Samstag, 18. Mai 2024

Samstagsplausch KW 20/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXVIII

"Jedes Mal, wenn ich hier sitze, frage ich mich, ob wir es verdient haben, dass wir es hier so schön haben. Und dann denke ich: 'Ja, das haben wir!'", sagte der Gatte gestern, als wir auf dem neu geschaffenen Frühstücksplatz zwischen Flieder und Rhododendron saßen. Wie alles ist auch der Platz noch provisorisch, aber er wird wirklich sehr schön werden.

Blick vom Balkon auf unseren Frühstücksplatz, den der Gatte "Zur Hummel-Rast" taufte. Dort sitzend, werden wir von Hummel, Bienen und Schmetterlingen umschwirrt, die sich über den Rhododendron freuen.

Diese Woche war Yom haZikaron, der Gedenktag für die gefallenen israelischen Soldaten und Opfer des palästinensischen Terrors. Darauf folgt Yom haAtzma’ut, der israelische Unabhängigkeitstag. Einen Tag später gedenken die arabischen Palästinenser der sogenannten Nakba, der Flucht nach der israelischen Staatsgründung. Ich bekam abends auf dem Heimweg eine sehr aggressive Demonstration vom Steindamm zur Mönckebergstraße mit, auf der unter den Augen der Polizei mehrfach "From the river to the sea" skandiert wurde. Okay, die Parole ist nicht strafbar, ruft sie doch nur zu einem Völkermord auf, dazu, Israel judenfrei zu machen. Ich mag mir nicht vorstellen, wie sich Jüdinnen oder Juden fühlen, wenn sie solche Szenen erleben.

Unser Frühstücksplatz.

Als ich später die "Tagesschau" sah, wurde die Staatsgründung Israels als einzige Ursache für die Flucht der arabischen Palästinenser genannt. Verschwiegen wurde der Angriff arabischer Staaten auf Israel am Tag der Staatsgründung. In der Folge des Unabhängigkeitskriegs wurden viele arabische Palästinenser während der Kampfhandlungen vertrieben oder von arabischem Militär aufgefordert, Israel zu verlassen. Verschwiegen wurde ebenso, dass es die arabischen Palästinenser waren, die 1948 eine Zwei-Staaten-Lösung ablehnten wie auch der Umstand, dass als Folge der Gründung des israelischen Staates Juden aus fast allen arabischen Staaten vertrieben wurden. 

Gestern, 223 Tage nach dem Simchat-Tora-Pogrom, wurden die Leichen von Shani Louk, Amit Buskila und Itzhak Gelerenter geborgen. Die drei müssen unvorstellbare Grausamkeiten erlebt haben. Der Umstand, dass Shani Louk schon Ende Oktober anhand eines Schädelfragments identifiziert und für tot erklärt wurde, aber erst jetzt ihre sterblichen Überreste gefunden wurden, zeigt die Grausamkeit der Hamas. Zumindest haben jetzt zwei weitere Familien Gewissheit, können drei Familien ihre Toten beerdigen. 129 weitere Männer, Frauen und Kinder sind weiterhin in den Händen der Hamas. Ob sie noch am Leben sind? Jedenfalls: Bring them home gilt weiterhin. 

Hier gilt seit mittlerweile 218 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.   

Sonnabend hatten wir lieben Besuch. Als wir uns im Dezember zuletzt sahen, hatte ich Corona, war der Gatte mal wieder schwerst erkältet, mussten wir das Treffen abbrechen. Dementsprechend konnten wir uns nicht unterhalten. Das holten wir nun gründlich nach. 

Sonntag war ich so verspannt, dass ich mich kaum bewegen konnte. Die linke Körperhälfte war komplett weg, lahm gelegt durch den Trapezmuskel. Ich heulte vor Schmerzen. Weder dehnen und massieren noch Schmerztabletten oder heiße Dusche halfen. Am nächsten Tag trabte der Gatte in die Stadt, um mir Wärmepflaster zu holen, was Linderung brachte. Außerdem kaufte ich mir ein TENS-Gerät*. Das musste ich zwar prompt umtauschen, weil die Pads nicht hielten, aber zumindest kurz war ich schmerzfrei. Ich hoffe auf das neue Gerät*, das kommende Woche eintreffen soll. 

