Freitag, 15. September 2023

#12von12 im September 2023

Caro von "Draußen nur Kännchen" sammelt jeden Monat am 12. des Monats 12 Impressionen des Tages - vielen Dank dafür! 

#1: Balkonblick. Auch wenn ich die Fensterblicke im alt-neuen Haus sehr mag, werde ich den Balkonblick und vor allem die Eichhörnchen, die fast bis auf den Balkon kommen, vermissen.

#2: Der laszive Kissen-Hase darf liegenbleiben. Leichtfuß-Hase, Schäfchen und Schnuffi II kommen mit.

Heute ist Dienstag, und ich fahre in einer langen Mittagspause aus dem Büro auf die Baustelle. Morgen Vormittag habe ich einen Termin in der lindgrünen Hölle. Da ist es entspannter, vom alt-neuen Haus zu starten als durch den Elbtunnel zu fahren, denn wenn ich einen Termin einhalten muss, brennt garantiert ein Lkw oder bricht aus anderen Gründen der Verkehr zusammen. Ich habe heute Glück und brauche am frühen Nachmittag keine 45 Minuten - die übliche Fahrzeit, komplett staufrei. Das ist selten.

#3: Heute mal mit der S-Bahn ins Büro. Die Bahn bleibt natürlich nicht so leer.

#4: Warten auf die Kollegin, die zur Besprechung den Kaffee mitbringt.

#5: Das wird sich auch nicht mehr ändern.
#6: Da versteckt sich ein Hase.

#7: Der Gatte kämpft mit dem Treppenpodest, das nicht richtig auf die Kellertreppe passt.

#8: Das Treppenpodest braucht er, um Lampen zu montieren, damit auch die Kellertreppe ausgeleuchtet ist. Aktuell ist es sehr funzelig.

#9: Vorbereitungen für's Abendessen. Es gibt Bangers and mash with onion gravy.

#10: Ich lese gerade "Gefilte Fisch*" von Max Fürst über seine Jugend in Königsberg und kann mir zwei Begriffe nicht herleiten. Google hilft leider nicht. 

#11: Der tägliche Kampf gegen die Kohlenhydrate.

#12: Vor dem Einschlafen noch etwas lesen*.

Das Rezept zum Tag ist verlinkt. Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 12. September 2020 war unser Dänemark-Urlaub zu Ende, war der Gatte noch gesund. Am 12. September 2021 machten wir den ersten Urlaub seit Erkrankung des Gatten und waren im gleichen Ferienhaus wie im Vorjahr. Am 12. September 2022 waren wir zum letzten Mal auf Mallorca. Weitere Urlaube dort wird es nicht geben; der Gatte verträgt das Klima nicht mehr. / *Affiliate link

Samstag, 9. September 2023

Samstagsplausch KW 36/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXXXII

Auf der Baustelle geht's langsam vorwärts. Sorgen macht uns weiterhin der Gärtner, der seit vier Wochen fertig sein sollte und ausgesprochen unverlässlich ist (Dienstag schrieb ich mehr dazu). Vorgestern versetzte er uns, gestern war er aber tatsächlich da und stellte das Häuschen fertig - rechtzeitig, bevor es kommende Woche regnet. "Am Wochenende können Sie es einräumen", sagte er. Schön wäre es. Zum einen muss ich es erst streichen, zum anderen liegen diverse Müllhaufen im Weg. Montag will er angeblich den Müll entsorgen und dann bis zum kommenden Montag alle Arbeiten beendet haben. Wir sind gespannt, zumal es ab Dienstag wieder regnen soll, und der Gärtner bei Regen nicht arbeitet.  

Das Streichen des Hauses und der Zaunelemente steht also bald an und wird ein Problem: Die Teile hätten gestrichen werden müssen, bevor sie verbaut wurden. So können wir jetzt nur noch die Seiten streichen, die zu uns zeigen, nicht die Rückseiten. Dazu müsste ich in den Nachbargarten. Lässt sich nicht ändern. Hätte geändert werden können, wenn der Gärtner alle Zaunelemente auf einmal geliefert hätte. Natürlich hätten wir ihn auch mit dem Streichen beauftragen können, aber er ist jetzt schon Wochen im Verzug (bei der Erfahrung, die er angeblich im Aufbau von Gartenhäusern hat, hätte er auch selbst darauf kommen können, dass die Elemente vorher gestrichen werden müssen). Jetzt wollen wir das Projekt nur noch vorm Winter irgendwie zu Ende bringen, haben den Auftrag auch schon verkleinert. 

Dadurch, dass der Gärtner keine weiteren Aufträge bekommen wird und weil wir einen Winterdienst brauchen, telefoniere ich mich gerade quer durch Gartenbaubetriebe und Hausmeisterservices im Landkreis. Das ist mühsam. Bislang erreichte ich nur Anrufbeantworter und bekam keinen Rückruf. In den kommenden beiden Wochen habe ich dafür eigentlich keine Zeit, aber nützt ja nichts. 

