Sonntag, 25. August 2024

Samstagsplausch KW 34/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXII

Natürlich kamen die beiden jungen Männer, die heute früh meinen Kleiderschrank zusammenbauen wollten und in den kommenden Wochen mit ihrem mobilen Hausmeisterservice weitere Arbeiten erledigen sollten, nicht! Sie sagten anderthalb Stunden vorher ab. Ich war ja von Anfang an misstrauisch, denn das hörte sich einfach alles zu gut an, um wahr zu sein. 

Also stand ich umsonst auf einem Sonntag um sechs Uhr auf, räumte den provisorisch aufgebauten Kleiderschrank wieder ein - ich habe ja auch sonst nichts zu tun - und suche weiter über myHammer und TaskRabbit nach einem Handwerker. Die örtlichen Hausmeisterservices sind entweder seit Monaten ausgebucht oder haben kein Interesse an so "kleinen" Aufgaben wie der ellenlange Liste, die bei uns abgearbeitet werden müsste.   

Generell reichte auch diese Woche mal wieder locker für mehrere. Dem Gatten geht es weiterhin den Umständen entsprechend gut, was für mich eine große Erleichterung ist. Der Schwindel wird durch Bewegung besser, und Bewegung hat er reichlich. Das wechselhafte Wetter macht ihm sehr zu schaffen, aber er hält sich tapfer. Er versucht, mir so viel wie möglich abzunehmen, was sehr angenehm ist. Aber wie immer, wenn ich etwas loslassen kann, merke ich meine Erschöpfung. Ich habe seit zwei Tagen Migräne und könnte nur noch schlafen - nur nachts nicht. Da schrecke ich alle zwei Stunden hoch. Und ich wünschte, ich könnte mich darauf verlassen, dass der Zustand des Gatten stabil bleibt, dass nicht gerade irgendwo die nächste Katastrophe Anlauf nimmt. Es wäre schön, wenn das diesmal nicht so ist, aber die Erfahrung sagt etwas anderes. Immerhin: Diese Woche schaffte es der Gatte, jeden Tag seine Tabletten zu nehmen! Ich muss ihn allerdings immer noch daran erinnern, aber er denkt gelegentlich auch selbst daran, hatte sie schon genommen, bevor ich erinnerte.

Stricken geht immer, auch mit Bruschetta.

Diese Woche war ich zum ersten Mal beim monatlichen Stricktreffen - nur kurz, denn der Gatte bat darum, dass ich zum Abendessen zu Hause bin. Das macht er nur, wenn es ihm nicht richtig gut geht, und seinen Wunsch respektiere ich. Das Stricktreffen war eine nette Abwechslung, und eine der Frauen traf ich zwei Tage später im Zug nach Hamburg wieder. 

Zum Ende der Woche fühlte der Gatte sich fitter, konnte ich mich "open end" mit den beiden Sandkastenfreundinnen treffen - endlich mal wieder, nach anderthalb Jahren. Wir wollen uns gerne öfter sehen, aber das Leben ... Vielleicht klappt es im November zum Waffelessen bei uns. Das Waffeleisen samt Stecker tauchte schon auf, aber der Esstisch ist noch nicht richtig nutzbar. 

Den Esstisch muss ich aber dringend heute noch nutzbar machen, denn der Termin für die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst steht, und mit der Mitarbeiterin müssen wir ja irgendwo sitzen. Obwohl: Als sie hier war, um meine Mutter zu begutachten, saß sie auch auf der Couch. Egal, ich möchte wieder einen Esstisch haben! Langsam ist das Wetter zu instabil, um draußen zu essen. 

Eigentlich wollten wir diese Woche auch zum letzten Open-Air-Konzert, aber wir waren beide von den Wetterwechseln total fertig und entschieden uns, zu Hause zu bleiben. 

