Samstag, 25. Juni 2022

Samstagsplausch KW 25/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXIX

"Ich muss wieder ins Krankenhaus, und du bist schuld!", begrüßte mich der Gatte, als er von seinem monatlichen Arzttermin nach Hause kam. Ich find's ja immer gut, wenn man weiß, wer schuld ist, und da ich es von klein auf gewohnt bin, Entscheidungen zu fällen, weil es keine Erwachsenen gab, die das taten, kann ich auch mit Schuld umgehen. 

Dass der Gatte ins Krankenhaus soll, liegt daran, dass er jetzt endlich mal eine Liste mit allen Symptomen mit zur Untersuchung brachte, und so in der Gesamtheit fand die Hausärztin das dann doch erschreckend. Da die Befunde aller Facharztuntersuchungen den Umständen entsprechend gut ausfielen, keines der Symptome auftrat, soll jetzt im Krankenhaus geguckt werden, ob es gelingt, die Symptome alle auf einmal auftreten zu lassen ... Geplant ist das ambulant, aber für alle Fälle kann es einen stationären Aufenthalt geben. Momentan allerdings telefoniert der Gatte erstmal einem möglichen Termin hinterher. 

Wer allerdings tatsächlich ins Krankenhaus kam, war Mudderns, und natürlich bin ich auch daran schuld, denn ich rief den RTW - zwei Mal. Gestern sehr früh morgens wurde ich über den Hausnotruf angerufen. Der Hausnotruf informiert anscheinend grundsätzlich keinen RTW, denn als ich mehrfach sagte, ich bräuchte mindestens eine Stunde, bis ich bei meiner Mutter bin, interessierte das niemanden. Dafür rief der Hausnotruf dann alle paar Minuten an und fragte nach, wann ich denn vor Ort wäre - ähm, sorry, aber fliegen kann ich nicht. Zum Glück war die Autobahn leer (und wenn Ruhe einkehrte, muss ich nochmal mit dem Hausnotruf klären, ob das wirklich so soll).

Vor Ort war die Situation dann so, dass ich einen RTW rief, denn Mudderns lag nach einem Sturz mittlerweile schon zwei Stunden auf dem Boden. Mit der Leitstelle musste ich diskutieren, ob ein RTW tatsächlich notwendig ist, denn der käme nur, wenn ich sicher sagen könne, Mudderns sei ein Fall für's Krankenhaus. Es könnte sein, dass ich an diesem Punkt leicht eskalierte. Eine Alternative zum RTW sah ich nicht, denn ihr Hausarzt war so früh noch nicht in der Praxis, und der ärztliche Notdienst ist in dem Ort nur zwischen 17 und 21 Uhr erreichbar. Die Rettungssanitäter waren sehr nett, befanden, ein Krankenhausaufenthalt sei nicht notwendig, Bettruhe reiche. Ich versorgte Mudderns und fuhr wieder nach Hause. Als ich nachmittags anrief, hörte sie sich zwar erschöpft, aber okay an. 

Ich rechnete angesichts ihrer psychischen Verfassung fest damit, dass im Laufe der Nacht mindestens ein weiterer Anruf käme, aber der blieb aus. Als ich sie heute Vormittag mehrfach telefonisch nicht erreichen konnte, wurde ich unruhig. Bei allen Psychospielchen, die sie gerne abzieht, ist Mudderns doch immer telefonisch erreichbar, hat das Telefon immer in der Hand, wenn sie in der Wohnung unterwegs ist. Ich fuhr also zu ihr und fand sie in desolatem Zustand. Sie konnte nicht sagen, was passiert war, aber allem Anschein nach stürzte sie im Laufe der Nacht mehrfach sehr schwer. Dass sie sich angesichts der steilen Treppen dabei nicht das Genick brach, ist ein Wunder. Sie war desorientiert, wusste erst nicht, wer ich bin, wusste auch nicht, dass sie einen Hausnotrufknopf hat, wusste nicht, wo sie war oder wie lange sie schon in dieser Situation war. 

Ich rief also wieder einen RTW und sagte gleich, dass ich angesichts der äußerlich sichtbaren Schwere ihrer Verletzungen nicht diskutieren werde, ob ein RTW notwendig ist. Die Rettungssanitäter waren auch sehr schnell da und nahmen Mudderns mit ins Krankenhaus - gegen ihren Willen, beharrte sie doch darauf, sie sei nicht verletzt, alles sei ganz normal ... Aber es gab wirklich keine Alternative. Zum Glück ist sie in ihrem gewohnten Krankenhaus, wo man sie kennt, wo die Nachbarn und ihre Gesellschafterin mal vorbeischauen können. Angesichts ihrer Verletzungen stand nämlich auch die hiesige Uniklinik zur Diskussion. Die wäre für mich zwar leichter erreichbar, aber wegen Post etc. müsste ich eh zu Mudderns rausfahren, also macht das keinen Unterschied. Es ist aber gut möglich, dass sie noch verlegt wird, wenn die Ärzte einen Überblick über ihre Verletzungen haben.

Da ich heute eh nichts mehr ausrichten konnte, brachte ich Ordnung in ihr Chaos, packte ihre Krankenhaustasche ein, fuhr nach Hause, rief später beim Krankenhaus an. Inzwischen ist sie auf Station und gut versorgt, beharrt aber immer noch darauf, es ginge ihr gut, es sei nichts passiert, weder sei sie gestürzt noch müsse sie ins Krankenhaus. Mal schauen, wie's morgen aussieht. Ich darf nachmittags eine Stunde zu ihr, sofern der Corona-Test negativ ist. 

