Dienstag, 28. Februar 2023

Ausgelesen: Bücher im Februar 2023

Ich habe immer mindestens 
einen Mitleser.

Im Februar las ich mich weiter durch die Reihe "Kaffee? Tee? Mord!" von Ellen Barksdale*. Die letzten Bände werden mich auch noch im März beschäftigen, und dann muss ich mal gucken, welche Bände ich nicht in der Onleihe bekam, sondern auf den Kindle lade - falls ich mich entscheide, meine umzugsbedingte Buchkaufdiät aufzugeben. Bislang kaufte ich Bücher, die ich nicht über die Onleihe bekam, ja analog, weil ich den lokalen Buchhandel unterstützen möchte und die Bücher an Mudderns weitergab, aber Mudderns liest ja nicht mehr (und eine Weitergabe über einen öffentlichen Bücherschrank gestaltet sich hier schwierig, sowohl in der alten als auch in der neuen Heimat). 

Im Mittelpunkt der "Kaffee? Tee? Mord!*"-Reihe steht Nathalie Ames, die von ihrer Tante den Black Raven erbte, ein Pub mit Café und Hotel im Dorf Earlsraven. Bevor sie den Betrieb verkauft, muss sie ein Jahr dort leben. Die Liverpoolerin merkt schnell, dass ihr das Landleben gefällt, zieht ganz auf's Land und schließt Freundschaft mit Köchin Louise Cartham, einer ehemaligen Geheimagentin, und dem Polizisten Ronald Strutner. Schnell bildet sich eine größere Clique, die gemeinsam Morde aufklärt - die Mordrate im Dorf Earlsraven ist ähnlich bedenklich wie die in der Grafschaft Midsomer.  

Ich hab's leider nicht geschafft, die Bände chronologisch zu lesen, was schade ist, denn ich mag's ja, die Entwicklung der Figuren zu verfolgen. Aber mir fehlte einfach die Kraft, die Bücher entsprechend zu listen. Die Bände sind zwar in sich abgeschlossen, nehmen aber manchmal Bezug auf den Band davor. Dennoch: Sie müssen nicht chronologisch gelesen werden. 

Doof finde ich es, wenn sich Logikfehler einschleichen, die ein Lektor oder Korrektor hätte merken müssen. So spielt ein Teil der Handlung von "Mord mit spitzer Feder*" im 17. Jahrhundert - wahlweise 1567, 1650 oder 1710 ... Okay, im historischen Gesamtzusammenhang betrachtet, ist es sicher egal, ob 16., 17. oder 18 Jahrhundert ... Dann wiederum weiß Martin Lazebnik in "Sister Sallys letztes Halleluja*" nicht mehr, welchen Sänger er verklagen will, Elton John oder Paul McCartney, werden Fingerabdrücke mittels Fotografien bestimmt. Ich mag ja überraschende Wendungen, aber manches ist an den Haaren herbeigezogen, so, als sei die Seitenzahl geschafft, müsse die Handlung jetzt enden. Und Geschichten wie "Der Besuch des lächelnden Belgiers*", eine Hercule-Poirot-Würdigung, finde ich eher albern.

Unterm Strich aber ist die Reihe wirklich nett und vertreibt schlaflose Nächste oder Wartezeiten auf Krankenhausfluren.    

*Affiliate links

Samstag, 25. Februar 2023

Samstagsplausch KW 8/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLIV

Ich bin weiterhin über das Ende
meiner Kraft hinaus.
Sonntag wurde Mudderns Oberschenkelhalskopfbruch operiert. Laut Arzt verlief die OP "sehr, sehr gut". Als ich nachmittags ins Krankenhaus kam, war Mudderns einerseits auch guter Dinge, verstand aber nicht, warum sie noch nicht aufstehen darf, wo doch auch schon gleich ein Rollator parat stand. Andererseits dachte Mudderns, sie wäre immer noch im Pflegeheim und verstand nicht, was die vielen Menschen in ihrem Zimmer machen - sie lag in einem Dreibettzimmer, weil kein Privatzimmer frei war. Die Verwirrtheit sollte auch in den kommenden Tagen bleiben. 

Viel schlimmer ist, dass Mudderns nicht auf die Beine zu bekommen ist, nachdem sie Sonntag nicht aufstehen durfte. Sie will oder kann partout nicht laufen. Gestern wurde sie schon wieder ins Pflegeheim entlassen - von einer Reha war keine Rede mehr, eben weil die OP so gut verlief, weil meine Mutter sie komplett verweigert, sich im Krankenhaus weigerte, das Bett zu verlassen. Sie selbst beharrt darauf, dass sie einen Rollstuhl braucht. Ich bin gespannt, ob wir eine Verordnung bekommen oder den selbst kaufen werden, muss aber erstmal sehen, wann ich ihren Arzt erreiche, denn in den kommenden beiden Wochen habe ich selbst einige Arzttermine, muss den Gatten ins Krankenhaus begleiten (und "nebenbei" auch arbeiten), und diese Woche war ihr Arzt im Urlaub. Und wenn die Verordnung da ist, ist klar, dass das örtliche Sanitätshaus, das einzige, mit dem die Krankenkasse zusammenarbeitet, erst nach Monaten liefern wird - der Laden ist einfach unmöglich - und dass Mudderns das Krankenkassenmodell aus Prinzip nicht gefällt. Es wäre also einfacher und nervenschonender, einen Rollstuhl privat zu kaufen.

Da Mudderns sich weigert, das Bett zu verlassen, befürchte ich, dass sie jetzt endgültig zum Pflegefall wird. Diese Phasen, in denen sie nicht das Bett verlässt, hat sie seit sechs Jahren zwischen Januar und März. Bislang schaffte ich es immer, sie da raus zu bekommen, seit drei Jahren mit Hilfe ihrer  Gesellschafterin, aber jetzt habe ich keine Kraft mehr, dagegen an zu gehen. Jetzt, wo sie sich zusätzlich weigert, ihr Antidepressivum zu nehmen, kann ich einfach nicht mehr. Ich kann auch nicht, wie von ihr verlangt, täglich zu ihr kommen. Sie beharrt immer noch darauf, dass ich den Gatten "ins Heim gebe", meine Arbeit kündige und mich ausschließlich um sie kümmere.

Also bleibt Mudderns im Bett liegen, wofür sie mir die Schuld gibt, versorgt durch die Pflegekräfte, sofern sie die an sich heran lässt und nicht angreift. Sie isst immer weniger, nimmt immer weiter ab. Es ist schwer, das mit anzusehen, aber ich kann schlichtweg nicht mehr. Mudderns will nicht kooperieren, begreift nicht, dass sie sich mit diesem Verhalten am meisten schadet. Wenn ich sie besuche oder mit ihr telefoniere, werde ich die meiste Zeit über angeschrien, was ich nur begrenzte Zeit aushalte. Mudderns ist nach wie vor nicht dement, sondern handelt bei vollem Bewusstsein, und ich weiß nicht, ob es das besser oder schlimmer macht.

Hier gilt seit mittlerweile 154 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Anfang Januar hatte er einen Schlaganfall, von dem er sich gerade erholt.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte.  

Diese Woche hatte ich eigentlich Urlaub, wie immer um diese Zeit, wenn möglich. Dass der Urlaub nicht erholsam würde, war von Anfang an klar, denn wir wollten Malerarbeiten erledigen, möglichst viel schaffen, bevor die Bodenleger kommen. Dann kam noch Mudderns Krankenhausaufenthalt dazu. Dienstag merkte ich, ich habe für die Renovierung keine Kraft mehr, würde nie und nimmer rechtzeitig fertig werden können. Die Erkältung, die mir letzte Woche zu schaffen machte, war mit Wucht zurückgekommen, ich hustete, bekam keine Luft, hatte Fieber und Halsschmerzen, wollte nur noch ins Bett. Der Gatte war auch nicht richtig einsatzfähig, kämpft noch mit seiner Bronchitis, von seinen sonstigen Beschwerden ganz abgesehen. Wir schlafen mal wieder keine Nacht durch. So kamen wir nicht zum Arbeiten. Ich kann auch nicht viel alleine machen, denn mir fehlt halt die Kraft. Ich möchte einfach nur noch schlafen. 

