Sonntag, 9. Mai 2021

Samstagsplausch KW 18/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LVIII

Diese Woche brachte eine Begegnung mit einer Querdenkerin, erstaunlicherweise mit Maske, denn sonst wäre sie gar nicht über die Türschwelle unseres Ladens gekommen. Bisher vermutete ich ja nur, das wären trotzphasige Dreijährige in Erwachsenenkörpern, jetzt weiß ich, es ist tatsächlich so.

Die Dame wollte mich partout davon überzeugen, wie toll die Aktion #allesdichtmachen wäre. Als sie merkte, dass ich anderer Meinung bin, wurde sie wütend, faselte was von Meinungsdiktatur und DDR. Als ich dann auch noch sagte, ich akzeptierte ihre Meinung, nur müsse sie damit leben, dass ich eine andere Meinung habe, Meinungsfreiheit sei schließlich keine Einbahnstraße, verließ sie wutentbrannt den Laden, nicht ohne vorher noch Corona-Info-Material zu zerstören. Was ich sagte, kam gar nicht bei ihr an. Ich hätte auch gegen eine Wand reden können. Faszinierend. 

Wer Anstand und Verstand hat, engagiert sich bei #einerkommt, nicht bei #allesdichtmachen. 

Ansonsten war's im Vergleich zur Vorwoche eine relativ ruhige Woche. Bei mir gab's keinen Arzttermin, dementsprechend auch keine neuen Horror-Diagnosen. Der Gatte kam ohne Krankenhauseinweisung vom Arzt zurück, was erstmal aufatmen lässt, denn es geht ihm gerade wieder sehr schlecht. Aber immerhin schafften wir gestern einen halbstündigen Spaziergang, und er meint, Bewegung an der frischen Luft tut ihm gut. Belastend sind seine Schlafstörungen, zumal er inzwischen zu Sekundenschlaf neigt. Und seine Appetitlosigkeit ist besorgniserregend, zumal er genau wie ich mindestens 1.000 Kalorien zu sich nehmen muss, um den täglichen Medikamentencocktail zu ertragen.  

Hier gilt seit mittlerweile 60 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist seit über einem Jahr in Kurzarbeit, arbeitet drei Mal pro Woche. Die Perspektivlosigkeit ist weiterhin belastend. Sein Nervenkostüm ist dünner als dünn. Gesundheitlich ist er immer noch angeschlagen.

Mein Arbeitsplatz ist sicher, was eine große Erleichterung ist. Ich bin einen Tag im Büro bzw. im Laden, arbeite ansonsten zu Hause, wie die meisten Kollegen. Aktuell gibt es noch keine wirkliche Perspektive zur Aufhebung der Home-Office-Pflicht. Da wir aber jederzeit im Büro arbeiten können, wenn's zu Hause nicht geht, werde ich in der kommenden Woche zum ersten Mal seit letztem Sommer wieder drei Tag ein Folge ins Büro fahren. Mal gucken, wie mir das bekommt. Danach weiß ich den Heimarbeitsplatz vermutlich wieder richtig zu schätzen. Ansonsten habe ich gerade einen neuen Antrag gestellt, weitere drei Jahre an zwei oder drei Tagen in der Woche zu Hause arbeiten zu können. Das tut mir insgesamt doch sehr gut, gerade jetzt, wo ich so viele Arzttermine habe. 

Diese Woche brachte auch einen sehr netten Vormittag mit Mudderns und ihrer Gesellschafterin zur Feier ihres Zweijährigen. Wir haben ein unwahrscheinliches Glück mit Mudderns Alltagsbetreuerin! 

Eine kalte Dusche hingegen war Schwiegermutters Geburtstagsfeier, die wir bei uns ausrichteten, weil es in der Seniorenwohnanlage ja schwierig mit Besuch ist und Restaurants geschlossen sind. Wir gaben uns unwahrscheinlich viel Mühe mit der Auswahl ihrer Geburtstagsgeschenke, freuten uns darauf, wie sehr sie sich freuen wird, und dann war Schwiegermutter zwei Stunden lang nur meckerig, übergriffig und beleidigend. Wären wir bei ihr zu Gast gewesen, hätte ich nicht lang gefackelt und wäre gegangen. So war ich froh über die Ausgangsbeschränkung, die dafür sorgt, dass Schwiegermutter um 21 Uhr zu Hause sein musste. Jetzt ist sie erst mal eine Woche bei Tante, damit beide Tantes Geburtstag zusammen feiern können. Das schlechte Benehmen setzte sie allerdings auf dem Weg zum Bahnhof fort, so dass der Gatte heute kurz davor war, seine Mutter samt Gepäck an einer Kreuzung aus dem Auto zu werfen.

Nach 14 Monaten Pandemie merken wir immer öfter, wie ausgebrannt wir sind. Was wir in den 14 Monaten wuppten, war auch ohne Pandemie schon heftig. Wenn jetzt sogar der Gatte immer öfter von notwendigem Tapetenwechsel redet, sagt das viel aus. Aktuell überlegen wir, wie wir es schaffen, direkt nach der Grenzöffnung eine Woche nach Dänemark zu fahren - direkt hinter die Grenze, damit es nicht so weit ist. Das ist die Quadratur des Kreises angesichts der Arzttermine des Gatten (ich habe da tatsächlich noch keine) und auch finanziell. Wir müssen uns zwar trotz Kurzarbeit des Gatten finanziell nicht sehr einschränken, wollen aber trotzdem kein Vermögen ausgeben, und Ende Juni / Anfang Juli ist Hochsaison.

Zu schaffen machen uns auch die Diskussionen um Lockerungen, Öffnungen und das vermeintliche Ende der Pandemie, trotz aller Sehnsucht nach einer Normalität. Stünde keine Wahl an, wäre die Entwicklung sicher eine andere. Von einem Wie-vor-Corona sind wir noch weit entfernt. Zu ungewiss ist die dauerhafte Wirkung der Impfungen, ein Schutz vor Mutationen usw. Außerdem können wir trotz Impfung uns und andere noch immer anstecken. Masken, Abstand usw. bleiben uns erhalten. Mit dem vermeintlichen Ende der Pandemie stellt sich auch die Frage, wie es beruflich beim Gatten weitergeht. Von irgendeinem "Normal" sind wir also noch weit entfernt.    

Mit den schönsten Moment diese Woche hätte ich fast vergessen: Der Gatte brachte mir einen großen Rosenstrauß mit.    

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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