In dieser Woche schlug die Erschöpfung zu: Ich wurde morgens einfach nicht wach, überhörte zudem alle Wecker. Das war nicht weiter tragisch, denn zum Arbeitsbeginn im Heimbüro habe ich es nicht weit, und am Ladentag muss ich erst am späten Vormittag los, aber so schaffte ich es nur einmal vor der Arbeit zum Schwimmen.
Spuren der #nohatefamily an einer Wand an der Holstenstraße. |
Dem Gatten geht's ganz langsam etwas besser. Ich bin vorsichtig optimistisch. Gestern hielt er einen mehr als vierstündigen und unwahrscheinlich anstrengenden Besuch bei meiner Mutter durch - er hätte nicht mitkommen müssen, wollte aber. Der Gatte hat endlich eingesehen, dass er aktuell nicht fahrtauglich ist, lässt sich von mir fahren oder nimmt den Bus, mit dem er ohne Umsteigen bequem alle Ärzte erreichen kann. Somit fallen kraftraubende Diskussionen weg. Kommende Woche bekommt er das Ergebnis der ersten Kontrolluntersuchung nach dem Krankenhausaufenthalt. Mal schauen, was der Arzt sagt. Außerdem steht ein Gespräch mit der DRV wegen des Antrags auf Erwerbsunfähigkeitsrente an. Vielleicht können wir den Antrag jetzt endlich auf den Weg bringen. Ich hätte nie gedacht, dass ein Rentenantrag so kompliziert sein kann!
Hier gilt seit mittlerweile 67 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte ist seit über einem Jahr in Kurzarbeit, seit Dezember allerdings öfter im Krankenstand als im Büro. Aufgrund seiner Erkrankung hat er jetzt Erwerbsunfähigkeitsrente beantragt, denn es ist auch nach einer eventuellen OP sicher, dass er nicht mehr arbeitsfähig wird.
Im Gegensatz zum Arbeitsplatz des Gatten ist meiner sicher, was eine große Erleichterung ist. Ich bin normalerweise einen Tag im Büro bzw. im Laden, arbeite ansonsten zu Hause, wie die meisten Kollegen. Noch ist nicht absehbar, wann die Home Office-Pflicht aufgehoben wird. Ich habe allerdings ohnehin einen "Telearbeitsplatz", darf einen Teil der Woche zu Hause arbeiten. Mit dem Chef hat jetzt auch der letzte des Teams einen Impftermin, so dass ich vermute, dass wir zum Herbst mal wieder in größerer Anzahl im Büro sein werden - rechtzeitig zur Delta-Welle ... Der Corona-Krisenstab wird seine Tätigkeit jedenfalls fortsetzen. Mein Arbeitgeber ist weitsichtig; unser oberster Dienstheer ist Mediziner.
Normalerweise wäre mit der Beginn der Sommerferien eine paradiesisch ruhig Zeit in meinem Job, aber Digitalisierung sei Dank, gibt's keine Ferienpause mehr, mache ich sogar Überstunden. Da bin ich doppelt froh, dass ich meistens zu Hause arbeiten kann, denn das bedeutet Bildschirmpausen mit Blick ins Grüne und spart zwei bis vier Stunden Fahrtzeit. Natürlich ist mit Beginn der Sommerferien auf meiner S-Bahn-Strecke Schienenersatzverkehr, reiht sich auf der Busstrecke Baustelle an Baustelle. Mit dem Auto brauche ich hin und zurück knapp über eine Stunde, muss aber jedes mal 30 € für's Parken zahlen. Eine Kollegin ist inzwischen auch so sehr von der S-Bahn genervt, dass wir ein Parkplatz-Sharing überlegen. Mal schauen. Generell finde ich es sinnvoll, den HVV zu nutzen, aber er macht es einem echt schwer.
Mudderns stürzte diese Woche wieder mal und ist gerade so schlecht beieinander, dass ich mir Gedanken mache, ob sie noch alleine leben sollte, nicht doch mehr Hilfe braucht als durch ihre Gesellschafterin. Aber da sie alles ablehnt, was Entlastung bringen könnte, was dafür sorgt, dass sie sicherer und gerader geht, kann ich nur zusehen. Sie ist durch Vernunft nicht erreichbar. Wenigstens nimmt sie diesmal Schmerztabletten, nicht nur homöopathische Tropfen. Ich hoffe, sie ist bald wieder mobiler, lässt sich nicht in die Angst fallen, zu stürzen.
Schwiegermutter treibt uns gerade in den Wahnsinn. Sie lief ja schon im Krankenhaus zur Hochform auf, suchte mit allen Ärzten das Gespräch, weil sie meinte, der Gatte und ich wüssten nicht, wie man "mit solchen Leuten" spricht. Dann begleitete sie den Gatten zum Hausarzt und interpretierte das Gespräch auf eine sehr eigene Art, was den Gatten verunsicherte - und er ist schon verunsichert und überfordert genug durch die Gesamtsituation. Sonntag schließlich interpretierte sie den Arztbericht, erfand Termine und Untersuchungen, von denen im Bericht gar nicht die Rede ist, und, mit dem Arztbericht konfrontiert, behauptete sie, wir hätten nicht den richtigen Arztbericht. Ja, nee, is klaa.
Der Gatte hatte für Sonntag Vitello tonnato vorbereitet und wollte seiner Mutter einen schönen Abend machen, aber wieder war sie nur beleidigend. Sie erkennt nicht, was für eine Leistung die Zubereitung für jemanden ist, der sich nur ein paar Minuten konzentrieren kann, der vom Sekundenschlaf überfallen wird, der nur sitzen und atmen darf. Schwiegermutter hält ihren Sohn für faul. Trotz Studiums des Arztbriefes versteht sie nicht die Schwere seiner Erkrankung. Auch heute setzte sie ihr beleidigendes, übergriffiges Verhalten fort. Eigentlich hatte ich mit dem Gatten abgemacht, dass ich ihn nach zwei Stunden abhole, wenn ich mit dem Sport fertig bin, aber solange hielt er es nicht aus, machte sich zu Fuß auf den Weg. Zum Glück gab's Pausenbanken, und dann konnte ich ihn einsammeln.
Ich war heute nach ewigen Zeiten endlich mal wieder beim Krafttraining und völlig überfordert von den modernen Geräten. Beim Outdoor-Training vor vier Wochen gab's nur wenige Geräte, kein High Tech. Jetzt war ich schon von 'nem simplen Fahrrad überfordert und muss mich erstmal wieder einfinden, auch, weil das Studio vergrößert wurde, es viele neue Geräte gibt, gewohnte Geräte durch die Abstandsregeln gesperrt sind. Aber das wird schon. Es ist einfach schön, anders als bei der Physio im eigenen Tempo und mit den gewohnten Gewichten trainieren zu können! Die Geräte in der Physio funktionieren mit Druckluft, waren entweder zu leicht oder zu schwer, und dann hatte ich ja auch nur maximal 30 Minuten Zeit. Aber ich will nicht klagen: Die Physio war ein Segen in der Zeit der geschlossenen Studios!
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.
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