Wir entschieden uns, über myhammer einen Maler zu suchen, hatten Glück, fanden einen, der spontan Zeit hatte und einen akzeptablen Preis für vier Zimmer und einen Flur machte. Er legte sogar schon diese Woche los, so dass das Obergeschoss schon gestrichen ist. Das Erdgeschoss kommt in den nächsten Tagen dran, und wenn der Bodenleger kommt, ist das erledigt. 

Eigentlich sollte das Geraffel, das noch im Wohnzimmer stand, schon auf Keller, Küche und Dachboden verteilt sein, damit die Bodenleger arbeiten können, aber in der Nacht zu Freitag verabschiedete sich vier Tage vor Ablauf der Garantie die Pumpe des Luxus-Luftbetts* des Gatten mit einem Knall, lag er auf dem Boden. Wir entschieden uns, schon gestern nach Hause zurückzufahren, müssen dafür morgen wieder ins Haus, um umzuräumen. Mein Discounter-Luftbett verabschiedete sich schon letzte Woche, ich habe inzwischen ein neues. Für den Gatten haben wir inzwischen ein einfaches Bett gekauft, das später Gästebett wird. Da wir nicht zwei Gästebetten brauchen, hoffe ich, dass mein Luftbett noch etwas durchhält.

Wir haben auch ohne die Malerarbeiten noch genug zu tun, müssen doch die Paneele im Treppenhaus noch lackiert werden, müssen zwei Treppen neu gemacht werden, müssen Fliesen lackiert werden. Das würde der Maler natürlich auch machen, aber der Gatte hat den Ehrgeiz, das Treppenhaus selbst zu schaffen, und ich habe Lust, die Fliesen zu lackieren. In dieser Woche schaffte ich es immerhin im Obergeschoss, die letzte Zimmertür zu lackieren, lackierte die Türrahmen und einen Handlauf und tapezierte. Vor allem bei letzterem zeigte sich, dass der Gatte und ich einfach ein gutes Team sind. Für Küche und unteren Flur werden wir wohl wieder den Maler engagieren, wenn's so weit ist. 

Als nächstes müssen wir einen Elektriker finden, der sich um den Kurzschluss in der Küche kümmert, und einen Fliesenleger, wobei wir uns vorher erstmal für Fliesen entscheiden müssen. Das gestaltet sich schwierig, denn wir können uns auf keine einigen. Immer, wenn einem eine Fliese gefällt, fragt der andere: "Gibt's die auch in hübsch?!" Wenn Küche und Flur gefliest sind, der Kurzschluss beseitigt ist, können wir uns um die neue Küche kümmern. Inzwischen ist auch klar, dass der Bodenleger unsere Kellertreppe erneuern kann. Weil aber die Setzstufen einen Knick haben und deswegen nicht verblendet werden können, müssen sie anschließend gestrichen werden. Das sollte zu schaffen sein, entweder durch uns oder durch den Maler. Vielleicht verzichten wir auch auf den Anstrich, denn die Setzstufen sind nicht das Problem, sondern die Trittstufen. Im Vergleich zum Verlegen von Kork- und Laminatboden ist die Erneuerung der Kellertreppe unverhältnismäßig teuer, aber wir haben keine Wahl. Mir reicht es schon, zwei Holztreppen selbst zu erneuern, sprich Teppich zu entfernen, die Trittstufen abzuschleifen und neu zu lackieren. 

Im Garten ging's weiter. Ich nutzte den sonnigen Sonntag, um unzählige mulsche Äpfel und Laub aufzusammeln - eine Biotonne und drei Grünabfallsäcke wurden voll (und die Biotonne riecht auch nach der Leerung noch wie eine Mosterei). Misstrauisch beäugt wurde ich dabei von Amseln. Eine hüpfte fast in die Tonne. Kein Wunder, dass die Amseln verrückt nach den Äpfeln sind, so vergoren, wie die waren. Außerdem setzte ich Narzissen, Krokusse, Schneeglöckchen und Hyazinthen, die ich aus dem Hamburger Garten mitnahm, in den Vorgarten. Was soll ich sie da lassen?! Der Garten ist ansonsten eine Wundertüte. Ich bin gespannt, was uns im Laufe des Jahres blüht. Auf dem Rasen strecken aktuell Krokusse ihre Köpfe heraus und in den von Fallobst und Laub befreiten Beeten scheinen Tulpen herauszukommen. Da Mudderns sich jahrelang nicht um den Garten kümmerte, waren die Blumen unter den Laubschichten lange nicht zu sehen.

Den halbwegs sonnigen Mittwoch nutzte der Gärtner, um die schmale Gartentreppe so zu verbreitern, dass wir Biotonne, Rasenmäher und perspektivisch auch Rollator von der Terrasse in den Garten schieben können. Nächster Schritt ist dann, dass wir uns auf Palisaden und Gartenhäuschen einigen, damit der Asbestschuppen abgerissen und an seiner Stelle ein Gewächshaus aufgestellt werden kann. Bislang wissen wir nur, welches Gewächshaus wir möchten ... 

Der Heizungsbauer war da, und zum Glück gab's keine böse Überraschung. Nicht, dass wir eine erwarteten, denn um die Heizung kümmerte sich Mudderns anscheinend wirklich, aber bei einem alten Haus weiß man ja nie. Es gibt ein Dutzend neuer Thermostate und einen Hydraulikabgleich. Für den gibt es zwar eine Förderung, aber die Anträge sind derart kompliziert, dass ich sie nicht verstehe und wir vermutlich darauf verzichten werden. Mal gucken, wann der Kostenvoranschlag kommt, wie er aussieht und wann die Arbeiten ausgeführt werden können. Es eilt ja nicht, die Heizung läuft außer in zwei Räumen (und der Heizungsbauer veränderte die Einstellungen etwas, so dass wir nicht mehr 24 Grad haben, ob wir wollen oder nicht). In den beiden Räumen, in denen die Heizung streikt, müssen nur die Thermostate ausgewechselt werden, nicht die Heizkörper. Mit Glück kann der Heizungsbauer auch den alten Kohleofen ausbauen, brauchen wir dafür keinen Kaminbauer (den brauchen wir zwar ohnehin, weil ein Kamin eingebaut werden soll, aber so wäre das schon mal erledigt).

Gegenüber des alt-neuen Hauses zieht eine Kindheitsnachbarin aus. Das überlegte sie schon länger, weil das große Haus ihr zusehends zu mühsam wird, aber jetzt ist es tatsächlich so weit. Ich werde die Nachbarin vermissen, ihre Energie und ihre positive Art, vor allem auch ihr umfangreiches Gartenwissen. Immerhin, sie bleibt im Dorf, so dass wir uns vielleicht mal beim Einkaufen sehen. Es ist schön, ihre Freude über die neue Wohnung zu hören und sehen. Sie ist 79, lebte über 50 Jahre im Haus und wagt nun den Neuanfang. Ein wenig wehmütig bin ich, weil ich denke, dass hätte auch Mudderns sein können, hätte sie sich dafür entschieden, dass es ihr gut gesehen soll. Anstelle der alten Dame zieht nun ein junges Paar mit Baby ein, und die alte Dame lässt es sich nicht nehmen, jetzt nochmal den Garten frühlingsfein zu machen. Die unzähligen bunten Stiefmütterchen sind eine Freude für's Auge, und ich hoffe, die neuen Nachbarn haben Sinn dafür. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Beide waren die, die dieses Woche an unseren 21. Hochzeitstag dachten. Von meiner Mutter ist das nicht mehr zu erwarten. Sie wütet nur noch.

