Sonntag, 23. April 2023

Samstagsplausch KW 16/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXII

Mittwoch dachte ich, langsam könnte ich bei den wöchentlichen Besprechungen auf die Maske verzichten, denn zwei bis sechs Stunden mit Maske finde ich so toll nun auch wieder nicht. Routinemäßig setzte ich die Maske dann aber doch wieder auf, als ich in den Besprechungsraum ging, und war am nächsten Tag froh darüber, denn Chefin meldete sich mit positivem Corona-Test ab. In der Folge meldeten sich dann weitere Kolleginnen mit Corona-Fällen im familiären Umfeld. Wie schön, dass Corona vorbei ist ... 

Hier gilt seit mittlerweile 162 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Beim Zahnarzt ist Corona noch nicht so ganz vorbei. Zwar gilt schon länger keine Maskenpflicht mehr in der Praxis, aber ZFA und Arzt tragen sie weiterhin, und inzwischen muss vor der Behandlung auch wieder mit Chlorhexidin gespült werden. Das war zwischenzeitlich ausgesetzt. Mit Glück muss ich erst wieder im November zum Zahnarzt, und dann wird da schon ein neuer sein, denn meiner bereitet sich langsam auf die Rente vor und sucht einen Nachfolger. Unglaublich, dass es die Praxis schon 35 Jahre gibt, ich genau so lange da schon Patientin bin. Mal gucken, ob ich in der Praxis bleibe oder doch einen Zahnarzt in der lindgrünen Hölle suche. Die sind allerdings alle auf Implantate aus, nicht auf Zahnerhalt (sofern sie überhaupt neue Patienten nehmen).

Auf der Baustelle geht's langsam weiter. Morgen kommt der Elektriker! Damit hätten wir gar nicht gerechnet. Mal schauen, was er zum angebohrten Kabel in der Küche sagt. Der Fliesenleger ist mit dem Erdgeschoss fertig. Fünf Türen, die nach dem Verlegen von Laminat und Kork nicht mehr passten, sind angepasst. Dusseligerweise verschwanden beim Hin- und Herräumen die Türbeschläge. Noch habe ich Hoffnung, dass die irgendwo wieder auftauchen. Ansonsten müssen wir bei Gelegenheit neue kaufen. Ich hoffe, die Türen von Küche und Windfang passen nach dem Verlegen der Fliesen noch, ansonsten müssen wir da mit der Kreissäge ran. Der Gatte fing damit an, im Eisenbahnzimmer Laminat zu verlegen und kommt gut voran. Ich hänge mit meinem Anteil an den Arbeiten hoffnungslos hinterher. Der Gatte freute sich an den sonnigen Tagen darüber, dass die Markise wieder geht. Sie hatte jahrzehntelang keinen Strom und wurde nicht genutzt. Jetzt quietscht sei ein bisschen, muss geölt und gesäubert werden, aber das lässt sich ja machen. Der Heizungsbauer lässt weiter auf sich warten, und der Bauingenieur verweigert weiterhin die Rechnung, so dass uns die Gewährleistung fehlt und ihm ein Honorar. 

Gestern Abend traf ich mich mit K,, die den gleichen Bauunternehmer beauftragte wie wir, denn auch sie saniert gerade ein altes Haus. Bei ihr zog er die gleiche Masche ab wie bei uns: Ein relativ kleiner Auftrag wurde fast erledigt. Die Baubrigade machte einen ordentlichen, zuverlässigen Eindruck. Wenn etwas mal nicht sofort klappte, gab's eine schlüssige Erklärung. Während dieser Phase wurde so viel Vertrauen aufgebaut, dass ein größerer Auftrag folgte, und ab diesem Zeitpunkt wurde es chaotisch. Sobald 90% fertiggestellt waren, wurde nachverhandelt, weil Materialien durch Inflation und Ukrainekrieg angeblich plötzlich teurer wurden, Wir sind heilfroh, dass wir unseren Auftrag nicht ausweiteten und dass wir die Forderungen nach Nachzahlungen unterbanden, in dem wir klarstellten, dass wir darüber erst nach vollständiger Fertigstellung verhandeln.

