Samstag, 29. April 2023

Samstagsplausch KW 17/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXIII

"Nach der OP kommst du in die Reha." - "Will ich aber nicht!" - "Du hast uns doch versprochen, dass du alles machst, um wieder laufen zu können." - "Will ich aber nicht!" - "Dann bleibst du bis zum Lebensende im Bett liegen. " - "Will ich aber nicht!" - "Also Reha." - "Will ich aber nicht!"

Vielleicht sollte ich es mal mit Maoam versuchen ...

Mudderns ist seit gestern wieder im Krankenhaus. Eigentlich sollte nur ihr Fuß wegen eines unerklärlichen Schiefstandes geröntgt werden, aber dabei kam heraus, dass sich die vor neun Wochen gesetzte Oberschenkelhalskopfprothese lockerte und entzündete. Das erklärt immerhin die Schmerzen, über die sie seit Wochen klagt und bei denen unklar war, ob sie tatsächlich Schmerzen hat. Also neue OP und neue Prothese trotz eines schwachen Herzens, denn es gibt keine Alternative. Mudderns muss einfach wieder auf die Beine kommen, falls das nach neun Wochen Liegen überhaupt noch geht. Der Arzt wies darauf hin, dass die anschließende Reha dringend erforderlich sei, aber Mudderns verweigert sie jetzt schon, wie bei der ersten OP vor neun Wochen. Das wird wieder ganz großartig. 

Als ich gestern ins Krankenhaus musste, um die OP-Einwilligung zu unterschreiben, fragte ich, was passiert, wenn ich nicht "mal eben" frei nehmen und 40 bis 80 km fahren kann für eine Unterschrift. Klare Antwort: Dieser Fall ist nicht vorgesehen. Heißt, ich kann keinen Urlaub machen oder mal selbst ins Krankenhaus müssen, bin immer auf Abruf, kann nichts planen. Ich werde versuchen, jemanden zu finden, der die Betreuung in medizinischen Fragen übernimmt, denn ich weiß inzwischen, dass es möglich ist, die Vormundschaft in Teilen abzugeben. Zusammen mit Mudderns Verhalten geht das einfach über meine Kräfte. Ich kann nicht mehr. Ich hoffe, über Kirchengemeinde oder Sozialverband findet sich eine Betreuung. Ideal wäre eine Betreuung durch ihre Gesellschafterin oder das Heim. Mal schauen, ob die das machen würden. Es muss nicht ehrenamtlich sein, nur will ich die Betreuung eben nicht ganz abgeben, denn Mudderns Finanzen hätte ich gerne selbst im Blick (auch wenn ich durch das Geflecht von Anlagen und Versicherungen noch immer keinen Überblick habe). Für Mudderns wäre es nicht schön, wenn jemand anderes die Betreuung in Teilen übernimmt, aber ich muss mich einfach schützen. Und vielleicht benimmt sie sich einem Dritten gegenüber anders, kooperativer.

Gestern nahm mir Mudderns Gesellschafterin sehr viel ab. Eigentlich sollte sie Mudderns nur zum Röntgen begleiten, aber als klar war, dass es eine OP wird, übernahm sie die Aufnahme, packte einen Koffer, besorgte einen aktuellen Medikamentenplan und blieb bei Mudderns, bis ich kam. Ich habe keine Ahnung, wie ich es ohne sie hätte schaffen sollen, und für Mudderns war es eine Bruhigung, dass ihre Gesellschafterin da war. Ihr versprach sie auch, alles zu unternehmen, um wieder auf die Beine zu kommen, diesmal die Reha zu machen, aber das Versprechen war hinfällig, als ich da war. 

Diese Woche wollten wir das vierjährige Zusammensein von Mudderns und ihrer Gesellschafterin bei Mudderns Lieblingsbäcker feiern, aber es war schon Tage vorher absehbar, dass das nichts wird. Mudderns verweigert weiterhin den Rollstuhl. Sie sagt, sie wolle nicht vorgeführt werden, alle würden sie anstarren und über sie reden. Wir vermuten, sie schämt sich. So liegt sie also seit neun Wochen nur im Bett, denn selbst im Heim will sie nicht in den Rollstuhl. Dass sie sich selbst damit schadet, kann oder will sie nicht einsehen. So trafen wir uns in ihrem Zimmer, hatte ich seit Dezember zum ersten Mal wieder Gelegenheit, in Ruhe mit Mudderns Gesellschafterin zu sprechen. 

Hier gilt seit mittlerweile 163 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Im Büro merke ich immer öfter, wie schlecht es mir geht. Immer mehr entgleitet mir. Es ist eine Frage der Zeit, bis etwas gründlich schief geht. Ich kann mich einfach nicht mehr konzentrieren. Natürlich hole ich mir Hilfe bei Kolleginnen, bekomme netterweise auch Unterstützung, aber das ist kein Dauerzustand. Ohne diese Unterstützung wäre ich aber kaum noch in der Lange, sinnvolle Texte zu schreiben. Ich habe keine Ahnung, wie ich in diesem Zustand die zum Sommer kommenden Presse-Gespräche überstehen soll. Immerhin schaffe ich es im Büro noch, Sachen richtig zu machen, anders als privat, wo ich es niemandem recht machen kann, von allen Seiten angeschrien werde. Kommende Woche habe ich den Arzttermin wegen meines Reha-Antrages. Ich bin gespannt, ob die Hausärztin mitzieht und ob der Antrag bewilligt wird. Der RV Fit-Antrag wurde ja bewilligt, aber vorgestern teilte mir die Reha-Klinik, die die DRV auswählte mit, dass sie an dem Programm gar nicht mehr teilnimmt. Somit hat sich das auch erledigt. Ich müsste mich jetzt durch die DRV-Liste mit RV-Fit-Kliniken telefonieren - wenn ich denn irgendwann mal die Kraft dazu finde. 

Auf der Baustelle geht's langsam weiter. Ich schaffe meine Aufgaben weiterhin nicht - zu erschöpft. Aber ich versuche wenigstens, zwei Haushalte in Ordnung zu halten - leidlich erfolgreich. Der Elektriker war wegen des angebohrten Kabels in der Küche da und befand, Schrumpfschlauch reiche. Der Gatte begann damit, Klick-Laminat im Eisenbahnzimmer zu verlegen und verzweifelt an dem System. Er ist sehr froh, dass ich mich durchsetzte und er nur dieses eine Zimmer auslegt. Er muss außerdem Laminat nachkaufen, denn der Bodenleger maß vier Quadratmeter weniger aus als der Gatte, was erst jetzt beim Verlegen auffiel. Zwei von drei fehlenden Türbeschlägen sind wieder aufgetaucht. Ich fürchte, der dritte wurde mit Müll entsorgt, aber ich habe den ersten Stock noch nicht wieder komplett aufgeräumt. Wir haben jetzt passende Türmatten, und vielleicht schaffe ich es am Wochenende endlich, Fenster zu putzen und die Plissees zu montieren. Es tat mir ganz gut, dass ich vier Tage am Stück auf der Baustelle sein konnte. So konnten der Gatte und ich auch etwas Zweisamkeit genießen.

Wir sind endlich in dem Stadium des Baukredits angelangt, in dem wir festgesetzte Raten zahlen. In den letzten drei Monaten zahlten wir ja "Strafzinsen", weil wir nicht verstanden hatten, dass die festgesetzten Raten erst beginnen, wenn die gesamte Kreditsumme abgerufen wurde. Jetzt können wir wieder mit einem festgelegten monatlichen Budget planen. In Hamburg kam von den Wasserwerken eine Rückzahlung, während der Stromanbieter den monatlichen Abschlag um 100 Euro erhöhte. Das muss die Strompreisbremse sein. Im alt-neuen Haus hoffen wir, genug Rücklagen für die Nachzahlungen zu haben. Ich muss beizeiten mal gucken, ob ich da die Abschläge erhöhen kann. Erfreulicherweise sind wir mit dem Öl ausgekommen. Da wir bislang keine Ölheizung hatten, fehlte uns die Erfahrung im Verbrauch. 

