Samstag, 17. Juni 2023

Samstagsplausch KW 24/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXX

Die Anlassblumen blühen auch nach über
einer Woche noch.
Diese Woche reichte wieder für mehr als eine. Der Gatte und ich verbrachten so viel Zeit wie möglich miteinander, denn seine Nieren-Biopsie stand an, und wir wussten nicht, ob und wie er sie überstehen würde. Also richtete ich meinen Tagesablauf nach den Bedürfnissen des Gatten aus, soweit möglich. Zum Glück haben Chefs und Kolleginnen viel Verständnis.

Bevor es ins Krankenhaus ging, musste der Gatte nochmal zur Nephrologin wegen aktueller Blutwerte, und die verbreitete Optimismus, dass der Eingriff gut verlaufen werde. Das war bei den letzten Arztgesprächen anders, tat aber gut. Am OP-Tag wollte sich das Krankenhaus bis spätestens 10 Uhr melden, ob ein Bett frei ist. Falls nicht, hätten wir irgendwann wieder von vorne anfangen müssen. Der Anruf blieb aus, und als der Gatte Viertel nach zehn anrief, war niemand zu erreichen, aber schließlich fanden Gatte und Krankenhaus doch noch zusammen. 

In der Klinik war der Gatte erschlagen von der Größe der Anlage. Es ist eine kleine Stadt. Er musste zum Glück ins Hauptgebäude, wo ich bis vor gut einem Jahr öfter war und mich zurechtfand. Wir hatten abgemacht, dass ich bei ihm bleibe, bis er aus dem OP zurückkommt. Es war merkwürdig, sich im Krankenhaus ohne jegliche Corona-Maßnahmen bewegen zu können. Einzig der Spuckschutz an den Infotresen zeigte, dass wir uns in einer Normalitätssimulation bewegen. Die Klinik ist top organisiert und beeindruckte den Gatten damit - nachdem er nach anderthalb Stunden tatsächlich ein Bett erhielt. Bis dahin fanden alle Untersuchungen auf dem Flur statt (und das Bett, das kam, hatte so zerschlissene Bettwäsche, wie ich sie noch nie vorher sah, und ich schlief schon unter sehr primitiven Bedingungen, aber egal, ist ja kein Hotel).    

Als der Gatte zur Biopsie abgeholt werden sollte, fragte der Arzt routinemäßig, wann er zuletzt aß und fiel aus allen Wolken, dass der Gatte frühstückte. Die Nephrologin wusste nicht, dass der Gatte nüchtern sein sollte. Im Gegenteil: Sie riet ihm, er solle als Diabetiker ordentlich frühstücken, damit er nicht unterzuckere, weil er wegen der Biopsie kein Mittag bekäme. Dadurch gewann der Gatte eine Extra-Nacht im Krankenhaus, denn die Biopsie musste auf den kommenden Tag verschoben werden. Dass Biopsien nüchtern durchgeführt werden, ist eine Vorsichtsmaßnahme, falls es zu Komplikationen kommt, weitere Eingriffe erforderlich sind. 

Die Biopsie verlief gut, und gestern Mittag konnte ich den Gatten wieder abholen. Jetzt heißt es, auf die Ergebnisse zu warten, und den Gatten dazu zu bringen, sich noch zwei Wochen zu schonen, damit es keine inneren Blutungen gibt. 

Hier gilt seit mittlerweile 170 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und, seit der Übernahme meines früheren Elternhauses, Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Wegen der Biopsie und weil sich der Gatte schonen soll, haben wir zwei Wochen Baustellenpause. Wenn wir kommendes Wochenende wieder raus fahren, wird es einige Überraschungen geben. Der Gärtner riss den Schuppen komplett ab und ebnete die Fläche. Kurz sah es so aus, als stünde der Schuppen auf einem richtigen Fundament, aber es zeigte sich, dass es doch nur eine dünne Betondecke ist. Bevor da ein Anlehngewächshaus aufgestellt wird, muss ein Fundament gelegt werden. Das hat aber Zeit. Kommende Woche wird der Gärtner die Fläche für das Gartenhaus roden. Wir sind schon gespannt, wie der Garten dann aussieht. 

Jetzt, wo der Schuppen weg ist, könnten wir uns auch um einen Dachdecker kümmern, der ein neues Fallrohr installiert, an das eine Regentonne kommt - sofern das so einfach geht, wie wir uns das denken (und wir einen Dachdecker finden).

Montag bekam ich zufällig mit, wie sich vorm Schlafzimmerfenster der Wohnung zwei Männer darüber unterhielten, dass ein Gerüst aufgestellt werden soll - wieder mal. Wobei: Das letzte Gerüst wurde 2015 aufgestellt, insofern hatten wir lange Ruhe. Davor wurde vier, fünf Jahre jährlich der Garten platt gemacht, weil die Fassade saniert wurde. Jetzt ist es also wieder so weit, und ich bin froh, dass Magnolie, Apfelbaum und Schneeball schon umzogen. Sobald wir wissen, wann das Gerüst aufgebaut wird, ziehen Hochbeete und Pflanztröge um. Das sollten eigentlich die Umzugsleute machen, aber jetzt wird es wohl der Gärtner vorher erledigen.

