Samstag, 5. August 2023

Samstagsplausch KW 31/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXXVII

Ein Vierteljahr nach Antragsstellung wurde mir tatsächlich eine präventive stationäre Reha bewilligt! So richtig glaube ich es erst, wenn auch die Bestätigung der Klinik mit dem Termin da ist. Momentan hört es sich nämlich zu gut an, um wahr zu sein: Bewilligt wurden ganze fünf Wochen in einer Klinik mitten im Wald. 

Ich muss mir neue Wanderstiefel kaufen und die Wanderstöcke suchen, denn es gibt zich Wanderwege rund um die Klinik. Ich habe mir schon einen Jogging-Anzug gekauft - nicht, dass ich nicht genügend Jogging-Hosen habe, aber halt ohne passenden Kapuzenpulli, und ich vermute, ich werden zwischen verschiedenen Gebäuden hin und her laufen müssen. Da ist ein Anzug besser. Die Klinik bietet an Sportprogrammen u.a. Schwimmen, Aqua-Jogging und Bogenschießen an, und das Hallenbad kann man auch außerhalb der Trainingszeiten nutzen, sobald es fertig renoviert ist. Ansonsten geht's ins Schwimmbad im nächsten Ort, denn ich nehme das Auto mit. Ohne säße ich da quasi fest, denn ÖPNV in der Pampa ist selten. Ich hatte über ein Jahr keine Zeit mehr für Sport und freue mich sehr darauf.

Mit dem Auto kann ich dann auch längere Ausflüge zur Ostsee-Tante oder zu zwei Kochfreundinnen machen. Es wurde zudem auf meinen Wunsch Rücksicht genommen, eine Klinik in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein zugewiesen zu bekommen, damit ich im Notfall schnell beim Gatten bin. Auch deswegen nehme ich das Auto mit. Der Gatte könnte mich zudem besuchen, theoretisch sogar mit dem Zug. 

Ich bin gespannt, wann's los geht, und natürlich steht jetzt der für die erste Oktoberwoche geplante Umzug erstmal wieder auf der Kippe, bis ich weiß, wann ich in die Klinik gehe. Erstmal wird aber so weiter gemacht, als könnten wir umziehen. Parallel muss ich alles vorbereiten, damit der Gatte ggf. die Koordinierung der Handwerker übernehmen kann. So etwas schafft er nach dem Schlaganfall nicht mehr, also müssen wir gucken, wie es trotzdem gelingt. Ad hoc fällt mir niemand ein, dem ich die Baustellenkoordinierung übertragen könnte. Den Bauunternehmer samt Baubrigade mussten wir ja feuern. Spannend wird, ob und wie es der Gatte schafft, seine Arzttermine wahrzunehmen, denn da brauchte er in den letzten Monaten meine Unterstützung. Aber der Gatte sagt, ich solle mir keinen Kopf machen und keine Rücksicht auf ihn nehmen. Das ist leichter gesagt als getan. Dass der Gatte ohne Mobilruf bleibt und grundsätzlich kein Taschentelefon dabei hat, macht mir natürlich auch Sorgen. Ich mag ihn aber auch nicht zu täglichen Telefonaten zu festen Uhrzeiten vergattern. Irgendwie muss ich lernen, mit der Situation gelassen umzugehen - oder halt regelmäßig "mal eben" 160 km fahren, um zu gucken, ob's dem Gatten gut geht.

Überraschungspost von einer Kochfreundin.

Hier gilt seit mittlerweile 177 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich es momentan mal wieder etwas hakt, weil der Gatte abwechselnd über- und unterfordert ist, mir seine Wesensveränderungen zu schaffen machen. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. In der Reha - viele Menschen in geschlossenen Räumen - werde ich versuchen, mich so gut wie möglich mit Maske zu schützen, zumal im Herbst und Winter. 

Auf der Baustelle geht's weiter im Schneckentempo voran. Der Gärtner hat Wetter, aber der Maler ist fertig. Als er die Spüle in der Küche verrückte, stellte sich heraus, dass ein Ventil defekt ist. Das erklärt den niedrigen Wasserdruck. Mal gucken, ob es der Gatte oder der Küchenbauer richten können oder ob ein Klempner kommen muss. Ein Klempner war diese Woche ohnehin schon da, denn als der Gatte duschte, hatten wir plötzlich einen Wasserfall im Treppenhaus! Es sah auf den ersten Blick so aus, als müsse das Bad wieder aufgerissen werden. Der zweite Blick führte zur Vermutung, dass die Baubrigade schlichtweg Silikonfugen vergaß. Die wird jetzt der Gatte ziehen, und wir hoffen, dass das wirklich die Ursache war. Der Klempner kam von der gleichen Firma wie Heizungsbauer IV und stand binnen 90 Minuten vor der Tür, was mich vorsichtig optimistisch macht, dass es mit dem mittlerweile vierten Heizungsbauer tatsächlich auch mal klappt. 

