Dienstag, 26. Juni 2018

Schal im Fetzenmuster aus Scheepjes Whirl Red Velvet Sunrise (Plus-Size / Tutorial)

Von dem Garn für diesen Pullover bestellte ich sicherheitshalber mehr, weil ich nicht wusste, wie viel ich brauche. Der Händler, bei dem ich es bestellte, nimmt Garne nur 14 Tage lang zurück. So schnell stricke noch nicht mal ich, der nachgesagt wird, sie stricke rasend schnell. So kam's, dass ich am Ende fast zwei Knäuel übrig hatte. Ein bisschen wurde zu diesem Schal.

Hase mit Schal.
Ganz schön viel Schal für so einen kleinen Hasen.
Der ganze Schal.
Das Muster im Detail.
Schal im Fetzenmuster aus Scheepjes Whirl Red Velvet Sunrise

Material für einen Schal mit ca. 230 cm Länge und 20 cm Breite:

117 g Scheepjes Whirl Red Velvet Sunrise* (60% Baumwolle 40% Acryl, Lauflänge 215 g = ca. 1000 m)
Stricknadel 3 mm / 40 cm

Anleitung:

Die Strickschrift zum Fetzenmuster gibt es beispielsweise hier bei Ravelry. Da ich es nicht in Runden stricke, läuft ein Mustersatz über 28 Reihen, wobei die Rückreihen links gestrickt werden.

50 M anschlagen und wie folgt aufteilen: 5 M Perlmuster, 40 M Fetzenmuster, 5 M Perlmuster. Nach 28 Mustersätzen alle M abketten. Fäden verziehen, Schal tragen und sich freuen - fertig.

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Montag, 25. Juni 2018

Ehemaliges Zwangsarbeitslager der Deutschen Reichsbahn am Billhorner Deich 76

Montags gegen Nazis
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm. 

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst.

Rothenburgsort war bis zum Zweiten Weltkrieg ein Arbeiterstadtteil, geprägt von SPD- und KPD-Wählern. Selbst bei der Wahl am 5. März 1933 erreichten die beiden Parteien zusammen noch 67 %, während die NSDAP mit 14 Prozent nur etwa halb soviel Stimmen erhielt wie in Hamburg insgesamt. Bevor am Abend die Wahllokale schlossen, schafften die Nazis Tatsachen, besetzten das Rathaus und rissen auch in Hamburg die Macht an sich.

Billhorner Deich 76: Hier befand sich zwischen 1941 und 1944 ein Zwangsarbeiterlager der Reichsbahn.
Heute kennen viele Rothenburgsort ausschließlich als Industriestadtteil, was an der Stadtplanung der Nachkriegszeit liegt. Damals war sogar im Gespräch, den vom Feuersturm zerstörten Stadtteil zum Binnenhafen umzuwidmen.

Der Stadtteil wurde und wird von verschiedenen Bahnlinien durchschnitten. Am Billhorner Deich 76 befand sich die Bahnmeisterei 2 der Deutschen Reichsbahn, die für den Erhalt der Strecken verantwortlich ist. Im Zweiten Weltkrieg befand sich an dieser Adresse ein sogenanntes Ostarbeiterlager. Die Männer, die in diesem Lager untergebracht waren, wurden zum Arbeiten in den von den Nazis besetzten Gebieten der Sowjetunion angeworben oder verschleppt. Parallel zu den Ostarbeitern waren hier auch Polen und Italiener eingesetzt. Das Lager umfasste mindestens 83 Personen und war für 120 Menschen ausgelegt.

Die Männer waren auf dem Verschiebebahnhof der Bahnbetriebswerks Rothenburgsort eingesetzt. Die Arbeit war körperlich schwer: Die Männer wurden beispielsweise bei Gleisräumarbeiten eingesetzt. Sie waren sommers wie winters der Witterung ausgesetzt, und das bei unzureichender Kleidung und mangelnder Ernährung.

