Samstag, 3. August 2024

Samstagsplausch KW 31/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXIX

Endlich mal wieder eine Woche, in der ich mich nicht dauer-erschöpft fühlte! Dem Gatten ging's auch zwei Tage in Folge gut, so dass es für einen Moment fast so war wie früher, nicht wie vor vier Jahren, als der Gatte noch gesund war, aber zumindest so wie vor zwei Jahren, bevor der Gatte einen Schlaganfall hatte. Das war schön! Normalerweise folgen auf einen guten Tag eine Reihe von schlechten.

Ich schaffte es endlich, zur Hausarztpraxis zu fahren, weil ich seit vier Wochen Halsschmerzen und Heiserkeit habe. Zehn Tage war ich deswegen ja schon krankgeschrieben, aber die Beschwerden blieben. Ich hoffte auf einen Abstrich, weil ich auf Streptokokken tippe - aus Erfahrung. Die Infektion verläuft bei mir grundsätzlich ohne die üblichen Symptome, vor allem ohne Fieber, und seitdem ich schon mal ein dreiviertel Jahr damit herumlief, weil der Arzt meinte, es wäre Allergie, bin ich gewahrschaut. Ich hatte auch jedes Mal recht, wenn ich Streptokokken vermutete, und das sollte in meiner Patientenakte stehen.

Allein: Die Ärztin wollte keinen Abstrich machen. Sie wollte sich noch nicht mal den Hals anschauen. Sie kam zu dem Ergebnis, die Beschwerden wären psychisch oder Refluxkrankheit. Dass ich kein Sodbrennen habe, dass die Beschwerden während und nach einer Erkältung auftraten - geschenkt. Dass für die Refluxkrankheit die Beschwerden morgens schlimmer sein müssten als abends, es bei mir aber umgekehrt ist - geschenkt. Meinem Hals geht's morgens blendend. Erst wenn ich spreche, wird es kontinuierlich schlechter, und abends habe ich kaum noch Stimme. Ich hätte eine weitere Krankschreibung bekommen können. Ich will aber keine Krankschreibung, sondern eine Behandlung meiner Beschwerden. Im Büro ist es zwar aktuell so ruhig, dass ich getrost ausfallen könnte, und ein paar Tage zu Hause täten mir gut, aber das behandelt ja nicht die Ursache meiner Beschwerden.

Immerhin bekam ich eine Überweisung zum HNO. Der sagte auch gleich ohne Untersuchung, es sei Refluxkrankheit. Als ich daraufhin ein bisschen eskalierte, ließ er sich dann noch zu einer Untersuchung herab. Schwupps, hatte ich eine Kamera in der Nase. Ergebnis: Stimmbänder und Kehlkopf sind so weit okay, aber stark gerötet und entzündet. Sach bloß. Widerwillig machte er einen Abstrich, dessen Ergebnis ich kommende Woche bekomme, und verwies an den Gastroenterologen, weil: Ganz sicher Refluxkrankheit. Okay, da habe ich ohnehin Ende des Jahres einen Termin zum Tumor-Gucken. Bis dahin versuche ich mit Schmerztabletten und Halstabletten mit Lidocain über die Runden zu kommen, falls ich nicht Recht habe. Andernfalls müsste ich kommende Woche endlich Antibiotika bekommen. 

Die einzige, die der Ansicht ist, dass die Beschwerden nicht psychisch sind, ist die Psychologin. Bevor sie Psychologie studierte, studierte sie Medizin und arbeitet lange als Ärztin. Sie tippt auf Streptokokken oder Pilz-Infektion und bat mich deswegen eindringlich, nach vier Wochen Beschwerden doch noch mal zum Arzt zu gehen, damit ich nichts verschleppe. Nur: Die Ärzte wollen ja nicht, also wird verschleppt. 

Ich kann nicht verstehen, warum es so schwer ist, einen Abstrich zu bekommen. Warum macht man nicht den Abstrich, und wenn der negativ ist, beginnt man mit der Facharzt-Tournee? So beschäftige ich Fachärzte mit etwas, das womöglich nach Abstrich einfach mit Antibiotika geheilt werden könnte. Das kann doch unmöglich billiger sein als ein Abstrich! Den hätte ich auch privat gezahlt. Inzwischen weiß ich, dass es Tests auf Streptokokken in der Apotheke gibt und werde mir beim nächsten Mal dort einen Test holen. Bleibt nur die Frage, was ich mache, wenn der Test positiv ist, denn an Antibiotika komme ich ja nicht ohne Arzt. 

