Freitag, 18. August 2017

Ausgelesen: Bücher im Juni und Juli 2017

Dadurch, dass wir den halben Juni im Urlaub waren, startete ich erst mal mit zum Urlaubsland passender Lektüre: "Lesereise Dänemark: Von Wikingern und Brückenbauern*" von Barbara Denscher.

Kein Ort Dänemarks ist weiter als etwa fünfundfünfzig Kilometer von der Küste entfernt. Denscher hat auf ihrer Reise durch das Königreich, dessen Bewohner sich immer noch gerne als stolze Wikinger sehen, vielfache Bezüge zum Meer gefunden: So etwa im Norden Jütlands, wo Ost- und Nordsee aufeinandertreffen, wo man eine versunkene Kirche entdecken und auf riesigen Sanddünen wandern kann, oder auf der kleinen Insel Samsø, die mit ihrem Ökologiekonzept international Beachtung findet.

Über die längste Hängebrücke Europas führt der Weg auf das idyllische Fünen. Und selbst der pulsierenden Hauptstadt Kopenhagen, in der Tradition und Moderne eine perfekte Einheit bilden, verleiht gerade ihre Lage am Meer einen besonderen Reiz.

Das Büchlein war sehr unterhaltsam und ratzfatz durchgelesen. Für Dänemark-Fans und alle, die sich auf eine Reise in das Land einstimmen wollen, ist es genau richtig.

Da wir im Urlaub auch gerne kochen, lud ich mir "Dänisch kochen. Gerichte und ihre Geschichte*" von Charlotte Noer auf den eReader, nur, um wieder mal zu merken, dass ich Kochbücher immer noch am Liebsten als Print lese. Ich muss da einfach blättern können, muss sie auf der Arbeitsplatte liegen haben, möchte auf den Seiten Notizen machen und Peppies anbringen können. Kurzum: Nach dem Urlaub kaufte ich mir die Printausgabe.

Schäfchen und Hase Toffee lesen meistens mit.
Außerdem als ich die Krimireihe rund um "Birne" weiter, die ich mit "Alpendöner*" von Willibald Spatz im Mai anfing. Viele verrissen das Buch ja. Ich fand's ganz okay, aber die folgenden Bände waren dann auch nicht mehr meins.

Im zweiten Band, "Alpenlust*", ist Birne frisch gebackener Polizist in Augsburg. Das geht einfach so, ohne Ausbildung, einfach, weil jemand beschloss, ihn als Mitarbeiter haben zu wollen. Nun ja.

Ähnlich haarsträubend ist der Plot: Am Hauptbahnhof soll Birne verdächtige Personen, die Sprengstoffattentate planen könnten, observieren. Doch die sommerliche Hitze macht ihm einen Strich durch die Rechnung - Birne erleidet einen Kreislaufzusammenbruch und landet im Krankenhaus. Auch seine stümperhaften Versuche, zusammen mit seiner attraktiven Kollegin Tanja einen Serienentführer zu stellen, werden nicht von Erfolg gekrönt. Wer Splatter-Filme mag, hat an der Geschichte vielleicht seinen Spaß.

Während im zweiten Band am Laufenden Meter Menschen in die Luft gesprengt werden, wird im dritten Band nur gesoffen und gekotzt. Mit "Alpenkasper*" stieg ich aus der Reihe aus. In diesem Band ist Birne plötzlich mit Katharina verlobt und hat einen Bruder. Woher beide plötzlich kommen, bleibt unklar, wie die meisten Figuren blass bleiben.

Jakob, Birnes Bruder, macht sich auf die Suche nach dem Verschwundenen. Doch seine einzige heiße Spur ist schnell kalt: Ein Rentner, zu dem Birne zuletzt Kontakt hatte, wird vor seinen Augen ermordet. Als auch noch Birnes Kollegen von der Polizei auf einem Schützenfest in der voralpenländischen Provinz fast gelyncht werden, scheint es kaum noch Hoffnung zu geben.

Zumindest ich fand Birne hoffnungslos. Die übrigen beiden Bände der Reihe werde ich mir nicht mehr antun.

Richtig Spaß machte es,  "Kohle, Karnickel und ein Koffer voller Geld*" von Peter Kersken zu lesen. Das Buch spielt im Juli 1952 im Ruhrpott. Die Förderräder drehen sich wieder, die Schlote rauchen. Der junge Journalist Hermann Leschinski ist in diesem heißen Sommer jeden Tag mit seinem Moped im Kohlenpott unterwegs.

Als er von sechzigtausend Mark erfährt, die angeblich in einem Pappkoffer am Ruhrufer gefunden wurden, vermutet er ein Verbrechen hinter der Geschichte. Doch erst ein Mord im Essener Gruga-Park und sein Besuch in einer Duisburger Zechensiedlung bringen ihn auf die richtige Fährte ...

Kersken gelingen atmosphärisch dichte Einblicke in das Ruhrgebiet der 1950er Jahre. Ich ahnte, das Buch ist das ideale Geburtstagsgeschenk für Mudderns, kennt sie doch viele der erwähnten Schauplätze. Mudderns tat sich mit dem Anfang ein bisschen schwer (Leschinski blickt zum Ende seiner Berufszeit zurück auf deren Beginn), war dann aber so begeistert, dass sie mir regelmäßig von ihren Lesefortschritten erzählte. Wie schön!

Im Anschluss la ich "Altherrenjagd*", den zweiten Band aus der Sanktus-Reihe von Andreas Schröfl. Beim Erstling, "Brauerehre*", tat ich mich erst ein wenig schwer mit dem lakonischen Stil, in dem Schröfl die Erlebnisse seines Protagonisten schildert, aber dann fand ich Gefallen an der Figur des Bierbrauers und Ex-Polizisten, der lange im Ausland lebte und nun wieder in München ist.

