Samstag, 11. Mai 2024

Samstagsplausch KW 19/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXVII

"Wir sind nur noch am Reagieren. Wir agieren gar nicht mehr!", fasst der Gatte die Situation zusammen. Nachdem Montag der Klempner eine Leckage am WC im Badezimmer beseitigt hatte (eigentlich sollte er nur den Außenwasserhahn wechseln), bemerkte ich Donnerstag die nächste Leckage an der Toilette. Ich mag nicht mehr! Vermutlich fliegt uns als nächstes das Haupt-Abwasserrohr um die Ohren, spätestens, wenn der Elektriker im Vorratskeller mit dem Sicherungsschrank final fertig und alles eingeräumt ist. Die aktuelle Leckage würde ich am Liebsten ignorieren, eine Schale unter dem Rohr reichte, aber wir müssen eine Aufstehhilfe für den Gatten montieren, und dafür sollte das WC nirgendwo mehr lecken. 

Lauterbach blüht.

Dem Gatten geht es Dank des kühleren Wetters etwas besser, aber es wirft ihn schon aus der Bahn, dass das Wetter nördlich und südlich der Elbe anders ist oder wenn wir durch Geschäfte gehen, wo ihm die Luft zu schaffen macht. Er denkt manchmal sogar ohne Erinnerung daran, seine Tabletten zu nehmen. Diese Woche begann er wieder damit, an seiner Modellbahn weiterzubauen, was bedeutet, dass er viel Treppensteigen muss - gutes Herztraining. Mir wäre es natürlich lieber, er kümmerte sich um die Kabelage für TV und PC oder die Beleuchtung der Treppen oder das Regal im Gäste-WC, aber egal. Hauptsache, er trainiert Hirn und Hände. 

Der Gatte achtet auf Pausen, und es ist deutlich zu merken, dass es ihm besser geht, wenn er Mittagsschlaf hielt. Er schaffte es zudem, die Spiegelschränke im Badezimmer zu elektrifizieren, so dass wir dort Licht haben! Ein Spiegelschrank zickt, aber er hofft, das Problem lösen zu können. Ich freue mich, dass wir endlich wieder Licht im Bad haben. Es ist sogar richtig hell!

Ich liebe Vergissmeinnicht und freue mich über ihre üppige Blüte. 

Wir kauften diese Woche die Küche, und in fünf Wochen wird sie geliefert. Da Ikea einen knapp vierstelligen Betrag für die Entsorgung von sechs Küchenschränken haben möchte, fragte ich bei der Möbelscheune an, aber die lehnte ab und verwies auf den Sperrmüll. Die Sperrmüllabfuhr ist im Landkreis Harburg aber bei weitem nicht so kommod organisiert wie in Hamburg. Wir hätten die Schränke und den Herd bis Juli irgendwo lagern müssen. Dafür haben wir weder den Platz noch die Kraft. Ich stellte die Schränke bei eBay Kleinanzeigen ein, und wenn sich die Abholer nicht anders entscheiden, sind wir schon mal vier Schränke los. Gut, ich habe dann fünf Wochen nichts, wo ich Geschirr, Besteck usw. lagern kann, aber irgendwas ist ja immer. Den Herd entsorgt zum Glück Ikea - mir fiel nach Auftragserteilung noch ein, dass ich fragen könne, ob die das machen.  

Über eBay Kleinanzeigen wurde ich auch zwei Paris-Bilder los, die meine Eltern Ende der 1970er Jahre mal mitbrachten. Die Bilder standen zwei Jahre auf dem Balkon und hatten einen Wasserschaden, weswegen ich dachte, sie sind höchstens noch wegen der Rahmen interessant, aber nein. Der junge Mann, der sie sich abholte, war überglücklich, war verzückt, als er die Geschichte zu den Bildern hörte und schickte später von Zuhause Fotos, wo die Bilder hängen. Das wärmt doch das Herz!

Dem Ginster geht's gut. Mal schauen, ob wir es im Herbst zum Pflanzenmarkt schaffen. Ich mag Ginster sehr und würde gerne noch mehr pflanzen.