Hier gilt seit mittlerweile 229 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Beim Gatten scheint tatsächlich das eingetroffen zu sein, was die Augenärztin hoffte, nämlich dass sein Auge von selbst besser wird! Kommende Woche sind wir wieder in der Klinik und hoffen, dass sie sein Gefühl bestätigt. Er geht inzwischen wieder selbst im Dunklen sicher, traut sich wieder handwerkliche Arbeiten zu und fuhr sogar schon wieder Auto.

Unabhängig von der Entwicklung seiner Augen hat er seit diesem Monat einen Garagenstellplatz für seinen Wagen. Der steht seit acht Wochen an der Straße, weil ich immer fuhr, und ich fahre lieber mit meinem Karlchen. Wir überlegen schon länger, einen Wagen zu verkaufen, aber ein Auto ist eben auch Unabhängigkeit, ÖPNV gibt es hier quasi nicht, und der Gatte kommt nicht nur aus einer Autofahrer-, sondern aus einer Rennfahrer-Familie. Mein Karlchen möchte ich nicht missen, wenngleich es zu klein für Baumarkteinkäufe und Urlaubsgepäck ist, weswegen der Gatte seinen Wagen nicht missen möchte. Überlegungen des Gatten sind auch ein eBike, ein eRoller und ein Opel Rock. Der könnte sogar im Vorgarten parken und an einer Außensteckdose aufgeladen werden, denn er braucht keine Ladesäule. Das alles löst aber nicht die Baumarkt- und Urlaubsproblematik. Nun, wir werden sehen. 

Donnerstag waren wir bei "Live an Teich", eine der sommerlichen Umsonst-und-draußen-Veranstaltungen hier im Dorf. Da treten erst Gruppen aus Musik- und Theaterschule auf und dann Coverbands oder "Kleinkünstler". Gezahlt wird bei Hutkasse. Ein Sportverein verkauft Grillwurst und Pommes, zwei Gastronomen haben Stände mit alkoholischen Getränken (okay, alkoholfreie gibt's auch, aber wer will das?!) Ich wollte eigentlich mit der Sandkasten-Freundin hin, aber der Gatte bat, mitkommen zu dürfen. Zu meiner Überraschung erlebte ich einen völlig entspannten Mann, charmant und lustig, nicht überfordert, gut zu Fuß und nicht aggressiv. Eine schöne Abwechslung! Als er auf dem Rückweg dann auch noch einen Teddy aus einer Zu-verschenken-Kiste retten konnte, war der Mann mehr als glücklich! Teddy sitzt jetzt im Treppenhaus und wartet auf die Badeferien. 

Was ich dem Gatten schon länger sage, trifft wohl wirklich zu: Es tut ihm einfach gut, mal andere Menschen zu sehen als Ärzte und mich. Er vermisst seine alte Sportgruppe, hat aber keine Lust, sich hier eine neue zu suchen oder sich irgendeinem Verein anzuschließen. Dabei tut es ihm einfach nicht gut, ständig im eigenen Saft zu schmoren. Er braucht Impulse von außen.

Ich liebe die Herbstanemonen.

Unabhängig davon, dass es dem Gatten gut tun würde, unter Leute zu kommen, erbrachten wir wieder viel Zeit zusammen im Garten, saßen so lange wie möglich draußen. Sonntag konnten wir sehen, wie Amseln ihre Jungvögel fütterten - so entzückend! Und vorgestern entdeckten wir Fledermäuse! 

Donnerstag war das Simchat-Tora-Pogrom 300 Tage her. Es ist unglaublich, dass noch immer über 100 Männer, Frauen und Kinder Geiseln der Hamas sind! Bring them home now gilt weiterhin. Der Ukraine-Krieg dauert auch schon fast 900 Tage ... 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Beide freuten sich über die Fotos aus dem Dänemark-Urlaub und von ihren Geburtstagen, die ich endlich schaffte ihnen zu schicken. Der Gatte schaffte es sogar, mit seiner Mutter zu telefonieren, ohne dass sich beide in die Haare bekamen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen sowie den aktuellen Stand beim Einbau unserer neuen Küche berichte ich in der Kombüse

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