Wir haben einen Termin mit dem Dachdecker wegen ein paar Kleinigkeiten (hoffentlich bleibt es bei Kleinigkeiten) und der Fliesenleger-Termin ist avisiert. Der Kaminbauer, den der Heizungsbauer empfahl, war da und gab sein Okay zum Kamineinbau. Ich muss nur ein Holzpaneel entfernen. Kommende Woche suchen wir uns einen Kamin aus, und dann habe ich den Spaß, Heizungsbauer (Abbau des Kohleofens) und Kaminbauer (Einbau des Kaminofens) zu koordinieren. Yeah. Oder so. Beide Firmen sind sich nämlich noch nicht einig, wer für den Abbau des alten Kohleofens zuständig ist. 

Der neue Brenner arbeitet. Wir hatten die ganze Woche heißes Wasser. 

Kommende Woche kommt ein Kammerjäger wegen eines Wespennests vor dem Schlafzimmerfenster. Wenn das entfernt ist, kann ich die Holzfliesen auf dem Balkon verlegen. Ich habe mich erst jetzt um das Nest gekümmert, weil sich die Wespen und ich bislang arrangierten. Nur seit letztem Wochenende kommen sie ins Schlafzimmer. Die Biester sind außerdem nachtaktiv. Meine Schlafstörungen sind hilfreich: Ich kann nachts auf Wespenjagd gehen ...    

Auch wir kamen im Haus weiter: Im Gäste-WC hängt endlich ein Spiegelschrank. Der Gatte ist glücklich, weil er sich rasieren kann. Für das Badezimmer baute der Gatte zwei Unterschränke zusammen. Das Bad gefällt uns immer mehr. Die Schränke müssen noch angepasst werden, um den Pfusch der Baubrigade auszugleichen. Die Montage der Oberschränke wird schwieriger. Sie sind einerseits sehr schwer, und andererseits muss der Gatte erst die Elektroinstallationen vornehmen. 

Ich habe versucht, das Apfelbaum- und das Vorgartenbeet freizulegen, bin aber noch nicht fertig, weil das geeignete Werkzeug fehlt. Es ist in dem Haufen, der eigentlich schon seit vier Wochen im Gartenhaus eingeräumt sein sollte. Ich weiß jetzt aber, dass die Grünabfall-Abholung mit Schnüren funktioniert. Das sind teuer bezahlte Bindfäden, die man um Äste und alles, was nicht in Papiersäcke passt, wickelt. Wir waren skeptisch, dass das klappt, aber drei Bündel Äste wurden mitgenommen.

Ich habe die PVC-Fliesen im Keller verlegt und bin bis auf eine paar Frickel-Ecken fertig. Vielleicht schaffe ich die heute, bevor es ungeplant wieder nach Hamburg zurückgeht, weil der Gatte sich bei seinen Medikamenten verschätzte, Nachschub braucht. Einiges muss ich auch mit Montagekleber nacharbeiten, denn die PVC-Fliesen kleben schlecht. Durch die viele Zeit, die ich im Keller verbrachte, fiel mir einiges auf. Ich fürchte, das Abwasser-Fallrohr rostet. Darauf sollte mal ein Klempner einen Blick werfen, bevor wir in dem Kellerteil den Vorratskeller einrichten. Andererseits sieht das rostige Teil schon seit Jahren so aus ... Ich sprach meine Mutter öfter darauf an, aber es kam nur ihre Standardantwort: "Das interessiert mich nicht. Das könnt ihr alles von meinem Erbe reparieren lassen." Nun denn.  

Ich habe geprüft, ob ausreichend Fliesen für den Spiegel in der Küche geliefert wurden - erfreulicherweise habe ich mich nicht vermessen. Durch die Neugestaltung der Küche brauchen wir auch nicht mehr die ganze Fläche, die der alle Fliesenspiegel einnahm, lassen aber dennoch die gesamte Fläche fliesen, falls wir die Planung ändern müssen.

Ansonsten war ich hauptsächlich mit Aufräumen und Putzen beschäftigt, versuchte, das allgegenwärtige Baustellen-Chaos etwas zu bändigen.   

Vor dem Rathaus der lindgrünen Hölle steht ein Backenzahn, und er sprüht Wasser ... 

Hier gilt seit mittlerweile 182 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weiterhin gibt es im Umfeld reichlich Infektionen. Ich muss mich wohl oder über daran gewöhnen, wieder häufiger Maske zu tragen, um weder den Gatten noch Schwiegermutter oder Tante zu gefährden. Deutschland setzt ja weiterhin auf Eugenik, wenn's um vulnerable Gruppen geht, während in den Nachbarländern wieder Masken und Impfungen propagiert werden. Immerhin: Der Gatte wurde von seiner Hausärztin schon auf die Corona-Impfung angesprochen, Er wird sich aber nicht impfen lassen. Jede Impfung setzt ihn eine Woche außer Gefecht mit hohem Fieber und neurologischen Ausfallerscheinungen (Corona ist ja keine reine Atemwegserkrankung). Heißt für mich, wieder mehr Maske, weniger Kontakte und selbstverständlich die inzwischen sechste Impfung, um damit auch den Gatten zu schützen. 

