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Montag, 16. Mai 2022

Das ehemalige Ernst-Drucker-Theater

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.


Im Winter traf sich das braune Pack täglich in vielen Stadtteilen, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Letztlich wollen die Demonstranten aber nichts anderes als einen faschistischen Staat, marschieren inzwischen nicht mehr nur von der AfD begleitet, sondern offen der NDP und anderen rechtsradikalen Parteien und Organisationen hinterher. 

Das heutige St. Pauli Theater hieß bis 1941 Ernst Drucker Theater.

Seit 2011 steht unter dem Schriftzug "St. Pauli Theater" wieder der ursprüngliche Name des Hauses am Spielbudenplatz: "Ernst Drucker Theater". Ich finde ja, man hätte das Theater gleich ganz umbenennen können, aber nun ja. 

Das Theater wird 1841 als "Urania-Theater" eröffnet. Es ist das älteste Privattheater Hamburgs und eines der ältesten Theater Deutschlands. Nach wechselvoller Geschichte kauft der erst 29jährige Ernst Drucker das Haus 1884 und baut es sehr erfolgreich zu einem Volkstheater aus. Auf dem Spielplan stehen überwiegend niederdeutsche Lustspiele mit Lokalkolorit und Sittenstücke, moralisierende Dramen. Die Zuschauer kennen die Orte, an denen die Stücke spielen, und können sich mit den Protagonisten identifizieren. Gleichzeitig setzt Drucker auch auf zeitgenössische Autoren wie Gerhart Hauptmann und Henrik Ibsen. Seine Mischung hat Erfolg, wenngleich "das Drucker" mehr für Amüsemang als für Anspruch steht. 

Über Ernst Drucker ist wenig bekannt. Er wird am 23. Oktober 1855 als Nathan Drucker in eine jüdische Hamburger Kaufmannsfamilie geboren. Er heiratet die Opernsängerin Anna Dombrowska, eine Protestantin. Die Ehe ist kurz; Anna Drucker stirbt 1882 im Alter von 27 Jahren. Drucker heiratet erneut.

Kurz vor seinem 27. Geburtstag im Oktober 1882 konvertiert Nathan Drucker zum Protestantismus und gibt sich den Vornamen Ernst. 1908 gibt Drucker die Theaterleitung ab, übernimmt sie dann aber im Ersten Weltkrieg wieder. Jetzt stehen Sonderaufführungen für verletzte Soldaten auf dem Spielplan. Ernst Drucker stirbt am 19. Mai 1918 in Hamburg. Seine Frau Else führt das Theater weiter, verkauft es drei Jahre später an Siegfried Simon, der u.a. das Flora-Theater am Schulterblatt betreibt. Nach dessen Tod übernimmt es seine Frau Anna. Sie bleibt bis zu ihrem Tode 1964 die Intendantin.

Anlässlich des 100. Jubiläums des Ernst Drucker Theaters am 24. Mai 1914 wird eine Festschrift erstellt - samt Grußwort von Emmy Göring. Die Festschrift wird schnell wieder eingestampft, denn es stellt sich heraus, dass Ernst Drucker als Jude geboren wurde. Auch sein Nachfolger Siegfried Simon ist Jude. Seine Kinder Kurt und Edith, die ihre Mutter bei der Theaterleitung unterstützen, gelten nach den NS-Gesetzen als Juden. Kurt Simon erhält Berufsverbot als Regisseur. Das Theater wird in St. Pauli Theater umbenannt und trägt diesen Namen bis heute. Nach der Befreiung ist das St. Pauli Theater eines der ersten, dass am 29. August 1945 den Spielbetrieb wieder aufnimmt.

Ernst Drucker und seine Frau haben drei Töchter, Wally, Gerda und Helga, die ebenfalls den NS-Rassengesetzen unterliegen. Wally Drucker, verheiratete Boothby, später Valerie Boothby-Colonna, kann nach Frankreich emigrieren, kam über New York und Ägypten schließlich 1970 nach Hamburg zurück. Die Schauspielerin und Autorin verstarb hier 1982. Generell ist die Geschichte der Familie Ernst Drucker noch zu wenig erforscht.  

Sonntag, 1. Mai 2022

#pmdd2022: Der 28. April 2022

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2022 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Normalerweise würde ich mich jetzt nochmal umdrehen ...

Kurzer Balkon-Kaffee und dabei die Zu-erledigen-Liste schreiben.

