Mittwoch, 9. Oktober 2019

Der Verspätungsschal im August

Mein Verspätungsschal ist noch immer verspätet, passend zum HVV. Wie ich zu dem Projekt kam, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge zu dem Projekt findest Du hier.

Im August zählte ich 27 Fahrten mit 210 Minuten Verspätung, was 7,77 Minuten Verspätung pro Fahrt entspricht. Vier Fahrten waren mehr als 20 Minuten verspätet - eine mit 39 Minuten. Eine Entschädigung von jeweils 1 € gab's für 2 Fahrten. Die beiden anderen waren während des Zeitraums des Schienenersatzverkehrs (SEV), und da gilt: Was nicht fährt, kann nicht verspätet sein.

Der Verspätungsschal im August zeigt 27 Fahrten mit 210 Minuten Verspätung.
Der SEV sollte eigentlich zum 7. August, dem Ende der Sommerferien, beendet sein, war es aber nicht. Nur davon wusste das HVV-Portal nichts. Bei der Abfrage meiner Stammstrecke bekam ich dieses kryptische Ergebnis, das buchstäblich nicht zielführend war:

Mit der angezeigten Verbindung komme ich jedenfalls nicht ans Ziel.
Am 19. August kam's zu der paradoxen Situation, dass ich 3 Minuten verspätet am Dammtor losfuhr, aber 2 Minuten vor Fahrplan ankam, 36 Minuten Fahrzeit in 31 Minuten schaffte. S-Bahn und Bus waren so verspätet, dass ich mit einmal mehr Umsteigen die Verspätung aufholen konnte.

Ansonsten gab's auf der S1, die zum Flughafen fährt, so viele Ausfälle und Weichenstörungen, dass wir uns entschieden, lieber mit dem Auto zum Flughafen zu fahren und dort einen Dauerparkplatz zu mieten - ein eventueller Stau ist kalkulierbarer als die S-Bahn. Außerdem wollte ich vermeiden, dass ich mit gehbehindertem Gatten und vier Koffern irgendwo in einen spontanen SEV umsteigen oder um eins der raren SEV-Taxis kämpfen muss.

Mit dem Auto zum Flughafen zufahren, war eine sehr gute Idee: Bei der Hinfahrt morgens um halb 9 brauchten wir knapp 45 Minuten (statt 1:09 Stunde mit 2 Umstiegen, bei denen die Anschlüsse eh nicht klappen, also wären wir noch länger unterwegs), bei der Rückfahrt gegen 23 Uhr keine 30 Minuten (statt 1:05 Stunde mit 3 Umstiegen, bei denen die Anschlüsse eh nicht klappen, also wären wir noch länger unterwegs).

Dennoch ärgert es mich, das Auto nehmen zu müssen und Geld für einen Parkplatz ausgeben zu müssen, wo ich die HVV-Karte ohnehin habe. Aber da ich ankommen wollte, biss ich in den sauren Apfel. Die Alternative wären zwei Taxifahrten gewesen, nur ist bei der spätabendlichen Ankunft nicht gewährleistet, dass Taxen am Flughafen stehen, und ehe wir dann in der S-Bahn landen, nahmen wir lieber das eigene Auto.

Der August zeigte auch: Ich habe zu wenig Rocailles gekauft. Mit denen mache ich die rote Wolle, die für mehr als 20 Minuten Verspätung steht, sichtbarer, denn sie fällt sonst gegenüber der orangenen kaum auf. Im Juli und August brauchte ich das zweite Döschen auf.

Montag, 7. Oktober 2019

Stolpersteine für Leo Lippmann und Berthold Walter vor der Finanzbehörde (Gänsemarkt 36)

Montags gegen Nazis.
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst.

Stolpersteine für Leo Lippmann und Berthold Walter vor der Finanzbehörde.
Vor der Finanzbehörde am Gänsemarkt liegen seit 2007 zwei Stolpersteine für Leo Lippmann und Berthold Walter.