Ab Montag werde ich wieder arbeiten, bin aber unsicher, ob das eine gute Idee ist. Immerhin hatte ich zwei Tage ohne Schwindel oder Panik, fallen mir nicht mehr ständig die Augen zu, sind die Herzschmerzen seltener geworden. Die Nächte sind aber weiterhin schlaflos. Meine Hausärztin würde mich ja gnadenlos bis zum Reha-Beginn Mitte / Ende Februar krankschreiben, aber das halte ich für keine gute Idee. Ich möchte mein Projekt nicht verlieren, die Struktur und die Kolleginnen fehlen mir. Sollte ich aber keinen ganzen Arbeitstag durchstehen, muss ich weiterhin kürzertreten. Die kommenden beiden Wochen werden zudem hektisch mit ständigem Pendeln. Das strengt zusätzlich an. 

Da wir in dieser Woche fast komplett auf der Baustelle waren, saß ich abends oft lange auf der Terrasse und guckte in den sternenklaren Himmel. Ich mag diese Tage, an denen noch die Hitze des Sommers spürbar, der Herbst aber schon ahnbar ist (davon abgesehen, dass es viel zu warm für September ist). Eigentlich wollten wir im Büsenbachtal spazieren gehen, der Gatte nahm sogar extra seine Wanderschuhe mit, aber dafür war's zu heiß. Er schaffte es aber schon wieder, zu Fuß ins Dorf zu laufen, wenngleich der Rückweg manches Mal zu lang wurde. Mir fiel der Weg diese Woche manches Mal auch schwer, weswegen ich mich automatisch fragte, ob meine Herzbeschwerden wirklich psychosomatisch sind. Nun, die Zeit wird es zeigen.

Als ich unlängst mit Mudderns Apfelbaum-Freundin wegen der Abholung der Äpfel sprach, sagte sie, das Haus wäre licht und hell geworden (sie war da, um eine Postkarte mit ihrer Telefonnummer vorbeizubringen, und man kann uns in die Fenster gucken). Wenn wir in der Wohnung sind, fällt uns seit einiger Zeit auch immer wieder auf, wie dunkel unsere Wohnung im Vergleich zum Haus ist. Früher war das Haus dunkler: Teakmöbel, dunkle Holzpaneele, dunkle Teppiche, Gardinenschichten - es kam kaum Licht rein. Eine der besten Entscheidungen war es, das Treppenhaus weiß zu streichen. Das macht so viel aus! 

Wir haben eine Umzugswoche festgelegt, um ein Ziel zu haben, auf das wir hinarbeiten. Ich bezweifle allerdings, dass wir es schaffen werden ... Aber das Pendeln zwischen zwei Wohnsitzen übersteigt nach einem Jahr einfach unsere Kräfte. Wir brauchen eine Perspektive, dass sich das irgendwann mal ändert. 

Ansonsten habe ich weiterhin Spaß mit Mudderns zweiter Bank, der Bank, die gesetzeswidrig auf einen Erbschein besteht. Die Bank will jetzt außerdem monatlich eine Unterschriftenprobe und schafft die Umstellung auf's Online-Banking nicht. Außerdem ist die Bank der Ansicht, ich wäre meine Mutter und hätte meinen Namen geändert. Dafür soll ich jetzt auch Nachweise vorlegen. Einmal mit Profis ... Aber im Gebührenkassieren ist die Bank ganz groß.

Schwiegermutter geht's gut. Der Gatte, der ja vor einem Jahr Eiscafés für sich entdeckte, lud sie für morgen zum Eisessen ein. In Hamburg ist das zwar schwieriger als in der lindgrünen Hölle, wo wir vier Eisdielen in Laufnähe haben, aber er beschloss, dass sie sich notfalls mit einer Eistüte auf irgendein Mäuerchen setzen - sofern eines frei ist ... Ansonsten ist Schwiegermutter aufgeregt, weil sie als Probandin für eine klinische Studie zu ihrer Augenerkrankung ausgewählt wurde und dafür kommende Woche zum ersten Mal in die Klinik muss. Leider kann sie niemand von uns begleiten. Ziel der Behandlung ist es, ihre fortschreitende Erblindung zu stoppen. Bislang wird diese Erkrankung in Deutschland nicht behandelt, schon gar nicht bei alten Menschen. In der Studie wird eine amerikanische Behandlungsform getestet.  

Tante war aufgrund ihrer Schmerzen im Krankenhaus. Eigentlich hat sie kommende Woche ihren OP-Termin, aber gerade habe ich den Eindruck, sie wird ihn nicht wahrnehmen. Ich habe ihr diese Woche Fotos vom Gatten-Geburtstag geschickt und hoffe, sie freut sich darüber. Es ist so schade, dass die Zeiten, in denen sie dabei sein konnte, vorbei sind! Nun, machen wir das Beste aus der jetzigen Zeit. Nützt ja nix. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Dienstag, 5. September 2023

#WMDEDGT 09/23: Herbst-Veilchen

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Die Nacht ist unruhig. Eigentlich sollte es mir langsam besser gehen, aber die Schlafstörungen sind hartnäckig. So werde ich weit vorm Radiowecker wach, döse und höre Radio. Kurz denke ich, die Müllabfuhr zu hören, aber das wird sich als Irrtum herausstellen. Aufstehen und vor lauter Verspannungen kaum in den aufrechten Gang kommen.