Der Tischler sandte ein Angebot und ist beauftragt. Mal gucken, wann Haustür, Klöntür und Schwingfenster kommen - entgegen jeder Vernunft habe ich mich für das teure Schwingfenster entschieden, denn ich wollte kein geteiltes zum Kippen. Der Eingangsbereich wird ungeplant komplett neu, denn eine neue Außenlampe ist ja schon hier, eine Windfangscheibe wird ersetzt, und jetzt kommt auch noch ein neuer Briefkasten dazu. Vom jetzigen verschwand der Schlüssel. Er hing an einem Haken im Windfang, und ich vermute er fiel herunter und wurde mit Müll entsorgt. Mit dem Schlüssel verschwand bedauerlicherweise auch einer der schönen Schlüsselanhänger, die Mudderns gerne von ihren Reisen mitbrachte. Aktuell öffnen wir den Briefkasten also mit einem Schraubenschlüssel. Der Briefkasten hätte sowieso ersetzt werden sollen, da klapprig und wasserdurchlässig, aber das hätte nun wirklich keine Priorität gehabt. 

Inzwischen zeigte sich, dass wir um die Neugestaltung des Vorgartens nicht herum kommen. Einerseits ließ Mudderns die Platten nicht ordentlich verlegen, so dass wir inzwischen eine Berg- und Talbahn haben, weil wir die Wege öfter nutzen als sie, andererseits ist es zu eng für die Altpapiertonne, bleibe ich immer damit hängen. Das war bei Mudderns auch schon so, störte sie aber nicht, weil sie die Tonne ja nicht selbst an die Straße schob - reizend. 

Beim Glaser muss ich nachhaken, ob er noch immer Glasbruch hat. Der Rollladenbauer muss schon wieder kommen, weil ein Rollladen hakt und bei einem zweiten der Automatikschalter seit heute selbstständig entscheidet, ob der Rollladen hoch oder runter fährt. Ein Fliesenleger für den Fliesenspiegel in der Küche ist theoretisch gefunden - praktisch ist fraglich, ob er in diesem Jahr noch Zeit hat, warten wir auf den Kostenvoranschlag. 

Ich gucke gelegentlich neidisch auf das Haus gegenüber, dass im Mai verkauft wurde und inzwischen bereits kernsaniert ist. Aber anders als wir wussten die beiden jungen Leute, die dort einziehen, dass sie ein Haus kaufen werden und konnten schon alle Gewerke vor dem Kaufabschluss beauftragen. 

Beim Erbschein bin ich einen Stritt weiter: Das zuständige Nachlassgericht will keinen Erbschein ausstellen, weil es entsprechende BGH-Urteil gibt, wonach ein notariell beglaubigtes und eröffnetes Testament ausreichend ist, Banken und Versicherungen nicht auf einem Erbschein bestehen dürfen auch wegen der damit verbundenen immensen Gebühren. Das ist zwar korrekt, interessiert nur weder Mudderns Banken noch ihre Versicherungen. Ich müsste rechtliche Schritte gegen beide einleiten. Das wird teurer als die Gebühren für den Erbschein. In sechs Wochen habe ich einen Termin beim Gericht, um das Erbscheinverfahren einzuleiten, denn dafür muss ich persönlich vor Ort sein und zudem auch noch den Tod meiner Mutter nachweisen. Den Nachweis hat das Nachlassgericht zwar schon, weil es ohne ihn nicht das Testament hätte eröffnen können, aber Vorschrift ist nun mal Vorschrift. Dann kann es nur noch ein paar Monate dauern, bis alle Unterlagen da sind, die Erbschaft abgeschlossen ist. Natürlich erstatten weder Banken noch Versicherungen die horrenden Gebühren. Erben muss man sich halt leisten können. Ich bin gespannt, ob ein nennenswerter Betrag übrigbleibt.

Im Büro machen sich Urlaube und Krankheiten bemerkbar, ist es ziemlich leer. In meinem Projekt sorgen Vollmond und Dauerregen für blankliegende Nerven. Davon abgesehen ist es einigermaßen ruhig, nutze ich die Zeit für's digitale Aufräumen und für Vorbereitungen auf meine mehrwöchige Abwesenheit. Meine Vertretung soll es so leicht wie möglich haben, und meine Kolleginnen sind fest entschlossen, mich während der Reha nicht zu behelligen. Ich bin gespannt, ob das klappt - wenn nicht, ist es auch kein Drama. Druckfreigaben über's Taschentelefon erteilen kann ich ja inzwischen, und vielleicht nehme ich auch einen Klapprechner mit zur Reha. 

Schwiegermutter geht's nach ihrem Sturz wieder gut. Sie ist fest entschlossen, uns mit Bus und Bahn zu besuchen. Ich muss ihr zeitnah den Fahrplan ausdrucken, damit sie weiß, wie sie zu uns kommt, denn einen gedruckten Fahrplan gibt es ja nicht mehr. Tante wartet auf den Termin für die Schulter-OP, nach der sie schmerzfrei sein soll. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

2 Kommentare:

  1. Ei, das wird eine schöne kurze für dich werden.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  2. Das freut mich sehr für dich, dass es endlich mit der Bewilligung deiner Reha geklappt hat!
    Ich habe letztens folgenden Spruch gelesen:
    "Mach dir keine Sorgen! Wenn alles gut ausgeht, war die ganze Besorgnis umsonst, und wenn es schiefgeht, kannst du auch nichts daran ändern, und die Sorgen waren ebenfalls umsonst..."
    Leichter gesagt, als getan, aber du spürst ja selber, wie dringend du diese Reha nötig hast.
    Liebe Grüsse, Silke



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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.