Freitag, 10. Mai 2024

Ausgelesen: Bücher im April 2024

Das Rudel liest.
In diesem Monat waren die Bücher von Adriana Altaras eine Entdeckung für mich! Eine Mit-Rehabilitandin, eine der wenigen, mit denen ich mich näher unterhielt, hatte mich darauf aufmerksam gemacht, und dabei fiel mir ein, dass "Titos Brille. Die Geschichte meiner strapaziösen Familie*" schon ewig auf meiner Leseliste stand, seitdem ich im DLF mal ein Interview mit Altaras zu dem Buch hörte. 

Als Altaras Eltern Jakob Altaras und Thea Altaras sterben und sie eine Wohnung erbt, die seit 40 Jahren nicht mehr ausgemistet wurde, kämpft sie sich durch kuriose Hinterlassenschaften, bewegende Briefe und uralte Fotos. Dabei kommen nicht nur turbulente Familiengeheimnisse ans Tageslicht. Auch die Toten reden von nun an mit und erzählen ihre eigenen Geschichten. In eindringlichen Episoden erzählt sie von ungleichen Schwestern, von einem Vater, der immer ein Held sein wollte, und von einer Mutter voller Energie und Einsamkeit. 

Angesichts meiner eigenen Familie dachte ich beim Lesen öfter "Endlich normale Leute!" Gleiches galt für "Doitscha: Eine jüdische Mutter packt aus*", ebenfalls von Adriana Altaras*. Leidenschaftlich, mitreißend und witzig erzählt sie mitten aus dem jüdischen Leben heute in Deutschland. Vom jüngsten Sohn, der lieber "Germany`s next Topmodel" sähe, als zuzuschauen, wie sich seine Mutter in Talkshows über die Beschneidung und die "schönen Schmocks" ihrer Söhne auslässt, von tragikomischen Identitäts- und Religionskonflikten, die sich an einer rissigen Salatschüssel entzünden, von unkonventionellen Gedenkreden, vom Erben und Vererben. Die ganze Familie kommt zu Wort, das ganze Tohuwabohu. Ein kluges, faszinierendes und vielstimmiges Porträt jüdisch-deutscher Gegenwart und ein unvergessliches Buch über Familie in all ihren tröstlichen und irrsinnigen Facetten. Wie gesagt: Endlich normale Leute!

In den April ging ich mit dem dritten Band einer Krimi-Reihe um die Kripobeamte Mandy Hanke und Thomas Huber*, die in Pfarrkirchen in Niederbayern spielt, von Hans Weber und Armin Ruhland geschrieben wurde. In "Ausgewildert*" kümmern sich die beiden um Wilderer und klären einen Mord auf. 

Die Reihe um "Dorfkommissarin Mary*" von Marion Stadler* fand ich ganz nett, und so freute ich mich auf den achten Band, in dem Mary erstmals ermittelt, obwohl sie inzwischen aus dem Polizeidienst ausgeschieden ist. In "Mordsbräute*" findet sich ausgerechnet in der Burgruine, in der ihr ältester Sohn eigentlich gerade heiraten wollte, eine Leiche. Der unbekannte Tote gibt Rätsel auf, genauso wie das Verschwinden der Verwaltungsangestellten Swetlana Nemkova, die sich als Täterin herausstellt. Die hübsche Blondine war erst seit Kurzem in Essing heimisch, alles andere als ein Mauerblümchen, und hatte mit einigen Männern ein Techtelmechtel. Nun gilt es herauszufinden, wer der flüchtigen Mörderin Unterschlupf gewährt. Dabei nützt ihr der neue Job beim Lindenwirt, denn die Gerüchteküche am Stammtisch brodelt. 

Im März stieß ich zufällig auf die Reihe "Wahre Verbrechen" aus dem Gmeiner-Verlag. In "Die Schwarze Witwe von Wien*" von Monika Buttler* geht es um Elfriede Blauensteiner. In ärmlichen Verhältnissen geboren und unter ständiger Gewalt aufgewachsen, rächt sie sich auf ihre Weise. Nachdem sie ihren Gatten zu Tode gepflegt und seine Rente im Spielsalon verspielt hat, lockt sie mit Inseraten heiratslustige und reiche Rentner an. Sie will ihren Status festigen. Und was bei einem Mann funktionierte, lässt sich auch auf andere übertragen. Mord wird fortan zu ihrem Überlebensprogramm.

"Die Giftmörderin Grete Beier*" lebte Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts im sächsischen Freiberg. Am 23. Juli 1908 stirbt die 22-jährige Bürgermeistertochter unter dem Fallbeil. Das letzte Todesurteil im Königreich Sachsen ist vollzogen und ein kurzes, dramatisches Leben ausgelöscht. Wer war Grete Beier? Was verleitete sie, ihren vermögenden Bräutigam zu vergiften und ihm kaltblütig in den Kopf zu schießen? War es aus Abscheu gegen eine von den Eltern erzwungene Ehe? War es aus verzweifelter Liebe zu dem anderen Mann in ihrem Leben? Oder ging es um pure Habgier? Kathrin Hanke* spürt diesen Fragen minutiös nach und erzählt die Lebensgeschichte dieser eigenwilligen Frau mit ihren dramatischen Wendepunkten.

