Samstag, 12. April 2025

Samstagsplausch KW 15/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXV

Sonnabend und Sonntag waren für unsere Verhältnisse entspannt. Der Gatte war im Krankenhaus, hoffte auf Entlassung am Montag und freute sich, dass ich ihn zwei Mal am Tag besuchte, weil ihm die Zeit sonst doch sehr lang geworden wäre. Ich schlief viel und schaffte dadurch natürlich kaum etwas von meinem Tagespensum. So türmen sich immer mehr Aufgaben auf, die erledigt werden müssen, weiß ich nicht mehr, wie ich den Berg noch erklimmen soll. 

Montag hatte ich gerade ein Telefonat für den Gatten erledigt, als der Gatte kurz nach halb neun anrief und die frohe Botschaft verkündete, er werde entlassen, warte nur noch auf den Arztbrief. Ich machte mich also ziemlich gleich auf ins Krankenhaus.

Als ich später aus der Parklücke des Krankenhaus-Parkplatzes fahren wollte, war mein Karlchen komplett eingekeilt zwischen zwei SUVs und einem Baum. Ich arbeitete mich zentimeterweise aus der Parklücke heraus, um weder SUVs noch Baum zu beschädigen. Der Gatte stand die ganze Zeit über zwischen den Autos bzw. neben meinem, wartete er doch darauf, dass es genug Platz gibt, um einzusteigen. Als der Gatte im Auto saß und wir gerade losfahren wollten, hielt mich eine empörte Frau auf: Ich hätte den Wagen ihres Kollegen angefahren! Er sei schon auf dem Weg, ich müsse warten, bis er den Schaden begutachtet hätte. Ooookaaaay ... 

Ich stieg aus und fand weder am Wagen des Kollegen noch an meinem Auto einen Schaden. Der Kollege fand auch keinen Schaden. Die Frau bestand darauf, dass ich den SUV so sehr touchiert hätte, dass er wackelte. Nun handelt es sich bei meinem Auto um einen knapp 1.000 Kilo schweren Opel Karl, einen Kleinstwagen. Der Wagen, den ich angeblich so touchiert haben soll, dass er wackelte, ist ein etwa 3.000 Kilo schwerer Ford Ranger. Seine Stoßstange ist in etwa auf Höhe der Motorhaube des Karlchens. Rein physikalisch müssten bei einem Unfall Schäden an meinem Wagen sein, denn so'n SUV sollte stabiler sein als ein Opel Karl. Es hätte geknallt oder zumindest aber gequietscht haben müssen - und ich hätte den Gatten zerquetscht. Nichts davon geschah. Die Dame bestand aber darauf, es habe einen Schaden gegeben, obwohl der Halter zugab, keinen Schaden zu finden.

Bei 'nem Auffahrunfall ist die Schuldfrage ja unstrittig. Wieder zu Hause, teilte ich meiner Versicherung die Daten des Fahrzeughalters mit, mailte Fotos des unbeschädigten SUVs und wartete ab. Am kommenden Tag meldete sich die Versicherung: Der SUV-Halter hätte einen Schaden gemeldet! Als ich den Sachbearbeiter auf die unterschiedlichen Dimensionen der Fahrzeuge hinwies, stutzte er. Ich mailte also Fotos mit Zollstock, damit die Höhe des Karlchens zu sehen ist. Kommende Woche sind wir wieder im Krankenhaus, dann nehme ich Fotos auf, die die Sicht der Zeugin zeigen. Anders als der Gatte, der sich direkt auf dem Parkplatz neben bzw. zwischen den Fahrzeugen befand, saß die Zeugin nämlich auf einer Bank, gut 20 Meter entfernt, hatte den großen Baum im Sichtfeld, sah mein Auto nur teilweise und schräg von hinten. 

Mich ärgert das Ganze ungemein. Wenn ich für einen Unfall verantwortlich bin, kein Ding. Dafür bin ich versichert. Ich habe seit 41 Jahren meinen Führerschein und hatte in der Zeit zwei Auffahrunfälle, beide mit geringer Geschwindigkeit. Beide Male waren die Motorhauben meiner jeweiligen Kleinstwagen sehr sichtbar beschädigt. Einmal war der Kotflügel des anderen Fahrzeugs eingedrückt, das andere Mal hatte der andere Wagen keinen Kratzer. Dass mein Wagen keinen Kratzer hat, das andere Fahrzeug zuerst seit Halter auch keinen, später aber schon, will mir nicht in den Kopf. Gut, die beiden Fahrzeuge, auf die ich damals auffuhr, waren beides Mercedes, im Gegensatz zu Ford also quasi deutsche Wertarbeit. Dennoch: Ich vermute, dass der SUV später durch ein anderes Fahrzeug beschädigt wurde, denn an der Stelle war die Durchfahrt einfach sehr eng. Da der Halter aber meine Daten hat, werde ich für den Schaden aufkommen müssen. Das ärgert mich sehr, so sehr, dass ich mich aktuell nicht traue, Auto zu fahren, denn wer weiß, was ich dabei noch anstelle, ohne es zu merken. Ab der kommenden Woche muss ich das Auto des Gatten fahren, das um einiges größer als meines ist, denn das Karlchen ist zur Inspektion und TÜV-Abnahme. Dass ich dann einen für mich großen Wagen fahre, stresst mich jetzt schon ungemein. Ich schiebe Panik pur. Und: Nein, ÖPNV ist keine Alternative. Taxi auch nicht. 

