Freitag, 5. Februar 2021

#WMDEDGT 02/21: Schneegestöber

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Ich habe tatsächlich mehr als zwei Stunden am Stück geschlafen und wache vorm Wecker auf. Wobei: Der Wecker tut eigentlich nicht not, denn ich arbeite zu Hause. Selbst, wenn ich verschliefe, wäre ich pünktlich im Büro. Und der einzige Termin ist erst mittags - so lange kann ich gar nicht verschlafen.

In die Küche schlappen, Kaffee kochen, dann unter die Dusche. Der Gatte guckt rein und vermeldet: "Ich bin wach!" Prima, dann muss ich ihn nicht wecken, damit er rechtzeitig zu seinem Arzttermin kommt. Anziehen, frühstücken, den Dienstrechner hochfahren - weiter in Ruhe weiter frühstücken, denn der Rechner fährt BIOS-Updates hoch. Das dauert. Ich schreibe also erstmal die wöchentliche Karte an Tante und einen lange überfälligen Brief an eine Freundin. 

Arbeiten. Der Gatte meldet sich zum Arzt ab. Ein Kollege ruft an und verschiebt die Telefonkonferenz um eine Stunde nach vorne. Der Gatte ist lange beim Arzt und muss dann erst mal in Ruhe frühstücken, was heißt, dass ich nicht wie geplant meine Mittagspause vorziehen kann, damit wir vor der Telefonkonferenz gemeinsam den Wocheneinkauf machen können. Der Gatte ist genervt, würde alleine einkaufen, aber dazu brauchen wir zu viel. Er beschäftigt sich erstmal mit Modellbau. Das tut ihm gut. 

Kurze Mittagspause, Telefonat mit Mudderns, die weiterhin im Bett liegt und an die Decke starrt. Für Montag steht die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst an. Mudderns will eine höhere Pflegestufe und jemand, der zusätzlich zu ihrer Gesellschafterin einen weiteren Tag zu ihr kommt. Ich bin skeptisch, dass das klappt, und Mudderns macht mir klar, dass ich Schuld bin, wenn's nicht klappt, denn schließlich will sie nicht selbst mit dem Medizinischen Dienst sprechen, soll ich das machen. Ja, nee, is klaa. 

Schnell noch zum Briefkasten. Vielleicht sind meine Maskengutscheine da, dann kann ich sie nachher gleich einlösen. Nein, keine Gutscheine, aber ein Brief von Tante. Freude!

Die Telefonkonferenz wird zur Videokonferenz und überfordert damit meinen Dienstrechner, der mir kein Bild zeigt. Schon schön, denn es geht um die Gestaltung einer Website, und die müsste ich sehen, da ich sie abnehmen soll. Ich hoffe, mein Kollege sieht was, versuche, den Schilderungen mittels Testsystem zu folgen und ziehe das Ding durch. Die Besprechung dauert doppelt so lange wie geplant. Danach noch schnell mit dem Kollegen telefonieren. Ja, er sah was, alles gut. Den Rest der Besprechung verschieben wir auf Montag. Wochenende!

Normalerweise würde ich jetzt Theraband-Gymnastik machen und auf den Stepper, aber jetzt ist erst mal Einkaufen angesagt, bevor der Supermarkt zu voll ist. Zuerst aber müssen zwei Packstationen aufgesucht und geleert werden. Der Gatte kauft immer noch das Internet leer. 

Vorm Supermarkt ist eine kleine Schlange, aber es geht schnell vorwärts. Im Supermarkt ist es voll, auch, weil es nicht eine Zählmarkte pro Person gibt, sondern pro Wagen, und viele Gruppen unterwegs sind. Corona ist anscheinend gerade nicht. Mit dem Einkauf sind wir schnell durch, müssen aber lange an der Kasse stehen. Der Gatte schwächelt, wird Zeit, dass wir nach Hause kommen. Eigentlich wollte ich noch ins Dorf, in Drogeriemarkt und Apotheke, aber das muss bis Montag warten. 

