"Was ist das denn für eine Maske?!", frug ein kleiner Junge. "Das ist keine Maske. Der sieht immer so aus!", antwortete ich, worauf die neben ihm stehende kleine Hexe erschauderte.
Der Gatte und ich übten uns an Halloween als Kinderschreck. Der Gatte, der im letzten Jahr befand, die Hasenmaske mit den blutigen Zähne wäre zu grausam, und sie gegen eine Süßes-Hasi-Maske auswechselte, trug diesmal eine Predator-Maske, die sogar Erwachsene erschreckte. Die meisten Kinder fanden sie aber "cool", und ein Junge krähte: "Oh, ein Hundegeist!" Wir verbrachten einen schönen langen Nachmittag im Esszimmer mit Strickzeug, Tee und Kuchen, unterbrochen von regelmäßigen Gängen an die Haustür.
Durch's Laub schlurfen und an meine Mutter denken. Sie machte das, solange sie noch laufen konnte. Das waren die wenigen Momente, in denen sie vor Glück strahlte. |
Montag gab's eine riesige Überraschung: Eine Reha-Klinik meldete sich und teilte dem Gatten mit, dass er schon in zwei Wochen einen Platz hat! Nachdem dem Gatten weder nach seiner Herzerkrankung vor vier Jahren noch nach seinem Schlaganfall vor fast zwei Jahren eine Rehe bewilligt wurde mit der Begründung, er sei ja ohnehin berufsunfähig und brauche deswegen keine, schaffte es der Medizinische Dienst, dass sich die Krankenkasse binnen sechs Wochen rührte! Wir versuchen nicht daran zu denken, dass der Gatte wahrscheinlich kein Pflegefall wäre, hätte er früher eine Anschlussheilbehandlung / Reha bekommen.
Die Klinik scheint auf die Bedürfnisse des Gatten zugeschnitten zu sein, und sie bietet dem Gatten einen Fahrdienst an. Nach kurzem Zögern nahm er das Angebot an. Es wird für ihn eine Umstellung sein, vor Ort kein Auto zu haben, aber ich merke immer mehr, dass er nicht mehr gerne fährt. Ich hoffe, das ändert sich wieder. Immerhin ist die Klinik nicht so abgelegen wie meine in Aukrug. Erstaunlicherweise will der Gatte keinen Besuch haben, so dass ich eine Chance habe, zur Ruhe zu kommen, den Tag mal nach meinen Bedürfnissen zu gestalten. Und der Gatte kann sich auch von mir erholen. Die Reha ist erstmal für drei Wochen angesetzt, aber ich hoffe auf ein, besser zwei Wochen Verlängerung, sofern der Gatte mitspielt.
In den nächsten zehn Tagen muss ich noch einiges an Arztberichten für den Gatten besorgen und für ausreichend Medikamente sorgen, denn die soll er für den gesamten Zeitraum mitbringen. Die kommende Woche wird sehr anstrengend, Termin-Teris pur.
Diese Woche kam auch die Bestätigung, dass meine Tätigkeit als Pflegeperson für den Gatten auf meine Rente angerechnet wird. Das ist ein hübsches Sümmchen, was da theoretisch zugrunde gelegt wird, umso mehr, da ich Teilzeit arbeite und maximal Grundsicherung als Rente hätte.