Walter wird am 19. März 1877 in München als sechstes von sieben Kindern geboren. Er macht eine Ausbildung zum Kaufmann und führt ab 1905 sehr erfolgreich einen Getreide- und Futtermittelgroßhandel. 1922 heiratet der 45jährige die 29jährige Herta. Ein Jahr später kommt Tochter Nora zur Welt und 1926 Tochter Lisa.

1929 muss Walter sein Geschäft aufgeben. In Bayern hat der Antisemitismus zugenommen, es wird propagiert, Futtermittel und Getreide nicht bei Geschäften mit jüdischen Inhabern zu kaufen. Schon gelieferte Ware wird nicht bezahlt.

Um seine Familie durchzubringen, versucht Walter, sich erst in Berlin, dann in Hamm und schließlich in Paris eine Existenz aufzubauen - vergeblich. 1935 kommt er nach Hamburg, alleine, in der Hoffnung, sich im Schutze der Anonymität der Großstadt als Hausierer durchschlagen zu können. Frau und Töchter bleiben in Paris.

Walter wird von der Finanzbehörde eine Handelserlaubnis verweigert. Ihm bleibt nur, sich als Hausierer durchzuschlagen. Immer wieder wird er als Jude gedemütigt, geschlagen, von Hunden gehetzt, erniedrigt. Am 7. August 1935 stürzt sich der 58jährige aus der siebten Etage in den Lichthof der Finanzbehörde in den Tod.

Die Finanzbehörde am Gänsemarkt.
Herta Walter und ihre Töchter Nora und Lisa überleben unter schwierigen Bedingungen im Exil und kehren nach der Befreiung nach Deutschland zurück. Hier leben die Nachfahren von Herta und Berthold Walter bis heute.

Der 1881 in eine wohlhabende liberal-jüdische Hamburger Familie hineingeborene Leo Lippmann ist Jurist und Staatsrat in der Finanzbehörde. Im Alter von 25 Jahren heiratet er die gleichaltrige Anna Josephine von der Porten. Das Paar bleibt kinderlos.

Lippmanns Karriere wird 1933 durch das "Gesetz zur Widerherstellung des Berufsbeamtentums" jäh beendet: Alle Juden werden aus dem Staatsdienst entlassen. Der 52jährige hofft vergeblich auf eine Rückkehr in den Staatsdienst - vergeblich. Zwei Jahre später wird Lippmann in den Vorstand der Jüdischen Gemeinde gewählt, ist dort für die Finanzen zuständig, wird schließlich stellvertretender Vorsitzender.

Im Frühsommer 1939 hätten die Lippmanns die Möglichkeit, Deutschland zu verlassen, entscheiden sich aber dagegen. Wenige Monate später ist Juden die Auswanderung verwehrt. Durch die rassistischen NS-Gesetze müssen sich die Lippmanns immer mehr einschränken, verlieren durch Auswanderung oder Freitod lieb gewonnene Menschen, müssen nichtjüdische Angestellte entlassen, Hab und Gut weit unter Wert verkaufen, da Juden beispielsweise der Besitz von Münzsammlungen untersagt ist, und schließlich umziehen, um in Reichweite der Gestapo zu sein, denn die Deportationen in die Vernichtungslager stehen bevor.

Ein Blick auf die Details des Bauschmucks lohnt innen wie außen. Hier ein Türgriff.
Lippmann erlebt die Deportationen der jüdischen Hamburger, die, nach einer ersten Deportation 1938, ab dem 25. Oktober 1941 systematisch durchgeführt werden. Spätestsens im Frühjahr 1943 scheinen sich Anna und Leo Lippmann für den Freitod entschieden zu haben, sollten sie deportiert werden, denn im März 1943 legt der 62jährige detailliert fest, wie er beigesetzt werden möchte.