Hier gilt seit mittlerweile 232 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Schwiegermutter geht's gut. Sie hatte selbst auch schon daran gedacht, Weihnachten zur Tante zu fahren. Mal schauen, was die beiden Damen planen, wenn Tante in den nächsten Wochen hier ist. Mit meiner Kollegin habe ich mich schon abgesprochen, so dass Urlaub möglich ist. Ansonsten hat sich Schwiegermutter mit allen Damen, mit denen sie sich in der Seniorenwohnanlage anfreundete, überworfen. Sie kennt die Gründe: Wenn es nicht nach ihrer Nase geht, wird sie extrem unleidlich, und sie verweigert ihre Hörgeräte, kann also nicht mehr an Unterhaltungen teilnehmen, nimmt kaum noch etwas außerhalb ihrer engen Wahrnehmung auf. Obwohl sie die Gründe kennt und benennt, ändert sie nichts. Unterhaltungen mit ihr sind extrem anstrengend und werden von Mal zu Mal schwieriger.

Diese Woche kam zum vorerst letzten Mal der Sperrmüll und nahm alles mit, was wir an die Straße stellten. Lachen mussten wir am nächsten Tag: Der überrechte Nachbar, aus gutem Grund vom Gatten auch "Blockwart" genannt, stellte seine Sachen daneben, und sie wurden nicht abgeholt, da nicht angemeldet! Ich wunderte mich schon, als ich spät abends einen Plattenwagen hörte, mit dem offensichtlich Sachen an die Straße geschoben wurden. Wir sind gespannt, wie lange die Sachen an der Straße stehen bleiben - der nächste Sperrmüll-Termin ist in vier Wochen, aber ohne Anmeldung wird auch dann nichts mitgenommen. Der Gatte überlegt, das Ordnungsamt anzurufen. So sehr schätzt er den Nachbarn. 

Diese Woche kauften wir zwei Schüttraummeter Holz und sind gespannt, wie lange wir damit auskommen. Der Holzkauf gestaltete sich mal wieder schwieriger als gedacht, aber dann fanden wir einen jungen Mann, der Wald hat und sich damit etwas dazu verdient. Er hätte uns das Holz gerne auch geliefert, kam extra vorbei, um zu gucken, dass es mit seinem Hänger auch passt - leider nicht. Das Haus steht halt nicht an der Straße, und sein Hänger ist breiter als die der Nachbarn. Jetzt hat er uns das Holz auf seinem Grundstück bereit gestellt, und wir holen immer welches ab, wenn es gerade passt. Die Fahrt dauert 15 Minuten und ist recht abenteuerlich - wir sollten das Holz tunlichst vor dem ersten Schnee bei uns haben. Ich weiß noch nicht so genau, wo wir es lagern, denn im Holzregal bekommen wir nur knapp einen Raummeter unter. Zum Glück ist das Gartenhaus leer, denn wir verkauften weitere leere Umzugskartons, die dort eingestellt waren. 

Seit heute Mittag wird bei den linken Nachbarn Kindergeburtstag gefeiert - was für ein Unterschied zu Hamburg! Ja, es ist laut. Ja, es fliegen Bälle in unseren Garten. Aber dennoch ist der Ton freundlicher, zugewandter. Die Väter kümmern sich um die Bespaßung der Brut, die Mütter kümmern sich um Prosecco und Pommes - ersteres hoffentlich nicht für die lieben Kleinen. Das Nachbarskind ist entzückend, das merkte ich schon öfter. Die meisten Kinder hier sind wirklich sehr gut erzogen - ein Unterschied zu Hamburg.

2 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,
    hattet ihr schon mit Alex-hilft.de Kontakt für eure kleineren handwerklichen Tätigkeiten?
    Ich hatte ihn vor Jahren mal mit was Kleinem beauftragt. Das hat er gut und schnell gemacht.
    Müsstest nur schauen ob ihr noch in seinem Einzugsgebiet seid. Aber selbst wenn nicht, vielleicht hat er eine Empfehlung für euch.

    LG
    Martha

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  2. Danke für den Tipp! Ich habe ihn angeschrieben, war ein sehr netter Kontakt. Die Wunder-Jungs meldete sich aber auch, kamen vorbei und machen einen sehr netten Eindruck. Wir werden erstmal bei denen bleiben.

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.