Sonntag, 19. November 2023

Samstagsplausch KW 46/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXCII

Noch drei Wochen bis zum Umzug, und wir haben das Gefühl, auf der Stelle zu treten, nicht vorwärts zu kommen. Der Gatte war die Woche über auf der Baustelle, um Kabel für Soundsystem, Fernsehen und Internet zu verlegen. Er kommt millimeterweise vorwärts - bis zum Umzug wird er nicht fertig, was bedeutet, dass ich im zukünftigen Arbeitszimmer kein Internetzugang über den Desktop-PC haben werde, meine Regale und Schränke dort über Monate nicht eingeräumt oder befestigt werden können, weil die Kabel dahinter verlaufen und erst verlegt werden müssen. Aber gut, ich werde mich eh erst nach der Reha Anfang März richtig einrichten können, denn zwischen Umzugsende und Reha-Beginn sind es keine drei Wochen.

Immerhin haben wir seit dieser Woche viele Lampen, eine Außenleuchte, jede Menge Lichtschalter und Steckdosen sowie eine schaltbare Außensteckdose. Letztere legte die Baubrigade schon vor einem Jahr, allerdings, ohne sie an den Strom anzuschließen. Der Gatte sträubte sich lange gegen die Beauftragung eines Elektrikers, war dann aber doch froh, dass er die Arbeiten nicht selber machen musste, als er realisierte, dass selbst der Fachmann für das Auswechseln einer Steckdose fast zwei Stunden brauchte - der Steckdose, an der der Gatte so verzweifelte, dass er zustimmte, einen Elektriker zu holen. Am zweiten Tag war der junge Mann dann so im Flow, dass er weitere Deckenlampen montieren wollte. Die hängen aber noch in Hamburg und werden hoffentlich vom Umzugsunternehmen montiert. Ansonsten muss der Elektriker wieder ran.

Jedenfalls haben wir jetzt in Fluren, Treppenhäusern und Windfang sehr helle Lampen mit Bewegungsmeldern. Das ist toll, auch, weil wir uns endlich nicht mehr durch den dunklen Windfang tasten müssen, wenn wir bei Dunkelheit nach Hause kommen, denn aus irgendeinem Grund gibt es dort keinen Lichtschalter. Mudderns fand das irgendwann auch doof und brachte eine batteriebetriebene Leuchte im Windfang an, aber solche halben Sachen sind ja nichts für mich. An der Haustür haben wir jetzt eine Lampe mit Tageslichtsensor. Endlich muss ich abends nicht mehr daran denken, das Außenlicht anzumachen (und weil wir das meistens vergaßen, brannte es auch tagsüber). Gespenstisch ist, dass die Lampen mit Bewegungsmeldern auch gerne mal angehen, wenn niemand in Fluren oder Treppenhäusern unterwegs ist. Ich habe aktuell nachts ohnehin schon damit zu kämpfen, dass ich den Eindruck habe, es ist jemand im Haus unterwegs, und da helfen eigenwillige Lampen nur bedingt. Nachts werden die Lampen also abgeschaltet. Und der Gatte ist so begeistert von den Lampen, dass er zustimmte, sie für Gäste-WC und Küche nachzukaufen. Ich wollte sie von Anfang an auch dort haben, kam aber nicht gegen den Gatten an. Morgen hole ich die Lampen im Baumarkt ab. Jetzt muss noch der Sicherungskasten getauscht werden, dann sollten wir mit der Elektrik durch sein. 