Einiges ruckelte sich auch wieder zurecht: Der Gatte kann endlich problemlos die Haustür öffnen. Er befand monatelang, dass sie klemmt, wartete teilweise vor der Tür, bis ich kam und ihm öffnen konnte. Das ist auf Dauer kein Zustand. Mit der Tür ist alles in Ordnung, aber er konnte des Schlüssel nicht richtig greifen. Ein Keywing* sorgte für Abhilfe. Für den Fall, dass der nicht gereicht, hatte ich eine Schlüsseldrehhilfe* besorgt, aber als ich die dem Gatten zeigte, weigerte er sich sofort, sie zu nutzen. Unsere Briefwahlunterlagen trafen ein, ebenso mein EU-Führerschein. Da gab's Probleme, weil noch eine Kartei-Abschrift aus Hamburg notwendig war, aber das klappte jetzt. 

Vier der sechs Küchenschränke sind verkauft und abgeholt. Laut Möbelscheune taugten sie ja nur noch für den Sperrmüll. Tatsächlich waren sie binnen zwölf Stunden weg. Einen Schrank werde ich vermutlich doch behalten für die Kellerküche. Ich muss nur einen Platz zum Zwischenlagern finden, und das ist leichter gesagt als getan, denn hier stehen ja überall, wo etwas Platz ist, Umzugskartons - weit über 50 Stück sind es noch. Ich habe keine Ahnung, wo wir in vier Wochen die Pakete mit der neuen Küche lagern sollen und kann nur hoffen, dass es nicht regnet. Dann können sie über Nacht im Vorgarten liegen. Bin dahin sind aber noch vier Wochen Zeit. Es wird sich finden. Für die kommende Woche muss ich erstmal im Esszimmer Platz schaffen, denn die Elektriker kommen, um u.a. die Lampe über dem Esstisch zu montieren. Wegen der Umzugskartons kommen sie da aber gerade nicht ran ... Eigentlich sollten die restlichen Elektro- Arbeiten erst nach dem Kücheneinbau erledigt werden, nur wussten wir da noch nicht, dass wir für die neue Küche jede Menge Steckdosen brauchen.

Keine Woche ohne Handwerker. Diese Woche war's mal wieder der Klempner. Er kam zum dritten Mal wegen der Leckage einer Toilette. Anscheinend fand er die Ursache: Der Wasserkasten wurde schief montiert! Deswegen rauschte immer Wasser durch, was geräuschlos war, so dass wir es nicht merkten. Der Wasserkasten hat zudem keine EU-Zulassung, hätte nicht verbaut werden dürfen. Die Baubrigade könnte ich noch immer teeren und federn, samt Architekten, der sie uns empfahl. Der Klempner guckte sich auch das rostende Fallrohr im Keller an, riet aber davon ab, es auszuwechseln, solange es noch keine Leckage hat. Es ist zu unsicher, wie sich das Auswechseln des rostenden Teilstücks auf das Gesamtrohr auswirkt. Heißt bei unserem Glück: Sobald der Keller fertig ist, fliegt uns das Rohr um die Ohren, stehen wir knietief in Exkrementen. 

Interessiert wurde der Ausgang der beiden Gerichtsverfahren gegen Bernd Höcke bzw. die AfD wahrgenommen - mutmachende Signale aus der Justiz. Da aber kein Verbotsverfahren eingeleitet wird, werden wir die Machtübernahme der AfD kaum aufhalten können. 

Dem Gatten setzt das Wetter sehr zu. Er weigert sich nach wie vor, zum Arzt zu gehen aus Angst, er muss ins Krankenhaus. Nun, so kommt das Krankenhaus dann halt ohne Arzt. Er ist sehr schnell erschöpft, schafft noch nicht mal mehr das Ausräumen der Spülmaschine. Es dauert mich, ihn so zu sehen. Oft denke ich daran, wie er vor zwei Jahren noch die Treppen rauf und runter sprang, bei Hochsommerhitze den Dachboden entrümpelte ... Jetzt kämpft er um jede Stufe (einen Treppenlift möchte er nicht, das wäre für ihn das endgültige Aufgeben). Er freut sich auf Mallorca, ich unterstütze die Freude, aber ich frage mich schon, wie er die Reise schaffen will. Nun, erstmal steht in drei Wochen Dänemark an - wenn wir so weit kommen. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Die Damen haben gerade zwei Wochen Travemünde gebucht - für eine Summe, von der wir locker ein halbes Jahr leben können ... Es sei ihnen gegönnt! Wer weiß, wie lange sie noch in der Lage sind, zusammen zu reisen. Wir überlegen, sie über ein Wochenende zu besuchen, schrecken aber noch vor der Buchung zurück, denn von den Kosten für eine Übernachtung in ihrem Hotel leben wir ein bis zwei Wochen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

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