Mittwoch, 31. Januar 2024

#pmdd2024: Der 28. Januar 2024

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2024 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Die dürfen im Gegensatz zu mir liegen bleiben.

Ich bin seit elf Tagen in einer psychosomatischen Reha-Klinik mitten im schleswig-holsteinischen Nirgendwo. Die Tage beginnen früh, auch die Sonntage. Der Wecker klingelt um Viertel nach sechs, und um acht Uhr beginnt das Therapie-Programm, das bis 12 Uhr geht. Yippieh. Oder so.

Jeden Tag laufe ich mehrfach durch viele lange Gänge.

Noch ein langer Gang, aber ein etwas freundlicher.

In diesem Bild sehe ich einen Hasen und muss automatisch an den Gatten denken.

Keine gute Idee, denn sonst komme ich nicht in den Speisesaal.

Da ich versuche, die fürchterliche Margarine, die es in der Klinik gibt, zu vermeiden, besteht mein Frühstück in aller Regel aus Magerquark und wenig schmackhaftem Obstsalat (gelegentlich ist er auch noch gefroren). Das Essen ist gut, ich bin nur mäkelig. Ich habe Glück, bleibe alleine am Tisch und kann in Ruhe lesen*.

Nach dem Frühstück geht's zum Schwimmen und anschließend zum Bogenschießen. Ich merkte allerdings in den letzten Tag, dass Bogenschießen nicht mehr mein Sport ist. Ich brauche etwas, wobei ich mich auspowern kann.

Als ich vom Frühstück zurück komme, geht langsam die Sonne auf.

Ab zum Schwimmen.

Aber vorher geht's noch auf die Waage.

Als ich vom Schwimmen zurück bin, scheint die Sonne.

Das Rudel genießt den Sonnenschein.

Die letzten Tagen waren überwiegend grau und verregnet, so dass mir nach einem floralen Farbtupfer war.

Robin Hood, sozusagen.

Meinen Platz in der Bogensportgruppe bekommt jetzt jemand anderes.

Ich nutze die unerwartete Pause, um die Medis für die Woche vorzubereiten.

In die Sonne blinzeln.

Mittagessen, ohne Buch, da in netter Gesellschaft. Es gibt gebackenen Camembert mit Preiselbeeren, Rosmarinkartoffeln und grünen Bohnen sowie einen Berliner als Dessert. 

Nachmittags will ich eigentlichen einen geführten Waldspaziergang zum Thema Märchen machen, aber die Führungskraft kommt nicht. Also gehe ich alleine los und hoffe, dass ich in dem riesigen Areal den Weg zurück zur Klinik finde ... Am nächsten Tag besorge ich mir eine Wanderkarte. Ich hatte auf Google Maps gesetzt, aber vergessen, dass ich in Deutschland bin, wo es im Wald kein Internetz gibt - anders als beispielsweise in Dänemark.

Wald und Bäume.

Wald im Wasser.

Zwei Mal am Tag wird Wasser gezapft.

Der Tag neigt sich langsam.

Seelenfutter.

Abendessen mit Buch*. Da ich auf die schreckliche Margarine verzichten möchte, gibt's abends meistens Vollkornbrot mit Hummus und Salat. Heute gibt's außerdem Thunfischsalat. Hummus macht die Klinik-Küche selbst (wie vieles andere), und der ist ausgesprochen lecker.

Den Abend verbringe ich auf meinem Zimmer. Ich könnte den Kontakt zu anderen Patienten suchen, unternehme auch schon mal was mit einer anderen Patientin, die ich am ersten Wochenende beim Waldbaden kennenlernte, aber meistens bin ich tatsächlich froh, für mich zu sein, ohne, dass jemand etwas von mir möchte. Ich gehe außerdem gerne früh schlafen.

Nie wieder, auch wenn die AfD andere Pläne hat.

Gewinnt Pest oder Cholera? Zumindest schafft es die AfD nicht, einen zweiten Landrat in Thüringen zu stellen.

Ein ruhiger Tag.

Füße hoch und stricken. Ich stricke gerade Bananensocken für die "Mutmachsocken".

Das tägliche Gnarf. Schlimm ist es nicht, wenn ich mehr als 2.000 Kalorien esse, denn ich darf 2.600 Kalorien essen, ohne zuzunehmen, aber so nehme ich halt nicht ab, sondern halte nur mein Gewicht.

Ich mag den nächtlichen Ausblick.

Voll der Mond gerade.

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Einen Tag vorm 28. Januar 2020 war der erste deutsche Corona-Fall bekannt geworden, dachte ich noch, mein Mammutprojekt könne wie geplant analog umgesetzt werden, war der Gatte noch gesund. Die beiden Pullis, an denen ich damals strickte, sind mir beide viel zu weit und müssen neu gestrickt werden - ich habe durch Hormonersatztherapie zwischenzeitlich 35 Kilo abgenommen. Am 28. Januar 2021 versuchte ich, einen Impftermin für Schwiegermutter zu bekommen, hofften wir noch, dass der Gatte wieder gesund wird. Am 28. Januar 2022 waren wir mit der Schlafzimmerrenovierung beschäftigt, nicht ahnend, dass wir sechs Monate später ein ganzes Haus renovieren würden. Am 28. Januar 2023 hatte der Gatte gerade einen Schlaganfall überstanden, waren wir noch immer damit beschäftigt, das Haus zu renovieren. 

Vor dem Einschlafen liest* das Rudel noch etwas.

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Samstag, 27. Januar 2024

Samstagsplausch KW 04/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCII

Aktuell bin ich in einer Reha-Klinik mitten im schleswig-holsteinischen Nirgendwo, um, wie eine der netten Reinigungskräfte meinte, mich zu erholen. Sie war erstaunt, wie sauber und aufgeräumt mein Zimmer war, selbst, nachdem ich einige Male auf die tägliche Reinigung verzichtete. Dabei bin ich im Alltag weder sauber noch ordentlich, aber nach dem Chaos der letzten Jahre bin ich froh, wenn mal alles an seinem Platz ist, und den Reinigungskräften möchte ich es so einfach wie möglich machen. 

Sonnabend geriet ich mit einer der Physiotherapeutinnen aneinander, weil ich Maske trage. Sie wollte sich deswegen nicht mir mir in einem Raum aufhalten, weil ich ja Corona haben muss, wenn ich Maske trage. Ja, nee, is klaa. Ich denke hier selten an die Maske, versuche aber, sie immer dann zu tragen, wenn's eng wird. Außerdem habe ich meinen Luftfilter dabei. Besser is das, so, wie hier geröchelt, gehustet und geschnupft wird, sowohl unter Rehabilitanden als auch unter dem Personal. Es gibt auch Quarantänezimmer. Wie gut, dass Corona vorbei ist.

Sonnabend war ich waldbaden. Ich dachte, wir gehen ein paar Schritte in den Wald, der die Klinik umgibt, und umarmen einen Baum, aber es war wesentlich komplexer. Wir waren zwei Stunden unterwegs - ein Teil der Gruppe auch länger, meditierten, erfuhren viel über den Wald (ich kenne jetzt einen Zunderpilz nicht nur aus der Literatur), warfen symbolisch seelischen Ballast ab, sahen ein Elfenauge - kurz: Es war eine Mischung aus Botanik und Esoterik.

