Samstag, 15. August 2020

Samstagsplausch KW 33/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXII

In dieser Woche war die Corona-Quarantäne plötzlich ganz nah: Im Kollegenkreis gab's einen Verdachtsfall. Ich dachte bislang, dass sich Erstkontakte, also Menschen, mit denen man sich ein Büro teilt, auch automatisch testen lassen und bis zum Vorliegen eines negativen Testergebnisses in Quarantäne müssen, aber das handhabt wohl jedes Bundesland, Gesundheitsamt etc. unterschiedlich. Der Coronatest scheint negativ gewesen zu sein, denn der Kollege arbeitet wieder. Ich rechnete schon aus, ob sich eine evtl. Quarantäne mit unserem anstehenden Urlaub ausgeht.

An diesen Masken konnte ich nicht vorbei gehen. Die weiße schnackte mir Mudderns gleich ab.

Der Gatte und ich sind seit 22 Wochen weitgehend zu Hause, der Gatte inzwischen im fünften Monat Kurzarbeit. Bislang war er zwei Tage im Büro und ansonsten auf Abruf. Seit dieser Woche ist er mehr auf Abruf, was unsere Woche durcheinander wirbelte. Die Kurzarbeit kam nicht ungelegen, denn der Gatte konnte sich um Haushaltsauflösung und Umzug seiner Mutter in eine Seniorenwohnanlage kümmern. So gesehen war die Kurzarbeit des Gatten fast schon ein Segen. Inzwischen kann der Gatte etwas zur Ruhe kommen, muss sich nicht mehr jeden Tag kümmern.

Ich bin normalerweise zwei Tage pro Woche im "echten" Büro und arbeite ansonsten im Heimbüro. Die drei Projekte, für die ich verantwortlich bin, sind alle auf unterschiedliche Weise von der Pandemie betroffen, aber mein Arbeitsplatz an sich ist sicher, anders als beim Gatten.

Bei meinem Arbeitgeber gilt wieder Präsenzpflicht, so dass ich ab kommender Woche wieder täglich im "echten" Büro arbeiten muss. Andererseits habe ich einen Heimarbeitsplatz und würde den gerne mindestens zwei Tage in der Woche nutzen. Mal schauen, wie wir uns einigen. Nachdem ich gestern wieder eine Stunde länger mit dem ÖPNV unterwegs war, weil durch Stau auf der A7 im Hamburger Westen mal wieder der Verkehr zusammenbrach, erscheint mit Heimarbeit die bessere Alternative. Statt mit dem Bus könnte ich zwar mit dem Auto zur S-Bahn fahren und so den Stau umgehen, aber da die S-Bahn nicht planbar ist, weiß ich auch hier nicht, wie lange ich für 38 Minuten Fahrstrecke tatsächlich unterwegs bin. Und im Gegensatz zur S-Bahn sind die Busse wenigstens einigermaßen klimatisiert, was mit Maske angenehmer ist.

Da immer weniger Menschen im ÖPNV Masken tragen, hat der HVV inzwischen ein Bußgeld und vermehrte Kontrollen angekündigt - endlich! Bislang blieb es zwar bei der Ankündigung, aber tatsächlich sah ich mehrfach Kontrolleurtrupps und weniger Masken-Muffel. Dennoch versuche ich, meine Arbeitszeiten so zu legen, dass die Busse einigermaßen leer sind. Das klappt so semi. Erleichterung bringt das Fehlen von Schulklassen auf Ausflug, denn außerschulische Aktivitäten sind bis mindestens zu den Herbstferien untersagt - also im Prinzip. Die entsprechende Anweisung ist ein wenig widersprüchlich, und nicht alle Lehrkräfte beherzigen sie. Die Theaterkollegin und ich müssen sie bei einem Projekt bedenken und grübeln seit Tagen über die Umsetzung nach. 