Um halb acht wecke ich den Gatten und setze Kaffee auf. Beim Kaffeetrinken sinnieren wir darüber, was wir mit dem Garten machen. Der Gärtner ist nicht mehr erreichbar. Gestern haben wir ihm eine Frist gesetzt, die angefangenen Arbeiten zu beenden, aber darauf reagiert er nicht. Zum Arbeiten kam er seit zwei Tagen nicht mehr, und auch heute, den dritten Tag, wird er nicht kommen. Der Garten ist eine Müllhalde. Die Müllhaufen hätten schon seit gut acht Wochen weg sein sollen. Mittlerweile sind sie mit Gras überwuchert. Das Gartenhaus ist halb fertig, aber wir haben keinen Überblick, ob der Gärtner überhaupt alle Teile lieferte. Sein Werkzeug steht und liegt herum, ebenso sein Müll (Kippen, Pfandflaschen, Brottüten), bunt gemischt mit unserem Werkzeug, das er einfach nutzte (und zum Teil zerbrach). Der Blick in den Garten macht depressiv und wütend. Wir überlegen, ob wir jetzt schon einen neuen Gärtner suchen, um wenigstens das Gartenhaus winterfest zu bekommen, aber der Gatte schlägt vor, noch eine Woche zuzuwarten. Bis dahin haben wir mit Glück in dem Chaos den Bauplan gefunden (oder einen vom Hersteller bekommen) und einen Überblick, ob alle Teile für den Bau des Gartenhauses da sind, wir es selbst fertigstellen können. Und dann müssen wir uns um die Rückzahlung der Anzahlung kümmern, denn es sind ja nicht alle vorausbezahlten Materialien geliefert worden bzw. Dienstleistungen erfolgt. Das wird ein Spaß!

Der Gatte trabt zum Brötchenholen. Bei der Rückkehr stellt er fest: "Früher hätte ich auf dem Weg mindestens zwei Zigaretten geraucht!" Er ist jetzt in der fünften Woche zigarettenfrei und zurecht stolz darauf. Aber es fällt ihm noch oft schwer. Er ist überzeugt, dass er es diesmal schafft. Ich wünsche es ihm.

Während des Frühstücks meldet sich das Büro des Dachdeckers, bei dem ich gestern anfragte. Man ist nicht grundsätzlich abgeneigt, einen kleinen Auftrag zu übernehmen. Das ist erfreulich, denn wie bei allen Gewerken gilt auch hier: Am liebsten nur Neubau / Großaufträge. Wir brauchen aber nur gereinigte Dachrinnen, ein neues Fallrohr und Trittstufen für den Kaminkehrer. Ich soll Fotos mailen, weil: "Dann können die Jungs sich das schon vorher angucken und vielleicht schnell erledigen, wenn sie vor Ort sind." Sicherheitshalber setzt die Telefondame hinzu, ich müsse nicht aufs Dach klettern: "Es reicht, wenn Sie den Schornstein von unten fotografieren." Soll sein. 

Nach dem Frühstück wasche ich ab, zum ersten Mal heute. Als ich das Handtuch weghänge, zucke ich kurz zusammen: Es riecht nach meiner Mutter. 

Der Gatte geht in den ersten Stock, um sich um die Badezimmerschränke zu kümmern, während ich in den Keller gehe, um alles für die Verlegung der PVC-Fliesen vorzubereiten. Nachdem der Boden so gut wie möglich gesäubert und die Grundierung aufgetragen ist, geht's in den Garten. Morgen werden Grünabfälle abgeholt, und da will ich schauen, dass ich das Apfelbaumbeet und den Vorgarten Gierschfrei bekomme. Außerdem gingen ja leider Schneeball und Magnolie ein, und da will ich so viel wie möglich zurückschneiden. Eigentlich sollte sie der Gärtner ausgraben, das wird ja aber nun nichts, und bis ein neuer Gärtner gefunden ist, soll's einigermaßen ordentlich aussehen. Im Oktober will ich außerdem Hasenglöckchen setzen, und auch dafür muss die Fläche frei sein. Ich komme gut voran und bin entgeistert, wie trocken die Erde ist. Das war unter dem ganzen Giersch und Gestrüpp nicht zu sehen. Ich freue mich, als ich zwischen Giersch und Gestrüpp ein Herbst-Veilchen entdecke. Das muss meine Mutter noch gesetzt haben, vor Jahren, als sie Zimmerpflanzen noch in den Garten setzte, nicht einfach nur die Töpfe in die Beete warf.  

Ein Herbst-Veilchen, das meine Mutter pflanzte.

Pause mit dem Gatten, der auch gut vorankommt, aber flucht, weil jeder Unterschrank angepasst werden muss. Die Waschbecken scheinen keine EU-Norm zu haben ...

Wir gucken in den Garten und denken daran, dass es im letzten Jahre ein permanentes "Plopp" als Hintergrundgeräusch gab: Der Apfelbaum trug so stark und warf quasi im Minutentakt Äpfel ab. In diesem Jahr trägt er nach kräftigem Rückschnitt nicht so viel, dafür können wir jetzt die ersten großen Früchte ernten - könnten, denn dafür müssten wir über die Müllberge klettern. 