Der Januar brachte einen Schlaganfall, der Februar einen Oberschenkelhalskopfbruch. Ich kann den März kaum erwarten.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. / *Affiliate link

Samstag, 18. Februar 2023

Samstagsplausch KW 7/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLIII

Gemütszustand. Ich bin weit über
das Ende meiner Kraft hinaus.
Sonnabend verzichteten wir darauf, auf den Wochenmarkt zu gehen, damit wir gleich morgens mit den Renovierungsarbeiten anfangen konnten. Ich schliff also vor der Mittagszeit die letzte von drei Türen im Obergeschoss, drei Türzargen und schon mal den ersten Handlauf von der Treppe zum Dachgeschoss. Das Treppenhaus streicht der Gatte ja gerade weiß. Handläufe, Treppenwangen und Türzangen werden anthrazit, die Treppenstufen weiß, wenn wir da irgendwann mal die vollflächig verklebte Auslegeware entfernten. Bislang war alles Ton in Ton braun, sehr dunkel. Nachmittags strich ich die Tür und den Handlauf. Zwischendrin erledigten wir den Teil des Wocheneinkaufs, für den wir das Auto brauchten, weil es zu viel für den Hackenporsche war.

Sonntag wollte ich eigentlich weiter lackieren, aber der Gatte war erkältet und in der Wohnung besser aufgehoben, also fuhren wir schon mittags wieder zurück. In Hamburg erwarteten uns gute Nachrichten, u.a. die, dass der Gatte jetzt "richtiger" Rentner ist. Bislang war er befristet verrentet für den Fall, dass er wieder arbeitsfähig würde. Davon ist nicht auszugehen, und wir sind froh, dass auch die Rentenversicherung zu dem Ergebnis kam.

Hier gilt seit mittlerweile 153 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Anfang Januar hatte er einen Schlaganfall, von dem er sich gerade erholt.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte.  

Bis gestern Abend dann hatte ich die Hoffnung, dass es eine für unsere Verhältnisse ereignisarme Woche würde. Ich war zwei Tage krank, weil mich der Gatte mit seiner Erkältung ansteckte, und arbeitete ansonsten.

Die Arbeitstage waren anstrengend. Es gab ein Gespräch mit Kollegin Copycat mit dem Ergebnis, dass sie die Finger von meinem Projekt lässt, ich also keine Hilfskraft mehr bin, sondern weiterhin verantwortlich. Das ist erfreulich, kam überraschend, denn bislang hieß es seitens der Chefs ja, ich bilde mir die Übernahme-Ambitionen nur ein. Dadurch, dass ich jetzt doch keine Hilfskraft bin, habe ich wieder alle Hände voll zu tun. Das ist schön, denn mein Projekt macht mir ja Spaß. Ansonsten gibt es alle naslang wichtig, wichtig Sitzungen. Die machen weniger Spaß, denn es sind weiterhin zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer. 

Gestern Abend rief dann Mudderns Pflegeheim an: Mudderns stürzte, wieder mal, diesmal aber so schwer, dass es keine Diskussion gab, ob sie ins Krankenhaus kommt, sie es sogar von sich aus wollte. Anderthalb Stunden später rief dann das Krankenhaus an: Mudderns hat einen Oberschenkelhalsbruch, der operiert werden muss, und bekommt eine Prothese. Heute fuhr ich also um halb sieben ins Krankenhaus, um die Einwilligung in die OP zu geben, und morgen wird operiert. Mudderns wollte die OP erst verweigern, ließ sich aber umstimmen, als sie hörte, dass ich da wäre und die Einwilligung geben würde. Es gibt ja keine andere Möglichkeit. 

Wenn alles nach Plan läuft, bleibt Mudderns fünf Tage im Krankenhaus und kommt dann drei Wochen in die Reha, die mit Glück auch im Krankenhaus stattfindet. Da ich meine Mutter kenne, gehe ich nicht davon aus, dass es nach Plan läuft. Schon jetzt verweigert sie jegliche Kooperation und mischt die Station auf. Sie besteht darauf, ausschließlich von mir gepflegt zu werden. Ja, nee, is klaa. Die beiden Frauen, mit denen sie das Zimmer teilt, werden vermutlich zusehen, dass sie schnell entlassen werden. Ich muss morgen unbedingt klären, ob das Krankenhaus von ihrer Privatversicherung informiert ist, denn ein Einzelzimmer wäre für die Mitpatienten nervenschonender - falls eines frei ist, denn heute Früh waren auch Patienten im Flur untergebracht. 

Beeindruckt war ich von der Zeit, die sich alle für mich nahmen, denn das kenne ich anders. Mir wurden alle Fachbegriffe erläutert, mir wurde die OP genau geschildert, der Chirurg stellte sich vor - und das alles trotz der Arbeitsbelastung, die unübersehbar war. So musste ich anderthalb Stunden warten, bis die Ärzte Zeit hatten, weil die Notaufnahme gerade gesperrt war. Ungewohnt im Vergleich zum riesigen Bezirkskrankenhaus in Hamburg war auch, dass jeder jeden auf dem Flur grüßte. 

Im Krankenhaus ist übrigens weiterhin Corona: Eingeschränkte Besuchszeiten, Maskenpflicht, nur ein Besucher pro Tag und der auch nur mit Corona-Test. Wäre nicht meine Unterschrift für die OP erforderlich gewesen, wäre ich auch heute Früh nicht so ohne Weiteres zu Mudderns gelassen worden.  

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Donnerstag, 16. Februar 2023

#12von12 im Februar 2023

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine Februar-Bilder.

#1: Gartenblick. Es bleibt heute trübtimpselig.

#2: Der Gatte und die Tiere fahren schon mal vor.

Der Tag beginnt deutlich später als am letzten Sonntag. Wir konnten halbwegs durchschlafen, und ich stellte keinen Wecker, denn ich beschloss, dass ich eine Mutter-Pause brauche, weil ihr Verhalten meine Kraft übersteigt. Es ist ja nicht so, dass sie nicht weiß, was sie macht, sondern sie ist bewusst manipulativ, spielt alle gegeneinander aus, setzt Aggressionen bewusst ein. Wenn da jetzt tatsächlich noch eine Demenz dazu kommt, wie von Hausarzt vermutet, dann Prost Mahlzeit. 

#3: Abwasch. Ich vermisse die Spülmaschine.

#4: Hier sieht man, warum ich noch immer mit dem Auto fahre: Neben CPAP-Gerät und Dienst-Klapprechner müssen auch immer noch Klamotten mit. Mit dem ÖPNV bräuchte ich 20 Minuten Fußweg und zwei Stunden Fahrtzeit mit mindestens drei Umstiegen. Mit den Auto brauche ich maximal eine Stunde, meistens die Hälfte.

Der Gatte kränkelt, und so fahren wir nach einem späten Frühstück nach Hamburg zurück, denn zu Hause lässt sich besser auskurieren als auf der Baustelle. Er fährt vor, ich kümmere mich noch um den Haushalt. 

#5: Die Waschmaschine müffelt, und ich hoffe, ein Waschgang mit Zitronensäure hilft. Das klappt tatsächlich.

#6: Die Wäsche vom letzten Sonntag abhängen. Ich bin eine faule Hausfrau ...

In Hamburg angekommen, hieve ich die Taschen in die Wohnung, auch die aus dem Wagen des Gatten, und widme mich dem hiesigen Haushalt ... 

#7: Bald ist Valentinstag.

#8: Ein bisschen bloggen.

Nachmittag und Abend werden ruhig. Der Gatte schläft warm eingepackt, das Beste, was er gegen die Erkältung machen kann, und ich blogge, wechsle irgendwann auf's Sofa und stricke. Es geht früh ins Bett. 

#9: Langsam steige ich nicht mehr durch die Liste mit dem Inhalt der beiden Tiefkühler durch ... 

#10: Obstsalat für den kommenden Tag machen.

Der obligatorische Rückblick in die ersten drei Corona-Jahre: Am 12. Februar 2020 beschäftigen mich meine Wechseljahrsprobleme, stand eine OP an. Drei Jahre später bin ich immer noch mit den Wechseljahren beschäftigt, aber es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass ich keine neue OP brauche. Am 12. Februar 2021 machte ich meinen ersten Corona-Test. Am 12. Februar 2022 waren die Tests schon Routine ... Dabei hoffte ich so sehr, spätestens mit der Impfung würden wir diese Moppelkotze los.