Während ich gestern noch am Ende meiner Kräfte war und zusammenklappte, weil ich einfach nicht mehr konnte, war ich denn heute sehr ruhig und entspannt. Das mag auf die Nachbarn, die natürlich alles mitbekamen, merkwürdig wirken, aber egal. So, wie es jetzt aussieht, wird Mudderns nicht mehr nach Hause zurückkehren, sondern in ein Pflegeheim ziehen, denn sie kann sich definitiv nicht mehr alleine versorgen. Sie lehnt alle Hilfsmittel ab, die ihre mittlerweile sehr häufigen Stürze verhindern könnten. Ein ambulanter Pflegedienst scheidet aus, sie will niemanden im Hause haben. Daher scheidet auch eine 24-Stunden-Betreuung bei ihr zu Hause aus. Dafür ist sie der festen Überzeugung, ich ließe den Gatten in ein Pflegeheim einweisen, kündige meine Arbeit und ziehe zu ihr, um sie zu pflegen. Ja, nee, is klaa. Ich hoffe, mit dem Sozialdienst im Krankenhaus finden wir eine gute und schnelle Lösung. Es ist wirklich erschreckend, wie schnell Mudderns binnen 24 Stunden abbaute, denn Donnerstag war sie noch ganz kregel. Es wird schwer, sie gegen ihren Willen in ein Pflegeheim zu geben, aber es gibt anscheinend keine Alternative mehr. 

Gestern und heute war es ja sehr heiß, und als ich durch die Siedlung lief, in der Mudderns lebt, fielen mir die Kindheitssommer wieder ein, in denen es so heiß war, dass der Teer zwischen den Betonplatten schmolz. Es riecht auch immer noch nach Wachholder, aus dem noch immer einige Hecken sind - und es fehlt Schatten. Die Bäume, die vor 60 Jahren gepflanzt wurden, als die Siedlung erbaut wurde, sind inzwischen größtenteils abgeholzt, und wer aus der ersten Käufergeneration noch Bäume hat wie meine Mutter, wird aus der aktuellen Käufergeneration angefeindet. Dafür gibt es ganz entzückende Schottergärten ...     

Hier gilt seit mittlerweile 119 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam.  

Auch ohne Mudderns wäre die Woche sehr anstrengend gewesen, denn mein Mammutprojekt hatte Pressekonferenz. Die war genauso laut, bunt und fröhlich wie geplant, und alle waren sehr zufrieden. Außerdem scheint es so, als könnte ich die politische Entscheidung, hinter der ich nicht stehe, zumindest in Teilen rückgängig machen. Wir werden sehen. Wenn sie rückgängig gemacht wird, bedeutet das zwar Mehrarbeit für mich, aber das ist mir lieber, als nach außen hin eine falsche Entscheidung vertreten zu müssen, hinter der ich nicht stehe, und Menschen zu verlieren - nicht physisch, aber in punkto Chancengleichheit.  

Die beiden coronaerkrankten Kollegen sind wieder im Dienst. Beiden machte zu schaffen, dass das Virus neurotrop ist, und eine Kollegin kämpft noch immer, kann nicht lange stehen oder gehen. Solche Schilderungen bestärken mich immer wieder in der Überzeugung, dass eine Corona-Infektion für uns wenig ratsam ist, und ich bin dankbar für jeden Tag, an dem wir verschont bleiben.    

Der Gatte machte mir heute eine große Freude, denn er mähte Rasen und kochte Abendessen. Er schaffte sogar noch mehr und schwächelte auch nicht beim Herzsport - das war fast wie früher. Solche raren Momente genieße ich sehr.    

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Schwiegermutter macht sich das Leben künstlich schwer, verweigert sich den Angeboten ihrer Seniorenwohnanlage und trauert ihrem ehemaligen Haus hinterher - dabei zog sie freiwillig um und freute sich auf die Wohnung. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Samstag, 18. Juni 2022

Samstagsplausch KW 24/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXVIII

Wie anstrengend diese Woche war, wurde mir gestern Abend bewusst, als ich endlich Feierabend machte und beim Aufräumen den Brief von ELFi wiederfand, den ich schon Mittwoch aus dem Briefkasten zupfte. Darin war ein Text, den ELFI anlässlich ihres neunten Bloggeburtstags verloste, und den ich gewann! Wie toll! Als ich den Text sah, musste ich so lachen und dachte, der ist optimal für mein Büro. Genau da kommt er auch kommende Woche an die Wand. 

Mein Gewinn bei ELFis neuntem Bloggeburtstag.

Die Woche ausgesprochen anstrengend machte mein Mammutprojekt. Die Kollegin, die mich zwei Mal in der Woche (und bei Bedarf auch öfter) unterstützt, hat in der zweiten Woche Corona und fehlt immens. So war ich einerseits damit beschäftigt, nicht vollends unterzugehen, weil durch meine Urlaubswoche, der sie ja auch schon krank war, einfach Land unter war, und andererseits sie zu beruhigen, weil sie ein total schlechtes Gewissen ob ihres Ausfalls hat. Montag will sie unbedingt wiederkommen, aber sie weiß, dass sie nur kommen soll, wenn sie wirklich fit ist, und danach hörte sie sich gestern noch nicht an. Aber immerhin ist sie inzwischen wieder negativ getestet. In einem unserer Telefonate berichtete sie davon, wie schwer es war, mit einem positiven Selbsttest und Symptomen einen PCR-Test zu bekommen. Sie fand schließlich am anderen Ende der Stadt eine Ärztin, die dazu bereit war, und schleppte sich mit Fieber und Schüttelfrost hin.  

Beim Aufarbeiten der Urlaubsrückstände bat ich immer wieder um Entschuldigung wegen Land unter wegen Corona, und jeder, wirklich jeder aus den Partner-Projekten antwortete, es gäbe aktuell mindestens einen Kollegen mit Corona. Die Nachbarabteilung, mit der wir uns die Büro-Etage teilen, ist coronabedingt verwaist - die Abteilung, die ohnehin sehr nachlässig mit Masken und Impfungen ist. 