Die Reihe um die verwitwete Hauptkommissarin Enna Andersen* und ihr Team von Anna Johannsen* lese ich ausgesprochen gerne. Im sechsten Band, "Enna Andersen und das weite Land*" ermittelt das Team in Butjadingen. Hier werden durch Zufall die sterblichen Überreste von zwei Menschen gefunden. Die DNA-Analyse führt die Polizei zu einem alten Kriminalfall: Vor zwanzig Jahren haben die Ermittler einer SoKo vergeblich versucht, den Großbauer Tjark Feddersen und seine Frau Eefke zu finden. 
Enna Andersen will den Fall gemeinsam mit ihrem Team neu aufrollen. Schnell gerät der Bruder des Opfers erneut unter Verdacht. Der Streit um das Hoferbe stellte seinerzeit das stärkste Motiv für eine mögliche Gewalttat dar. Eine andere Spur führt zu Feddersens politischem Engagement und Korruptionsvorwürfen. Als der verdächtigte Bruder mit Erstickungsanzeichen tot aufgefunden wird, sehen sich die Ermittler plötzlich nicht nur mit dem Cold Case, sondern auch mit einem Mörder in der Gegenwart konfrontiert.

Leichte Kost versprach "Komm zu nix – Nix erledigt und trotzdem fertig: Gute-Laune-Storys*" von Tommy Jaud*, den ich eigentlich ganz gerne lese. In ein paar Geschichten erkannte ich mich auch wieder.

Die Krimis der Zorn-Reihe* von Stephan Ludwig* sehe ich gerne im Fernsehen, aber die Bücher mochte ich gar nicht. Dementsprechend gespannt war ich, wie mir "Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller*" gefallen würde. Das Buch hat mich wirklich verzückt! Norbert Heinlein, Delikatessenhändler in dritter Generation, legt größten Wert auf Qualität und Tradition. Seine Kundschaft geht ihm über alles, er bedient sie mit ausgesuchter Höflichkeit. So auch seinen neuen Stammkunden Adam Morlok, einen charismatischen Geschäftsmann. Bis Morlok eines Tages durch ein Versehen Heinleins tot zusammenbricht. In seiner Panik lagert Heinlein Morloks Leiche kurzerhand im alten Kühlhaus im Keller zwischen. 
Doch statt einen Weg aus der Sache zu finden, gerät Heinlein immer tiefer hinein. Und es wird nicht bei einer Leiche im Keller bleiben – Morlok bekommt bald Gesellschaft im Kühlhaus …

Der Salzkammergut-Krimi "Tod Aussee*" von Katja Reiland* soll wohl der Auftakt-Band zur Reihe um die Wiener Illustratorin Marie Haslinger sein. Die will in der Reha-Klinik nur ihr Bein auskurieren. Aber als plötzlich eine Leiche im Schwimmbecken treibt, ist es vorbei mit der Ruhe. Und dann ist da auch noch dieser charmante Bezirksinspektor, der Marie mehr den Kopf verdreht, als ihr lieb ist. Mit Hilfe ihrer kartenlegenden Nachbarin macht sich Marie auf die Suche nach dem Mörder und bringt sich dabei selbst in höchste Gefahr. Mich sprach der Titel an, weil ich selbst gerade in der Reha war. Fazit: Ganz nett, aber nicht so nett, dass ich einer Fortsetzung entgegen fiebere. 

Ganz anders war's mit dem fünften Band der Frau Helbing-Reihe* von Eberhard Michaely*. Da freue ich mich jetzt schon auf Band sechs*. Aber erstmal war "Frau Helbing und der Casanova aus Winterhude*" an der Reihe. Mit ihrem Weihnachtsgeschenk, einem Wassergymnastik­Schnupperkurs, hat Frau Helbings Freundin Heide ins Schwarze getroffen. "Aqua Gym" macht nicht nur Spaß, schon nach wenigen Wochen fühlt sich Frau Helbing auch be­weglicher und hat sogar neue Freundinnen gefunden. Wenn nur Wolfgang Hoyer nicht wäre! Ein aufgeblasener Gockel, der nichts anderes im Sinn hat, als alleinstehenden älteren Damen nachzustellen. Seine Liaison mit der ehemaligen Schauspielerin Olga Suditzky scheint gerade erst beendet, da bändelt er schon mit Frau Helbings neuer Freundin Ingeborg Kappel an. Ob sie ein bisschen neidisch auf Ingeborgs zweiten Früh­ling ist?, fragt sich Frau Helbing. Da erhält sie einen Anruf von Olga Suditzky, die sie bittet, eine Tasche von Herrn Hoyer bei ihr abzuholen. Kurz darauf wird Suditzky tot in ihrer Wohnung gefunden – seit vierzehn Tagen liegt sie dort! Hat Wolfgang Hoyer seine Verflossene aus dem Weg geräumt? Wer hat Frau Helbing dann angerufen? Ihr rätselhafter fünfter Fall führt die pensionierte Fleischereifachverkäuferin in den Alsterpavillon und ins Thalia Theater.

In den April gehe ich mit "Mehr als die Ehre*", dem dritten Band der Gut-Mohlenberg-Reihe* von Melanie Metzenthin*, ich ich ja im Großen und Ganzen ganz gerne lese. Diesmal spielt die Handlung auf Gut Mohlenberg im Jahre 1941: Seit der Machtübernahme durch die Nazis ist die psychiatrische Klinik geschlossen und wird von Friederike von Aalen offiziell als Gestüt geführt. Trotzdem beschäftigt sie weiter Menschen mit geistiger Einschränkung, die von Euthanasie bedroht sind. Ein gefährlicher Balanceakt für die Psychiaterin, denn ihre edlen Pferde sind auch bei den Reitern der SS sehr begehrt. Als in den benachbarten Brenner-Hof ein melancholischer, aber tatkräftiger Witwer einzieht, hat Friederike zum ersten Mal seit dem Tod ihres Mannes Bernhard wieder Gefühle für jemanden. Sie wünscht sich nichts mehr, als ihr Leben und ihre Überzeugungen mit einem Mann zu teilen. Doch in diesen Zeiten könnte zu viel Vertrauen lebensbedrohlich sein.