Heute darf das Karlchen mal wieder einige Kilometer fahren.

Heute bummle ich Überstunden ab, denn ich will zu Mudderns und ihrer Gesellschafterin. Die beiden feiern ihr Dreijähriges, und da treffen wir uns zum gemeinsamen Frühstück. Ich muss früh los, denn ich will Mudderns mit dem Auto abholen. Leider macht mir die Verkehrssituation vor dem Elbtunnel einen Strich durch die Rechnung. Ich komme 45 Minuten später als geplant an. Mudderns musste also zu Fuß gehen, aber zum Glück hat sie einen guten Tag, kommt mit der Planänderung zurecht. 

Vor zwei Wochen war die Blüte kaum zu erahnen, jetzt ist der Raps schon voll aufgeblüht.

Angekommen. Leider liegt die Terrasse des Lokals immer im Schatten. Dabei ist sie so schön.

Endlich Frühstück.

Nach dem gemeinsamen Frühstück möchte ich eigentlich noch ein paar Besorgungen machen, aber Mudderns ist mehr als erschöpft, also fahre ich sie nach Hause und mache mich dann auf den Weg zurück. Erfreulicherweise ist der Gatte da. Kurze Balkonpause. Wir berichten uns von unseren Vormittagen und überlegen, was nachmittags erledigt werden muss. 

Dem Gatten schnell eine Apfelsine filetieren für seinen Mittagsquark.

Der Gatte war erfolgreich Jagen und Sammeln. Ich schrottete vorgestern den Allesschneider, und der Gatte will endlich auf einen Sodastream* umsteigen.

Ein bisschen am zweiten Sockenpaar für die Ukraine-Spendenaktion für Rock 'n Woll weiterstricken.

Ein Buch abgeben, zwei Bücher abholen. Übrigens: Absolute Lese-Empfehlung für "Meines Vaters Heimat*"!

Im kleinen Einkaufszentrum warten auf den Gatten.

Also nochmal los, ein paar Besorgungen erledigen, dann auf in einen ruhigen Nachmittag. Wir haben Glück und können auf die Terrasse, denn die Bolz- und Brüll-Blagen sind gerade woanders.

Der Borretsch kommt. Mal gucken, was die Schnecken übrig lassen.

Das könnten Radieschen werden.

Der Bärlauch fühlt sich wohl, aber der Boden ist knochentrocken. Es regnete zuletzt am 13. April; und für die kommenden Wochen ist kein Regen in Sicht.

Stricken auf der Terrasse.

Im Engel blühen Stiefmütterchen. Campula und Neuseeland-Wein kommen langsam wieder.

Teezeit auf der Terrasse. 

Der Apfelbaum blüht üppig! Hoffentlich finden sich auch Bienen zum Bestäuben. 

Vorfreude I.

Vorfreude II.

Auch der Abend wird ruhig. Das Abendessen ist schon fertig und muss nur aufgetischt werden. 

Heute ist Yom haShoah. Da ich es nicht auf den Friedhof schaffte, brennt eine Kerze auf dem Balkon. 

Nach dem Abendessen die Spülmaschine füttern und anwerfen, dann mit dem Strickzeug auf's Sofa. Ich bekomme endlich das zweite Sockenpaar für die Ukraine-Spendenkation bei Rock 'n Woll fertig. Am Wochenende können beide Paare in die Post.

Eine der Osterrosen blüht noch (zu den Vasen hatte ich hier was geschrieben).

Hurra, die zweite Socke ist fertig!

Viele Fäden wollen vernäht werden ...

Früh ins Bett, weil ich morgen noch eine Stunde früher aufstehen muss als heute.

Abendessen.

Die tägliche Spülmaschine.

Ich habe noch Ramadan-KitKat gefunden!

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 28. April 2020 kam Tante zum letzten Mal zu Besuch in Schwiegermutters Haus, nähte ich die ersten Masken, weil zwei Tage vorher die Maskenpflicht ausgerufen wurde. Am 28. April 2021 trug der Apfelbaum auch die ersten Blüten. Leider wurden keine Früchte daraus.  

Morgen muss ich noch eine Stunde früher aufstehen als heute ...

Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Die Rezepte zum Tag gibt's in der kommenden Woche der Kombüse. / *Affiliate links

Montag, 7. Februar 2022

Gustav Oelsner, Altonas vergessener Stadtplaner

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.