Ein Termin musste personell umbesetzt werden, weil Corona, und dass ich demnächst mit drölfzich ungetesteten singenden Kindern und Erwachsenen im einen Innenraum arbeiten muss, behagt mir so gar nicht. Ich kann an einem Finger abzählen, wer als einzige Maske tragen wird, und dabei ist mir egal, ob das im Fernsehen doof aussieht. Durch den Corona-Fall arbeite ich aktuell aber wieder mit meinen Ex-Chef zusammen, was sehr schön ist, Spaß macht und mir die Arbeit sehr erleichtert, weil ich zwar das Zepter in der Hand, aber nicht den Hut auf habe.

Der Arbeitgeber stellt uns seit dieser Woche keine wöchentlichen Coronatests oder Masken zur Verfügung, und so füllte ich erstmal unseren privaten Vorrat auf - Tests sind momentan ja günstig. Masken haben wir noch genug. Seit diesem Monat bekommt Mudderns auch welche über die Pflegekasse, so dass ich sie nicht mehr mitversorgen muss.

Hier gilt seit mittlerweile 118 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam.

Der Gatte braucht aktuell wieder viel Unterstützung, und so fuhr ich ihn heute wieder zum Herzsport, weil er den Rückweg alleine nicht geschafft hätte. Dabei ist nicht das Herz das Problem, sondern die Polyneuropathie. Die ist einfach großes Kino. Wir wissen momentan nicht, wie wir mit der Situation umgehen sollen, denn der Herzsport tut ihm gut, er braucht ihn zur Stärkung der Muskulatur, aber er kippt halt alle Naslang um, weil Nerven und Hirn halt nicht mehr miteinander kommunizieren können. Das Gefühl, dass es einfach nicht wirklich vorwärts geht, erschöpft und deprimiert.

Weil der Gatte Unterstützung braucht, versuche ich, im echten Büro nur für die Regelarbeitszeit zu sein und Überstunden auf die beiden Tage im Heimbüro zu legen, denn wenn ich zehn bis zwölf Stunden außer Haus bin, ist das für den Gatten problematisch. So klappt es aber ganz gut (und ich mache Überstunden auch lieber zu Hause, weil ich da die Bildschirmpause auf Balkon oder Terrasse verbringen kann, der Gatte mich an Pausen erinnert). Unser neues eZeit-System zickt inzwischen auch weniger, so dass ich wieder die für diese Zeit üblichen Überstunden habe. Mit Ferienbeginn dürfte es auch wieder etwas ruhiger werden. Aktuell sind die Projekt-Partner und Projekt-Nutzer so verrückt, dass das Telefon sogar am Wochenende klingelt (es ist natürlich lautlos gestellt und liegt normalerweise außer Sichtweite).

Wenn der Gatte beim Herzsport ist, trabe ich ja immer zum Bäcker. Inzwischen könnte ich dort auch frühstücken oder zumindest Kaffee trinken, aber wenn der Gatte so wackelig ist, habe ich dazu keine Ruhe, lasse auch den Spaziergang ausfallen und warte lesend im Auto. Heute aber plauderte ich mit den beiden jungen Angestellten über's Kochen. Das kam dadurch, dass ich eigentlich Ciabatta für das Abendessen wollte, aber das gab's nicht. Die Verkäuferin fragte, ob ich grillen wollte, ich sagte, nein, es gäbe Ofen-Gemüse mit pochierten Eiern, und prompt war ich mit dem Verkäufer im Gespräch über die richtige Methode, Eier zu pochieren, und gemeinsam überlegten wir mit der Verkäuferin, was sie heute Abend aus Zucchini und Wurzel machen könnte, ohne noch mehr einzukaufen, weil zu müde von der Woche. Wenn's dabei bleibt, kommt das Gemüse mit Pizza-Gewürz und Öl auf's Blech und dazu gibt's Tomaten-Reis. Wäre nicht irgendwann ein Kunde gekommen, hätten wir sicher länger geklönt. Statt Ciabatta gab's übrigens Baguettebrötchen.

Mudderns hat die beiden Wochen ohne ihre Gesellschafterin gut überstanden und kam auch damit klar, dass wir einen Tag aufgrund meiner Terminlage nicht telefonieren konnten. Dafür kamen an den anderen Tagen um so mehr Anrufe ... Schwiegermutter ist ziemlich wirr, mal gucken, was das wird. 

Ich bin müde und erschöpft, habe einfach zu viele Bälle zum Jonglieren. Chef sprach mich am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub auf eine Veranstaltung Ende August an und bekam zu hören, dass ich erst mit ihm darüber rede, wenn die dreitägige Veranstaltung Anfang Juli gelaufen ist, weil ich aktuell nur auf Sicht fahre. Damit kann er zum Glück umgehen. Dass ich die dreitägige Veranstaltung im Juli keinesfalls alleine wuppen kann, scheint angekommen zu sein, denn alle, die nicht schon Urlaub eingereicht hatten, müssen an den drei Tagen arbeiten, so dass wir zu sechst sein sollten - die unzuverlässige Kollegin, die zielsicher an solchen Tagen krank ist, wurde zudem gar nicht erst eingeplant. Aufgaben wurden während meines Urlaubs verteilt, so dass ich lediglich noch Flyer bestellen musste. So sollte die Veranstaltung zu schaffen sein. ELFis Text passt also schon ganz gut zu mir - ich kann notfalls Nein sagen. 

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Freitag, 17. Juni 2022

#12von12 im Juni 2022

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine Juni-Bilder. 

#1: Frühstück.

#2: Dem Gatten einen Einkaufszettel für die kommende Woche machen. Darunter liegt ein erster Plan für die übernächste Woche.

#3: Ich habe einen Schatz gefunden. In den letzten beiden Jahren und auch dieses Jahr stellte ich keinen Sirup her.

