Nach der
Erkundung der Baustelle am Kapstadtweg 1 gingen wir Richtung Überseering. Dem ersten kräftigen Regenschauer des Tages entgingen wir durch eine Pause in der Bar des Leonardo-Hotels - wir hatten ein gutes Timing am
Tag der offenen Tür in der City Nord.
Das Gebäude der Deutschen Erdöl Aktiengesellschaft (DEA) ist durch die insgesamt 1.900 orangefarbenen
Aluminiumsonnensegel gut zu erkennen. Der Zugang erfolgt über eine Rampe, wenn man von der Autoebene, sprich Straße, kommt - einmal mehr hätten wir uns eine Beschilderung gewünscht, denn erst standen wir etwas ratlos auf der Straße.
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Fassade der DEA Hauptverwaltung. |
Im Foyer passierten wir die Sicherheitsschleuse. Die Zeit bis zur Führung überbrückten wir mit Kunstgucken. Es hätte auch Kaffee und Kuchen gegeben - alle Teilnehmer des Tags der offenen Tür zeigten sich sehr gastfreundlich.
Die vier Flügel des Gebäudes gruppieren sich um einen Mittelteil. Die Architekten Jost Schramm und Jürgen Elingius, die das zwischen 1974 und 1977 erbaute Gebäude entwarfen, gingen davon aus, dass die dort ursprünglich 1000 Mitarbeiter (heute sind es noch etwa 600) es immer eilig haben. Sie erschlossen alle sechs Stockwerke mittels Fahrtreppen und Aufzügen.
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Fossilien im Foyer. |
Die Fahrtreppen erwiesen sich als ausgesprochen laut und werden inzwischen nur noch mittags angestellt - die Pförtner und Sicherheitsleute sitzen direkt an der Rolltreppe, und der Lärm war auf Dauer belastend, wie wir von einer Mitarbeiterin erfuhren.
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Plastiken der Ausstellung "Meine persönliche Archäologie" von Horst Stockdreher, die noch bis Ende August im DEA-Foyer zu sehen ist. |
Ich war auf das Gebäude vor allem wegen des mit Fossilien aus Posidonienschiefer verkleideten Mittelteils gespannt, war dann aber ebenso schnell von der Kantine fasziniert. Leider durfte außerhalb des Foyers nicht fotografiert werden, so dass ich keine Fotos habe, aber wenn Du an dem Gebäude vorbei gehst, kannst Du mit etwas Glück einen Blick durch die Fenster erhaschen.
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Ichthyosaurus in Posidonienschiefer, gefunden im Ort Holzmaden. |
Spontan fiel mir die alte Spiegel-Kantine ein: Die Farbgebung der DEA-Kantine ist ähnlich. Einzig die ursprüngliche Pop-Art-Auslegeware wurde gewechselt. Sie war zerschlissen und "wenn man länger darauf guckte, wurden einem blümerant", wie der ehemalige Haustechniker, der uns führte, schmunzelnd berichtete.
Original sind die Lampen aus vielen weißen Spitztüten - noch, denn langsam gehen die Ersatzteile aus, wurde uns gesagt. Die Putzkolonne dürfte über einen Lampenwechsel froh sein, denn pflegeleicht sehen die Dinger nun wirklich nicht aus.
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in Posidonienschiefer, gefunden im Ort Holzmaden. |
Original sind auch die Spaliere, die einzelne Sitzgruppen voneinander trennen. Etwas befremdlich waren die künstlichen Weinranken, die an den Spalieren ranken. Leider erfuhren wir nicht, wer die Kantine entwarf, und ich konnte es auch nicht herausfinden.
Sehenswert ist ein plastisches Mosaik, das mit einfachen Mitteln die Geschichte der DEA und des von ihr produzierten Erdöls erzählt. Der Künstler und das Entstehungsjahr sind unbekannt, aber es soll schon den ersten Firmensitz geschmückt haben und wurde bei Umzug in die City Nord sorgfältig in den Neubau integriert.
Im Foyer ist unter anderem ein Modell der
Bohrplattform Mittelplate mit Bohrkopf zu sehen - ich hatte mir so einen Bohrkopf immer viel größer vorgestellt.
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Bohrkopf von Mittelplate. |
Die Fossilien, derentwegen wir gekommen waren, sind auch sehr beeindruckend - zumindest, so lange Du nicht jemanden wie den Gatten an Deiner Seite hast. Einen Teil seines Berufslebens verbrachte er mit der Präparation von Fossilien. Meine Begeisterung für die knapp 150 cm hohe und ein paar Millionen Jahre alte Lilie im sechsten Stock, die in allen fragilen Einzelheiten zu sehen war, dämpfte er mit den Worten: "Die Blumen kommen nie in einem Stück raus. Das ist alles gestückelt!" Das hätte ich jetzt nicht wissen wollen müssen.
Ebenfalls sehenswert ist der 1997 nachträglich aufgesetzte Vorstandskonferenzraum, der über eine Rotunde mit Freitreppe über zwei Stockwerke zugänglich ist. In der Rotunde ist eine entzückende Statue der
Heiligen Barbara zu sehen, der Schutzpatronin der Bergleute.
Beeindruckend ist der sich ebenfalls über zwei Stockwerke erstreckende Brunnen aus Stahlseilen, der, so schlicht er auch aussieht, technisch ausgesprochen anspruchsvoll ist: Das Wasser muss demineralisiert sein, um Kalkbildung zu verhindern, die Seile werden mit Solarlicht angestrahlt, um Algenbildung zu verhindern, ausgeklügelte Mechanismen sorgen für eine gleichmäßige Seilspannung.
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Der Himmel über der City Nord mit landendem Flieger. Blick aus dem Vorstandskonferenzraum. |
Uns hat die Führung durch die DEA Hauptverwaltung gut gefallen. Beim nächsten Tag der offenen Tür in der City Nord sind wir sicher wieder dabei. Falls Du die City Nord erkunden möchtest, kannst Du
hier einen Plan mit Erklärungen herunterladen oder
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