Aktuell trifft sich das braune Pack sonnabends in der Innenstadt und unter der Woche in vielen Stadtteilen, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Letztlich wollen die Demonstranten aber nichts anderes als einen faschistischen Staat, marschieren inzwischen nicht mehr nur von der AfD begleitet, sondern offen der NDP und anderen rechtsradikalen Parteien und Organisationen hinterher. 

Das von Gustav Oelsner erbaute Haus der Jugend in der Altonaer Museumstraße, heute Sitz des Altonaer Theaters und einer Berufsschule.

Hamburg hat viele charakteristische Klinkerbauten, die oft nur Fritz Schumacher zugeschrieben werden. Altona, das erst seit 1939 zu Hamburg gehört, ist hingegen maßgeblich von Gustav Oelsner geprägt. Mit Schumacher verbindet ihn eine enge Freundschaft.

Der letzte der Häuserblöcke der Luruper Chaussee 1 - 123. Die Aufstockung erfolgte 1934 und nahm die kubistische Strenge. In dem Block auf dem Foto wohnt übrigens Paul Seeger. Aber das ist eine andere Geschichte-

Der am 23. Februar 1879 in Posen geborene Oelsner kommt als 44jähriger nach Altona, um einen Generalbebauungsplan für die preußischen Städte Altona, Wandsbek und Harburg zu erstellen. Von März 1924 bis zur nationalsozialistischen Machtübernahme ist Oelsner parteiloser Bausenator und Bürgermeister Max Brauer. Ihm ist es zu verdanken, dass Altona zahlreiche Grundstücke an der Elbe kauft, somit eine Parzellierung und Privatisierung verhindert, stattdessen öffentliche Parks gestaltet.

Zwischen den Häuserblöcken gibt es Grünflächen mit Spielplätzen. Die Balkone wurden in den 1990er Jahren angebaut.

Oelsner ist ein Vertreter des Neuen Bauens in seiner strengen kubischen Form. Er verzichtet meist auf keramischen Bauschmuck und nutzt die Möglichkeiten, mit der Anordnung der Klinker gestalterische Akzente zu setzen. Ein Beispiel ist das zwischen 1928 und 1930 erbaute ehemalige "Haus der Jugend" am Platz der Republik gegenüber dem Altonaer Rathaus. Der gelbgeklinkerte Stahlbetonbau, ursprünglich eine Gewerbeschule, beherbergt heute das Altonaer Theater und eine Berufsschule. Er steht im bewussten Kontrast zum Rathaus mit Renaissance-Anklängen und zum rotgeklinkerten Altonaer Museum. Durch geschickte Terrassenbildung wirkt das Gebäude eher filigran als massig. 

Die Siedlung an der Luruper Chaussee wird durch Stichstraßen erschlossen, die für die heutige Autoflut natürlich zu klein sind.

Neben Kommunalbauten prägen aber auch Oelsners Sozialbauprojekte das Altonaer Stadtbild, zum Beispiel das an der Luruper Chaussee oder die Steenkampsiedlung. Großen Wert legt er darauf, dass in der Nähe seiner Wohnbauten auch Schulen entstehen, die inzwischen leider oft abgerissen wurden. Spielplätze und Grünflachen sind ebenfalls fester Bestandteil seiner Planungen. 

Neben einem fächerförmigen Pavillon mit fünf Läden für die Grundversorgung der Bewohner an der Ecke zur Theodorstaße, der inzwischen leider leer steht, gibt es auch ein zentrale Heiz- und Waschhaus (heute Sitz einer Firma).

Zwar ist Gustav Oelsner parteilos, aber er gehört dem sozialdemokratischen Magistrat an und wird daher von den Nationalsozialisten abgesetzt. Oelsner geht in den Ruhestand Ein Prozess wegen vermeintlichen Amtsmissbrauchs und Verschwendung öffentlicher Gelder gegen ihn endet 1934 mit einem Freispruch. Zu diesem Zeitpunkt spielt seine jüdische Herkunft noch keine Rolle, aber 1937 wird der 58jährige Oelsner gezwungen, den Vornamen "Israel" zu führen. Zwar konvertiert er schon als Jugendlicher zum Christentum, aber seine Eltern sind Juden.