Wir reden wieder über den Gärtner, beschließen eine Anzeige, wenn er sich nicht meldet und die Arbeiten nicht beendet. Ich schicke ihm eine weitere Nachricht, und diesmal reagiert er, schreibt, wann er die Arbeiten beenden will. Wir sind gespannt. Das wäre ja nicht der erste Zeitplan, den er nicht einhält. Ich morse den Bekannten an, der den Gärtner empfahl, ein ehemaliger Mitarbeiter ist. Er ist entsetzt über meine Schilderung. Vor zwei Jahren hatte der Gärtner noch vier Mitarbeiter, jetzt arbeitet er alleine. Inzwischen weiß ich: Alle Angaben auf seiner Homepage stimmen nicht mehr, und die letzten Referenzbilder stammen aus 2021. Dann muss er irgendwie falsch abgebogen sein. Wir beschließen, eine Firma für den Winterdienst zu beauftragen. Das wollten wir letzten Winter schon machen, vergaßen es aber. Morgen kümmere ich mich darum. Zum Glück weiß ich schon, welche Firma es werden wird - sofern die Firma will.

Wieder zurück zum Heimwerken: Ich gucke, ob die Grundierung trocken ist. Ist sie, also verlege ich den ersten Quadratmeter. Mit Blick auf die Uhr beschließe ich, im Vorgarten weiterzumachen, damit bis zum Abend alle Grünabfälle an der Straße stehen. Eine Nachbarin brachte die geleerte Biotonne mit, die ekelhaft stinkt und gesäubert werden muss. Normalerweise würde ich das im Garten mit dem Schlauch machen, aber der ist unter dem Müll verborgen. An die Nachteile der Biotonne wie Gestank und Maden muss ich mich erst gewöhnen.

Der Gatte erinnert daran, dass wir noch einkaufen müssen. Also kurz umziehen und zum Auto, denn angesichts der Temperaturen und der Aktivitäten, die der Gatte heute schon leistete, möchte ich ihm den Fußweg ersparen, um ihn nicht zu überanstrengen. Der Gatte besteht auf den Besuch im Eiscafé, also gibt es Banana Split statt Tee und Kuchen. Im Eiscafé sprechen wir wieder über den plötzlichen Tod unseres Zahnarztes, von dem ich am Freitag erfuhr. Wir sind beide noch immer fassungslos. 

Wieder zu Hause, arbeite ich weiter im Vorgarten, unterbrochen vom Anruf des Kammerjägers, der ein Wespennest entfernen soll. Laut Versicherung soll das binnen 24 Stunden geschehen. Der Kammerjäger kommt nächsten Dienstag. Bis dahin muss ich mich mit den Wespen im Schlafzimmer arrangieren, aber da ich nachts eh nicht schlafe, kann ich auch Wespen erlegen.

Kurz vor 18 Uhr beschließen wir, dass es für heute reicht und lassen den Abend auf der Terrasse ausklingen. Zwischendrin bestelle ich noch das Essen für Donnerstag und Freitag beim Schlachter und schicke die gewünschten Fotos samt Aufgabebeschreibung an den Dachdecker. 

Zum Abendessen grillt der Gatte Rumpsteaks. Ich steure Ofen-Kartoffeln bei. Bis nach Einbruch der Dunkelheit auf der Terrasse sitzen, Ruhe, Abendhimmel und Sternenhimmel genießen, dann früh ins Bett. Vorm Einschlafen lese* ich noch etwas. Bewegung und fehlender Tagesschlaf sollten mir zu Nachtschlaf verhelfen, aber das wird vermutlich wieder nichts. Der Gatte überlegte heute, wann ich das letzte Mal nicht müde oder erschöpft aussah. Er kam auf den letzten Dänemark-Urlaub. Der war vor zwei Jahren.

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 5. September 2020 urlaubten wir in Dänemark, waren auf der Suche nach Kreuzkümmel, war der Gatte noch gesund. Am 5. September 2021 waren der inzwischen kranke Gatte und ich zum ersten Mal seit seiner Erkrankung im Urlaub und ruhten uns am ersten Urlaubstag nach einer anstrengenden Anreise aus. Am 5. September 2022 bereiteten wir uns auf die juristische Übernahme des alt-neuen Hauses vor. / *Affiliate link  

Samstag, 2. September 2023

Samstagsplausch KW 35/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXXXI

Sonnabend waren wir im Kino und konnten tatsächlich "Rehragout-Rendezvous*" ganz sehen - der Gatte hielt durch! Es geht ihm aktuell ohnehin besser, eine Erleichterung!

