Sonntag, 20. Juni 2021

Samstagsplausch KW 24/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXIV

In dieser Woche gab's viele letzte und erste Male: Ich fuhr zum letzten Mal mit dem Auto ins Büro, denn ab Morgen will ich wieder den HVV nutzen. Ich machte zum letzten Mal einen Corona-Selbsttest, denn mit vollständigem Impfschutz muss es bei Corona-Symptomen ein PCR-Test sein. Zum ersten Mal seit letztem September waren wir wieder in einem Restaurant, und dann auch noch mit einer haushaltsfremden Person. Lustigerweise war's das gleiche Restaurant wie im September. Zum ersten Mal seit dem Urlaub im Poolhaus im September war ich wieder schwimmen - gestern sogar gemeinsam mit dem Gatten, denn außer sitzen, atmen und spazierengehen darf er tatsächlich schwimmen. Zum ersten Mal verlegte ich das Heimbüro auf die Terrasse, damit der Gatte dort nicht alleine sitzen muss. Und schließlich sah ich zum ersten Mal, dass die Wasserschale im Garten tatsächlich von den Vögeln genutzt wird, zum Trinken und zum Baden.  

Arbeiten auf der Terrasse. Solange ich nicht telefonieren muss, geht das einigermaßen, aber am Schreibtisch ist es deutlich angenehmer. 

Hier gilt seit mittlerweile 66 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte ist seit über einem Jahr in Kurzarbeit, seit Dezember allerdings öfter im Krankenstand als im Büro. Aufgrund seiner Erkrankung hat er jetzt Erwerbsunfähigkeitsrente beantragt, denn es ist auch nach einer eventuellen OP sicher, dass er nicht mehr arbeitsfähig wird. 

Wir hoffen, dass sein Arbeitgeber ihn nicht kündigt, wenn er jetzt wieder aus der Lohnfortzahlung herausfällt, denn das würde alles unnötig verkomplizieren. Und wir hoffe, dass der Rentenantrag schnell bewilligt wird, ohne "Reha vor der Rente", um die Erwerbsfähigkeit wieder herzustellen, denn der Gatte ist schlichtweg nicht rehafähig, weil das Herz dafür viel zu schwach ist. 

Im Gegensatz zum Arbeitsplatz des Gatten ist meiner sicher, was eine große Erleichterung ist. Ich bin normalerweise einen Tag im Büro bzw. im Laden, arbeite ansonsten zu Hause, wie die meisten Kollegen. Noch ist nicht absehbar, wann die Home Office-Pflicht aufgehoben wird. Ich habe allerdings ohnehin einen "Telearbeitsplatz", darf einen Teil der Woche zu Hause arbeiten. Angesichts des Gesundheitszustands des Gatten bot mir die Chefin an, ganz ins Heimbüro zu wechseln. Ich weiß noch nicht, ob ich das mache.

Sehr gut war die tägliche Auszeit beim Schwimmen. Ich hoffe, ich schaffe das weiterhin an meinen Heimbürotagen. An den Bürotagen wird mir das zu viel, denn da muss ich zwei bis vier Stunden im ÖPNV einplanen, bin froh, wenn ich zu Hause bin (mit dem Auto brauche ich maximal anderthalb Stunden, normalerweise nur eine, trotz Mammutbaustelle auf der Elbchaussee).

Angesichts der Belastungen durch die Erkrankung des Gatten macht mir die seit anderthalb Jahren andauernde Hypermenorrhoe wieder sehr zu schaffen. Trotz Hormonersatztherapie kann die nicht dauerhaft gestoppt werden. Langsam bin ich schon so weit, einer Gebärmutterentfernung zuzustimmen, nur bedeutet das neben ein paar Tagen Krankenhaus bis zu sechs Wochen körperliche Schonung, und die ist angesichts der Erkrankung des Gatten nicht gegeben. Ich erinnere noch lebhaft das Drama im Januar, als ich mit Fieber im Bett bleiben sollte und zusätzlich auch noch Mudderns durchdrehte. 

Ich habe niemanden, der mich sechs Wochen entlasten könnte. Aussagen wie "Wenn du krank bist, bist du krank!" helfen nicht weiter, solange niemand da ist, der den Gatten hochhebt, wenn er stürzt, der das Einkaufen, das Schleppen der Einkäufe und das Kochen übernimmt, den Gatten zu Arztterminen fährt, ihm ggf. einen Koffer ins Krankenhaus bringt, alles erledigt, was er nicht kann, kurz: Rund um die Uhr für alle Fälle zur Verfügung steht. Der Gatte ist kein Pflegefall, also kommt keine Kurzzeitpflege in Frage. Das würde er auch gar nicht wollen, ebenso wie eine private 24-Stunden-Kraft, die wir, vom finanziellen Aspekt abgesehen, auch gar nicht unterbringen könnten.

Außerdem muss ich fahrtauglich sein, wenn Mudderns ins Krankenhaus kommt. Zudem ist es fraglich, dass sich die Probleme mit der einen OP lösen, dass nicht als nächstes die Eierstöcke entfernt werden müssen, dass es nicht auch dann noch immer wieder Wucherungen gibt. Kurzum: Ich muss einfach irgendwie weiter funktionieren, biss ich in etwa 12 Jahren hoffentlich mit den Wechseljahren durch bin ...  

Immerhin habe ich es einigermaßen geschafft, meine Arzttermine wahrzunehmen, obwohl es mir immer schwerer fällt. Allerdings schaffe ich es nicht, mich um meine Augen zu kümmern. Die müssten wieder gelasert werden. Und die Abklärung des ominösen Tumorverdachts sowie der Nierenerkrankung steht auch noch aus. Vielleicht klärt sich das in fünf Wochen, vielleicht geht die Hängepartie auch weiter. Ich weiß nicht, woher ich die Kraft dafür nehmen soll.

Eigentlich wollte ich in diesen Tagen im Urlaub sein, mir eine Woche oder wenigstens ein verlängertes Wochenende Auszeit nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen, aber ich kann den Gatten unmöglich so lange alleine lassen. Schwiegermutter meint zwar, sie spränge ein, aber sie schafft das körperlich nicht und kann auch nicht Tag und Nacht vor Ort sein. Außerdem würde sie mir gnadenlose den Haushalt umorganisieren und alles entsorgen, von dem sie meint, dass ich es nicht mehr brauche. Ich weiß, dass ich dringend ausmisten muss, aber das machte ich gerne alleine, und dazu bräuchte ich Zeit, die ich einfach nicht habe. Also weitermachen, irgendwie, und gleichzeitig von allen Seiten Kritik einstecken, weil ich es nicht schaffe, all den widersprüchlichen Ansprüchen zu genügen.

Den Müttern geht's gut. Tante hoffentlich auch - ich habe lange nicht mehr mit ihr gesprochen oder ihr geschrieben, da einfach keine Kraft. Aber hier liegen Fotos für sie, die sie mit einem Brief bekommen soll. Da muss ich mich endlich mal aufraffen.   

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.