Zwar wird Oelsner jetzt aufgrund seiner jüdischen Herkunft verfolgt, aber er hat noch die Möglichkeit, zu einem Städtebaukongress in die USA zu fahren. Hier begegnet ihm Max Brauer, der ihm von einer Rückkehr nach Deutschland abrät. Kurz vor dem deutschen Überfall auf Polen gelingt es Oelsner durch Vermittlung Schumachers, nach Ankara zu emigrieren. Dort lebt er bis 1949, ist in Ankara verantwortlich für den Städtebau der sich modernisierenden Türkei und baut den Lehrstuhl für Städtebau an der Technischen Universität Istanbul auf. 

Nach der Befreiung holt der inzwischen nach Hamburg zurückgekehrte und zum Bürgermeister gewählte Max Brauer Oelsner als Referent für Aufbauplanung nach Hamburg zurück. Diesmal kümmert sich der inzwischen 70jährige um die Neugestaltung der Innenstadt und ist Gründungsmitglied der Freien Akademie der Künste. Mit 73 Jahren geht Gustav Oelsner 1953 in den Ruhestand. Er stirbt 1956 und ist neben Fritz Schumacher auf dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof in Ohlsdorf beigesetzt. Neben seinen Bauten erinnert der Oelnerring in Osdorf / Groß Flottbek an den Architekten, Stadtplaner und Hochschullehrer. Im Altonaer Theater steht eine Oelsner-Büste, und die nach ihm benannte Gesellschaft kümmert sich um sein Andenken.

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Montag, 31. Januar 2022

Stolpersteine vor der Staatsoper

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.


Aktuell trifft sich das braune Pack sonnabends in der Innenstadt und unter der Woche in vielen Stadtteilen, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Letztlich wollen die Demonstranten aber nichts anderes als einen faschistischen Staat, marschieren inzwischen nicht mehr nur von der AfD begleitet, sondern offen der NDP und anderen rechtsradikalen Parteien und Organisationen hinterher. 

Ein Teil der Stolpersteine vor der Hamburgischen Staatsoper. Der, der an Gustav Brecher erinnert, ist links oben in der zweiten Reihe.

Vor der Hamburgischen Staatsoper liegen zwölf Stolpersteine für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die während der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden. Einer von ihnen, der Dirigent und Komponist Gustav Brecher, wird am 5. Februar 1879 als jüngstes von drei Kindern in Nordböhmen geboren. Seine Mutter Johanna ist eine Tochter des orthodoxen Hamburger Oberrabbiners Isaac Bernays, sein Vater der Arzt Alois Brecher.

Als Gustav zehn Jahre alt ist, zieht die Familie nach Leipzig, wo das Kind das Gymnasium besucht. Nebenbei erhält der Junge Unterricht bei dem Komponisten, Pianisten und Musiktheoretiker Salomon Jadassohn. Im Alter von 17 Jahren wird sein erstes Werk uraufgeführt; Dirigent ist niemand anderes als Richard Strauss. Ein Jahr später beginnt Brecher sein Musikstudium am Leipziger Konservatorium und debütiert im gleichen Jahr als Dirigent. Im gleichen Jahr wird seine Sinfonische Phantasie "Aus unserer Zeit" von Richard Strauss in München und Berlin uraufgeführt.

Blick auf die Hamburgische Staatsoper.

In den folgenden Jahrzehnten lebt und arbeitet Brecher u.a. in Wien und Hamburg. In beiden Städten wird er von Gustav Mahler gefördert. Dirigiert Strauss die Erstlingswerke des jungen Brecher, dirigiert nun Brecher die Hamburger Erstaufführungen von Strauss' "Salome" und "Elektra". Während eines Engagements in Berlin lernt der 41jährige Brecher Gertrud "Gerti" Deutsch kennen und heiratet die 26jährige 1920. Nach Engagements, die Brecher durch halb Europa führen, lässt sich das Paar in Leipzig nieder.

Dort gerät Brecher schon früh mit den Nationalsozialisten in Konflikt. So sorgen schon im März 1930 bei der Uraufführung von "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" (Bert Brecht/Kurt Weill)  im Zuschauerraum uniformierte SA-Männer für Störungen. Die Aufführung kann nur mit Mühe beendet werden. Die Absetzung der Oper wird gefordert, aber schließlich kann die zweite Vorstellung stattfinden. 