Mein ehemaliger Steuerberater aus der Zeit, als ich selbstständig war, ist bereit, unser Mandat langfristig zu übernehmen - wieder etwas Entlastung! Er wird zudem gucken, ob ich mir eine vorzeitige Verrentung finanziell leisten kann. Davor muss ich aber schauen, dass mein Rentenkonto geklärt ist. Das schiebe ich schon einige Jahre vor mir her. 

Hier gilt seit mittlerweile 217 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.   

Das Pendeln war diese Woche sehr anstrengend, was nicht am Metronom lag, sondern am HVV. Mittwoch brach der Verkehr in der Innenstadt so gründlich zusammen, dass ich 40 Minuten vom Stephansplatz zum Hauptbahnhof brauchte. Es brachte auch nichts, in die S-Bahn umzusteigen, denn die fuhr auch nicht. So verpasste ich den gewünschten Zug und war erst nach zwei Stunden zu hause - normalerweise brauche ich 41 Minuten plus Fußweg. Aber anders als in Hamburg war ich nicht total fertig, als ich zu Hause ankam. Der Spaziergang vom Bahnhof ins Haus bringt mich schon runter, und dann im Grünen auf der Terrasse zu sitzen, ist einfach wunderbar. In Hamburg kam ich so nicht zur Ruhe, jedenfalls nicht nach dem Einzug der Bolz- und Brüll-Blagen. 

Im Büro ist sehr viel zu tun. Umso froher bin ich, zu Hause zur Ruhe kommen zu können. Die 55-Jahr-Feier für mein Mammutprojekt rückt immer näher. Meine Kolleginnen sind schon voller Vorfreude, während ich mich mehr so innerlich freue. Aber es ist schön zu sehen, wie sehr sie sich freuen. Ich freue mich über die Vorschläge, die sie machen, und nehme sie gerne an. Ich habe bei dem Ganzen zwar den Hut auf, aber es tut sehr gut zu wissen, dass ich mit Planung und Umsetzung nicht alleine bin. Das kenne ich anders. Ich bin sehr gespannt auf die Feier und hoffe, es klappt alles einigermaßen.

Das Kapitel Wohnung ist immer noch nicht ganz abgeschlossen, aber zumindest hinter Wasser und Strom können wir einen Haken machen. Von beiden Versorgern gab's Rückzahlungen. Der Vermieter, hingewiesen auf die Abbuchung der Miete, die nach unserer Kündigung erfolgte, verweigerte erst die Rückzahlung, wollte sie dann aber doch überweisen. Mal gucken, ob er es macht. Ob wir die Kaution zurückerhalten, wissen wir noch nicht. Auch die Heizkostenabrechnung haben wir noch nicht. Sollten wir da nachzahlen müssen, geht's zum Anwalt. Einstweilen kommt weiterhin die obskure Übersicht des geschätzten Verbrauchs - an die Hamburger Adresse. 

Diese Woche feierten wir Tantes 91. Geburtstag. Der Gatte und ich waren die Überraschungsgäste, und wir haben uns sehr gefreut, den Tag mit ihr verbringen zu können. Wir hoffen auf ein Wiedersehen im Sommer zum Geburtstag des Gatten. Schwiegermutter geht's auch gut. Die beiden Damen wollen im Sommer zwei Wochen an die See und versuchen sich gerade an der Quadratur des Kreises: Ein bezahlbares Hotel zu finden. Der Gatte und ich plädieren ja wie im letzten Jahr für Weißenhäuser Strand, denn das ist barrierefrei, davon würde Tante profitieren, aber Schwiegermutter ist dagegen. Angeblich gibt es dort keinen Zugang zum Wasser ... 

Diese Woche sind sieben Monate seit dem Simchat-Tora-Pogrom vergangen. Noch immer sind über 130 Männer, Frauen und Kinder in den Händen der Hamas. Ich hätte nie gedacht, dass ihre Befreiung so lange dauert. Der Antisemitismus nimmt immer weiter zu. Dass die Täter-Opfer-Umkehr funktioniert, ist ebenso erschreckend wie faszinierend.    

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

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