Weiterhin heißt es Warten auf die Termine bei Tischler und Ofenbauer - und darauf, dass der Gärtner fertig wird. Seit Montag ist immerhin schon mal der Müll aus dem Garten weg. Der Gatte investiert sehr viel Energie in Gemecker über den Gärtner, aber angesichts dessen, was bis zum Umzug noch zu erledigen ist, ist mir der Zustand des Gartens gerade egal, abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wohin mit dem Geraffel aus der Küche, das ins Gartenhaus soll, und dem nicht vorbereiteten Platz für die Hochbeete. Es ist halt, wie es ist. Ich habe keine Kraft, da hinterher zu sein, und der Gatte will nur meckern, nicht sich kümmern. Er könnte sich kümmern, denn am großen Spiegel im Flur hängt jetzt eine Liste mit den Telefonnummern aller Handwerker. Die ist für den Fall gedacht, dass während meiner Reha etwas ist, aber ich weiß, dass ich mich darum kümmern werden muss. Andererseits wäre es auch mal ganz spannend zu erfahren, was passiert, wenn ich mich fünf Wochen lang nur um mich kümmere. Der Gatte ist ja ohnehin der Meinung, ich würde nichts machen, er habe die ganze Arbeit. Immerhin nahm der Gatte mir den Elektriker ab, wofür ich sehr dankbar bin. Ich weiß, wie sehr ihn diese Termine stressen. 

Perspektivisch muss auch nochmal der Klempner ran, denn es wird immer deutlicher, dass die Baubrigade beim Abwasser im Bad Murks machte, aber das hat hoffentlich noch Zeit. Immerhin haben wir inzwischen einen Klempner, denn der Heizungsbauer macht das mit. Ach ja, und der Mensch für die Sicherheitstechnik muss kommen, um Kameras und auf allen Etagen Gegensprechanlagen zu installieren, aber das geht erst, wenn der Tischler Türen und Fenster tauschte.

Bei mir forderte der Stress Dienstag seinen Tribut. Es war eine Nacht mit Panikattacken und Asthmaanfällen zu viel. Ich konnte mich nicht mehr rühren, und das macht mir immer noch zu schaffen. Ich darf aktuell nicht zusammenklappen. Ich muss durchhalten. Immerhin schaffte ich es, die Unterlagen für die Reha auszufüllen, wobei ich mich fragte, wofür überhaupt eine Anamnese gemacht wird. Ich bekomme ja ohnehin die Stempel "depressiv" und "essgestört" aufgedrückt. Einige Fragen waren auch sehr merkwürdig, zum Beispiel die, ob ich rechnen kann, und die Aufforderung, meine sämtlichen Ausbildungen und Berufstätigkeiten anzugeben, überlas ich schlichtweg. Vermutlich bin ich schon vor Reha-Antritt als nicht-kooperativ eingestuft. 

Beim Sortieren meiner Sachen kam ich weiter, auch, wenn ich das Gefühl habe, auf der Stelle zu treten, weil die Wohnung noch immer voll ist. Donnerstag entsorgte ich ein gutes Dutzend Müllsäcke, lief mehrfach zum Altpapiercontainer. Freitag brachte ich einiges zum Second-Hand-Kaufhaus in der lindgrünen Hölle. Nachdem der Recyclinghof in Hamburg letzte Woche befand, Comics und Bücher wären Hausmüll, fand ich über's Wochenende zufällig heraus, dass es in der alt-neuen Heimat zwei Second-Hand-Kaufhäuser gibt. Das zweite liegt im Gewerbegebiet und damit auf dem Weg. Als ich Montag auf dem Rückweg nach Hamburg dort hielt und fragte, ob man Interesse an Comics habe, bekam die Mitarbeiterin leuchtende Augen - und ratzfatz war mein Auto leer. Kommende Woche werde ich dort nochmal halten, und dann sollte das schlimmste geschafft sein. Oder anders: Was bis dahin nicht weg ist, zieht halt mit um und wird nach dem Umzug entsorgt.

