Die letzte Woche meiner psychosomatischen Reha liegt hinter mir. Im Laufe der kommenden Woche geht's wieder nach Hause - endlich. Die Zeit in der Reha-Klinik war schön und sehr hilfreich, wirklich, aber ich schlafe hier noch schlechter als zu Hause, und der März hält viele Herausforderungen bereit, die sich langsam zu einer Riesenwelle auftürmen. Damit ich die Welle einigermaßen brechen kann, entschied ich mich gegen eine Reha-Verlängerung, was ich im Laufe der Woche kurz bedauerte. Aber angesichts der Aufgaben, die mich zu Hause erwarten, habe ich ich keine Ruhe mehr für ein oder zwei weitere Reha-Wochen. Im März werden wir noch zwischen Haus und Wohnung pendeln. Im April können wir hoffentlich endlich im Haus und in der alt-neuen Heimat ankommen, und da ist ja auch noch reichlich zu tun. Ich möchte endlich wieder das Gefühl haben, zu Hause zu sein. Und ich möchte den Hochzeitstag mit dem Gatten verbringen. Der wäre zwar auch in die Klinik gekommen, damit wir zusammen sein können, aber nochmal möchte ich ihm die für ihn lange Fahrt nicht zumuten.
Auf dem Klinikgelände gibt es einen "Monsterfriedhof". Manche Monster bekommen Rosen und Lilien. |
Ich werde für ein halbes Jahr die Reha-Nachsorge in Anspruch nehmen, bekam sogar eine Verordnung für Reha-Sport. Ich hätte nicht gedacht, dass das bei einer psychosomatischen Reha geht. Ich hoffe, dass es mit der psychologischen Nachsorge in einer arbeitsnahen Einrichtung in Hamburg klappt. In der lindgrünen Hölle gibt es leider kein entsprechendes Programm, obwohl das Kreiskrankenhaus eine psychiatrische Tagesklinik hat. Die kümmert sich aber nur um Akut-Fälle. Den Reha-Sport kann ich hoffentlich in der alt-neuen Heimat machen. Dann muss ich nur noch meine Arbeitstage entsprechen legen und alle anderen Termine um die Reha-Nachsorge herum organisieren, aber es wird noch einige Wochen dauern, bis die Nachsorge anläuft. Außerdem soll es die Möglichkeit geben, einmal jährlich am vorbeugenden Programm "RV-Fit" teilzunehmen, und das werde ich nach Möglichkeit machen.
Hier gilt seit mittlerweile 205 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen.
Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.
Der Gatte war wieder zwei Tage in der Wohnung, um unsere Einbauten zurückzubauen, denn die Wohnung muss ja im Originalzustand übergeben werden. Er schaffte nicht so viel, wie er gerne geschafft hätte. Ich muss mir kommendes Wochenende einen Überblick verschaffen, was noch zu tun ist, denn der Vermieter will ja partout schon in der ersten Märzwoche in die Wohnung, um sie zu sanieren, während wir noch Miete zahlen. Ich bezweifle, dass wir das schaffen, tue aber mein Möglichstes. Bei den abendlichen Telefonaten erzählt der Gatte stolz, was er alles schaffte, und ich lobe ihn nach Kräften. Wir hätten vor fünf Wochen ja beide nicht gedacht, dass er schon wieder so gut auf eigenen Beinen stehen kann!
Schwiegermutter und Tante geht's gut. Schwiegermutter freute sich, dass der Gatte den Valentinstag mit ihr verbrachte. Der Gatte schafft es sogar, gelassen zu bleiben - eine große Leistung für ihn. Er ist so erzogen, dass ihm solche Tage etwas bedeuten, im Gegensatz zu mir, und so fiel es ihm schwer, dass wir nicht zusammen sein konnten. Ein bisschen war ich überrascht, keinen Blumengruß vom Gatten bekommen zu haben, aber er weiß inzwischen, wie ich über solche Ausgaben denke und dass ich mir in der Reha ohnehin jede Woche einen Blumenstrauß holte. Aktuell steht hier eine Schale mit Hyazinthen, denn die lässt sich leichter nach Hause transportieren. Tante rief mich diese Woche an, um sich für Karten und Fotos zu bedanken. Ich habe mich sehr über ihren Anruf gefreut. Tante schwächelte am Wochenende etwas, hatte den Notarzt da, der aber sagte, es sein nichts ernstes, sie müsse daran denken, genug zu trinken. Ich hoffe, sie tut's.
Von den Kolleginnen kam eine "Gute-Laune-Karte" in die Reha, was ich sehr lieb fand. Meine Vertretung meldete sich zudem, um Termine Ende März abzustimmen und besetzte sich gleich doppelt, für den Fall, dass ich keine Zeit habe. Das fand ich großartig! Das Team weiß ja um meine private Situation. Neben dem Gatten, der Begleitung bei Arztbesuchen braucht, was meine Terminplanung beeinflusst, muss ja noch die Wohnung bis Ende März übergeben werden. Dafür muss auch noch der Sperrmüll terminiert werden. Außerdem muss der Gärtner noch Hochbeete und große Pflanzkübel transportieren. Das muss ich alles terminieren und wahrnehmen - und eigentlich müsste ich auch für mich noch Arzttermine machen ...
Diese Woche hatte ich tatsächlich auch mal Muße, mein Bankkonto zu prüfen. Es gab eine freudige Überraschung: Mudderns ominöse Lebensversicherung zahlte ohne weiteres Gezicke aus. Der Betrag deckt zumindest die Kosten für den Erbschein, auf den die Versicherung rechtswidrig bestand.
Ein Vorteil der Reha ist, dass ich es schaffe, ungestört fernzusehen und Radio zu hören. Das genieße ich sehr, und so verbringe ich viel Zeit auf meinem Zimmer. Andere Rehabilitanden klagen über Langeweile, weil es wohl vergleichsweise wenig Freizeitangebote in der Klinik gibt, man ohne Auto quasi festsitzt, aber ich kann mich nicht beschweren, finde die Abgeschiedenheit ebenso himmlisch wie den Dauerregen, der willkommene Ausrede ist, keine Spaziergänge machen zu müssen. Natürlich könnte ich mich anderen Patienten anschließen, aber ich genieße es wirklich, für mich zu sein. Jedenfalls konnte ich durch die Ruhe u.a. die Monitor-Sendung mit einem möglichen Szenario zur Machtübernahme der AfD sehen. Es ist erschreckend, was uns mit drei AfD-regierten Bundesländern ab Herbst blüht. Mittlerweile demonstrierten zwar über 4 Millionen Menschen in über 1.000 Demonstrationen gegen die AfD, aber Schritte aus Politik und Justiz unterbleiben weiterhin. Wir rennen sehenden Auges in einen faschistischen Staat.
Immerhin wird es morgens schon wieder früher hell und abends später dunkel, zwitschern die Vögel schon wieder.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! In der Kombüse ist gerade Blog-Pause.
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