Montag, 6. Mai 2024

#WMDEDGT 05/24: So was wie Ausruhen

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich beginne den Tag lesend - dem Gatten geht's schlecht, so dass ich noch etwas seinen Schlaf bewache und mich mit "Besser allein als in schlechter Gesellschaft: Meine eigensinnige Tante*" von Adriana Altaras* wachhalte. 

Die Nacht ist einigermaßen ruhig, und ich kann endlich mal wieder mehr als acht Stunden schlafen! Dafür wache ich morgens mit Verspannungen auf - irgendwas ist ja immer. 

Den ganzen Tag über bin ich irritiert, dass heute ein Tag ist, an dem niemand kommt, ich nirgendwo hin muss, keine Termine habe. Also ist Nichtstun und Ausruhen angesagt - also, theoretisch. Praktisch gibt es zu viel zu tun. 

Während ich noch überlege, mich die Treppe runter zu kämpfen, um Kaffee zu kochen, steht der Gatte schon an der Maschine. Das ist erfreulich und zeigt, dass es ihm etwas besser geht. Während ich den ersten Kaffee trinke und den Wochenplan tippsle, macht der Gatte Frühstück und kämpft sich mitsamt Frühstück für mich die Treppe hoch! Davon, dass es ihm gut geht, kann aber keine Rede sein. 

Den Tag verbringe ich damit, Geraffel von links nach schräg zu räumen. Ich schaffe es tatsächlich, neun Artikel bei eBay Kleinanzeigen einzustellen! Ich bin froh über jeden Millimeter, der einigermaßen aufgeräumt aussieht, schaffe aber bei weitem nicht so viel, wie ich möchte. Abends sind zumindest schon mal zwei Bilder, die ich verschenke, reserviert. Mit Glück werden sie übermorgen abgeholt. Sie nehmen zwar den wenigsten Platz weg, aber ich freue mich, wenn sie in gute Hände kommen.

Der Gatte ist fit genug, um die Küchenplanung durchzulesen und mir zu sagen, welche Infos der Elektriker braucht. Die stelle ich zusammen und maile sie ihm in der Hoffnung, morgen gleich einen Termin vereinbaren zu können. Erst, wenn der Elektriker fertig ist, kann die Küche installiert werden. Wir beschließen, auf die Demontage der alten Küche durch Ikea zu verzichten, weil sie unverhältnismäßig teuer ist. Sobald der Liefertermin für die neue Küche steht, stelle ich die alte bei eBay Kleinanzeigen ein. Was wir nicht loswerden, geht zum Sperrmüll. Sicherheitshalber gucke ich mir schon mal das hiesige Procedere an. Vielleicht nimmt auch die Möbelscheune was - vor zwei Jahren holte sie nichts ab. Notfalls sind wir einige Zeit ohne Küche, leben vom Essengehen, Lieferdienst oder Mittagstisch vom Schlachter. 

Erfreut stelle ich fest, dass es inzwischen möglich ist, die Briefwahlunterlagen für die Europawahl online zu beantragen. Ich bin gespannt, ob das tatsächlich klappt. Wir werden am Wahltag im Urlaub sein - hoffentlich, wenn der Gatte fit genug ist. 

Höhepunkt des Tages ist, dass ich das Trafo der Spiegelschränke, die uns so viel Zores bereiteten, wiederfand! Dazu fand ich auch Glasborde für die Spiegelschränke, von denen ich gar nicht wusste, dass sie fehlten. Beides war an einem Ort, für den es keine logische Erklärung gibt: Schräg unter einem Tisch. Ich stand zufällig im günstigen Winkel, um beides zu entdecken. Der Gatte hat natürlich keine Idee, wie die Sachen dort hin kamen - Folge seiner Erkrankung. Immerhin kann ich nun versuchen, den Spiegelschrank, den wir kauften, um den Trafo zu ersetzen, zu verkaufen, denn er ist jetzt ja wieder komplett. Also wird auch er gleich bei eBay Kleinanzeigen eingestellt.

Ich bin genervt, weil ich zwei Freundinnen zum Frühstück einladen möchte, sie auch sagen, dass sie Lust haben, es sich dann aber kein Tag finden lässt, an dem sie Zeit haben. Ja, nee, is klaa. 

Späte Teezeit mit dem Beschluss, den Kamin anzuwerfen. Das Wetter ist danach. Ich wühle mich noch etwas durch unser Chaos, bevor ich mich ums Abendessen kümmere. Das ist schnell gemacht: Ich holte Freitag Grillspießchen und Krautsalat vom Schlachter, weil ich nicht wusste, ob wir wie geplant Essen gehen oder wegen des kranken Gatten zu Hause bleiben müssen. Dazu gibt's Kartoffeltaschen. 

"Tatort" gucken und stricken, dann noch etwas in den Blogs tippseln, zu spät ins Bett und noch lange lesen*.

Heute ist Erev Yom haShoah. Dieses Jahr fällt er mit dem 79. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen zusammen. Dieser Yom haShoah wird ein anderer sein. Er wird schwer werden. Die Gedanken sind bei den Männern, Frauen und Kindern, die seit 210 Tagen Geiseln der Hamas in Gaza sind, beim Simchat-Torah-Massaker entführt wurden. Ob sie überhaupt noch leben? Durch welche Hölle sie und ihre Angehörigen gehen, ist unvorstellbar!


