Sonntag, 1. September 2024

Samstagsplausch KW 35/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXIII

Der Herbst naht mit großen Schritten.
Heute morgen wurde ich mit der Nachricht geweckt, dass gestern Abend die Leichen von sechs jungen Menschen gefunden wurden, die nur Minuten vor ihrer Befreiung von der Hamas ermordet wurden. 

Elf Monate gingen Hersh Goldberg-Polin, Carmel Gat, Almog Sarussi, Ori Danino, Eden Yerushalmi und Alexander Lobanov durch die Hölle. Nun haben ihre Familien grausame Gewissheit. Direkt danach kam die Nachricht, dass es einen erneuten Terroranschlag gab, dem drei Israelis zum Opfer fielen. Das muss die Feuerpause sein, der die Hamas zustimmte (und die Angriffe aus dem Libanon auf den Norden Israels gehen natürlich auch unvermindert weiter). Diese Nachrichten überlagern die Freude über die geglückte Befreiung von Qaid Farhan Alkadi zu Wochenbeginn. 

Hersh Goldberg-Polin, ein Amerikaner, war in einer Initiative aktiv, die mit israelischen und palästinensischen Kindern Fußball spielte, und Fan der deutschen Fußballclubs Werden Bremen und St. Pauli. Während um ihn und um die anderen Ermordeten getrauert wird, feiern die Hamas und ihre Unterstützer ihren Tod mit der Verteilung kostenloser Süßigkeiten.  

Wenn dieser Beitrag erscheint, werden gerade die Wahllokale in Thüringen und Sachsen geschlossen. In beiden Bundesländern wird dann die AfD die Mehrheit haben. Ich bin gespannt, welche der demokratischen Parteien zuerst umfällt und koaliert. Auf den Tag genau 85 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen, 81 Jahre nach dem Erlass zum Tragen eines Judensterns regiert wieder eine faschistische Partei. Super. Wenigstens die Nazis haben aus der Geschichte gelernt. 

Hier gilt seit mittlerweile 233 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

"Der Schrank kostete dich den letzten Nerv!", stellte der Gatte bedauernd fest, als mein Körper vorgestern die Notbremse zog - besser: Ziehen wollte. Ich kann es mir momentan schlichtweg nicht leisten, schlapp zu machen, also mache ich weiter, irgendwie. Es bleibt jeden Abend das Gefühl, wieder nicht alles geschafft zu haben, was ich schaffen müsste. Ich merke, dass ich gesundheitlich echt angeschlagen bin, aber es hilft nichts. Ich versuche, irgendwie mit Tabletten durchzuhalten.

Die beiden jungen Männer mit dem mobilen Hausmeisterservice meldete sich. Der Gatte und ich beschlossen, ihnen den Unglücksfall, den sie als Entschuldigung für ihre Absage nannten, zu glauben, wissen wir doch selbst, welche Achterbahnfahrten das Leben nehmen kann. Im zweiten Anlauf kamen sie wie besprochen, erwiesen sich auch "in echt" als höflich und plietsch. Ratzfatz waren vier Lampen an der Decke, war eine weitere Lampe repariert. Ende Oktober werden sie die letzten noch anstehenden Arbeiten ausführen. Einiges versucht der Gatte bis dahin selbst zu erledigen. Schafft er es nicht, übernehmen die jungen Männer. Das ist ein Kompromiss, mit dem ich leben kann. Ich will den Gatten ja nicht bevormunden, in dem ich von vornherein sage, dass er die Projekte, die er sich vornahm, nicht schafft. Ich weiß ja, er will, nur er kann nicht. Er soll sich auf die Projekte konzentrieren, die ihm Spaß machen, und das ist die Modellbahn. Es wäre schön, wenn er die Fertigstellung der Anlage noch erlebt.

Mein Kleiderschrank montierte jemand anderes, weil ich nach der kurzfristigen Absage der jungen Männer nicht wusste, was wird, dringend Ersatz brauchte. Sagen wir mal so: Der Schrank steht. Ich vermute, da dürfen die beiden jungen Männer demnächst auch noch mal ran, denn so wirklich zufrieden bin ich nicht, vor allem im direkten Vergleich der Arbeit dieses Handwerkers zur akkuraten und sauberen Arbeit der beiden jungen Männer.

Diese Woche brachte den Gatten-Geburtstag mit Besuch bei Schwiegermutter und Tante. Der Gatte hielt sich wacker, das Treffen verlief einigermaßen harmonisch. Zusammentreffen mit Tante sind ja ohnehin ein Vergnügen, aber mit Schwiegermutter ist es oft schwierig. Wenn nichts dazwischen kommt, werden wir Weihnachten mit Tante in Dachau feiern. 

Im Büro ist unsere Fusion mit einem anderen Institut jetzt fix und von allen Gremien genehmigt. Die ersten Werbematerialien wurden nach monatelanger Entwicklung von Logos, CI und CD jetzt in den Druck gegeben - nur dachte keiner der vielen hochbezahlten Köpfe daran, sie mal Korrekturlesen zu lassen. So geht's dann fehlerhaft in den Druck, denn Chefin schickte die Entwürfe erst rum, als alles schon im Druck war. Ich verscherzte mir Sympathien, als ich dennoch auf den Fehler hinwies. In der kommenden Woche werden unsere alten Telefone abgeschaltet. Wir bekommen neue Telefonnummern und telefonieren zukünftig über den PC.  Praktisch wäre es, wüssten wir unsere neuen Telefonnummern und hätten schon Headsets. Beides ist nicht der Fall. Das wird spannend.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

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