In dieser Woche hatte ich einen weiteren Termin wegen meiner Wechseljahrsbeschwerden bei meiner Frauenärztin. Die OP im März brachte ja nichts. Dass ich eine Stunde warten musste, geschenkt. Dass mich die MFA aber anblaffte, weil mein Blutdruck viel zu hoch war und weil ich seit acht Monaten Beschwerden erst jetzt komme, verärgerte mich dann doch. Ein Blick in die Akte hätte ihr gezeigt, dass ich monatlich da war. Und mein Blutdruck ist immer zu hoch, es sei denn, die Azubine misst. Dann ist er so niedrig, dass sofort Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden müssten. Dass der Wert bei der Azubine nicht stimmt, merkte ich jedes Mal an - vergeblich. Mit der Frauenärztin selbst geriet ich aneinander, als ich ihr sagte, dass ich einen Termin bei einer endokrinolgischen Gynäkologin habe, um eine zweite Meinung zu Behandlung meiner Wechseljahrsbeschwerden zu bekommen. Sie fuhr mich an, was das meiner Meinung nach denn bringen solle, denn bei Hormonchaos in den Wechseljahren gäbe es nur eine Therapie: Die Entfernung der Gebärmutter. 

Wow. Ich dachte, wir wären im 21. Jahrhundert weiter. Medizinisch. Und überhaupt. 

Als die Frauenärztin hörte, zu welcher Kollegin ich gehe, war sie noch ungehaltener, bestand aber zugleich auf einen Arztbericht. Ich ließ dann die Krebsvorsorge machen, nahm mein Rezept mit und guckte zu Hause nach einer anderen Frauenarztpraxis. Bislang habe ich mich in der Praxis wohlgefühlt, und ihrer Vorgängerin, von der sie die Praxis übernahm, vertraute ich blind, aber nun scheint die Zeit reif für einen Wechsel.

Schwiegermutter kommt langsam in der Seniorenwohnanlage an. Inzwischen besteht sie auch nicht mehr darauf, das Mittagessen in die Wohnung gebracht zu bekommen, sondern isst im Restaurant (die Wohnanlage ist so nobel, dass es keinen profanen Speisesaal gibt). Sie kann auch schon wieder meckern, zum Beispiel darüber, dass wir Sachen entsorgten, die sie mitnehmen wollte. Nun ja, wo sie in den letzten Umzugswochen befand, alles sei Sperrmüll, mussten wir halt entscheiden. Anstatt froh zu sein, dass wir ihre Wertsachen vorm Sperrmüll retteten, beschwert sie sich darüber, dass wir Küchensiebe entsorgten. Eigentlich sollte ja ohnehin alles in der Küche bleiben, weil sie der Meinung war, die Käufer bräuchten das ... Die OPs der letzten beiden Jahre sind ihr deutlich anzumerken (und es scheint, es gäbe noch eine weitere OP, um die Folgen ihrer Stürze zu beseitigen).

Mudderns besuchten wir heute vor Tau und Tag. Da sie sich noch immer einem halbswegs normalen Tagesablauf verweigert, um 4 Uhr aufsteht, um 10 Uhr zu Mittag isst und um 17 Uhr ins Bett geht, waren wir schon um 8 Uhr auf der Autobahn, um zu ihr zu fahren - zwei, drei Stunden früher als sonst. Immerhin waren wir so nach knapp fünf Stunden wieder zu Hause, weitgehend staufrei und mit perfekt erledigten Einkäufen.

Mudderns schnackte mir natürlich eine der neuen Masken ab, die ich gestern bei Elfenreich kaufte. Bei den Mickey- und Minnie-Mouse-Masken konnte ich einfach nicht widerstehen. Die haben auch wunderbare Kladage mit Mickey und Minnie, aber leider nicht für meine Massen. Montag muss ich gleich Maskenersatz kaufen, und dann muss ich daran denken, dass ich die nicht im Tran in den Maskensammelbeutel werfe, denn Kochwäsche überleben diese Masken nicht.

