Samstag, 9. Dezember 2023

Samstagsplausch KW 49/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXCV

Heiter geht's weiter ... 
In dieser Woche begann unser Umzug, und dementsprechend liegen unsere Nerven blank. Ich hatte Besprechung und Ablaufplan falsch verstanden, und der Gatte hatte sich von Anfang an ausgeklinkt, sagte, er verstehe ohnehin nichts. Das ist momentan ein echtes Problem. Es kommen einfach keine Infos mehr bei ihm an. Stattdessen behauptet er, ich vorenthalte ihm alle Informationen, wird panisch und aggressiv. Ich bin da ziemlich ratlos, zumal noch nicht mal aufschreiben hilft. Ich hoffe, das legt sich, wenn es etwas ruhiger für ihn wird, sonst haben wir ein ernsthaftes Problem. 

Ich dachte also, Donnerstag werden Schlafzimmer und Esszimmer nicht nur gepackt, sondern auch verladen, und fiel aus allen Wolken, als nur ein Mann vor der Tür stand statt der erwarteten fünf: Heute werde gepackt, morgen abgebaut, verladen, ins Haus gefahren, ausgepackt und aufgebaut. Okay ... Das wird sich dann die kommenden zwei Wochen so weiterziehen und bringt meine Zeitplanung etwas durcheinander. 

Dusseligerweise hatte ich im Haus noch nichts vorbereitet, weil ich dachte, das könne ich Donnerstag abends oder Freitag früh machen - und ich stand mit 20 belegten Brötchen da, denn wir hatten uns auf fünf Möbelpacker eingestellt, nicht auf einen. Und da ich so fest davon ausging, abends im Haus zu sein, ging mir zu spät auf, dass ich keine Unterwäsche zum Wechseln mehr habe, denn die war gepackt und die frische war im Haus, wo ich ja eigentlich schlafen sollte ... Trotzdem ins Haus zu fahren, war keine Lösung, denn der Gatte wäre an kommenden Tag komplett überfordert gewesen. Wir lernten auch: Wenn so ein Packer packt, packt er alles ein, was im Weg ist - und sei es eine leere Reisetasche. 

Dass ich den Umzugsplan so gründlich missverstand, hat aber auch sein Gutes: Als der Packer am frühen Nachmittag fertig war, konnte ich noch mit sechs Ikea-Taschen voller Bücher und Gedöns zum Recyclinghof fahren. Die hatte ich im Wohnzimmer gepackt, während der Packer das Schlafzimmer einpackte. Ich hätte nachmittags auch noch weiterpacken können, nur hatte ich keinen Platz, weil alles mit Kisten oder Möbeln vollgestellt war, ich die Taschen nicht ins Karlchen laden konnte, weil ich nicht weiß, wann ich wieder zum Recyclinghof komme. 

Abends telefonierte ich mit Schwiegermutter, die sich natürlich Gedanken macht, ob beim Umzug alles klappt. Sie beruhigte mich, dass es dem Gatten wieder besser geht, wenn er erstmal im Haus und zur Ruhe gekommen ist. Das Hin und Her mache ihn fertig. Ich hoffe, sie hat recht. Ich sehe ja aber auch, dass es dem Gatten deutlich besser geht, wenn er ein, zwei Tage im Haus ist und zur Ruhe kommt. Schwiegermutters Aussage bedeutet auch, dass sie sich mit unserem Umzug abfand. 

Donnerstag begann auch Chanukka - zwei Monate nach dem Simchat-Tora-Pogrom. Chanukka wird  leiser gefeiert als sonst, aber schon lange nicht mehr war es so wichtig, sich daran zu erinnern, dass es ein Licht in der Dunkelheit gibt. Bei uns brennen im zweiten Jahr in Folge keine Kerzen, sehr ungewohnt. Im letzten Jahr war's die Baustelle, die mich davon abhielt, in diesem Jahr ist es der Umzug. Da Chanukka aber erst am 15. Dezember endet, kann ich vielleicht zumindest noch die Lichterkette, die ich für das Esszimmerfenster kaufte, aufhängen. Das Fenster wird am kommenden Dienstag erneuert. 