Am 10. Juni 1943 besetzt die Gestapo die Räume der Jüdischen Gemeinde und Lippmann seine für den nächsten Tag geplante Deportation nach Theresienstadt mit. In der Nacht zum 11. Juni 1943 scheiden Anna und Leo Lippmann aus dem Leben.

Die ehemalige Kassenhalle der Finanzbehörde, heute ein Ausstellungssaal, ist seit 1993 nach Leo Lippmann benannt. Seit 2007 erinnert ein Stolperstein auf dem Gänsemarkt an ihn und an Berthold Walter. An Anna Lippmann erinnert ein Stolperstein vor dem letzten Wohnhaus des Paares in der Böttgerstraße.

Affiliate links mit Büchern zu Leo Lippmann:

Samstag, 5. Oktober 2019

Samstagsplausch KW 40/19: Herzlich willkommen

Das Altonaer Theater.
Mit Beginn der Theaterspielzeit könnte ich mich klonen, denn viele Produktionen muss ich beruflich sehen, manche möchte ich privat sehen, und das führt dazu, dass ich aktuell jeden Abend ins Theater gehen könnte.

Aber natürlich wähle ich aus, kann mir die Theaterbesuche mit einer Kollegin teilen (wen wir nicht gemeinsam gehen) und denke manchmal, das Stück läuft hoffentlich noch länger, das gucke ich später.

Zu den Produktionen, auf die ich mich wirklich freute, gehört "Herzlich willkommen", der vierte Teil der Kempowski-Saga im Altonaer Theater. Da war ich am Mittwoch, und wie beim dritten Teil, den ich im April sah, lautet mein Fazit: Hin da!

Das Stück setzt da ein, wo "Ein Kapitel für sich" endet. Walter Kempowski wurden nach acht Jahren Haft aus dem Gefängnis in Bautzen entlassen und geht zu seiner Mutter Grethe nach Hamburg. In Rückblenden wird der Gefängnisalltag in Bautzen beschrieben, wo Bruder Robert noch immer einsitzt.

Während Grethe Kempowski sich schnell einlebt, tut sich Walter schwerer. Ohne Ausbildung, ohne Ziel und Geld fühlt er sich von den Menschen, mit denen er es zu tun hat, nicht anerkannt und als Bürger zweiter Klasse. Er beginnt sein Studium, doch die Jahre in Bautzen haben ihre Spuren hinterlassen. Immer wieder erliegt er Anfällen von Melancholie. Doch in Göttingen, seiner Studienstadt, findet er die Frau fürs Leben und eine berufliche Perspektive: Er wird Dorfschullehrer und ist damit in jener Gesellschaft angekommen, die ihn als Ex-Häftling am Anfang keineswegs herzlich willkommen heißen wollte.

Axel Schneider ist eine unwahrscheinlich dichte und facettenreiche Darstellung der Nachkriegszeit gelungen, ohne Längen und mit viel Tempo. Das Ensemble um Johann Richter, der Walter Kempowski verkörpert, ist grandios. Schade nur, dass so wenig Besucher den Weg in diese ausgezeichnete Inszenierung finden. Ich wiederhole mich: Hin da! In zwei Wochen gibt es das Kempowski-Wochenende, eine gute Gelegenheit, alle vier Stücke nacheinander zu sehen.

Ansonsten habe ich mich über die Kollegin, die stets verneint, geärgert, denn sie fiel vor einem Vierteljahr wieder in ihr altes Verhaltensmuster zurück und ist entweder krank oder im Urlaub oder im Urlaub krank. Jetzt hatte ihre Laden-Kollegin elf Tage Urlaub, und prompt machte sie sich seit Wochen verrückt, weil sie im Laden vertreten müsse. Sie fühlt sich dadurch total gestresst und befürchtet, die Vertretung nicht zu schaffen.