Sonntag versuche ich mir möglichst terminfrei zu halten, um wenigstens einen Tag zu haben, an dem ich nicht um sechs Uhr aufstehen muss. Mit Glück kann ich wirklich ausschlafen, mit Pech nutzen die Bolz- und Brüll-Balgen unsere Fenster ab halb neun zum Torwandschießen. Heute habe ich Glück.

#4: Fäden verziehen. Das sind wieder Handschuhe aus Wollresten für die Spendenkiste.

#5: Die Campanula kamen tatsächlich wieder und blühen üppig.

#6: Wenn die Bolz- und Brüll-Blagen sie nicht zerstören, könnten das Äpfel werden. Die Blagen schlagen allerdings gerne mit Stöcken auf Bäume und Sträucher ein, daher sind wir wenig optimistisch.

Eigentlich hatte ich mir viel vorgenommen, wollte vor allem die liegengebliebene Hausarbeit erledigen, aber dem Gatten geht's nicht gut, und so möchte ich nur Sachen machen, die leise sind. Es ist also ein erzwungener Ruhetag für mich. Staubsaugen etc. würde ihn zwar nicht stören, aber ich weiß, dass er sich dann unter Druck gesetzt fühlt, zu helfen, und das soll er nicht, weil er sich dann zwangsläufig übernimmt. 

#7: Beim Entkalken der Kaffeemaschine stellte sich heraus, dass Wasser an Stellen gelangt, an denen es nichts zu suchen hat, da dort die Elektrik ist. Also gibt es in den nächsten Tagen handgebrühten Kaffee. 

#8: Das obligatorische Foto der täglichen Spülmaschine.

So nutze ich den Tag zum Bloggen und um ein bisschen zu räumen. Es wird sehr ruhig. 

#9: Das Abendessen auf den Weg bringen.

#10: Das Abendessen ist fertig.

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre. Am 12. Juni 2020 war der Gatte noch gesund, gingen wir gerade zum ersten Mal coronakonform essen. Am 12. Juni 2021 hatte der Gatte gerade seinen dritten Krankenhausaufenthalt binnen einen halben Jahres hinter sich, war noch sehr schwach und kämpfte zudem mit Impfreaktionen. 

#11: Pflichtprogramm am Sonntagabend.

#12: Vorm Einschlafen noch etwas lesen*.

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Samstag, 11. Juni 2022

Samstagsplausch KW 23/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXVII

Eigentlich gilt hier seit mittlerweile 117 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

In dieser Woche waren wir aber oft auf dem Swutsch, erst in der Haseldorfer Marsch, dann zu den Glücksstädter Matjeswochen. In die Marsch fuhren wir mit dem Auto, da es nur eine ÖPNV-Verbindung mit 45minütigem Fußweg gab, aber nach Glückstadt nahmen wir den ÖPNV, schließlich soll mein 9-Euro-Ticket ja ausgenutzt werden, hat der Gatte aufgrund seiner Behinderung ohnehin ein bundesweit gültiges Jahresticket.

Die Züge waren gut ausgelastet, und auf dem Hinweg rief der Schaffner nur lakonisch durch den Waggon: "9-Euro-Ticket, 9-Euro-Ticket, 9-Euro-Ticket - irgendjemand ohne 9-Euro-Ticket?!" Ohne 9-Euro-Ticket wären wir mit dem Auto nach Glückstadt gefahren, denn das kostet weniger als ein reguläres Ticket und geht doppelt so schnell. Angesichts steigender Coronazahlen wäre es auch die sichere Alternative gewesen. So hoffen wir, dass uns die FFP2-Masken schützten. 

In der Haseldorfer Marsch.

Momentan häufen sich die Coronafälle im Umfeld. Nach dem langen Pfingstwochenende meldeten sich Dienstag zwei Kollegen krank, darunter auch meine Urlaubsvertretung, denn ich hatte diese Woche frei. Beide gehören zu den Risikopatienten, beide hat es ziemlich erwischt, denn auch ein milder Verlauf ist kein Zuckerschlecken. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Vermutlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es uns auch erwischt.

Wir haben diese Woche oft an die Zeit vor einem Jahr gedacht, als der Gatte im Krankenhaus war, unsicher war, wie es weitergehen würde. In dieser Woche gab es wieder ein kleines Stückchen Normalität, als der Gatte nicht nur an meinen Geburtstag dachte, sondern dafür sorgte, das er mit den in seiner Familie üblichen Ritualen gefeiert wurde - das war fast wie früher, als der Gatte noch gesund war! Und das war sehr schön!

Heute zeigte sich allerdings, dass die Woche schlichtweg zu viel für ihn war, denn am Tag nach unserem Ausflug in die Marsch musste der Gatte seine Mutter in einer völlig sinnlosen Aktion einen ganzen tag durch die Gegend chauffieren - eigentlich wollte er nur eine Besorgung bei ihr abgeben, was sie gleich ausnutzte. Er schaffte es kaum noch nach Hause. Da wäre es besser gewesen, wir wären gestern zu Hause geblieben, aber das wollte der Gatte nicht. Gestern Abend war er auch noch quietschfidel, aber heute beim Herzsport bekam er dann prompt die Quittung, und ich war froh, dass ich meinem Instinkt traute und ihn fuhr. Ich hoffe, er kann sich morgen ausruhen und muss nicht zu seiner Mutter. Aber so erschöpft der Gatte auch ist, so sehr zeigt sich doch, dass die Kontrolle seiner Kohlenhydrate greift. Noch vor zehn Tagen hätte er die Anstrengungen nicht durchgestanden. 

Mudderns Gesellschafterin hat zwei Wochen Urlaub, und so war ich diese Woche bei Mudderns. Sie ist dazu übergegangen, mich alles, was mit Kranken- und Pflegekasse zu tun hat, erledigen zu lassen, und da lief einiges auf. Es wäre einfacher, die Briefe gingen direkt an mich, aber das ist Mudderns nicht recht. Sie lässt sich zunehmend gerne bedienen und vieles abnehmen, was sie selbst noch kann. Mal schauen, wie sich das entwickelt - und: Nein, ich nehme ihr nichts ab, was sie noch selbst kann. Ich habe genug zu tun.