In den kommenden beiden Wochen wird sich auf der Baustelle nicht so viel tun. Beim Gatten stehen Untersuchungen für eine Nierenbiopsie an, und langsam kann auch er nicht mehr vor sich verbergen, dass ihn die Termine belasten. Es droht schließlich Dialyse. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Tante kommt kommenden Sonnabend, und ich freue mich schon sehr.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

Sonntag, 23. April 2023

Samstagsplausch KW 16/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXII

Mittwoch dachte ich, langsam könnte ich bei den wöchentlichen Besprechungen auf die Maske verzichten, denn zwei bis sechs Stunden mit Maske finde ich so toll nun auch wieder nicht. Routinemäßig setzte ich die Maske dann aber doch wieder auf, als ich in den Besprechungsraum ging, und war am nächsten Tag froh darüber, denn Chefin meldete sich mit positivem Corona-Test ab. In der Folge meldeten sich dann weitere Kolleginnen mit Corona-Fällen im familiären Umfeld. Wie schön, dass Corona vorbei ist ... 

Hier gilt seit mittlerweile 162 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Beim Zahnarzt ist Corona noch nicht so ganz vorbei. Zwar gilt schon länger keine Maskenpflicht mehr in der Praxis, aber ZFA und Arzt tragen sie weiterhin, und inzwischen muss vor der Behandlung auch wieder mit Chlorhexidin gespült werden. Das war zwischenzeitlich ausgesetzt. Mit Glück muss ich erst wieder im November zum Zahnarzt, und dann wird da schon ein neuer sein, denn meiner bereitet sich langsam auf die Rente vor und sucht einen Nachfolger. Unglaublich, dass es die Praxis schon 35 Jahre gibt, ich genau so lange da schon Patientin bin. Mal gucken, ob ich in der Praxis bleibe oder doch einen Zahnarzt in der lindgrünen Hölle suche. Die sind allerdings alle auf Implantate aus, nicht auf Zahnerhalt (sofern sie überhaupt neue Patienten nehmen).

Auf der Baustelle geht's langsam weiter. Morgen kommt der Elektriker! Damit hätten wir gar nicht gerechnet. Mal schauen, was er zum angebohrten Kabel in der Küche sagt. Der Fliesenleger ist mit dem Erdgeschoss fertig. Fünf Türen, die nach dem Verlegen von Laminat und Kork nicht mehr passten, sind angepasst. Dusseligerweise verschwanden beim Hin- und Herräumen die Türbeschläge. Noch habe ich Hoffnung, dass die irgendwo wieder auftauchen. Ansonsten müssen wir bei Gelegenheit neue kaufen. Ich hoffe, die Türen von Küche und Windfang passen nach dem Verlegen der Fliesen noch, ansonsten müssen wir da mit der Kreissäge ran. Der Gatte fing damit an, im Eisenbahnzimmer Laminat zu verlegen und kommt gut voran. Ich hänge mit meinem Anteil an den Arbeiten hoffnungslos hinterher. Der Gatte freute sich an den sonnigen Tagen darüber, dass die Markise wieder geht. Sie hatte jahrzehntelang keinen Strom und wurde nicht genutzt. Jetzt quietscht sei ein bisschen, muss geölt und gesäubert werden, aber das lässt sich ja machen. Der Heizungsbauer lässt weiter auf sich warten, und der Bauingenieur verweigert weiterhin die Rechnung, so dass uns die Gewährleistung fehlt und ihm ein Honorar. 

Gestern Abend traf ich mich mit K,, die den gleichen Bauunternehmer beauftragte wie wir, denn auch sie saniert gerade ein altes Haus. Bei ihr zog er die gleiche Masche ab wie bei uns: Ein relativ kleiner Auftrag wurde fast erledigt. Die Baubrigade machte einen ordentlichen, zuverlässigen Eindruck. Wenn etwas mal nicht sofort klappte, gab's eine schlüssige Erklärung. Während dieser Phase wurde so viel Vertrauen aufgebaut, dass ein größerer Auftrag folgte, und ab diesem Zeitpunkt wurde es chaotisch. Sobald 90% fertiggestellt waren, wurde nachverhandelt, weil Materialien durch Inflation und Ukrainekrieg angeblich plötzlich teurer wurden, Wir sind heilfroh, dass wir unseren Auftrag nicht ausweiteten und dass wir die Forderungen nach Nachzahlungen unterbanden, in dem wir klarstellten, dass wir darüber erst nach vollständiger Fertigstellung verhandeln.

Während sich bei uns die Schlampereien der Baubrigade nach und nach zeigen, sind sie bei K. offensichtlich: Es ist der Brigade nicht möglich, eine passende Duschtür einzubauen. Die erste war verzogen, die zweite ist zu groß. Ihr Haus hat ein Fenster ohne Fenster, sprich: Es wurde zwar wie gewünscht ein Fenster ins Badezimmer eingebaut, aber in das Mauerwerk dahinter kein Durchbruch gemacht, weil der Bauunternehmer nicht weiß, ob es eine tragende Wand ist. Das könnte er ja mit dem Bauingenieur klären, der uns diese Firma empfahl. Angeblich bauen die ja ganze Häuser miteinander. Aber für den Bauingenieur ist er ja nicht mehr erreichbar. Die Freundin gab im November eine Pelletheizung in Auftrag, auf die sie heute noch wartet. Zum Glück kündigte sie dem Gasversorger noch nicht, aber so kommen zu den Kosten für Hauskauf und Sanierung auch noch die für Gas. Genau wie bei uns verschwanden bei K. immer wieder Gegenstände - bei ihr sogar ein Haustürschlüssel. Sie wechselte sofort die Schlösser aus, musste dann aber feststellen, dass es einen Einbruchsversuch gab! Wie gut, dass wir sofort den Schlüssel aus dem Tresor nahmen, nachdem die Brigade fertig war, inzwischen auch den Tresorcode änderten. Wir überlegen jetzt, wie wir weiter vorgehen, ob rechtliche Schritte nicht doch sinnvoll sind oder ob wir an die Öffentlichkeit gehen, um andere zu warnen. Vermutlich werden sich dann auch noch weitere Geschädigte finden. Mal gucken, was wir machen. Zumindest ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung hat der Bauunternehmer schon am Hals, denn ein ehemaliger Mitarbeiter zeigte ihn an.

Bei allem Ungemach, für das die erst so wunderbare Baubrigade sorgt, schaffte sie es, dass sich K. und ich nach über 40 Jahren wieder trafen. Wir gingen nämlich zusammen zur Grundschule. Unsere gemeinsame Freundin E. sorgte dafür, dass wir immer mal wieder voneinander hörten, aber zum Treffen kam es erst jetzt. 

Im Büro haben wir jetzt die Organisationsentwicklung abgeschlossen und ein Organigramm erstellt. Ich habe jetzt einen hübschen Wichtig-Titel. Wenn's hilft. Ansonsten merke ich, wie sehr mich meine private Situation inzwischen auch beruflich belastet. Ich bin mehr als erschöpft, kann mich kaum konzentrieren, brauche immer öfter Hilfe von Kolleginnen. In zehn Tagen habe ich einen Termin bei meiner Hausärztin wegen des Antrags für eine mehrwöchige stationäre Reha und hoffe, sie stimmt dem Antrag zu. Mein Antrag auf die Kurzzeit-Reha RV fit wurde tatsächlich bewilligt: Drei Tage, ambulant, in Pinneberg. Ich bin mir noch nicht sicher, ob mich das nicht mehr Kraft kostet als es mir gibt.

Mudderns verweigert weiterhin das Aufstehen, jetzt schon seit acht Wochen. Körperlich und geistig baut sie immer weiter ab. Eigentlich wollten wir übermorgen das vierjährige Zusammensein mit ihrer Gesellschafterin beim Bäcker feiern, aber inzwischen sieht es auch die Gesellschafterin so, dass meine Mutter dazu nicht mehr in der Lage ist. Den aktuellen Rollstuhl will Mudderns nicht nutzen, weil sie damit vorgeführt werde. Irgendwas ist ja immer. So kann sie auch nicht an den Aktivitäten des Heims teilnehmen, sondern liegt nur im Bett und starrt wahlweise an die Decke oder aus dem Fenster. Es ist ein Elend. Der erste Rollstuhl, den wir für Mudderns kauften, ging inzwischen an den Verein für deutsch-ukrainische Zusammenarbeit Feine Ukraine. Da wird er dringend gebraucht, denn die Bewilligung von Rollstühlen und anderen Hilfsmitteln durch die Krankenkassen ist ein langwieriger Prozess. Deswegen kauften wir die Rollstühle ja auch selbst, denn das Ziel war ja, Mudderns schnell wieder auf die Beine zu bringen.

