Samstag, 19. März 2022

Samstagsplausch KW 11/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CV

So chaotisch diese Woche auch war, so sehr schüttelten sich doch manche Dinge dadurch zurecht. 

Auf dem sonnabendlichen Morgenspaziergang zum Bäcker fand ich eine Marmel. 

Mein CPAP-Gerät arbeitet endlich wieder vernünftig. Ich bekam nach Eingang des Rezepts beim Versorger binnen zwei Stunden einen Termin zum Gerätecheck und zur Anpassung einer neuen Maske - persönlich, vor Ort, mit echten Menschen, trotz Corona - und habe tatsächlich schon zwei Nächte richtig geschlafen. Es ist unglaublich, welche Auswirkungen das hat! Ich hoffe, das CPAP-Gerät funktioniert jetzt wieder problemlos, denn die monatelange Schlaflosigkeit zermürbte mich doch sehr. 

Hier gilt seit mittlerweile 105 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. 

Mal gucken, wie lange wir noch so viel Glück haben, denn die Regierung erklärte ja Corona ab morgen für beendet. Wir gehören zu den vulnerablen Gruppen, die laut FDP verzichtbar sind, da eh nur eine Belastung für die Sozialsysteme. Für uns wird sich mit dem morgigen "Freedomday" wenig ändern. Maske und Kontaktbeschränkungen bleiben uns erhalten. Neben der Impfung ist es der einzige Schutz, den wir haben. Ich sehe beim Gatten jeden Tag, was "nur eine Grippe" anrichten kann und möchte nicht erfahren müssen, wie sich Corona auswirken mag, auch nicht als "milder Verlauf". 

Meine Arbeitsstelle ist sicher, was eine große Beruhigung ist nach langen Jahren der Selbstständigkeit und prekären Beschäftigung. Ich kann andere Projekte zugeteilt bekommen, kann versetzt werden oder mich versetzen lassen, muss aber nicht um den Job fürchten, solange ich keine silbernen Löffel klaue.

Ich genieße es meistens, zu Hause arbeiten zu können, nicht zuletzt, weil es mir jeden Tag vier Stunden mehr Zeit schenkt. Ab Montag ist die Home-Office-Pflicht aufgehoben, und noch steht nicht fest, wie es dann bei uns mit der Anwesenheit aussehen wird. Ich vermute, ich muss drei Tage ins echte Büro und kann zwei Tage zu Hause arbeiten. Wenn weiterhin die 50%-Regel gilt, könnte ich meine Arbeitszeit so legen, dass ich nur zwei Tage ins Büro muss. Mal schauen, ob ich das mache. Zwei vergleichsweise lange Arbeitstage hätten den Vorteil, dass ich nicht in den Schulschluss komme, aber die Arbeitstage müssen auch so verteilt werden, dass jeden Tag mindestens zwei Personen im echten Büro sind, ich mich mit den Projektkollegen absprechen kann.

Ich hoffe, Maskenpflicht und Testmöglichkeiten bleiben im Büro erhalten. Ein Kollege ist gerade coronapositiv - zum zweiten Mal. Bei einer anderen Kollegin ist ein Teil der Familie infiziert. Ich bin wirklich nicht scharf darauf, dass bald wieder die Teamsitzung in großer Runde analog abgehalten wird, womöglich maskenlos. 

Wir haben im Büro übrigens neue Corona-Tests, die dafür sorgten, dass ich schlagartig sehr wach war: Unmittelbar nach dem Aufträufeln der Testflüssigkeit bildet sich ein dicker roter Balken, der lange auf dem "T" verharrt, ehe er sich weiter Richtung "C" bewegt (und zum Glück bildete sich kein weiterer Strich beim "T"). Ich befürchtete schon, positiv zu sein. 

Zu den Dingen, die sich diese Woche zurechtschüttelten, gehörten auch die vermaledeiten Schranktüren des Gatten. Nach einem weiteren vergeblichen Versuch entschied er sich doch, zwei Handwerker zu engagieren. Es kamen zwei nette junge Männer, die das nicht zum ersten Mal machten und deswegen sofort wussten, wo der Hase im Pfeffer lag: Die Montage klappt nämlich nicht nach der Ikea-Anleitung, sondern nur, wenn einer im Schrank sitzt. Das dachten wir uns, aber wir dachten auch, so blöd könne Ikea nicht sein. Doch, Ikea ist so blöd. Binnen einer Stunde hatten sie die Schubladen ausgebaut, den Schrank ausgerichtet (er stand ein My schief, was uns nicht auffiel), an die Wand gedübelt (der Gatte befand bislang, das wäre verzichtbar), die Schwebetüren eingebaut und die Schubladen wieder eingesetzt! Somit ist dann das erste Zimmer, das wir umbauen, fast fertig - nach über acht Wochen. Es ist ja, wie es ist ... 