Diese Woche war ich bei einer neuen Gynäkologin, denn aufgrund des Umzugs möchte ich gerne wechseln, mir 80 km Fahrt sparen. Allerdings war der Besuch so schrecklich, dass ich überlege, ob die 80 km nicht doch die bessere Alternative sind. Wieder fiel einer jungen Gynäkologin nichts anderes ein als eine Total-OP. Gegen die wehre ich mich seit über 30 Jahren. Die Familienplanung sei in meinem Alter ja hoffentlich abgeschlossen, da brauche ich schließlich weder Gebärmutter noch Eierstöcke. Die Ärztin ließ keine Argumente gegen die OP gelten, alternative Behandlungen wie die Goldnetz-Methode kannte sie nicht, war anders als die bisherige Gynäkologin auch nicht bereit, sich darüber zu informieren. Als ich sagte, gegen die OP spräche auch, dass ich die Betreuung des Gatten nicht organisiert bekomme, das jemand da sein muss, der ihn aufhebt, wenn er stürzt, wofür kein Pflegedienst auf Abruf kommt, antwortete sie, das sie ja nicht ihr Problem. Schon schön. Meine Hormone will die Ärztin mir auch nicht mehr verschreiben, weil schädlich. Kompromiss war, dass ich nochmal Hormone für ein Vierteljahr bekomme und bis dahin Befunde vorlege, die belegen, dass ich die Hormone tatsächlich brauche. Ich weiß noch nicht, wie ich das finde. Sollten allerdings die Hormone nicht auf meiner Karte gespeichert sein, wenn ich kommende Woche zur Apotheke gehe, ist die Entscheidung klar, bleibe ich bei der bisherigen Ärztin.
Hier gilt seit mittlerweile 242 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen.
Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.
Zu den schönen Momenten in dieser Woche gehörte der Kino-Besuch mit dem Film "Der Buchspazierer". Ich ging alleine, woran ich mich eh gewöhnen muss. Es ist so unendlich mühselig, eine Begleitung zu finden, und mich fragt in der Regel niemand, ob ich ihn / sie begleiten möchte. Also gehe ich alleine, wenn der Gatte keine Lust hat. Das habe ich früher oft gemacht, aber irgendwann verlor es sich. Jedenfalls: "Der Buchspazierer" ist ein zauberhafter Film, wenn auch anders als das Buch. Außerdem konnte ich einigermaßen ungestört die "Zwischentöne" mit Tim Raue hören. Solche Momente sind selten.
Aktuell habe ich den diesjährigen Schal für's Leben auf den Nadeln und kämpfe mit Nadelstärke 12. Das Garn ist super kuschelig, die Farben sind wunderschön - und es geht schnell. Der Schal wird also bald fertig sein. Dennoch: Es ist ein Gefühl wie beim Häkeln - ich kämpfe mit jeder Masche.
Im Haus geht's weiter langsam vorwärts. Die letzten Küchenkisten sind ausgeräumt! Kommendes Wochenende kommen "die Jungs", unser Hausmeisterservice, zum Schrauben und Dübeln. Dann können wir hoffentlich wieder einiges von der Liste streichen. Der Gatte verzweifelte diese Woche an diesem Schuhregal*, das heute im Müll landete. Es lässt sich einfach nicht spannen, weil die Federn zu kurz sind. Der Gatte bastelte wie verrückt, aber das Regal ist nicht zu befestigen. Wir dachten, wir hätten die ideale Lösung mit Halterungen für Gardinenstangen, nur lässt sich in die Wand, an der Platz für das Regal wäre, nichts anbohren. Jetzt müssen wir gucken, wie wir unsere Schuhe aufbewahren. In der Wohnung hatten wir zwei Flure mit viel Platz, funktionierten zwei Billy-Regal zum Schuhregal um, aber dafür fehlt hier im Flur der Platz (und der Keller, wo Platz wäre, ist zu niedrig).
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. / *Affiliate links
Liebe Hamburgerin
AntwortenLöschenHier ist wieder mal die Petra aus der Schweiz (die mit den Bewegungsmelde-Lampen).
Es tut mir leid, dass das mit dem Schuhregal nicht geklappt hat. Ich hatte vor einiger Zeit mal in einer DIY Zeitschrift war für die Decke entdeckt, war echt clever gelöst, wenn man unten am Boden und so nicht so viel Platz hat. Du findest es unter dem Namen Flurregal unter selbst.de
Toi toi toi auch für die Reha des Gatten!
Danke übrigens für die köstliche Beschreibung der Maske, habe schallend gelacht!
Ihr seid ein echt tolles Paar mit dem Herz auf dem rechten Fleck!
Bleibt gesund und seid herzlich gegrüsst aus der fernen Schweiz!
Petra