Heute erinnert nichts mehr an das Zwangsarbeitslager. Das Rotklinkergebäude, das inzwischen unter Denkmalschutz steht, scheint von verschiedenen Damen des horizontalen Gewerbe genutzt zu werden; jedenfalls finden sich einige einschlägige Inserate mit dieser Adresse.

Im Hinterhof, wo sich heute eine Einrichtung für betreutes Wohnen befindet, war bis vor zwei Jahren noch ein Schutzbau zu sehen, ein Bunker mit acht Röhren, der 400 Personen Platz bot. Ostarbeitern, die solche Bunker häufig bauen mussten, war ihre Nutzung übrigens verboten.

Auf dieser Internetseite gibt es eine Übersicht über Zwangsarbeiterlager in Hamburg, und hier finden sich Bilder des Bunkers.

Dienstag, 19. Juni 2018

Socken mit Strukturmuster aus Lana Grossa Meilenweit in Größe 46/47 (Tutorial)

Dieses Garn habe ich bei mir "Konfettigarn" genannt. Mit den bunten Einsprengseln gefällt es mir sehr gut, und ich überlege, ob ich noch Garn kaufe, um auch ein Paar Socken für mich daraus zu stricken. Mal schauen.

"Konfettisocken".
Detailblick auf Muster und Wolle.
Die Socke im Werden.
Socken mit Strukturmuster aus Lana Grossa Meilenweit in Größe 46/47 (Tutorial)

Material:

150 g Lana Grossa Meilenweit 6fach, Farbe 8816, Lauflänge 390 m
Nadelspiel 3,5

Anleitung:

56 M (4 x 14 M) anschlagen und für das Bündchen 10 Rd 2 re / 2 li stricken, dann weiter mit dem Strukturmuster, siehe Bild.

Fortlaufendes Strukturmuster. X steht für linke, leere Felder für rechte Maschen.
80 Rd im Strukturmuster stricken, dann die Käppchenferse in Hebemaschen arbeiten. 69 Rd re für den Fuß stricken, dann die Spitze arbeiten.

Abnahmen in Rd. 72 / 74 / 76 / 78, ab Rd 80 dann in jeder Rd, bis nur nur 2 M auf jeder Nadel sind. Spitze schließen.

Alle Fäden verziehen und die zweite Socke arbeiten.

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Montag, 18. Juni 2018

Gedenkstein für die Zevener Opfer der NS-Herrschaft im Skulpturengarten des Christinenhauses

Montags gegen Nazis
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm. 

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst.

Der Gedenkstein für die Zevener Opfer der NS-Herrschaft im Februar 2017.
Heute führt der Weg nach Zeven. Wenn man durch den Skulpturengarten des Königin-Christinen-Hauses streift, findet man auf der Rasenfläche am Durchgang zu Rhalandstraße einen recht unscheinbaren Findling mit der Aufschrift "Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart". Es ist ein Zitat aus der berühmten Rede Richard von Weizsäckers zum Befreiungstag 1985.

Der Gedenkstein. 
In den letzten Jahren wurde viel getan, um an die jüdische Geschichte Zevens zu erinnern. Besonders beeindruckte mich die Arbeit von Schülerinnen und Schülern der Berufsbildenden Schulen, die 2010 einen im Novemberpogrom 1938 zerstörten Betsaal rekonstruierten und die jüdische Geschichte der Stadt erforschten. Mehr zur Geschichte der Zevener Gemeinde und ihrer Zerstörung kann man auch hier lesen.

Sonntag, 17. Juni 2018

#12von12 im Juni 2018

Das erste halbe Jahr ist schon wieder vorbei - das geht mir definitiv zu schnell! Heute ist wieder mal der 12. des Monats, und Caro von Draußen nur Kännchen sammelt unsere Impressionen - vielen Dank dafür!


#1: Alsterblick auf dem Arbeitsweg.
Heute ist Dienstag. Das heißt, ich habe Ladendienst und starte spät in den Arbeitstag. Es soll ein heftiger Arbeitstag werden: Gestern erschien eine neue Broschüre, heute berichtet die Presse darüber, ist Werbung geschaltet. Noch vor Ladenöffnung werden die Leute Schlange stehen. 


