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Ein Ostergesteck für Schwieger- mutter, das ich am liebsten selbst behalten hätte ... |
Sonnabend flitzte ich früh in die Stadt, um ein Medikament für den Gatten abzuholen. Gefühlt war ich diese Woche jeden Tag in der Apotheke. Einmal unterwegs, war ich auch beim Bäcker, beim Blumenhändler, im Kaufhaus und bei der Spargelbude. Der Rest des Tages war ruhig, also für unsere Verhältnisse.
Sonntag fuhren wir früh los, um rechtzeitig zum Mittagessen bei Schwiegermutter zu sein. Schwiegermutter war gut gelaunt, was eindeutig daran lag, dass der Gatte beim Friseur war, wir überpünktlich waren, so dass sie vorab noch ihren geliebten Apéro mit uns zelebrieren konnte. Merke: Champagner ist kein Alkohol. Für mich natürlich doch, denn ich muss fahren. Ich vermisse die Zeit, als ich die Schweigermutterzusammenkünfte nicht nüchtern ertragen musste, weil der Gatte fuhr. Nun, es ist, wie es ist. Jedenfalls aktivierte der Gatte alle Kraftreserven und hielt vier Stunden durch, ohne dass es eskalierte! Auf dem Rückweg seufzte er, er sei froh, nicht mehr in Hamburg zu wohnen. Wie schön! Das Gefühl teile ich. Wir hielten wieder am Tulpenfeld, wo ich mir wieder einen großen Strauß pflückte, diesmal hauptsächlich mit gestreiften Tulpen.
Der Montag war wieder ruhig, für unsere Verhältnisse. Der Pflegedienst kam erst nach dem Frühstück, perfekt. Die Pflegekraft war auch am Freitag da und befand, die Wunden sähen besser aus. Das wäre schön. Ansonsten nutzte ich die Zeit, um ein paar Blog-Beiträge vorzubereiten. Dafür fehlt seit längerem einfach die Zeit.
Dienstag mussten wir früh ins Krankenhaus zur Wundambulanz. Auch dort war man zufrieden - eine Erleichterung! Nach einer Stunde waren wir wieder zu Hause, war der Gatte mit Frühstück versorgt, hatte ich gerade eine Viertelstunde gearbeitet, als ich einer Eingebung folgte und nach den Sprechzeiten des Hausarztes des Gatten guckte. Da der nachmittags keine Sprechstunde hat, trabte ich sofort los, weil der Gatte Überweisungen und Rezepte braucht. Nach einer Stunde war ich wieder zu Hause. Meine Kollegin hatte mir inzwischen gemailt, dass sie die Freigabe übernimmt, damit ich mich um Mails und Administratives kümmern kann, weil sie sah, dass es brennt. Wie schön, dass sie so mitdenkt! Ich konnte tatsächlich drei Stunden arbeiten, bevor ich für den Gatten zum Diabetologen traben musste. Auch da musste ich warten, aber das ersparte mir einen Arzttermin in Hamburg, von dem ich eh nicht gewusst hätte, wie ich den in die kommende Woche hätte quetschen können. Der Heimweg führte über die Apotheke, und anderthalb Stunden später war ich zu Hause, um weiterarbeiten zu können. Zum Glück gab's als Abendessen Brathähnchen. Das macht sich ja quasi von selbst.
Mittwoch war ich endlich mal wieder im Echtbüro. Ich schätze es, dort ungestört arbeiten zu können - okay, an diesem Tag nur fünf Stunden. Dann rief der Gatte aufgelöst an. Er wollte eigentlich nur zur Kardiologin, um ein Rezept abzuholen für ein Medikament, dass der Hausarzt nicht mehr ausstellt, weil die Krankenkasse die Kosten nicht mehr übernimmt. Das Rezept darf nur noch der Kardiologe ausstellen. Nur weigert der sich, weil er das Rezept noch nie verschrieben hat. Das machte ja bislang der Hausarzt. Der Kardiologe besteht vor Verordnung auf einer Untersuchung. Der Termin ist im August. Bis dahin gibt es kein Medikament. Wer braucht schon Herztabletten bei einer Herzerkrankung?! Der Gatte ist völlig aufgelöst, auch, weil er für den knappen Kilometer zur Arztpraxis eine Stunde brauchte, jetzt völlig fertig ist.
Ich versuche, mit der Krankenkasse eine Lösung zu finden, erfahre aber auch nur, dass der Hausarzt Verordnungshoheit hat, das Rezept verschreiben darf. Immerhin lässt mich der Metronom nicht im Stich, bin ich so zu Hause, dass ich noch mit der Arztpraxis sprechen und das Problem schildern kann. So was überlässt der Gatte gerne mir, weil er Zusammenhänge nicht mehr gut darstellen kann. Der Hausarzt ruft nach der Sprechstunde an, und wir finden eine Lösung. Dabei stellt sich heraus, dass es mal wieder unterschiedliche Medikamentenpläne mit unterschiedlichen Dosierungen gibt! Der Nephrologe schickte einen neuen Plan an den Hausarzt, aber nicht an den Gatten. Das war schon einmal Ursache für das Durcheinander, und ich frage mich, warum ich dafür sorge, dass die Praxis immer einen aktuellen Plan bekommt, wenn sie ihn ignoriert. Ob in dem Durcheinander wohl die Ursache für die aktuellen Beschwerden des Gatten liegen?!