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Ich scheiterte daran, für Tantes Geburtstag einen Blumenstrauß zu bestellen. Das klappt weder über einen örtlichen Floristen noch über das Hotel, das weder auf Anrufe noch auf eMails reagiert. Auch ein Sektfrühstück lässt sich im Hotel nicht buchen. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Die fünf Sterne bekam das Hotel jedenfalls nicht für seinen Service. Immerhin haben wir inzwischen eine Wellnessbehandlung als Geschenk für Tante buchen können. Vielleicht lassen sich Sektfrühstück und Blumenstrauß auch noch vor Ort regeln.

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Dienstag, 18. April 2023

#12von12 im April 2023

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine April-Bilder.

#1: Den Bushaltestellen-Warteblick genießen, solange es geht. Nach dem Umzug ist der Bahnhofswarteblick weniger schön.

Für mich ist wieder einmal Büro-Tag. Der Gatte wird im Laufe des Tages auf die Baustelle fahren, denn am kommenden Tag kommt der Fliesenleger.

#2: Arbeiten heißt heute viele bunte Bilder.

#3: Wir haben neuerdings zwei Mal am Tag die Gelegenheit, eine Aktivpause zu machen. Die Animation ist gewöhnungsbedürftig. 

#4: Der Gatte kam im alt-neuen Haus an und teilt erstmal mit, was er zu Hause vergaß.

Ich mache sehr pünktlich Feierabend, denn ich will zu Hause noch einiges schaffen. Abends muss ich dann noch ins große Einkaufszentrum. Insgesamt ein ruhiger Tag und ein ruhiger Abend - für unsere Verhältnisse.

#5: Das obligatorische Spülmaschinenfoto.

#6: Ich schaffe es endlich, die Möble für das zukünftige Wohn- und Esszimmer auszumessen.

#7: Ich war über Ostern fleißig. 

#8: Das Abendessen zum Mitnehmen auf die Baustelle vorbereiten. Dort habe ich aktuell keine Arbeitsfläche zum Schnibbeln. 

Wie immer in diesen Zeiten der Blick zurück: Im ersten Corona-Jahr war der Gatte noch gesund, feierten wir zum letzten Mal Ostern bei Schwiegermutter und genossen ihren traumhaften Garten. Im zweiten Corona-Jahr versuchte der inzwischen kranke Gatte gerade mal wieder zu arbeiten, machte ich den ersten Corona-Selbsttest. Die Tulpen, die ich vor zwei Jahren in den Garten setzte, strecken wieder gerade ihre Köpfchen hervor, sind aber noch nicht aufgeblüht. Bald ziehen sie ins alt-neue Haus um. Im dritten Corona-Jahr blühte die Sternmagnolie - so wie jetzt auch wieder, nur dass sie inzwischen im Vorgarten des alt-neuen Hauses steht.

#9: Im großen Einkaufszentrum.

#10: Die Hasen nehmen das Sofa ein.

#11: Füße hoch und stricken - momentan Handschuhe für den Gatten im Akkord. Da er sie auch beim Heimwerken trägt, gehen sie schneller kaputt als sonst.

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

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Sonntag, 16. April 2023

Samstagsplausch KW 15/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXI

Jetzt sieht's hier wieder richtig nach Baustelle aus", meinte der Gatte gestern Mittag ein bisschen frustriert, als wir in der Küche standen. Der Fliesenleger flieste nämlich nicht nur die Böden in Flur und Küche, sondern schlug auch den Fliesenspiegel über Herd und Spüle heraus, und so sieht es wirklich wüst aus. Normalerweise hätten wir jetzt jemanden gesucht, der die Wand verputzt, aber es zeigte sich, dass vor drölfzich Jahren ein Handwerker ein Kabel anbohrte und einfach überflieste - ein Glück, dass da bislang nichts passierte! So geht es also weiterhin einen Schritt vorwärts und zwei zurück.

Das vor drölfzich Jahren angebohrte Kabel, das uns jetzt um Monate zurückwirft. 

Jetzt muss erst ein Elektriker kommen, und den zu bekommen, ist ja ähnlich schwierig wie ein Termin beim Heizungsbauer. Zum Glück habe ich den Augusttermin bei der einen Firma noch nicht abgesagt, nachdem letzte Woche eine andere Firma da war, bei der wir auf der Warteliste standen. Natürlich frage ich da zuerst an, aber ich bezweifle, dass wir da zeitnah einen Termin bekommen. Küchen- und Flurboden sind jedenfalls richtig schick geworden, und wenn dann irgendwann noch der Maler zum zweiten Mal kommt und die Wände weiß sind, sind es richtig gut aus. Jetzt muss noch verfugt werden, müssen der Kellerflur und meine Werkstatt gefliest werden, dann sind wir mit den Böden durch. 

Hier gilt seit mittlerweile 161 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Ostern hatte ich Baustellepause, was sehr gut war. Ich schaffte zwar nicht so viel in der Wohnung, wie ich gemusst hätte, aber ich konnte etwas zur Ruhe kommen, "Die Kinder des Kapitän Grant*" zu Ende lesen und endlich die Steuererklärung machen. Die wird wieder durch die Verrentung des Gatten spannend, denn ich habe keine Ahnung, was wir nachzahlen müssen. Spannend wird auch die Wasserrechnung, denn die Zähler mussten abgelesen werden. In der Wohnung wird die Nachzahlung hoffentlich nicht so hoch sein wie im Haus, wo im Herbst abgelesen wird. Da müssen wir uns für Wasser und Strom auf einiges gefasst machen, denn meine Mutter verbrauchte so gut wie nichts. 

Als ich vorgestern ins alt-neue Haus kam, stand die Sternmagnolie in voller Blüte! Sie hat den Umzug gut verkraftet, aber der Schneeball schwächelt weiterhin. Wir versuchen es jetzt mit einer gezielten Bewässerung der Wurzeln mittels Trichtern. Ich hoffe, es bringt etwas. Der kleine Apfelbaum macht sich zum Glück weiterhin gut. Der alte, beschnittene Apfelbaum hingegen scheint nach dem Schnitt zu schmollen, trägt aber ohnehin nur alle zwei Jahre.

Im Büro ist es jahreszeitlich bedingt stressig. Hinzu kommen zahlreiche Ausschreibungen. Wir dürfen nicht selbst einkaufen, sondern müssen alles für eine eigene Beschaffungsabteilung zur Ausschreibung fertig machen. Das macht jede für ihren Arbeitsbereich. Das kostet Nerven, und aktuell gibt es nur zwei, die Spezialfälle ausschreiben können. Ich bin eine davon, habe aber schon klar gemacht, dass ich nicht auf Dauer die Ausschreibungen für die Chefinnen übernehmen werde. Wieder mal zeigt sich, dass die Stelle der Verwaltungskraft nach über zwei Jahren dringend nachbesetzt werden müsste.

Wider besseres Wissen habe ich diese Woche die ersten Formulare für eine mehrwöchige stationäre Reha ausgefüllt. Für die Kurzzeit-Reha "RV Fit" bin ich ja nach Einschätzung der Rentenkasse schon zu krank, während die mehrwöchige stationäre Reha wiederholt abgelehnt wurde, da ich nicht krank genug bin. Ich müsste erst langzeiterkranken, um eine zu bekommen, obwohl ich, auch aufgrund meiner Behinderung, alle vier Jahre einen Anspruch auf eine präventive Reha hätte. Die letzte ist allerdings 11 Jahre her und wurde aufgrund einer Langzeiterkrankung bewilligt.  