Ich habe mal nachgerechnet: Von den 11 Urlaubstagen der Kollegin sind 5 Wochenende / Feiertag; 1 Tag hat die Kollegin frei wg. Teilzeit (Ladendienst: ich) und an 5 Tagen hat sie regulär ohnehin Ladendienst, egal, ob die andere Kollegin da ist oder nicht. Vertretungstage für sie: 0.

Die Kollegin zog es allerdings vor, krank zu werden, so dass das Team sie vertreten musste. Immerhin, gestern gesundete sie wieder, so dass Chef mich morgens ansmste, ich könne zu Hause bleiben.

Ich mag die Kollegin sehr gerne, aber das ist einfach unwahrscheinlich anstrengend. Ich habe absolutes Verständnis für Krankheit, falle zurzeit selbst viel aus, weil meine Migräne Party feiert, aber bei der Kollegin ist einfach ein Muster zu erkennen, das sie seit Jahren durchzieht. Hinzukommt, dass sie gegen die Beschwerden, die sie tatsächlich hat, nichts macht, weil sie jede Behandlungsform außer Bachblüten und Globuli ablehnt. Nun ja, ihre Verrentung in zwei Jahren ist einigermaßen absehbar.

In Planung unseres Februar-Urlaubs guckte ich gestern nach dem kleinen Häuschen in Bjerregård, in dem wir viele Jahre gerne urlaubten. Es hat nur wenig Komfort und ist winzig, aber für uns ist es einfach das schönste Ferienhaus. Wir fühlen uns dort zu Hause, und da der Gatte meinte, er könne sich ein Haus ohne Whirlpool vorstellen, suchte ich jetzt gezielt nach dem Haus - vergeblich: Im letzten Sommer ist das Haus abgebrannt, bis auf die Grundmauern.

Ich bin traurig, denn selbst, wenn dort wieder ein Haus gebaut wird, wird es sicher nicht mehr das alte hyggelige Häuschen sein, sondern zeitgemäßen Komfort bieten.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Ein schönes Wochenende und eine gute Woche!

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Donnerstag, 3. Oktober 2019

Häkeltasche in Blautönen (Anleitung Schachenmayr Design S9019)

Häkeltasche in Blautönen.
Während ich im Dienst meistens Schwarz trage, weil ich früh morgens die Klüsen noch nicht so weit auf bekomme, um zu gucken, ob Farben zusammenpassen, trage ich in der Freizeit gerne Blautöne.

Diese Tasche sollte ursprünglich zweifarbig werden, quasi eine Resteverwertung, weil ich von diesem Häkelkleid noch so viel Türkis über hatte, aber dann brauchte ich das Garn für was anderes und nahm deswegen noch Dunkelblau dazu.

Der Tasche liegt diese Schachenmayr-Anleitung zugrunde. Damit sich die Streifen harmonischen voneinander absetzen, arbeitete ich die Häkelschrift 2 mit einer zusätzlichen Runde fester Maschen, also über 5 statt 4 Runden.

Außerdem häkelte ich die Tasche höher, damit auch DinA4-Unterlagen kommod Platz finden. Sie hat eine Höhe von 42 cm statt 35 cm. Die Henkel arbeitete ich mit 41 cm statt 39 cm ebenfalls länger, damit meine dicken Arme kommod durchpassen. Praktischer Nebeneffekt der längeren Henkel: Im Lokal über eine Stuhllehne gehängt, steht die Tasche meistens auf dem Boden.

Da ich zwar große Handtaschen mag, aber ungern nach Portemonnaie, Fahrkarte, Taschentuch, Lippenstift und Schlüssel suche, strickte ich noch ein gestreiftes Täschchen, das mit einem gehäkelten Band an der Tasche befestigt wird.

"Wenn du ganz viele Taschen häkelst und das Hotel die verkauft, finanziert uns das den nächsten Urlaub", überlegte der Gatte, als die Tasche in einer Hotelbar abhing.

