Samstag, 6. Januar 2024

Samstagsplausch KW 01/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXCIX

Sonnabend raffte ich mich endlich auf und sortierte die Umzugskisten für die Küche. Ein Teil kam ins Gartenhaus, ein Teil steht unter einer Plane auf die Terrasse, und der Rest - Lebensmittel und Elektrogeräte - bleibt erstmal im Esszimmer stehen, bis in ein paar Monaten die neue Küche eingerichtet ist. Mir fehlen ja je vier Ober- und Unterschränke sowie ein Besenschrank und einiges mehr. Ich habe keine Lust, alles irgendwie in den vorhandenen Schränken zu verstauen, um es dann wieder herauszuholen und in Kisten zu packen, wenn die neue Küche eingebaut wird, und es danach dann wieder auszupacken und einzusortieren ... Einziger Vorteil wäre, dass ich jedes Mal mehr aussortiere. Aktuell stehen hier drei Taschen für das Gebrauchtwarenkaufhaus, die ich allerdings nochmal neu sortieren muss, weil das, zu dem ich am Liebsten fahre, aktuell kein Geschirr annimmt. Das nimmt hoffentlich das am anderen Ende der Stadt. 

Sonntag hob ich hulkig das Sofa an und schob den Fuß einer Stehlampe darunter - endlich Licht auf meiner Sofaseite! Die Stromzufuhr ist abenteuerlich, weil der Gatte die Verkabelung noch nicht schaffte, aber egal. Im Wohnzimmer werden wir noch öfter Möbel rücken müssen, bis alles seinen Platz hat, aber erst muss verkabelt werden. Der Gatte resigniert immer öfter vor der Fülle der Aufgaben, die er sich vornahm, was ich gut verstehen kann. Mir geht es genau so. Ich schaffte es Sonntag immerhin, ein bisschen zu putzen. 

Silvester war ruhig. Der Gatte hielt bis Mitternacht durch, weil er sich auf's Feuerwerk freute. Wir waren in unserer Reihe die einzigen mit Feuerwerk. Ich hätte auch gut darauf verzichten können. Davon, dass wir wegen des Pflegeheims gegenüber der Siedlung in einer Böllerverbotszone wohnen, war nichts zu merken. Seit Tagen wurden Böller direkt vorm Pflegeheim gezündet, ohne dass es jemanden interessierte. In der Nähe standen sogar zwei Einkaufswagen, randvoll gefüllt mit Pyro - unfassbar!

Gemessen an den Aussagen der Glückskekse wird es ein wunderbares Jahr. Allein ich kann mir nicht helfen, ich bin skeptisch.

Montag waren wir zum Neujahrsessen bei Schwiegermutter und Tante. Die beiden hatten am Vortag richtig gefeiert, sich das Silvestermenü im Restaurant der Seniorenwohnanlage gegönnt und schwärmten davon. So viel Lebensfreude ist schön! 

Dienstag begann das Pendeln für mich, und prompt brauchte ich für den Heimweg drei Stunden statt 67 Minuten, weil eine Lok defekt war, wir nach einer Stunde Stehens hinterm Hauptbahnhof meterweise zurückfuhren und mit einem Sprint gerade noch den übernächsten Zug erwischten. Die Zugbegleiter versuchten, den Ansturm der Passagiere zu stoppen, in dem sie sich in die Türen stellten, denn der Zug war schon überfüllt, und jetzt kamen die Fahrgäste eines ebenfalls überfüllten Zugs dazu. Die Zugbegleiter wurden quasi überrannt. 

Ich schaffte es, mir bei zwei Ärzten Rezepte zu holen. Eigentlich soll es ja inzwischen eRezepte geben, aber ich brauchte ein Privatrezept, das es nur in Papierform gibt, was der MFA irgendwann aufging. Während ich wartete, erfuhr ich, dass es bei eRezepten aktuell zwei Tage dauert, bis die Daten von der Praxis auf die Versichertenkarten übertragen werden. Ich erfuhr außerdem, dass meine internistische Endokrinologin vermutlich das ganze Jahr ausfällt, ihre Patienten nicht etwa auf die anderen Ärzte der großen Praxis verteilt werden, sondern sich neue Ärzte suchen sollen. Großartig. Mein Januartermin wurde auf Februar verschoben, ich warte also erstmal ab. In der zweiten Praxis bekam ich gleich ein Papierrezept, denn: "Wir haben die Software erst Freitag bekommen. Die Chefin muss sich das erst angucken und uns zeigen, wie's geht." Eigentlich musste ich noch in eine dritte Praxis, aber das habe ich erstmal geschoben.