#2: Warten auf den Bus.
#3: Geburtstagsgrüße von Kollegen.
#4: Pakete versandfertig machen.
Zum Feierabend werde ich binnen viereinhalb Stunden etwa 300 Broschüren ausgegeben und weitere 150 versandfertig gemacht haben. Dazu kommen die Leute, die grußlos in den Laden kommen, sich die gewünschte Broschüre schnappen und den Laden grußlos wieder verlassen. 


#5: Auf dem Heimweg noch schnell am Briefkasten vorbei gehen.
#6: Fahrkartenkontrolle in der S-Bahn.
Auf dem Heimweg schaue ich noch schnell im Supermarkt vorbei, denn dem schon in der Küche stehenden Gatten fiel ein, dass wir beide vergessen hatte, das Hackfleisch für's Abendessen aus dem Tiefkühler zu nehmen. 


#7: It's Gin o'clock.
#8: Abendessen im Werden. Es gibt Ofengemüse.
#9: Kräuter sammeln im Garten und auf dem Balkon.
#10: Kräuterausbeute.
Nach dem Abendessen fallen wir auf's Sofa. Der Dienstag gehört schließlich dem Doctor. 
#11: Der Doctor ist da. 
#12: Den kommenden Tag planen.
Im Bett lese* ich noch etwas, und das war's dann auch schon mit dem 12. Juni 2018.

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Freitag, 15. Juni 2018

Treppenhausfreitag: Kontorhaus am Axel-Springer-Platz 2

Bei diesem Treppenhaus kann ich mich gar nicht entscheiden, ob ich es im Hochformat oder im Querformat schöner finde.

Treppenhaus im Kontorhaus am Axel-Springer-Platz 2.
Es findet sich im Kontorhaus am Axel-Springer-Platz 2, das 1955 von Rudolf Klophaus erbaut wurde und zu seinen Spätwerken zählt.

Treppenhaus im Kontorhaus am Axel-Springer-Platz 2.
Von diesem Haus schrieb ich vor zwei Jahren schon mal.

Montag, 11. Juni 2018

Ehemaliges Zwangsarbeitslager in der Seilerstraße 41

Montags gegen Nazis
Update 11.06.2018: Momentan sind die Montagsdemos abgesagt. Wohlwissend, dass der Schoss fruchtbar bleibt, mache ich mit meiner Montagsreihe weiter. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst.

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Es trifft sich montags hinterm Bahnhof, eingepfercht in Gattern, umringt von Polizei und der Gott sei Dank immer noch demokratischen Mehrheit dieser Stadt.

Es ist eine krude, gefährliche Mischung aus Türstehern, Hooligans, Faschisten, Reichsbürgern und AfDlern, garniert mit ein paar spießbürgerlichen Sahnehäubchen aus dem Hamburger Umland.

Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

In der ehemaligen Volksschule in der Seilerstraße 41 waren zwischen 1943 und 1945 Zwangsarbeiter für die Reederei Blohm & Voss untergebracht.
Die Seilerstraße verläuft parallel zur Reeperbahn. Beide Straßen erinnern an ein Gewerbe, das seit dem 17. Jahrhundert auf St. Pauli ansässig war: Die Seil- oder Reepschlägerei. Reepe sind lange, dicke Schiffstaue, und für ihre Herstellung braucht es damals wie heute lange Bahnen - Reeperbahnen eben.

Die schmale Straße ist gesäumt von Etagenhäusern. Auffällig sind zwei Backsteingebäude: Sich gegenüber stehen die einstige evangelisch-reformierte Realschule (Hausnummer 42, heute Sitz des Schulmuseums) und die ehemalige Volksschule für Jungen (Hausnummer 43) und Mädchen (Hausnummer 41, beide erbaut 1887/88). Das Gebäude beherbergt heute eine Berufsfachschule.