Sonntag hatte ich Glück und bekam einen Platz in der Bogensportgruppe - für alle Aktivitäten, die nicht im persönlichen Therapieplan stehen, muss man sich in Listen eintragen, und die sind schnell voll. Vor 25 Jahren baute ich mir die Replik eines mittelalterlichen Langbogens, aber es klappte nicht, damit auch das Schießen zu lernen. In der alt-neuen Heimat gibt es zwei Bogensportvereine, und ich hoffe, ich kann dort auch Unterricht nehmen. Meinen Langbogen werde ich auch dort nicht schießen können, aber vielleicht kann ich eine gebrauchte Ausrüstung kaufen. Durch die Bogensportgruppe lernte ich eine nette Mit-Patientin kennen - ich sprang ihr zur Seite, als ein "Selbstdenker" sie als Linke anging, weil ihr Besuch ein "FCK AFD"-Shirt trug - und stehe nun auf ihrer Liste für die Bogensportgruppe, muss mich nicht mehr selbst um meinen Platz kümmern, solange sie hier Patientin ist. 

Sonntag war ich auch schwimmen. Allerdings ist das kleine Becken so voll, dass es eher Wassertreten ist ... Als ich mich zum Schwimmen umzog, merkte ich, dass ich zum Wechseln nur einen halben Tankini mitnahm und den Badeanzug für die Aquafitness vergaß. Also nochmal Kladage bestellen ... Die zweite Schwimmzeit ist mittwochs abends, und da wird es ab viertel vor acht leer, konnte ich mich ausschwimmen. Alternativ zum Schwimmen könnte ich mittwochs ein Kuscheltier basteln, aber der Kurs dauert mindestens drei Stunden. So lange kann ich mich noch nicht konzentrieren. Er ist auch erst nach 22 Uhr zu Ende - da liege ich schon eine Stunde im Bett. Ich werde trotzdem mal vorbeischauen, denn einen Reha-Hasen würde ich schon gerne als Souvenir mitnehmen.

Hier gilt seit mittlerweile 202 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Der Wald und die Bäume ...

Donnerstag war Tu BiSchwat, das Neujahr der Bäume. In Israel wurden Bäume gepflanzt im Andenken an die Ermordeten des Simchat-Tora-Massakers. "They tried to bury us, but they didn't know we were seeds." war einer der Slogans, der zu lesen war, ein Vers des griechischen Dichters Dinos Christianopoulos. Meine Gedanken sind weiterhin jeden Tag in der Herzensheimat, und Bring them home now gilt weiterhin, auch, wenn es gerade keine Hoffnung gibt, das weitere Geiseln freikommen könnten. 

Ich bin sehr froh, dass ich schon anderthalb Wochen in der Reha sein kann, denn das heißt, dass es dem Gatten einigermaßen gut geht (von der Vermissung mal abgesehen). Er schafft seinen Alltag alleine, und das ist keine Selbstverständlichkeit. Er hat sogar wieder angefangen, für sich zu kochen! Lediglich freitags, wenn die Putzfrau kommt, wecke ich ihn, damit er nicht verschläft. Er denkt an seine Tabletten und war auch wieder bei der Ernährungsberatung, bekam einen neuen Spritzplan, um die nächtlichen Unterzuckerungen weiter zu minimieren. Dass sein neuer Hausarzt einige Medikamente absetzte, wirkte sich auch positiv aus. So scheint sich der Verdacht auf diabetische Gastroparese nicht zu bestätigen. 

Bei mir gleiten die Reha-Tage so dahin, sind meistens sehr voll mit Sport (Schwimmen, Nordic Walking, Ergometer, Krafttraining, Gymnastik, Wassergymnastik), Einzel- und Gruppentherapien, Ergotherapie, Entspannungsübungen, Ultraschall, Elektrotherapie ... Es gibt Momente, in denen bin ich schmerzfrei, und einmal schlief ich tatsächlich fünf Stunden am Stück. Ich genieße die Ruhe und dass ich nicht auf Abruf bin, den Panik-Modus verlassen kann, bin viel in meinem Zimmer, lese und stricke. Ich probiere gerade Bananensocken aus. Ich würde gerne mehr Krafttraining machen, aber die Geräte sind hier so komisch, dass ich mit ihnen nicht zurecht komme, trotz Einweisung. Ich mache seit 40 Jahren Krafttraining, aber diese Geräte überfordern mich total. Ich bin froh, wenn die wöchentliche Stunde vorbei ist. Wüsste ich nicht, dass es auch anders geht, wäre ich abgeschreckt, so, wie manche, die ärztlich empfohlen nach der Reha mit Krafttraining weitermachen sollen. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! In der Kombüse ist gerade Blog-Pause.

Samstag, 20. Januar 2024

Samstagsplausch KW 03/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCI

Sonnabend fuhren wir zusammen in die Wohnung, um damit anzufangen, Kabelage und Einbauten zu entfernen und zu putzen. Es ist noch so viel zu tun, aber wir schafften kaum zwei Stunden. Dann war der Gatte durch. Ich hatte dennoch das Gefühl, dass wir vorwärts kamen, denn zumindest im Arbeitszimmer sind Kabel und Kabelkanäle entfernt. In der Küche stellte sich heraus, dass die Möbelpacker beim Ausbau der Spülmaschine den Wasserablauf nicht wieder anschlossen, so dass alles aus dem Spülbecken auf den Küchenboden lief. Großartig. Zum Glück ist die Küche gefliest, und ich musste ja eh durchwischen. 

Sonntag war der 100. Tag des Hamas-Überfalls auf Israel. Seit 100 Tagen sind 136 Männer, Frauen und Kinder, darunter Daniel Peretz, Idan Shtivi, Hanan Yablonca, Almog Sarusi, Alex Danzig, Romi Gonen, Ofer Calderon, Yoram Metzger, Segev Kalfon, Sasha Alexander Trupanov, Lior Rudaeff, Eitan Horan, Yair Horan, Amiram Cooper, Itay Svirski, Doron Steinbrecher, Shlomo Mansour, Gadi Moshe Mozes, Avraham Munder, Shiri Bibas, Kfir Bibas, Ariel Bibas, ️Yarden Bibas, David Conio, Noa Argmani, Fernando Merman, Luis Norberto Har,  Alkana Bohbot, Eli Sharabi, Tzahi Idan, Carmel Gat, Almog Meir Jan, Omer Shem Tov, Omri Miran,  Avitar David, Ohad Yahalomi, Elia Cohen, Nadav Popelwell, Shlomi Ziv, Itzik Elgret, Bipin Joshi, Orion Hernandez Radoux, Eden Yerushalmi, Haim Perry, Yair Yaakov, Yosef Elzianda, Yagev Buchtev, Omer Venkert, Yoseph Haim Ohana, Gali Berman, Ziv Berman, Eitan Moore, Ariel Konio, Uriel Baruch, Nimrod Cohen, Itzik Garlanter, Rom Breselvsky, Omer Nautra, Alex Lubnov, Matan Engrest, Keith Samuel Sigal, Ran Goely, Uri Danino, Eitai Chen, Liri Elbeg, Karina Arive, Naama Levy, Daniela Gilboa, Tamir Nimrodi, Idan Alexander, Maxim Harkin, Agam Berger, Ron Benjamin, Emily Tehila Damari, Stian Svanakam, Guy Gilboa Dalal, Watchera Srion, Netafong Pineta, Mohamed Al-Atrash, Hisham A-Sayed, Avera Mengistu, Avinan Or, Hersch Goldberg Polin, Alon Ahl, Matan Zengauker, Yossi Sharabi Geiseln der Hamas. Die Mädchen und Frauen werden nach Vergewaltigungen schwanger sein, und die israelischen Krankenhäuser bereiten sich darauf vor, nach ihrer Rückkehr Aborte durchzuführen, sie psychologisch zu begleiten. Nach wie vor ist der Zustand der Geiseln unklar. Bring them home now gilt weiterhin.