Im Februar 1933 wird Brecher entlassen und erhält ein Berufsverbot. Am 4. März 1933 darf er noch ein letztes Mal in der Leipziger Oper dirigieren. Brecher und seine Frau werden gesellschaftlich isoliert. Es gibt Schilderungen, nach denen sogar die zu ihrem Haus führende Straßenbahnlinie auf potentielle Besucher überwacht wird. 

Vier weitere Stolpersteine vor der Staatsoper.

Das Paar verkauft sein Haus in Leipzig. Brecher übernimmt Engagements in Leningrad, Wien und Prag. Schließlich zieht das Paar zu Brechers Schwiegermutter Lili Deutsch nach Berlin, beantragt erfolgreich die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft und zieht nach Brünn. Mit der deutschen Annexion der Tschechoslowakei sitzt das Paar in der Falle und steht unter Druck, ein sicheres Zufluchtsland zu finden. Sie entschließen sich, nach Belgien zu gehen. Damit werden beide zu Staatenlosen, da die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft außerhalb des Protektorats Böhmen und Mähren nicht mehr gilt, ihnen als Juden der Rückerwerb der deutschen Staatsbürgerschaft als Juden verwehr ist. 

In Belgien treffen die Brechers auf Lili Deutsch. Zu dritt wollen sie nach Portugal auswandern. Die Schiffpassage ist für den 12. April 1939 gebucht. Sie kann trotz gültiger Papier und Empfehlungsschreiben des Portugiesischen Botschafters in Berlin nicht angetreten werden, da sich der Kapitän weigert. Das Ehepaar Brecher und Lili Deutsch suchen weiterhin nach einem sicheren Zufluchtsland, aber vergeblich. Sie sitzen im Seebad Ostende in Belgien fest. Am 10. Mai 1940 beginnt der deutsche Überfall auf Belgien. 

Das Schicksal des 61jährigen Gustav Brechers, seiner 44jährigen Frau Gerti sowie der 70jährigen Lili Deutsch nach der deutschen Besetzung ist unklar. Angeblich hat ein Fischer sie über den Ärmelkanal nach England übergesetzt. Das legen Schilderungen von Weggefährten und Einträge in belgische Immigrationsakten aus dem April 1941 nahe. In England kommen die drei aber nicht an. Gustav und Gerti Brecher sowie Lili Deutsch gelten als verschollen. 


Mehr zum Projekt "Verstummt Stimmen", in dessen Rahmen die ersten Stolpersteine verlegt wurden. 

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Montag, 24. Januar 2022

Meßberghof / Ballinhaus: Der Tod kam aus Hamburg

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.


Aktuell trifft sich das braune Pack sonnabends in der Innenstadt und unter der Woche in vielen Stadtteilen, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Letztlich wollen die Demonstranten aber nichts anderes als einen faschistischen Staat, marschieren inzwischen nicht mehr nur von der AfD begleitet, sondern offen der NDP und anderen rechtsradikalen Parteien und Organisationen hinterher. 

Gedenktafel, die daran erinnert, dass vom Meßberghof aus das Zyklon B für die Ermordung von Millionen Menschen geliefert wurde. 

Letzten Sonntag gab's das Doku-Drama "Nazijäger - Reise in die Finsternis" im Fernsehen. Es spielt 1945/1946 in Norddeutschland, im Zeitraum kurz nach der Befreiung bis zu den Curiohaus-Prozessen und ist den "Kindern vom Bullenhuser Damm" gewidmet. Die 20 jüdischen Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren werden zu medizinischen Experimenten im KZ Neuengamme missbraucht und in der Nacht vom 20. auf den 21. April zusammen mit ihren ebenfalls inhaftierten Betreuern und sowjetischen Kriegsgefangenen im KZ-Außenlager Bullenhuser Damm ermordet (Berichte über die Gedenkstätte gibt es hier, hier und hier). 

Blick auf die Fassade des Meßbergofes mit Bauplastik von Lothar Fischer.

Ein weiterer Schauplatz ist der Meßberghof. Das zehnstöckige Kontorhaus wird zwischen 1922 und 1924 nach Plänen der jüdischen Architekten Hans und Oskar Gerson erbaut. Bis 1938 heißt das Gebäude Ballinhaus, benannt nach dem jüdischen Reeder Albert Ballin. Es muss umbenannt werden, da die Nazi verfügten, dass keine Straßen oder Gebäude mehr nach Jüdinnen oder Juden benannt werden dürfen. Ein das Gebäude schmückendes Portrait-Medaillon Ballins wird zerstört. Eine Rückbenennung in Ballinhaus wäre mehr als überfällig. Immerhin erinnert seit dem 100. Geburtstag Ballins eine Gedenktafel an den ehemaligen Namen des Kontorhauses.