Ab Oktober 1940 wurden wie überall auch Hamburger Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihren Lehrkräften in Gebiete verschickt, die Sicherheit vor Bombardierungen versprachen. Von der sogenannten Kinderlandverschickung (KLV) waren zwischen 1940 und 1945 etwa 150.000 Hamburger Kinder betroffen.

Nach den Luftangriffen des sogenannten Feuersturms im Juli 1943 blieben die Schulen im Stadtgebiet geschlossen. Manche der nun leerstehenden Gebäude wurden zu Kriegsgefangenen-, Zwangsarbeiter- oder Konzentrationslagern. In der Seilerstraße 41 befand sich ein Lager der Reederei Blohm & Voss mit 446 männlichen und weiblichen ausländischen Arbeitskräften (Oktober 1943) bzw. 118 Arbeitskräften (März 1945).

Die Reeder Rudolf und Walther Blohm begrüssten die Machtübernahme der Nationalsozialisten, waren auch schon vor 1933 entsprechend engagiert. Das Kalkül, dass mit der Aufrüstung auch Mittel in den Schiffbau flößen, ging auf. Das Unternehmen setze auf den U-Boot-Bau und baute zusätzlich ein Tochterunternehmen für den Flugzeugbau auf.

Die Reederei setzte über 16.000 Zwangsarbeiter ein - bislang sind 26 Lager im Hamburger Stadtgebiet und auf dem Firmengelände bekannt. Dazu kommt ein Außenlager des KZ-Neuengamme auf dem Firmengelände. Die Männer und Frauen wurden in der Maschinenfabrik eingesetzt, aber auch bei Räumungen von Trümmern nach Bombardierungen oder zur Entschärfung von Blindgängern. Die Arbeit war körperlich schwer und forderte viele Tote.

Eines der Lager von Blohm & Voss befand sich mitten auf St. Pauli: In der Seilerstraße 41.

Einen Überblick aller bislang bekannten Lager und den dazugehörigen Informationen liefert die Website "Zwangsarbeit in Hamburg".

Affiliate links mit Büchern zum Thema:

Dienstag, 5. Juni 2018

#WMDEDGT 6/18: Chaos und ein Fundstück

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT?

Der Gatte ist wie üblich vor mir aufgestanden und hat den Kaffee schon fertig, als ich mich aus den Decken schäle. Heute ist Dienstag, das heißt, ich habe Ladendienst und muss eine Stunde später los als sonst. Mein Plan: In Ruhe frühstücken, Packstation, Bank, ein paar Einkäufe, arbeiten, Balkon. Der Gatte verabschiedet sich - und steht zwei Minuten später wieder in der Tür, fassungslos, denn: Ihm wurden binnen einer Woche zum zweiten Mal die Nummernschilder geklaut!

Ich bin auch kurz sprachlos, dann fangen wir uns beide wieder und beginnen routiniert mit der Abwicklung: Der Gatte bekommt meinen Autoschlüssel und die Fahrzeugpapiere, macht Fotos vom Schaden und fährt zur Polizei, während ich in seinem Büro anrufe, um Bescheid zu sagen, dass er erst gegen Mittag da ist. Die Kollegen sind begeistert ... 

Während der Gatte ohne Auto nicht in die Firma kommt, kann ich den ÖPNV nutzen - theoretisch. Praktisch ist der Hamburger Westen vom Busverkehr abhängig, und da läuft seit April nichts mehr, weil auf allen, wirklich allen, Straßen gleichzeitig gebaut wird, die Busse in diversen Staus stehen und sich täglich ändernde Umleitungen fahren. Deswegen fahre ich seit April mit dem Auto zu S-Bahn, denn mit dem Bus ist die Fahrzeit nicht mehr planbar (mit dem Auto kann ich eine andere Strecke fahren als die Busse). 

Letzte Woche, als der Gatte wegen der geklauten Nummernschilder meinen Wagen nahm, brauchte ich mit dem ÖPNV statt 45 Minuten satte 120 Minuten. 