Der Gatte bekam vom Krankenhaus wieder eine Verordnung für Wundversorgung durch einen Pflegedienst mit, und diesmal fand sich sogar ein Pflegedienst, der das für eine Woche übernimmt! Das ist wie ein Lotto-Gewinn, denn Wundversorgung ist für Pflegedienste nicht lukrativ, wie wir schon vor Wochen lernten. Mit dem Pflegedienst hatte ich schon mal Kontakt wegen der halbjährlichen Pflegebegutachtung, die er übernehmen wird. Wir fuhren Montag gleich zum Pflegedienst, damit der Gatte die Verträge unterschreiben kann. Ich bin sehr froh, dass er die Pflegekräfte akzeptiert. Bislang warf er mir ja vor, ich wäre zu faul für die Wundversorgung, aber als die Pflegekraft zum ersten Mal da war, merkte er selbst den Unterschied zur Wundversorgung, die er selbst macht. Inzwischen möchte der Gatte, dass der Pflegedienst kommt, bis die Wunden verheilt sind. Ich hoffe, wir bekommen eine neue Verordnung und der Pflegedienst übernimmt das weiterhin. Darum muss ich mich Montag kümmern.

Bis Donnerstag Mittag klappte meine Taktik, möglichst mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen, ganz wunderbar. Dann allerdings klappte ich zusammen. Als ich mich beim Gatten entschuldige, weil ich gerade schwächle mit Schwindel, Schüttelfrost und beginnender Migräne einfach nicht mehr weiter kann, konstatierte er nur knapp: "Du schwächelst nicht! Du bist überlastet!" Das mag sein, hilft nur nicht weiter, denn Entlastung gibt es nicht. Die beiden kommenden Wochen werden knüppelhart, was Termine angeht. Schon diese Woche wachte ich nachts mehrfach panisch auf, weil ich dachte, ich hätte eine Verpflichtung übersehen. Ich übersah tatsächlich einen Termin, zum Glück keinen der Arzttermine des Gatten, also nicht so schlimm. In der kommenden Woche gibt es neben der Arbeit Montag zwei Termine, Dienstag auch, Mittwoch drei. Donnerstag stehen bislang tatsächlich nur Arbeit und Wocheneinkauf auf dem Plan. Daneben muss ich mich um Haushalt und Essen kümmern, um eine weitere Verordnung des Pflegedienstes, falls das klappt, falls nicht, um eine private Pflegekraft, und um diverse weitere Dinge. Was der Gatte übernehmen kann, übernimmt er, klar. Aber solange seine Augen kontinuierlich schlechter werden, ist das leider nicht viel. 

Hier gilt seit mittlerweile 265 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

"Als wäre nie was gewesen!", antwortete der Gatte, als ich ihn fragte, wie es jetzt seinen Beinen geht. Das ist natürlich großartig! Jetzt müssen wir nur noch Blutdruck, Blutzucker, Herz, Niere, Augen und diverse andere Baustellen in den Griff bekommen ... Der Gatte verarbeitet langsam das letzte Vierteljahr mit drei OPs, die letzte davon sehr schwer und heftig. Und es ist ja nicht nur das letzte Vierteljahr. Es sind die letzten fünf Jahre, die knüppelhart waren. Dem Gatten fällt zudem auf, dass er keine Kondition mehr hat, was kein Wunder ist, da er sich aufgrund seiner diversen Baustellen in den letzten fünf Jahren ja kaum bewegen konnte. An Spaziergänge oder gar Wanderungen war nicht mehr zu denken. Mal schauen, wie sich das entwickelt. 

Im Garten blüht es.
Heute habe ich es endlich geschafft, ein bisschen im Garten zu arbeiten. Eigentlich wollten wir heute auf den Pflanzenmarkt, aber ich war zu schlapp und der Gatte hatte Kreislauf. Es ist unglaublich, wie trocken es ist. Seit sechs, sieben Wochen fehlt Regen. 

Morgen müssen wir es zum Pflanzenmarkt schaffen, denn im Museum liegen die Unterlagen für meine Fördervereinsmitgliedschaft bereit. Ich spielte schon länger mit dem Gedanken, habe diese Woche dann die Mitgliedschaft beantragt. Ich mag das Museum sehr und hoffe, ich habe Kraft, mich auch im Förderverein zu engagieren. Ich muss unter Menschen, ich brauche soziale Kontakt jenseits des Büros. Es gibt hier noch ein weiteres kleines Freilichtmuseum, bei dem ich auch in den Förderverein eintreten möchte. Ein Schritt nach dem anderen. Erstmal muss ich wieder Kraft haben für Aktivitäten jenseits des täglichen Überlebens. 

Freitag gab's eine große Überraschung: Eine in der Schweiz lebende Kochfreundin schickte ein großes Care-Paket mit Schweizer Schokolade! Jetzt riecht das komplette Wohn- und Esszimmer verführerisch nach Schokolade. 

Heute beginnt Pessach. Immer noch sind 59 Menschen Geiseln der Hamas. Bring them home now gilt seit nunmehr unglaublichen 554 Tagen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

4 Kommentare:

  1. Ich hatte wegen so einer Tussie ' mal eine Anzeige wegen Fahrerflucht, das ist ja eine Straftat.

    Auch da passten angezeigter Schaden und meine Fahrtzeugmaße nicht zusammen. Das Verfahren wurde eingestellt und die Tussie musste sich einen anderen Dummen suchen. Gut, dass ich eine Rechtsschersicherung hatte.

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    1. Ärgerlich, das. Ja, damit nicht womöglich was wegen Fahrflucht nachkommt, meldete ich den Unfall meiner Versicherung, obwohl ja anfangs gar kein Schaden da war laut Halter. Ich wüsste ja zu gerne, was bei dem Wagen kaputt sein soll.

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  2. Das hört sich sehr nach Versicherungsbetrug an, mach doch einfach eine Anzeige bei der Polizei.

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  3. Gibt es am Parkplatz evtl. Überwachungskameras? Die Versicherung hat da dann evtl. Zugriff auf das Bildmaterial ...

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.