Ich schaffte es, den Vorratskeller provisorisch einzurichten, so dass ich wieder in die Waschküche kam und Wäsche abnehmen bzw. waschen und aufhängen konnte. Außerdem versuchte ich, zur Ruhe zu kommen und sah ich die Proklamation des dänischen Königs. Ich wäre gerne in Dänemark gewesen. 

Montag und Dienstag versuchte ich, so viel wie möglich vor der Reha zu regeln, war aber nicht sonderlich erfolgreich (und dem Drängen des Vermieters nach einer sofortigen Wohnungsübergabe gab ich weiterhin nicht nach, ignorierte seine Anrufe). Immerhin konnte ich für den Gatten Essen auf Vorrat kochen - prinzipiell kann er es selbst, aber durch seine Erkrankung hängt halt vieles von seiner Tagesform ab. Er soll nicht bis zu fünf Wochen von Fertigfutter leben müssen. Erfreulicherweise ließ sich auch der Transportschaden der Spülmaschine reparieren. Sie lief auch prompt zwei Mal am Dienstag, weil ich so viel kochte. Außerdem musste ich trotz Urlaubs arbeiten. Meine Vertretung war unsicher, zumal wir keine persönliche Übergabe machen konnten, weil sie krank war, und so telefonierten wir an beiden Tagen lange, um offene Fragen zu klären. 

Ganz schön viel Gegend: Der Ausblick aus meinem Fenster. Die Klinik liegt mitten in der Natur.

Mittwoch fuhr ich vor Tau und Tag in die Rehaklinik. Trotz der Wetterlage und zwei Pausen verlief die Fahrt so glatt, dass ich eine Stunde zu früh ankam, was nicht schlimm war. Ich wurde sofort aufgenommen und erlebte durchweg zugewandte, freundliche Menschen, die sich Zeit nahmen und vor allem zuhörten. Alle Therapien sind so perfekt auf mich abgestimmt, dass ich es kaum glauben kann, und es wird auf neu aufgetretene körperliche Beschwerden eingegangen. So bekommt mein seit einigen Wochen lädiertes Knie ebenso eine Therapie wie meine seit drei Tagen verzogenen Schultern. Außerdem wird meine CPAP-Therapie kontrolliert, nachdem ich sagte, dass ich das im letzten Jahr versäumte. Die Klinik verfügt praktischerweise über ein Schlaflabor. Ich bin sehr dankbar, dass anscheinend jemand bei der DRV sehr genau hinsah, welche Bedürfnisse ich habe. Bislang ist wirklich vieles passgenau.

Dass die Therapie anstrengend wird, war mir klar, dass ich aber neun Stunden in Folge Therapien und Anwendungen habe, war eine Überraschung. Auch am Wochenende sind Therapien und Anwendungen. So beginnt mein Tag heute um 8 Uhr mit Krafttraining. Die Wochenenden hatte ich eigentlich mit Besuchen bei Freundin und Familie bzw. in Museen verplant, aber nun ja. Als ich meine Überraschung gegenüber meiner Therapeutin äußerte, meinte sie, wenn's zu viel wird, solle ich mich melden. Wir schauen mal. 

Immerhin freue ich mich auf das ganze Programm, im Gegensatz zu manch anderen, die die Klinik als "Knast" ansehen und nur meckern. Ich halte mich momentan sehr für mich, bin froh, wenn niemand etwas von mir will, weiß aber auch, dass ich mich nicht einigeln darf. Für Aktivitäten außerhalb des Therapieplans habe ich aber noch keine Kraft. Ich könnte direkt nach dem Abendbrot ins Bett fallen. Heute Abend ist ein Konzert - mal schauen, ob ich es schaffe. Ich freute mich auf Fernsehabende mit Strickzeug, hielt bislang aber noch keinen Film durch, auch nicht "Landgericht". Letzten Freitag sahen wir den ersten Teil, gestern freute ich mich auf den zweiten, hielt tatsächlich bis zum Ende durch (im Gegensatz zum Gatten, der zu Hause guckte und sich das Ende am nächsten Tag von mir erzählen ließ). Ich hatte zudem Glück und bekam das Buch* in der Onleihe - ein paar Seite schaffe ich jeden Tag.

Wie verpeilt ich in die Reha startete, zeigte sich einen Tag nach Ankunft. Ich schrieb zwar eine Packliste, war aber nicht mehr in der Lage, sie abzuarbeiten. So blieben meine Jeans zu Hause. Immerhin hatte ich eine Hose an, als ich in der Klinik ankam - gestern wäre ich fast in Unterwäsche zum Abendessen gegangen. Vermutlich wäre das nicht weiter aufgefallen, denn es gibt hier Leute, die im Bademantel durch die Gegend laufen. Jedenfalls bestellte ich mir zwei Jeans in die Reha und hoffe, sie passen. Zwar habe ich 35 Kilo abgenommen, aber gleichzeitig änderten sich die Zuschnitte der Konfektionsgrößen, wurden sie kleiner. Ich habe sicherheitshalber die Konfektionsgröße bestellt, die ich vor der Abnahme trug und hoffe, sie ist nicht zu eng. Es ist die größte Konfektionsgröße, die mein gewohnter Versand führt. Sonst muss ich nach Neumünster, Kiel oder Lübeck. Dazu habe ich keine Lust, und ich bezweifle auch, dass ich da eine passende Größe finde. Wenn's nicht anders geht, muss ich Jogginghose tragen, solange die Jeans, die ich mit habe, in der Wäsche ist. Vielleicht kommt auch der Gatte irgendwann zu Besuch und kann mir eine Hose zum Wechseln mitbringen (mit dem Schicken will ich ihn nicht belasten).  

Donnerstag hatte Kfir Bibas Geburtstag. Die jüngste Geisel der Hamas wurde ein Jahr alt. Es ist unklar, ob das Kind, sein Bruder und die Eltern noch leben. 

