Sonntag, 16. Mai 2021

Samstagsplausch KW 19/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LIX

Dienstag wurde unser Leben mal wieder gründlich umgekrempelt: Am Vormittag erhielt der Gatte einen Anruf, dass er wieder ins Krankenhaus müsse, weil seine Blutwerte so schlecht seien. Nachdem sein Arzt am letzten Mittwoch noch nicht mal eine Krankschreibung erwog, obwohl es dem Gatten sichtbar schlecht ging, er mehrfach zusammenklappte, war das dann doch eine Überraschung. Also machte ich früher Feierabend und fuhr den Gatten ins Krankenhaus. 

Schönes gegen Doofes: Ich habe mir verregnete Hyazinthen aus dem Garten ins Heimbüro geholt.

Diesmal kam ich mit in die Notaufnahme, denn alleine hätte der Gatte das nicht geschafft, konnte er sich doch kaum auf den Beinen halten. Und diesmal nahm er gleich einen Koffer mit samt Fresspaket, denn beim letzten Mal war er ja zwei Tage quasi ohne Verpflegung auf der Isolierstation. Diesmal allerdings wurde er nicht isoliert, wenn man mal von der ersten Unterbringung auf einer Sitzliege in einer Abstellkammer absieht, weil man zwar ein Zimmer für ihn hatte, aber kein Bett - so viel zu der ständigen Bettenzählerei.

Nach drei Tagen, in denen der Gatte mit Medikamenten vollgepumpt wurde, und diversen Untersuchungen kam Entwarnung: Der Gatte schrappte haarscharf am Schlimmerem vorbei, braucht keine OP, sondern neben Medikamenten vor allem Ruhe und darf bald wieder nach Hause. Gott sei Dank!

Wir müssen lernen, dass wir an sich normale Empfindungen wie Appetitlosigkeit oder erste Erkältungssymptome aufmerksamer beobachten und anders interpretieren müssen, und dass er lieber einmal zu viel zum Arzt gehen muss als einmal zu wenig.

Hier gilt seit mittlerweile 61 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. 

Der Gatte ist seit über einem Jahr in Kurzarbeit, aktuell allerdings im Krankenstand. Die Perspektivlosigkeit ist weiterhin belastend. Sein Nervenkostüm ist dünner als dünn. 

Mein Arbeitsplatz ist sicher, was eine große Erleichterung ist. Ich bin einen Tag im Büro bzw. im Laden, arbeite ansonsten zu Hause, wie die meisten Kollegen. 

Die Arbeit im Heimbüro fällt mir zunehmend schwerer. Ich kann mich nur schlecht konzentrieren und vor allem schlecht organisieren. Wenn ich vollen Impfschutz habe, werde ich wohl wieder öfter ins Büro fahren. Momentan muss ich zwei Veranstaltungen planen, das fällt mir zu Hause echt schwer. Ich kann das am Besten mit Papier, und zu Hause fehlt mir einfach der Platz, alles auszubreiten. Lustigerweise konnte ich früher Veranstaltungen ohne Papierberge planen.  

Den Müttern geht's gut. Schwiegermutter war eine Woche bei Tante in Bayern, um Geburtstag zu feiern, und ich vermute, die beiden nutzen die Freiheiten, die sie dort als Geimpfte haben. Sei's ihnen gegönnt! Tantes Geburtstag war trubeliger als gedacht, aber alle Besucher kamen schön coronakonform nacheinander (und in ihrer Altersgruppe ist man ja normalerweise ohnehin geimpft). Für Tante, die alleine lebt, sind die Lockerungen ein Segen, geben sie doch Hoffnung, dass nach über einem Jahr vielleicht mal wieder Wassergymnastik möglich ist. Hier fehlt das, sie kann sich immer schlechter bewegen.

Muddern genießt es, wieder einkaufen gehen zu können. Sie muss einfach nur ihren Impfausweis vorzeigen. Dass sie sich mit Händen und Füßen gegen die Impfung wehrte, ist kein Thema mehr. Einzig bei ihrem Bäcker gibt's Probleme: Um sich ins Café zu setzen, müsste sie die Luca-App nutzen. Sie hat noch nicht mal ein Smartphone. Nun kann zwar niemand gezwungen werden, sich ein Smartphone zu kaufen und die Luca-App zu installieren, aber in einigen Corona-Verordnungen ist deren Verwendung wohl festgelegt, und wenn ein Händler keine Lust hat, ein analoges System anzubieten, hat man halt Pech (oder der Händler, je nach Sichtweise). Mal gucken, wie sich das zurecht treckt.   

Und natürlich sind meine Gedanken immer wieder in Israel. Heute beginnt Shavuot. Vor 33 Jahren war ich zu dieser Zeit das erste Mal in Israel. Das Land wurde so was wie meine zweite Heimat. Ich habe Phasen der Annährung erlebt, Hoffnung auf Frieden. Umso mehr schmerzt die aktuelle Situation. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.