Mudderns hat wieder Telefon. Morgens schließt es der Frühdienst an, abends stöpselt es der Spätdienst aus. So kann sie nicht nachts, wenn ihr langweilig ist, Polizei oder Feuerwehr anrufen. Ich bin gespannt, wie lange es gut geht. Den neuen Rollstuhl nutzt sie immer noch nicht, aber Dienstag soll endlich eine Physiotherapeutin kommen - acht Wochen nach der OP. Ich bin gespannt, ob Mudderns mitmacht. Dass wir uns ein paar Tage nicht sahen und sprachen, tat uns beiden gut. Sollte Mudderns sich entschließen, doch den Rollstuhl zu nutzen, würde ich kommenden Sonntag mit ihr in die Kirche gehen, ansonsten sehe ich sie erst in zehn Tagen, wenn sie mit ihrer Gesellschafterin ihren Jahrestag feiert. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Schwiegermutter hadert mit ihren Einschränkungen und versteht nicht, dass sie trotz Grad der Behinderung keinen Pflegegrad hat. Das eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun. Den Pflegegrad will sie nicht beantragen, weil sie ja den Grad der Behinderung hat ... Ich habe beschlossen, mich nicht einzumischen, auch, weil sie ihrer Seniorenwohnanlage einen stattlichen Betrag zahlt, damit die sich um so etwas kümmern. 

Ansonsten habe ich aktuell wieder mal schlaflose Nächte aufgrund der Myomatose. Ich weiß vor Schmerzen einfach nicht, wie ich liegen soll. Mir scheint, das ist schlimmer seit dem Absetzen der Hormone. Schmerztabletten helfen kaum, und die will ich auch nicht über lange Zeit nehmen, aber momentan geht's nicht anders. Ich hoffe, das ändert sich wieder. 

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Dienstag, 11. April 2023

Gehäkeltes Haarband aus Schachenmayr Catania

Bevor ich mich irgendwann im zweiten Corona-Jahr, als die Friseursalons nur gegen Test besucht werden konnten, was nervig war, weil's bei uns damals schon nur wenig Teststation gab, entschloss, meine Haare für eine Haarspende wachsen zu lassen, trug ich einen graduierten Bob.   

Ein Haarband hält bei Bedarf auch Hasenohren im Zaume.

Vor allem im Sommer nervte es, wenn mir die Haare ins Gesicht fielen. Also häkelte ich passend zu diesem Strandkleid und zu diesen Espadrilles ein Haarband aus Schachenmayr Catania. Damit das Haarband gut sitzt, häkelte ich ein elastisches Beilaufgarn mit. Den unteren Teil des Haarbandes, der in den Haaren verschwindet, häkelte ich in festen Maschen, den Rest passend zum Kleid im Netzmuster.

Das Haarband im Überblick.

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Samstag, 8. April 2023

Samstagsplausch KW 14/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLX

Ja, ich weiß, seit vorgestern ist die Pandemie in Deutschland höchst ministerlich für beendet erklärt worden, seit heute sind alle Corona-Maßnahmen aufgehoben, aber solange noch jeden Tag weit über 100 Menschen alleine in Deutschland an Corona sterben, in Hamburg gerade mal wieder die Krankenhäuser volllaufen, die WHO noch kein Ende sieht, sind wir noch in Corona-Zeiten.

In der Siedlung, in der das alt-neue Haus steht, schmückt ein altes Ehepaar jedes Jahr vor Ostern eine kleine Weide im Vorgarten.

Hier gilt seit mittlerweile 160 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Die Eier wurden von den Kindern und inzwischen auch den Enkeln gestaltet.

Diese Woche ruckelten sich auf der Baustelle ein paar Dinge zurecht. Montag früh rief eine nette Dame an: Ob wir noch einen Elektriker bräuchten? Grundverpeilt wie ich bin, dachte ich, das wäre die Firma, bei der wir im August einen Termin haben, aber das war eine andere Firma, bei der ich auf einer Warteliste stand, bei der ich nicht ernsthaft mit einem Rückruf rechnete. Zum Glück blieb der Gatte ohnehin bis Dienstag auf der Baustelle, und so kam der Elektriker zu für den Gatten nachtschlafender Zeit auf die Baustelle und sorgte für Strom in der Küche. Im Badezimmer haben wir kein Deckenlicht, denn um herauszufinden, wo der Defekt ist, müssten die frisch verlegten Fliesen wieder runter. Das ist auch so was, was die Baubrigade hätte reparieren sollen, es aber nicht tat. Immerhin schloss sie eine von zwei Außensteckdosen an. Die zweite schließt der Elektriker an, wenn klar ist, wie die neue Küche aussehen wird, wo der neue Fliesenspiegel verlaufen wird. Überraschenderweise ging die uralte elektrische Markise noch, sehr zur Freude des Gatten, der gleich befand, sie müsse gereinigt, gespannt und mit einer neuen Blende versehen werden. Sicherungsautomaten für den Sicherungskasten bestellte der Gatte für die kommende Woche. Er will sie selbst einbauen. Den ganzen Sicherungskasten wollte der Elektriker nicht erneuern. 

Was sich diese Woche auch regelte: Kommende Woche kommt der Fliesenleger, Ende des Monats der Metallbauer. Wir sind jetzt tatsächlich so weit, dass wir den Umzug planen könnten! Nach dem Fliesenleger muss der Maler nochmal ran, und dann könnte es eigentlich losgehen - vorausgesetzt, der Gatte schafft es zeitnah, sein Eisenbahnzimmer mit Laminat auszulegen. Außerdem müssen wir überlegen, welche Möbel wohin sollen, was neu gekauft werden muss, was zu Stilbruch oder zum Sperrmüll geht. Ich muss Wohnung und Lager ausmisten. Die Orientteppiche müssen von der Reinigung aus dem Lager abgeholt und sauber ins Haus gebracht werden, denn sie müssen ja liegen, bevor die Möbel aufgebaut werden. Gleichzeitig sollen sie erst liegen, wenn alle staubigen Arbeiten erledigt sind ... Langsam überfordert mich die Logistik. Bis zum Umzug wird also noch einige Zeit ins Land gehen. Da sind ja auch noch die Arzttermine des Gatten, meine beruflichen Termine und die Urlaubsplanung meiner Kollegin, die alle berücksichtigt werden müssen. Das wird sich alles finden.  

Wir haben überlegt, erstmal Spüle und Herd meiner Mutter zu behalten, unsere vorhandenen Küchenmöbel aufzustellen und die neue Küche nach dem Einzug zu planen. Alles andere ist zu kompliziert, denn Umzug, Lieferung der zugekauften Küchenmöbel samt Herd und Aufbau müssten quasi taggleich erfolgen. Spannend bleibt, ob die Spülmaschine wie geplant angeschlossen werden kann, denn bislang haben wir nicht geprüft, ob die alten Anschlüsse noch da sind.

Doof ist weiterhin, dass wir nicht wissen, wann der Heizungsbauer kommt und was seine Arbeiten kosten werden. Davon hängt ab, wie viel Geld wir noch ausgeben können, denn unser Budget ist ja nicht unbegrenzt. Mal gucken, ob ich in den nächsten Tag zumindest eine grobe Kostenschätzung bekommen kann. Und spannend bleibt nach wie vor, wie viel Murks, den wir nicht sehen können, die Baubrigade ablieferte, ob uns da nicht noch was um die Ohren fliegt. 

Ein Regenbogen vor dem alt-neuen Haus.

Sonntag war ich bei Mudderns, ging aber schnell wieder, weil wir uns wieder nur anschrien. Kaum habe ich sie begrüßt, werde ich auch schon wieder weggeschickt, um irgendwelche Besorgungen zu erledigen, und wenn ich darauf hinweise, dass Sonntag ist, gibt's zum ersten Mal Geschrei. So geht das dann die ganze Zeit weiter. Das kostet mich mehr Kraft als ich habe.

Dienstag hatte Mudderns dann ihre Gesellschafterin so weit, dass sie einen neuen Rollstuhl bekommt. Mir sollte sie davon nichts sagen, sondern einfach einen kaufen. Der bisherige hatte ja die "falschen" Räder, also welche, die sie nicht selbst drehen kann, weswegen sie die Nutzung verweigerte. Nun hat meine Mutter gar nicht mehr die Kraft, die Räder zu drehen, muss geschoben werden, aber sie lässt sich nicht durch Fakten verwirren. Die Gesellschafterin nahm trotzdem Kontakt mit mir auf und bekam das Okay für den Kauf. Durch einen glücklichen Zufall fand sie in der lindgrünen Hölle einen günstigen gebrauchten Rollstuhl, zeigte ihn Mudderns und holte ihn vorgestern ab, alles in Absprache mit mir, wovon Mudderns aber nichts wissen muss. Ich bin gespannt, ob es der letzte Rollstuhl sein wird oder ob Mudderns jetzt monatlich einen kaufen wird. Rein rechtlich könnte ich es ihr untersagen und darauf bestehen, dass sie den langwierigen Weg über die Krankenkasse geht, aber natürlich habe auch ich wie die Gesellschafterin die irrige Hoffnung, dass meine Mutter vielleicht doch noch mal das Bett verlässt. Mudderns will schlichtweg nicht mehr aufstehen (und kann es nach mehr als sechs Wochen im Bett vermutlich auch nicht mehr). Ich bin gespannt, welche Ausrede sie findet, um auch diesen Rollstuhl nicht zu nutzen. Aufstehen würde ihre Lebenssituation so viel besser machen, aber sie leidet lieber, weil sie meint, andere damit verletzen zu können. Dass sie sich damit nur selbst schadet, versteht sie nicht.

