Samstag, 6. März 2021

Samstagsplausch KW 9/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XLIX

Impftermine! Plötzlich gab es Impftermine!

Montag kam die Mitteilung, dass Mudderns nicht mehr auf der Warteliste ihres Impfzentrum steht, sondern tatsächlich einen Impftermin hat - nach nur zweieinhalb Wochen! Als ich ihr das am nächsten Tag mitteilte, hatte ich ein wenig Angst vor ihrer Reaktion, denn sie war so vehement dagegen, sich impfen zu lassen, und wenn, dann schon gar nicht im Impfzentrum. Aber erstaunlicherweise bedankte sich Mudderns dafür, dass ich den Termin organisierte! Dass Schwiegermutter und Tante schon geimpft sind, ebenso wie ein Teil ihrer Bekannten, wirkte anscheinend Wunder. 

Mudderns wird sich trotzdem einen Koffer für's Krankenhaus packen, weil sie Angst hat, durch die Impfung Corona zu bekommen. "Lassen Sie sie ruhig", meinte meine Hausärztin, als ich ihr gestern davon erzählte. "Das zeigt nur, dass sich Ihre Mutter mit der Thematik auseinandersetzt. Es wird aber nichts passieren." Der Termin liegt so, dass ich Mudderns zum Impfen begleiten kann, noch bei ihr bleibe, bis sie ins Bett geht, und am Tag drauf kommt dann ihre Gesellschafterin.  

Die Taschen sind die Impfgeschenke für Schwiegermutter, Mudderns und Tante. Sie werden in Handarbeit von einem Schülerprojekt hergestellt. Der Erlös geht an Hinz und Kunzt.

In der virtuellen Dienstbesprechung berichteten die Kolleginnen wieder davon, wie schlecht es ihnen geht, weil es keine Impfperspektive gibt. Viele von uns gehören zu Risikogruppe 2, sind chronisch krank oder haben chronisch kranke Partner. Die erwarteten Lockerungen, die in der MPK beschlossen werden sollten (und wurden), und die damit einhergehende Ladenöffnung stimmt uns nicht gerade froh, vor allem angesichts der Mutanten, die sich schneller verbreiten. Die Infektionszahlen steigen, immer mehr Menschen masken- und sorglos unterwegs sind. 

Während der Besprechung flatterte die Mitteilung ins Postfach, dass in Hamburg ab sofort Kitamitarbeiter geimpft würden. Damit ist die Impfreihenfolge ausgesetzt, denn nach Risikogruppe 1 käme nun eigentlich Risikogruppe 2 an die Reihe. Nun ist es möglich, einen Antrag auf Unterbreitung eines Impfangebote zu stellen. Den hatte ich gerade heruntergeladen, als die Meldung, dass nun auch mit der Impfung der Risikogruppe 2 begonnen wird, kam. Die Einladungen sollen in den nächsten Wochen von den Fachärzten verschickt werden. Wie gut das klappt, sieht man ja bei Impfgruppe 1. 

Ich beschloss, uns kurzerhand selbst einzuladen, wenn es Impftermine gibt - und die gab es! Ich hätte sogar einen taggleich binnen zwei Stunden bekommen können, aber wir hatten noch keine Atteste für die Zugehörigkeit zur Impfgruppe 2. Meine Hausärztin bestätigte mir später, dass es gut gewesen war, mich selbst zu kümmern, denn für die Praxen ist noch gar nicht absehbar, wann Impfstoff kommt, wie die Terminvergabe läuft und wie sie das alles managen sollen. 

Und plötzlich hatten der Gatte und ich Impftermine und Atteste! 

Ich habe das noch immer nicht ganz begriffen und realisiere erst ganz langsam, welcher Druck nun von mir abfällt. Noch in der letzten Woche waren wir beide sehr niedergeschlagen, weil es keine Hoffnung auf ein bisschen Normalität gab, und nun ist ab Sommer, wenn die zweite Impfung erfolgte und ca. vier Wochen später der volle Schutz da ist, so etwas wie Unbeschwertheit in Sicht.

