Samstag, 9. September 2023

Samstagsplausch KW 36/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXXXII

Auf der Baustelle geht's langsam vorwärts. Sorgen macht uns weiterhin der Gärtner, der seit vier Wochen fertig sein sollte und ausgesprochen unverlässlich ist (Dienstag schrieb ich mehr dazu). Vorgestern versetzte er uns, gestern war er aber tatsächlich da und stellte das Häuschen fertig - rechtzeitig, bevor es kommende Woche regnet. "Am Wochenende können Sie es einräumen", sagte er. Schön wäre es. Zum einen muss ich es erst streichen, zum anderen liegen diverse Müllhaufen im Weg. Montag will er angeblich den Müll entsorgen und dann bis zum kommenden Montag alle Arbeiten beendet haben. Wir sind gespannt, zumal es ab Dienstag wieder regnen soll, und der Gärtner bei Regen nicht arbeitet.  

Das Streichen des Hauses und der Zaunelemente steht also bald an und wird ein Problem: Die Teile hätten gestrichen werden müssen, bevor sie verbaut wurden. So können wir jetzt nur noch die Seiten streichen, die zu uns zeigen, nicht die Rückseiten. Dazu müsste ich in den Nachbargarten. Lässt sich nicht ändern. Hätte geändert werden können, wenn der Gärtner alle Zaunelemente auf einmal geliefert hätte. Natürlich hätten wir ihn auch mit dem Streichen beauftragen können, aber er ist jetzt schon Wochen im Verzug (bei der Erfahrung, die er angeblich im Aufbau von Gartenhäusern hat, hätte er auch selbst darauf kommen können, dass die Elemente vorher gestrichen werden müssen). Jetzt wollen wir das Projekt nur noch vorm Winter irgendwie zu Ende bringen, haben den Auftrag auch schon verkleinert. 

Dadurch, dass der Gärtner keine weiteren Aufträge bekommen wird und weil wir einen Winterdienst brauchen, telefoniere ich mich gerade quer durch Gartenbaubetriebe und Hausmeisterservices im Landkreis. Das ist mühsam. Bislang erreichte ich nur Anrufbeantworter und bekam keinen Rückruf. In den kommenden beiden Wochen habe ich dafür eigentlich keine Zeit, aber nützt ja nichts. 

Wir haben einen Termin mit dem Dachdecker wegen ein paar Kleinigkeiten (hoffentlich bleibt es bei Kleinigkeiten) und der Fliesenleger-Termin ist avisiert. Der Kaminbauer, den der Heizungsbauer empfahl, war da und gab sein Okay zum Kamineinbau. Ich muss nur ein Holzpaneel entfernen. Kommende Woche suchen wir uns einen Kamin aus, und dann habe ich den Spaß, Heizungsbauer (Abbau des Kohleofens) und Kaminbauer (Einbau des Kaminofens) zu koordinieren. Yeah. Oder so. Beide Firmen sind sich nämlich noch nicht einig, wer für den Abbau des alten Kohleofens zuständig ist. 

Der neue Brenner arbeitet. Wir hatten die ganze Woche heißes Wasser. 

Kommende Woche kommt ein Kammerjäger wegen eines Wespennests vor dem Schlafzimmerfenster. Wenn das entfernt ist, kann ich die Holzfliesen auf dem Balkon verlegen. Ich habe mich erst jetzt um das Nest gekümmert, weil sich die Wespen und ich bislang arrangierten. Nur seit letztem Wochenende kommen sie ins Schlafzimmer. Die Biester sind außerdem nachtaktiv. Meine Schlafstörungen sind hilfreich: Ich kann nachts auf Wespenjagd gehen ...    

Auch wir kamen im Haus weiter: Im Gäste-WC hängt endlich ein Spiegelschrank. Der Gatte ist glücklich, weil er sich rasieren kann. Für das Badezimmer baute der Gatte zwei Unterschränke zusammen. Das Bad gefällt uns immer mehr. Die Schränke müssen noch angepasst werden, um den Pfusch der Baubrigade auszugleichen. Die Montage der Oberschränke wird schwieriger. Sie sind einerseits sehr schwer, und andererseits muss der Gatte erst die Elektroinstallationen vornehmen. 