Anlässlich des 100. Geburtstags von Albert Ballin wird eine Gedenktafel angebracht, die an den ursprünglichen Namen des Meßberghofes erinnert.

Auffällig sind die Bauplastiken, die die beiden Eingänge des Kontorhauses schmücken: Schwellenheilige, Chimären, Fabelwesen mit dem Titel "Enigmavariationen", erschaffen von Lothar Fischer. Ursprünglich schmücken expressionistische Figuren aus Elbsandstein von Ludwig Kunstmann das Gebäude. 1968 werden sie aufgrund starker Zerstörung entfernt. Sie stehen heute in einem ziemlich unbekannten Ausstellungsraum im Untergeschoß des Meßberghofs. 

Die Fassade mit der Gedenktafel an die Zyklon-B-Lieferanten zum U-Bahn-Eingang Meßberghof hin.

Seit 1928 hat das Unternehmen Tesch und Stabenow, kurz Testa, seinen Firmensitz im Ballinhaus. Die Firma ist auf Schädlingsbekämpfung mit Blausäuregas spezialisiert, zum Beispiel auf Schiffen, in Kühlhäusern und Speichern, hat außerdem die Monopolstellung für die Verwendung von Zyklon B östlich der Elbe. Das Patent auf die Herstellung von Zyklon B hält die Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung, kurz Degesch. Das Unternehmen ist phasenweise auch an Testa beteiligt. 

Die ursprüngliche Bauplastik aus Elbsandstein, erschaffen von Ludwig Kunstmann. 

Mit dem deutschen Überfall auf Polen beliefert Testa in steigendem Ausmaße auch die deutsch Wehrmacht - anfags tatsächlich zur Schädlingsbekämpfung. Nach 1941 übernimmt die Firma alle Lieferungen des Giftgases Zyklon B in die Konzentrationslager Auschwitz, Majdanek, Sachsenhausen, Ravensbrück, Stutthof, Groß Rosen, Dachau und Neuengamme. Ab September des Jahres wird Zyklon B gezielt zur Ermordung von Menschen eingesetzt. Dafür wird darauf verzichtet, dem Gas die üblichen Reiz- und Warnstoffe beizumischen. Den höchsten Erlös aus den Verkäufen von Zyklon B erzielt das Unternehmen im Jahre 1943. Firmeninhaber Bruno Tesch reist selbst in die Konzentrationslager, um Schulungen zur Verwendung des Giftgases zu geben. Am 30. März 1945 wird der Meßberghof bombardiert. Himmler selbst setzt sich dafür ein, dass Testa schnellstmöglich weiterarbeiten kann. 

Plastik aus der Enigma-Reihe von Lothar Fischer, im Hintergrund das Chile-Haus.

Am 3. September 1945 werden Tesch, sein Stellvertreter sowie ein Techniker von der War Crime Unit verhaftet und vor Gericht gestellt. Im März 1946 müssen sie sich als Kriegsverbrecher vor einem britischen Militärgericht im ersten der sogenannten Curiohaus-Prozesse verantworten. Tesch streitet jegliche Beteiligung am Massenord ab. Das Gericht glaubt ihm nicht. Am 8. März 1946 werden Tesch und sein Stellvertreter Karl Weinbacher zum Tode verurteilt und am 16. Mai 1946 in Hameln hingerichtet. Der Techniker wird freigesprochen. 

Eine weitere Skulptur von Lothar Fischer.

Seit 1992 gibt es Bestrebungen, am Meßberghof eine Gedenktafel anzubringen, die daran erinnert, dass die Firma Tesch und Stabenow hier ihren Sitz hatte, dass der Tod aus Hamburg kam. Es dauert fünf Jahre und braucht wie üblich viel zivilgeschaftlichen Druck, bis die Gedenktafel angebracht werden durfte. Wie meistens in Hamburg ist es eine schlichte Bronzetafel, die sich optisch gut der Umgebung anpasst. Zumindest im Sommer fällt sie aber durch zwei blühende Rosenstöcke, die rechts und links gepflanzt wurden, auf. Die Gedenktafel findet sich direkt gegenüber eines Eingangs in die U-Bahn-Station Meßberg. Der Text zitiert die Schlusszeile aus dem "Großen Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk" des jüdischen Dichters Yitzhak Katzenelson, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde.