Klar, Masken, Abstand, etc. bleiben weiterhin Alltag, wir werden so schnell nicht auf den Swutsch gehen, sind von Normalität weit entfernt, aber es ist eine große Erleichterung, weniger Angst haben zu müssen. Ich habe im November / Dezember gesehen, was Komplikationen bei einer Lungenentzündung beim Gatten anrichten können, wie ernst die Ärztin angesichts seiner geringen Überlebenschance im Corona-Falle war, und mag mir nicht vorstellen, wie's aussieht, wenn er tatsächlich Corona bekommt. Der Gatte kämpft noch immer mit den Folgen, ist noch nicht wieder fit, und es war "nur" eine Lungenentzündung mit Komplikationen.

Wenn wieder Präsenzpflicht herrscht, werde ich wieder mit dem ÖPNV unterwegs sein, ab Montag habe ich wieder Kundenkontakt durch den Ladendienst, der Gatte ist selbst viel unterwegs, da bin ich froh, dass das Ansteckungsrisiko für ihn minimiert ist. Na ja, und ich selbst möchte natürlich auch nicht ausprobieren, welche Folgen eine Corona-Infektion für mich hat.

Hier gilt seit mittlerweile 51 Wochen: Der Gatte und ich sind seit Mitte März 2020 weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist seit April 2020 in Kurzarbeit, arbeitet aktuell einmal in der Woche. Die Sorge um seinen Job macht ihm zu schaffen, ebenso wie seine Gesundheit. Er bräuchte Krafttraining, Schwimmen oder Physiotherapie, Funktionstraining, Sturzprophylaxe, aber irgendwie lässt sich gerade nichts umsetzen. Er ist meistens schlecht gelaunt, kaum ansprechbar oder für irgendetwas zu begeistern und bringt mich dadurch an den Rand meiner Kräfte. Ich bin aktuell froh, dass ich von Klein auf darauf gedrillt wurde, zu funktionieren. Aber manchmal möchte ich einfach nur zusammenklappen und meine Ruhe haben. 

Die Kurzarbeit können wir bislang ohne großartige finanzielle Einschränkungen wuppen, und insgesamt sind wir im Vergleich mit anderen ziemlich privilegiert, auch, weil mein Job sicher ist. Ich arbeite weiterhin einen Tag im echten Büro (was ab Montag bedeutet, sechs Stunden mit FFP2-Maske im Laden zu sitzen) und vier Tage im Heimbüro, wenn nichts anderes anliegt. Jetzt, wo es mit dem Kulturbetrieb langsam wieder los geht, könnte eines meiner drei Projekte ganz, ganz langsam wieder starten. Wir haben die Corona-Pause genutzt, um es zu überarbeiten, ins 21. Jahrhundert zu bringen. Mal schauen. 

Ansonsten: Jeden Tag Dankbarkeit, dass Mudderns, Schwiegermutter, Tante und wir bislang so gut durch dieses verrückte Jahr kamen. Schwiegermutter und Tante vermissen allerdings ihre Freundinnen, die sie seit einem Jahr nicht mehr sahen. Und wir vermissen Tante, die wir zu ihrem Geburtstag im Mai zuletzt sahen. Wir schreiben und telefonieren zwar regelmäßig, aber das ist nicht das gleiche. Aber wir sind gesund, es geht uns gut.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! 

2 Kommentare:

  1. Ich kann es so gut nachvollziehen, wie es euch geht. Ich hoffe sehr, dass dieser Zauber endlich ein Ende hat.
    Lieben Gruß und gutes gelingen
    Andrea

    AntwortenLöschen
  2. Moin. Das kann ich gut nachvollziehen, wir der Druck anfällt, wenn man geimpft werden kann. Ich sehe in der Nachbarschaft, wie Leute aufleben. Aber für Nicht-Geimpfte fühlt sich das inzwischen noch schlimmer an. Ich Frage mich, wir all die Leute an Impfungen rankommen.

    AntwortenLöschen

Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.