Ich habe versucht, das Apfelbaum- und das Vorgartenbeet freizulegen, bin aber noch nicht fertig, weil das geeignete Werkzeug fehlt. Es ist in dem Haufen, der eigentlich schon seit vier Wochen im Gartenhaus eingeräumt sein sollte. Ich weiß jetzt aber, dass die Grünabfall-Abholung mit Schnüren funktioniert. Das sind teuer bezahlte Bindfäden, die man um Äste und alles, was nicht in Papiersäcke passt, wickelt. Wir waren skeptisch, dass das klappt, aber drei Bündel Äste wurden mitgenommen.

Ich habe die PVC-Fliesen im Keller verlegt und bin bis auf eine paar Frickel-Ecken fertig. Vielleicht schaffe ich die heute, bevor es ungeplant wieder nach Hamburg zurückgeht, weil der Gatte sich bei seinen Medikamenten verschätzte, Nachschub braucht. Einiges muss ich auch mit Montagekleber nacharbeiten, denn die PVC-Fliesen kleben schlecht. Durch die viele Zeit, die ich im Keller verbrachte, fiel mir einiges auf. Ich fürchte, das Abwasser-Fallrohr rostet. Darauf sollte mal ein Klempner einen Blick werfen, bevor wir in dem Kellerteil den Vorratskeller einrichten. Andererseits sieht das rostige Teil schon seit Jahren so aus ... Ich sprach meine Mutter öfter darauf an, aber es kam nur ihre Standardantwort: "Das interessiert mich nicht. Das könnt ihr alles von meinem Erbe reparieren lassen." Nun denn.  

Ich habe geprüft, ob ausreichend Fliesen für den Spiegel in der Küche geliefert wurden - erfreulicherweise habe ich mich nicht vermessen. Durch die Neugestaltung der Küche brauchen wir auch nicht mehr die ganze Fläche, die der alle Fliesenspiegel einnahm, lassen aber dennoch die gesamte Fläche fliesen, falls wir die Planung ändern müssen.

Ansonsten war ich hauptsächlich mit Aufräumen und Putzen beschäftigt, versuchte, das allgegenwärtige Baustellen-Chaos etwas zu bändigen.   

Vor dem Rathaus der lindgrünen Hölle steht ein Backenzahn, und er sprüht Wasser ... 

Hier gilt seit mittlerweile 182 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weiterhin gibt es im Umfeld reichlich Infektionen. Ich muss mich wohl oder über daran gewöhnen, wieder häufiger Maske zu tragen, um weder den Gatten noch Schwiegermutter oder Tante zu gefährden. Deutschland setzt ja weiterhin auf Eugenik, wenn's um vulnerable Gruppen geht, während in den Nachbarländern wieder Masken und Impfungen propagiert werden. Immerhin: Der Gatte wurde von seiner Hausärztin schon auf die Corona-Impfung angesprochen, Er wird sich aber nicht impfen lassen. Jede Impfung setzt ihn eine Woche außer Gefecht mit hohem Fieber und neurologischen Ausfallerscheinungen (Corona ist ja keine reine Atemwegserkrankung). Heißt für mich, wieder mehr Maske, weniger Kontakte und selbstverständlich die inzwischen sechste Impfung, um damit auch den Gatten zu schützen. 

Ab Montag werde ich wieder arbeiten, bin aber unsicher, ob das eine gute Idee ist. Immerhin hatte ich zwei Tage ohne Schwindel oder Panik, fallen mir nicht mehr ständig die Augen zu, sind die Herzschmerzen seltener geworden. Die Nächte sind aber weiterhin schlaflos. Meine Hausärztin würde mich ja gnadenlos bis zum Reha-Beginn Mitte / Ende Februar krankschreiben, aber das halte ich für keine gute Idee. Ich möchte mein Projekt nicht verlieren, die Struktur und die Kolleginnen fehlen mir. Sollte ich aber keinen ganzen Arbeitstag durchstehen, muss ich weiterhin kürzertreten. Die kommenden beiden Wochen werden zudem hektisch mit ständigem Pendeln. Das strengt zusätzlich an. 