In den letzten Tagen gab's Übergriffe auf demokratische Politiker - die AfD setzt ihr "Wir werden sie jagen" gnadenlos um. Auch heute gehen tausende Menschen für die Demokratie auf die Straße. Das ist schön, das macht Hoffnung - wenn seitens Politik und Justiz seit Monaten nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern Taten kämen. Für "Nie wieder ist jetzt" ist es inzwischen zu spät. In ein paar Wochen werden wir die ersten Bundesländer mit Nazi-Regierungen haben und die Demokratie zu Grabe tragen.

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Im Mai 2020 war der Gatte noch gesund und in Kurzarbeit, während ich durch die Spontan-Digitalisierung meines Mammutprojekts jede Menge Überstunden ansammelte. Im Mai 2021 war der Gatte schon über ein halbes Jahr krank, stand der zweite Krankenhausaufenthalt unmittelbar bevor. Am 5. Mai 2022 konnte ich den Gatten aus dem Krankenhaus abholen, wo er nach einem Sturz im Urlaub zur Beobachtung war. Im Nachhinein fragt er sich immer wieder, ob dieser Sturz nicht schon ein erster Schlaganfall war, aber das Krankenhaus machte ein CT, wonach der eigentlich ausgeschlossen ist. Am 5. Mai 2023 schreibe ich Trauerbriefe. Das möchte ich nicht so bald wieder machen müssen.   

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Sonntag, 5. Mai 2024

Samstagsplausch KW 18/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXVI

Aktuell mache ich mir wieder große Sorgen um den Gatten. Es geht ihm seit Donnerstag sehr schlecht. Erinnerungen an Herbst / Winter 2020, als seine Herzerkrankung sichtbar wurde, werden wach. Er ist sehr schwach, kann nur ein paar Schritte gehen, fällt von jetzt auf gleich mitten im Satz in Sekundenschlaf usw. Zum Arzt will er nicht, aus Angst, dann wieder ins Krankenhaus zu müssen. Da er sogar überlegt, die Mallorca-Reise zu stornieren, geht es ihm wirklich schlecht. 

Da der Gatte keine Hilfe will, kann ich nur daneben stehen und abwarten. Ich kann mit dieser Situation schlecht umgehen.

Wir wissen seit einiger Zeit, dass es seinem Herzen schlechter geht. Er soll die Medikamente umstellen, nur da er sich weigert, seine Tabletten regelmäßig zu nehmen, hilft das wenig. Sein Verhalten erinnert mich massivst an das meiner Mutter nach ihrem Schlaganfall, und ich bezweifle, dass ich die Kraft habe, das alles nochmal mitzumachen. Nur nützt ja nix. 

Zu allem Überfluss war in dieser Situation auch noch Schwiegermutter zu Besuch. Wir hatten sie eingeladen, um ihren Geburtstag bei uns zu feiern. Schon unter normalen Bedingungen wäre das ausgesprochen anstrengend geworden, aber jetzt, wo der Gatte ganz viel Ruhe brauchte, war's katastrophal. Er versuchte, sich zusammenzureißen, ich versuchte, auszugleichen, aber alles vergeblich. 

Die vier Tage waren ausgesprochen kräftezehrend, obwohl wir uns alle Mühe gaben. Schwiegermutter ist halt nur glücklich, wenn sie etwas zu meckern hat, und das wird mit den Jahren immer schlimmer. Schwiegermutter merkt nicht, wie sehr sie es sich selbst damit schwer macht. Wir atmeten beide auf, als wir Schwiegermutter gestern wieder nach Hause gebracht hatten. 

Schwiegermutter sieht kaum noch etwas und weigert sich, ihre Hörgeräte zu nutzen, hört also kaum noch etwas. Der Verlust beider Sinne wirkt sich auf's Hirn aus, was deutlich zu merken ist. Es kommen kaum noch Infos bei ihr an, und aus dem kleinen Teil, der bei ihr ankommt, strickt sie ihre eigenen Infos. 

Hier gilt seit mittlerweile 216 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.   

Diese Woche suchten wir die neue Küche aus. Der junge Mann, der sie plant, war sehr geduldig und einfühlsam, denn der Gatte schwächelte ob der schlechten Luft im Möbelhaus. Jetzt muss noch der Elektriker kommen, um einige Anschlüsse zu legen, und dann müssen wir gucken, was wir mit den jetzigen Küchenschränken und dem alten Herd machen. Die Demontage durch Ikea ist unverhältnismäßig teuer. Sobald wir einen Liefer- und Montagetermin für die neue Küche haben, werde ich sehen, dass ich die alte Küche über eBay-Kleinanzeigen los werde. Vermutlich haben wir dann eine Zeitlang gar keine Küche, wird wieder Essen vom Schlachter geholt oder essen gegangen ... 

Außerdem konnte ich zum Reha-Sport. Das fehlte mir letzte Woche, und das wird mir kommende Woche fehlen, wenn es feiertagsbedingt ausfällt. So hetzig das alles ist, weil ich dafür meine Mittagspause nutze und pünktlich zu einer Videokonferenz wieder am Platz sein muss, so gut tut mir der Sport. Andererseits ist der Informationsgehalt der Videokonferenz meistens eher mager, ist es nur eine One-Woman-Show von einer, die sich wichtig fühlt. Da ist der Besuch des vereinseigenen Baggersees nach dem Sport verlockender - und entschleunigender. 

Neben dem Elektriker brauchen wir auch wieder einen Klempner. Das sind die Momente, in denen ich einfach nicht mehr mag. Der Außenwasserhahn tropft hartnäckig trotz neuer Dichtung, und der Wasserkasten im Bad hat eine neue Leckage. Die letzte wurde erst vor einem Vierteljahr durch Austausch eines Rohres beseitigt. Die jetzige ist nicht zu sehen, fiel nur auf, weil eine Rolle Klopapier, die zufällig unter dem Wasserkasten gestapelt war, weil im Schrank kein Platz mehr war, nass war. 