Hier gilt seit mittlerweile 201 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Der Gatte hält sich bislang Gott sei Dank stabil und scheint auf sich aufzupassen. Ich weiß, dass er ein Interesse daran hat, dass ich wieder gesund werde, zur Ruhe komme. Wir telefonieren jeden Tag. Ich habe den Eindruck, dass es ihm gut tut, auf sich alleine gestellt zu sein und zu merken, was er alles schaffen kann, wenn er muss. Als ich hier den Ärzten und meiner Therapeutin meine private Situation schilderte, kam der Rat, mit dem Sozialdienst der Klinik zu sprechen, um zu gucken, welche Entlastungsmöglichkeiten es gibt. Schon alleine aufgrund der Schwere seiner Herzerkrankung müsste der Gatte einen Pflegegrad bekommen, so die hiesigen Ärzte, und dann sind da ja noch die anderen Erkrankungen. Mal schauen, was der Sozialdienst sagt (und was der Gatte). 

Schwiegermutter geht's gut. Sie ist allerdings der Meinung, sie müsse sich jetzt um den Gatten kümmern, würde am liebsten bei uns einziehen bzw. hätte es noch lieber, dass der Gatte in den nächsten Wochen zu ihr zieht. Tante geht's hoffentlich auch gut. Ich hab's endlich geschafft, die Neujahrsfotos abziehen zu lassen und bekomme sie in die Klinik geschickt. Dann kann ich sie an beide weiterschicken. 

Freitag Nachmittag hatte ich überraschend frei, weil ein Therapie-Termin ausfiel, und überlegte, spontan nach Hamburg zu fahren, um an der Demo gegen die AfD teilzunehmen. Angesichts der Menschenmassen - bummelig 100.000 Teilnehmende! - war ich froh, in der Klinik geblieben zu sein, denn die Massen hätten mich überfordert. So sehr ich mich über die vielen Menschen freue, die bundesweit auf die Straße gehen, so sehr befürchte ich, es bringt nichts, solange die Politik nicht mitzieht und juristische Schritte anstrebt. Aber klar, solange es noch möglich ist, muss man gegen Faschisten auf die Straße gehen. Ab April werde ich bei den örtlichen Omas gegen Rechts mitmachen. Jedenfalls hoffe ich, dass ich die Kraft dafür habe. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! In der Kombüse ist gerade Blog-Pause. Essen beschäftigt mich zwar auch in der Reha sehr, denn ich muss hier anders und vor allem mehr essen als zu Hause, aber ich will dazu nicht regelmäßig bloggen. Ich hoffe inständig, dass ich in der Reha nicht zunehme. Ich war so froh, in dieser Woche zwei weitere Kilo abgenommen zu haben ... Immerhin ist Gewichtsabnahme kein Reha-Ziel, aber zunehmen möchte ich dennoch nicht. Ich muss mal gucken, ob ich nicht die eine oder andere Mahlzeit ausfallen lassen kann, zum Beispiel das Frühstück. / *Affiliate link

Montag, 15. Januar 2024

#12von12 im Januar 2024

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür!

#1: In der Arztpraxis stehen noch wie vor Jahrzehnten die Nic-Kugelbahn und die Fisher Price-Schule. Die stammt sogar aus meinem Geburtsjahr.

#2: Auf dem Rückweg kann ich dem Gatten endlich mal unseren kleinen Stadtpark zeigen. 

#3: Die Kirche im Dorf.

#4: Endlich wieder zu Hause.

Der Gatte braucht heute Begleitung, und das ist für mich ein Ausflug in meine Kindheit: Die zukünftige Hausarztpraxis des Gatten war schon die Praxis des Vaters des jetzigen Arztes, und dort war ich bis vor fast 40 Jahren Patientin. 

#5: Der Gatte braucht neue Handschuhe, also geht's in den Wollladen, denn mein Stash ist von den Möbelpackern verräumt worden.

Heute ist mein letzter Arbeitstag, bevor ich für voraussichtlich fünf Wochen in die Reha gehe. Dadurch, dass der Gatte Begleitung braucht, und weil wir mittags nochmal in die Stadt wollen, bevor der angekündigte Eisregen einsetzt, ist mein Arbeitstag etwas zerstückelt und länger als sonst. Ich bin froh über die Flexibilität der Heimarbeit. 

#6: Wird langsam I: Wir haben nach nur einem Jahr im Badezimmer einen Klorollenhalter*. Einzige Lösung war aus Platzgründen einer zum Einhängen am Waschbeckenunterschrank

#7: Das aktuelle Strickstück.

#8: Eigentlich sollten wir seit gestern wieder eine Spülmaschine haben, aber die hat nach dem Umzug einen Transportschaden. Also wasche ich weiterhin per Hand ab.

#9: Das Abendessen. Vor sieben Jahren gab's an einem 12. schon mal Krautfleckerl, damals nach Wiener Art.

#10: Wird langsam II: Ich habe heute endlich einen Korb für's Altpapier gekauft. Die Bank, auf der er steht, wird noch weiß, dann sieht's hübscher aus. Außerdem im Bild: Das Willkommensgeschenk der rechten Nachbarn.

#11: Das Buch* zu dem Film, den wir heute Abend sahen, aus der Onleihe herunterladen.

Nach der Arbeit sind Teezeit und Hausarbeit angesagt. Der Rest des Tages gestaltet sich ruhig.

#12: Das Rudel liest gerade den Krimi "Mordsgift*".

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 12. Januar 2020 war ich das letzte Mal vor Corona im Theater, nicht ahnend, dass es das letzte Mal sein würde. Am 12. Januar 2021 hatten wir noch die Hoffnung, dass der Gatte wieder gesund wird, hatte ich nach einem Jahr Pause einen grippalen Infekt, machte uns die Psychose meiner Mutter zu schaffen. Am 12. Januar 2022 begannen wir mit dem Renovieren des Schlafzimmers. Hätten wir gewusst, dass wir ein halbes Jahr später Hausbesitzer wären, ein Haus sanieren müssen, hätten wir uns das gespart ... Am 12. Januar 2023 wurde der Gatte nach einem Schlaganfall aus dem Krankenhaus entlassen. Das Rezept zum Tag gibt's in der Kombüse. / *Affiliate links

Samstag, 13. Januar 2024

Samstagsplausch KW 02/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CC

Wie gut, dass ich nicht erwartete, dass die Gesamtsituation mit dem Jahreswechsel besser wird. Ich war diese Woche wieder mehrfach am Ende meiner Kräfte. Ich versuche ja, so viel wie möglich zu erledigen, bevor ich fünf Wochen oder mehr in der Reha bin, aber das wird immer schwerer. Ich bin gespannt, wie lange ich in der Reha bleiben kann, bevor ich sie abbrechen muss, weil ich es anders nicht schaffe, meine Termine und Verpflichtungen auf die Reihe zu kriegen, weil ich immer noch nicht an mindestens zwei Orten gleichzeitig sein kann. Da ich nicht einfach einen Tag "reha-frei" nehmen kann, um irgendwas zu erledigen, werde ich bei Abbruch der Reha die Kosten tragen müssen (zumindest war das die Regelung 2012, als ich zum ersten Mal in der Reha war). Ganz großartig. Ich werde natürlich versuchen, so lange wie möglich durchzuhalten, zumal ich wieder gesund werden möchte.  