Der alte Rollstuhl steht jetzt vorm alt-neuen Haus. Ich war erst sehr wütend, weil ich mich um die Entsorgung kümmern muss, wieder mit Mudderns zu tun habe, ob ich will oder nicht - sie muss sich halt immer in Erinnerung bringen. Am liebsten hätte sie es, dass der Rollstuhl im alt-neuen Haus eingelagert wird. Nix da! Der Rollstuhl ist noch wie neu, wurde ganze 100 m geschoben, stand ansonsten nur in ihrem Zimmer. Wenn ich versuche, ihn zu verkaufen, müsste ich ihn über Wochen einlagern, bis sich ein Käufer findet. Meine letzten Verkäufer-Erfahrungen mit eBay waren nicht gut, und gebrauchte Rollstühle gehören nicht zu den Artikeln, die man schnell los wird. Es scheint, dass ich einen Weg fand, jemandem mit dem Rollstuhl eine Freude zu machen und mich zu entlasten. Mal gucken, ob es klappt. 

Unklar ist wieder mal, ob Mudderns ihre Tabletten nimmt, vor allem die Psychopharmaka, die zu einer Verbesserung der Situation führen könnten. Sonntag jedenfalls hielt sie die Vitamin-B-Tabletten, die sie nicht vom Heim zugeteilt bekommt, für Schmerztabletten und sagte, sie nähme davon mindestens drei am Tag. Ich sollte nämlich neue kaufen und war irritiert, dass die Packung mit 60 Stück nach noch nicht mal vier Wochen schon aufgebraucht ist. 

Ostern bleiben wir ja in Hamburg, so dass ich meine Mutter nicht sehe. Ich bin gespannt, was sie sich ausdenkt, um mich trotzdem zu beschäftigen. Anrufen kann sie ja nicht, weil sie weiterhin kein Telefon hat, aber mein Telefon ist sicherheitshalber trotzdem abgestellt. Ich denke daran, wie wir früher mit meiner Mutter an Ostern zum Brunch gingen, was immer sehr schön war. Im letzten Jahr war aber schon absehbar, dass es nicht mehr lange geht, nur dass es jetzt so schnell nicht mehr geht, hätte ich nicht erwartet (auch nicht, wie schnell es von "Ich will auf keinen Fall einen Rollstuhl!" zu "Ich will unbedingt einen Rollstuhl!" gehen kann). Ich habe auch nichts zu Ostern für meine Mutter. Das alle Weihnachtsgeschenke ignoriert und entsorgt wurden, darunter auch der Schulterponcho, traf mich doch sehr. Der Schulterponcho wartet in der Altpapiertonne vorm alt-neuen Haus auf mich, denn dahin brachte ihn die Gesellschafterin, weil sie ihn auch zu schade zum Entsorgen fand. Er wird zur Obdachlosenhilfe gehen.

Nach einem hilfreichen Gespräch mit einem lieben Menschen, der gerade entschied, eine Vormundschaft für einen Verwandten abzugeben, überlegte ich, die Vormundschaft für Mudderns abzugeben. So einfach ist die Entscheidung nicht, es hängt einiges daran, und eigentlich wollten wir genau diesen Fall, dass jemand Fremdes über sie bestimmt, immer verhindern. Momentan wäre es aber eine echte Entlastung. Gott sei Dank ist Mudderns Gesellschafterin da und entlastet mich.

Sonntag erfuhr ich von RV Fit, quasi eine Kurzzeit-Reha. Ich stellte gleich online den Antrag und war gespannt. Donnerstag kam dann die Antwort, dass eine medizinische Reha sinnvoller wäre. Guter Witz. Der Antrag dafür wird ja abgelehnt, und ich habe keine Kraft, dagegen an zu gehen. Schade, RV Fit wäre eine Möglichkeit, Kraft zu schöpfen. Soll halt nicht sein. Also durchhalten oder ganz zusammenklappen und als Langzeiterkrankte auf eine Reha hoffen.

Im Büro wird die Stimmung immer schlechter, denn wir haben schlichtweg zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer. Es wird nicht mehr auf Augenhöhe kommuniziert, und da helfen auch die ganzen im Organisationentwicklungsseminar festgelegten Kommunikationsregeln nicht.  Für einfache Höflichkeit sollte es zudem keine Kommunikationsregeln brauchen, aber beispielsweise zwei der Chefinnen gehen ohne Verabschiedung, und das stößt immer mehr Kolleginnen auf. Ich bin einmal mehr froh um mein Projekt und hoffe, dass mir da noch möglichst lange niemand rein redet. Ansonsten sind wir mittlerweile schon drei Kolleginnen, die Frührente erwägen, wenngleich ich darüber nicht wegen Arbeitsfrust nachdenke, sondern um mehr Zeit mit dem Gatten zu verbringen, solange ich ihn noch habe. 

Ansonsten ist dieses Osterfest eines der merkwürdigsten, die der Gatte ich und ich zusammen erlebten. Es gibt keine Oster-Deko, abgesehen von den Hasen, die ohnehin immer hier herumstehen. Der Balkon ist nicht bepflanzt oder aufgeräumt, weil wir ja eh kaum hier sind. Gleiches gilt für den Garten. Schwiegermutter entschuldigte sich gestern, dass sie es nicht schaffte, Eier zu färben, aber heute noch welche kaufen würde, was der Gatte ihr ausredete. Der Gatte selbst färbte auch keine Eier, obwohl wir alles dafür da hätten. Dass der Oster-Brunch mit meiner Mutter ausfällt, erwähnte ich ja schon. Ob wir nächstes Jahr Ostern im alt-neuen Haus feiern?

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Freitag, 7. April 2023

#WMDEDGT 04/23: Oben ohne

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Seit gestern ist der Gatte wieder da und ich gewöhne mich nur schwer daran, nicht mehr alleine im Bett zu liegen. Dementsprechend ist die Nacht ein wenig unruhig. Als der Gatte kurz vor sechs Uhr aufsteht, weil Schmerzen, stehe ich auch auf, denn heute muss ich noch vor der Arbeit Mudderns Hausarzt anrufen und zudem pünktlich los.

Kaffee kochen, dann den Ausgelesen-Beitrag für März fertig schreiben und schließlich beim Hausarzt anrufen und per AB erfahren, dass er bis nach Ostern im Urlaub ist. Also Mudderns Gesellschafterin informieren, dass sie morgen kein Rollstuhl-Rezept abholen kann. Ich finde es ohnehin unsinnig, einen weiteren Rollstuhl zu kaufen, denn auch den wird Mudderns nicht nutzen, aber wenn es Mudderns neues Hobby ist, Rollstühle zu sammeln, bitte schön. Ich bin nur wütend, weil sie mich damit beschäftigt. Mal gucken, was sie sich ausdenkt, um mich über Ostern auf Trab zu halten. 

Beim Duschen ärgern, dass ich schon wieder nicht daran dachte, mir ein neues Handtuch zu nehmen. Das aktuelle ist nämlich sehr dünn und war deswegen mein Sporthandtuch, als wir noch im Verein waren. Zum Frühstücken komme ich nicht, aber ich schaffe es, ans Mittagessen und an den Kaffeebecher zu denken. Dem Gatten fällt zum Glück auf, dass ich ohne Oberteil aus dem Haus will. Nur mit Unterwäsche wäre es dann doch etwas kalt gewesen im Büro ... 

