Samstag, 20. Januar 2024

Samstagsplausch KW 03/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCI

Sonnabend fuhren wir zusammen in die Wohnung, um damit anzufangen, Kabelage und Einbauten zu entfernen und zu putzen. Es ist noch so viel zu tun, aber wir schafften kaum zwei Stunden. Dann war der Gatte durch. Ich hatte dennoch das Gefühl, dass wir vorwärts kamen, denn zumindest im Arbeitszimmer sind Kabel und Kabelkanäle entfernt. In der Küche stellte sich heraus, dass die Möbelpacker beim Ausbau der Spülmaschine den Wasserablauf nicht wieder anschlossen, so dass alles aus dem Spülbecken auf den Küchenboden lief. Großartig. Zum Glück ist die Küche gefliest, und ich musste ja eh durchwischen. 

Sonntag war der 100. Tag des Hamas-Überfalls auf Israel. Seit 100 Tagen sind 136 Männer, Frauen und Kinder, darunter Daniel Peretz, Idan Shtivi, Hanan Yablonca, Almog Sarusi, Alex Danzig, Romi Gonen, Ofer Calderon, Yoram Metzger, Segev Kalfon, Sasha Alexander Trupanov, Lior Rudaeff, Eitan Horan, Yair Horan, Amiram Cooper, Itay Svirski, Doron Steinbrecher, Shlomo Mansour, Gadi Moshe Mozes, Avraham Munder, Shiri Bibas, Kfir Bibas, Ariel Bibas, ️Yarden Bibas, David Conio, Noa Argmani, Fernando Merman, Luis Norberto Har,  Alkana Bohbot, Eli Sharabi, Tzahi Idan, Carmel Gat, Almog Meir Jan, Omer Shem Tov, Omri Miran,  Avitar David, Ohad Yahalomi, Elia Cohen, Nadav Popelwell, Shlomi Ziv, Itzik Elgret, Bipin Joshi, Orion Hernandez Radoux, Eden Yerushalmi, Haim Perry, Yair Yaakov, Yosef Elzianda, Yagev Buchtev, Omer Venkert, Yoseph Haim Ohana, Gali Berman, Ziv Berman, Eitan Moore, Ariel Konio, Uriel Baruch, Nimrod Cohen, Itzik Garlanter, Rom Breselvsky, Omer Nautra, Alex Lubnov, Matan Engrest, Keith Samuel Sigal, Ran Goely, Uri Danino, Eitai Chen, Liri Elbeg, Karina Arive, Naama Levy, Daniela Gilboa, Tamir Nimrodi, Idan Alexander, Maxim Harkin, Agam Berger, Ron Benjamin, Emily Tehila Damari, Stian Svanakam, Guy Gilboa Dalal, Watchera Srion, Netafong Pineta, Mohamed Al-Atrash, Hisham A-Sayed, Avera Mengistu, Avinan Or, Hersch Goldberg Polin, Alon Ahl, Matan Zengauker, Yossi Sharabi Geiseln der Hamas. Die Mädchen und Frauen werden nach Vergewaltigungen schwanger sein, und die israelischen Krankenhäuser bereiten sich darauf vor, nach ihrer Rückkehr Aborte durchzuführen, sie psychologisch zu begleiten. Nach wie vor ist der Zustand der Geiseln unklar. Bring them home now gilt weiterhin.

Ich schaffte es, den Vorratskeller provisorisch einzurichten, so dass ich wieder in die Waschküche kam und Wäsche abnehmen bzw. waschen und aufhängen konnte. Außerdem versuchte ich, zur Ruhe zu kommen und sah ich die Proklamation des dänischen Königs. Ich wäre gerne in Dänemark gewesen. 