Das Umzugsunternehmen, dessen Kundenberater uns wochenlang suggerierte, alles werde gut, kein Stress, verweigert nun die Schadensregulierung. Als ich dem Kundenberater zwei Tage vor dem letzten Umzugstag telefonisch die Schäden meldete, meinte er, keine Sorge, ich hätte sieben Tage Zeit, die Schäden per eMail zu melden, da wären wir noch voll in der Frist, und die Summe sei ja nicht so hoch, das werde problemlos reguliert. Nachdem nun diese Woche die Rechnung kam, fragte ich nach der Regulierung der Schäden. Angeblich gab's keine Schadensmeldung. Als ich die nochmals mailte, hieß es, ich hätte alle 220 Umzugskisten binnen 24 Stunden auspacken und alle festgestellten Schäden auf einem bestimmten Formular melden müssen. Das hörte sich vor drei Wochen noch anders an, aber auf einmal erinnert sich der Kundenberater nicht mehr daran, mich angerufen zu haben, geschweige denn an seine Aussagen. Ich habe den Anruf zwar in der Anrufliste, aber natürlich nicht mitgeschnitten. So bleiben wir auf den Schäden sitzen, denn ich habe keine Kraft, den Fall an unsere Rechtsschutzversicherung abzugeben. 

Seit vorgestern wissen wir, dass auch die Spülmaschine einen Transportschaden hat. Ganz großartig. Montag klärt sich, ob eine Reparatur möglich ist oder wir eine neue Maschine brauchen. Bei unserem Glück sicher letzteres. Bis zum Reha-Beginn bekomme ich keine neue Spülmaschine ausgesucht und geliefert, also muss der Gatte fünf, sechs Wochen abwaschen oder unsere Putzfrau bitten, das jede Woche zu machen. Wegen der Spülmaschine musste ich auch meinen Termin bei der Führerscheinstelle absagen, wieder mal, der letzte, der noch innerhalb der Umtauschfrist und vor Reha-Beginn zu bekommen war. Davon ab, ist es wohl die Quadratur des Kreises, eine Spülmaschine mit Energieklasse A und Besteckkorb statt Besteckschublade zu bekommen - wobei der Besteckkorb noch schwieriger ist als die Energieklasse. Notfalls nehmen wir den Besteckkorb aus der alten Maschine und stellen ihn in den untersten Korb, hängen die blöde Besteckschublade aus. Zudem hätten wir gerne wieder eine Maschine von Bosch, aber die Marke ist im Landkreis anscheinend nicht zu bekommen. Wir müssten die Maschine unbesehen im Internet bestellen, was wir nicht möchten. Vielleicht weiß der Techniker einen analogen Händler, denn der kommt schließlich von Bosch.

Seit vorgestern setzt mich zudem unser Vermieter unter Druck. Er will unbedingt jetzt schon die Wohnungsabnahme machen, damit ihm keine Verluste entstehen. Wir sind ja aus der Wohnung raus, zahlen aber noch drei Monate Miete, und die Zeit will er nutzen, um die Wohnung zu renovieren, damit sie gleich ab April neu vermietet werden kann. Ja, nee, is klaa. Ich sagte ihm vorgestern deutlich, dass vor Anfang März keine Abnahme möglich ist, da ich im Krankenhaus bin, der Gatte gesundheitlich nicht in der Lage ist, das alleine zu machen, aber das interessiert ihn nicht. Er besteht darauf, dass ich vorher noch die Abnahme erledige. Wenn ich dazu nicht in der Lage bin, sollen meine Kinder das halt übernehmen (ich wusste bislang nicht, dass ich welche habe) oder ich muss eine vertrauenswürdige Person suchen. Er ruft mich mehrfach täglich an. Ich habe mein Telefon erstmal stumm geschaltet und werde die Anrufe bis Anfang März ignorieren. Dieser Druck passt zum Verhalten unseres Vermieters in den letzten 20 Jahren. Es gab nur weniges, was sich ohne Anwalt regeln ließ. Ich hoffe, der Gatte schafft die Ausbesserungen, die noch zu machen sind, während meiner Reha. Ich weiß, dass ich sie am ersten Wochenende nach meiner Reha erledigen muss. 

Druck machen auch die Herren vom DRK, bei denen der Gatte den mobilen Notruf kündigte. Der mobile Notruf funktionierte ja ohnehin nur, wenn der Notrufknopf immobil auf der Station stand, weswegen der Gatte schon lange kündigen wollte. Jetzt hat er gekündigt, muss besprochen werden, wie das Gerät zum DRK kommt und der Wohnungsschlüssel zurück zu uns. Vertragspartner des DRK ist der Gatte, aber ich bekomme die Anrufe und soll das regeln. Das kann ich gerade nicht. Ich lasse die kommenden Wochen das Telefon einfach stummgeschaltet. Ich habe natürlich den Gatten gebeten, das zu klären, aber da die Herren telefonisch nicht erreichbar sind, kann er sie nicht anrufen, und der Herren rufen wiederum mich an, ignorieren die Bitte, den Gatten anzurufen oder das per Mail zu regeln. Bräuchten wir nicht unseren Wohnungsschlüssel für die Übergabe der Wohnung zurück, schickten wir einfach das Gerät zum DRK und hakten die Sache ab. Ich muss mal schauen, ob es möglich ist, das Gerät beim DRK abzugeben und den Schlüssel ausgehändigt zu bekommen, aber auch hier ist die Abstimmung kompliziert wegen fehlender telefonischer Erreichbarkeit und der Weigerung der DRK-Herren, sich per Mail abzustimmen. 

Sonnabend waren wir zusammen in der ehemaligen Wohnung. Es war sehr merkwürdig, durch die weitgehend leeren Zimmer zu gehen, die uns 20 Jahre lang ein Zuhause waren. Wir hatten viel vor, haben es aber nur geschafft, Bauleuchten zu montieren. Das musste ich machen, weil dem Gatten auf der Leiter schwindelig wurde. Ich bin gespannt, wie er es alleine schaffen will, die Wohnung wieder in den Ursprungszustand zu bringen, aber ich rechne ja ohnehin damit, dass ich das nach der Reha schnell erledigen muss. 

Der Gatte hatte seinen ersten Termin bei seinem neuen Hausarzt, der früher der Hausarzt meiner Mutter war. Noch früher war sein Vater der Hausarzt meiner Familie. Ich kenne die Praxis also seit 50 Jahren, und irgendwie hat sich nicht viel geändert. Es gibt noch die alte Panton-Quadro-Garderobe von Schönbuch aus den 1970er Jahren in leuchtendem Orange, die alte NIC-Kugelbahn in der Kinderspielecke, der Zuschnitt der Räume ist geblieben, die Beschilderung ist gleich und die Bestuhlung im Wartezimmer könnte auch noch von damals sein usw. Technisch ist natürlich alles auf dem aktuellen Stand. 