Da wir in dieser Woche fast komplett auf der Baustelle waren, saß ich abends oft lange auf der Terrasse und guckte in den sternenklaren Himmel. Ich mag diese Tage, an denen noch die Hitze des Sommers spürbar, der Herbst aber schon ahnbar ist (davon abgesehen, dass es viel zu warm für September ist). Eigentlich wollten wir im Büsenbachtal spazieren gehen, der Gatte nahm sogar extra seine Wanderschuhe mit, aber dafür war's zu heiß. Er schaffte es aber schon wieder, zu Fuß ins Dorf zu laufen, wenngleich der Rückweg manches Mal zu lang wurde. Mir fiel der Weg diese Woche manches Mal auch schwer, weswegen ich mich automatisch fragte, ob meine Herzbeschwerden wirklich psychosomatisch sind. Nun, die Zeit wird es zeigen.

Als ich unlängst mit Mudderns Apfelbaum-Freundin wegen der Abholung der Äpfel sprach, sagte sie, das Haus wäre licht und hell geworden (sie war da, um eine Postkarte mit ihrer Telefonnummer vorbeizubringen, und man kann uns in die Fenster gucken). Wenn wir in der Wohnung sind, fällt uns seit einiger Zeit auch immer wieder auf, wie dunkel unsere Wohnung im Vergleich zum Haus ist. Früher war das Haus dunkler: Teakmöbel, dunkle Holzpaneele, dunkle Teppiche, Gardinenschichten - es kam kaum Licht rein. Eine der besten Entscheidungen war es, das Treppenhaus weiß zu streichen. Das macht so viel aus! 

Wir haben eine Umzugswoche festgelegt, um ein Ziel zu haben, auf das wir hinarbeiten. Ich bezweifle allerdings, dass wir es schaffen werden ... Aber das Pendeln zwischen zwei Wohnsitzen übersteigt nach einem Jahr einfach unsere Kräfte. Wir brauchen eine Perspektive, dass sich das irgendwann mal ändert. 

Ansonsten habe ich weiterhin Spaß mit Mudderns zweiter Bank, der Bank, die gesetzeswidrig auf einen Erbschein besteht. Die Bank will jetzt außerdem monatlich eine Unterschriftenprobe und schafft die Umstellung auf's Online-Banking nicht. Außerdem ist die Bank der Ansicht, ich wäre meine Mutter und hätte meinen Namen geändert. Dafür soll ich jetzt auch Nachweise vorlegen. Einmal mit Profis ... Aber im Gebührenkassieren ist die Bank ganz groß.

Schwiegermutter geht's gut. Der Gatte, der ja vor einem Jahr Eiscafés für sich entdeckte, lud sie für morgen zum Eisessen ein. In Hamburg ist das zwar schwieriger als in der lindgrünen Hölle, wo wir vier Eisdielen in Laufnähe haben, aber er beschloss, dass sie sich notfalls mit einer Eistüte auf irgendein Mäuerchen setzen - sofern eines frei ist ... Ansonsten ist Schwiegermutter aufgeregt, weil sie als Probandin für eine klinische Studie zu ihrer Augenerkrankung ausgewählt wurde und dafür kommende Woche zum ersten Mal in die Klinik muss. Leider kann sie niemand von uns begleiten. Ziel der Behandlung ist es, ihre fortschreitende Erblindung zu stoppen. Bislang wird diese Erkrankung in Deutschland nicht behandelt, schon gar nicht bei alten Menschen. In der Studie wird eine amerikanische Behandlungsform getestet.  

Tante war aufgrund ihrer Schmerzen im Krankenhaus. Eigentlich hat sie kommende Woche ihren OP-Termin, aber gerade habe ich den Eindruck, sie wird ihn nicht wahrnehmen. Ich habe ihr diese Woche Fotos vom Gatten-Geburtstag geschickt und hoffe, sie freut sich darüber. Es ist so schade, dass die Zeiten, in denen sie dabei sein konnte, vorbei sind! Nun, machen wir das Beste aus der jetzigen Zeit. Nützt ja nix. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

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