Sonntag kam Schwiegermutter zum ersten Mal mit dem ÖPNV zu uns und fand es so einfach, dass sie beschloss, sie käme öfter. Yippieh. Oder so. Jedenfalls sprach sie mit dem Gatten und befand, er müsse mich entlasten. Das fand ich sehr lieb, und der Gatte nahm sich das wirklich zu Herzen. Schwiegermutter will mich auch entlasten, sich ein paar Tage im Hotel einmieten und helfen, zum Beispiel beim Zäunestreichen. Auch das ist sehr lieb, aber wir sind uns noch nicht sicher, ob es nicht mehr Belastung als Entlastung bringt. Sicher ist, dass Schwiegermutter versucht, ihre Vorstellungen   durchzusetzen, und dagegen an zu gehen, kostet einfach Kraft. So entschied sie schon die Gestaltung des Vorgartens: Die Mülltonnen brauchen einen neuen Platz, die Bank muss woanders hin, neben die Haustür müssen die beiden Terracotta-Kübel von ihrem Balkon, zudem fehlt neben der Haustür ein Griff. Ja, nee, is klaa. 

Nach der Baustellenbesichtigung waren wir im Büsenbachtal, zehn Autominuten vom alt-neuen Haus entfernt. Angesichts der Heideblüte waren Himmel und Menschen unterwegs, ging man im Pulk spazieren, waren Parkplätze und Lokalitäten total überfüllt, aber es war trotzdem nett. Überraschenderweise wäre der Gatte gerne noch länger spazierengegangen - in den letzten Wochen schaffte er ja noch nicht mal mehr den Weg ins Dorf und zurück, selbst nicht mit Pausen. Diesmal war es Schwiegermutter, die nicht viel laufen wollte, leider. Der Gatte hat inzwischen seine Wanderschuhe im alt-neuen Haus deponiert, damit wir öfter spazierengehen können. Ins Büsenbachtal kämen wir sogar problemlos mit dem Zug. 

Im Büsenbachtal auf dem Höhepunkt der Heideblüte.

In dieser Woche war ich weiterhin krankgeschrieben, und das wird auch kommende Woche noch so sein. Ich habe so heftige Verspannungen, dass phasenweise ein Herzinfarkt im Raume stand. Den Verspannungen wird jetzt mit Spritzen und Wärme zu Leibe gerückt. Dusseligerweise bleiben die Herzbeschwerden. Dazu kommt noch eine Entzündung, die auch eine Bakterieninfektion sein kann, aber das ist noch nicht so ganz klar, weswegen ich erstmal keine Antibiotika bekomme, sondern zwei Wochen abwarten soll. Es kann auch der bösartige Tumor sein, nach dem vor zwei Jahren vergeblich gesucht wurde. Yippieh. Oder so. Ich bin immer noch sehr erschöpft, schlafe nur selten eine Nacht durch und muss mich tagsüber hinlegen, wenn es geht, und die Konzentration fehlt auch sehr oft. Ich bin froh, wenn ich ein paar Maschen stricken kann, aber dafür reicht selten die Kraft.

Wegen der Entzündung, wenn es denn eine ist, musste ich außerplanmäßig zum Zahnarzt und erfuhr, dass er vor zehn Tagen verstarb! Der Gatte und ich sind noch immer fassungslos. Ich bin in der Praxis seit Eröffnung vor 35 Jahren in Behandlung, der Gatte seit fast 20 Jahren. Wir mochten den Arzt, der in unserem Alter war, sehr. Als ich im April das letzte Mal bei ihm war, sprachen wir wieder mal über meine psychosomatischen Beschwerden, die sich auch auf mein Gebiss auswirken, und er sang wie so oft, wenn wir darüber sprachen "Das ist alles nur in meinem Kopf." Da wusste er schon, dass er einen nicht operablen Hirntumor hat. Der Zahnarzt hinterlässt Frau und Kinder. Seine Praxis wird weitergeführt, aber wir überlegen noch, ob wir da bleiben oder uns in der lindgrünen Hölle einen neuen Zahnarzt suchen. Der bisherige wird schwer zu ersetzen sein.

Hier gilt seit mittlerweile 181 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Momentan gibt es im Umfeld wieder reichlich Infektionen. Ich muss mich wohl oder über daran gewöhnen, wieder häufiger Maske zu tragen, um weder den Gatten noch Schwiegermutter oder Tante zu gefährden. Deutschland setzt ja weiterhin auf Eugenik, wenn's um vulnerable Gruppen geht, während in den Nachbarländern wieder Masken und Impfungen propagiert werden. Die Corona-Impfung ist übrigens seit April kostenpflichtig, wird nicht mehr von den Krankenkassen übernommen. Ganz großartig. Ich habe inzwischen einen Impfarzt gefunden, muss nur gucken, wann ein Termin passt. 