Der Gatte war positiv überrascht vom Arzt, und ich auch, denn ich musste mit ins Sprechzimmer, weil der Gatte etwas wackelig war, Angst hatte, etwas zu vergessen, nicht alles zu verstehen. Der Arzt warf als erstes einen Blick auf den Medikamentenplan, murmelte "Oha!", ging Medikament für Medikament durch und strich einiges, entweder, weil die Wirkung nicht belegt ist, oder weil sie sogar einen Schlaganfall auslösen bzw. die Herzerkrankung des Gatten verschlechtern können. Angesichts des Cocktails, den der Gatte jeden Tag schluckt, ist er froh über alles, was er nicht nehmen muss. Als nächstes wird die Patientenakte vom bisherigen Hausarzt angefordert.

Die aktuellen Laborwerte ging der Arzt auch sehr sorgfältig und kopfschüttelnd durch. Als er hörte, dass der Gatte noch in Hamburg beim Nephrologen ist, empfahl er uns einen in Buchholz. Ich hatte ja bisher keinen gefunden, habe jetzt einen Kontakt. Mal schauen, wann der Gatte wechseln kann. Da der Gatte im April noch einen Termin in der Hamburger Praxis hat, ich ohnehin darauf eingestellt bin, mir dafür Urlaub als Fahrdienst zu nehmen, eilt es nicht so sehr. 

Der Arzt fragte auch den Impfstatus ab und impft demnächst gegen Pneumokokken, Gürtelrose und Tetanus. Für die Gürtelrosen-Impfung habe ich mich gleich mit angemeldet, denn die brauche ich auch. Von der Corona-Impfung riet der Arzt ab, weil die ersten vier zeigten, dass der Gatte sie einfach nicht verträgt, die Beschwerden mit jedem Mal schlimmer wurden. Interessant war seine Aussage: "Wenn Ihr Mann sich nicht bei Ihnen ansteckte, als Sie Corona hatten und nicht räumlich getrennt waren, dann hatte er entweder eine Infektion und bemerkte sie nicht, oder er bekommt einfach kein Corona. Das gibt es manchmal bei Chronikern mit multiplen Erkrankungen." 

Als der Arzt hörte, dass sich der Gatte seit etwa vier Jahren oft ohne erkennbaren Grund erbricht, horchte er sofort auf und machte einen Ultraschall, auf dem beruhigenderweise nichts zu finden war außer Gallensteine, von denen der Gatte noch nichts wusste. Die wurden gleich akribisch dokumentiert. Eventuell wird das Erbrechen von einem Medikament ausgelöst, das auch für die Nierenschädigung des Gatten verantwortlich ist, das ohnehin abgesetzt werden sollte. Er soll es jetzt zwei Wochen weglassen. Wenn's dann nicht besser wird, gibt es eine Überweisung zum Gastroenterologen, um abzuklären, ob es Helicobacter oder diabetische Gastroparese oder was ganz anderes ist. Der bisherige Hausarzt meinte ja nur: "Ja, man erbricht sich halt manchmal." In den letzten Wochen aber waren die Beschwerden so schlimm, dass sich der Gatte kaum noch vor die Tür traut. kaum eine Mahlzeit zu Ende essen kann.

Eigentlich sollte es nur um's Kennenlernen gehen, aber dann waren wir fast eine Stunde in der Praxis, hielten den ganzen Betrieb auf ... 

Hier gilt seit mittlerweile 200 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Zu den guten Dingen, die diese Woche passierten, gehört auch, dass unsere Putzfrau anfing. Es ist sehr schön, eine saubere Umgebung zu haben. Sie hat unwahrscheinlich schwer gearbeitet, um Grund reinzubringen in unser Chaos. Ich hoffe, dass es für sie schrittweise leichter wird, wenn das Chaos weniger wird. Ich hätte gerne vor der Reha mehr Kraft und Zeit gehabt, aufzuräumen, aber jedes Zeitfenster, das ich dafür nutzen wollte, wurde dann durch etwas anderes blockiert. Ich würde so gerne mal wieder Routinen entwickeln können, nicht mehr nur funktionieren müssen, planbare Tagesabläufe haben ohne Termin-Tetris, nur mit Langerweile. Nach der Arbeit kann ich nur noch auf dem Sofa sitzen, mit schlechtem Gewissen, weil ich die Zeit eigentlich anders nutzen müsste, wenigstens noch eine Stunde Kisten auspacken müsste, aber es ist einfach keine Kraft mehr da. In der Reha wird man sicher zu dem Ergebnis kommen, dass ich nicht in der Lage bin, meinen Alltag zu bewältigen. Das kenne ich, das höre ich seit der Burn-Out-Diagnose vor 13 Jahren öfter von Shrinks.

An meinen beiden Hamburg-Tagen rief der Gatte zwischendrin an und erwartete mich spätnachmittags mit warmem Tee und Keksen. Das war schön. Der Bahnstreik betraf zum Glück nicht den Metronom. Ich nahm außerdem morgens einen Zug später und nachmittags zwei später, fuhr mit der Linie, die noch zwei Zwischenhalte hat. Aus den Unterhaltungen von Mitfahrern in der Vorwoche erfuhr ich, dass die Linie längere Züge hat und dadurch leerer ist. Das stimmte in dieser Woche tatsächlich, aber vermutlich waren viele aufgrund des Wetters, des Bahnstreiks und der vermeintlichen Bauerproteste auch einfach zu Hause geblieben, wenn sie es konnten. Wenn die Verbindung aber für mich zur Routine wird, arbeite ich an den beiden Hamburg-Tagen länger, kann dafür morgens etwas länger schlafen, wenn es keine frühen Büro-Termine gibt.

Mittwoch war ich für voraussichtlich fünf Wochen das letzte Mal im Echtbüro. Mich erwartete ein lieber Abschiedsgruß meiner Kolleginnen. Freitag fuhr ich den Dienstrechner für voraussichtlich fünf Wochen das letzte Mal runter. Es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl. Eigentlich übergab ich schon Donnerstag alle laufenden Vorgänge an meine Vertretung, aber dennoch whatsappte ich ihr Freitag Abend dienstlich - nicht meine Art. Normalerweise maile ich mir in solchen Fällen selbst Notizen, die mich am Montag im Büro erwarten, aber da bin ich ja voraussichtlich fünf Wochen nicht, und solange hatte das keine Zeit. Ich hoffe aber, das war das einzige Mal, dass ich meine Vertretung nervte. 

Ein süßer Abschiedsgruß meiner Kolleginnen.

Bei der Sanierung des Hauses ist jetzt das vorerst letzte große Projekt abgeschlossen: Wir haben einen neuen Zählerschrank. Das bedeutet leider auch, dass wir den Vorratskeller nur sehr eingeschränkt nutzen können, uns mit den Regalen etwas anderes überlegen müssen. Bevor ich Mittwoch in die Reha gehe, muss ich das mit den Regalen gelöst bekommen und die Regale auch einräumen, denn alles aus dem Vorratskeller steht momentan so, dass ich nicht an die Waschmaschine komme, auch nicht an die getrocknete Wäsche, und davon muss etwas mit in die Reha. Nach der Reha muss ich den Vorratskeller wieder ausräumen, denn es stellte sich heraus, dass dem Haus eine Erdung fehlt. Die muss gelegt werden, aber das geht erst, wenn kein Frost mehr im Boden ist. Dann werden auch die fehlenden drei Lampen angebracht, denn dafür war diese Woche nach Einbau des Zählerschranks keine Zeit mehr, und die Kosten für eine Extra-Anfahrt für drei Lampen möchte ich gerne sparen. Wir haben ja Licht. 