Zwei Alte Herren einer Münchner Studentenverbindung verschwinden spurlos. Der einzige Hinweis auf ihren Aufenthaltsort sind E-Mails, die Koordinaten enthalten. Dr. Engler, der ebenfalls Mitglied der Studentenverbindung ist, bittet den Sanktus um Hilfe. In einer rasanten Geocachingjagd durch München versuchen die beiden, die Opfer zu befreien und den Mörder zur Strecke zu bringen. Eine Jagd auf Leben und Tod beginnt. "Altherrenjagd" ist solide Unterhaltung, die München-Sehnsucht weckt.

Von München aus ging's nach London: "Das Geheimnis des weißen Bandes*" ist ein Sherlock-Holmes-Pastiche von Anthony Horowitz. Am Abend eines ungewöhnlich kalten Novembertages im Jahr 1890 betritt ein elegant gekleideter Herr die Räume von Sherlock Holmes‘ Wohnung in der Londoner Baker Street 221b. Er wird von einem mysteriösen Mann verfolgt, in dem er den einzigen Überlebenden einer amerikanischen Verbrecherbande erkennt, die mit seiner Hilfe in Boston zerschlagen wurde. Ist der Mann ihm über den Atlantik gefolgt, um sich zu rächen?

Als Holmes und Watson den Spuren des Gangsters folgen, stoßen sie auf eine Verschwörung, die sie in Konflikt mit hochstehenden Persönlichkeiten bringen wird und den berühmten Detektiv ins Gefängnis, verdächtigt des Mordes. Zunächst gibt es nur einen einzigen Hinweis: Ein weißes Seidenband, befestigt am Handgelenk eines ermordeten Straßenjungen …

Das Buch zog mich schnell in seinen Bann - so sehr, dass ich überlege, die Hörspielfassung zu kaufen, und das will bei mir was heißen, denn bei Hörspielen schlafe ich oft sehr schnell ein.

Ich blieb erst mal in London mit "Der Galgen von Tyburn*", dem sechsten Band der Flüsse-von-London-Reihe um Peter Grant von Ben Aaronovitch. Grant schuldet Lady Ty noch einen Gefallen, seit sie ihm von Erdmassen befreite. Diesen Gefallen fordert sie nun ein, denn ihre Tochter steckt in Schwierigkeiten: Auf einer Drogenparty gab's einen Todesfall.

Als klar ist, dass Magie mit im Spiel ist, wird das Folly, die für Magie zuständige Einheit der Londoner Polizei, eingeschaltet. Grant und sein Chef Nightingale ermitteln nun also auch offiziell.

Für Fans ist auch dieser Band ein Muss. Ich war allerdings froh, dass ich die Reihe von Anfang an las, denn sonst wäre mir der Einstieg schwer gefallen. Aaronovitch setzt voraus, dass die Leser sich in seiner Welt auskennen. Ist das der Fall, ist "Der Galgen von Tyburn" ein solides Stück Urban Fantasy.

Auf "Sie kam aus Mariupol*" von Natascha Wodin war ich seit Februar, als ich eine Rezension im DLF hörte, gespannt. Jetzt bekam ich es zum Geburtstag von meinen Kollegen. Der Autorin geht dem Leben ihrer ukrainischen Mutter nach, die aus der Hafenstadt Mariupol stammte und mit ihrem Mann 1943 als "Ostarbeiterin" nach Deutschland verschleppt wurde. Sie erzählt beklemmend, ja bestürzend intensiv von der Zwangsarbeit im Dritten Reich.

Ihre Mutter, die als junges Mädchen den Untergang ihrer Adelsfamilie im stalinistischen Terror miterlebte, bevor sie mit ungewissem Ziel ein deutsches Schiff bestieg, tritt wie durch ein spätes Wunder aus der Anonymität heraus, bekommt ein Gesicht, das unvergesslich ist.

Es ist ein unwahrscheinlich intensives Lese-Erlebnis. Absolute Kaufempfehlung!

Danach brauchte ich wieder leichtere Kost und tauchte mit "Cirrus Flux: Der Junge, den es nicht gab*" von Matthew Skelton in das London des Jahres 1783 ein. In einem Findelheim entdeckt der 12jährige Waisenjunge Cirrus Flux einen silbernen Anhänger. Es ist ein Miniaturglobus, und der Junge kann es kaum glauben: Er hat einst seinem Vater gehört! Doch plötzlich sind Mitglieder einer wissenschaftlichen Gilde hinter Cirrus her und jagen ihn quer durch die brodelnde Metropole London. Nicht nur der Mann aus der Luft mit seinem brennenden Mondsegel verfolgt ihn, sondern auch die furchterregende Hypnotiseurin Mme Orrery. Aber was genau suchen sie? Welches Geheimnis verbirgt sich hinter dem silbernen Anhänger? Cirrus schwebt in größter Gefahr. Und die Jagd hat gerade erst begonnen ...

Der Einstieg ist sehr zäh, es dauerte lange, bis Figuren und Handlung mich halbwegs gefangen nahmen. Vor allem die Sprünge in der Zeit störten. Viele Figuren blieben blass, Handlungsstränge führten ins Nichts ... Schade, von diesem Titel hatte ich mir mehr versprochen!

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1 Kommentar:

  1. "Sie kam aus Mariupol" habe ich vor ein paar Wochen auch gelesen und es hat mich sehr in seinen Bann gezogen.

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