Dementsprechend mache ich mich heute auch lieber früher fertig, verzichte auf's Frühstück und darauf, mir Mittagessen zu machen, krame stattdessen nach Brötchen-Kleingeld, räume noch schnell die Spülmaschine aus, schalte das Reinigungsprogramm an und gehe zur Bushaltestelle. Überraschenderweise kommt sofort ein Bus, der auch noch leer statt überfüllt ist, bin ich in einer Stunde am Büro. Es bleibt sogar noch Zeit, zur Bank und zum Bäcker zu gehen.

Während ich noch im Bus bin, ruft der Gatte an: Er wäre schon im Büro, bekäme morgen seine Nummernschilder zurück, denn man habe noch in der Nacht die Diebe in der Parallelstraße gefasst! In der Aufregung vergaß er zu fragen, welche Nummernschildern gefunden wurden, die von heute oder die von letztem Dienstag. Morgen vormittag solle er noch mal zur Polizei. Wir sind beide erleichtert, dass er nicht zum LBV muss, Zeit und Geld spart.

Im Büro gilt mein erster Anruf dem Vermieter unseres Parkplatzes. Ich frage, ob er einen Platz in einer der beiden Tiefgaragen hier in der Straße frei hat. Wir haben Glück. Jetzt haben beide Autos Tiefgaragenstellplätze. Wir vereinbaren für den Abend die Schlüsselübergabe. Ich rufe kurz den Gatten an und setze ihn ins Bild.

Ich frühstücke endlich, sichte eMails, besprechen mit der zweiten Chefin kurz ein paar Sachen, mit der Kollegin den Dienstplan für Juli und August, außerdem einen Diensttausch, weil ich eine Einladung zum Abschied einer ehemaligen Kollegin bekam, die in den Mutterschutz geht. Noch ein kurzer Austausch mit den anderen Kollegen, dann ist auch schon die erste von sechs Arbeitsstunden rum. Ich schnappe die Ladenkiste und meinen Wasserkrug und mache mich auf ins Nachbarhaus, wo unser Laden ist.

Im Laden kruschtelt schon eine Kollegin, die zwei Wochen im Urlaub war. Viel Zeit zum Austausch bleibt nicht. Ich muss meinen Arbeitsplatz einrichten, Regale auffüllen, die Kasse holen, und dann begehren auch schon die ersten Kunden Einlass. 

Auf meiner Ladenseite sind die bevorstehenden Sommerferien schon zu spüren, ist wenig zu tun. Es ist aber nur die Ruhe vor dem Sturm, denn ab nächsten Montag wird sich das bis zum Ferienbeginn wieder ändern.

Wir entrümpeln gerade unser Lager, und eine Kollegin schaut vorbei, um durchzusprechen, was am kommenden Montag ins Altpapier kann. Anschließend packt sie Regal um Regal leer. Ich helfe ihr ein bisschen, muss aber immer wieder in den Laden zurück, so dass sie den Hauptteil der Arbeit erledigt. Nach einer Stunde ist sie fertig - buchstäblich. Ich schicke sie nach Hause und drehe eine zweite Regal-Auffüll-Runde. 

Zwischendrin wollen immer mal wieder Kunden beraten werden, erledige ich Bestellungen, ruft der Gatte an, um zu sagen, dass er doch schon heute Nachmittag zur Polizei kann, um seine Nummernschilder abzuholen, nicht erst morgen früh, er mich deswegen vielleicht nicht von der S-Bahn abholen kann. 

Ich habe pünktlich Feierabend und bin eine gute halbe Stunde an der heimischen S-Bahn. Der Gatte sitzt noch immer auf der Polizeiwache und bittet mich, da hin zu kommen. Normalerweise wäre das kein Problem, aber baustellenbedingt fährt der Bus einen Umweg. 

Ich fahre, so weit es geht, und laufe die restlichen anderthalb Kilometer zu Fuß, durch unsere alte Straße, da, wo unsere erste gemeinsame Wohnung war. Unterwegs entdecke ich einen öffentlichen Bücherschrank und freue mich, weiß ich doch jetzt, wo ich Bücher eintauschen kann.