Zwei größere Projekte warten noch auf uns (neben den Überraschungen, die das Haus mit sich bringt): Der Einbau eines Kamins und der Einbau von Gegensprechanlage samt Sicherheitssystem. Der Kamin sollte im Januar eingebaut werden, aber ich telefoniere ihm nicht hinterher. Ich bin ja in der Reha (hoffentlich) und den Gatten möchte ich möglichst wenig belasten. Außerdem stehen noch Umzugskisten im Weg. Um die Gegensprechanlage kümmere ich mich nach der Rückkehr aus der Reha.

In dieser Woche war der Jahrestag des Schlaganfalls des Gatten. Ich bin sehr dankbar, dass er noch bei mir ist, der Schlaganfall vergleichsweise wenig Folgen hatte. Auch seinem Diabetes geht es nach Arztwechsel besser. Die dramatischen Unterzuckerungen, bei denen der Blutzucker binnen Minuten von 400 auf 40 sank und partout nicht wieder stieg, wir über Stunden Dextrose in den Gatten füllten, haben aufgehört. Gut eingestellt ist der Gatte noch nicht, aber er scheint auf dem richtigen Weg zu sein. Seine Nächte sind endlich ruhiger. 

Normalerweise ginge ich spätestens diese Woche in den Krisenmodus und bliebe dort bis Ende März, denn das Vierteljahr zwischen Tod meines Vaters und seinem Geburtstag war 25 Jahre lang die Zeit, in der meine Mutter unberechenbar war. Ich war permanent auf Abruf. Das war unwahrscheinlich anstrengend. Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass ich nicht in den Krisenmodus schalten muss. Das könnte Kraft für anderes freisetzen, aber da ist nur Erschöpfung.

In dieser Woche wurde bekannt, dass im November in Potsdam quasi die Wannseekonferenz 2.0 stattfand. Als Historikerin fasziniert mich, wie die Nazis die Ereignisse vor 100 Jahren als Blaupause für eine neuerliche Machtübernahme nutzen. Aus der Geschichte zu lernen hatte ich bislang anders verstanden. Ab Herbst werden wir AfD-geführte Landesregierungen haben, und damit hat sich die Demokratie in Deutschland erledigt. Als Demokratin erschreckt mich, dass seit Jahren niemand rechtsstaatliche, demokratische Mittel einsetzt, um die blaubraune Brut zu verhindern. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes gaben uns ja nicht umsonst vor 75 Jahren die Möglichkeit eines Parteiverbotsverfahrens (für das es allerdings jetzt ohnehin zu spät ist). Stattdessen wird hilflos zugeguckt, ja mehr noch, vermeintlich demokratische Parteien sind Steigbügelhalter. Als Mensch weiß ich, dass meine Tage in demokratischer Freiheit gezählt sind. Ein Kochfreund meinte vor ein paar Tagen, er seit jetzt 74 Jahre halt und hätte nicht gedacht, in einem faschistischen Deutschland zu sterben. Das hatte ich auch nicht auf dem Zettel. 

Morgen ist es 100 Tage her, dass die Hamas Israel überfiel und eine Menschenjagd veranstaltete. Über 100 Männer, Frauen und Kinder sind noch in den Händen der Hamas. Bring them home now gilt weiterhin. Es muss davon ausgegangen werden, dass einige der Frauen aufgrund der Vergewaltigungen inzwischen schwanger sind. Was für eine Tragik! Vergewaltigung war schon immer ein Mittel der Kriegsführung. Sie sind vermutlich mit ein Grund, warum die jüdische Identität über die Mutter weitergegeben wird. Ich war froh, dass wenigstens Habeck diese Woche auf seiner Israelreise deutliche Worte fand, dass nur die Hamas den aktuellen Krieg beenden kann. Aber solange kein Druck auf sie ausgeübt wird, die Hamas sogar weiterhin finanziell unterstützt wird, gehen Krieg und Leid weiter.

Schwiegermutter geht es gut, Tante hoffentlich auch. Bevor ich in die Reha gehe, will ich beiden unbedingt noch die Neujahrsfotos schickten. Das schaffte ich bisher nicht. Schwiegermutter ist mau, weil sich der Gatte in der alt-neuen Heimat so wohl fühlt, nicht mehr jede Woche zu Besuch kommt, nicht mehr auf Abruf ist. Das ist für sie der zweite große Einschnitt seit unserer Heirat. Bis dahin dachte sie, ihr Sohn bliebe immer an ihrer Seite. Nach der Heirat zogen wir in ihre Nähe, konnte sie noch ihren Einfluss ausüben (oder es zumindest versuchen). Mit dem Umzug in die Seniorenwohnanlage, die fußläufig von unserer bisherigen Wohnung liegt, dachte Schwiegermutter, sie könne noch mehr Zeit bei uns verbringen, und dann entschließt sich der Gatte, 80 km weg zu ziehen ... 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Samstag, 6. Januar 2024

Samstagsplausch KW 01/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXCIX

Sonnabend raffte ich mich endlich auf und sortierte die Umzugskisten für die Küche. Ein Teil kam ins Gartenhaus, ein Teil steht unter einer Plane auf die Terrasse, und der Rest - Lebensmittel und Elektrogeräte - bleibt erstmal im Esszimmer stehen, bis in ein paar Monaten die neue Küche eingerichtet ist. Mir fehlen ja je vier Ober- und Unterschränke sowie ein Besenschrank und einiges mehr. Ich habe keine Lust, alles irgendwie in den vorhandenen Schränken zu verstauen, um es dann wieder herauszuholen und in Kisten zu packen, wenn die neue Küche eingebaut wird, und es danach dann wieder auszupacken und einzusortieren ... Einziger Vorteil wäre, dass ich jedes Mal mehr aussortiere. Aktuell stehen hier drei Taschen für das Gebrauchtwarenkaufhaus, die ich allerdings nochmal neu sortieren muss, weil das, zu dem ich am Liebsten fahre, aktuell kein Geschirr annimmt. Das nimmt hoffentlich das am anderen Ende der Stadt. 

Sonntag hob ich hulkig das Sofa an und schob den Fuß einer Stehlampe darunter - endlich Licht auf meiner Sofaseite! Die Stromzufuhr ist abenteuerlich, weil der Gatte die Verkabelung noch nicht schaffte, aber egal. Im Wohnzimmer werden wir noch öfter Möbel rücken müssen, bis alles seinen Platz hat, aber erst muss verkabelt werden. Der Gatte resigniert immer öfter vor der Fülle der Aufgaben, die er sich vornahm, was ich gut verstehen kann. Mir geht es genau so. Ich schaffte es Sonntag immerhin, ein bisschen zu putzen. 