Auf der Baustelle beschäftigt uns vor allem der Gärtner, der einfach nicht fertig werden will. Die gesetzte Frist ließ er natürlich verstreichen. Wir werden eine neue setzen, die er auch verstreichen lassen wird. Ich werde parallel jemanden suchen, der den Schutt abfährt. Der ist inzwischen zwar nicht mehr zu sehen, weil mit Gras überwuchert, aber das ist ja keine Art. Momentan sind wir schon froh, wenn das Minimum erfüllt wird: Das Gartenhaus fertigstellen, 10 Zaun-Elemente setzen, Müll abfahren. Auf alles weitere des Auftrags werden wir verzichten, denn selbst die Kleinigkeit des Ersetzens eines tropfenden Außenwasserhahns bekam der Gärtner ja in den letzten acht Wochen nicht hin. Das Gartenhaus, an dem er seit inzwischen zwei Wochen arbeitet, ist dafür ausgelegt, dass es zu zweit binnen eines Tages aufgestellt werden kann, nur falls sich jemand fragt, welches Mammutbauwerk da errichtet werden soll. Der Gärtner wirbt genau mit dieser Dienstleistung auf seiner Homepage, hat angeblich solche Gartenhäuser schon öfter aufgebaut. Wie sehr diese Aussage stimmt, zeigte sich diese Woche, als er allen Ernstes erklärte, den Anbau könne er nicht seitlich an das Haus anbringen, sondern nur an die Rückseite, so dass er im Nachbargarten steht! Er kann also noch nicht mal den Bauplan lesen! Solche Handwerker kosten mich einfach Kraft, die ich nicht mehr habe. Ich bezweifle, dass der Gärtner in diesem Jahr noch fertig wird. Natürlich könnte ich einen Anwalt einschalten, aber dadurch werden die Arbeiten auch nicht fertig. Im Frühjahr werden wir dann für die Neuanlage des Gartens und die Terrasse einen neuen Versuch machen - mit Gärtner IVff.

Immerhin klappte der Einbau des neuen Brenners, so dass wir schon zwei Tage in Folge warmes Wasser haben.

Diese Woche brachte einen Gatten-Geburtstag - den ersten nach dem Schlaganfall, den dritten nach seiner Herzerkrankung / Schwerbehinderung. Ich bin dankbar. Schweigermutter und Tante geht's gut, auch dafür bin ich dankbar.

Die Aiwanger-Affaire beschäftigte uns natürlich auch. Unglaublich, dass Volksverhetzung, Holocaust-Leugnung,  Antisemitismus und Säure-Angriffe keine Konsequenzen haben. Es ist unglaublich, wie sehr sich der Diskurs nach rechts verschoben hat. Demokratie hat in Deutschland eindeutig keine Zukunft mehr. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. / *Affiliate link

Freitag, 1. September 2023

Ausgelesen: Bücher im August 2023

Das Rudel liest analog.
In den ersten August-Tagen las ich die vierbändige Reihe um die Hamburger Kommissarinnen Stella Brandes und Banu Kurtoğlu von Regine Seemann* weiter. Mir gefällt besonders, dass die Reihe viel im Hamburger Süden und im südlichen Umland, meiner alt-neuen Heimat, spielt. Weniger gut gefällt mir das nachlässige Lektorat / Korrektorat. Das kenne ich vom Gmeiner-Verlag anders. Im dritten Band "Alsterschwan*" heißt eine Website mal "Gerry's Gossip", dann wieder "Gary's Gossip". Im vierten Band "Friedhofsengel*" ist eine Hochzeit ein Sakrileg - gemeint ist ein Sakrament. Davon ab, ist die Reihe durchaus lesenswert, freue ich mich auf einen fünften Band, so es einen gibt.

Für den vierten Band der Brandes-Kurtoğlu-Reihe hielt ich auf dem Weg auf die Baustelle an der Bücherhalle und nahm "Shalom Berlin*" von Michael Wallner* als Beifang mit. Auf dem Rückweg von der Baustelle hielt ich wieder in der Bücherhalle und nahm die Folgebände "Sündenbock*" und "Gelobtes Land*" mit (und gab "Friedhofsengel*" gleich wieder zurück). In Hamburg gibt es "Flexibib", damit kann man auch außerhalb der Öffnungszeiten in die Bücherhalle - sehr praktisch!

Im Mittelpunkt der "Shalom Berlin*"-Reihe stehen der Berliner Kommissar Alain Liebermann, Leiter einer Spezialeinheit, und seine große Familie. Die Politthriller sind durchweg spannend. Lese-Empfehlung, und ich wünschte mir eine Fortsetzung.

"Nordsee Braut*" ist der 15. Band der Reihe um die "Küsten-Kommissare" Thomsen und Meerkatz von Anne Amrum*. Diesmal entpuppt sich ein Mord als Unfalltod, aber praktischerweise gibt es eine Entführung, und so kommt das Husumer Team dann doch noch zum Zuge. Wieder gibt es jede Menge Krabben und Fischbrötchen - von etwas anderem ernährt sich ja kein Küstenbewohner (angesichts der verzehrten Krabbenmengen muss die Bezahlung der Husumer Polizei außergewöhnlich hoch sein), werden viele Nebensächlichkeiten erzählt. Die Geschichte zieht sich, bis sie, vermutlich weil die vereinbarte Seitenzahl erreicht ist, am Ende rasch Fahrt aufnimmt. Einmal mehr wünschte ich der Autorin Lektorat / Korrektorat. Für schlaflose Nächte ist das Buch dennoch gut geeignet.