Auf halber Strecke ruft der Gatte an: Er wäre jetzt auf der Wache durch, habe seine Nummernschilder wieder und könne mich doch aufsammeln. Wir finden uns, fahren zum Supermarkt, weil er noch Nummernschildhalterungen braucht, holen den Schlüssel für die Tiefgarage ab, parken meinen Wagen auf dem neuen Tiefgaragenplatz und haben endlich Feierabend.

Ich habe mich gerade aus den Büro-Klamotten geschält, als Mudderns anruft. Sie sagt jedes Mal, wir müssten nicht jeden Tag telefonieren, aber wehe, ich rufe nicht pünktlich eine Stunde nach Feierabend an ... Ich halte das Telefonat kurz. Der Gatte und ich trinken ein Bier auf dem Balkon, lassen den Tag sacken, dann geht er zu seinem Wagen, montiert die Nummernschilder wieder und fährt seinen Wagen in die Tiefgarage. 

Abendessen, Doctor gucken, Spülmaschine einräumen, duschen und ab ins Bett.  

Montag, 4. Juni 2018

Ehemaliges Zwangsarbeitslager in der Mörkenstraße 92/94

Montags gegen Nazis
Update 05.05.2018: Die Nazis pausieren anscheinend. Momentan sind die Montagsdemos abgesagt. Wohlwissend, dass der Schoss fruchtbar bleibt, mache ich mit meiner Montagsreihe weiter. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst.

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Es trifft sich montags hinterm Bahnhof, eingepfercht in Gattern, umringt von Polizei und der Gott sei Dank immer noch demokratischen Mehrheit dieser Stadt.

Es ist eine krude, gefährliche Mischung aus Türstehern, Hooligans, Faschisten, Reichsbürgern und AfDlern, garniert mit ein paar spießbürgerlichen Sahnehäubchen aus dem Hamburger Umland.
Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm. 


Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.



Irgendwo hier stand im Mai 1943 ein Zwangsarbeitslager: Die Mörkenstraße in Altona.
Zwischen 1939 und 1945 leisteten alleine in Hamburg schätzungsweise 100.000 Männer, Frauen und Kinder Zwangsarbeit. Sie lebten in etwa 1.300 Lagern, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt waren, auf Bauernhöfen und in Privathaushalten. Etwa 1.000 Firmen profitierten von der Zwangsarbeit. 

Die Lager bestanden aus Baracken, häufig direkt auf dem Gelände der Firma, in der die Menschen eingesetzt waren, aber auch aus leerstehenden Schulen, Festsälen von Gaststätten, Speichern, Werkshallen und anderen Gebäuden. Brächte man an jedem Ort, an dem Zwangsarbeiter untergebracht waren oder arbeiten musste, eine Gedenktafel an, bliebe kaum eine Straße frei davon.

Einen Überblick aller bislang bekannten Lager und den dazugehörigen Informationen liefert die Website "Zwangsarbeit in Hamburg".


In der Mörkenstraße 92/94 befand sich der Karosseriebetrieb Friedrich Schlechte. Dort auf dem Firmengelände befand sich im Mai 1943 ein Zwangsarbeitslager. Die genaue Lage lässt sich nicht mehr lokalisieren, weitere Details sind unbekannt.

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Freitag, 1. Juni 2018

Ausgelesen: Bücher im Mai 2018

Eigentlich wollte ich im Dänemark-Urlaub Bücher lesen, die in der Urlaubsgegend spielen, aber das klappte irgendwie nicht. Zumindest blieb ich in Skandinavien, denn "Das Mädchen, das schwieg*" spielt in Norwegen. Es war das erste Buch von Trude Teige, das ich las, und es überzeugte mich so, dass ich gleich "Totensommer*", das erste ihrer Bücher, das ins Deutsche übersetzt wurde, kaufte.