Schwiegermutter ist wie gewohnt schwierig, und Tante geht's gut. Beide wollen im Herbst einen Wellness-Urlaub machen. Die Organisation ist, gelinde gesagt, chaotisch, und wir sind gespannt, ob's etwas wird.

Diese Woche bescherte mir ein neues Taschentelefon. Mit neuer Technik tue ich mich immer schwer, und so gewöhnen wir uns nur langsam aneinander. Allerdings funktioniert endlich der Schrittzähler, was mich jeden Tag freut. Beim alten Taschentelefon konnte ich Kilometer um Kilometer laufen, ohne dass ein Schritt angezeigt wurde. Das war frustrierend. Kommende Woche werde ich dann mal herausfinden, ob die App auch funktioniert, wenn das Telefon in der Handtasche getragen wird oder nur, wenn's in der Hosentasche mitläuft.

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Freitag, 10. Juni 2022

Friday-Flowerday: Pfingstrosen

Pfingstrosen sind zu dieser Jahreszeit meine Lieblingsblumen, und anlassbedingt bekomme ich sie dann auch gerne geschenkt. Diesmal brachte mir Schwiegermutter Pfingstsonntag einen Strauß mit.

Pfingstrosen in Glasvase.

Da Schwiegermutter die Stiele sehr stark kürzte, fiel mein Wahl nicht wie sonst auf die weiße Bareuther-Vase, sondern auf eine Glasvase mit eingeätzten Schneckenhäusern. Die bekamen wir vor 22 Jahren von einer sehr alten Tante des Gatten zur Verlobung geschenkt. Leider lernte ich sie nicht kennen. Sie kam kurz danach in eine Wohneinrichtung für Demente, und so ergab sich kein Kennenlernen.

Fluffige Pfingstrosenbällchen im Detail.

In dieser Fülle duften die Pfingstrosen sehr stark und mit "Fragile*", dem passenden Parfüm für diese Jahreszeit, um die Wette. Aktuell habe ich sogar das passende feste Shampoo.

Was für eine wunderschöne Blüte!

Dieser Beitrag geht rüber zur Freutag-Linkparty und zum Friday Flowerday. Vielen Dank für's Sammeln! 

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Montag, 6. Juni 2022

#WMDEDGT 06/22: Ein Jahr weiter

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Dass ich gerade mal wieder im Zwei-Stunden-Rhythmus schlafe, kommt mir heute Nacht zugute, denn so merke ich, dass die Wechseljahre gerade mal wieder Party feiern wollen und schaffe es gegen halb fünf gerade noch rechtzeitig ins Bad. Wieder im Bett, habe ich Probleme, wieder einzuschlafen. Irgendwann klappt es, ich wache gegen halb zehn wieder auf und schlief insgesamt fast zehn Stunden - das war wohl nötig.

Kaffee kochen, den Gatten mit Kaffee wecken und dankbar sein, dass er da ist - vor einem Jahr lag er im Krankenhaus, wurde vier Tage vorher in Lebensgefahr im RTW eingeliefert. 

Kurze Gartenrunde, um zu gucken, ob was gegossen werden muss. Dabei stelle ich fest, dass die Blagen aus dem dritten Stock am Vorabend nicht nur ihre Spiel-, Strand- und Badesachen in unseren Garten und auf die Terrasse warfen, sondern auch das Abendessen. Es gab Hähnchen.   

Brötchen aufbacken, dann Frühstück auf dem Balkon und dabei feststellen, dass die fehlende Hälfte der nachbarlichen Badesachen hierhin geworfen wurde. Ich habe es schon lange aufgegeben, mich darüber zu wundern, dass die Nachbarn ihr Geraffel nicht vermissen. Wir legen es auf den Briefkasten im Hausflur, und wenn's da nicht mitgenommen wird, entsorgen wir es nach ein paar Tagen. Okay, das Geld, das die Blagen gelegentlich vom Balkon werfen, kommt natürlich nicht auf den Briefkasten (und die Essensreste kommen in den Müll). 

Das tägliche Telefonat mit Mudderns. Alles in Ordnung. Sie drehte ihre übliche Sonntagsrunde: Bäcker und Kirche. 

Den "Sonntagsspaziergang" im DLF hören, am Samstagsplausch schreiben und etwas an der Kombüse werkeln, dann anfangen mit Aufräumen und Putzen, denn Schwiegermutter kommt abends zum Essen. Da der Gatte hilft, ist beides schnell erledigt. Den Tisch decken, dabei feststellen, dass die Teller des Geschirrs, das wir vor 20 Jahren zur Hochzeit bekamen, dringend ausgewechselt werden müssen, aber irgendwas ist ja immer. Den Aperitif vorbereiten.

Tee machen und, während der zieht, unter die Dusche, dann aufgerüscht mit dem Gatten Tee, Erdbeerkuchen und Streuseltaler auf dem Balkon. 

Ab in die Küche, ausnahmsweise mal mit Schürze, weil ich ja schon aufgerüscht bin. Spargel schälen und die Schalen aufbewahren, weil der Gatte sich wieder Suppe daraus wünscht. In den Garten gehen und Kräuter ernten, die dann auf dem Spargel in der Auflaufform verteilt werden. Kartoffeln schälen, in Scheiben schneiden, waschen und auf dem Spargel in der Auflaufform verteilen. Reichlich Butter und Olivenöl zwischen den einzelnen Lagen verteilen und die Form schon mal in den kalten Ofen schieben. Das Dessert aus dem Kühlschrank holen, Baiser und frische Erdbeeren darauf verteilen und abgedeckt stehen lassen. Den Ofen einschalten.