In solchen Momenten muss ich mich mit den Kleinigkeiten motivieren, die zeigen, dass es vorwärts geht: Die beiden Rollatoren von Mudderns wurden gestern abgeholt und kommen Ende des Monats in die Ukraine. Wieder zwei Dinge, die wir nicht brauchen, einer sinnvollen Verwendung zugeführt. Der Gatte wollte nach seinem Schlaganfall beide Rollatoren  aufbewahren, für den Fall, dass er einen braucht, aber über ein Jahr später ist er vorsichtig optimistisch - außer an den Tagen, an denen ihn stechende Kopfschmerzen quälen, so wie diese Woche. In solchen Momenten zeigt sich, wie groß seine Angst ist.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

Donnerstag, 2. Mai 2024

#pmdd2024: Der 28. April 2024

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2024 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Ich liebe diesen Aufwachblick, auch, weil er mich jeden Tag daran erinnert, dass wir nach 20 Monaten tatsächlich im alt-neuen Haus leben!

Es ist Sonntag, und das Kuschel-Rudel beschließt, wir können liegen bleiben und lesen. Ich lese "Titos Brille*" zu Ende und fange "Tödlicher Schlaf*" an, merke aber schnell, dass ich das Buch schon kenne. Ich las es im Juni 2023. Genau deswegen habe ich die Rubrik "Ausgelesen". Nützt nur nix, wenn ich da nicht nachgucke.

Vor einem Jahr nahm ich an diesem Tag Abschied von meiner Mutter. Daran denke ich in diesen Tagen oft. Sie hätte gerne noch erlebt, was wir aus ihrem Haus machten, aber wir mussten den Einzug so oft verschieben, dass ihre Zeit abgelaufen war. 

Zum Wachwerden Radio hören. Das geht aktuell nur über das Taschentelefon, da mein Radio den Lieblingssender nicht empfangen kann.

Am aktuellen Samstagsplausch tippseln.

Heute ist Sonntag. Nachdem gestern ein lieber Mensch kam und uns mit dem Gartenhäuschen half, können wir uns heute weiter um Terrasse und Garten kümmern. Aber ich starte langsam in den Tag, denn von gestern tun mir Knochen und Muskeln weh - ich hätte abends eine Schmerztablette nehmen sollen ... 

Irgendwann soll die Ecke noch hübsch bepflanzt werden. Einstweilen sammeln wir am Gartentor die Sachen, die zum Recyclinghof sollen. Das ist in Buchholz leider wesentlich komplizierter als in Hamburg.

Regenpause: Am Rezept für die Avocado-Hollandaise tippseln.

Salat setzen. Ich hoffe, die Nacktschnecken lassen was übrig.

Ich dachte, ich gucke mal, ob in der Regentonne überhaupt Wasser ist, denn vom kleinen Dach des Häuschens kann ja nichts kommen. Irrtum! Die Tonne war randvoll und kurz vorm Platzen

Endlich wieder Kräuter ernten können! Es ist alles noch etwas improvisiert, aber egal. 

Das sieht doch fast schon lauschig aus!

Die Olive scheint den Winter überstanden zu haben! Damit hätte ich nicht gerechnet, denn sie stand ohne Schutz unbeachtet im Gerümpel auf der Terrasse.

Aktuell sind meine Nächte kurz und voller Erstickungsanfälle. Ich schlafe maximal zwei Stunden am Stück. Da macht auch diese Nacht keine Ausnahme. Ich bin früh wach, beschließe aber, ich kann noch liegenbleiben und lesen. Irgendwann bringt mir der Gatte Kaffee ans Bett und befindet, es sei Zeit, mit dem Garten weiterzumachen. Unterbrochen von zwei Regenpausen schaffen wir es tatsächlich, die Terrasse so weit freizuräumen, dass wir einen Tisch und vier Stühle aufstellen können. Außerdem haben wir einen kleinen Sitzplatz am Gartenende. Da könnte man in der Morgensonne frühstücken. Einen weiteren Sitzplatz wird es auf dem Balkon geben, aber vorher müssen dort noch Fliesen verlegt werden.

Endlich wieder eine Tee-Zeit auf der Terrasse.
Die Küche muss geplant werden.


Das Rezept für die Spargel-Ricotta-Tarte tippseln.

Abendessen vorbereiten.

Ich hatte die Hoffnung, im Keller wäre noch Sekt. Leider nicht. 

In diesem Jahr wächst Meerfenchel im Kräuterbeet - perfekt für Gin Pomada zur Zeitungslektüre, während das Essen köchelt. 

Abendessen ist fertig!

Füße hoch und stricken.

Endlich mal wieder eine Tee-Zeit auf der Terrasse! Dabei erledigen wir die Küchenplanung, denn am kommenden Tag haben wir einen Termin beim Küchenplaner. Der Rest des Tages verläuft ruhig. Ich gehe zu spät ins Bett, aber da ich ohnehin nicht schlafen werde, ist das dann auch egal. 

Aufmerksame Leserinnen werden registrieren, dass wir heute nicht im Wochenplan sind. 

Ich war neugierig, was an einem ruhigen Sonntag so an Schritten in Haus und Garten zusammenkommt. 

Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Der obligatorische Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 28. April 2020 kam Tante zum letzten Mal zu Besuch in Schwiegermutters Haus, nähte ich die ersten Masken, weil zwei Tage vorher die Maskenpflicht ausgerufen wurde. Am 28. April 2021 trug der kleine Apfelbaum nach dem Umzug in unseren Wohnungsgarten die ersten Blüten. Leider wurden keine Früchte daraus. Mir war zudem völlig entfallen, dass der Gatte damals noch versuchte, wieder in den Berufsalltag zurückzukehren. Außerdem buk ich an dem Tag auch einen Eiweißkuchen. Am 28. April 2022 feierten wir das dreijährige Zusammensein von Mudderns und ihrer Gesellschafterin. Am 28. April 2023 verabschiedete ich mich von meiner Mutter. / *Affiliate links

Sonntag, 28. April 2024

Samstagsplausch KW 17/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXV

Letzte Woche traf ich mich mit Mudderns Gesellschafterin, und das Treffen wirkte noch lange nach. Es machte mich unheimlich wütend. Ich brauchte einige Zeit, um das zu verdauen. Ich hatte das Gefühl, ich sitze Mutter 2.0 gegenüber. Es kamen Aussagen wie ich solle den Gatten in Kurzzeitpflege geben, damit ich in der Zeit das Haus in Ordnung gebracht bekomme oder ich solle nicht mit ihm in den Urlaub fahren, weil ich mich dann nicht erholen könne usw. Wegen des Gatten sei mein Leben jetzt zu Ende, führte ich das Leben einer alten Frau. Sie selbst hat einen chronisch kranken Mann, über den sie schon mal sagte, sie würde sich trennen, wenn er durch seine Erkrankung nicht mehr mithalten könne. Aktuell muss er Diät halten, und sie weigert sich, für ihn einzukaufen oder zu kochen. Das ist nicht mein Verständnis von einer Partnerschaft! 

Ich bin so wütend, dass ich mich nicht wieder mit ihr treffen möchte. In der Situation selbst merkte ich gar nicht, wie verletzend und übergriffig ihre Aussagen waren. Im Nachhinein fielen mir noch mehr Situationen ein, in denen sie mich heruntermachte. Vermutlich verstand sie sich deswegen so gut mit meiner Mutter, weil sie sich so ähnlich sind. 

Balkonblick in den Abendhimmel.

Sonntag musste ich mir kurz einen Nervenzusammenbruch nehmen. Der Gatte kam mit den Badezimmerschränken, an denen er seit fast einem Jahr schraubt, nicht weiter, diesmal, weil das zweite Trafo fehlte! Dem Gatten fehlt einfach durch seine Behinderung die Konzentration, und so wusste er weder, wann er das Trafo zuletzt in der Hand noch wo er es hingelegt hatte. Manchmal verlegt er Sachen buchstäblich im Handumdrehen. Er suchte an allen in Frage kommenden Orten - vergeblich. 

Das Schrankmodell gibt es bei Ikea Deutschland nicht mehr, dementsprechend ist der Trafo nicht nachzukaufen, und ersetzen lässt er sich auch nicht so ohne weiteres. In solchen Situationen wird der Gatte ausfallend und beleidigend - die Wesensänderung ist eine Folge seiner Erkrankung -, was nicht hilfreich war. Nachdem ich mich erholt hatte, fand ich einen baugleichen Schrank mit entsprechend baugleichem Trafo bei eBay Kleinanzeigen, so dass wir Sonntag mal eben 40 Kilometer fuhren. Ich hätte so sehr eine ruhigen Tag gebraucht, sagte sogar das Kino ab, weil ich keine Kraft mehr hatte, und dann das. Jetzt steht hier zusätzlich zu allem Geraffel ein Schrank im Weg ... 

Ein Gutes hatte der Nervenzusammenbruch: Der Gatte stimmte endlich zu, dass jemand kommt und uns die Schränke zusammenbaut. Seit vorgestern haben wir zwei Spiegelschränke im Badezimmer - noch ohne Licht, aber der Elektriker muss eh noch mal kommen. Das Ganze war binnen zweier Stunden erledigt. 

Gestern half uns ein Engel dabei, unser Gartenhäuschen einzurichten. Eine Frau aus meiner Therapiegruppe, die um meine Situation weiß, weil sie auch eins meiner Themen in der Therapie ist, bot mir ihre Hilfe an. Ich zögerte erst, das anzunehmen, aber nachdem ich Sonntag zusammenklappte, gab's kein Überlegen mehr. Sie stand vor Tau und Tag vor der Tür, samt Werkzeug, und binnen vier Stunden war das Gartenhaus leergeräumt, waren die Regale zugesägt und montiert, war das Gartenhaus wieder eingeräumt. Wir machten vorher ab, dass sie alleine arbeitet und alles so macht, wie sie denkt, besprachen kurz, was sie dachte, und es klappte hervorragend. Der Gatte und ich räumten derweil die Terrassenecke frei, in die Kaminholzregal und Getränkenkistenregal sollten, und beide standen abends auch. Beides wird heute eingeräumt, und wenn ich gut bin, stehen heute Abend auch die Terrassenmöbel.

Ein kleines Mitgebsel für die lieben Menschen, der uns mit dem Gartenhäuschen half: Blümchen und die Seife "Good Life" von Manar Soap

Hier gilt seit mittlerweile 215 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Diese Woche konnte ich nicht zum Reha-Sport, weil sich der Termin für das Küchenaufmaß so oft verschob, dass der Gatte parallel einen Arzttermin hatte. Das geht natürlich vor. Einerseits fehlte mir die Turnstunde, plagte ich mich doch wieder mit Schmerzen herum. Andererseits tat es mir gut, keinen hektischen Tag zu haben (arbeiten, zum Sport und zurück sprinten, um rechtzeitig zur VK wieder da zu sein, um dann den größeren Teil des Arbeitstags zu erledigen).