Protagonistin ist Kajsa Coren, eine Fernsehjournalistin,  dies ich an die Küste von Møre zurückgezogen hat, um ein Buch zu schreiben. Dann jedoch wird ein Deutscher ermordet, der seit vielen Jahren seinen Urlaub im Ort verbrachte und immer bei der alten Jenny wohnte. Die Trauer der alten Frau scheint weit über die übliche Betroffenheit hinauszugehen. Kasja beginnt zu recherchieren – und sie stößt auf eine unglaubliche Geschichte, die nicht nur mit den Geschehnissen unter deutscher Besatzung, sondern auch mit ihrer eigenen Vergangenheit verknüpft scheint.

Teige greift in Rückblenden die Zeit der deutschen Besatzung Norwegens und das Thema der "Tyskerbarna" oder "Krigsbarna" auf, also das Schicksal der Kinder von norwegischen Frauen und deutschen Soldaten. Sie schreibt sehr flüssig, die Handlung ist spannend und atmosphärisch dicht, ein schwieriges Thema wurde gut umgesetzt - Leseempfehlung!

In "Das Mädchen, das schwieg" gerät der kleine Küstenort in Unruhe, als die alleinstehende Sissel tot aufgefunden wird – eine Frau von Mitte dreißig, die seit Jahren nicht mehr sprach, aber alles von ihrem Fenster aus beobachtete und auf kleine Zettel schrieb. Was hat Sissel gesehen, und warum musste sie sterben? Als plötzlich ein Mädchen verschwindet und Karsten mit seinen Ermittlungen nicht weiterkommt, mischt Kajsa sich ein.

Auch diesen Krimi las ich sehr gespannt. Schade, dass nicht alle Bücher von Teige ins Deutsche übersetzt wurden, aber zumindest erscheint mit "Die Frau, die verschwand*" ein weiteres im Januar nächsten Jahres.

Ganz und gar nicht meinen Geschmack traf Cathrin Moeller mit "Die Spreewaldgurkenverschwörung*".

Worum geht's? Das Universum hat sich gegen Helene verschworen: Die Chefin nervt, der Bruder steht mit einem Bein im Gefängnis … und nun wird die gutmütige Apothekenhelferin auch noch des Mordes verdächtigt! Dabei ist sie doch nur zufällig beim Medikamenteausliefern über eine Leiche gestolpert und dann hat sie halt dummerweise das Messer rausgezogen …

Aber so leicht gibt sich Helene nicht geschlagen. Mit der Unterstützung ihrer schönen und unerträglich perfekten Schwester, der Staatsanwältin Lisa, macht sie sich auf die Suche nach dem wahren Mörder. Eine heiße Spur führt die ungleichen Geschwister in den scheinbar idyllischen Spreewald. Doch im brandenburgischen Dickicht lauern außer blutrünstigen Mücken noch weitaus gefährlichere Gegner.

Was störte? Die Charaktere waren völlig überzogen und unglaubwürdig, die Handlung machte abstruse Wendungen, vieles war schlichtweg nur platt, und von den rassistischen Untertönen fange ich gar nicht erst an. Weil aber alles so abstrus konstruiert war, hielt ich dann doch bis zum Ende durch. Dennoch: Das Buch macht keine Lust, mehr von Cathrin Moeller zu lesen.

Spannend hingegen war "Der Teufel von Uri*" von Silvia Götschi. Schriftstellerin Sophie Mars soll im abgelegenen Andermatt neue Kraft tanken und ihre Schreibblockkade überwinden. Doch dann trifft sie in der Schöllenenschlucht auf eine offenbar geistig verwirrte Frau, die behauptet, vom Teufel verfolgt zu werden. Sophie will der Sache auf den Grund gehen und stößt auf ein lange zurückliegendes Verbrechen. Zugleich erhält sie verstörende Drohungen. Fordert der Teufel ein neues Opfer?

Auch, wenn mir relativ schnell klar war, wie die einzelnen Verbrechen miteinander zusammenhängen müssen und wer der Täter sein könnte, die Handlung einige Länge hatte, gefiel mir der Krimi - und stillte meine Sehnsucht nach Bergen. Vielleicht sollte ich die Schweiz mal als Urlaubsziel ins Auge fassen. Jedenfalls lieh ich mir weitere Krimis von Götschi aus.

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