Noch kurz zum Durchatmen auf den Balkon setzen, dabei im aktuellen "Stern" einen sehr interessanten Artikel zu Endometriose lesen. Vieles deckt sich mit meinem Erleben, und ich werde darin bestärkt, dass eine Total-OP keine Lösung ist. Auf die Uhr gucken und feststellen, dass Schwiegermutter überfällig ist. Wir machen uns Sorgen, denn auch telefonisch ist sie nicht erreichbar. Der Spargel ist gar, als Schwiegermutter mit 45 Minuten Verspätung kommt. Wir sparen uns, sie darauf anzusprechen, denn erfahrungsgemäß insistiert sie, der Gatte habe ihr die falsche Uhrzeit gesagt. Schwiegermutter ist der ideale Gast für Schmorgerichte. Der Spargel ist nach 90 Minuten im Ofen völlig zerkocht, und dass ich nach 30 Minuten, als feststand, dass Schwiegermutter zu spät kommen wird, die Hitze auf 80 Grad reduzierte, half nur wenig. 

Vorm Aperitif inspiziert Schwiegermutter den Garten. Zum Glück ist gerade keine Heckenschere in Reichweite. Ansonsten ist der Abend aber erträglicher als befürchtet. Wir freuen uns, dass der Gatte in unserer Mitte ist, denn vor einem Jahr war damit ja nicht unbedingt zu rechnen. Schwiegermutter brachte mir einen großen Strauß Pfingstrosen mit, worüber ich mich sehr freute. Es sind meine Lieblingsblumen um diese Jahreszeit, meine Geburtstagsblumen. 

Der Gatte berichtet stolz, dass er seit ein paar Tagen akribisch seine Kohlenhydrate erfasst, um seinen zu oft entgleisenden Diabetes in den Griff zu bekommen, und dass er schon erste Erfolge sieht. Schwiegermutter lobt ihren Sohn. Wir haben uns schon lange gefragt, wieso "Wegspritzen" die einzige Lösung des Diabetologen ist, und als sich beim letzten Besuch bei der Hausärztin zufällig herausstellte, dass der Gatte in den ganzen Schulungen und Ernährungsberatungen nie die Grundlagen wie Lebensmittelpyramide nach DGE oder die Menge der Kohlenhydrate, die er zu sich nehmen darf, lernte, setzte bei ihm endlich ein Umdenken ein, begriff er, dass er auch selbst etwas machen kann und muss. Ein Wechsel des Diabetologen steht auch an. 

Der Gatte erzählt auch ganz stolz davon, dass wir seit einiger Zeit Too good to go und den Fairteiler nutzen und wie toll er das findet. Das freut mich, denn ich hatte bislang den Eindruck, dass ihn beides eher nervt, er nur mir zuliebe mitmacht. Erstaunlicherweise ist Schwiegermutter nicht entsetzt, sondern hat sogar schon mal vom Fairteiler gehört.

Beim Abendessen freut sich Schwiegermutter über den Wein, den wir in Weißenhaus tranken und den ich bei der Weinhandlung bei Mudderns besorgte. Sie isst sogar Kartoffel und Dessert, ohne darüber zu lamentieren, wie ungesund beides ist. Ich bin froh, dass das Dessert klappte, denn gekühlt war die Rote Grütze so fest, dass ich befürchtete, wir bräuchten Meißel. Aber nach ein, zwei Stunden außerhalb des Kühlschranks war sie perfekt. 

Schwiegermutter verabschieden und klar Schiff machen, denn auf's Sofa fallen. Da wir aufräumten, ist auch mein Strickzeug versortiert, und irgendwie habe ich keine Lust, wieder alles zusammenzusuchen. Also fernsehen und ein bisschen in Zeitschriften blättern. Der Gatte guckt irgendeinen Spielfilm, hat aber keine Lust, das auf dem Sofa zu tun. Obwohl mir langweilig ist, zu spät ins Bett. Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 5. Juni 2020 war der Gatte noch gesund, kämpfte ich im Heimbüro mit den Tücken der Ad hoc-Digitalisierung und später mit den neuen coronabedingten Verhaltensweisen. Am 5. Juni 2021 kämpft sich der Gatte ganz langsam wieder ins Leben zurück, freuten wir uns, dass er mit Mühe die knapp 500 m von seinem Krankenhauszimmer zum Ententeich und zurück schaffte.

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Sonntag, 5. Juni 2022

Samstagsplausch KW 22/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXVI

"Heute Morgen konnte ich noch Auto fahren. Heute Abend kann ich gar nichts mehr!", verzweifelte der Gatte zu Wochenbeginn, und das brach mir das Herz. 

Diese Feststellung zeigt, wie der Zustand des Gatten von einem Moment auf den anderen kippen kann. Plötzlich geht dann gar nichts mehr, kippt der Gatte um und kommt buchstäblich nicht mehr auf die Beine. Polyneuropathien sind großes Kino, vor allem, wenn noch andere Erkrankungen dazu kommen. Eine Verbesserung oder gar ein Gesundwerden sind illusorisch. Einzig Symptome können gelindert werden - manchmal. 

Für den Rest der Woche stabilisierte sich der Zustand des Gatten etwas, und gestern bei der Herzsportgruppe konnte er sogar mit den anderen Fußball spielen, ohne umzukippen. Noch nachmittags redete er davon, wieviel Spaß ihm das machte! Seit Wochen redet der Gatte zudem davon, nicht nur meins, sondern beide Fahrräder wieder flott zu machen, weil er gerne wieder Radfahren möchte. Da er mit Gleichgewichtsstörungen kämpft, werden wohl zumindest für die Anfangszeit Stützräder fällig, auch, wenn der Gatte die lächerlich findet. Nur: Ohne stürzt er, denn er kann sich nicht abfangen. Ein eBike wäre sinnvoll, aber das möchte er nicht. Stattdessen überlegt er, in die "Indoor-Cycling"-Seniorensportgruppe unseres Vereins zu gehen, um etwas sicherer zu werden, bevor es auf die Straße geht. Mal sehen. 

