Samstag, 18. Juni 2022

Samstagsplausch KW 24/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXVIII

Wie anstrengend diese Woche war, wurde mir gestern Abend bewusst, als ich endlich Feierabend machte und beim Aufräumen den Brief von ELFi wiederfand, den ich schon Mittwoch aus dem Briefkasten zupfte. Darin war ein Text, den ELFI anlässlich ihres neunten Bloggeburtstags verloste, und den ich gewann! Wie toll! Als ich den Text sah, musste ich so lachen und dachte, der ist optimal für mein Büro. Genau da kommt er auch kommende Woche an die Wand. 

Mein Gewinn bei ELFis neuntem Bloggeburtstag.

Die Woche ausgesprochen anstrengend machte mein Mammutprojekt. Die Kollegin, die mich zwei Mal in der Woche (und bei Bedarf auch öfter) unterstützt, hat in der zweiten Woche Corona und fehlt immens. So war ich einerseits damit beschäftigt, nicht vollends unterzugehen, weil durch meine Urlaubswoche, der sie ja auch schon krank war, einfach Land unter war, und andererseits sie zu beruhigen, weil sie ein total schlechtes Gewissen ob ihres Ausfalls hat. Montag will sie unbedingt wiederkommen, aber sie weiß, dass sie nur kommen soll, wenn sie wirklich fit ist, und danach hörte sie sich gestern noch nicht an. Aber immerhin ist sie inzwischen wieder negativ getestet. In einem unserer Telefonate berichtete sie davon, wie schwer es war, mit einem positiven Selbsttest und Symptomen einen PCR-Test zu bekommen. Sie fand schließlich am anderen Ende der Stadt eine Ärztin, die dazu bereit war, und schleppte sich mit Fieber und Schüttelfrost hin.  

Beim Aufarbeiten der Urlaubsrückstände bat ich immer wieder um Entschuldigung wegen Land unter wegen Corona, und jeder, wirklich jeder aus den Partner-Projekten antwortete, es gäbe aktuell mindestens einen Kollegen mit Corona. Die Nachbarabteilung, mit der wir uns die Büro-Etage teilen, ist coronabedingt verwaist - die Abteilung, die ohnehin sehr nachlässig mit Masken und Impfungen ist. 

Ein Termin musste personell umbesetzt werden, weil Corona, und dass ich demnächst mit drölfzich ungetesteten singenden Kindern und Erwachsenen im einen Innenraum arbeiten muss, behagt mir so gar nicht. Ich kann an einem Finger abzählen, wer als einzige Maske tragen wird, und dabei ist mir egal, ob das im Fernsehen doof aussieht. Durch den Corona-Fall arbeite ich aktuell aber wieder mit meinen Ex-Chef zusammen, was sehr schön ist, Spaß macht und mir die Arbeit sehr erleichtert, weil ich zwar das Zepter in der Hand, aber nicht den Hut auf habe.

Der Arbeitgeber stellt uns seit dieser Woche keine wöchentlichen Coronatests oder Masken zur Verfügung, und so füllte ich erstmal unseren privaten Vorrat auf - Tests sind momentan ja günstig. Masken haben wir noch genug. Seit diesem Monat bekommt Mudderns auch welche über die Pflegekasse, so dass ich sie nicht mehr mitversorgen muss.

Hier gilt seit mittlerweile 118 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam.

Der Gatte braucht aktuell wieder viel Unterstützung, und so fuhr ich ihn heute wieder zum Herzsport, weil er den Rückweg alleine nicht geschafft hätte. Dabei ist nicht das Herz das Problem, sondern die Polyneuropathie. Die ist einfach großes Kino. Wir wissen momentan nicht, wie wir mit der Situation umgehen sollen, denn der Herzsport tut ihm gut, er braucht ihn zur Stärkung der Muskulatur, aber er kippt halt alle Naslang um, weil Nerven und Hirn halt nicht mehr miteinander kommunizieren können. Das Gefühl, dass es einfach nicht wirklich vorwärts geht, erschöpft und deprimiert.

Weil der Gatte Unterstützung braucht, versuche ich, im echten Büro nur für die Regelarbeitszeit zu sein und Überstunden auf die beiden Tage im Heimbüro zu legen, denn wenn ich zehn bis zwölf Stunden außer Haus bin, ist das für den Gatten problematisch. So klappt es aber ganz gut (und ich mache Überstunden auch lieber zu Hause, weil ich da die Bildschirmpause auf Balkon oder Terrasse verbringen kann, der Gatte mich an Pausen erinnert). Unser neues eZeit-System zickt inzwischen auch weniger, so dass ich wieder die für diese Zeit üblichen Überstunden habe. Mit Ferienbeginn dürfte es auch wieder etwas ruhiger werden. Aktuell sind die Projekt-Partner und Projekt-Nutzer so verrückt, dass das Telefon sogar am Wochenende klingelt (es ist natürlich lautlos gestellt und liegt normalerweise außer Sichtweite).

Wenn der Gatte beim Herzsport ist, trabe ich ja immer zum Bäcker. Inzwischen könnte ich dort auch frühstücken oder zumindest Kaffee trinken, aber wenn der Gatte so wackelig ist, habe ich dazu keine Ruhe, lasse auch den Spaziergang ausfallen und warte lesend im Auto. Heute aber plauderte ich mit den beiden jungen Angestellten über's Kochen. Das kam dadurch, dass ich eigentlich Ciabatta für das Abendessen wollte, aber das gab's nicht. Die Verkäuferin fragte, ob ich grillen wollte, ich sagte, nein, es gäbe Ofen-Gemüse mit pochierten Eiern, und prompt war ich mit dem Verkäufer im Gespräch über die richtige Methode, Eier zu pochieren, und gemeinsam überlegten wir mit der Verkäuferin, was sie heute Abend aus Zucchini und Wurzel machen könnte, ohne noch mehr einzukaufen, weil zu müde von der Woche. Wenn's dabei bleibt, kommt das Gemüse mit Pizza-Gewürz und Öl auf's Blech und dazu gibt's Tomaten-Reis. Wäre nicht irgendwann ein Kunde gekommen, hätten wir sicher länger geklönt. Statt Ciabatta gab's übrigens Baguettebrötchen.

Mudderns hat die beiden Wochen ohne ihre Gesellschafterin gut überstanden und kam auch damit klar, dass wir einen Tag aufgrund meiner Terminlage nicht telefonieren konnten. Dafür kamen an den anderen Tagen um so mehr Anrufe ... Schwiegermutter ist ziemlich wirr, mal gucken, was das wird. 

Ich bin müde und erschöpft, habe einfach zu viele Bälle zum Jonglieren. Chef sprach mich am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub auf eine Veranstaltung Ende August an und bekam zu hören, dass ich erst mit ihm darüber rede, wenn die dreitägige Veranstaltung Anfang Juli gelaufen ist, weil ich aktuell nur auf Sicht fahre. Damit kann er zum Glück umgehen. Dass ich die dreitägige Veranstaltung im Juli keinesfalls alleine wuppen kann, scheint angekommen zu sein, denn alle, die nicht schon Urlaub eingereicht hatten, müssen an den drei Tagen arbeiten, so dass wir zu sechst sein sollten - die unzuverlässige Kollegin, die zielsicher an solchen Tagen krank ist, wurde zudem gar nicht erst eingeplant. Aufgaben wurden während meines Urlaubs verteilt, so dass ich lediglich noch Flyer bestellen musste. So sollte die Veranstaltung zu schaffen sein. ELFis Text passt also schon ganz gut zu mir - ich kann notfalls Nein sagen. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

6 Kommentare:

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