Ich schaffte es auch, drei Briefe mit jeder Menge Formularen und Kopien für's Nachlassgericht und zwei Lebensversicherungen fertigzumachen. Ich bezweifle allerdings, dass ich das Kapitel mit der ominösen Lebensversicherung meiner Mutter zeitnah abschließen kann. Der Versicherung wird sicher etwas einfallen, damit es endlos weitergeht, obwohl sie nichts auszahlen muss, weil meine Mutter eben einen Vertrag abschloss, bei dem die Versicherungssumme nur als Rente im Erlebensfall ausgezahlt wird, und der Erlebensfall blieb ja aus. Aber ich will zu einem sauberen Vertragsende kommen. Die zweite Lebensversicherung ist meine, und bei der bescheinige ich mir selbst, dass ich sie weiterführe. Ich arbeite bei einer Behörde. Ich kann mit solchem Blödsinn umgehen. Das Nachlassgericht brauchte noch Unterlagen, um die Kosten für den Erbschein, auf den die Lebensversicherung besteht, zu errechnen. Ich weiß momentan noch nicht, woher ich das Geld nehmen soll. Ich hoffe, mein früherer Steuerberater kann übernehmen, sondern zahle ich mich dumm und dusselig, weil das Finanzamt Vermögenswerte sieht, die es nicht gibt. 

Als ich nach drei Stunden Bahnfahrt und zwei Kilometer Fußweg durch Regen und Sturm nach Hause kam, hatte der Gatte schon Bohnensuppe aus dem Tiefkühler geholt, so dass ein warmes Abendessen auf mich wartete. Das war fast wie früher, als der Gatte noch gesund war.

Hier gilt seit mittlerweile 199 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Mittwoch wurde Kfir Bibas ein Jahr alt. Seit drei Monaten ist das Kind Geisel der Hamas, zusammen mit seinem vierjährigen Bruder Ariel und seinen Eltern Shiri und Yarden. Bring them home now gilt weiterhin. Das Video wurden vor ein paar Tagen produziert. Eintausend israelische Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger treten gemeinsam mit den Angehörigen der Geiseln im Amphitheater von Caesarea auf und fordern die Rückkehr der aktuell 136 entführten Männer, Frauen und Kinder (die Zahl ist fließend, wird fast täglich korrigiert).


Mittwoch meldete sich der Elektriker: Kommende Woche baut er den neuen Zählerschrank ein. Da er ohnehin zwei Tage eingeplant hat, weil ungewiss ist, ob einer reicht, bringt er auch gleich noch drei Lampen an und verlegt den Kabelkanal, der der Spülmaschine im Weg ist. Am nächsten Tag kommt dann der Klempner und schließt die Spülmaschine an. Wenn alles glatt läuft, wäre tatsächlich alles, was wir noch auf dem Zettel hatten, vor meiner Reha erledigt. Andererseits: Wann läuft bei uns schon mal was glatt?! 

Mittwoch ging das Pendeln einigermaßen. Ich war passend am Bahnhof, um den verspäteten Zug vor dem, den ich eigentlich nehmen wollte, zu erwischen. Da warte ich natürlich keine zehn Minuten auf den Zug, mit dem ich eigentlich fahren wollte. Auch der Rückweg war okay. Es scheint, als stimmen die Aussagen, dass die Bummelzüge leerer sind, weil sie länger sind als die Direktzüge. Ich muss mal schauen, ob ich nach der Reha meine Arbeitszeit im Echtbüro entsprechend anpasse.

Der Gatte war in Hamburg in der Wohnung und freute sich, als er wieder im Haus war, zu Hause. Wir werden am Wochenende gemeinsam in die Wohnung fahren und gucken, was wir erledigen können. Ich muss vor allem eine Aufstellung für den Sperrmüll machen und die Abholung für März terminieren. 

Donnerstag meldete sich die ehemalige Putzfrau meiner Mutter und fragte, ob sie morgen kommen dürfe. Wir vereinbarten, dass sie erstmal nur zum Gucken kommt, denn bei uns ist ja mehr zu tun als bei meiner Mutter, und zudem ist das Haus total chaotisch. Als sie Freitag kam, nahm sie die Situation bei uns sehr gelassen. Nächsten Freitag fängt sie an. Wir freuen uns sehr darüber! 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

2 Kommentare:

  1. Ich wünsche dir von Herzen, dass die Putzfrau dir eine grosse Hilfe sein wird!
    Ich habe auch eine, und es ist einfach schön, wenn man sich um Sachen wie Fensterputzen nicht mehr kümmern muss, und Ordnung gemacht wird.
    Man muss natürlich sich im Klaren sein, dass es vlt. unterschiedliche Auffassungen von Ordnung gibt, aber in meinen Augen überwiegen die Vorteile. LG, Silke

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    1. Die Putzfrau ist eine große Unterstützung! Ordnung soll sie nicht machen, also nicht aufräumen. Dass sie Bäder, Küche und Böden macht, hilft schon enorm.
      Beste Wünsche zurück!

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.