Hier gilt seit mittlerweile 116 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam.

Diese Woche war die Kollegin, die vier Wochen wegen Corona ausfiel, wieder im Büro. Sie ist froh, dass sie wieder fit ist, und überraschte uns alle mit einer Runde Franzbrötchen. Die beiden Kinder des Kollegen sind auch wieder fit, und die Eltern schafften es tatsächlich, sich nicht anzustecken. 

Im Büro war's anstrengender als gedacht, vor allem Freitag, denn unser Ukraine-Projekt nimmt Fahrt auf, und bei einem erst Donnerstag von der Stadt beschlossenen Projekt spielt mein Mammutprojekt eine tragende Rolle. Da ich kommende Woche Urlaub habe, musste ich Freitag meine Vertretung briefen, damit sie weiß, was auf sie zukommt. Sie war trotz freien Tags zufällig online und rief an, als sie die ersten Mails, in denen sie cc gesetzt war, sah. Es tut mir leid, dass sie keinen ruhigen Vertretungsdienst haben wird, aber ich brauche ein paar Tage zu Hause, so dass ich nicht meinen Urlaub absagen möchte. Und ich weiß, sie wird von Chefs und Kolleginnen unterstützt. Für mich ist es ungewohnt zu sagen, dass das Büro ohne mich zurecht kommen muss. 

Diese Woche durfte ich mit einer Kollegin durch die Stadt laufen - das sind die Momente, in denen ich meinen Job noch mehr mag als sonst. Die Kollegin hat für den Sommer wieder eine Themen-Rallye entwickeln lassen, und die musste nun auf Plausibilität geprüft werden. Das machte viel Spaß! Ich hatte erst Angst, dass ich zu viel meckere, weil die Konzeption von Stadtrundgängen früher mein Job war, aber die Kollegin konnte gut damit umgehen, und die, die Rallyes konzipierten, meinten, ich solle zukünftig immer die Überprüfung mitmachen. Och nö, ich bin ganz froh, dass das nicht mehr mein täglich Brot ist. Es tat aber gut zu merken, dass ich es noch kann.  

"Sachma, täuscht das oder wirst du immer weniger?" frug Chef I diese Woche. Momentan täuscht das, denn nach 30 Kilo Abnahme halte ich mein Gewicht, aber da ich mich diese Woche mal wieder im Fernsehen und in einigen Insta-Stories sah, registrierte auch ich, wie viel ich abnahm. Es dürfte gerne mehr werden, aber momentan ist nicht die Zeit dafür. 

Dass ich nicht nur letzten Freitag auf dem Swutsch war, sondern auch noch zwei lange Tage im echten Büro, bekam dem Gatten gar nicht. Für den Rest der Woche organisierte ich mich so, dass ich viel Zeit für ihn hatte, und die gemeinsame Zeit war sehr schön. Wir konnten ohne die Brüll- und Bolz-Blagen auf der Terrasse sitzen und bummelten durchs große Einkaufszentrum. Wir ließen die vergangenen zwei Jahre Revue passieren und überlegten, wie schön es gewesen wäre, an diesem langen Wochenende in London zu sein. 

Nach meinem Urlaub müssen wir mal gucken, wie wir uns so organisieren, dass der Gatte besser damit zurecht kommt, dass ich zwei, drei Tage jeweils zehn bis zwölf Stunden weg bin, denn dass ich nur noch zu Hause bin, ist keine Lösung, wollen wir beide nicht, so gut wir es auch miteinander aushalten. Zu den schönen Momenten diese Woche gehörte auch, dass der Gatte mal vor mir wach war, Kaffee kochte und mir welchen ans Bett brachte. Früher war das an Wochenenden die Regel, aber seit der Erkrankung kommt das nur noch sehr selten vor. 

Tante rief letzten Sonntag an, um sich für die Fotos aus dem Kurzurlaub mit Schwiegermutter zu bedanken, und wir sprachen lange miteinander. Es ist immer wieder schön, mit ihr zu reden. Es wäre schön, sie in der Nähe zu haben.

Mudderns geht's gut, aber sie neigt wieder dazu, mir ihre Entscheidungen und Handlungen aufzuhalsen, wird unselbständiger. Paradoxerweise wird das schlimmer, seitdem ihre Gesellschafterin zwei Mal in der Woche kommt. Das muss sich ändern. Es war okay für mich, dafür zu sorgen, dass sie Hilfsmittel und Nachzahlungen der Krankenkasse bekommt, weil das ziemlich komplex war, aber sie ist durchaus noch in der Lage, ihre Alltagsgeschäfte zu erledigen. Natürlich ist es bequemer, wenn ich das mache, aber das Leben ist kein Ponyhof. 

Mittwoch wartete der Gatte gespannt auf meine Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket, aber hier war der Auftakt unspektakulär. Morgens war der Bus sogar leerer als sonst, fehlten die Kinderwagen, Hackenporsche und Gehwagen, die sonst am Markttag für einen vollen Bus sorgen. Ich bin jetzt tatsächlich öfter als früher mit dem ÖPNV unterwegs, aber das liegt nicht am 9-Euro-Ticket, sondern daran, dass ich seit März 2020 zum ersten Mal wieder eine Monatskarte habe. Da ich maximal drei Tage im echten Büro bin, sind zwölf Tageskarten nämlich preiswerter. 