#11: Der vorletzte Streifen für die Nesteldecke.

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

*Affiliate links

Montag, 13. Februar 2023

Ausgelesen: Bücher im Januar 2023

Lesen mit Schnuffi 2.0. Sein
Vorfahr wurde versehentlich
beim Entrümpeln entsorgt.
Durch die vielen schlaflosen Nächte komme ich momentan sehr viel zum Lesen. Dementsprechend lang ist die Leseliste für Januar. 

Viel Spaß machte mir "Hafenmörder*" von Christoph Elbern*. Im Mittelpunkt stehen der Bakteriologe Carl-Jakob Melcher, der am Tropeninstitut arbeitet, und sein Freund Martin Bucher, ein Polizist. Am Hamburger Hafen werden mehrere Männer ermordet und mit einem in die Stirn geritzten Zeichen markiert aufgefunden. Weil eines der Opfer offenbar an Cholera erkrankt ist, wird Melcher hinzugezogen. Die Atmosphäre in der Stadt ist aufgeheizt: Die Cholera-Epidemie liegt noch nicht lange zurück, und die Wahl zur Bürgerschaft steht an. Melcher sucht mit Bucher zwischen reichen Kaufleuten, Ganoven und Anarchisten nach dem Täter und stößt auf einen erschreckenden Verdacht. Ich freue mich auf die Fortsetzung "Tödlicher Schlaf*", die im März erscheint. Die umzugsbedingte Buchkaufdiät hindert mich leider an der Vorbestellung.  

Auch "Die stumme Tänzerin*" spielt im alten Hamburg. Helga Glaesener* beschreibt die Arbeit der weiblichen Kriminalpolizei, die es seit 1927 in Hamburg gibt. Auch die freiheitsliebende Paula, Tochter aus gutem Hause,  heuert dort an, sehr zum Missfallen ihrer Familie. Als eine Tänzerin ermordet und obszön entstellt wird, gelingt es, Paula und eine weitere Kommissarin in der bisher rein männlich besetzten Mordkommission unterzubringen. Angeführt wird diese Ermittlungsgruppe von Martin Broder, der gezeichnet ist von den Gräueln des Großen Krieges und der sich schwertut mit den «unfähigen Weibern». Doch die Frauen arbeiten mit präziser Logik und kühlem Witz. Zunächst führen ihre Ermittlungen ins Rotlichtmilieu, als aber ein weiteres Opfer aufgefunden wird, keimt in Paula ein ungeheuerlicher Verdacht auf. Die Handlung ist spannend bis zum Schluss. Auch hier freue ich mich auf den zweiten Band "Das Kind der Lügen*" - sobald er in der Onleihe ist oder meine Buchkaufdiät mit dem Umzug beendet ist. 

Nach Düsseldorf und Berlin ging's mit der bislang zweibändigen Reihe um den Polizisten Thomas Engel, geschrieben von Thomas Christos*. Die Reihe beginnt "1965*" in Düsseldorf, genauer in Kaiserswerth. In der alten Ruine wird ein junges Mädchen tot aufgefunden. Der junge Kriminalbeamte Thomas Engel wittert seinen ersten großen Fall und stürzt sich in die Ermittlungen. Schon bald entdeckt er, dass es nicht das erste Opfer ist, das in der abgelegenen Ruine gefunden wurde. 1939 gab es schon einmal einen ähnlichen Fall. Damals schritt die Gestapo ein und ließ den Mörder hängen. Ist es Zufall, dass sich die Geschichte wiederholt? Engel hat das Gefühl, dass etwas vertuscht werden soll und gerät schnell mitten hinein in alte Seilschaften, die beste Verbindungen in höchste gesellschaftliche Kreise unterhalten. Ein Jahr später, "1966*", hat es Engel nach West-Berlin verschlagen, um bei der Mordkommission in der geteilten Stadt ermitteln zu können. Doch es kommt anders: Statt Mörder sind Spione sein täglich Brot, denn die Stadt ist voll davon. Die Alliierten tun alles, um an Informationen von der Gegenseite zu kommen. Dass sie dabei nicht zimperlich vorgehen, erfährt Engel gleich an seinem zweiten Tag im Dienst. Bei der Observation eines Verdächtigen geht alles schief, Engel nimmt die Verfolgung auf und gerät mitten hinein in den Kalten Krieg zwischen Ost und West. Ich hoffe auf einen dritten Band. 

Etwas ruhiger wurde es mit "Gefahr hinterm Deich*", dem siebten Band der "Taxi, Tod und Teufel"-Reihe von Lena Karmann*. Sarah und James haben ihre zweiten Flitterwochen in James' Heimat verbracht. Doch kaum sind die beiden nach Ostfriesland zurückgekehrt, wartet schon der nächste Fall: Eine Einbruchsserie in Palinghuus und Umgebung sorgt für Unruhe. Bald schon spitzt sich die Lage zu, denn beim nächsten Einbruch gibt es Tote! Aber was genau suchen die Einbrecher? Und wofür lohnt es sich zu morden? Sarah und James ermitteln fieberhaft - ihre neue Mitbewohnerin und eine große Lieferung Plüschnilpferde vor ihrer Haustür sind dabei allerdings nicht gerade hilfreich. Die Reihe ist nette Unterhaltung, die sich auf Krankenhausfluren oder in schlaflosen Nächten schnell wegliest.

Spannend war "Dunkelkammer*", der Auftakt um die vierbändige Reihe um den Pressefotografen Bronski von Bernhard Aichner*. Es ist Winter in Innsbruck. Ein Obdachloser rettet sich in eine seit langem leerstehende Wohnung am Waldrand. Im Schlafzimmer findet er eine Leiche, die dort seit zwanzig Jahren unentdeckt geblieben war. Ein gefundenes Fressen für Pressefotograf David Bronski. Gemeinsam mit seiner Journalistenkollegin Svenja Spielmann soll er vom Tatort berichten und die Geschichte der Toten recherchieren. Dass dieser Fall jenseits des Spektakulären aber auch etwas mit ihm zu tun hat, verschweigt er. Die Handlung nimmt viele Wendungen und bleibt dadurch spannend, wird dadurch aber auch gelegentlich etwas verwirrend. Ich freue mich auf die anderen drei Bände.

"Berlinopoly*" ist der zweite Band von Bernd Hettlage* mit dem Antiquitätenhändler Jan Keppler, der mehr oder weniger aus Notwendigkeit heraus zum Privatdetektiv wird. Ein Toter liegt im Hof des Nachbarhauses von Kepplers Geschäft. Es ist der Hausverwalter Oliver Möchtling, der von einem Gerüst gestürzt ist - oder wurde er gestoßen? Das Gebäude wird gerade modernisiert und die Wohnungen werden in Eigentum umgewandelt. Die Polizei verdächtigt mehrere Hausbewohner, etwas mit dem Todesfall zu tun zu haben, und nimmt schon bald einen jungen Mann aus dem Erdgeschoss fest. Doch Jan und sein Freund, der Journalist Gerry Schmitz, glauben nicht an dessen Schuld. Atmosphärisch dicht, viel Lokalkolorit und Kritik an der Gentrifizierung - lässt sich gut lesen und macht Lust auf den ersten Band, "Neuköllner Wut*".

Seit Ende des Monats lese ich mich kreuz und quer durch die Reihe "Tee? Kaffee? Mord!" von Ellen Barksdale*. Ich begann zumindest chronologisch mit "Der doppelte Monet*" und "Die letzten Worte des Ian O'Shelley*", machte aber den Fehler, mir die Reihenfolge der Bände nicht zu notieren, und lese sie jetzt so, wie sie auf dem Tolino erscheinen. ImMittelpunkt steht Nathalie Ames, die von ihrer Tante einen Pub mit Café und Hotel in einem englischen Dorf erbte und sich sehr schnell entschloss, dafür ihr Leben als Statistikerin in Liverpool aufzugeben. Die bislang 24 Bände haben jeweils bummelig 140 Seiten, und die Reihe ist ebenfalls nette Unterhaltung, die sich auf Krankenhausfluren oder in schlaflosen Nächten schnell wegliest. Sie beschäftigt mich auch noch im Februar. 