Ansonsten genießen der Gatte und ich den Corona-Müßiggang. Es ist ohnehin viel zu heiß für irgendwelche Aktivitäten. Ich müsste das eine oder andere im Garten machen, aber mehr als Wässern ist nicht drin. Gegen das Mallorca-Weh gibt's regelmäßig mediterrane Köstlichkeiten auf der Terrasse. Normalerweise wären wir in zwei Wochen auf die Insel geflogen, aber die Entwicklung zeigt, dass die Entscheidung, dieses Jahr zu verzichten, gut war. Stattdessen geht's nach Dänemark, und wie's scheint, werden trotz steigender Infektionszahlen die Grenzen nicht wieder geschlossen. Sicherheitshalber lassen wir bei der Rückreise an der Grenze einen Corona-Test machen, falls es Quarantäne für Dänemark-Rückkehrer gibt. 

Der Gatte erwähnte, dass er die Olafur-Eliasson-Ausstellung in Bilbao gerne sehen möchte, nachdem er sie schon in der Tate Modern nicht sehen konnte, aber auch Bilbao ist momentan kein adäquates Reiseziel, wenngleich wir nach der Rückkehr aus Dänemark noch Zeit hätten. Ich behalte es mal als Hochzeitstagsreiseziel im Hinterkopf, wenngleich ich befürchte, dass im Februar / März kaum Reisen möglich sein werden (und aufgrund der beruflichen Situation des Gatten können wir eh keine langfristigen Pläne machen).

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen in der vergangenen Woche berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

8 Kommentare:

  1. Ich bin die letzten Tage auch mit den Övis gefahren, da trug jeder Maske.
    Unsere alten Leute sind einfach kompliziert. Das haben wir auch gerade erst wieder festgestellt.
    Mach dir ein feines Wochenende und ich drücke dir die Daumen, dass du deine 2 Tage zu Hause arbeiten kannst. Und eine bessere Ärztin findest
    Andrea

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Bei Euch gibt es auch ein wesentliche höheres Bußgeld als hier (und hier wurde das Bußgeld auch erst angekündigt, ist noch nicht beschlossen). Das trägt sicher zur Durchsetzung der Maskenpflicht bei.

      Ich bewundere alle, die mit alten Menschen, in der Pflege etc. arbeiten und geduldig und einfühlsam bleiben. Ich könnte das nicht und bin froh, dass Mudderns und Schwiegermutter da gut aufgehoben sind.

      Eine gute Woche wünscht Sabine

      Löschen
  2. Da ist ja einiges zusammengekommen in deiner vergangenen Woche. Ich fand es sehr interessant zu lesen, weil ich dabei feststellte, wie relativ normal und wie wenig corona-belastet mein Leben zur Zeit verläuft. Auf die Öffentlichen bin ich nicht nur nicht angewiesen, sondern kann sie gar nicht nutzen, weil das meine derzeitigen Arbeitsorte nicht hergeben. Teilweise muss ich das Auto nutzen, geht gar nicht anders. Teilweise aber ist das Nutzen sämtlicher Verkehrsmittel, außer den eigenen Beinen, unsinnig. Und so bleiben mir Masken in ÖPNV erspart, was gut ist, weil ich die Masken nicht gut ertrage und mir darunter immer der Schweiß unter der Nase steht, so dass ich sie immer nur einmal nutzen kann. Wenn ich beim Einkaufen in mehrere Geschäfte muss, brauche ich jedes Mal eine frische Maske, was mich wiederum dazu veranlasst hat, vorhin gleich mal wieder drei Stück zuzuschneiden, die ich dann in den nächsten Nächten {tagsüber ist mir das zu warm} nähen möchte.
    Ich gebe sie übrigens nicht in die Kochwäsche, sondern lege sie ins Handwaschbecken und überbrühe sie mit kochendem Wasser. Wenn sie dann so abgekühlt sind, dass ich sie anfassen kann, wasche ich sie kurz durch, die sind ja nie schmutzig, und zum Schluss werden sie dann nochmal überbrüht. Ich bilde mir ein, dass das zum Desinfizieren reicht. Oder?
    Hach, mit den alten Leutchen ist das alles nicht einfach. Und ich bin dann immer froh, dass meine Kleine Frau noch soweit beisammen ist, dass sie zwar immer bestimmen will, was ich zu tun und zu lassen habe, aber da sie das schon seit fast 60 Jahren so macht und nie aufgehört hat, mich zu bevormunden, muss ich eben damit umgehen. Hach ja.
    Ich wünsche dir sehr, dass du deine zwei Heimarbeitstage durchsetzen kannst und es sich auch mit dem Job deines Gatten bald wieder auf ein berechenbares Maß einpegelt.
    Liebe Grüße aus Sachsen in die schönste Stadt Deutschlands
    von Mira

