Sonntag, 14. Februar 2021

Samstagsplausch KW 6/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XLVI

Das Aufregendste diese Woche war Schwiegermutters Corona-Impfung heute. Es war also Gott sei Dank wieder eine ruhige Woche, gemessen an meinen Maßstäben.

In Hamburg gibt es ein Impfzentrum in den Messehallen in der Innenstadt, und das ist wirklich top organisiert, alle Achtung! Der Zugang erfolgt nur nach Kontrolle der Terminbestätigung, dann ist Taschenkontrolle angesagt (womit ich nicht rechnete, hatte ich doch Strickzeug mit, aber alles okay), Fiebermessen und Einreihen in das wirklich idiotensichere Leitsystem. Überall sind nette, hilfreiche Menschen, die auch mal Zeit für ein nettes Wort haben, geduldig alles erklären, Wasser verteilen usw. und einen von A nach B führen, selbst, wenn die Entfernung nur drei Schritte beträgt. 

Einzig an der Schnittstelle Arztgespräch ist Verbesserungsbedarf. Dort wird man nicht namentlich oder nach Nummer aufgerufen, sondern es heißt einfach nur "Der Nächste, bitte", kann man sich vordrängeln. Bei uns merkte eine Frau, wie böse ich gucken kann, als sie den Versuch unternahm, obwohl noch drei Leute inkl. uns vor ihr waren ... 

Schwiegermutter bekam aufgrund von Allergien und Vorerkrankungen eine etwas längere Ruhezeit verordnet. Nach 75 Minuten waren wir draußen, fuhren zu ihr, tranken Sekt und Tee - Feste müssen schließlich gefeiert werden. In drei Wochen steht die zweite Impfung an.

Inzwischen ist auch klar, dass doch in Schwiegermutters Seniorenwohnanlage geimpft wird. Da gab's ja ein elendiges Hickhack mangels klare Kommunikation. Einmal mit Profis ... 

Postkartenwetter.

Hier gilt seit mittlerweile 48 Wochen: Der Gatte und ich sind seit Mitte März 2020 weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist seit April 2020 in Kurzarbeit, war seit Mitte Dezember krank, arbeitet seit dieser Woche wieder, aktuell einmal in der Woche. Die Sorge um seinen Job, in dem es erst weitergeht, wenn Veranstaltungen, Theater und Konzerte wieder möglich, Vergnügungsparks wieder geöffnet sind, macht dem Gatten zu schaffen. Das Corona-Gedöns und seine Erkrankung nerven ihn ebenfalls. Er ist oft schlecht gelaunt, seit Monaten, so dass es hier öfter kracht. Bislang können wir damit umgehen, aber ich bin auch zunehmend gereizt, genau wie seine Mutter, die mir dann sagt, ich solle meinen Mann zur Ordnung rufen. Ähm, ja, nee, is klaa. 

In der Nachbarschaft leben offensichtlich Yarnbomber. 

Die Kurzarbeit können wir bislang ohne großartige finanzielle Einschränkungen wuppen, und insgesamt sind wir im Vergleich mit anderen ziemlich privilegiert, auch, weil mein Job sicher ist. Meine drei Projekte sind zwar auf unterschiedliche Art und Weise von der Pandemie betroffen, aber wenn sie eingestellt würden, bekäme ich allenfalls einen anderen Aufgabenbereich oder suchte mir eine neue Stelle - der Betrieb ist groß und vielfältig. Ich arbeite weiterhin einen Tag im echten Büro und vier Tage im Heimbüro, wenn nichts anderes anliegt. Ich kann gut zu Hause sein, ich kann gut alleine sein, also komme ich mit der aktuellen Situation gut zurecht.

Diese Woche machte ich tatsächlich zwei Spaziergänge. Anders als dem Gatten und der Schwiegermutter fehlen mit weder Gym noch Bewegung, reichen mir Stepper, Theraband und die Videos unseres Sportvereins, weswegen ich nicht unbedingt freiwillig spazierengehe. Der Gatte muss aber buchstäblich wieder auf die Beine kommen, und da ist Spazierengehen momentan das einzige, was möglich ist. Ich hoffe, er bekommt Funktionstraining verschrieben oder zahlt das privat, denn bis wieder Krafttraining im Verein möglich ist, wird es noch dauern. 

Yarn Bombing etwas näher betrachtet. Ich hätte gegen das Grau der Pfeiler ja fröhlichere Farben gewählt, aber nun ja.

Mudderns nimmt weiterhin ihre Depression. Ihre Gesellschafterin hat es aber schon geschafft, dass sie phasenweise das Bett verlässt. Ihre normalen Aktivitäten verweigert sie weiterhin mit den für sie üblichen Begründungen, die nur für sie Sinn ergeben. So will sie aktuell kein Fernsehen gucken, weil draußen das Wetter so schlecht ist. Da sich des Wetter nicht auf den TV-Empfang auswirkt, vermute ich, der Weg vom Schlaf- und Wohnzimmer ist nicht gestreut ... 

Inzwischen erfolgte die MDK-Begutachtung, allerdings nur telefonisch. Und da war Mudderns so gut drauf, dass dem MDK keine Maßnahmen notwendig erschienen. Die Aussagen von ihrer Gesellschafterin und mir spielten keine Rolle, und da niemand vom MDK vor Ort war, sah auch niemand, dass Mudderns beispielsweise die Füße nicht mehr heben kann. Aber selbst wenn der MDK Maßnahmen vorgeschlagen hätte, lehnt Mudderns ja alles ab, was ihre Situation verbessern könnte. Sie hat sich vor Jahrzehnten entschieden, keine Hilfe gegen ihre Depression annehmen zu wollen. Dementsprechend lebt sie auch seit Jahrzehnten mit einer unterschiedlich stark ausgeprägten Depression. Erfahrungsgemäß wird's nach dem Geburtstag meines Vaters wieder besser - also in bummelig vier Wochen ...  

Tante geht's gut. Sie hat ihre zweite Corona-Impfung hinter sich und gut vertragen. Ich bin nach wie vor jeden Tag dankbar, dass Tante, Mütter und Gatte von Corona verschont blieben und mit der Situation so gut umgehen. Schwiegermutter baut Tante bei jedem Telefonat auf, dass sie in ihren weit über achtzig Lebensjahren schon so vieles überstanden, ein warmes Dach über dem Kopf, genug zu essen und ausreichend finanzielle Mittel haben, um auch die aktuelle Situation zu überstehen. Und Schwiegermutter wird zunehmend wütender auf Coronaleugner und Solidaritätsverweigerer, die ihrer Ansicht nach Schuld daran sind, dass wir das Virus nicht ind en Griff bekommen. Recht hat sie!

Diese Woche hatte ich übrigens meinen ersten Coronatest. Der war notwendig, weil ich Schwiegermutter ins Impfzentrum begleitete und danach mit ihr Tee trank. Ich hatte es mir wesentlich schlimmer vorgestellt, aber beim Schnelltest gibt es ja zum Glück keinen Rachenabstrich. Der Gatte ist inzwischen schon Testprofi, muss er doch jedes Mal einen machen, bevor er seine Mutter besucht, wurde davor im Dezember alleine im Krankenhaus vier Mal getestet. Er hätte langsam gerne eine Bonuskarte - Freibier nach 12 Tests oder so. Und ich bin jedes Mal erleichtert, wenn das Ergebnis negativ ist. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen berichte ich in der Kombüse

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