*Affiliate links

Samstag, 11. Februar 2023

Samstagsplausch KW 6/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLII

"Langsam wird's hektisch", sagte der Gatte, als wir Dienstag eine ruhige Minute hatten - also, ich hatte eine ruhige Minute, er hatte einen ruhigen Tag nach einer arg unruhigen Nacht. Diese Woche war selbst für unsere Verhältnisse ausgesprochen ereignisreich.

Der Himmel kann Drama.

Sonnabend war's noch einigermaßen ruhig, erledigte ich den Wocheneinkauf alleine und zu Fuß, ein Vorteil des Wohnens in der Innenstadt. Danach ging's auf der Baustelle weiter.

Der Sonntag war anstrengend. Mudderns machte ungewollt eine wahre Feststellung. Angesprochen auf eine Flasche Multivitaminsaft, die ich auf ihrem Tisch entdeckte und über die ich sagte, sie zu trinken würde ihr bestimmt gut tun, schrie sie mich an, sie wolle nicht, dass ihr etwas gut tut. Genau das ist das Problem.  

Montag telefonierte ich mich durch die Innungsliste der SHK-Gewerke, um einen Heizungsbauer zu finden. Nach unzähligen Absagen, weil man entweder keine Neukunden mehr nimmt oder, wenn doch, nur, wenn gleich die komplette Heizungsanlage ausgetauscht wird, sagte eine Büro-Dame dann doch tatsächlich: "Also, diese Woche wird's leider nichts mehr. Geht nächste Woche?" Ich war inzwischen schon froh über einen Termin in diesem Jahr, überlegte bereits, die Suche auf Hamburg und Schleswig-Holstein auszudehnen, und konnte kaum glauben, was ich hörte. In zwei Wochen kommt also ein Heizungsbauer! Er macht einen Hydraulikabgleich, wechselt die Thermostate aus und guckt, ob ansonsten alles okay ist. Überraschungen sollte es nicht geben, denn der Schornsteinfeger war ja schon da, aber evtl. muss der eine oder andere Heizkörper ausgewechselt werden. Ich lernte, dass der Heizungsbauer nicht für den alten Kohleofen zuständig ist, dass wir dafür einen Kamin- und Luftheizungsbauer benötigen. Da ohnehin ein Kamin eingebaut werden soll, wird das die nächste Innungsliste sein, die ich abtelefoniere, gleich nachdem ich einen Elektriker fand.  

Montag sorgte ich auch noch für den Austausch meines CPAP-Geräts, bekam spontan einen taggleichen Zahnarzttermin und koordinierte de nächsten Aufträge des Gärtners. Der fuhr diese Woche den "Komposthaufen" ab, also den Haufen, auf den Mudderns alles warf, was sie nicht mehr haben wollte, und suchte dann vergeblich nach der kleinen Terrasse, die es darunter geben sollte. Da muss also gepflastert werden, bevor wir ein Gartenhäuschen aufstellen lassen können, aber das macht der Gärtner auch, sobald wir uns entschieden haben, welches Gartenhäuschen wir haben wollen. Bislang wissen wir allerdings nur, welches Gewächshaus wir wollen, nur ehe das aufgebaut werden kann, musst der alte Asbestschuppen entsorgt werden, was erst geht, wenn wir ein neues Gartenhäuschen haben ...  Als nächstes kümmert sich der Gärtner um die kleine Gartentreppe, die so verbreitert werden soll, dass man nicht nur Rasenmäher und Mülleimer kommod herunterschieben kann, sondern später auch eien Rollator. 

Das neuen CPAP-Gerät kam schnell - die Corona-Hochphase ist vorbei, Beatmungstechnik ist wieder verfügbar. Das sah vor einem Jahr noch anders aus. Da wartete ich vier Wochen auf eine neue Maske. Das Gerät ist digital und kommunikativ, nutzt keine Smileys, sondern ganze Sätze, wird am liebsten mit App genutzt und muss auf Standby laufen, lässt sich nicht abschalten ... Aber das Design ist schon hübsch.

Hier gilt seit mittlerweile 152 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Vor vier Wochen hatte er einen Schlaganfall, von dem er sich gerade erholt.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte.  

Dienstag meldete sich der Bodenleger, den wir frühestens im Mai erwarteten. Er kommt jetzt in vier Wochen, dusseligerweise gerade in der Woche, in der der Gatte und ich unverschiebbare Termine haben. Aber gut, das kriegen wir irgendwie hin. Wir wollen ja, dass es schnell weitergeht, und der nächstmögliche Termin wäre Wochen später. Nur wird's jetzt halt hektisch, weil möglichst alle Wände gestrichen sein sollten, bevor der Bodenleger kommt. Hoffentlich schaffen wir das in meiner Urlaubswoche. Falls nicht, müssen wir halt abdecken und mit Farbflecken auf dem frisch verlegten Boden leben. Früher hätten wir das problemlos geschafft, jetzt richtet sich das Tempo nach dem Gatten, und der ist schließlich nicht umsonst berufsunfähig. Es geht also nur in kleinen Schritten vorwärts, aber es wird. Meine Eltern ließen das Treppenhaus und Teile des Wohnzimmers mit dunklen Holzpaneelen auskleiden, die Stück für Stück geweißt werden. Wenn die Sonne scheint und man zum Dachgeschoss hochgeht, ist man schon richtige geblendet - kein Vergleich zu früher! Mit dem Profi-Farbsprüher sind wir nicht wirklich zufrieden. Das Gerät verbraucht unwahrscheinlich viel Farbe, und ich finde, es wird fleckig, trotz der Airbrush-Erfahrung des Gatten. Ich vermute auch, dass ich mit Farbroller schneller bin als der Gatte mit dem Sprüher. Wir sollten mal ein Duell austragen. 

Die Treppen bleiben übrigens weiterhin schwierig. Dass der Bodenleger keine offenen Treppen kann, war ja inzwischen klar, aber aus irgendwelchen Gründen ist auch die Kellertreppe schwierig. Da war jetzt schon der zweite Bodenleger da und guckte ratlos, außerdem musste ich einen Film drehen. Mal gucken, was das wird. Am Dienstag meldete sich außerdem der Versicherungsmensch, um wegen der Haftpflicht- und Hausversicherung zu klären, wann wir umziehen, denn ursprünglich dachten wir an März/April. Wir peilen jetzt Mai an.  

Dienstag traf ich auf dem Heimweg die 90jährige, die uns gegenüber wohnt. Sie fiel mir spontan um den Hals: "Ich dachte, Sie wären schon umgezogen!" Immer, wenn ich zu Ihnen rüber gucke, ist es dunkel!" Ich mag die Dame wirklich gerne. Im ersten Corona-Jahr unterhielten wir uns von Balkon zu Balkon, winkten uns oft zu und freuten uns später, wenn wir uns im Park trafen. Ich versicherte ihr, dass wir nicht umziehen, ohne uns von ihr zu verabschieden. 

Der Rest der Woche war vergleichsweise ereignislos. Ich war wieder mal im Wesentlichen mit Mudderns beschäftigt. Wir fuhren einen Tag früher als sonst ins Haus, was für mich hieß, dass ich im Feierabendverkehr über die Autobahn musste, aber da ich früh genug aus dem echten Büro los kam, ging das sehr gut. Ich merkte richtig, wie Druck und Anspannung von mir abfielen, als ich ins Haus kaum, und wir konnten beide endlich mal wieder eine Nacht durchschlafen. 