Ich bin einfach nicht mehr belastbar, wie ich im Büro immer öfter an Kleinigkeiten merke. Es kann natürlich daran liegen, dass unser Institut immer mehr zur Behörde wird. Das zeigte sich diese Woche mal wieder. Für ein Druckerzeugnis, das ich herausgebe, steuerten Kolleginnen eine Anzeige für ihr Projekt bei. Als mein Graphiker die Druckfassung fertig hatte, stellte er fest, dass die Auflösung nicht ausreicht. Also bat ich die Kolleginnen, mir die Anzeige nochmal in höherer Auflösung zu schicken.

Eigentlich kein Ding: Sie sagen ihrer Graphikerin Bescheid, die die Datei an meinen Graphiker schickt. Nun sind wir aber Behörde. Da muss der Sachverhalt erstmal ausführlich begutachtet werden. Eine Kollegin meinte, ohne Adobe Professionell könne sie nicht beurteilen, ob die Datei wirklich unscharf sei. Sie müsse erst eine Programm-Lizenz beantragen. Eine andere sagte, die Graphikerin wäre für die Arbeit schon bezahlt worden und könne nun nicht nachbessern. Eine dritte kam zum Ergebnis, dass die Datei scharf ist, wenn sie auf dem Desktop auf 200% vergrößert wird. Prima, dann lasse ich Einleger drucken, dass man sich PDF herunterladen und auf 200% vergrößern soll, um die Anzeige lesen zu können. Mittlerweile lief mir die Zeit davon, denn ich habe im Gegensatz zu den Kolleginnen ein Erscheinungsdatum. 

Das Ganze landete schließlich beim Chef, der befand, ich wäre bockig, weil ich die Alternativen aufzeigte: Unscharfe Anzeige oder keine Anzeige, also weiße Seite. Letztlich beendete der Mann einer Kollegin das Drama: Er rechnete die Anzeige einfach hoch. Und ich fragte sicherheitshalber nicht, warum mein Graphiker nicht auf die Idee kam. 

Ich habe für solche Situationen einfach keine Kraft mehr. In meinem Büro hängt jetzt ein Schild mit der Aufschrift "Mach doch einfach, was ich sage. Dann bin ich auch nicht zickig."

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Tante hat sich entschieden, ihren 91. Geburtstag bei uns in Hamburg zu feiern - was für eine Freude! Sie hatte keine Lust, alleine in Dachau zu sitzen, und Schwiegermutter wollte nicht zu ihr. Ich hoffe, wir können möglichst viel Zeit mit ihr verbringen. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

Samstag, 20. April 2024

Samstagsplausch KW 16/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXIV

Diese Woche war effektiv: Wir haben Termine für das Küchen-Aufmaß und die Küchenplanung und diverse Arzttermine vereinbart sowie zwei Wochen Mallorca im Herbst gebucht. Eine Woche Dänemark über meinen Geburtstag haben wir schon gebucht. Ich tauschte meinen Führerschein endlich um. Die Kaffeemaschine, die kurz vor Garantie-Ende kaputt ging, ist auf dem Weg zum Hersteller. 

Ich war in der Therapiegruppe, beim Reha-Sport, habe gearbeitet und die ganze Woche über brav funktioniert trotz totaler Erschöpfung. Ich versuche, die Erschöpfung zu ignorieren. Die Müdigkeit bekämpfe ich mit viel Zucker, was dem Umstand entgegen arbeitet, dass ich noch knapp 70 Kilo abnehmen muss, um den ärztlich gewünschten BMI von 18 zu erreichen. Ich brauche schlichtweg mehr als die ärztlich gewünschten sechs Stunden Schlaf, und ich schaffte es auch wieder, trotz CPAP-Geräts Erstickungsanfälle zu bekommen. Schon schön. 

Die Abschlussrechnung der Wasserwerke für unsere Hamburger Wohnung ist da. Fehlen noch Strom und Nebenkosten. Erstaunlicherweise haben wir seit drei Wochen nichts von unserem ehemaligen Vermieter gehört. 

Ich habe mich entschieden, bei meinem alten Lungenarzt zu bleiben, nachdem mir die neue Praxis zu kapriziös war. Dort wurde ich angepampt, weil meine Patientenunterlagen nicht zum Termin vorlagen, aber es stellte sich heraus, dass die Praxis nur nicht in der Lage war, die Unterlagen auszudrucken und in meine Patientenakte zu legen. Das herauszufinden war eine Quadratur des Kreises, denn die Praxis ist grundsätzlich telefonisch nicht zu erreichen, einfach vorbeigehen darf man auch nicht, weil man dann den Praxis-Ablauf durcheinander bringt, und eMails werden nicht gelesen. Da bleibe ich lieber in der gut organisierten und freundlichen Praxis in Hamburg. 

Die Nephrologin ist mit dem Gatten einigermaßen zufrieden, und er entschied sich, in der Praxis zu bleiben, auch wenn das bedeutet, dass ich ihn alle Vierteljahr fahren muss. Die Praxis ist im gleichen Gebäude wie die meines Lungenarztes, aber bislang klappte es nicht, die Termine miteinander zu koordinieren.  

Der Gärtner kam für die Hochbeete, nahm Maß und hat einen neuen Auftrag. Die Pflanzen vom Pflanzenmarkt sind eingepflanzt. Dabei stellte ich fest, dass wir auch neue Blumenkästen brauchen, aber damit warte ich bis zum Herbst. Lauterbach, unsere Klematis, wohnt jetzt doch in einem Kübel, denn an der Stelle an der Hauswand, wo sie eingegraben werden sollte, ist merkwürdigerweise Beton mit Plastikfolie. Der Gatte schlug vor, einfach einen Presslufthammer einzusetzen, aber das ist mir zu riskant. Vielleicht ist der Beton Teil des Fundaments oder ein Siel - keine Ahnung. Die Plastikfolie irritiert und der Umstand, dass der Beton unter dem Fundament des früheren Schuppens ist. Jedenfalls bleibt das erstmal so, wie es ist.