Montag und Dienstag versuchte ich, so viel wie möglich vor der Reha zu regeln, war aber nicht sonderlich erfolgreich (und dem Drängen des Vermieters nach einer sofortigen Wohnungsübergabe gab ich weiterhin nicht nach, ignorierte seine Anrufe). Immerhin konnte ich für den Gatten Essen auf Vorrat kochen - prinzipiell kann er es selbst, aber durch seine Erkrankung hängt halt vieles von seiner Tagesform ab. Er soll nicht bis zu fünf Wochen von Fertigfutter leben müssen. Erfreulicherweise ließ sich auch der Transportschaden der Spülmaschine reparieren. Sie lief auch prompt zwei Mal am Dienstag, weil ich so viel kochte. Außerdem musste ich trotz Urlaubs arbeiten. Meine Vertretung war unsicher, zumal wir keine persönliche Übergabe machen konnten, weil sie krank war, und so telefonierten wir an beiden Tagen lange, um offene Fragen zu klären. 

Ganz schön viel Gegend: Der Ausblick aus meinem Fenster. Die Klinik liegt mitten in der Natur.

Mittwoch fuhr ich vor Tau und Tag in die Rehaklinik. Trotz der Wetterlage und zwei Pausen verlief die Fahrt so glatt, dass ich eine Stunde zu früh ankam, was nicht schlimm war. Ich wurde sofort aufgenommen und erlebte durchweg zugewandte, freundliche Menschen, die sich Zeit nahmen und vor allem zuhörten. Alle Therapien sind so perfekt auf mich abgestimmt, dass ich es kaum glauben kann, und es wird auf neu aufgetretene körperliche Beschwerden eingegangen. So bekommt mein seit einigen Wochen lädiertes Knie ebenso eine Therapie wie meine seit drei Tagen verzogenen Schultern. Außerdem wird meine CPAP-Therapie kontrolliert, nachdem ich sagte, dass ich das im letzten Jahr versäumte. Die Klinik verfügt praktischerweise über ein Schlaflabor. Ich bin sehr dankbar, dass anscheinend jemand bei der DRV sehr genau hinsah, welche Bedürfnisse ich habe. Bislang ist wirklich vieles passgenau.

Dass die Therapie anstrengend wird, war mir klar, dass ich aber neun Stunden in Folge Therapien und Anwendungen habe, war eine Überraschung. Auch am Wochenende sind Therapien und Anwendungen. So beginnt mein Tag heute um 8 Uhr mit Krafttraining. Die Wochenenden hatte ich eigentlich mit Besuchen bei Freundin und Familie bzw. in Museen verplant, aber nun ja. Als ich meine Überraschung gegenüber meiner Therapeutin äußerte, meinte sie, wenn's zu viel wird, solle ich mich melden. Wir schauen mal. 

Immerhin freue ich mich auf das ganze Programm, im Gegensatz zu manch anderen, die die Klinik als "Knast" ansehen und nur meckern. Ich halte mich momentan sehr für mich, bin froh, wenn niemand etwas von mir will, weiß aber auch, dass ich mich nicht einigeln darf. Für Aktivitäten außerhalb des Therapieplans habe ich aber noch keine Kraft. Ich könnte direkt nach dem Abendbrot ins Bett fallen. Heute Abend ist ein Konzert - mal schauen, ob ich es schaffe. Ich freute mich auf Fernsehabende mit Strickzeug, hielt bislang aber noch keinen Film durch, auch nicht "Landgericht". Letzten Freitag sahen wir den ersten Teil, gestern freute ich mich auf den zweiten, hielt tatsächlich bis zum Ende durch (im Gegensatz zum Gatten, der zu Hause guckte und sich das Ende am nächsten Tag von mir erzählen ließ). Ich hatte zudem Glück und bekam das Buch* in der Onleihe - ein paar Seite schaffe ich jeden Tag.