Tasche und Täschchen.
Insgesamt verarbeitete ich 600 g Baumwolle (Catania von Schachenmayr und Carina von GB).

Das gestrickte Täschchen hat die Maße 22 cm x 13 cm und einen Reißverschluss.
Dieser Beitrag nimmt teil an den Linkparties "Du für Dich am Donnerstag" und "Nix Plastix". Vielen Dank für's Sammeln!

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Ausgelesen: Bücher im September 2019

Eigentlich wollte ich im Mallorca-Urlaub hauptsächlich Mallorca-Krimis lesen, wegen Lokalkolorit und so, aber alle, die ich auf den Kindle lud, nahmen mich so gar nicht gefangen. Also landete ich bei Krimis, die auf den ostfriesischen Inseln spielen.

"Juister Mohn*" ist eine Gemeinschaftsarbeit der Autorinnen Elke Bergsma und Anna Johannsen. Zum Inhalt: Der Emder Hauptkommissar David Büttner sitzt auf gepackten Koffern, als ihn ein Anruf seiner Sekretärin in den beruflichen Alltag zurückholt: Auf der ostfriesischen Insel Juist wurde ein junges Paar in der Strandtoilette tot aufgefunden. Zunächst sieht alles nach einer Überdosis aus – bis der Staatsanwalt eine genauere Untersuchung fordert, denn bei der Toten handelt es sich um seine Nichte.

Auch die Kieler Hauptkommissarin Lena Lorenzen wird auf den mysteriösen Tod des Paares aufmerksam, gab es doch Monate zuvor in Sankt Peter-Ording einen ähnlich gelagerten Fall. Sie nimmt mit ihrem Kollegen Büttner Kontakt auf, der von ihrer Idee einer Zusammenarbeit zunächst jedoch wenig begeistert ist.

Letztlich aber gilt es, sich trotz aller Unterschiede zusammenzuraufen, denn am Tatort deutet ein Strauß von zehn Mohnblumen auf eine Verbindung beider Fälle und auf weitere geplante Morde hin. Für die beiden Kommissare beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, zumal sie wegen ungünstiger Wetterverhältnisse für mehrere Tage auf der Insel festsitzen.

Begeisterung löste das Buch nicht bei mir aus, aber es ist eine nette Urlaubslektüre. Ich fand es schade, dass immer wieder auf den vermeintlichen Unterschieden (Büttner verfressen und faul - Lorenzen plietsch und agil) herumgeritten wurde.

Besser gefiel mir da schon "Dünendämmerung*" von Johannes Wilkes mit Kommissar Mütze und seinem Lebensgefährten Klaus-Dieter. Die Krimi-Reihe begann in Erlangen und findet ihre Fortsetzung auf Spiekeroog, wo das Paar gerne urlaubt. Im Laufe der Zeit freundeten sie sich eng mit dem Inselpolizisten Ahsen an. Es war der erste Krimi, den ich aus der Reihe las, wird aber bestimmt nicht der letzte gewesen sein, denn das schräge Paar macht einfach Spaß.

Kurz nach der Ankunft des Paares wird in den Dünen ein Toter gefunden: ein Angestellter der Kurverwaltung, zuständig für die Herausgabe der Strandkorbschlüssel. Diesmal erhält Ahsen, der Inselpolizist, Unterstützung vom Festland. Kommissar Mütze atmet auf, aber dann begegnet ihm ein ehemaliger Mitschüler.

Mütze hat Heiko van Gehlen nie gemocht, den Sohn aus reichem Hause, dessen Yacht in der Marina vor Anker liegt. Durch ihn wird Mütze nach all den Jahren an den schrecklichen Tod eines Mitschülers erinnert. Er will endlich wissen, was in der Nacht ihrer Abi-Feier wirklich passiert ist. Welche Schuld hat er selbst daran? Und im Licht der Erinnerungen bekommt der aktuelle Mord an dem „Herrn der Strandkörbe“ plötzlich eine ganz andere Bedeutung.