Knapp pünktlich im Büro. Mittwoch heißt, es gibt jede Menge Wichtig-Wichtig-Sitzungen und alle Kollegen sind da. Bevor ich in die Sitzung gehe, erreicht mich noch Chefin I mit der Info, dass der Mann von Kollegin I unerwartet und unter dramatischen Umständen starb. Sie weiß, dass wir bis vor drei Jahren noch oft Kontakt hatten, dann nicht mehr so, weil es bei Kollegin I nie passte, wenn ich im alten Büro war. Chefin I bittet mich, eine Kondolenzkarte zu schreiben, weil sie den Eindruck hat, das könne Kollegin I gut tun. Soll sein. 

Später kommt die Nachricht, dass eine Blog-Freundin in einer Notfall-Ambulanz liegt und auf einen freien Platz im Krankenhaus wartet, um eine Notfall-OP zu bekommen. 

Bei der wöchentlichen Sitzung gibt's zunehmend Frust, denn wir haben einfach zu viele Häuptlinge für zu wenig Indianer: Mittlerweile haben wir einen Chef und drei Chefinnen für acht Mitarbeiter. Immer öfter läuft es so ab, dass von oben nach unten verfügt wird, wir "mal eben" ein Projekt umsetzen sollen. Es gibt keine Kommunikation auf Augenhöhe mehr, und da helfen auch die ganzen im Organisationentwicklungsseminar festgelegten Kommunikationsregeln nicht. Ursprünglich hieß es, für die Durchführung der Projekte, die wir in den letzten Monaten entwickelten, würden Honorarkräfte geholt, aber davon ist jetzt keine Rede mehr. Mittlerweile überlegen immer mehr Kolleginnen, wann sie in Rente gehen können, und eine Kollegin lernt gerade, "Nein" zu sagen. Sie bekommt nämlich immer wieder Projekte aufgedrückt, die sonst keiner machen möchte. 

Ich bin einmal mehr froh über mein klar abgegrenztes Projekt, in dem man mir wenig reinredet und von dem klar ist, dass es mich mehr als voll auslastet, das zudem perspektivisch ausgeweitet werden soll. Heute schaffe ich endlich eine Ausschreibung, die ich seit Tagen vor mir her schiebe. Irgendjemand hochbezahltes Praxisfernes meinte, es sei günstiger, jeder schreibt seine Sachen selbst aus, so dass die Beschaffungsabteilung nur noch bestellen muss. In Wahrheit hält das einfach auf. Letzte Woche kostete mich so eine Ausschreibung zwei Arbeitstage, kommende Woche werden es nochmal mindestens so viele werden. Die heutige geht relativ einfach von der Hand, da ich auf eine alte Vorlage zurückgreifen kann. Eine Kollegin ist so nett und guckt nochmal drüber, kontrolliert die Zahlen und ist ob des Umfangs sprachlos. Dabei ist der Umfang seit der Digitalisierung und einer internen Umstellung geringer. Früher gehörte auch noch eine umfangreiche Excelliste samt Adressdatenbank dazu ...

Während die Kollegin so nett ist, meinen Ausschreibungstest zu lesen, mache ich eine Pause und gehe einkaufen.    

Ich arbeite länger als geplant und bin entsprechend spät an der S-Bahn-Station, um den Bus nach Hause zu bekommen. Da die Umsteigezeiten mal wieder nicht abgestimmt sind, komme ich in den Genuss des Porzellanglockenspiels in der Waitzstraße, das auch anzeigt, das Frühling ist. Im Winter wird es nämlich nicht gespielt. Ansonsten erklingt es zweimal täglich um 10 Uhr und um 18 Uhr. 

Zu Hause erwartet mich der Gatte, der den Wocheneinkauf übernahm und spontan bei Ikea war, um für sein Arbeitszimmer im alt-neuen Haus schon mal einen Schreibtisch zu kaufen.

Einmal auf dem Sofa, merke ich, wie erschöpft ich bin und dass ich keine Kraft zum Kochen mehr habe. Eigentlich sollte es Spargelsuppe mit Bruschetta geben. Da der Gatte sein Mittagessen nicht aß und noch eine TK-Pizza da ist, gibt es für jeden etwas anderes. Damit ist der Keller-Tiefkühler, der vor dem Rest umziehen soll, schon wieder etwas leerer.

Der Abend ist ruhig. Ich habe heute auf dem Weg ins Büro den ersten Band von "Die Kinder des Kapitän Grant*" von Jules Verne* abgeschlossen und lese jetzt im zweiten Band* weiter, gehe also früh ins Bett, um lesen zu können.

Der Blick zurück in die ersten drei Corona-Jahre: Am 5. April 2020 beschäftigten uns die unterschiedlichen Corona-Regeln, eröffneten wir die Balkon-Saison. Dieses Jahr wird der Balkon nicht bepflanzt, denn wir sind ja kaum in Hamburg. Am 5. April 2021 war der Gatte schon krank und versuchte, wieder gesund zu werden. Am 5. April 2022 bastelte ich eine Osterkarte. Die erwähnten Hasen-Blumenampeln werden in den nächsten Tagen entsorgt, wenn ich den Balkon aufräume. Sie ziehen nicht mit um, denn im alt-neuen Haus haben wir keine Möglichkeit, sie aufzuhängen. 

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Mittwoch, 5. April 2023

Ausgelesen: Bücher im März 2023

Lesen in Gesellschaft.
In diesem Monat beendete ich die Reihe "Kaffee? Tee? Mord!" von Ellen Barksdale*. Jetzt warte ich, bis ich in der Onleihe bei Band 24, "Louise in Gefahr*", an der Reihe bin. Mit "Tod im Morgenrot*" ist gerade auch Band 25 erschienen, aber noch nicht in der Onleihe verfügbar. 

Gerne hätte ich "Küstenhaie*" von Gaby Kaden zu Ende gelesen, nachdem ich sehr schwer in die Handlung fand. Das Buch brachte aber den Tolino mehrfach zum Absturz, so dass ich aufgab und nicht weiß, wie die Geschichte um beiden ostfriesischen Bauern Hinni und Karl, die sich einem Immobilien-Hai widersetzen, ausgeht. 

"Insellicht*" von Anja Eichbaum ließ mich ein wenig ratlos zurück. Vordergründig geht es um eine junge Germanistin, die auf Norderney Heinrich Heines literarischen Spuren nachgeht. Dabei gerät sie unbeabsichtigt in die Ermittlungen eines rätselhaften Mordfalls, der Inselpolizist Martin Ziegler verzweifeln lässt: Ein Unbekannter erlag am Kap, dem Seezeichen von Norderney, den Folgen eines Giftanschlags. Doch alle Hinweise führen ins Leere. Bald schon ziehen »Sondengänger« Zieglers Aufmerksamkeit auf sich. Die Schatzsucher scheinen ein Geheimnis zu hüten. Und dann ist da noch die Polizeipsychologin Ruth Keiser, die derweil eine ganz persönliche Katastrophe erlebt, als ihr Lebensgefährte Oskar Schirmeier schwer verletzt zusammenbricht.

Gleichzeitig schiebt sich der Umstand in den Vordergrund, dass Keiser und Schirmeier keine jüdischen Freunde haben, nichts vom jüdischen Leben in Deutschland wissen. Warum das plötzlich wichtig ist, erschloss sich mir überhaupt nicht. Plötzlich sieht Keiser in jedem, der ihr begegnet, einen möglichen Juden und macht den Fehler, der oft gemacht wird: Sie verwechselt Gedenkorte der Shoah mit Orten jüdischen Lebens. Das trübte die eigentlich spannende Handlung, die sich zudem leider zunehmend verzettelte. Immerhin: Ich lud mir Heines "Reisebilder*" auf den Kindle (nicht, dass sie nicht als Print im Regal stehen hätte, aber so ist es einfach bequemer).

Richtig gut gefiel mir "Das versunkene Dorf*" von Olivier Norek*. Im Mittelpunkt steht die Pariser Kommissarin Noémie Chastain. Bei der Festnahme eines Drogendealers erleidet sie eine schwere Schussverletzung: Fortan ist eine Hälfte ihres Gesichts entstellt. Weil man ihr nicht mehr zutraut, ein Team zu führen, wird sie gegen ihren Willen aus Paris in die Provinz verbannt: Nach beschaulichen Wochen taucht auf dem See eine Tonne mit einem längst verwesten Leichnam auf, wodurch Noémie auf die Vorgeschichte Avalones stößt: Vor 25 Jahren wurde das Dorf evakuiert, überflutet, die Bewohner mussten dem neu geschaffenen Stausee weichen und wenige Kilometer entfernt im neuen Avalone leben. Doch drei Kinder kamen damals nicht mit. Die Handlung ist ausgesprochen spannend, die Charaktere tragen eine Fortsetzung.