Montag, 10. Januar 2022

Das Heinrich-Heine-Denkmal auf dem Rathausmarkt

Wir haben uns da was eingetreten. Es ist braun. Es riecht nach Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus. Wir hatten schon mal Faschismus in Deutschland. Mein Bedarf daran ist hinreichend gedeckt. Ich muss keinen faschistischen Staat erleben. Mir reichen die Erinnerungen an den, den es zwischen 1933 und 1945 gab.

Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.


Aktuell trifft sich das braune Pack, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Unter dem Deckmantel von Liebe, Frieden, Wahrheit und Demokratie werden antisemitische und rassistische Verschwörungstheorien verbreitet. Letztlich will man aber nichts anderes als einen faschistischen Staat.

Die demokratische Mehrheit der Stadt trifft sich am 15. Januar 2022 um 15:30 Uhr am Ferdinandstor - coronakonform mit Anstand, Abstand und Maske.

Das Denkmal für Heinrich Heine am Rande des Hamburger Rathausmarktes. 

Auf dem Hamburger Rathausmarkt gibt es ein relativ unscheinbares Denkmal für den am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf geborenen Dichter, Schriftsteller und Journalisten Heinrich Heine. Das Denkmal ist für mich mit Wolf verbunden, denn bei jeder antifaschistischen Stadtrundfahrt stiegen wir hier aus. Wolf berichtete über das Leben Heines, über Hamburgs Umgang mit seinen Denkmäler und rezitierte "Weltlauf". Das Heine-Gedicht ist bis heute das einzige Gedicht, das ich auswendig kann. 

Weltlauf / Heinrich Heine

Hat man viel, so wird man bald
Noch viel mehr dazubekommen.
Wer nur wenig hat, dem wird
Auch das wenige genommen.

Wenn du aber gar nichts hast,
Ach, so lasse dich begraben -
Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben nur, die etwas haben.

Zwischen 1816 und 1819 lebt Heinrich Heine in Hamburg, so ihn sein Onkel, der Bankier Salomon Heine, unter seine Fittiche nimmt, in der Hoffnung, aus dem jungen Mann werde ein ehrbarer Kaufmann. Aber Henrich Heine hat weder Talent für Geldgeschäfte noch für den Tuchhandel, interessiert sich ausschließlich für Literatur und veröffentlicht 1817 in Hamburg erste Gedichte. 

1819 kehrt Heinrich Heine Hamburg den Rücken, studiert in Bobb, Göttingen und Berlin, ist aber immer wieder in der Hansestadt. Sein Plan, sich hier als Anwalt niederzulassen, scheitert zwar, obwohl er dafür vom Judentum zum Christentum konvertiert, aber in Hamburg sitzt Heines Verleger Julius Campe. Seinetwegen, aber auch wegen seiner Hamburger Familie, bleibt der Dichter bis zu seinem Tode 1856 der Hansestadt eng verbunden.

Erinnerung an die Zerstörung des Heine-Denkmals im Stadtpark durch die Nationalsozialisten.

Anlässlich des 100. Geburtstags Heines 1887 soll dem Dichter auch im Hamburg ein Denkmal gesetzt werden. Kaiserin Sissi wollte der Stadt eine vom dänischen Bildhauer Louis Hasselriis gestaltete Plastik des sitzenden Heine schenken, aber die Stadt lehnt ab. Die Kaiserin lässt das Denkmal in ihrem Schloss auf Korfu aufstellen. Nach ihrem Tode geht der Beitz auf Korfu an Kaiser Wilhelm, der Heine verachtet. Er lässt die Marmorskulptur 1909 entfernen. Nach Intervention des Campe-Sohns wird das Denkmal nach Hamburg verschifft. Julius Campe bietet die Skulptur erneut dem Hamburger Senat an, der das Geschenk mit dem Hinweis auf Heines angeblich „vaterlandsfeindliche Haltung“ ablehnt.   