Diese Woche wurde außerdem der alte Belag von der Kellertreppe entfernt, kommende Woche wird der neue verlegt. Der Fliesenleger hat nun endgültig abgesagt. Ich hatte das schon vermutet. Wir haben uns zwischenzeitlich ja ohnehin gegen das Fliesen des Kellers entschieden, weil es mit den Feuerschutztüren nicht passt. Ich überlege noch, ob ich im Flur und in meiner Werkstatt PVC haben möchte. Es sähe schon schöner aus und wäre weniger fußkalt, aber ich scheue die Kosten und die Arbeit, und in unseren beiden Stamm-Baumärkten gibt's keine PVC-Fliesen. Nun, wir gucken erstmal, wie die neue Treppe auszieht und was farblich dazu passt, messen unter den Feuerschutztüren und entscheiden dann. 

Bei Glaser und Tischler muss ich mich jetzt endlich in Erinnerung bringen. Beides ist aber nicht so wirklich umzugsrelevant, kann auch später erledigt werden. Heizungsbauer IV bekam die fehlenden Infos, und sollten wir nicht zusammenkommen, stünde Heizungsbauer V bereit - bei einem Plausch über den Gartenzaun stellte sich nämlich heraus, dass ein Nachbar in der Dispo bei einem Heizungsbauer arbeitet. Falls es mit Heizungsbauer IV nichts wird, sollen wir uns melden. 

Im Büro ist bei meinem Projekt die Hölle los. Ich könnte Überstunden über Überstunden machen - letzten Freitag arbeitete ich bis acht Uhr abends. Diese Woche machte ich mit Rücksicht auf den Gatten keine Überstunden, aber mindestens kommende Woche wird's nicht anders gehen. Ich überlege aktuell, ab Juli bis zum Umzug drei Heimbüro-Tage zu machen. Das wären genau die 60 Prozent, die ich maximal zu Hause arbeiten darf. Es würde mir zwei Stunden Stau jeden Sonntag sparen, weil ich dann Montag im Laufe des späten Vormittags fahren könnte. 

Mein Antrag auf stationäre Reha ist immer noch nicht beschieden. Ohne Langzeiterkrankung wird das also nichts, und ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte. Würde mir meine Arbeit nicht so viel Spaß machen, hätte ich schon längst die Waffen gestreckt. Aber es fällt mir immer schwerer, Stress-Symptomatiken wie Schwindel, Herzschmerzen und Panik zu ignorieren. Von Schlafstörungen und Unterleibsschmerzen rede ich gar nicht erst. Nun, nach der Pressekonferenz kann ich mir einen Nervenzusammenbruch nehmen ...  

Ansonsten kann ich hinter die Sterbegeldversicherung einen Haken machen, und jetzt, wo das erledigt ist, kommt sicher auch schnell die Rechnung des Bestatters. Die Danksagungen sind verschickt. Die Kirchengemeinde bedankte sich für die Spenden, und es spendete sogar Menschen, die ich nicht kannte, die auch keine Kondolenz schickten. Die ominöse Lebensversicherung meldete sich und verlangte Unterlagen wie eine beglaubigte Kopie des Testaments. Die bekam ich praktischerweise zeitgleich unaufgefordert vom Amtsgericht zugesandt, zusammen mit x Formularen, die ich bitteschön binnen drei Wochen auszufüllen habe. Kommende Woche muss ich mal zur Hamburger Filiale der zweiten Bank, bei der Mudderns ein Konto hatte, denn dafür brauche ich dringend einen Online-Zugang. Alle weitere Formalitäten dort haben hoffentlich Zeit bis nach dem Umzug. Die Bank hat nämlich sehr gewöhnungsbedürftige Öffnungszeiten, anders als unsere Hausbank. Die fehlenden Steuerunterlagen bekomme ich hoffentlich dieses Wochenende und damit fristgerecht zusammen.  

Dass wir eine Woche nicht auf der Baustelle waren, tat uns gut, denn das Pendeln ist einfach anstrengend. Leider schaffte ich nicht so viel im Haushalt, wie ich gewollt und gemusst hätte. Ich wusch zwar ein gutes Dutzend Maschinen voller Wäsche, aber die Grundreinigung der Wohnung schaffte ich nicht. Nach der Arbeit war ich entweder zu müde oder beim Gatten im Krankenhaus und dann zu müde. 

Auch wenn das Pendeln anstrengt: Im alt-neuen Haus ist es schöner, da ruhiger. In der Wohnung ist es wegen der Bolz- und Brüll-Blagen nicht möglich, auf Balkon oder Terrasse zu sitzen, also halten wir uns auch bei schönstem Sommerwetter meistens drinnen auf, wenn wir uns nicht schreiend unterhalten möchten. Das ist im alt-neuen Haus anders, sofern der linke Nachbar nicht gerade besoffen russisch-patriotische Lieder grölt. Die Nachbarskinder schaffen es tatsächlich, ohne Gebrüll und Gekreisch zu spielen, oder wie der Gatte jüngst feststellte: "Hier sind sogar die Kinder nett." 

Die Amseln haben sich inzwischen an uns gewöhnt und hüpfen bis unter den Tisch, um nach Brotkrumen zu suchen, wenn wir auf der Terrasse sitzen. Sie gewöhnen sich auch langsam daran, dass ich den großen Bottich mit Moderwasser, den sie zum Trinken und Baden nutzten, gegen eine Schale ersetzte. Nur die sonst so vorwitzigen Spatzen trauen sich noch nicht wieder richtig in den Garten. Der alte Apfelbaum schmollt nach dem Beschnitt nicht mehr, sondern trägt die ersten Äpfel. Der kleine Apfelbaum blühte zwar schön üppig, lässt sich mit den Äpfeln aber Zeit.    

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Beide freuten sich sehr über die Fotos der gemeinsamen Tage in Travemünde, die ich ihnen schickte. Weihnachten bekommen beide daraus einen Fotokalender. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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