Sonntag, 7. April 2024

Samstagsplausch KW 14/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXII

Gefüllt war es eine ruhige Woche, was daran lag, dass ich nur einen Tag im Echt-Büro hatte. Rückblickend wäre es vernünftig gewesen, mir diese Woche Urlaub zu nehmen, denn die Erschöpfung der letzten 20 Monate schlug so sehr zu, dass ich zwei Tage völlig neben der Spur war. 

In den anderthalb Stunden, die beim neuen Lungenarzt warten musste, wäre ich fast im Wartezimmer eingeschlafen und war so neben der Spur, dass ich den Anamnesebogen falsch ausfüllte. Fiel aber auch nicht weiter auf, denn beim Arzt war ich keine zehn Minuten. Der war sauer, dass die Unterlagen vom alten Arzt noch nicht da waren. Ich war auch sauer, aber als ich beim alten Arzt nachfragte, stellte sich heraus, dass sie die Unterlagen vor drei Wochen an die Praxis mailten. Die MFA des neuen Arztes waren anscheinend nicht in der Lage, die Unterlagen auszudrucken. Die alte Praxis schickt sie jetzt per Post an mich und ich bringe sie zu Fuß in der neuen Praxis vorbei. Kurz überlegte ich, in der alten Praxis zu bleiben ... Ich hoffe, ich bekomme bis zum nächsten Termin ein Rezept für mein Asthmaspray, denn weil ich so neben der Spur war, wusste ich nicht mehr, welches ich nehme. Wenn ich das Rezept nicht bekomme, versuche ich, zurück zum alten Lungenarzt zu wechseln. Dann ist das entschieden.    

Der neue Arzt scheint aber gründlich, ist einer Protrusionsschiene statt CPAP-Gerät nicht abgeneigt, will aber erstmal Schlaflabor und diverse Tests und Untersuchungen machen. Ich darf jetzt in den kommenden acht Wochen keine Erkältung bekommen, sonst ist die FeNO-Messung nicht möglich. Die wurde bei mir noch nie gemacht. Ebenso wenig wurde bestimmt, welches Asthma ich habe, gab's eine Asthma-Schulung. Es wird auch wieder ein Pricktest gemacht, und er erwägt eine Desensibilisierung. Ich war total überfordert, denn eigentlich habe ich mich mit meinem Asthma gut arrangiert, und so viele Untersuchungen machte der alte Lungenarzt nicht. Mal gucken, was das wird. 

Unsere Wohnung beschäftigte uns bis zum letzten Tag. Nachdem wir Ostersonntag bei Schwiegermutter waren, holten wir noch einen Sessel und einen Curver aus der Wohnung, gingen nochmal durch alle Räume und nahmen Abschied. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, nach 20 Jahren umzuziehen. Da ich bereits mit 17 Jahren auszog, war die Zeit in der Wohnung die längste, die ich an einem Ort wohnte.  

Meine Seele kommt noch nicht so ganz hinterher.

Typisch für unseren Vermieter ist, dass er trotz Kündigung die Miete für Wohnung und TG-Stellplatz weiterhin abbuchte. Wir haben beschlossen, nicht zu diskutieren, sondern gaben die Lastschriften einfach zurück. Wir sind gespannt, welche Zahlungen jetzt noch auf uns zu kommen, aber die Kaution haben wir ja eh schon abgeschrieben. Es ist ohnehin verwunderlich, dass noch keine zickigen, passiv-aggressiven Mails ankamen. Sicher kommen sie nächste Woche.

Seit 20 Monaten ist dies das erste Wochenende, an dem wir nicht pendeln müssen. Wir hatten dazwischen zwar auch immer mal Wochenenden, die wir in Hamburg verbrachten, aber wenn nicht am Wochenende, so waren wir in den letzten 20 Monaten doch zumindest einen Tag auf der Baustelle im alt-neuen Haus. Jetzt können wir versuchen, zur Ruhe zu kommen.

Gestern mussten wir nicht spätestens um 11 Uhr auf der Autobahn sein, um in die Wohnung zu fahren, sondern konnten ausschlafen, Zeit vertrödeln ... Nach dem Wocheneinkauf saßen wir auf der völlig zugestellten Terrasse - der Gatte stellte provisorisch zwei Stühle auf - und überlegten uns, was wir mit dem Garten machen. Da haben wir immer wieder neue Ideen. Aber erstmal muss ich Ordnung schaffen.