Donnerstag konnte ich drei Stunden arbeiten, ehe wir nach Hamburg in die Augenklinik fuhren. Sieben Stunden später waren wir wieder zu Hause. Von unterwegs vereinbarte ich einen Kontrolltermin beim Augenarzt. Der Gatte ist mit der Behandlung nicht wirklich zufrieden. Zuerst meinte er begeistert, er sähe besser, aber nach zwei Tagen sah er es anders. Mal gucken, was die Kontrolle ergibt. Wieder zu Hause, hätte ich eigentlich noch ein paar Stunden arbeiten müssen, war dazu aber nicht wirklich mehr in der Lage, erledigte nur das Nötigste.
Dafür arbeitete ich Freitag doppeltes Pensum, denn da stand tatsächlich nichts außer Wocheneinkauf und diversen Orga-Telefonaten auf dem Plan. Durch die "Doppelschicht" konnte ich nicht zum Stricktreffen. Das hätte mir bestimmt gut getan, aber dann hätte ich noch mehr Minusstunden gemacht, und ich weiß jetzt schon nicht, wann ich arbeiten soll. Zum Glück haben Chefs und Kollegen Verständnis, aber das will ich auch nicht überstrapazieren.
Mit Rücksicht auf den Gatten stelle ich inzwischen am Wochenende den Radiowecker ab, denn ich wache ja ohnehin spätestens um sechs Uhr auf - nur gestern nicht. Da schlief ich tatsächlich neun Stunden durch, wachte nur auf, weil das Telefon klingelte, hätte sonst wohl noch länger geschlafen. Ich merke, dass ich einfach nur noch erschöpft bin.
Hier gilt seit mittlerweile 267 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen.
Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.
Durch's Büro galoppiert mal wieder Corona. Letzte Woche meldete sich ein Kollege ins Heimbüro ab, nachdem er sich bei einem Krankenhausbesuch infizierte, und diese Woche meldete sich eine Kollegin krank, einen Tag nach meinem Echtbüro-Tag mit Teammeeting in Präsenz. Aber Corona ist ja zum Glück vorbei. Ich bin jedenfalls heilfroh, dass die Kollegen zumindest noch so verantwortungsvoll sind, sich zu testen und Bescheid zu sagen.
Diese Woche ribbelte ich die Demenzdecke auf, die ich im Herbst 2022 für meine inzwischen verstorbene Mutter zu stricken anfing. Als sie starb, war die Decke im Prinzip fertig - eigentlich war sie auch schon lange vorher fertig, aber da meine Mutter da schon in einer Phase war, in der sie alles entsorgen ließ, was von mir kam außer einem Schultercape, hörte ich damit auf, sie fertigzustellen. Ich überlegte lange, ob ich sie fertigstellen und irgendwohin spenden sollte, aber darin steckte so viel Herzblut, steckten so viele gute Gedanken und spezielle Gimmicks für meine Mutter, dass sich Spenden falsch anfühlte. Jetzt habe ich sie aufgeribbelt und stricke Socken daraus - aktuell GumGumSocken, nur werde ich mit der Technik nicht warm. Aus dem restlichen Garn - es ist reichlich - werden entweder stinknormale Ringelsocken oder gemusterte, bei denen es nicht so auffällt, dass es quasi Garnreste sind.
Ich nahm nochmal Kontakt zu den Sandkastenfreundinnen auf. Als klar war, dass wir hierher ziehen, haben wir uns ja oft getroffen, aber seit letztem September herrscht Schweigen. Ich weiß nicht, ob es das Leben an sich ist oder ob ich etwas falsch gemacht habe, sozial inkompatibel, wie ich bin. Jedenfalls versuchte ich Anfang des Monats schon, ein Treffen zu verabreden, aber es gab nur Ausflüchte. Anlässlich eines Geburtstags meldete ich mich jetzt wieder. Es begann das gleiche Spiel: Freude, von mir zu hören, die Frage der beiden nach einem Treffen, für das ich Terminvorschläge machen soll, aber keiner der Vorschläge passt, und Gegenvorschläge kommen nicht. Dann halt nicht. Natürlich könnte ich auch per WhatsApp fragen, was ich falsch machte, wenn ich denn was falsch machte, aber das würde ich gerne im direkten Gespräch machen.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.
Zu den Apothekenbesuchen: Lebe in einem anderen Bundesland, aber hier fahren die Apotheken benötigte Medikamente kostenlos aus, wenn etwas nicht gleich vorrätig ist. Wäre das eventuell eine Entlastung?
AntwortenLöschenJa, unsere Apotheke fährt auch aus. Die Apotheke liegt allerdings auch auf dem Weg, wenn ich zu Fuß unterwegs bin. Und der Gatte bewegt sich im Prinzip gerne, wenn denn der Körper mitspielt, geht gerne spazieren. Deswegen nutzen wir den Service nur selten.
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