Von Spiekeroog ging's nach Rocky Beach zu den drei Fragezeichen: "Skateboardfieber*" greift den alten Fall "Die silberne Spinne*" auf, ist rasant und spannend erzählt. Peter wird mit einem Spion verwechselt, verhaftet und nach einem spektakulären Ausbruch gejagt. Dabei will er doch eigentlich nur zu einem Skatertreffen! Dieser Band der Reihe macht wirklich Spaß!

Im August las ich ja schon einen Kluftinger-Krimi, der mir gefiel, und so freute ich mich, den aktuellen Band in der Onleihe zu ergattern. Im zehnten Band, der schlicht "Kluftinger*" heißt, wird der Allgäuer Kommissar Großvater und erinnert sich an seine eigene Jugend und seine Anfänge bei der Polizei. Bei der "Allerheiligen-Prozession entdeckt er auf de Friedhof eine Menschentraube, die ein frisch aufgehäuftes Grab umringt, darauf ein Holzkreuz – mit seinem Namen.

Nach außen hin bleibt Kluftinger gelassen. Als jedoch eine Todesanzeige für ihn in der Zeitung auftaucht, sind nicht mehr nur die Kollegen alarmiert – sein ganzes Umfeld steht Kopf. Um dem Täter zuvorzukommen, muss der Kommissar tief in seine eigene Vergangenheit eintauchen. Doch die Zeit ist knapp, denn alles deutet darauf hin, dass Kluftingers angekündigter Tod unmittelbar bevorsteht.

Nachdem das schon das zweite Kluftinger-Buch war, das mir großen Spaß machte, beschloss ich, die Reihe von Volker Klüpfel und Michael Kobr einmal von Anfang an zu lesen. Die Bände sind zwar in sich abgeschlossen, aber es macht mir einfach Spaß, die Entwicklung der Protagonisten zu verfolgen. In der Onleihe war nichts zu bekommen, aber die Altonaer Bücherhalle hatte ziemlich viele Bände auf Lager, also ging ich nach sechs Jahren tatsächlich mal wieder in die Bücherhalle, um analog auszuleihen.

Mit "Milchgeld*" beginnt die Kluftinger-Reihe. Der Kommissar blickt hinter die Kulissen der Lebensmittelindustrie, um einen Mord an einem Lebensmittelchemikers des örtlichen Milchwerks aufzuklären. Bei "Erntedank*" wird's mystisch: Auf der Brust eines toten Mannes in einem Wald bei Kempten liegt, sorgfältig drapiert, eine tote Krähe. Im Lauf der Ermittlungen taucht der Kommissar immer tiefer in die mystische Vergangenheit des Allgäus ein, und es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Mörder, bei dem die Zeit gegen ihn arbeitet. Denn alle Zeichen sprechen dafür, dass das Morden weitergeht. So interessant es ist, in die Allgäuer Sagenwelt einzusteigen, so langatmig ist die Handlung leider manches Mal, und der Leserin dämmern die Zusammenhänge schneller als den Ermittlern.

"Seegrund*" ist der für mich bislang spannendste Fall: Am Alatsee bei Füssen macht Kluftinger auf einem Familienausflug mit Frau, Sohn und Schwiegertochter in spe eine schreckliche Entdeckung: Am Ufer liegt ein Taucher in einer riesigen roten Lache. Was zunächst aussieht wie Blut, entpuppt sich als eine seltene organische Substanz aus dem Bergsee. Kluftinger, der diesmal bei den Ermittlungen sehr zu seinem Missfallen weibliche Unterstützung erhält, tappt lange im Dunkeln. Der Schlüssel zur Lösung des Falles liegt tief auf dem Grund des sagenumwobenen Sees.

In den Oktober gehe ich mit "Laienspiel*", dem vierten Kluftinger-Band, und tue mich momentan noch etwas schwer, den Einstieg zu finden.