Wenn der Bodenleger fertig ist, werde ich mir eine Woche frei nehmen, um in der Wohnung zu entrümpeln und damit wir schon ein paar fehlende Möbel kaufen können. Wir brauchen beide neue Schreibtische, ich brauche auch einen neuen Schreibtischstuhl, zudem muss das Bad eingerichtet werden. Wenn dann auch noch die Wände gestrichen sind, können wir einen Umzugstermin festlegen. Es sieht also so aus, als zögen wir noch in diesem Jahr um. 

Im Büro ist viel zu tun. Kommende Woche wird endlich offiziell, dass Kollegin Copycat mein Projekt kaperte, muss ich nicht mehr so tun, als wäre ich immer noch Projektleitung. Es muss eine Broschüre erstellt werden, es steht Pressearbeit an, was dann die Kollegin übernehmen darf, denn ich bin ja nur noch Hilfskraft. Die Stimmung ist in der ganzen Abteilung angespannt, selbst die Kollegin, die immer noch alles irgendwie möglich machte, lernt inzwischen, Nein zu sagen. Es gibt inzwischen zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer. Die Häuptlinge planen spannende Projekte, für die Indianer fehlen, denn die, die da sind, sind ausgelastet und erinnern immer öfter daran, dass sie zukünftig gerne den Projekten entsprechend bezahlt werden möchten. Aktuell sollen wir prozentgenau angeben, womit wir beschäftigt sind, um zu gucken, ob noch Ressourcen da sind. Normalerweise hätte ich gesagt, ich bin mit meinem Projekt ausgelastet, aber da ich bei dem Projekt zukünftig nur noch zu Hilfstätigkeiten herangezogen werde, warte ich ab. 

Ich bin vorsichtig optimistisch, dass die Beendigung meiner Hormonersatztherapie erfolgreich ist. Wenn ich es richtig verstand, schaffte es die Horror-Hormon-Tante, die Östrogendominanz in einen Progesteronüberschuss umzukehren, was bedeutet, dass meine Beschwerden gleich blieben, halt nur von einem anderen Hormon verursacht wurden. Ohne den Arztwechsel wäre das nicht aufgefallen, denn die Überwachung durch die bisherige gynäkologische Endokrinologin war ja gleich null. Es gibt Tage, an denen bin ich fast beschwerdefrei, und die Hitzewallungen blieben bislang auch aus. Es sind allerdings erst zwei Wochen der vierwöchigen Testphase rum, und ich kenne meinen Körper gut genug, um zu wissen, dass der für Überraschungen gut ist. 

Da ich mich für Mudderns um die Zuzahlungsbefreiung bei ihrer Krankenkasse kümmern muss und die entsprechenden Bescheinigungen ihrer Apotheken erhielt, fiel auf, dass sie seit über einem halben Jahr nicht mehr alle Medikamente bekommt. Ein Medikament wurde tatsächlich von ihrem Hausarzt abgesetzt, aber es wurde übersehen, dass sie ein Psychopharmakon nimmt. Das Fehlen könnte ihr immer extremer werdendes Verhalten erklären. Mudderns hat zwar immer wieder behauptet, es fehle eine Tablette, nur konnte sie nicht sagen, welche, und laut Medikamentenplan bekam sie alle. Dass der Medikamentenplan nicht vollständig übermittelt wurde, damit rechnete niemand. Ab kommende Woche bekommt sie ihre Mackendrops wieder, und vielleicht bringt es ja was - sofern sie die Einnahme nicht verweigert, denn sie ist der Meinung, sie braucht sie nicht wieder. Unabhängig davon ist laut Hausarzt inzwischen von Demenz auszugehen. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Diskutiert wird noch immer, wo Tantes 90. Geburtstag gefeiert wird. Schwiegermutter möchte an die See, Tante möchte zu Hause feiern. Der Gatte fand deutliche Worte, dass es Tantes Entscheidung sei, wo gefeiert wird. Mal gucken, ob's hilft. 

Montag war ich das erste Mal nach Beendigung der Maskenpflicht mit dem ÖPNV unterwegs und überrascht, wie wenig Menschen noch Maske tragen. Selbst offensichtlich vulnerable Personen verzichten darauf. Dass die Corona-Zahlen weiterhin steigen, das weiterhin täglich über 100 Menschen an Corona sterben, hat natürlich nichts mit aufgehobenen Schutzmaßnahmen zu tun ... Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Dunkelziffer ist, denn getestet wird ja kaum noch. Ende des Monats wird auch die Testpflicht für Pflegeheime und Krankenhäuser aufgehoben. In Mudderns Pflegeheim wird schon jetzt nicht mehr getestet. Der Gatte muss kommenden Monat zur Untersuchung ins Krankenhaus, möchte, dass ich ihn begleite, und ich bin gespannt, ob es das Testzentrum, in dem ich schon einen Termin habe, dann noch gibt. Der Gatte wird ja vor der Untersuchung im Krankenhaus getestet. Ich teste mich auch zunehmen seltener, bin aber auch wenig unter Menschen und wenn, trage ich weiterhin strikt Maske. Ich sehe schließlich beim Gatten jeden Tag, wohin eine simple Erkältung führen kann und lege keinen Wert darauf, Corona auszuprobieren.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Sonntag, 5. Februar 2023

#WMDEDGT 2/23: Himmel und Hölle

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln! 

Der Tag beginnt kurz nach Mitternacht. Die Nacht ist typisch für unser Leben nach dem Schlaganfall des Gatten. Das Krankenhaus versucht, endlich seinen Diabetes einzustellen, etwas, das seinem Diabetologen seit zwei Jahrzehnten nicht gelingt. Der Gatte bekam in Krankenhaus einen neuen Spritzplan, durch den er noch öfter unterzuckert als vorher. Ob das so soll? Wir hoffen jedenfalls auf den Diabetologen in der lindgrünen Hölle, zu dem der Gatte wechseln will, sobald wir umgezogen sind (und sofern der Arzt überhaupt neue Patienten nimmt).

Kurz nach Mitternacht piepst der Diabetessensor Alarm. Ich werfe einen Blick auf den Wert und wecke den Gatten, der das Piepsen nicht registrierte. Den noch halb schlafenden Gatten mit Dextrose versorgen, dann selbst versuchen, weiterzuschlafen. 

Anderthalb Stunden später der nächste Alarm. Wieder den Gatten wecken, der flucht, dass er endlich mal wieder eine Nacht durchschlafen möchte - wer nicht?! - und nochmal Dextrose einflößen. Der Gatte schläft sofort wieder ein, während ich wach liege und lese*. In der Wohnung würde ich jetzt aufstehen und etwas Hausarbeit machen oder bloggen, aber im Haus würde ich damit den Gatten wecken, denn wir haben aktuell nur ein Zimmer, das bewohnbar ist. 

Gut, dass ich noch wach bin, denn dreißig Minuten später kommt der nächste Alarm. Diesmal wird dem Gatten Apfelsaft eingeflößt, und der bringt es endlich. Ich lese noch, bis ich sicher bin, dass der Blutzucker langsam steigt, und versuche dann auch noch etwas zu schlafen. Im Halbschlaf nehme ich irgendwann wahr, dass der Gatte aufsteht, werde so weit wach, um zu registrieren, dass er keine Hilfe braucht, und schlafe weiter. 

Um acht Uhr klingelt der Wecker, wie so ziemlich jeden Sonntag, denn ich besuche Mudderns im Pflegeheim. Heute wollen wir zum Friedhof. Mein Vater hatte Todestag. Als ich im Heim ankomme, ist Mudderns schon im Foyer. Das ist gut, das heißt, sie erinnert sich daran, dass wir verabredet sind. Sie ist allerdings noch im Schlafanzug, besteht aber darauf, dass sie keinen Schlafanzug trägt. Nun denn. 

