Freitag, 8. März 2024

#WMDEDGT 03/24: Fast so was wie Alltag

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Die Nacht war einigermaßen ruhig, von schmerzbedingten Wachphasen abgesehen. Ich wache vorm Weckerklingeln auf, was mich bislang immer freute, dachte ich doch, es sei ein Zeichen für einen gut eingestellten Tagesrhythmus. Seit der Reha weiß ich, es ist ein Zeichen für Stress. Doof das. 

Der Gatte ist auch schon wach. Ich schlappe ins Erdgeschoss, um Kaffee zu kochen. Daran, jetzt über vier Stockwerke verteilt zu leben, muss ich mich erst noch gewöhnen. Während der Kaffee durchläuft, widerstehe ich den Drang, die Spülmaschine auszuräumen, denn seitdem ich aus der Reha zurück bin, ist das eine Aufgabe des Gatten. Freitag räumte ich sie kurzerhand aus, was den Gatten irritierte, weil das doch seine Aufgabe ist. Kaffee für den Gatten und mich und Frühstück für mich in den ersten Stock bringen - der Gatte guckt Videos, ich lese Zeitung und mache mich für den Tag fertig.

Anderthalb Fußmarsch zum Bahnhof - ich bin zu spät dran und muss mich beeilen, schaffe es aber pünktlich. Der Zug ist verhältnismäßig leer - erstaunlich. Ich lese "Hinterland*" von Nora Luttner* zu Ende und fange den sechsten Band der "Pech und Schwäfel*"-Reihe, "Tod im Eis*" an. Auf den ersten Seiten ärgere ich mich über schlampiges Korrektorat: Maike Pech und Lukas Yilmaz eilen zu Fuß zu einem Tatort, um dort einparken zu müssen. Nun ja, vermutlich fahren sie ein Steinzeitauto wie weiland Familie Feuerstein - die Polizei ist in der Provinz halt noch nicht auf der Höhe der Zeit.

Im Büro erwartet mich ein arbeitsreicher Tag. Das wird sich bis zu den Sommerferien auch nicht ändern. Ich schaffe es zwischendrin aber endlich, meinen analogen Kalender einzurichten. 

Pünktlicher Feierabend, denn heute ist das Vorgespräch mit der Psychologin, bei der ich im Rahmen der Reha-Nachsorge einmal wöchentlich in eine Therapiegruppe gehe. Das Gespräch ist positiv, und schon am kommenden Tag beginnt die Therapiegruppe. Das geht mir eigentlich zu schnell, ich war auf sechs Wochen Wartezeit Minimum eingestellt, aber nun ja. Nach dem Gespräch muss ich schnell noch in die Hausarztpraxis, Rezepte abholen. Dort ist Land unter - alle drei Ärztinnen sind krank. Dadurch ist zwar das Wartezimmer leer, haben die MFAs aber reichlich zu tun. Da hinter mir niemand mehr wartet, nehmen sie sich Zeit für einen Plausch.

Zum Bahnhof und den Gatten mit der Nachricht überraschen, dass ich eine Stunde eher als geplant zu Hause sein werde. Der Zug ist tatsächlich pünktlich und einigermaßen leer. Über den Elbbrücken erlebe ich einen grandiosen Sonnenuntergang - leider ohne Foto, denn wie im Metronom üblich, sind die Scheiben total verdreckt. Nun, solange der Zug fährt, beschwere ich mich nicht über fehlende Sauberkeit ... 

Anderthalb Kilometer vom Bahnhof ins Haus, wo der Gatte schwächelnd im Bett liegt - es war kein richtig guter Tag für ihn. Er schaffte nicht so viel, wie er sich vornahm, aber ich finde, er sollte sich über alles freuen, was er schafft ... Heute ist der Gatte mit dem Kochen dran und hat das Essen schon so weit vorbereitet, dass später nur noch der Herd eingeschaltet werden muss. Die Spülmaschine ist noch nicht ausgeräumt, aber ich widerstehe wieder tapfer dem Drang, es selbst zu machen. 

Ich bin ziemlich erledigt vom Tag und falle schnell auf's Sofa. Zum Abendessen gibt's Kohleintopf. Gemeinsames Fernsehen, "Suffragetten: Taten statt Worte". Ich stricke, kann aber kaum die Augen offen halten und verschwinde gleich nach dem Ende des Films ins Bett. Morgen wird ein Vierzehn-Stunden-Tag, was ich gar nicht mag.

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 5. März 2020 stand mir eine OP bevor. Drei Jahre später steht fest, dass ich keine weitere OP mehr brauche, bin ich heilfroh, mich der Hysterektomie, zu der mich viele Ärzte drängten, verweigert zu haben. Am 5. März 2021 war ich noch bei der Horror-Hormon-Tante in Behandlung - zwei Jahre später gelang endlich der Wechsel zu einer vernünftigen Ärztin. Der Gatte und ich hatten Impftermine und bekamen Atteste, die uns als Angehörige der Risikogruppe 2 zur Impfung berechtigten. Wir hatten noch die Hoffnung, Corona würde sich mit der Impfung quasi erledigen. Am 5. März 2022 beschäftigte uns der Ukrainekrieg. Am 5. März 2023 hatten wir plötzlich ein Haus, bereiteten alles für die Bodenverleger vor, während meine Mutter immer mehr Abschied vom Leben nahm. / *Affiliate links 

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