Blick durch's Mückengitter aus der Turnhalle auf den vereinseigenen Baggersee.

Ich war zum ersten Mal beim Reha-Sport und bin nachhaltig angetan von der freundlichen Atmosphäre im Verein. Die Trainerin ist empathisch, hat jeden in der Gruppe im Blick, lobte mich für meine Beweglichkeit, und ich bin wohl mit Abstand die Jüngste in der Gruppe. Die Gruppe scheint auch sehr nett. Ich hatte bereits während des Trainings Muskelkater und war für ein paar Stunden schmerzfrei - sehr schön. Nächste Woche muss ich an ein Getränk denken, und ich muss endlich mal unsere Handtücher verräumen, damit ich mein Trainingshandtuch finde, kein Duschhandtuch nehmen muss. Meine Hallenturnschuhe sind auch noch nicht vollständig wieder aufgetaucht, aber da habe ich ein Paar alte Turnschuhe als Ersatz.

Der Gatte stürzte in dieser Woche wieder, gleich zwei Mal. Das macht Angst. Er brauchte lange Zeit, um sich wieder zu berappeln. In der Therapiegruppe ist jemand mit dem gleichen Krankheitsbild, der mir durch seine Erfahrungen hilft, besser zu verstehen, was im Gatten vor sich geht. Mir wurde vorgeschlagen, in eine Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige zu gehen, aber mir fällt es immer noch schwer, den Gatten als jemanden mit Pflegebedarf zu sehen, und ich wüsste auch gar nicht, wann ich die Gruppe noch unterbringen sollte. Insgesamt geht's dem Gatten seit dem Umzug und dem Ende des Pendelns besser. Er versucht, mir so viel wie möglich zu helfen. Wir versuchen beide, zur Ruhe zu kommen.

Jemand aus der Therapiegruppe bot mir an, beim Räumen und Möbelmontieren zu helfen, was mich sehr rührte, um so mehr, da ich weiß, dass es ernst gemeint ist. Ich habe aber Probleme, es anzunehmen. Mich macht es irre, dass ich selbst keinen Überblick mehr habe, was wo lagert, dass ich ständig irgendetwas suche. Ich hoffe, das wird besser, wenn die Küche eingerichtet ist, der Kohleofen abtransportiert wurde und im Keller geräumt werden kann. 

Hier gilt seit mittlerweile 214 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

Donnerstag, 18. April 2024

#12von12 im April 2024

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt wie jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! Hier kommen meine April-Bilder.

#1: Arbeiten im Heimbüro, während die Putzfrau um uns herumwuselt.

#2: #weremember

Heute ist Freitag. Ich bin im Heimbüro. Morgens kommt unsere Putzfrau. Es ist eine unwahrscheinliche Erleichterung, dass wir sie haben, auch wenn sie die Morgenroutine des Gatten noch immer durcheinander bringt - er hat morgens gerne seine Ruhe.

#3: Auf dem Weg in die Stadt die obligatorische Pause auf Mudderns Bank mit Blick in den Himmel.

#4: Wir werden heute von Hanseaten zu Heidjern.

Nach Rathaustermin und kurzem Stadtbummel arbeite ich weiter, bevor ich das gute Wetter ausnutze, um etwas im Garten zu machen. 
#5: Wie meistens, wenn ich mit dem Gatten unterwegs bin, mache ich zwar viele Schritte, bekomme aber keine Kardiopunkte, weil der Gatte halt nur sehr langsam gehen kann.

#6: Im letzten Jahr war der kleine Apfelbaum von Apfelwicklern befallen, was ich zu spät bemerkte. In diesem Jahr werden Fallen* aufgehängt. Mal gucken, ob sie was bringen.

#7: Kleiner Ausschnitt aus dem Blütenmeer, das den kleinen Apfelbaum schmückt.

#8: Teepause mit Rhabarber-Marzipan-Kuchen.

Wie immer in diesen Zeiten der Blick zurück: Im ersten Corona-Jahr war der Gatte noch gesund, feierten wir zum letzten Mal Ostern bei Schwiegermutter und genossen ihren traumhaften Garten. Im zweiten Corona-Jahr versuchte der inzwischen kranke Gatte gerade mal wieder zu arbeiten, machte ich den ersten Corona-Selbsttest. Die Tulpen, die ich vor drei Jahren in den Garten setzte, streckten wieder gerade ihre Köpfchen hervor, waren aber noch nicht aufgeblüht. Ein paar zogen mit ins alt-neue Haus um. Im dritten Corona-Jahr blühte die Sternmagnolie. Leider verkraftete sie den Umzug ins alt-neue Haus nicht und blühte dort vor einem Jahr zum letzten Mal. Im vierten Corona-Jahr wartete der Gatte auf der Baustelle auf den Fliesenleger. Der hatte nach 17m² Flur und Küchenboden allerdings keinen Bock mehr, so dass wir wieder auf die Suche gehen mussten. Wir sind heilfroh, dass wir inzwischen zuverlässige Handwerker fanden.

#9: Kurz die Füße hoch und stricken.

#10: Abendessen ist fertig.

#11: Die Spülmaschine ist auch fertig. Der Gatte wird sie am kommenden Tag ausräumen.

#12: Das Rudel liest*.

Die Rezepte zum Tag gibt's demnächst in der Kombüse. / *Affiliate links