Ich bin auch bei schlechten Büchern ziemlich hart im Nehmen und breche selten ein Buch ab, aber bei "Blutvilla*" von Stefanie Gregg und Paul Schenke konnte ich nicht anders. Der Klappentext las sich noch ganz gut: Die Millionärin Johanna Krogmann wird erschlagen in ihrer Villa aufgefunden. Feinde hatte sie mehr als genug: Die halbe Gemeinde Flintbek war der skrupellosen Fabrikbesitzerin gegenüber feindlich gesinnt. Hauptkommissar Sven Fricke, der in dem Fall ermittelt, stößt schnell an seine Grenzen. Doch nicht nur die Suche nach dem Täter gestaltet sich äußerst schwierig, auch die Zusammenarbeit mit der attraktiven Staatsanwältin Elena Karinoglous stellt die Geduld des Ermittlers auf eine harte Probe und sorgt für gewaltigen Zündstoff. Dieser "Zündstoff" steht leider so im Mittelpunkt, dass ich vor der Hälfte abbrach, denn die Flirt-Dialoge waren aus den finstersten 1950er Jahren entnommen. 

Weiter ging's mit den ersten beiden Bänden der Reihe um Kommissarin Katharina von Hagemann*, die in Lüneburg und in der Lüneburger Heide spielt, geschrieben von Kathrin Hanke und Claudia Kröger. Mudderns hatte mir von der Reihe erzählt. Sie entdeckte sie vor fast zwei Jahren, als sie sich endlich in der örtlichen Stadtbücherei anmeldete. Da bin ich inzwischen auch Mitglied, lese die Reihe aber digital. Im ersten Band "Blutheide*" zieht Hagemann aus München nach Lüneburg. Sie will ihren Ex vergessen, der sich als Mörder entpuppte, u.a. ihre beste Freundin ermordete und im Gefängnis sitzt. In Lüneburg wird sie mit einer Mordserie empfangen und muss die Entführung einer Achtjährigen aufklären. Der zweite Band "Heidegrab*" spielt zwei Jahre später. Während des Lüneburger Stadtfestes werden in Caches Fotos von Körperteilen gefunden, die darauf schließen lassen, dass jemand zu Tode gefoltert wird. Die Lösung ist überraschend.   

Ich machte eine Heide-Pause und las "Rehragout-Rendezvous*", den zehnten Eberhofer-Krimi von Rita Falk. Im Kino ging mir auf, dass ich den Band verpasste, ebenso wie "Guglhupfgeschwader*" und "Kaiserschmarrndrama*". Praktischerweise war alles in der Dorf-Bücherei vorhanden, ebenso wie "Eberhofer, zefix!*". Jetzt bin ich damit beschäftigt, einen Teil der Rezepte nachzukochen. Wir haben es im zweiten Anlauf auch geschafft,  "Rehragout-Rendezvous*" im Kino zu sehen. Beim ersten Mal mussten wir kurz nach Film-Beginn raus, weil es dem Gatten rapide schlechter ging. Der Film ist arg klamaukig, arger als die Teile davor.  

Diesen Monat las das Rudel viel
analog.
Von "Ein Garten über der Elbe*" von Marion Lagoda* schwärmte eine Kollegin, frau könne buchstäblich die Düfte der beschriebenen Garten-Anlagen riechen, und das machte mir Lust darauf, das Buch zu lesen. Die Handlung beginnt im Hamburg des Jahres 1913: Als Hedda Herzog ihre Stelle als Obergärtnerin bei der jüdischen Bankiersfamilie Clarenburg antritt, hat sie es nicht leicht. Auf dem parkähnlichen Anwesen oberhalb der Elbe ist sie die erste Frau auf diesem Posten und wird von den ausschließlich männlichen Kollegen entsprechend kritisch beäugt. Auch körperlich wird ihr viel abverlangt, denn das Anwesen über der Elbe ist riesig, und der Erste Weltkrieg fordert ihr gärtnerisches Können noch einmal besonders heraus. Trotzdem gelingt es Herzog, hier ihren gärtnerischen Traum zu verwirklichen – bis hin zum Amphitheater im römischen Stil, das zum Mittelpunkt prachtvoller Feste und Theateraufführungen wird. Doch als sich in den 1930er Jahren die Zeiten verdüstern, geraten sowohl Herzog, die jüdische Vorfahren hat, als auch die Familie Clarenburg immer mehr in Bedrängnis.

Historisches Vorbild für Hedda ist Else Hoffa, die 1913 als erste weibliche Obergärtnerin Deutschland vom Hamburger Bankier und Politiker Max Warburg eingestellt wurde. Sie schuf u.a. den Römischen Garten, dessen Werden auch im Buch dargestellt wird. 

Weiter ging's mit den Heidekrimis. Mit dem dritten Band, "Eisheide*" geht's in den September. Mitten im Weihnachtstrubel verschwindet Hauptkommissar Benjamin Rehder spurlos. Seine Kollegin Kommissarin Katharina von Hagemann ahnt, dass er sich in großer Gefahr befindet. Da bekommt sie plötzlich anonym eine Aufforderung zu einem makabren Spiel. Zwangsläufig beginnt sie in seinem Privatleben nachzuforschen und erfährt Dinge, die sie lieber nicht gewusst hätte. Wird sie es schaffen, Rehders Leben zu retten? 

Die Handlung zieht sich, und wieder mal ist ein Buch schlampig gegengelesen, wird beispielsweise aus dem Hauptkommissar ein Hautkommissar. Mal gucken, wie sich der Band und die Reihe noch entwickeln.

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