Wie verpeilt ich in die Reha startete, zeigte sich einen Tag nach Ankunft. Ich schrieb zwar eine Packliste, war aber nicht mehr in der Lage, sie abzuarbeiten. So blieben meine Jeans zu Hause. Immerhin hatte ich eine Hose an, als ich in der Klinik ankam - gestern wäre ich fast in Unterwäsche zum Abendessen gegangen. Vermutlich wäre das nicht weiter aufgefallen, denn es gibt hier Leute, die im Bademantel durch die Gegend laufen. Jedenfalls bestellte ich mir zwei Jeans in die Reha und hoffe, sie passen. Zwar habe ich 35 Kilo abgenommen, aber gleichzeitig änderten sich die Zuschnitte der Konfektionsgrößen, wurden sie kleiner. Ich habe sicherheitshalber die Konfektionsgröße bestellt, die ich vor der Abnahme trug und hoffe, sie ist nicht zu eng. Es ist die größte Konfektionsgröße, die mein gewohnter Versand führt. Sonst muss ich nach Neumünster, Kiel oder Lübeck. Dazu habe ich keine Lust, und ich bezweifle auch, dass ich da eine passende Größe finde. Wenn's nicht anders geht, muss ich Jogginghose tragen, solange die Jeans, die ich mit habe, in der Wäsche ist. Vielleicht kommt auch der Gatte irgendwann zu Besuch und kann mir eine Hose zum Wechseln mitbringen (mit dem Schicken will ich ihn nicht belasten).  

Donnerstag hatte Kfir Bibas Geburtstag. Die jüngste Geisel der Hamas wurde ein Jahr alt. Es ist unklar, ob das Kind, sein Bruder und die Eltern noch leben. 

Hier gilt seit mittlerweile 201 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Der Gatte hält sich bislang Gott sei Dank stabil und scheint auf sich aufzupassen. Ich weiß, dass er ein Interesse daran hat, dass ich wieder gesund werde, zur Ruhe komme. Wir telefonieren jeden Tag. Ich habe den Eindruck, dass es ihm gut tut, auf sich alleine gestellt zu sein und zu merken, was er alles schaffen kann, wenn er muss. Als ich hier den Ärzten und meiner Therapeutin meine private Situation schilderte, kam der Rat, mit dem Sozialdienst der Klinik zu sprechen, um zu gucken, welche Entlastungsmöglichkeiten es gibt. Schon alleine aufgrund der Schwere seiner Herzerkrankung müsste der Gatte einen Pflegegrad bekommen, so die hiesigen Ärzte, und dann sind da ja noch die anderen Erkrankungen. Mal schauen, was der Sozialdienst sagt (und was der Gatte). 

Schwiegermutter geht's gut. Sie ist allerdings der Meinung, sie müsse sich jetzt um den Gatten kümmern, würde am liebsten bei uns einziehen bzw. hätte es noch lieber, dass der Gatte in den nächsten Wochen zu ihr zieht. Tante geht's hoffentlich auch gut. Ich hab's endlich geschafft, die Neujahrsfotos abziehen zu lassen und bekomme sie in die Klinik geschickt. Dann kann ich sie an beide weiterschicken. 

Freitag Nachmittag hatte ich überraschend frei, weil ein Therapie-Termin ausfiel, und überlegte, spontan nach Hamburg zu fahren, um an der Demo gegen die AfD teilzunehmen. Angesichts der Menschenmassen - bummelig 100.000 Teilnehmende! - war ich froh, in der Klinik geblieben zu sein, denn die Massen hätten mich überfordert. So sehr ich mich über die vielen Menschen freue, die bundesweit auf die Straße gehen, so sehr befürchte ich, es bringt nichts, solange die Politik nicht mitzieht und juristische Schritte anstrebt. Aber klar, solange es noch möglich ist, muss man gegen Faschisten auf die Straße gehen. Ab April werde ich bei den örtlichen Omas gegen Rechts mitmachen. Jedenfalls hoffe ich, dass ich die Kraft dafür habe. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! In der Kombüse ist gerade Blog-Pause. Essen beschäftigt mich zwar auch in der Reha sehr, denn ich muss hier anders und vor allem mehr essen als zu Hause, aber ich will dazu nicht regelmäßig bloggen. Ich hoffe inständig, dass ich in der Reha nicht zunehme. Ich war so froh, in dieser Woche zwei weitere Kilo abgenommen zu haben ... Immerhin ist Gewichtsabnahme kein Reha-Ziel, aber zunehmen möchte ich dennoch nicht. Ich muss mal gucken, ob ich nicht die eine oder andere Mahlzeit ausfallen lassen kann, zum Beispiel das Frühstück. / *Affiliate link

2 Kommentare:

Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.