Wie nicht anders zu erwarten, ist der Ausflug ausgesprochen anstrengend. Es gelingt mit Mühe, Mudderns auf den Friedhof zu bekommen, denn die Friedhofstraße besteht aus Kopfsteinpflaster, das Mudderns mit Rollator nur schwer bewältigt, auch, wenn es nur die paar Meter von einer Straßenseite zur anderen sind. Sie kann ohnehin kaum noch gehen. Mudderns weiß nicht mehr, wo das Grab ist, und greift mich an, weil ich das auch nicht weiß. Ja, ich bin eine schlechte Tochter, ich weiß (ich war vor fünf Jahren zuletzt am Grab, und Mudderns war auch schon lange nicht mehr dort, weil sie den Weg zu Fuß nicht mehr schafft und bis heute alle Angebote, sie zu fahren, ablehnte). 

Wir schaffen es bis zur Reihe, in der das Grab meines Vaters ist, und dann verlangt Mudderns, dass ich das Auto hole, um sie bis zum Grab zu fahren. Ähm, ja, nee, is klaa. Natürlich weigere ich mich, mit dem Auto auf den Friedhof und bis zum Grab zu fahren, was einen mütterlichen Schrei- und Wutanfall zur Folge hat. Ich bin kurz davor, meine Mutter einfach stehen zu lassen. Da sie keinen Meter weitergehen will, gehe ich alleine zum Grab, um die mitgebrachten Blumen niederzulegen. Ich registriere, dass die beiden Vögelchen, die Mudderns auf einen Ziegelstein setzte, abgeplatzt sind, und nehme mir vor, bald wiederzukommen, um den Stein zu holen und den Gatten zu bitten, sie wieder festzukleben, wenn das geht.

Als ich zurückkomme, erklärt Mudderns sich bereit, zum Friedhofsausgang zu gehen - als hätte sie eine Wahl. Natürlich könnte sie sich auf den Rollator setzen und schieben lassen, aber das verweigert sie genau so beharrlich wie einen Rollstuhl. Am Ausgang weigert sie sich, die Straße zu überqueren, so dass ich den Wagen wenden und im Parkverbot abstellen muss, damit sie einsteigen kann. 

Jetzt will Mudderns Kaffee trinken, also auf zum Bäcker, der sonntags geöffnet hat. Ich habe die Straßenführungen in der alten neuen Heimat noch nicht drauf, registriere zu spät, dass ich in einer Sackgasse bin, was einen erneuten mütterlichen Schrei- und Wutanfall zur Folge hat. Beim Bäcker verzichtet Mudderns darauf, aus dem Auto auszusteigen, und ich nutze den ruhigen Moment, um neben dem Kaffee für den Gatten und mich Brötchen und Kuchen mitzubringen. Der Kuchen heißt "Himmel und Hölle". Passt. Normalerweise trinkt Mudderns Latte macchiato, aber heute ist das falsch, passt ihr irgendwas an dem Getränk nicht, ohne dass sie sagen kann, was, denn ihr fehlen die passenden Worte.

Zurück im Heim, interessiert sich niemand für einen aktuellen Corona-Test (wie gut, dass ich auf den halbstündigen Weg zur Teststelle verzichtete), drückt Mudderns mir einen Haufen Papiere in die Hand. Einen weiteren bekomme ich von einer Pflegekraft, darunter auch Rechnungen aus Dezember. Großartig. 

Mudderns zeigt mir stolz die Nesteldecke, die ihr ihre Gesellschafterin strickte. Ich freue mich darüber, nur sitze ich gerade selbst an einer Nesteldecke für Mudderns. Die brauche ich ihr nicht zu schenken, denn an die der Gesellschafterin reicht meine nicht heran. Vielleicht mag die Sandkastenfreundin sie haben für ihre demente Mutter. Andernfalls muss ich mal gucken, wem ich damit eine Freude machen kann. 

Wieder zu Hause, ist der Gatte gerade mit dem Frühstück fertig, kommen die Brötchen zu spät für ihn. Im Heim war ein Aushang, dass ein Auto-Stellplatz zu vermieten ist. Ich stimme kurz mit dem Gatten ab, dass wir einen Stellplatz möchten, rufe bei der angegebenen Telefonnummer an, erfahre die Konditionen und kann sofort vorbeikommen, um den Vertrag zu unterschreiben. Die Parksituation in der Straße, in der unser Haus ist, ist prekärer als in der Hamburger Innenstadt, so dass ich froh bin, dass wenigstens schon mal das Karlchen einen Stellplatz hat, der zudem auch nur 200 Meter entfernt ist (und erschwinglich). Der Stellplatz ist in der Anlage, in der sich neben Mudderns Pflegeheim auch betreute Wohnungen befinden. Das Ehepaar, das den Stellplatz vermietet, fragt, warum ich den Platz möchte, gehört zur Bewohnervertretung der Anlange, über die wir uns kurz unterhalten. Sie bestätigen mich daran, dass die Entscheidung, Mudderns im Pflegeheim unterzubringen, richtig war, denn in der Wohnanlage gibt es keine Betreuung. Das war ja auch unser Eindruck, als wir im Sommer eine Wohnung besichtigten.

Auf dem Rückweg registriere ich, dass der Friedhof natürlich nicht nur einen Eingang, sondern auch einen Ausgang hat, und dort ist die Straße asphaltiert, ist man schneller bei Vadderns Grab. Ich werde Mudderns vorschlagen, kommenden Sonntag von der Seite zum Grab zu gehen, rechne aber damit, dass sie das ablehnt, denn sie will ja keine Lösungen haben, sondern Probleme. 

Um 12 Uhr komme ich endlich zum Frühstücken. Draußen beginnt es zu schneien, und so beschließen wir, schon jetzt zurück nach Hamburg zu fahren, bevor das Wetter noch schlechter wird. Der Gatte ist als erster mit dem Packen fertig und fährt vor. Eigentlich wollte er noch bis Montag bleiben, aber ihm ging die Farbe aus, und die kaufte er in Hamburg im Baumarkt, kann sie auch nur dort nachkaufen. Ich bleibe noch, um Papiere zu sortieren, abzuwaschen und zu saugen, stelle dabei fest, dass Mudderns Staubsauger nicht sehr effektiv ist. Ich widerstehe dem spontanen Drang, einen neuen zu bestellen. Das Auto beladen, tanken, und gegen halb drei bin ich dann auch auf der Autobahn. Es ist leer, ich brauche kaum 30 Minuten. Je näher ich unserer Wohnung komme, desto mehr stelle ich fest, dass es sich nicht mehr wie nach Hause kommen anfühlt. Später bei der Teezeit stellt sich heraus, dass der Gatte dieses Gefühl teilt. 

In der Straße ist natürlich kein Parkplatz frei, also kurz in zweiter Reihe halten, die Taschen vor die Wohnungstür hieven, dann den Wagen in die Garage bringen. Briefkasten leeren, dann die Taschen in die Wohnung wuchten, wo mir der Gatte unterzuckert entgegen kommt. Er aß zwar schon ein Fertiggericht, das er für genau diese Fälle da hat, aber das brachte nichts, und den Dextrose-Vorrat findet er nicht. Den Gatten versorgen, dann die Lebensmittel wegsortieren und die untere Hälfte der Spülmaschine ausräumen (die obere erledigte ich schon Donnerstag, bevor wir ins Haus fuhren). Leider vergaß ich den Reibekäse für das morgige Abendessen. Der Gatte wird morgen neuen besorgen.

Teezeit mit dem "Himmel und Hölle"-Kuchen, der sich als ausgesprochen lecker erweist, dann saugen und wischen, eine Maschine Wäsche anwerfen, getrocknete Wäsche von Donnerstag abnehmen, sortieren und wegräumen. 

Mittlerweile ist es 18 Uhr, Zeit für das tägliche Telefonat mit Mudderns. 

Einen Zahlungsauftrag für die Baukredit-Bank fertig machen, dann den Dauerauftrag für den Stellplatzvermieter fertig machen wollen und feststellen, dass ich den Mietvertrag schon im Haus ablegte. Doof das. Das muss also warten. 

Der Gatte bietet an, einen Salat zum Abendessen zu machen und, einmal in der Küche, und weil er merkt, dass ich beschäftigt bin, gibt er auch gleich noch die Ofen-Baguettes in den Ofen.