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Mira,
      das Auswaschen der Masken im Handwaschbecken reicht wohl. Ich finde es aber mit dem Sammeln und der Kochwäsche praktischer. Ich bin 'ne faule Hausfrau ;o)
      Mit dem Schweiß unter der Maske geht es dem Gatten ähnlich wie dir. Ich habe ihm schon öfter angeboten, Einwegmasken zu kaufen oder diese Plastikdinger, weil es sich darunter leichter atmet, aber beides lehnt er ab.
      Der Gatte arbeitet in der Veranstaltungsbranche. Die musste als erste dicht machen und darf als letzte wieder öffnen. Insofern müssen wir um seinen Job bangen, aber uns geht's vergleichsweise gut.
      Sonnige Grüße nach Sachsen von Sabine

      Löschen
  3. Ich fahre zwar nicht in ÖVM aber Maskenverweiger*innen treffe ich immer mal wieder (und kann den Mund nicht halten...). Nö, das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes macht keinen Spaß - aber wenn ich sehe, wie unser zweijähriger Enkel in den Staaten das problemlos schafft, dann sollten wir das doch auch können...
    Das Ärzte- bzw. Ärztinnen-Problem kenne ich leider auch da letztes Jahr die seit Jahrzehnten vertrauten Haus- und Zahnärztinnen in den (vorzeitigen) Ruhestand gegangen sind. Wenn die Nachfolger*innen nicht deren Qualität und Empathie haben, dann geht die Suche von vorne los. Stöhn...
    Ich drücke die die Daumen für die Arztsuche.
    Liebe Grüße
    Andrea

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke für's Daumendrücken, liebe Andrea. Ich hoffe, Du findest auch bald "Ärzte-Ersatz". Ärztesuche ist wirklich mühsam, und ich hoffe, meine aktuelle Ärzte lassen sich mit dem Ruhestand noch etwas Zeit.

      Nach meinen Beobachtungen sind es auch oft die Kleinen, die das mit der Maske sehr ernst nehmen, selbst die ganz Kleinen, die noch keine Maske tragen müssten. Und die wenigsten Erwachsenen müssen die Maske ja über Stunden tragen. Was sollen da erst die sagen, die mit Maske arbeiten müssen?!

      Löschen
  4. Mein Senf zum Thema: Ich fahre täglich Öffi und beobachte, dass die Maske in HH seit Androhung eines Ordnungsgeldes wieder öfter und meist auch korrekt über Mund und Nase getragen wird. Dennoch sehe ich auf jeder einzelnen Fahrt nach wie vor genügend Nasenfreie oder Totalverweigerer. Es wird leider immer Uneinsichtige und Anti-Solidarische geben ...
    Zur Frauenärztin: Gebärmutter raus ist natürlich das Einfachste ... nicht. Es handelt sich wie bei jeder OP um einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit, mögliche Komplikationen und Spätfolgen inklusive. Bodenlos, dich dafür rund zu machen, dass du dir eine andere Meinung einholst! Lass dich bloß nicht einschüchtern! Es ist DEIN Körper!

    AntwortenLöschen
  5. Update zum Thema MNS: Ab kommendem Montag werden in HH 40 Euro fällig, wenn nasenfrei oder komplett oben ohne.

    AntwortenLöschen

Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.