Samstag, 10. Juni 2023

Samstagsplausch KW 23/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXIX

Stressed spelled backwards is desserts.
Sonntag schraubte ich endlich den Handtuchhalter zusammen, der hier schon seit vier Wochen steht (ein anderer wartet sogar schon seit dem Spätsommer).

Ich hänge mit meinem Teil an den Arbeiten auf der Baustelle einfach hoffnungslos hinterher, was auch daran liegt, dass ich alle naslang alles möglich von links nach schräg und zurück räumen muss, weil wir nicht systematisch arbeiten können, sondern uns nach dem Gewerk richten müssen, das gerade Zeit hat. Und dann bin ich an den Tagen, die ich auf der Baustelle sein kann, ja auch immer noch mit dem Brot-Job, kochen und putzen beschäftigt. Es ist immer zu wenig Zeit. 

Aber immerhin fand ich beim ewigen Räumen endlich den vermissten Türbeschlag wieder! Jetzt haben also alle Türen im ersten Stock wieder Türgriffe - also demnächst, wenn ich es denn endlich mal schaffe, sie anzuschrauben.  

"Endlich zu Hause", sagte der Gatte, als wir gestern in "unsere" Straße einbogen. Hamburg ist wirklich kein Zuhause mehr. Sobald wir im Haus sind, fällt aller Stress ab, trotz Baustelle. Als ich vorgestern mit dem Gärtner telefonierte, bekam ich richtig Heimweh: Durchs Telefon hörte ich vor allem zwitschernde Vögel, die so laut waren, dass ich den Gärtner kaum verstand. 

Der Gärtner wirbelte schon zwei Tage kräftig im Garten. Der Schuppen ist größtenteils abgerissen. Er wäre auch schon ganz weg, stellte sich nicht heraus, dass die Seitenteile einbetoniert sind. Damit rechnete niemand. Wir gingen davon aus, dass der Schuppen direkt auf der Erde steht. Kommende Woche kommt der Presslufthammer zum Einsatz. Wir sind gespannt, was sich unter dem Betonfundament findet. Ende Juli soll der Garten dann wieder hübsch sein, mit neuem Häuschen und neuen Zäunen. Zum Herbst hin werden dann die Bäume geschnitten und vielleicht auch schon die ersten Beete angelegt.

Ansonsten tut sich nicht viel auf der Baustelle. Montag machte ich einen Termin bei Heizungsbauer IV. Mal gucken, ob wir mit dem weiterkommen. Gestern wurden die Materialien für die neue Kellertreppe geliefert. Da geht's dann kommende Woche mit dem Herausreißen der alten Treppe weiter. Sobald wir wissen, ob und wie der Gatte die Nieren-Biopsie überstand, werde ich mich bei Glaser und Tischler in Erinnerung bringen. Wir haben nun endgültig entschieden, den Kellerflur und meine Werkstatt nicht zu fliesen, weil es mit den Feuerschutztüren nicht geht. Die lassen sich nicht kürzen. Wir bräuchten dann neue Feuerschutztüren, und das muss ja nicht sein. Der Gatte wird hoffentlich dieses Wochenende mit dem Verlegen das Laminats im Dachgeschoss fertig. Ich bin heilfroh, dass er es nur dort verlegte, denn aus unerfindlichen Gründen braucht er zum Verlegen von Klick-Laminat Spaxschrauben, Steinbohrer und Holzleim. 

Hier gilt seit mittlerweile 169 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und, seit der Übernahme meines früheren Elternhauses, Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

In dieser Woche war der erste Geburtstag ohne meine Mutter. Ich bin so überlastet, dass ich das gar nicht realisiere, was vielleicht auch ganz gut ist. Es gab dankenswerterweise viele liebe Menschen, die mir über den Tag halfen. Die Sandkastenfreundin stellte sogar schon morgens um Viertel nach sechs Blumen vor die Tür! Dieses Wochenende werde ich die Danksagungen schreiben. Vom Bestatter bekam ich ein Gedenkbuch mit Fotos der Trauerfeier - eine schöne Idee! Ich muss mal schauen, ob ich zwei Exemplare bestellen kann für Mudderns Schwester und ihre Gesellschafterin. Wenn die Rechnung des Bestatters da ist, kann ich die Erklärung für die Erbschaftssteuer abgeben. Das drängt, weil eine Frist einzuhalten ist. Falls du es auch nicht wusstest: Binnen drei Monate nach einem Erbschaftsfall muss eine Selbstanzeige erfolgen. Ich fand das durch Zufall heraus, als ich mich fragte, ob ich meine Mutter beim Finanzamt abmelden muss. Das sind so die Momente, in denen ich meine Herkunft nicht verleugnen kann: Mein Vater war Steuerberater, meine Mutter seine Mitarbeiterin, und ich wurde von Klein auf an mit der Materie vertraut gemacht, ob ich wollte oder nicht. In der Regel wollte ich nicht, will es bis heute nicht, nur: Nützt ja nix. Ich habe noch nicht entschieden, ob ich unseren alten Steuerberater reaktiviere. 