Abendessen, dann die Tablettendose für die kommende Woche füllen und endlich die Migränetablette nehmen, die ich den ganzen Tag schon nehmen wollte, damit ich morgen nicht komplett außer Gefecht gesetzt bin. Die zweite Maschine Wäsche anwerfen. Pünktlich zum "Polizeiruf" kann ich die Füße hochlegen, und weil alles danach aussieht, als hätte ich tatsächlich mal eine störungsfreie Stunde, gönne ich meinen Füßen Hornhautentfernungssocken. Während die einziehen, beginne ich mit dem vorletzten Streifen der Nesteldecke. Mit Mühe schaffe ich es, während des Krimis wachzubleiben, was nicht am Krimi liegt. Ich habe keine Kraft mehr, auf die zweite Wäscheladung zu warten, sondern falle nach dem Krimi direkt ins Bett. Noch etwas lesen*, dann hoffentlich störungsfreier schlafen als in der letzten Nacht. 

Der Blick zurück in die ersten drei Corona-Jahre: Am 5. Februar 2020 erfasste uns langsam die Coronahysterie in Form von vergriffenen Desinfektionsmittel, ging ich noch davon aus, dass mein Mammutprojekt noch ein paar Monate analog bleibt. Am 5. Februar 2021 gab's schon einen Impfstoff gegen Corona, hatten wir noch die Hoffnung, dass der Gatte gesund wird. Am 5. Februar 2022 wussten wir schon, dass der Gatte nicht mehr gesund wird, waren noch immer mit der Schlafzimmerrenovierung beschäftigt.

*Affiliate link

Samstag, 4. Februar 2023

Samstagsplausch KW 5/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLI

Anders als in den ersten drei Corona-Jahren
bin ich jetzt wieder oft genug im echten
Büro, um dort eine Hyazinthe aufzustellen.
In dieser Woche hatte ich einen gattenfreien Abend, ging mit einer Freundin essen, was sehr schön und vor allem auch erholsam war. Der Gatte hätte zwar mitkommen können, befand aber, ich bräuchte mal Abwechslung, und damit hat er natürlich recht. 

Ansonsten war die Woche arbeitsreich, aber für unsere Verhältnisse ruhig. Sonnabend schaffte ich es, meine Kellerwerkstatt zu streichen. Der Gatte kam beim Dachgeschoss weiter. 

Sonntag versuchte ich, mit Mudderns in die Kirche zu gehen. Es war ihr Wunsch, und sie war tatsächlich auch wie verabredet fertig, als ich sie abholte. Allerdings war es schwer, sie die etwas 500 Meter bis zur Kirche zu bekommen. Wir waren kaum losgegangen, da beschied sie, sie wolle mit dem Auto zurückfahren. Also Mudderns in der Kirche platzieren, zurück, um das Auto zu holen, und eine Viertelstunde nach Gottesdienstbeginn kam Mudderns auch schon wieder aus der Kirche ... Sie wollte, dass ich vor ihrem alten Haus, das jetzt unseres ist, parke, hielt sich zum Glück daran, dass sie erst ins Haus geht, wenn alles fertig ist, wann auch immer das sein mag, und beschwerte sich 200 Meter weit, dass ich so weit weg vom Heim parke ... Morgen wollen wir auf den Friedhof, und ich bin gespannt, wie sie den Weg vom Parkplatz zum Grab meines Vaters schaffen wird. Mudderns mag kaum noch das Heim verlassen, verweigerte diese Woche auch den Spaziergang mit ihrer Gesellschafterin. Mal gucken, was das noch wird. Sie will gerne spazierengehen, sagt sie, aber die Beine wollen nicht, und einen Rollstuhl lehnt sie ab. Das Mudderns sich mit dieser Starrsinnigkeit nur selbst schadet, sieht sie wie üblich nicht. Sie verweigert auch alle Aktivitäten, die das Heim anbietet und überwirft sich mit jedem, der ihr wohlgesonnen ist. Es tut weh, das mit anzusehen, denn Mudderns könnte es besser haben.

Hier gilt seit mittlerweile 151 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Vor vier Wochen hatte er einen Schlaganfall, von dem er sich gerade erholt.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte.

Mittwoch war Hochbahnstreik, heißt, alle U-Bahnen und bestimmte Buslinien fuhren nicht. Im Büro gab's deswegen ein bisschen Aufregung, weil eine Kollegin sich weigerte, zu kommen und auf's Heimbüro bestand, denn am Mittwoch endete auch die Maskenpflicht. Nun hätte die Kollegin wie sonst auch mit dem Roller kommen können, aber das Wetter war nicht danach. Die Radfahrerinnen waren allerdings trotz Regen und Sturm pünktlich am Platz, zwei andere Kollegen stiegen auf die S-Bahn und Fußweg um, und meine Buslinien gehören nicht zur Hochbahn, streikten also nicht. Ich ging allerdings längere Strecken zu Fuß als sonst, weil in der Innenstadt quasi kein Bus fuhr, und kam tatsächlich mal auf 22 Kardiopunkte. Das schaffe ich sonst nur in der lindgrünen Hölle. Ansonsten war der Wegfall des Maskenpflicht zu spüren, auch, weil ein Busfahrer jeden einsteigenden Fahrgast darüber informierte, dass die Maskenpflicht endete, aber es trugen noch überraschend viele Menschen Maske.

Im Büro ist viel zu tun, werden spannende Projekte entwickelt. Nicht nur meine Motivation ist allerdings gebremst, denn Kollegin Copycat schmückt sich weiterhin mit fremden Federn und reißt die Projekte anderer an sich, was die Kollegen langsam realisieren. Ich hoffe, ich habe bald das Mitarbeiterin-Vorgesetzten-Gespräch, in dem offiziell wird, dass ich keine Projektleitung mehr bin, sondern nur noch Hilfskraft, denn es fällt mir schwer, den Schein zu wahren und mich zu motivieren. Es stehen Pressetermine an, und die soll gefälligst Kollegin Copycat wahrnehmen - wenn sie schon mein Projekt kapert, dann auch in vollem Umfang. Da will ich dann nicht hören, dass ich die Pressearbeit weitermachen soll, weil ich das doch so gut kann. Rosinenpickerei ist nicht, und anders als bei Kollegin Copycat gehört Pressearbeit ohnehin nicht in meine Gehaltsgruppe, mache ich sie nur, weil ich mein Projekt voranbringen möchte (und Pressearbeit kann). 

Mit den Handwerkern kommen wir nicht weiter. Letzten Freitag war der Bodenleger zum Ausmessen da, diese Woche sollte der Kostenvoranschlag kommen, aber trotz Nachfragens kam nichts. Der Heizungsbauer, der diese Woche anrufen wollte wegen eines Termins, meldete sich auch nicht. Da muss ich kommende Woche also wieder mit dem Telefonieren anfangen. Ich weiß, dass die Sanierung eines Mittelreihenhauses momentan uninteressant ist, dass Neubauten und Großbaustellen attraktiver sind, aber ich kann ja nicht abreißen und neu bauen. Da der Gärtner als einziger Handwerker verfügbar ist, wird der nächste Woche einen größeren Auftrag bekommen. Die Baubrigade würde zwar liebend gerne bei uns weiterarbeiten, aber sie war doch ziemlich schlampig und unzuverlässig. Die letzten Arbeiten sind immer noch nicht ausgeführt, der Balkon noch immer nicht fertig. Und von den vielen verschwundenen Gegenständen reden wir gar nicht erst. 

Wir haben außerdem gelernt, dass wir den Baukredit schon jetzt vollständig abfordern müssen, um Strafzinsen zu vermeiden. Anders als die Hausbank zahlt die Bank, über die der Baukredit läuft, das Geld im Voraus aus. Die Hausbank, die den Baukredit ablehnte, weil die Summe zu gering war, schickt inzwischen wöchentlich Werbebriefe, in denen sie uns einen Baukredit anbietet. Ja, nee, is klaa. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse