Montag, 11. März 2019

Betty-Levi-Passage in Altona

Montags gegen Nazis.
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Aktuell plant das blau-braune Pack neben regelmäßigen Veranstaltungen im Hamburger Rathaus eine "Großdemo" am 14. April. Es bleibt also spannend.


Blick in die Betty-Levi-Passage an einem tristen Februarmorgen.
Wer vom Platz der Republik zur Elbe möchte, nutzt oft die Betty-Levi-Passage. Der schmale Weg ist benannt nach einer jüdischen jüdischen Frau, die gestern vor 137 Jahren im ostpreußischen Labiau als Berta "Betty" Lindenberger geboren wurde. 

Lindenbergers Eltern ziehen nach Berlin, wo die junge Betty eine Ausbildung als Pianistin beginnt, die die 22jährige mit der Heirat des Altonaer Rechtsanwalts Moses Levi abbricht. Eine Karriere als Konzerpianistin geziemt sich nicht als verheiratet, orthodox gläubige Frau. Betty Levi zieht zu ihrem Mann nach Altona. Hier ist die Familie Levi seit neun Generationen ansässig. Die zehnte kommt zwischen 1908 und 1916 zur Welt: Betty Levi schenkt drei Töchtern und einem Sohn das Leben.

1920 zieht die Familie in die Klopstockstraße 23, wo heute ein Stolperstein an sie erinnert. Betty Levi führt ein typisch großbürgerliches Leben, kümmert sich um Haushalt und Kinder.

Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kommen, eine erste Auswanderungswelle einsetzt, bleiben die 51jährige und ihr ein Jahr jüngerer Mann hier. Moses Levi erhält im gleichen Jahr ein Berufsverbot und stirbt 1938. 


Erinnerungstafel des Stadtteilarchivs Ottensen ür die Familie Levi, die zehn Generationen lang in Altona lebte - bis zur Shoah. Zum Lesen des Textes bitte hier klicken.
Betty Levi wird enteignet, weil ihr Haus den geplanten Monumentalbauten der Führerstadt und Hauptstadt der deutschen Schifffahrt im Wege steht. Sie muss ins Jüdische Altersheim in der Sedanstraße umziehen, wo sie unter prekären Umständen lebt. Ihre Kinder, die emigrieren konnten, bemühen sich vergeblich um ein Visum für ihre Mutter.

Am 11. Juli 1942 wird die 60jährige Betty Levi zusammen mit 293 jüdischen Hamburgerinnen und Hamburgern vom Hannoverschen Bahnhof aus nach Auschwitz deportiert. Ihr Todesdatum ist unbekannt.

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1 Kommentar:

  1. Thank you for this touching article. Much appreciated.

    Please note that, contrary to what is written in it, Betty's husband - Dr. (Juris) Moses Levi - was 9 years older than her.
    Regards,
    David Schor, great-grandson of Betty and Mozes Levi, Israel

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