Diese Woche stand auch der vierteljährliche Kontrolltermin mit der Hormon-Tante an. Ein Medikament, das ich wegen PCOS off label nehme und das abgesetzt werden sollte, bekomme ich jetzt doch weiterhin verordne. In den kommenden zwei Wochen nehme ich dann auch wieder Hormone, um zu gucken, was passiert. Gegen meine heftigen Unterleibsschmerzen helfen es leider keine Tabletten, und eine OP lehne ich ja ab. Diese Woche hatte ich epische Schlafstörungen, aber die können ja alle möglichen Ursachen haben. Ans Schlafen im Zwei-Stunden-Rhythmus habe ich mich ja inzwischen gewöhnt, aber Schlafen im Halbstunden-Rhythmus zehrt. Ich habe Heißhunger auf Süßes, um die Übermüdung aufzufangen, was für mein Gewicht nicht gut ist.    

Neben dem Wetter - es ist zu heiß und zu trocken für die Jahreszeit, regnete seit 22. Mai nicht mehr, für die nächsten zwei Wochen ist kein Regen in Sicht, es gilt die höchste Warnstufe für Waldbrände - beschäftigte uns die Zerstörung des Kachowkaer Staudamms. Bei Schwiegermutter und Tante kamen Erinnerung an die Möhne-Katastrophe hoch. Damals waren sie acht bzw. zehn Jahre alt und durch Zufall nicht mehr bei den Großeltern in Neheim, wo die Zerstörungen besonders groß waren, sondern samt den Großeltern bei den Eltern in Essen. Von den Erinnerungen abgesehen, geht's Schwiegermutter und Tante gut. 

Mein Antrag auf stationäre Reha ist nach vier Wochen immer noch nicht beschieden. Ich rechne auch nicht mehr damit. Erschöpft, wie ich bin, könnte ich einfach zusammenklappen und ausfallen, dann bekäme ich vielleicht irgendwann eine Reha. Im Büro beginnt jetzt die heiße Phase, die mindestens vier Wochen anhält. Mittwoch musste ich aus der Lamäng eine Pressekonferenz organisieren, ahtte aber Glück: Nah zwei Tagen stand die Orga weitestgehend. In zwei Wochen muss ich dann wieder gucken, wie ich mich möglichst effektiv vor Kameras und Mikrophonen drücke.

Mittwoch hatte ich Glück und ergatterte tatsächlich ein Ticket für's Yarncamp! Es gibt sogar immer noch welche - bei Interesse einfach auf den Link klicken. Ein Hotel hatte ich schon gebucht, als ich wusste, dass das Camp stattfindet, und da die Strick-Freundin, mit der ich gerne fahre, noch keinen Zug buchte, fahren wir endlich mal zusammen hin und zurück. Es klappte sogar mit Plätzen nebeneinander. Spannend ist, dass ich noch nicht weiß, von welchen Bahnhof ich fahre. Das hängt davon ab, ob wir schon umgezogen sind oder nicht. Aber zum Glück gibt es in Hamburg vier ICE-Bahnhöfe - je nachdem, wo wir dann wohnen, erreiche ich sie mit Bus, Zug oder Taxi. Und da ist sie dann doch wieder, die Vorfreude, von der ich letzte Woche schrieb, dass ich sie mir nicht erlaube ...   

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

3 Kommentare:

  1. Zitat: "Falls du es auch nicht wusstest: Binnen drei Monate nach einem Erbschaftsfall muss eine Selbstanzeige erfolgen."
    Ich wusste das nicht. Man liest viel über's Erben, aber diese Aussage habe ich nicht gelesen. Wo kann ich das nachlesen? Was passiert mir, wenn ich es nicht mache? Aber das schützt wahrscheinlich nicht vor Strafe, oder?

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    1. Einfach nach "Anzeigepflicht der Erbschaft beim Finanzamt" googlen oder nach § 30 ErbStG. Ich kam zufällig drauf, weil ich mich als ordentliche Verwaltungsfrau fragte, ob man sich im Todesfalle beim Finanzamt quasi selbst abmelden müsse. Man kann auch warten, bis das Finanzamt auf einen zu kommt, aber im Umfeld sehe ich gerade, dass der Ton dann sehr schnell sehr rauh werden kann. Eine Selbstanzeige könnte die Situation entspannen. Die drei Monate sind ziemlich knapp bemessen. Hier dauerte es bis zur Trauerfeier ja schon vier Wochen, und bis der ganze Papierkram dann noch erledigt ist, muss ich mich sputen. Wenn dann noch Unklarheiten beim Testament oder so sind, wird's eng (ist hier zum Glück nicht der Fall). Im Formular will das Finanzamt auch ziemlich viel wissen, z.B. centgenau den Bargeld-Bestand im Portemonnaie.

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    2. Okay, danke.
      Man hat bei dem ganzen Papierkram ja gar keine Zeit zum Trauern. Ich habe kurz nacheinander (4 Monate) meine Eltern verloren. Da war ich gerade mit dem Sums von meinem Dad durch, da hat sich meine Mutter verabschiedet.
      Ich hatte halt nur gelesen, dass man einen Freibetrag hat und dass das FA einen evtl. auffordert eine Erbschaftssteuererklärung abzugeben ...
      Ach ja, die deutsche Gesetzgebung ist schon schön. Ich bin auch Verwaltungsfrau, aber anscheinend nicht ordentlich *grins*.

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