Hier gilt seit mittlerweile 212 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Diese Woche lösten sich auch wieder einige Knoten. Plötzlich funktionierte mein Office-Programm wieder! Das ging seit Dezember nicht mehr. Ich war leicht verzweifelt, weil ich nicht wusste, wer den PC in Ordnung bringen könnte und weil die Office-CD spurlos verschwunden war. Früher kümmerte sich der Gatte um so was, aber das kann er krankheitsbedingt nicht mehr (und ich habe dazu keine Lust). Plötzlich ist jetzt auch die Office-CD wieder da. 

Ich fand einen Platz in einer neurologischen Reha-Sport-Gruppe in einem Nachbardorf (und glaube das erst, wenn es mit der Anmeldung tatsächlich klappte). Eine neurologische Reha-Sport-Gruppe zu finden, ist schon schwer, und eine, die über die Rentenversicherung statt über die Krankenversicherung abrechnet, erst recht. Hier im Ort entpuppte sich die neurologische Reha-Sport-Gruppe, von deren Existenz der Verein erst gar nichts wusste, als Gruppe für Rollstuhl-Basketball. Da hätte ich zwar mitmachen können, aber Basketball ist nicht meins (und schon gar nicht für zweieinhalb Stunden am Freitagabend). Andere Gruppen sind ausschließlich für Schlaganfall-Rehabilitanden oder in Schleswig-Holstein, kurz vor Hannover oder Bremen ... 

Wenn es mit der jetzigen Gruppe tatsächlich klappt, wäre es der Verein, der wegen Bogensports ohnehin interessant ist (wenn ich mich entschließe, mit dem Bogensport weiterzumachen), und er bietet auch eine Herzsportgruppe für den Gatten an, die tagsüber stattfinden, nicht spätabends. Dahin müsste der Gatte allerdings aus eigener Kraft kommen, denn sie kollidiert mit einem beruflichen Termin, den ich nicht verlegen kann. Da kann ich ihn nicht fahren. 

Der Wechsel des Diabetologen des Gatten war sehr gut! Vier Monate nach Arztwechsel ist sein Langzeitzuckerwert im Diabetiker-Normbereich! Der Wert hat sich halbiert! Das gelang dem bisherigen Diabetologen in 20 Jahren nicht. Der Gatte nahm zudem ab - kein Wunder, muss er doch nicht mehr ständig Kohlenhydrate und Flüssig-Dextrose in sich hinein stopfen, um den entgleisenden Zucker aufzufangen. Der Gatte merkt gelegentlich, dass es ihm besser geht, zum Beispiel daran, dass er zumindest in der linken Hand schon wieder mehr Kraft und Gefühl hat. Hoffen wir, dass es weiter ein bisschen bergauf geht. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Schwiegermutter bangt um eine Freundin, der es sehr schlecht geht. Sie weiß außerdem nicht, wie sie ihren und Tantes Geburtstag feiern soll. Beide Damen haben zeitnah Geburtstag und feiern daher seit Jahrzehnten zusammen. Seitdem sie nicht mehr so mobil sind, nicht mehr zum Kuren nach Abano oder auf Sylt fahren können, ist es schwierig. Schwiegermutter besteht zudem darauf, dass Tante, die viel gebrechlicher ist, zu ihr kommt, und Tante mag sich nicht mehr unterordnen (zumal Schwiegermutters Verhalten immer extremer wird). Wir haben Schwiegermutter über ihren Geburtstag zu uns eingeladen und ein Hotelzimmer reserviert, das wir notfalls kurzfristig stornieren können, falls sie es sich anders überlegt. 

Vor sechs Monaten überfiel die Hamas Israel, brach den bis dahin geltenden Waffenstillstand, veranstaltete einen Pogrom mit über 1.200 Toten, vergewaltigte, mordete, brandschatzte, plünderte - und heute widmen sich die meisten Medien ausschließlich dem Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung. Dass noch immer 134 Männer, Frauen und Kinder Geiseln der Hamas sind, dass die Hamas es in der Hand hätte, das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung zu beenden, in dem sie die Geiseln freilässt und einem Waffenstillstand zustimmt (und ihn einhält) wird ebenso geflissentlich ignoriert wie der Umstand, dass die Hamas unablässig Israel bombardiert, Terroranschläge begeht. Bring them home now gilt weiterhin.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

1 Kommentar:

  1. Das ist doch schön, dass sich langsam die Knoten auflösen. Bleibt dran, das wird ...
    Liebe Grüße
    Andrea

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