Während sich bei uns die Schlampereien der Baubrigade nach und nach zeigen, sind sie bei K. offensichtlich: Es ist der Brigade nicht möglich, eine passende Duschtür einzubauen. Die erste war verzogen, die zweite ist zu groß. Ihr Haus hat ein Fenster ohne Fenster, sprich: Es wurde zwar wie gewünscht ein Fenster ins Badezimmer eingebaut, aber in das Mauerwerk dahinter kein Durchbruch gemacht, weil der Bauunternehmer nicht weiß, ob es eine tragende Wand ist. Das könnte er ja mit dem Bauingenieur klären, der uns diese Firma empfahl. Angeblich bauen die ja ganze Häuser miteinander. Aber für den Bauingenieur ist er ja nicht mehr erreichbar. Die Freundin gab im November eine Pelletheizung in Auftrag, auf die sie heute noch wartet. Zum Glück kündigte sie dem Gasversorger noch nicht, aber so kommen zu den Kosten für Hauskauf und Sanierung auch noch die für Gas. Genau wie bei uns verschwanden bei K. immer wieder Gegenstände - bei ihr sogar ein Haustürschlüssel. Sie wechselte sofort die Schlösser aus, musste dann aber feststellen, dass es einen Einbruchsversuch gab! Wie gut, dass wir sofort den Schlüssel aus dem Tresor nahmen, nachdem die Brigade fertig war, inzwischen auch den Tresorcode änderten. Wir überlegen jetzt, wie wir weiter vorgehen, ob rechtliche Schritte nicht doch sinnvoll sind oder ob wir an die Öffentlichkeit gehen, um andere zu warnen. Vermutlich werden sich dann auch noch weitere Geschädigte finden. Mal gucken, was wir machen. Zumindest ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung hat der Bauunternehmer schon am Hals, denn ein ehemaliger Mitarbeiter zeigte ihn an.

Bei allem Ungemach, für das die erst so wunderbare Baubrigade sorgt, schaffte sie es, dass sich K. und ich nach über 40 Jahren wieder trafen. Wir gingen nämlich zusammen zur Grundschule. Unsere gemeinsame Freundin E. sorgte dafür, dass wir immer mal wieder voneinander hörten, aber zum Treffen kam es erst jetzt. 

Im Büro haben wir jetzt die Organisationsentwicklung abgeschlossen und ein Organigramm erstellt. Ich habe jetzt einen hübschen Wichtig-Titel. Wenn's hilft. Ansonsten merke ich, wie sehr mich meine private Situation inzwischen auch beruflich belastet. Ich bin mehr als erschöpft, kann mich kaum konzentrieren, brauche immer öfter Hilfe von Kolleginnen. In zehn Tagen habe ich einen Termin bei meiner Hausärztin wegen des Antrags für eine mehrwöchige stationäre Reha und hoffe, sie stimmt dem Antrag zu. Mein Antrag auf die Kurzzeit-Reha RV fit wurde tatsächlich bewilligt: Drei Tage, ambulant, in Pinneberg. Ich bin mir noch nicht sicher, ob mich das nicht mehr Kraft kostet als es mir gibt.

Mudderns verweigert weiterhin das Aufstehen, jetzt schon seit acht Wochen. Körperlich und geistig baut sie immer weiter ab. Eigentlich wollten wir übermorgen das vierjährige Zusammensein mit ihrer Gesellschafterin beim Bäcker feiern, aber inzwischen sieht es auch die Gesellschafterin so, dass meine Mutter dazu nicht mehr in der Lage ist. Den aktuellen Rollstuhl will Mudderns nicht nutzen, weil sie damit vorgeführt werde. Irgendwas ist ja immer. So kann sie auch nicht an den Aktivitäten des Heims teilnehmen, sondern liegt nur im Bett und starrt wahlweise an die Decke oder aus dem Fenster. Es ist ein Elend. Der erste Rollstuhl, den wir für Mudderns kauften, ging inzwischen an den Verein für deutsch-ukrainische Zusammenarbeit Feine Ukraine. Da wird er dringend gebraucht, denn die Bewilligung von Rollstühlen und anderen Hilfsmitteln durch die Krankenkassen ist ein langwieriger Prozess. Deswegen kauften wir die Rollstühle ja auch selbst, denn das Ziel war ja, Mudderns schnell wieder auf die Beine zu bringen.

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Ich scheiterte daran, für Tantes Geburtstag einen Blumenstrauß zu bestellen. Das klappt weder über einen örtlichen Floristen noch über das Hotel, das weder auf Anrufe noch auf eMails reagiert. Auch ein Sektfrühstück lässt sich im Hotel nicht buchen. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Die fünf Sterne bekam das Hotel jedenfalls nicht für seinen Service. Immerhin haben wir inzwischen eine Wellnessbehandlung als Geschenk für Tante buchen können. Vielleicht lassen sich Sektfrühstück und Blumenstrauß auch noch vor Ort regeln.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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