Der Tankrabatt, auf den der Gatte hoffte, weil er aufgrund seiner Behinderung oft aufs Auto angewiesen ist, entpuppte sich als schlechter Witz. Den Rabatt müssen die Mineralölkonzerne ja noch nicht mal an die Verbraucher weitergeben! In manchen Interviews war zu merken, dass die Konzernsprecher sich kaum das Lachen verkneifen konnten. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Donnerstag, 2. Juni 2022

Ausgelesen: Bücher im Mai 2022

"Miss Merkel" kehrt in die 
Bücherhalle zurück.
Von den beiden Miss-Merkel-Krimis von David Safier* war ich angenehm überrascht und verschlang "Mord in der Uckermark*" sowie "Mord auf dem Friedhof*". Ich würde glatt noch einen dritten Teil lesen. Schade nur, dass mal wieder schlampig lektoriert wurde, aber da gibt es ja kaum ein Buch mehr, bei dem das nicht der Fall ist. 

Schmunzeln musste ich über Schwiegermutter, die, als sie sah, was ich lese, sagte, die Bücher wollte sie sich auch schon kaufen. Schwiegermutter liest keine Krimis. Das ist primitive Massenunterhaltung ohne Niveau. Nur dachte Schwiegermutter, die beiden Bücher wären seriöse Merkle-Biographien. Wie sie angesichts der Cover darauf kam, ist mir ein Rätsel. Mudderns, die wie ich primitive Massenunterhaltung ohne Niveau schätzt, bekommt beide Bände zum Geburtstag. 

Wie Mudderns im April versprochen, bekam sie den dritten Band aus der Frau-Helbing-Reihe von Eberhard Michaely* zum Muttertag. "Frau Helbing und die schwarze Witwe*" gefiel uns beiden gut. Mudderns fragte sofort nach dem Auslesen des dritten Bandes, wann sie den nächsten bekommt, und so freuen wir uns gemeinsam auf den für Oktober angekündigten vierten Band "Frau Helbing und das Vermächtnis des Malers*". 

"Totenreich*" von Michael Jensen* lag schon länger hier, aber irgendwie tat ich mich mit dem dritten Band der Reihe um den Polizisten Jens Druwe schwer. Ich kam einfach nicht ins Buch, und auch jetzt kämpfte ich mich durch, obwohl ich die ersten beiden Bände sehr schnell las und den dritten kaum erwarten konnte. Die dreibändige Reihe baut aufeinander auf, und die Bücher sollten unbedingt nacheinander gelesen werden. 

Diesmal ist es keine typische Krimihandlung. "Totenreich" ist eher ein zeitgeschichtlicher Roman. Druwe sitzt weiterhin im Gefängnis, ist als Kriegsverbrecher angeklagt und wird schließlich verurteilt. Eine neue Chance eröffnet sich ihm durch den britischen Geheimdienst: Er soll verdeckt im Zuchthaus arbeiten, um untergetauchte Nazis aufzuspüren. Es geht vor allem darum, einen Mann zu finden, der für Tausende von Tötungen im Osten verantwortlich ist. Gleichzeitig wenden sich die West-Alliierten mit beginnendem Krieg den alten Nazis zu und binden sie gesellschaftlich und politisch ein, so dass Druwe oft auf verlorenem Posten gegen Windmühlen kämpft. 

Nun brauchte ich etwas Entspannung und las "Mord im Nord-Ostsee-Express*", den aktuellen zehnten Band der Küsten-Krimi-Reihe um Thies Detlefsen und Nicole Stappenbek, geschrieben von Krischan Koch*. Das war wieder solide Kost ohne Überraschungen bis auf den Umstand, dass Koch eine Agatha-Christie-Parodie verfasste inkl. einem verkannten Hercule Poirot. Kann man mögen. Zur Handlung: Aus der geplanten Osterreise ins frühlingshafte Paris wird für Polizeihauptmeister Thies Detlefsen, Gattin Heike und die Fahrgäste der Nord-Ostsee-Bahn ein mörderischer Albtraum: Ihr Zug bleibt auf einsamer Strecke in der plötzlich einsetzenden Schneekatastrophe stecken und auf der Zugtoilette wird die verhasste Lateinlehrerin Agathe Christiansen ermordet aufgefunden. Im eingeschneiten Fredenbüll haben die Belegschaft der Hidde Kist und die hochschwangere Kommissarin Stappenbek ganz andere Probleme: Ein junger Polizist verschwindet spurlos und ein Auftragskiller sucht sein Opfer ausgerechnet in Fredenbüll. "Quelle aventure, welch Abenteuer!", jubelt auch VHS-Französischlehrer Picon und stürzt sich mit Thies in die Ermittlungen ...

Lesen beim Warten auf den Gatten.
Beim Abgleich der Werkliste stellte ich fest, dass ich "Venedig sehen und stehlen*" verpasste. Joa, kann man lesen. An die Detlefsen-Stappenbeck-Reihe kommt es aber nicht ran. Das Buch ist die Fortsetzung von "Flucht über's Watt*" und spielt in Venedig: Die Biennale und der nicht enden wollende Touristenstrom prägen das Stadtbild. Auch Harry Oldenburg stürzt sich ins venezianische Getümmel. Zusammen mit seiner amerikanischen Freundin Zoe will er das Guggenheim Museum um zwei wertvolle Exponate erleichtern und sie in seinen eigenen Kunsthandel in New York überführen. Doch in der flirrenden Hitze der Lagune geht so einiges schief: Harry findet sich erst in den Fängen, dann im Bett der verführerischen Künstlerin Franca wieder – und entdeckt zu seinem Entsetzen auch noch einen Toten in ihrem Atelier.

Schließlich arbeitete ich mich durch Band zwei bis fünf der Mallorca-Krimis mit dem kochenden Polizisten Carlos Nuñoz von Carsten Philipp*. Was beim ersten Band noch erträglich war - wenig ausdrucksstarke, eintönige Sprache, ausführliche Beschreibungen von Straßenrouten, Landschaften und Städten - wurde von Band zu Band unerträglicher. Dem Autor täten ein Lektor und ein Schreibseminar gut. Mal schauen, ob ich den Ende des Monats erscheinenden sechsten Band* lesen werde - immerhin bekam ich Kochideen und Tourenvorschläge für den geplanten Mallorca-Urlaub. 

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