Ein großes Problem ist immer noch, dass die Räume im Haus nicht leer werden. Der Gatte hat Massen an Material für sein Eisenbahnzimmer gekauft, das überall im Haus verteilt ist (mich deucht angesichts der Massen, er will den Dachboden vergrößern). Damit die Möbel aus Hamburg aufgebaut werden können, muss das Material aber weggeräumt werden, müssen auch die provisorisch aufgestellten Regale geleert und abgebaut werden. Das versteht der Gatte nicht. Ich habe ein Jahr versucht ihm zu erklären, dass es sinnvoller wäre, das Material für die Modelleisenbahn erst zu kaufen, wenn wir eingezogen sind, aber er hat sich in den Kopf gesetzt, dass das Zimmer als erstes fertig sein soll, vor dem Umzug. Schön und gut, aber wenn ich darauf warte, ziehen wir nie um. Ich bin kurz davor, alles in den Garten zu werfen.

Immerhin habe ich mein zukünftiges Arbeitszimmer und das Schlafzimmer inzwischen so weit leer, dass die Hamburger Möbel aufgestellt werden können. Ich hoffe, der Gatte stellt die beiden Zimmer nicht wieder voll. Das zukünftige Arbeitszimmer des Gatten steht immer noch voll. Da werden dann beim Einzug seine Möbel einfach reingeschoben, und er muss sehen, wie er damit fertig wird. Vielleicht versteht er dann die Problematik, die ich seit Monaten vergeblich versuche, ihm zu erklären. Wahrscheinlicher aber ist, dass er die Möbel in mein Zimmer schiebt, wenn ich in der Reha bin und sie bei meiner Rückkehr dort immer noch stehen. Wohn- und Esszimmer sowie Küche bekomme ich hoffentlich mit zwei Freundinnen am zweiten Adventswochenende ausgeräumt, auch, wenn nach wie vor ungeklärt ist, wo das, was dort steht, hin soll - notfalls halt wirklich in den Garten. Es ist nicht viel, aber halt im Weg.

Übrigens bin ich diejenige, die keine Ordnung halten kann, nie aufräumt oder putzt und Messie-Tendenzen hat, während der Gatte total ordentlich ist. Ja, nee, is klaa. 

Hier gilt seit mittlerweile 192 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weiterhin gibt es im Umfeld reichlich Infektionen. In den Schulen wird zunehmend auf hybriden Unterricht umgestellt, da so viele Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte fehlen. Meine Kolleginnen sind zum Teil schwer genervt, ziehen aber auch keine Konsequenzen wie Maske tragen oder Luftfilter einsetzen. Bei jeder Krankschreibung berichten sie von der Aussage der Ärzte, dass die Grippe aktuell noch keine Rolle spielt im Gegensatz zu Corona. 

Dem Virus hat anscheinend niemand erklärt, dass die Pandemie beendet ist, denn weiterhin sterben jede Woche über 300 Menschen an Corona, sind die Infektionszahlen hoch. Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Dunkelziffer ist, denn PCR-Tests werden quasi nicht mehr gemacht, und dass Corona eine meldepflichtige Infektionskrankheit ist, wird auch gerne vergessen. Eigentlich wären meine Kollegin und ich diese Woche auf einer Tagung gewesen, aber es wurde uns beiden zu viel - war vielleicht ganz gut, denn seit gestern trudeln von den Teilnehmern Meldungen über positive Corona-Tests ein. Letztes Jahr war ich bei der Tagung die einzige mit Maske. 

Neben dem Umzug beschäftigt uns die Frage nach Strom- und Wasserverbrauch und die Höhe der Nachzahlung im alt-neuen Haus. Ich hatte zwar vor einem Jahr darum gebeten, die Vorauszahlung unserem Hamburger Verbrauch anzupassen, denn Mudderns war extrem sparsam, aber der Wunsch kam bei den örtlichen Stadtwerken nicht an. Wir zahlen aktuell im Jahr weniger als in Hamburg im Monat ... In diesem Tagen müsste der Bogen für die Ablesung kommen. Vorgestern kam ein Brief, der die Senkung des Strompreises verkündete - im Prinzip ein Grund zur Freude, aber da gleichzeitig der Grundpreis erhöht wurde, bleibt alles beim Alten. Auch der Wasserverbrauch samt Höhe der Nachzahlung wird spannend. 