"Gurkendeal*" von Franziska Steinhauer* ist zwar der 13. Band um Hauptkommissar Peter Nachtigall, lässt sich aber auch lesen, wenn man die zwölf Bände davor nicht kennt. Einzig der Cliffhanger ist fies und verleitet dazu, schnell "Spreewaldkohle*" zu lesen. Das Buch muss aber erstmal warten. Als ein Kahnfährmann die Plane von seinem Kahn zieht, findet er zwischen den Resten eines Picknicks einen Mann. Doch der schläft nicht etwa seinen Rausch aus. Er ist tot. Schnell machen sich Vermutungen, Vorurteile und Verdächtigungen breit - schon bald gibt es das nächste Opfer. Peter Nachtigall und seine neue Kollegin haben alle Hände voll zu tun, um den Fall um Spreewald-Gurken, Rauschgift und Waffenhandel aufzuklären.

"Aller-Wolf*" heißt der Roman-Erstling von Bettina Reimann, der von einer umfangreichen Website begleitet wird. Im Mittelpunkt steht die junge Bloggerin Flora Kamphusen, die in der niedersächsischen Provinz ihre Familie besucht. „Wo bin ich hier gelandet? Malerische Dörfer und dazwischen nur Friede, Freude, Spargelbauern.“ Aber sie hat das Aller-Leine-Tal unterschätzt: Kaum hat sie diesen Satz ausgesprochen, wird sie mit einem Geheimnis konfrontiert, das eng mit ihrer Familie zusammenhängt. Drei Frauen sind verschwunden. Etwa, weil Geschehnisse aus ihrer Schulzeit bei einem Klassentreffen ans Licht kamen? Mit ihrem Großvater Carsten, Kriminalhauptkommissar im Ruhestand, und ihrer Mutter Anna sucht Flora die Wahrheit und gerät in Gefahr, denn der „Aller-Wolf“ hat seine Schande nie vergessen. - Ich hoffe auf eine Fortsetzung. 

"Blutküste*", der erste Band einer Reihe um die Kommissare Sophie Jensen und Ben Reinders von Simon Gereadts*, spielt auf Borkum. In einem Waldstück wird die Leiche der elfjährigen Fenja Kleinstätt gefunden. Mit weißen Federn "geschmückt", hing das Mädchen nackt am Ast eines Baums. Hauptkommissarin Sophie Jensen wird auf den Fall angesetzt. Eine überraschende Entscheidung, nachdem sie erst vor Kurzem wegen eines Verstoßes gegen die Dienstvorschriften suspendiert worden war. Für ihren neuen Partner, Hauptkommissar Ben Reinders, ist die Sache klar: Sophie ist auf Borkum aufgewachsen und kennt die Insel wie ihre Westentasche. Vor allem aber ist der Kriminaldirektor ein alter Freund ihres Vaters. Im Zuge der Ermittlungen erkennt Sophie jedoch allmählich den wahren Grund: Die Spuren des Täters führen in ihre eigene Vergangenheit und wecken die schauderhafte Erinnerung an eine maskierte Gestalt. Die Kommissarin ahnt, dass Fenja das erste Opfer in einer grauenvollen Mordserie ist. Und dass sie den Täter nur aufhalten kann, wenn sie sich den schlimmsten Ängsten ihrer Kindheit stellt.

Das Buch hat einige Längen. Das Tempo zieht zum Ende an, und der Schluss gereicht einem Splatterfilm zur Ehre. War nicht so meins. 

Geradezu verschlungen habe ich die bislang dreibändige Reihe um den Deutsch-Amerikaner Philipp Gerber, die im Deutschland der Adenauerzeit spielt und von Ralf Langroth* geschrieben ist. Im ersten Band, "Die Akte Adenauer*", wird die Entstehung des BKA beschrieben. Gerbers jüdische Familie floh aus NS-Deutschland in die USA. Er selbst wird Soldat, kämpft gegen NS-Deutschland und holt Anfang Mai 1945 Adenauer aus seinem Weinkeller, wo dieser die Kämpfe um den Vormarsch der US-Army gen Köln abwartet. Adenauer wird als Oberbürgermeister von Köln eingesetzt, macht dann aber schnell Karriere in der Bundespolitik. Gerber wechselt zum Spionagedienst CIC und nimmt nach dem Tod eines Kollegen dessen Platz beim BKA als Kriminalhauptkommissar ein. Er nimmt wieder die deutsche Staatsbürgerschaft an und geht eine Beziehung mit der Journalistin Eva Herden ein. Gemeinsam klären sie den Mord an Gerbers Vorgänger auf und heben eine Gruppe Werwölfe, Nazis, die gegen die Bundesrepublik kämpfen, aus. 

Im zweiten Band, "Ein Präsident verschwindet*", setzt sich der  Verfassungsschutzpräsident Otto John nach Ost-Berlin ab. Wurde er, wie er später behauptet, tatsächlich entführt? Auf Wunsch von Konrad Adenauer übernimmt Philipp Gerber von der Sicherungsgruppe Bonn die Ermittlungen. Gerber hat dem Bundeskanzler schon einmal geholfen, doch diesmal hat er auch ein persönliches Interesse: Seine Geliebte, die Journalistin Eva Herden, ist verschwunden, ein Foto zeigt sie an der Seite von Otto John. Als ein Barbesitzer aus dem Rotlichtmilieu ermordet wird, der viele Geheimnisse der Polit-Elite kannte, steht Eva unter doppeltem Verdacht: als Mörderin und kommunistische Agentin, die den Mann im Auftrag der Sowjets ausgeschaltet haben soll. Auf der Suche nach Eva und den Beweisen ihrer Unschuld gerät Gerber zwischen die Fronten der Geheimdienste. 

Mit dem dritten Band "Das Mädchen und der General*" gehe ich in den April.

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Dienstag, 4. April 2023

Oster-Tüten, schnell gebastelt [Geschenktüten mit Hasen]

Wenn dir Ostersonntag vor der Verabredung einfällt, dass eine Geschenkverpackung doch schön wäre ... Geschenktüten für Weihnachten hätte ich gehabt, aber für Ostern? Fehlanzeige. 

Der Hase verschließt die Tüte.

Also guckte ich, was zur Hand war. Da wir oft Lebensmittel über Too good to go holen, sind Papiertüten da. Die lassen sich passend zuschneiden und kleben. Buntes Papier ist auch da, und natürlich Keksausstecher in Hasenform. 

Beim Fotografieren fiel mir auf, dass ich die Hasen-Rückseite nochmal mit der Schere nachbearbeiten muss, damit es passt.

Mit Hilfe des Keksausstechers* habe ich Hasen ausgeschnitten und auf die Tüten geklebt - einmal als Verschluss, einmal als Deko.  

Der Inhalt war zu groß, um die Tüte zu knicken, also kam hier der Hase direkt auf die Tüte, die mit Kordel verschlossen wurde. 

Dieser Beitrag geht rüber zu Dings vom Dienstag, Handmade on Tuesday und Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln!

Die Rückseite der Tüte.

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Samstag, 1. April 2023

Samstagsplausch KW 13/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLIX

Sonnabend, als ich nach dem Frühstück meine Mails durchsah, war uns direkt nach Schnaps. Am Vortag hatte ich den Bauingenieur angeschrieben, der uns im letzten Sommer die Baubrigade für Sanierungsarbeiten im alt-neuen Haus vermittelte. Das mit der Baubrigade fing gut an, wurde aber zunehmend chaotischer. Nach Fristsetzung war Weihnachten mit drei Monaten Verspätung der Großteil der Arbeiten abgeschlossen, aber die Milchglasscheiben für den Balkon fehlen noch immer, ein paar Sachen müssen korrigiert werden und der Bauunternehmer möchte noch eine Nachzahlung haben. Zu der wären wir auch bereit gewesen, aber eben erst, wenn alle Arbeiten erledigt sind. Die Milchglasscheiben und die Erledigung der ausstehenden Arbeiten waren für Ende Januar, Anfang Februar final zugesagt. Als ich im März nachhakte, eine Frist setzte und rechtliche Schritte ankündigte, reagierte der Bauunternehmer nicht mehr. Wir baten als letzten Versuch vor rechtlichen Schritten den Bauingenieur um Vermittlung und erfuhren: Der Bauunternehmer ist abgetaucht! 

