Montag, 25. Juni 2018

Ehemaliges Zwangsarbeitslager der Deutschen Reichsbahn am Billhorner Deich 76

Montags gegen Nazis
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm. 

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst.

Rothenburgsort war bis zum Zweiten Weltkrieg ein Arbeiterstadtteil, geprägt von SPD- und KPD-Wählern. Selbst bei der Wahl am 5. März 1933 erreichten die beiden Parteien zusammen noch 67 %, während die NSDAP mit 14 Prozent nur etwa halb soviel Stimmen erhielt wie in Hamburg insgesamt. Bevor am Abend die Wahllokale schlossen, schafften die Nazis Tatsachen, besetzten das Rathaus und rissen auch in Hamburg die Macht an sich.

Billhorner Deich 76: Hier befand sich zwischen 1941 und 1944 ein Zwangsarbeiterlager der Reichsbahn.
Heute kennen viele Rothenburgsort ausschließlich als Industriestadtteil, was an der Stadtplanung der Nachkriegszeit liegt. Damals war sogar im Gespräch, den vom Feuersturm zerstörten Stadtteil zum Binnenhafen umzuwidmen.

Der Stadtteil wurde und wird von verschiedenen Bahnlinien durchschnitten. Am Billhorner Deich 76 befand sich die Bahnmeisterei 2 der Deutschen Reichsbahn, die für den Erhalt der Strecken verantwortlich ist. Im Zweiten Weltkrieg befand sich an dieser Adresse ein sogenanntes Ostarbeiterlager. Die Männer, die in diesem Lager untergebracht waren, wurden zum Arbeiten in den von den Nazis besetzten Gebieten der Sowjetunion angeworben oder verschleppt. Parallel zu den Ostarbeitern waren hier auch Polen und Italiener eingesetzt. Das Lager umfasste mindestens 83 Personen und war für 120 Menschen ausgelegt.

Die Männer waren auf dem Verschiebebahnhof der Bahnbetriebswerks Rothenburgsort eingesetzt. Die Arbeit war körperlich schwer: Die Männer wurden beispielsweise bei Gleisräumarbeiten eingesetzt. Sie waren sommers wie winters der Witterung ausgesetzt, und das bei unzureichender Kleidung und mangelnder Ernährung.

Heute erinnert nichts mehr an das Zwangsarbeitslager. Das Rotklinkergebäude, das inzwischen unter Denkmalschutz steht, scheint von verschiedenen Damen des horizontalen Gewerbe genutzt zu werden; jedenfalls finden sich einige einschlägige Inserate mit dieser Adresse.

Im Hinterhof, wo sich heute eine Einrichtung für betreutes Wohnen befindet, war bis vor zwei Jahren noch ein Schutzbau zu sehen, ein Bunker mit acht Röhren, der 400 Personen Platz bot. Ostarbeitern, die solche Bunker häufig bauen mussten, war ihre Nutzung übrigens verboten.

Auf dieser Internetseite gibt es eine Übersicht über Zwangsarbeiterlager in Hamburg, und hier finden sich Bilder des Bunkers.

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