Immerhin hat sich uns inzwischen erklärt, warum es im Landkreis nachhaltig keine gelben Säcke für die Müllentsorgung gibt: Der örtliche Entsorger rechnet damit, dass jeder Haushalt nur einen gelben Sack pro Monat braucht! Das kann nicht klappen. Wir brauchen aktuell einen Sack pro Woche! Die Tonnen, die die Säcke eigentlich schon seit Januar 2023 ersetzen sollen, kommen frühestens im Januar 2026 - falls bis dahin über die Klage eines Entsorgers gegen die Einführung der Tonnen entschieden ist. Noch bekommen wir gelbe Säcke aus Hamburg. Mal gucken, wie es sich nach dem Umzug (bzw. der Ummeldung) zurechtruckelt. Eigentlich wollte ich auch mit der Umgestaltung des Vorgartens warten, bis klar ist, welche Größe die gelbe Tonne haben wird, weil wir dafür einen Stellplatz benötigen, aber ich glaube nicht, dass ich solange warten will.

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Ich hoffe, Schwiegermutter freut sich, dass wir die Tradition wahren und am ersten Advent zu Tee und Wunschzettelschreiben zu ihr kommen werden. Sie findet sich nur schwer damit ab, dass sich der Gatte so selten meldet, sie nicht mehr mindestens wöchentlich besucht. Normalerweise bin ich hinterher, dass er seine Mutter regelmäßig anruft, aber momentan fehlt mir die Kraft dazu.

Zu den guten Dingen diese Woche gehört, dass ich es endlich schaffte, in einer der seltenen Regenpausen die vier Paar Socken abzulichten, die in den letzten beiden Wochen entstanden. Mein gesamtes Strickzeug ist bereits eingepackt. Einzig eine Tasche mit Sockenwolle wird zwischen alt-neuem Haus und Wohnung hin und her getragen. Aus Angst, dass mir bis Ende Dezember die Wolle ausgeht, habe ich glatt noch Sockenwolle nachgekauft ... 

Und natürlich vergeht kein Tag ohne Hoffnung auf gute Nachrichten aus der Herzensheimat. Seit 43 Tagen sind 240 Menschen Geiseln der Hamas. Bring them home now gilt weiterhin.

Noch drei Wochen bis Umzug. Hoffentlich.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

4 Kommentare:

  1. Ein gelber Sack pro Woche ist aber wirklich viel. Ich habe unseren Sack alle zwei Wochen gewechselt, weil dann Abholung ist, aber meistens war er nicht voll, und wir arbeiten beide zu Hause, kochen also alle Mahlzeiten daheim. Ein Sack für vier Wochen wäre aber wirklich zu wenig gewesen.

    Seit vier Wochen haben wir nun eine gelbe Tonne, sehr zu meinem Missfallen, weil ich dafür auch noch keinen guten Platz im Garten gefunden habe und jetzt dann immer die fast leere Tonne zur Straße karren muss. Ich kann sie aber gern messen, falls Ihnen das hilft -- die Dinger sind sicher genormt.

    Susanne

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  2. Hallo, ich kann sie nur bewundern was sie alles auf die Reihe bekommen.Ich drücke ihnen ganz fest die Daumen, dass mit dem Umzug alles klappt wie geplant.liebe Grüße Burga

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  3. Ohje. Das klingt nicht so gut und vor allem nach sehr viel Stress und Anstrengung.
    Ich drücke weiter die Daumen, dass ihr beide nicht in einem zu großen Chaos endet beim Umzug und davor und danach.

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  4. Unglaublich, was so ein Umzug nach sich zieht. Dein Gatte ist aber sehr hartnäckig, mit seiner Eisenbahn.
    Liebe Grüße
    Andrea

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.