Silvester war ruhig. Der Gatte hielt bis Mitternacht durch, weil er sich auf's Feuerwerk freute. Wir waren in unserer Reihe die einzigen mit Feuerwerk. Ich hätte auch gut darauf verzichten können. Davon, dass wir wegen des Pflegeheims gegenüber der Siedlung in einer Böllerverbotszone wohnen, war nichts zu merken. Seit Tagen wurden Böller direkt vorm Pflegeheim gezündet, ohne dass es jemanden interessierte. In der Nähe standen sogar zwei Einkaufswagen, randvoll gefüllt mit Pyro - unfassbar!

Gemessen an den Aussagen der Glückskekse wird es ein wunderbares Jahr. Allein ich kann mir nicht helfen, ich bin skeptisch.

Montag waren wir zum Neujahrsessen bei Schwiegermutter und Tante. Die beiden hatten am Vortag richtig gefeiert, sich das Silvestermenü im Restaurant der Seniorenwohnanlage gegönnt und schwärmten davon. So viel Lebensfreude ist schön! 

Dienstag begann das Pendeln für mich, und prompt brauchte ich für den Heimweg drei Stunden statt 67 Minuten, weil eine Lok defekt war, wir nach einer Stunde Stehens hinterm Hauptbahnhof meterweise zurückfuhren und mit einem Sprint gerade noch den übernächsten Zug erwischten. Die Zugbegleiter versuchten, den Ansturm der Passagiere zu stoppen, in dem sie sich in die Türen stellten, denn der Zug war schon überfüllt, und jetzt kamen die Fahrgäste eines ebenfalls überfüllten Zugs dazu. Die Zugbegleiter wurden quasi überrannt. 

Ich schaffte es, mir bei zwei Ärzten Rezepte zu holen. Eigentlich soll es ja inzwischen eRezepte geben, aber ich brauchte ein Privatrezept, das es nur in Papierform gibt, was der MFA irgendwann aufging. Während ich wartete, erfuhr ich, dass es bei eRezepten aktuell zwei Tage dauert, bis die Daten von der Praxis auf die Versichertenkarten übertragen werden. Ich erfuhr außerdem, dass meine internistische Endokrinologin vermutlich das ganze Jahr ausfällt, ihre Patienten nicht etwa auf die anderen Ärzte der großen Praxis verteilt werden, sondern sich neue Ärzte suchen sollen. Großartig. Mein Januartermin wurde auf Februar verschoben, ich warte also erstmal ab. In der zweiten Praxis bekam ich gleich ein Papierrezept, denn: "Wir haben die Software erst Freitag bekommen. Die Chefin muss sich das erst angucken und uns zeigen, wie's geht." Eigentlich musste ich noch in eine dritte Praxis, aber das habe ich erstmal geschoben.

Ich schaffte es auch, drei Briefe mit jeder Menge Formularen und Kopien für's Nachlassgericht und zwei Lebensversicherungen fertigzumachen. Ich bezweifle allerdings, dass ich das Kapitel mit der ominösen Lebensversicherung meiner Mutter zeitnah abschließen kann. Der Versicherung wird sicher etwas einfallen, damit es endlos weitergeht, obwohl sie nichts auszahlen muss, weil meine Mutter eben einen Vertrag abschloss, bei dem die Versicherungssumme nur als Rente im Erlebensfall ausgezahlt wird, und der Erlebensfall blieb ja aus. Aber ich will zu einem sauberen Vertragsende kommen. Die zweite Lebensversicherung ist meine, und bei der bescheinige ich mir selbst, dass ich sie weiterführe. Ich arbeite bei einer Behörde. Ich kann mit solchem Blödsinn umgehen. Das Nachlassgericht brauchte noch Unterlagen, um die Kosten für den Erbschein, auf den die Lebensversicherung besteht, zu errechnen. Ich weiß momentan noch nicht, woher ich das Geld nehmen soll. Ich hoffe, mein früherer Steuerberater kann übernehmen, sondern zahle ich mich dumm und dusselig, weil das Finanzamt Vermögenswerte sieht, die es nicht gibt. 

Als ich nach drei Stunden Bahnfahrt und zwei Kilometer Fußweg durch Regen und Sturm nach Hause kam, hatte der Gatte schon Bohnensuppe aus dem Tiefkühler geholt, so dass ein warmes Abendessen auf mich wartete. Das war fast wie früher, als der Gatte noch gesund war.

Hier gilt seit mittlerweile 199 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Mittwoch wurde Kfir Bibas ein Jahr alt. Seit drei Monaten ist das Kind Geisel der Hamas, zusammen mit seinem vierjährigen Bruder Ariel und seinen Eltern Shiri und Yarden. Bring them home now gilt weiterhin. Das Video wurden vor ein paar Tagen produziert. Eintausend israelische Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger treten gemeinsam mit den Angehörigen der Geiseln im Amphitheater von Caesarea auf und fordern die Rückkehr der aktuell 136 entführten Männer, Frauen und Kinder (die Zahl ist fließend, wird fast täglich korrigiert).


Mittwoch meldete sich der Elektriker: Kommende Woche baut er den neuen Zählerschrank ein. Da er ohnehin zwei Tage eingeplant hat, weil ungewiss ist, ob einer reicht, bringt er auch gleich noch drei Lampen an und verlegt den Kabelkanal, der der Spülmaschine im Weg ist. Am nächsten Tag kommt dann der Klempner und schließt die Spülmaschine an. Wenn alles glatt läuft, wäre tatsächlich alles, was wir noch auf dem Zettel hatten, vor meiner Reha erledigt. Andererseits: Wann läuft bei uns schon mal was glatt?! 

Mittwoch ging das Pendeln einigermaßen. Ich war passend am Bahnhof, um den verspäteten Zug vor dem, den ich eigentlich nehmen wollte, zu erwischen. Da warte ich natürlich keine zehn Minuten auf den Zug, mit dem ich eigentlich fahren wollte. Auch der Rückweg war okay. Es scheint, als stimmen die Aussagen, dass die Bummelzüge leerer sind, weil sie länger sind als die Direktzüge. Ich muss mal schauen, ob ich nach der Reha meine Arbeitszeit im Echtbüro entsprechend anpasse.

Der Gatte war in Hamburg in der Wohnung und freute sich, als er wieder im Haus war, zu Hause. Wir werden am Wochenende gemeinsam in die Wohnung fahren und gucken, was wir erledigen können. Ich muss vor allem eine Aufstellung für den Sperrmüll machen und die Abholung für März terminieren. 

Donnerstag meldete sich die ehemalige Putzfrau meiner Mutter und fragte, ob sie morgen kommen dürfe. Wir vereinbarten, dass sie erstmal nur zum Gucken kommt, denn bei uns ist ja mehr zu tun als bei meiner Mutter, und zudem ist das Haus total chaotisch. Als sie Freitag kam, nahm sie die Situation bei uns sehr gelassen. Nächsten Freitag fängt sie an. Wir freuen uns sehr darüber! 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.