Für die Verzögerungen, die es jetzt noch beim Schlafzimmer gibt, bin ich verantwortlich, weil ich mein Bickbeermus nicht wegsortiert bekomme. Das ändert sich hoffentlich, wenn ich ausreichend Schlaf nachholte. Immerhin kommen wir schon wieder an den Wohnzimmerschrank, weil der Apothekerschrank ins Zimmer des Gatten umzog, haben wir wieder einen Esstisch. Wenn dann die Modellbahn vom Esszimmer ins Zimmer des Gatten umzog, wird das Esszimmer renoviert. Als nächstes kommt ein kleiner Flur dran, und dann war's das hoffentlich erstmal wieder. Wobei ich schon länger die Bücherwand im Wohnzimmer neu gestalten möchte ... 

Mudderns geht's Gott sei Dank gut. Ich bin vor allem froh, dass sie vom Krieg wenig mitbekommt, keine Traumata aufbrechen. Sie freut sich über ihre Spaziergänge, über die Aussicht, dass ihre Gesellschafterin vielleicht bald zwei Mal die Woche kommt, und über die Besuche in der Bücherei. Sie bedankte sich schon öfter dafür, dass ich sie quasi dazu drängte, sich endlich eine Karte zu holen. Bei dem guten Wetter derzeit sitzt sie morgens gerne in der Sonne warm eingemummelt auf der Bank vor ihrer Haustür und liest (und fängt vorbeigehende Nachbarn zum Klönschnack ab). Sie könnte nachmittags schön in der Sonne im Garten sitzen, aber so weit ist sie noch nicht (und da könnte sie auch keine Nachbarn zum Klönschnack abfangen). Sie geht ja auch immer noch am frühen Nachmittag schlafen, hat kaum etwas von den länger werdenden Tagen, die sie im Garten verbringen könnte. 

Schwiegermutter wird immer verschrobener, was dem Gatten Sorgen macht. Mal schauen, wie sich das entwickelt. Von Tante hören wir wenig, da läuft der Kontakt ja meistens über Schwiegermutter, die ich selten sehe. 

Entgegen aller Vernunft haben wir jetzt schon die Mallorareise für den Spätsommer gebucht. Ich wollte ja eigentlich bis zum Sommer warten, wenn ich weiß, wie hoch die Nebenkostenabrechnung, Wasser- Strom- und Steuernachzahlungen sind, aber der Gatte meinte, wir riskieren jetzt schon die Buchung, denn angesichts der Weltlage ist angeblich mit immensen Preissteigerungen zu rechnen. Noch haben wir Auswahl, ist das Lieblingshotel erschwinglich (außerdem wollte ich ja weniger aufs Geld achten nach den Erlebnissen im letzten Jahr, denn auf der Bank nützt das Geld auch nichts, wenn wir es nicht mehr ausgeben können). Jetzt setzt langsam die vorsichtige Vorfreude ein. 

Entsetzt war ich über die aktuelle Entwicklung der Mietwagenpreise. Mein Kollege, der in zwei Wochen fliegt, zahlt für ein großes Auto einen niedrigen dreistelligen Betrag. Den haben wir bislang auch im Spätsommer für einen Kleinwagen gezahlt. Jetzt kostet der Kleinwagen einen vierstelligen Betrag - mehr als die Hälfte des gesamten Reisepreises kommt nochmal für den Mietwagen obendrauf! Im Vergleich zur Reise vor drei Jahren verfünffachte sich der Preis! Aufgrund der Gehbehinderung des Gatten gibt es quasi keine Alternative zum Mietwagen, wenngleich der mehr steht als fährt, denn was mit ÖPNV machbar ist, machen wir lieber damit. Mal gucken, ob uns noch etwas einfällt. 

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt uns natürlich jeden Tag. Wir sind immer noch fassungslos und ohnmächtig. Im Büro überlegen wir, was wir im Rahmen unserer Projekte machen können. Chef ist außer im Coronakrisenstab jetzt auch noch im Flüchtlingskrisenstab, hat also tatsächlich drei Vollzeitstellen. Sprachlos macht mich der unverhohlene Rassismus, der zwischen Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine und anderen Ländern wie Syrien und Afghanistan unterscheidet. Gut ist, dass die Helferstrukturen aus 2015 wiederbelebt wurden und nicht unterscheiden. Auch im Büro können wir auf Strukturen aus 2015 zurückgreifen - nur nicht in meinem Bereich, denn meine Vorgängerin legte darauf wenig Wert. Menschen aus dem islamischen Kulturkreis hatten ihrer Meinung nach keine Kultur ... Mal schauen, was mir bzw. meinen Kooperationspartnern einfällt.  

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.