Freitag standen dann fünf Möbelpacker vor der Tür, und der Chef der Brigade, der auch bei uns packt, sagte, sie hätten es hinbekommen, dass kommenden Montag nicht nur gepackt, sondern auch abgebaut wird. Das ist großartig! Das heißt nämlich, dass ich Dienstag früh um halb acht den Tischler in Empfang nehmen kann, nicht in Hamburg sein muss, nicht den Gatten mit dem Tischleralleine lassen muss. Im Laufe des Tages kommt dann der Umzugswagen. Das wird Stress, aber ich will möglichst viel vor meiner Reha erledigt haben.

Freitag um 15:15 Uhr standen im Haus die Schlafzimmerschränke, das Bett und das Sofa! Letzteres war sogar spiegelverkehrt zusammengebaut und frisch bezogen. Die Jungs fluchten während des Zusammenbaus ordentlich, und während wir ihnen zuguckten, fragten wir uns, wie es der Gatte vor vier Jahren alleine schaffte, das Sofa zusammenzubauen. 

Der Umzugsauftakt war also aufregend, aber im Großen und Ganzen dennoch entspannt, weil das Team eingespielt und umsichtig ist, mit meiner Überforderung und mit der Behinderung des Gatten umgehen kann. Als wir im Haus ankamen, war ja noch nichts vorbereitet, weil ich ja den Umzugsplan missverstand, und so schnappte sich einer der Möbelpacker mal eben den Staubsauger, während ein anderer durchwischte ... Ein Traum! Ich räumte in der Zeit das zukünftige Schlafzimmer aus.

Zu meiner Erleichterung passt das Bett tatsächlich ins Schlafzimmer! Allerdings gehen weder die Schlafzimmer- noch die Balkontür ganz auf. Mit der Schlafzimmertür hatte ich gerechnet, aber die Balkontür überraschte. Perspektivisch brauchen wir neue Fenster, und ich überlege, dann eine Schiebetür einbauen zu lassen. Erstmal warte ich aber ab, wie oft wir den Balkon tatsächlich nutzen, denn eine Schiebetür bedeutet auch einen neuen Rolladen, und wenn der unten ist, kann ich die Tür nicht zum Lüften öffnen ... So zieht eines das andere nach sich. 

Von der Aufregung um den Umzug abgesehen, war es eine ruhige Woche. Sonnabend erledigten wir den Wocheneinkauf und brachten vorher noch einiges zum Recyclinghof. Sonntag waren wir bei Schwiegermutter zum Wunschzettelschreiben, eine Familientradition am ersten Advent. Im letzten Jahr fiel das wegen der Baustelle aus, in diesem Jahr sorgte ich dafür, dass es wieder klappt, denn wer weiß,  wie lange wir das noch machen können. Montag arbeitete ich zu Hause und fuhr nach der Arbeit wieder zum Recyclinghof. Obwohl ich da so viel hinschleppe, habe ich nicht das Gefühl, dass die Wohnung leerer wird ... Dienstag und Mittwoch hatte ich ruhige Arbeitstage. Überorganisiert, wie ich bin, hatte ich zwei Tage vor meinem dreiwöchigen Urlaub quasi nichts mehr zu tun. Meine Vertretung ist eingearbeitet, wesentliche Weichen für das Projekt sind gestellt, einiges wurde in Absprache mit den Chefs von ihnen in der Dringlichkeit herabgestuft, damit es auch während meiner fünfwöchigen Reha möglichst reibungslos läuft, meine Vertretung möglichst nur die Routinearbeiten erledigen muss, bei denen sie sicher ist, niemand ohne mich wegweisende Entscheidungen zu meinem Mammutprojekt treffen muss. Ich habe zwar sehr deutlich gemacht, dass ich kein Problem damit habe, dass Chefs oder Vertretung die Entscheidungen treffen, finde es aber auch sehr nett, dass man wartet, bis ich wieder da bin.

