Samstag, 10. Februar 2024

Samstagsplausch KW 06/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCIV

"Hättest du vor vier Wochen gedacht, dass du das alles alleine schaffst?", frug ich vorgestern den Gatten. "Nein", lautete seine Antwort. Es ist wirklich erfreulich und unwahrscheinlich erleichternd, wie gut der Gatte alleine zurecht kommt! Er schafft jetzt Dinge, die er seit Schlaganfall und seit Herzerkrankung nicht mehr schaffte wie Termine absprechen und einhalten, Behördengänge oder sich ein frisches Abendessen zu kochen. Er traut sich wieder mehr zu und ist zurecht unwahrscheinlich stolz darauf, was er alles schafft!

Das gemeinsame Wochenende war sehr schön. Am Sonnabend liefen wir zehn Kilometer, ohne es zu merken, und als ich es dem Gatten abends sagte, platzte er fast vor Stolz und Freude. Sonst kämpft er ja um jeden Meter. Mal schauen, wie es sich weiter entwickelt. Jedenfalls bekommt dem Gatten meine Reha. 

Das Kuschel-Rudel darf einen seltenen Sonnentag auf der Fensterbank verbringen und hat gerade wieder ein Achtsamtkeits-Entchen zu Besuch.

Mir bekommt die Reha auch, wenngleich ein diese Woche eine Verlängerung ablehnte. So gut mir die Anwendungen, Therapien und Ruhe tun, so sehr brennt mir auch das, was zu Hause zu tun ist, unter den Nägeln. Ich möchte die Wohnung übergeben und endlich im Haus ankommen, die Küche einrichten, die Umzugskartons auspacken ... Erst das alles erledigen und dann in die Reha zu gehen, war ja keine Option, denn dann wäre die Reha frühestens im April möglich gewesen, und das wäre beruflich schwierig geworden (ja, ich weiß, die Reha geht vor). Und für meine Hausärztin bin ich ja schon seit spätestens August letzten Jahres nicht mehr arbeitsfähig. Ich hätte ansonsten keine Probleme, mich dauerhaft in der Reha-Klinik einzurichten, in dieser wohligen Blase des Umsorgtwerdens ...

Diese Woche gab's viel Therapie-Ausfälle, viel Leerlauf. Für mich war das nicht weiter schlimm, bedeutet es doch mehr Zeit zum Lesen und Stricken. Ich fuhr tatsächlich ins Dorf, um Bücher nachzubestellen! Wolle habe ich zum Glück mehr als genug mit. Ich schaffte es zudem, mein "Monster" zu glasieren, wonach es Montag nicht aussah. Ich bin gespannt, wie es aussieht, wenn es gebrannt ist. Ansonsten verabschiedete ich mich gestern von einer netten Mit-Rehabilitandin, die ich am ersten Reha-Wochenende kennenlernte. Ansonsten bin ich in der Klinik sehr für mich, genieße es, dass niemand etwas von mir will, dass ich meine Ruhe habe. Die Menschenmassen samt Geräuschkulisse im Speisesaal sind schon anstrengend genug.

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Beide freuten sich über die Postkarten, die der Gatte und ich am Wochenende schrieben. Diese Woche telefonierte ich auch mit meiner anderen Tante, der Schwester meiner Mutter. Die Idee war, sie während der Reha zu besuchen, weil sie in der Nähe wohnt. Sie kam allerdings zu dem Ergebnis, dass bei der aktuellen Wetterlage "dem Kind" die lange Fahrt nicht zuzumuten war, und ich war nicht böse, denn ich habe selbst keine Lust auf lange Autofahrten. Deswegen sind meine Aktivitäten am Wochenende auch sehr beschränkt. Es war unglaublich, welche Wärme mir meine Tante entgegenbrachte, im Gegensatz zu meiner Mutter. Wir wollen sie über ein Wochenende besuchen, wenn das Wetter wieder besser ist. 

Hier gilt seit mittlerweile 204 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Am Mittwoch war das Simchat-Tora-Massaker vier Monate her. Der 7. Februar war zudem der 23. Geburtstag von Shani Louk, einer Deutsch-Israelin, die zu den Opfern des Massakers gehört. Im Gutman-Museum in Jaffa wurde eine Ausstellung mit Kunstwerken der jungen Frau eröffnet. In dieser Woche wurde auch bekannt, dass 32 Männer, Frauen und Kinder der 136 Hamas-Geiseln inzwischen tot sind. Wann sie geborgen bzw. befreit werden, ist weiterhin unklar. Bekannt wurde auch, dass die AfD-Jugend Deportationen von Juden in Arbeitslager plant. Schon schön. Das Pack nutzt die Ereignisse der 1920er Jahre wirklich als Blaupause, und weder Politik noch Justiz gebieten ihm Einhalt. Es ist schön, dass mittlerweile über 3,5 Millionen Menschen für die Demokratie auf die Straße gingen, aber da die Unterstützung aus Politik und Justiz ausbleibt, bleibt es wirkungslos. Es ist zum Verzweifeln. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! In der Kombüse ist gerade Blog-Pause.

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