Zu Hause Einkäufe ausladen. Es dauert mich, zu sehen, wie schwach der Gatte ist, auch, wenn ich weiß, dass es schon viel besser ist als noch vor vier Wochen. Er hilft, so gut er kann, aber er bräuchte dringend Kraft- und Konditionstraining sowie Schwimmen, und beides ist gerade nicht. Mit Theraband und Stepper kann er sich nicht anfreunden. 

Während der Gatte ausruht, Teewasser aufsetzen, Müll rausbringen, Tee aufgießen, Einkäufe wegräumen, Hack aus dem Tiefkühler nehmen, damit der Gatte morgen Bolognese kochen kann, Bücher sortieren, damit ich weiß, was an Mudderns kann, wenn sie denn mal wieder liest, dann mit dem Gatten Tee trinken, Kuchen essen, ins Schneegestöber blicken und dankbar sein, dass wir im Warmen sitzen dürfen. 

Mit Schwiegermutter telefonieren, weil im Radio gemeldet wird, dass ab kommender Woche die Impfungen in den "Service-Wohnanlangen" beginnen, also in den Seniorenwohnanlagen wie ihrer. Frust, weil nicht klar kommuniziert wurde, dass in den Anlagen auch geimpft wird. Bislang hieß es, die Alten hätten keine Pflegestufe, seien also fit und sollten sich selbst kümmern. So geht man einfach nicht mit Menschen um! 

Schwiegermutter weiß noch nichts davon, dass jetzt auch in den Wohnanlagen geimpft wird, und angesichts der Behördenkommunikation würde es mich auch nicht wundern, wenn die Anlagen erst davon erfahren, wenn das Impfteam vor der Tür steht. Überhaupt, was ist das für ein Blödsinn, das Impfteam erst für die Pflegeabteilung anrücken zu lassen und dann Wochen später die anderen Bewohner zu impfen. Okay, Effektivität und Behörden gehen selten zusammen, und Kompetenz ist eh hinderlich. 

Wir machen ab, dass Schwiegermutter den ersten Impftermin nimmt, den sie kriegen an: Kommt das Impfteam zuerst in die Wohnanlage, lässt sie sich da impfen, und ansonsten nehmen wir den Termin, den ich für sie ergatterte. 

Auf's Sofa zum Vorabendkrimi, dabei die Fäden von den gestern fertiggestellten Yarncamp-Stulpen verziehen und freuen, dass sie endlich fertig sind. Sockenwollreste sortieren und gucken, welche für Socken, Handschuhe, Stulpen oder Mütze reichen, denn ich kann jetzt endlich was für die Wooligans stricken, eine Initiative, die Obdachlose mit warmem Gestrick versorgt. Ich freue mich, dass ich in den letzten Monaten meinen Stash reduzieren konnte, auch, wenn das mit der Wolldiät nicht immer klappte. Das Abendessen ist schon fertig, also kann ich gleich eine Socke annadeln.

Abendessen (Wirsingstrudel mit Tomatensauce) mit dem Gatten, der sich danach in die Werkstatt zurückzieht. Ich gucke bis nach der heute show fernsehen und stricke. Noch kurz an den Rechner, eigentlich nur zum Herunterfahren. Erinnerung daran, dass Hanne Mertens heute vor 76. Jahren in einer eisekalten Nacht ins Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel überstellt wurde. Schon lange habe ich den Beitrag dazu für die Nicht-nur-montags-Reihe geplant. Mal schauen, wann ich dazu endlich Zeit findet. Vielleicht bleiben wir ja endlich mal einige Zeit in ruhigerem Fahrwasser.  

Im Bett noch etwas lesen*, dann "Der Fall Mauritius*" von Jakob Wassermann als Mitternachtskrimi hören und daran erinnert werden, dass der Titel auch auf meiner endlos langen Leseliste steht.

Das Rezept zum Tag gibt's demnächst in der Kombüse. Alle anderen Rezepte sind verlinkt.

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