Zwischendrin schaffte ich es, in der lindgrünen Hölle einen Kardiologen für den Gatten zu finden! Das ist großartig, denn wir müssen weder in den Hamburger Westen noch nach Harburg fahren. Stattdessen kann er ganz kommod zu Fuß zum Arzt gehen. Mehr noch: Der Gatte ist ab Januar auch Patient beim ehemaligen Hausarzt meiner Mutter! Eigentlich haben ja alle Hausarzte in der Kreisstadt Aufnahmestopp, aber hier hatte der Arzt ein Einsehen. Auch dahin kann der Gatte zu Fuß gehen - wir wohnen nun mal sehr zentral. Zusammen mit dem neuen Diabetologen, bei dem der Gatte kommende Woche zum ersten Mal ist, hat er dann fast alle Ärzte in seiner neuen Heimat bis auf die Nephrologin. Aber die Fachrichtung gibt es hier nicht, also bleibt er bei der Praxis in Hamburg. Mir gelang es immerhin schon mal, den Pneumologen zu wechseln, und ich hoffe, ich finde auch einen Gastroenterologen und einen Gynäkologen. Das spart zwei Wege. 

Sonntag schrieb ich meinen beiden Freundinnen in der lindgrünen Hölle, dass ich auf ihre Hilfe am zweiten Advent verzichten kann, weil ich den Rest alleine schaffe. Sie sollten stattdessen lieber mit ihren Familien zusammen sein. Die erste schrieb prompt zurück, sie habe sich für mich den Sonntag freigehalten, und wenn es für mich genug zu tun gäbe, wäre für sie auch Arbeit da, zu zweit mache es ja auch mehr Spaß. Sie käme trotzdem. Ich hatte Tränen in den Augen. Als ich Freitag unser Essen vom Schlachter holte, raunte mir die dort arbeitende Freundin zu, sie käme auch. Und schon wieder hatte ich Tränen in den Augen.

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Beruhigenderweise ruht der Bahnstreik erstmal, so dass Tante über Weihnachten und Silvester hin und zurück kommt (von den üblichen Bahnstörungen mal abgesehen). Ich bin gespannt, wann und wie wir Weihnachten bei Schwiegermutter sein werden, denn wir sind dann ja noch mitten im Umzug. Es wird sich finden.

Hier gilt seit mittlerweile 195 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch  vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

5 Kommentare:

  1. Bezüglich dem Umzug klingt das trotz des Missverständnisses gar nicht so übel. Da habt ihr scheinbar ein sehr gutes und mitdenkendes Team erwischt, wenn selbstständig der Staubsauger und der Wischer betätigt wird.
    Ich drücke euch die Daumen, dass der Rest, der wohl heute und die Tage abläuft gut geht und ihr dann beide in Ruhe im Haus ankommen könnt.
    LG Martha

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    1. Ja, das Team ist toll. Es ist sogar zum Teil das gleiche, das im Sommer 2020 Schwiegermutters Umzug machte. Weil es da so gut klappte, kamen wir auf das Unternehmen.

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  2. Kann ich dir am Wochenende irgendwie behilflich sein? Ich wollte ja schon die ganze Zeit schreiben aber die Erschöpfung und die grauenhaften politischen Lagen erledigen mich. Zum Glück gehe ich nächstes Jahr in Rente, Halleluja! Also am Wochenende könnte ich hier in Hamburg oder an eurem neuen Wohnort (solange ich nicht früh aufstehen muss ;)). Ansonsten könnte ich euch in der ersten Januarwoche beistehen, falls ich irgendetwas tun kann. Silvester wird dieses Jahr aber wohl leider nix. Können wir uns aber für nächstes Jahr vornehmen, oder,
    Viele liebe Grüße an euch beiden und eine faste Umarmung!
    Gundi

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    1. Liebe Gundi, ich habe dir eine WhatsApp geschickt 😀 Herzliche Grüße von Sabine

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  3. Kommentar weg? Ich schreibe vorsichtshalber nochmal, etwas kürzer. Also, falls ihr dieses Wochenende oder in der ersten Januarwoche Hilfe benötigt, am alten oder neuen Wohnort, stehe ich gerne zur Verfügung.
    Feste Umarmung an euch beide!
    Gundi

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.