Feierabendblick im Noch-Zuhause.

Wir mussten uns erstmal sammeln und einen Plan B finden. Bei den ausstehenden Arbeiten ist zum Glück nichts dabei, was eilt, aber erneut macht uns das zu schaffen, was uns die letzten Monate schon zusetzte: Vieles ist angefangen, kaum etwas ist beendet. Gestern kam ein Klempner, der ob der Installationen den Kopf schüttelte, aber Gott sei Dank keine schwerwiegenden Fehler fand, nichts, was neu gemacht werden muss, solange es funktioniert. Er korrigierte den Wasserdruck und beseitigte eine  Verstopfung. Mit denen haben wir seit der Neu-Installation der Rohre zu kämpfen. 

Heute kam ein Metallbauer. Der fiel schon anhand der Fotos vom Geländer vom Glauben ab. Gerade bei dem Balkongeländer, wofür uns der Bauunternehmer empfohlen wurde, hat er so viel Murks gemacht, dass das Gitter eigentlich neu angefertigt werden müsste. Die Winkel stimmen nicht, die Einzelteile sind nicht gerade, eine Befestigung fehlt, eine andere ist falsch herum angebracht ... Wir haben eine Lösung gefunden, die nicht perfekt, aber praktikabel ist. Wir möchten halt nur noch abhaken. Auf die Milchglasscheiben beim Balkon verzichten wir. Ans Geländer kommt eine Persenning und gut is'. Milchglas wäre schon schick, aber ans Balkongeländer kommen perspektivisch Solarzellen, so dass man die Glasscheiben kaum gesehen hätte. 

So geht's auf der Baustelle immer wieder zwei Schritte vor, einen zurück. Diese Woche regelte ich den Übergang der Versicherungen, denn aktuell laufen die für Haus und Wohnung ja parallel. Das wird auch bis November so bleiben. Dann sind wir hoffentlich umgezogen. Der Gatte kam in seiner Werkstatt weiter. Das ist vermutlich der Raum, der als erstes fertig wird, und ihm unheimlich wichtig. Die Anpassung der Türen, die beim Verlegen des Laminats übersehen wurde, ist terminiert. Wir haben jetzt einen Hasen-Türkranz - eigentlich wollte ich selbst einen machen, aber dann fand ich beim Kramen in der Wohnung einen, den der Gatte mal kaufte. Vom Heizungsbauer gibt es noch immer keinen Termin. Eigentlich müsste ich mich auch um einen Dachdecker kümmern, denn wir brauchen Trittstufen zum Schornstein. Das sollte eigentlich auch die Baubrigade erledigen. Selbst, wenn der Bauunternehmer nochmal auftaucht, wird er hier keine Arbeiten mehr ausführen. Ob wir gegen den Bauunternehmer rechtliche Schritte unternehmen, müssen wir überlegen. Mir fehlt aktuell die Kraft dazu. Mal schauen, ob sich der Kerl noch wegen einer Nachzahlung meldet.

Hier gilt seit mittlerweile 159 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Diese Woche waren der Gatte und ich zum ersten Mal seit seinem Schlaganfall wieder zwei Tage und Nächte getrennt. Mir machte das durchaus zu schaffen, aber ich muss lernen, mit der Angst zu leben. Der Gatte hat jetzt zwar einen funktionierenden mobilen Notruf mit GPS-Tracker, aber den hat er nicht immer dabei. Vorgestern vergaß er ihn sogar, als wir ins Haus fuhren! Zum Glück mussten wir wieder mal mit zwei Autos fahren, kam ich später los und sah den Notrufknopf noch in der Station stehen. Von der Sorge um den Gatten abgesehen, tat uns die Trennung gut. Wir können ja nicht ständig aufeinander hocken, und genau deswegen hat der Gatte ja den Knopf.

Bei Mudderns war ich Sonntag und vorgestern. Sonntag beschwerte sie sich darüber, dass ich sie nicht zur Kirche abholte. Als ich entgegnete, das ginge nicht, solange sie sich weigert, das Bett zu verlassen, bekam sie einen Wutanfall. Donnerstag sprach ich mit einer Pflegekraft, die Mudderns von früher kennt, und mir sagte, ich müsse meine Mutter dazu bringen, wieder aufzustehen. Was meint sie, was ich seit Mitte Februar versuche?! Meine Mutter will nicht aufstehen, und ich gehe nicht mehr davon aus, dass es sich ändert. Vermutlich wollen ihre Muskeln nach inzwischen sechs Wochen auch nicht mehr. Sie ist auch nur noch Haut und Knochen. Ihr haben viele Menschen die Konsequenzen aufgezeigt, ergebnislos. Sie wird also im Bett liegen, bis sie stirbt. Es ist schwer, das mit anzusehen. Mudderns ist bei ziemlich klarem Verstand, und wenn sie Befehle erteilt oder Wutanfälle bekommt, merkt man das auch. Sie freut sich diebisch, wenn sie merkt, dass man sich Sorgen macht, etwa, weil sie das Essen verweigert, sie die buchstäbliche Extrawurst bekommt, damit sie überhaupt etwas isst. Gleichzeitig behauptet sie immer wieder, das Heim verweigere ihr die Mahlzeiten ... Bei mir läuft sie damit ins Leere, denn ich weiß, dass sie lügt, und das macht sie wütend. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Schwiegermutter habe ich seit Weihnachten nicht gesehen, denn wenn der Gatte sie besucht, muss ich arbeiten. So sehen wir uns erst Ostern wieder, und ich freue mich darauf. 

Ich fühle mich mal wieder total überlastet, überfordert und erschöpft. Mehrfach war ich kurz vorm Zusammenklappen, konnte einfach nicht mehr. Oft ging ich nach der Tagesschau ins Bett, war einfach platt, schaffte es aber noch, zu lesen, aktuell den dritten Band der Philipp-Gerber-Reihe* von Ralf Langroth*. Die Reihe spielt im Deutschland der Adenauer-Zeit und gefällt mir richtig gut. Ansonsten bräuchte ich schlichtweg ein paar ruhige Tage, Tage, die nicht durchgetaktet sind, an denen ich nicht x Dinge parallel machen muss, mich mal nur um mich kümmern kann, aber die wird es nicht geben. Im Büro wird's zunehmend stressiger, und ich habe die Befürchtung, einen der vielen Fäden zu verlieren. Meine Kolleginnen hingegen halten mich immer noch für top organisiert ....

Diese Woche traf ich auch wieder die beiden Nachbarinnen meiner Mutter, Die 79jährige, die gerade ihr Haus verkaufte, kommt immer noch, um sich um ihren einstigen Garten zu kümmern. Sie hat tatsächlich noch Frühlingsblüher gepflanzt, damit die Käufer einen bunten Garten haben! Eigentlich wohnt sie seit Januar nicht mehr in dem Haus. Die fast 90jährige, die auf einen Platz in der örtlichen Seniorenresidenz wartet, bekam von ihren Kindern gerade ein Hochbeet und erzählte, wie glücklich sie ist, noch so mobil zu sein - sie hat ähnliche OPs wie meine Mutter hinter sich, nahm aber jede Reha-Möglichkeit wahr. Verschämt lachend erzählte sie, dass sie sogar durch's Wohnzimmer tanzt, wenn die Musik danach ist! Wie schön ist das bitte?! Sie erzählte auch, wie oft sie sich um meine Mutter bemühte, was meine Mutter immer ablehnte, weil ihr irgendwas nicht passte - meistens die Uhrzeit, denn meine Mutter hatte ja einen sehr schrägen Tagesablauf. Meine Mutter wiederum erzählte immer wieder, keiner interessiere sich für sie, niemand wolle etwas mit ihr zu tun haben. Nun ja, neben ihrem schrägen Tagesablauf neigt sie dazu, Menschen zu beleidigen, was viele Bekanntschaften beendete.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. / *Affiliate links