Das Hasselriis-Denkmal wird schließlich im Hof des Hoffmann und Campe Verlags, dem Barkhof an der Mönckebergstraße, errichtet und erst 1927 im Donners Park in Altona öffentlich aufgestellt. Um es vor der Zerstörung durch die Nationalsozialisten zu schützen, lässt die Tochter Campes es abbauen und 1939 zu ihrem Wohnort, der südfranzösischen Hafenstadt Toulon, verschiffen. Während der deutschen Besetzung Frankreichs versteckt, steht das Denkmal seit 1956 im botanischen Garten Toulons. Vor drei Jahren scheitert eine Initiative des Schauspielers Christian Quadflieg, die Skulptur nach Hamburg zurückzubringen.

Erinnerung an die Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten im Mai 1933. In seiner 1823 veröffentlichten Tragödie “Almansor“ schreibt Heine: “Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.” 

1926 erhält Hamburg dann tatsächlich ein öffentliches Heine-Denkmal, gestaltet von Hugo Lederer, aufgestellt im Stadtpark. Die Nazis entfernen es 1933 und schmelzen es später ein. Zwar fallen Heines Werke nicht der Bücherverbrennung zum Opfer, aber sie werden 1940 verboten.

1977 gründet der Maler und Publizist Arie Goral die Heine-Gesellschaft. Es gelingt dem jüdischen Hamburger und seinen Mitstreitern, das Denkmal zu finanzieren und die Genehmigung zur Aufstellung am Rande des Rathausmarktes zu bekommen. So hat endlich ein Heine-Denkmal einen zentralen Platz mitten in der Stadt.

Noch ein Blick auf das Heine-Denkmal an der Mönckebergstraße.

Die Bronzeplastik mit dem nachdenklich blickenden Heinrich Heine gestaltet Waldemar Otto. Sie ist der Lederer-Skulptur nachempfinden und steht auf einem Granitsockel mit vier Bronzerelief, die an die Bücherverbrennung und die Zerstörung des früheren Heine-Denkmals erinnern. 

Freitag, 15. Oktober 2021

#12von12 im Oktober 2021

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! 

#1: Noch mit Laub: Der Bushaltestellenwarteblick.

#2: Ich freue mich jedes Mal wie Bolle, dass diese Sneaker nach Jahrenden endlich passen, weil ich auch an den Füßen abnahm.

#3: Am Klinikeingang steht die Uhr, die schon vor 132 Jahren das Krankenhaus zierte. Auf der anderen Seite steht ein hübscher Sinnspruch, der sich leider nicht fotografieren ließ. 

#4: Ein Teil der Stolpersteine für 1 Professorin und 15 Professoren, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft zwischen 1933 und 1934 entlassen wurden.

#5: Seit gestern sind Coronatests kostenpflichtig und dürfen nur von medizinischem Personal durchgeführt werden. Auch diese Teststation wird daher abgebaut.

Vor einem Jahr begann es mit den gesundheitlichen Einschränkungen des Gatten, dem es Gott sei Dank langsam wieder etwas besser geht. Vor einem halben Jahr setzte ein Arzt bei mir einen Tumorverdacht in die Welt. Vor drei Wochen wurden tatsächlich zwei Tumore gefunden, und morgen wird geguckt, ob sie gut- oder bösartig sind. Dementsprechend bin ich neben der Spur und aktuell krankgeschrieben, weil ich Nerven zeige, seitdem ich den Behandlungsvertrag mit dem Krankenhaus unterschrieb, die Einweisung bekam und erfuhr, dass ich für die eigentlich ambulant geplante Untersuchung besser einen Koffer packe, falls ich doch stationär aufgenommen werden muss.

#6: Koffer und Tasche für's Krankenhaus sind gepackt. Natürlich muss der Maskenhase mit.

#7: Schon mal den Kuchen für den Tee vorbereiten.

#8: Teezeit auf dem Sofa mit Strickzeug, Großfußhasen und Gatten.

Der Tag beginnt früh, denn ich muss zur Ernährungsberatung in die große Klinik, also einmal durch die Stadt. Auf dem Rückweg kaufe ich Brötchen für ein spätes Frühstück. 

#9: Vogelfutter mischen und verteilen.

#10: Das Abendessen wird sommerlich.

Der Rest des Tages ist unspektakulär: Sofasitzen und stricken, fernsehen,  zwischendrin den Koffer für's Krankenhaus packen, früh ins Bett. 

#11: Der Dienstag gehört dem Doctor. Außerdem stricke ich den Schal fertig.

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Die Rezepte zum Tag gibt's kommende Woche in der Kombüse. / *Affiliate links